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Diod. 12,45,1

TitelBiblioteke
AutorDiodorus Siculus
Zeitangabe1. Jh.v.Chr.
Originaltext Λακεδαιμόνιοι δὲ μετὰ Πελοποννησίων καὶ τῶν ἄλλων συμμάχων ἐνέβαλον εἰς τὴν Ἀττικὴν τὸ δεύτερον. ἐπιπορευόμενοι δὲ τὴν χώραν ἐδενδροτόμουν καὶ τὰς ἐπαύλεις ἐνεπύριζον, καὶ πᾶσαν σχεδὸν τὴν γῆν ἐλυμήναντο πλὴν τῆς καλουμένης Τετραπόλεως· ταύτης δ’ ἀπέσχοντο διὰ τὸ τοὺς προγόνους αὐτῶν ἐνταῦθα κατῳκηκέναι καὶ τὸν Εὐρυσθέα νενικηκέναι τὴν ὁρμὴν ἐκ ταύτης ποιησαμένους· δίκαιον γὰρ ἡγοῦντο τοῖς εὐηργετηκόσι τοὺς προγόνους, παρὰ τῶν ἐκγόνων τὰς προσηκούσας εὐεργεσίας ἀπολαμβάνειν.
Quelle F. Vogel (nach I. Bekker, L. Dindorf), Diodori bibliotheca historica, Bd. 2, Buch V-XII.
Übersetzung Die Lakedaimonier fielen nun mit den Peloponnesiern und ihren übrigen Bundesgenossen zum zweiten Male in Attika ein. Bei ihrem Marsch durch das Land fällten sie die Fruchtbäume, verbrannten die Gehöfte und verwüsteten beinahe das ganze Land mit Ausnahme der sogenannten Tetrapolis; diesen Landstrich ließen sie unberührt, da ihre Vorfahren dort gewohnt und nach ihrem Auszug von hier den Eurystheus besiegt hatten. Sie hielten es nämlich für recht und billig, daß sie Wohltäter ihrer Ahnen von deren Nachfahren die entsprechenden Wohltaten empfingen.
Quelle der ÜbersetzungO. Veh, Diodoros: Griechische Weltgeschichte, Bd. 3, Buch XI-XIII.
Kommentar Diodor bezieht sich hier auf die Ereignisse des Jahres 430 v.Chr., als die Spartaner unter Archidamos zum zweiten Mal in Attika einfallen. Dabei richten sie beträchtlichen Schaden an, schonen aber die Tetrapolis, da hier einst die Herakliden Aufnahme gefunden haben: Nach dem Tode Herakles finden seine Nachkommen auf der Flucht vor dem mykenischen König Eurystheus Aufnahme in Trachis, als sie erwachsen werden, bedroht Eurystheus den König dieser Landschaft mit Krieg, sollte er die Herakliden nicht des Landes verweisen, da Eurystheus um seine Herrschaft, die er durch die Herakles-Söhne gefährdet sieht, fürchtet. Aufgrund der militärischen Überlegenheit des Eurystheus ziehen die Herakliden freiwillig ab und finden nur bei den Athenern Aufnahme, die sie in der attischen Tetrapolis ansiedeln (so auch Pherekydes FGrH 3 F84). Diese wohl durch die Athener selbst konstruierte Anbindung der Geschichte Athens an jene der Herakliden dient auch in historischer Zeit zur Legitimierung von gewissen Ansprüchen der Athener, so beanspruchen sie vor der Schlacht von Plataiai gegenüber den Lakedaimoniern vor den Tegeaten einen Flügel des Heeres gegen die Perser und verweisen dabei auf die Aufnahme der Herakliden in Athen sowie darauf, dass sie zusammen mit ihnen schließlich den Eurystheus besiegen (Hdt. 9,27,2-3).
BelegstellenDiod. 4,57,2-4; Pherekydes FGrH 3 F84; Hdt. 9,27,2-3
SchlagwortHerakliden
Geographische ZuordnungAttika
Ethnische GruppenDorer
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.113