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Diod. 15,49,1-4

TitelBiblioteke
AutorDiodorus Siculus
Zeitangabe1. Jh.v.Chr.
Originaltext κατὰ τὴν Ἰωνίαν ἐννέα πόλεις εἰώθεισαν κοινὴν ποιεῖσθαι σύνοδον τὴν τῶν Πανιωνίων, καὶ θυσίας συνθύειν ἀρχαίας καὶ μεγάλας Ποσειδῶνι περὶ τὴν ὀνομαζομένην Μυκάλην ἐν ἐρήμῳ τόπῳ. ὕστερον δὲ πολέμων γενομένων περὶ τούτους τοὺς τόπους οὐ δυνάμενοι ποιεῖν τὰ Πανιώνια, μετέθεσαν τὴν πανήγυριν εἰς ἀσφαλῆ τόπον, ὃς ἦν πλησίον τῆς Ἐφέσου. πέμψαντες δὲ θεωροὺς Πυθώδε, χρησμοὺς ἔλαβον ἀφιδρύματα λαβεῖν ἀπὸ τῶν ἀρχαίων καὶ προγονικῶν αὐτοῖς βωμῶν ἐξ Ἑλίκης τῆς ἐν τῇ τότε μὲν Ἰωνίᾳ, νῦν δὲ Ἀχαΐᾳ καλουμένῃ. οἱ μὲν οὖν Ἴωνες κατὰ τὸν χρησμὸν ἔπεμψαν εἰς Ἀχαΐαν τοὺς ληψομένους τὰ ἀφιδρύματα· οὗτοι δὲ πρὸς τὸ κοινὸν τῶν Ἀχαιῶν διαλεχθέντες ἔπεισαν διδόναι τὰ ἀξιούμενα. οἱ δὲ τὴν Ἑλίκην οἰκοῦντες, ἔχοντες παλαιὸν λόγιον ὅτι τότε κινδυνεύσουσιν ὅταν Ἴωνες ἐπὶ τοῦ βωμοῦ τοῦ Ποσειδῶνος θύσωσιν, ἀναλογιζόμενοι τὸν χρησμὸν ἀντέλεγον τοῖς Ἴωσι περὶ τῶν ἀφιδρυμάτων, λέγοντες μὴ κοινὸν τῶν Ἀχαιῶν, ἀλλ’ ἴδιον αὑτῶν εἶναι τὸ τέμενος· συνέπραττον δὲ τούτοις καὶ οἱ τὴν Βοῦραν οἰκοῦντες. τῶν δὲ Ἀχαιῶν κοινῷ δόγματι συγχωρησάντων, οἱ μὲν Ἴωνες ἔθυσαν ἐπὶ τοῦ βωμοῦ τοῦ Ποσειδῶνος κατὰ τὸν χρησμόν, οἱ δ’ Ἑλικεῖς τὰ χρήματα διαρρίψαντες τῶν Ἰώνων τούς τε θεωροὺς συνήρπασαν, ἠσέβησάν τε εἰς τὸ θεῖον. ἀνθ’ ὧν φασι μηνίσαντα τὸν Ποσειδῶνα διὰ τοῦ σεισμοῦ καὶ τοῦ κατακλυσμοῦ τὰς ἀσεβούσας πόλεις λυμήνασθαι. τοῦ δ’ ἐκ Ποσειδῶνος γεγονέναι τὴν μῆνιν ταῖς πόλεσί φασιν ἐμφανεῖς ἀποδείξεις ὑπάρχειν διὰ τὸ τῶν σεισμῶν καὶ τῶν κατακλυσμῶν τοῦτον τὸν θεὸν ἔχειν διειλῆφθαι τὴν ἐξουσίαν, καὶ διὰ τὸ δοκεῖν τὸ παλαιὸν τὴν Πελοπόννησον οἰκητήριον γεγονέναι Ποσειδῶνος, καὶ τὴν χώραν ταύτην ὥσπερ ἱερὰν τοῦ Ποσειδῶνος νομίζεσθαι, καὶ τὸ σύνολον πάσας τὰς ἐν Πελοποννήσῳ πόλεις μάλιστα τῶν ἀθανάτων τὸν θεὸν τιμᾶν τοῦτον.
Quelle F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca historica, Bd. 3, Buch XIII-XV.
Übersetzung In Ionien pflegen neun Städte die Feier der Panionia auszurichten und an einem entlegenen Ort namens Mykale gemeinschaftlich dem Poseidon von alters her ehrwürdige, außergewöhnliche Opfer darzubringen. Als in späteren Zeiten jener Landstrich von Kriegen bedroht wurde und sie die Panionia nicht mehr abhalten konnten, verlegten sie die Festversammlung an einen sicheren Ort nahe Ephesos. Einer Gesandtschaft, die sie nach Pytho [Delphi] geschickt hatten, wurde ein Orakelspruch zuteil, demzufolge sie Nachbildungen der alten, von ihren Vorvätern errichteten Altäre in Helike, das in dem damals Ionien, jetzt aber Achaia genannten Gebiet lag, anfertigen lassen sollten. Daraufhin schickten die Ionier dem Orakel gemäß nach Achaia eine Abordnung mit dem Auftrag, Abbilder der Altäre herzustellen lassen. Sie sprachen vor der Versammlung der Achaier und erreichten, daß diese ihnen das Erwünschte gewährten. Allein die Bewohner von Helike wussten um die alte Weissagung, wonach sie in Gefahr geraten sollten, wenn Ionier auf dem Altar des Poseidon opferten, und sie verweigerten aufgrund dieses Spruches den Ioniern die Nachbildungen. Sie erklärten, daß der heilige Bezirk nicht Gemeinbesitz der Achaier sei, sondern ihnen alleine gehörte, und hierbei fanden sie auch die Unterstützung der Einwohner von Bura. Da aber die Achaier durch gemeinsamen Beschluß ihre Einwilligung gegeben hatten, opferten die Ionier gemäß der Anweisung des Orakels auf dem Altar des Poseidon, woraufhin die Leute von Helike die Opfergaben der Ionier zerstreuten, ihre Gesandten festnahmen und sich so an der Gottheit versündigten. Man sagt, dieser Frevel hätte Poseidon derart erzürnt, daß er durch Erdbeben und Flutwelle die gottlosen Orte vernichtete. Dafür aber, daß es Poseidons Groll war, der über jene Städte hereingebrochen ist, gibt es wohl deutliche Anzeichen. Erstens gilt es als sicher, daß dieser Gott über Erdbebewegungen und Wasserfluten gebietet, zweitens ist es alter Glaube, daß die Peloponnes eine Wohnstätte des Poseidon und ihm dieses Land gewissermaßen als heiliger Besitz zugehörig sei, und weiterhin verehren ganz allgemein sämtliche Städte der Peloponnes unter den Unsterblichen gerade diesen Gott am tiefsten.
Quelle der ÜbersetzungO. Veh, Diodoros: Griechische Weltgeschichte, Bd. 4, Buch XIV-XV.
Kommentar Im Zuge seiner Beschreibungen der Ereignisse des Jahres 373/372 v.Chr. kommt Diodor auf ein Erdbeben und eine Flutwelle zu sprechen, das auch Helike auslöscht. Dies nimmt der Historiograph zum Anlass, die Gründe für die Katastrophe auszuforschen und näher auf den Ort und seinen Hauptgott sowie auf das Panionion näher einzugehen. Letzteres ist das zentrale Heiligtum der Ionier (vgl. Hdt. 1,142f.), wo auch ein Opfer für Poseidon Helikonios stattfindet (vgl. Strab. 8,7,2). Zu diesem Bund zählen in historischer Zeit zwölf Städte, an deren Spitze Ephesos und Milet stehen, letzteres später jedoch ausgeschlossen wird (vgl. Hdt. 1,141,4). Die Ratsmitglieder des archaischen Panionion politische Beschlüsse können fassen (Hdt. 1,141,4; 170; 5,109; 6,7). Dieser Zusammenschluss der Ionier kann als ein Paradebeispiel eines Bundes gelten, der ursprünglich rein kultische Funktionen hat, später jedoch gewisse politische Kompetenzen übernimmt. Nach der Niederlage der Ionier gegen die Perser bei Lade 494 v.Chr. wird der Bund erneuert und nach Diod. 15,49,1 in die Gegend von Ephesos verlegt. Aufgrund eines Orakelspruches wollen die Ionier, wie her beschrieben, Nachbildungen der ursprünglichen Altäre in Helike anfertigen, was ihnen von den nun dort wohnenden Achaiern aber aufgrund einer Weissagung verwehrt wird. Die Gesamtheit der Achaier – gemeint ist wohl der Achaiische Bund – jedoch stimmt dem Ansinnen der Ionier zu, woraufhin die Achaier von Helike das Opfer stören. Aufgrund dieses Frevels schickt Poseidon, dem diese Stätte geweiht ist, als Strafe die eingangs erwähnte Flutwelle und das Erdbeben, welches Helike zerstört. Die Stelle weist auf die große Bedeutung des Heiligtums für Ionier, wenn auch im 4. Jahrhundert unter anderen Vorzeichen als zur Zeit des archaischen Panionions.
Belegstellen Hdt. 1,141,4Panionion ; Hdt. 1,142,1; Hdt. 1,143,2-3; Hdt. 1,148; Hdt. 1,170; ab. 8,7,2; Paus. 7,24,5f.; . 8,7,2; Paus. 7,24,5f.
SchlagwortPanionion, Heiligtum, Rat, Orakel
Geographische ZuordnungHelike
Ethnische GruppenIonier, Achaier
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.389