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Plat. epist. 336c-d

TitelEpistulae
AutorPlaton
Zeitangabe4. Jh.v.Chr.
Originaltext ὅμως δὲ μιμεῖσθαι μὲν συμβουλεύω Δίωνα ὑμῖν τοῖς φίλοις τήν τε τῆς πατρίδος εὔνοιαν καὶ τὴν τῆς τροφῆς σώφρονα δίαιταν, ἐπὶ λῳόνων δὲ ὀρνίθων τὰς ἐκείνου βουλήσεις πειρᾶσθαι ἀποτελεῖν—…— τὸν δὲ μὴ δυνάμενον ὑμῶν Δωριστὶ ζῆν κατὰ τὰ πάτρια, διώκοντα δὲ τόν τε τῶν Δίωνος σφαγέων καὶ τὸν Σικελικὸν βίον, μήτε παρακαλεῖν μήτε οἴεσθαι πιστὸν ἄν τι καὶ ὑγιὲς πρᾶξαί ποτε, τοὺς δὲ ἄλλους παρακαλεῖν ἐπὶ πάσης Σικελίας κατοικισμόν τε καὶ ἰσονομίαν ἔκ τε αὐτῆς Σικελίας καὶ ἐκ Πελοποννήσου συμπάσης, φοβεῖσθαι δὲ μηδὲ Ἀθήνας· εἰσὶ γὰρ καὶ ἐκεῖ πάντων ἀνθρώπων διαφέροντες πρὸς ἀρετήν, ξενοφόνων τε ἀνδρῶν μισοῦντες τόλμας.
Quelle J. Burnet, Platonis opera, Bd. 5.
Übersetzung Nehmt Euch Dion zum Vorbild in seiner Sorge für die Vaterstadt und seiner besonnen Gestaltung des täglichen Lebens; jedoch versucht, unter günstigeren Vogelzeichen seine Absichten zu vollenden (…). Wer von Euch aber nicht dorisch leben kann nach Art der Väter, sondern die sizilianische Lebensweise, die der Mörder Dions, verfolgt, den ruft nicht herbei und glaubt auch nicht, er könne jemals etwas Zuverlässiges und Sinnvolles leisten. Die anderen ruft herbei, um in ganz Sizilien Siedlungen zu gründen und ein gerechtes Gesetz einzuführen, aus Sizilien selbst, aus der ganzen Peloponnes – und nicht einmal Athen braucht Ihr zu fürchten, denn es gibt auch dort Menschen, die sich vor allen anderen durch ihre Tüchtigkeit auszeichnen und die Dreistigkeit von Männern, die ihre Gastfreunde umbringen, verabscheuen.
Quelle der ÜbersetzungD. Kurz, F. Schleiermacher, Platon: Werke, Bd. 5.
Kommentar Dieses Zitat entstammt dem siebenten Brief Platons, der an die Verwandten und Vertrauten des verblichenen Dion gerichtet ist, konkret erteilt der Verfasser hier den Anhängern Dions Ratschläge. Dion, Schwager und Schwiegersohn Dionysos’ I. von Syrakus, ist Platon seit seinem ersten Sizilienaufenthalt 388 v. Chr. freundschaftlich verbunden und gilt als Verfechter der Lehren des Philosophen. Ob seiner Umtriebe, den Staat in diesem Sinne umzugestalten, wird er verbannt und geht nach Griechenland, kehrt 357 v. Chr. zurück und erlangt nach wechselvollen Ereignissen eine tyrannenähnliche Stellung. Zur verfassungsgebenden Versammlung beruft er Korinther und Syrakusaner, also Dorer, ein. Mehrere Könige, zu denen auch Dion zählen soll, werden nebst Gesetzeswächtern mit der Leitung des Staates beauftragt. Diese Neuordnung stößt jedoch auf breite Ablehnung und so wird der zunehmend als Tyrann betrachtete Dion 354 v. Chr. ermordet, was Sizilien für zehn Jahre Unruhen beschert. Die Lebensweise des Dion wird, zumindest teilweise, mit der dorischen gleichgesetzt, welche nach Platon hier v. a. „Sorge für die Vaterstadt“ und „besonnene Gestaltung des täglichen Lebens“ beinhaltet. Im Gegensatz dazu verkörpern die Gegner Dions die sizilianische, eine schlechtere Lebensweise, die kurz charakterisiert wird. Anhänger der Lebensweise des Dion stellen für Platon das Ideal dar, sie sind es auch, die nach Sizilien kommen und an der Regierung teilhaben sollen.
SchlagwortMentalität
Geographische ZuordnungSizilien
Ethnische GruppenDorer
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.262