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Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800

Pseudonym: Auer, Alois
Geburtsjahr: 1755
Sterbejahr: 1798
Kategorie: Autor
Biographie:

Aloys Blumauer wird am 21. oder 22.12.1755 (als Sohn von Catharina und Melchior Godthart Blumauer) in Steyr (Oberösterreich) geboren. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums ebendort geht er 1772 nach Wien und tritt als Novize in den Jesuiten-Orden ein, wendet sich von der begonnenen Laufbahn aber nach der Aufhebung des Ordens in Österreich schon ein Jahr später wieder ab. Nachdem er in der folgenden Zeit seinen Unterhalt durch Privatunterricht zu bestreiten hat, erlangt er erst 1782 eine gesicherte Stellung, indem er zum Bücherzensor ernannt wird - dieses Amt übt er bis zu seiner Entlassung mit Pension im Jahr 1793 aus. Schon ab 1792 übernimmt er die Leitung der Buchhandlung Rudolph Gräffers, dessen Kompagnon er bereits seit 1787 ist, und eröffnet ein Antiquariat. Da es ihm allerdings am zur Führung eines solchen Unternehmens nötigen kaufmännischen Geist zu mangeln scheint, muss er kurz vor seinem Tod 1798 das Geschäft wieder aufgeben.
Unter den Wiener Dichtern der Aufklärungsepoche ist Blumauer einer der erfolgreichsten. An die Öffentlichkeit gelangt er als erstes 1780 mit dem Trauerspiel 'Erwine von Steinheim' (abgefasst 1775 durch die Anregung von Sonnenfels). Einzelne Gedichte erlangen in literarischen Kreisen Aufmerksamkeit und er wird durch Josef von Sonnenfels und Ignaz von Born in intellektuelle Zirkel eingeführt (durch ihren Einfluss erhält er auch eine Stelle als außerordentlicher Mitarbeiter der Hofbibliothek). Ab 1781 gibt Blumauer gemeinsam mit J.F. von Ratschky (1793/1794 allein) den 'Wiener Musen-Almanach' heraus. In den Gedichten, die dann ab 1781 dort erscheinen, zeigt sich eine deutlichere Hinneigung zur Satire als in früheren Texten, wobei auch der diese Richtung würdigende Beifall ihn dazu bewegt, diese Orientierung beizubehalten. So erscheint 1782 eine Gedichtsammlung, in welcher Satire und Burleske einen deutlichen Gegenpol zu seinen früheren ernsten Gedichten darstellen. Von 1782 bis 1784 redigiert er die 'Realzeitung'. Zu internationaler Berühmtheit gelangte er mit einer als sein bedeutendstes Werk geltenden, 1783-1786 entstandenen Travestie von Virgils 'Aeneis', deren erste neun Bücher unter dem Titel 'Abentheuer des frommen Helden Aeneas, oder Virgils Aeneis travestiert' in den Jahren 1784-1788 erscheinen, wobei das klassische Thema im Sinne der Aufklärung parodistisch behandelt wird.
Blumauers Haltung erhält eine starke Prägung daraus, dass er Anhänger der josephinischen Ideen über Staat und Kirche und voll Begeisterung für die Reformen Josephs II. ist. 1782 tritt er in die Freimaurerloge 'Zur wahren Eintracht' ein und ist im Laufe der Zeit Mitglied in verschiedenen Freimaurerorden; von1784 bis 1786 ist er zudem als Redakteur des 'Journals für Freymaurer' tätig. Die Bestrebungen Josephs II. zu einer staatlichen Regelung der Freimaurerei führen Blumauer letztlich allerdings zunehmend zu politischem Gleichmut. 1794 wird er mehrmals polizeilich verhört und der Mitgliedschaft in der Jakobinerbewegung verdächtigt (im selben Jahr noch wird schließlich auch der Kreis um Franz Hackel, in dessen Diskussions- und Freundschaftszirkel Blumauer verkehrt, als große Wiener Jakobinerverschwörung ausgehoben), er kann einer Verhaftung aber entgehen.
Am 17.03.1798 stirbt Blumauer in Wien an Lungenschwindsucht.

(Biograph. Angaben nach: Weiß, Karl: Blumauer, Alois. In: Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 2. Leipzig: Duncker & Humblot 1875, S. 741-744.)

Bezeichnend und auch das literarische Schaffen beeinflussend ist Blumauers spätere ausgesprochen kritische Haltung gegenüber Barockkatholizismus und überkommenem Klosterwesen - siehe hierzu etwa seine Ausführungen in den ' Beobachtungen über Oesterreichs Aufklärung und Litteratur ', S. 61ff.

Kommentar:

Neben 'Alois Auer' verwendet Aloys Blumauer auch die Pseudonyme 'A. Obermeyer', 'Alois Obermeyer', 'Aloys Auer', 'Auer', 'Hans Obermeyer', 'Obermayer' oder 'Obermeyer'.

Kommentare zur Literatur zu Blumauer:
Hartmann (1892b, S. 235-237): Der Aufsatz befasst sich mit 'Votta! y musz die wundä sogn' ['Relation Eines Pauren Sohn, der seinen Vatter von der Orgl vnd Kirchenmusic erstattet'], wobei Hartmann darüber hinaus weitere Gedichte mit inhaltlichen Parallelen - darunter Blumauers 'Der evangelische Bauernjunge […]' – behandelt; zudem liefert Hartmann auch Kommentare zu Blumauers Stil.
Schmidt, Leopold (1940, S. 87-100): In diesem Aufsatz behandelt Schmidt Blumauer als Autor in Bezug auf Volksliedhaftes bzw. Einflüsse der Volksliedtradition in dessen Werk.
Wagner (1859, S. 381): Wagner liefert hier bibliographische Hinweise zur österreichischen Mundartliteratur und führt darunter u.a. Blumauers 'Der evangelische Bauernjunge […]' an - hierzu macht er auf die Ähnlichkeit mit einem anderen Mundartgedicht aufmerksam.
Weiß, Karl (1875, S. 741-744): Es handelt sich um den ADB-Artikel zu Blumauer, der als Quelle für die bibliographischen Angaben dient.

Werke:
Literatur:
Zuletzt geändert: am: 9.5.2014 um: 08:12:43 Uhr