Titel | Historien |
Autor | Herodot |
Zeitangabe | 5. Jh.v.Chr. |
Originaltext |
Ἡρακλείδας, τῶν οὗτοί φασι ἀποκτεῖναι τὸν ἡγεμόνα ἐν <τῷ> Ἰσθμῷ, τοῦτο μὲν τούτους πρότερον ἐξελαυνομένους ὑπὸ πάντων Ἑλλήνων ἐς τοὺς ἀπικοίατο φεύγοντες δουλοσύνην πρὸς Μυκηναίων, μοῦνοι ὑποδεξάμενοι τὴν Εὐρυσθέος ὕβριν κατείλομεν, σὺν ἐκείνοισι μάχῃ νικήσαντες τοὺς τότε ἔχοντας Πελοπόννησον.
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Quelle |
Ph.-E. Legrand, Hérodote. Histoires, Buch VIII.
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Übersetzung |
Wir [die Athener] allein haben die Herakliden aufgenommen, deren Führer diese Leute [die Tegeaten], wie sie behaupten, auf dem Isthmos getötet haben, dieselben, die früher von allem Griechen ausgewiesen wurden, zu denen sie auf ihrer Flucht vor dem Joch der Mykener kamen, und haben den Übermut des Eurystheus gedemütigt, indem wir mit ihnen zusammen die damaligen Herrn der Peloponnes im Kampf besiegten.
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Quelle der Übersetzung | J. Feix, Herodot: Historien, Bd. 2, Buch VI-IX. |
Kommentar |
Tegeaten und Athener streiten im Vorfeld der Schlacht von Plataiai um den Anspruch auf einen Flügel des Heeres (wohl den linken, denn der rechte steht den Lakedaimoniern zu) gegen die Perser. Im Zuge dessen argumentieren die Tegeaten mit ihrer Rolle in der Geschichte der Peloponnes: Zur Zeit des Einfalles der Herakliden unter Hyllos besiegt ihr Führer Echemos den Herakliden, weswegen ihnen in der Folgezeit die Führung eines Flügels gebührt, wenn das Heer der Peloponnesier gemeinsam auszieht (Hdt. 9,26). Die Athener hingegen argumentieren vor den Lakedaimoniern mit ihrer Aufnahme der Herakliden (vgl. Diod. 4,57,2-4).
Die Vorgeschichte ist Folgende: Die Herakliden verlassen Athenai (so u. a. Paus. 1,32,3) bzw. die Tetrapolis (so u. a. Pherekydes FGrH 3 F84), nachdem der Herakles-Sohn Hyllos den König von Mykenai, Eurystheus, der sie ob einer seiner Meinung nach steigenden Bedrohung seiner Herrschaft durch die Herkliden angreift, getötet hat. Ein Orakel rät dem Hyllos, bis zur dritten Frucht mit der Rückkehr zu warten, dies falsch interpretierend versucht er drei Jahre später die Peloponnes zu erobern und stirbt im Zweikampf mit Echemos von Tegea. Die athnische Version des Mythos, nach dem die Herakliden in Athen Aufnahme finden (siehe z. B. Eur. Herakleid.), bindet die Herakliden und damit die Dorer und Lakedaimonier in positivem Sinne an Athen. Xen. hell. 6,3,6 zeigt eine ähnliche Annäherung der von Athen rekonstruierten gemeinsamen Geschichte mit Lakedaimonien, wenn er in der Friedensrede des Kallias diesen betonen lässt, dass Triptomelos, Ahnherr der Athener, den mit den Lakedaimoniern verbundenem Herakles und den Dioskuren die heiligen Geheimnisse der Demeter beibrachte.
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Belegstellen | Pherekydes FGrH 3 F84; Diod. 4,57,2-4; Diod. 12,45,1 |
Schlagwort | Herakliden, Siedlungsgeschichte |
Geographische Zuordnung | Athen, Peloponnes |
Ethnische Gruppen | Dorer |
BearbeiterIn | Anna Trattner-Handy |
Permalink | https://gams.uni-graz.at/o:ethnos.203 |