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Aristot. pol. 1269a-b

TitelPoltitica
AutorAristoteles
Zeitangabe4. Jh.v.Chr.
Originaltext ὅτι μὲν οὖν δεῖ τῇ μελλούσῃ καλῶς πολιτεύεσθαι τὴν τῶν ἀναγκαίων ὑπάρχειν σχολήν, ὁμολογούμενόν ἐστιν· τίνα δὲ τρόπον ὑπάρχειν, οὐ ῥᾴδιον λαβεῖν. ἥ τε γὰρ Θετταλῶν πενεστεία πολλάκις ἐπέθετο τοῖς Θετταλοῖς, ὁμοίως δὲ καὶ τοῖς Λάκωσιν οἱ εἵλωτες (ὥσπερ γὰρ ἐφεδρεύοντες τοῖς ἀτυχήμασι διατελοῦσιν)· περὶ δὲ τοὺς Κρῆτας οὐδέν πω τοιοῦτον συμβέβηκεν. αἴτιον δ’ ἴσως τὸ τὰς γειτνιώσας πόλεις, καίπερ πολεμούσας ἀλλήλαις, μηδεμίαν εἶναι σύμμαχον τοῖς ἀφισταμένοις διὰ τὸ μὴ συμφέρειν <ταῖς> καὶ αὐταῖς κεκτημέναις περιοίκους, τοῖς δὲ Λάκωσιν οἱ γειτνιῶντες ἐχθροὶ πάντες ἦσαν, Ἀργεῖοι καὶ Μεσήνιοι καὶ Ἀρκάδες· ἐπεὶ καὶ τοῖς Θετταλοῖς κατ’ ἀρχὰς ἀφίσταντο διὰ τὸ πολεμεῖν ἔτι τοῖς προσχώροις, Ἀχαιοῖς καὶ Περραιβοῖς καὶ Μάγνησιν.
Quelle W. D. Ross, Aristotelis politica.
Übersetzung Es herrscht darüber Einigkeit, daß in einem Staat, der sich einer guten politischen Ordnung erfreuen soll, die Bürger ein Leben der Muße, unbelastet von den Tätigkeiten, die der Sicherung der Lebensbedürfnisse dienen, leben müssen. Aber eine Art und Weise, wie diese Muße gesichert werden kann, lässt sich nicht leicht herausfinden. Nicht nur haben sich bei den Thessalern häufig die Penesten gegen die thessalischen Herren erhoben, sondern auch die Heloten gegen die Spartiaten –sie liegen sozusagen fortwährend auf der Lauer, um sie in Unglücksfälle zu treffen. Bei den Kretern gibt es allerdings noch keine Vorfälle dieser Art, vielleicht weil keiner der benachbarten Staaten trotz ihrer ständigen Kriege gegeneinander die aufsässigen (Sklaven) unterstützt; denn dies wäre für sie nicht von Vorteil, da sie selber Periöken haben; die Spartaner hatten jedoch alle Nachbarn zu erbitterten Feinden: die Bewohner der Argolis, die von Messenien und die Arkader. Und auch (die Penesten) erhoben sich bei den Thessalern zu Anfang, weil diese noch in Kriege mit den Nachbarn, den Achäern, Perrhaebern, und den Einwohnern von Magnesia, verwickelt waren.
Quelle der ÜbersetzungM. Chambers, Aristoteles: Politik, Bd. 9/II, Buch II-III.
Kommentar Aristoteles untersucht hier die lakedaimonische und kretische Verfassung im Vergleich. Er stellt also zwei „dorische Verfassungen“ gegenüber, wobei der lakedaimonischen zuweilen nachgesagt wird, ihr Vorbild in der kretischen zu haben (vgl. u. a. Aristot. pol. 1271b). Dabei stellt er für Sparta sowie für Thessalien fest, dass sich die jeweiligen Staatssklaven immer wieder gegen ihre Herrn erheben. In Kreta hingegen passierte derartiges nicht, da die Kreter mit ihren Nachbarn nicht wie die Spartaner oder Thessaler in Feindschaft lebten. Aristoteles kritisiert des Öfteren die Mängel der Spartanischen Verfassung, verschuldet sind diese seiner Ansicht nach vom Gesetzgeber selbst (so E. Schütrumpf, Aristoteles: Politik, Bd. 2 und 3, 94).
SchlagwortThessaler, Kreter, Penesten, Heloten, Argolis, Messenien, Arkader, Achaier, Perrhaiber, Magnesia, Aufstand
Geographische ZuordnungThessalien, Peloponnes
Ethnische GruppenThessaler
BearbeiterInAnna Trattner-Handy
Permalinkhttps://gams.uni-graz.at/o:ethnos.104