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Diod. 12,54,1

TitelBiblioteke
AutorDiodorus Siculus
Zeitangabe1. Jh.v.Chr.
Originaltext  Ἀθηναῖοι δὲ καὶ πάλαι μὲν ἦσαν ἐπιθυμηταὶ τῆς Σικελίας διὰ τὴν ἀρετὴν τῆς χώρας, καὶ τότε δ’ ἀσμένως προσδεξάμενοι τοὺς τοῦ Γοργίου λόγους ἐψηφίσαντο συμμαχίαν ἐκπέμπειν τοῖς Λεοντίνοις, πρόφασιν μὲν φέροντες τὴν τῶν συγγενῶν χρείαν καὶ δέησιν, τῇ δ’ ἀληθείᾳ τὴν νῆσον σπεύδοντες κατακτήσασθαι.
Quelle F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca historica, Bd. 2, Buch V-XII.
Übersetzung Schon seit langem waren die Athener wegen der Fruchtbarkeit des Landes auf Sizilien begierig und nahmen deshalb gerne die Erklärungen des Gorgias entgegen und beschlossen, den Leontinern ein Hilfskontingent zuzusenden. Als Vorwand diente ihnen die Notlage und die Bitte ihrer Blutsverwandten, in Wahrheit aber wollten sie die Insel in Besitz nehmen.
Quelle der ÜbersetzungO. Veh, Diodoros: Griechische Weltgeschichte, Bd. 3, Buch XI-XIII.
Kommentar Diese Erörterungen des Diodor beziehen sich auf Ereignisse des Jahres 427 v.Chr., als die Leotinoi bei den Athenern um Hilfe gegen das sie bedrängende Syrakus ansuchen (Diod. 12,53,1). Dabei bleibt die Verwandtschaftzwischen Athen und Leontinoi, die sich auf das gemeinsame Ioniertum bezieht, nicht unerwähnt. Diodor erkennt dabei den Wunsch der Athener, Sizilien zu erobern, als das wahre Motiv der Athener, um ihren Stammverwandten zu helfen, was bereits bei Thukydides überliefert ist (6,6,1-2). Auch bei seinen Beschreibungen der Ereignisse vor und während der Sizilianischen Expedition (Buch 6 und 7) spricht Thukydides immer wieder von der Instrumentalisierung von Stammverwandtschaft bei Ioniern/Athenern (vgl. 6,6,1-2; 9,1; 46,2; 50,4; 82,2-3; 84,2-3) wie Dorern/Lakedaimoniern (vgl. 3,86,2; 4,64,3-5; 61,2-4; 6,6,2; 76,2-4; 80,3; 7,5,4; 57,1-58,3), was vor allem in Reden der Protagonisten Ausdruck findet. Eine gemeinsame ethnische Zugehörigkeit zählt auch bei Anaximen. 2,26 = Aristot. rhet. Alex. 1425a als eine legitimierende Maßnahme für militärische Auseinandersetzungen im Allgemeinen.
BelegstellenDiod. 12,53,1; Diod. 12,83,1-3; Thuk. 3,86,2-3; Thuk. 4,64,3-4; Thuk. 4,61,2-4; Thuk. 6,6,1-2; Thuk. 6,9,1; Thuk. 6,46,2; Thuk. 6,50,4; Thuk. 6,76,2-4; Thuk. 6,82,2-3; Thuk. 6,84,2-3; Thuk. 7,5,4; Thuk. 7,57,1-58,3
SchlagwortKriegsbündnis
Geographische ZuordnungSizilien
Ethnische GruppenIonier
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.115