Transkription: | [2v] 1. Buba, was schenkts mir wohl, wenn ich euch sagen soll, was vor ein brafer Mann unser Capalon, wärla ich schwör ein Eyd, darumma weit und breit, trefts mir kein solchen an, der so viel kan, glaubt nur er ist kein Narr taugt wohl in unser Pfarr, hat ein verschlagens Hirn, kan braf studiren, unser Capolo ist halt ein Monn wer mirs nicht glauben will, seh ihn drum an. 2. Wenn man in Kirchen tritt, gibt der Capalon kein Fried, fangt gleich an Hochs Amt an, kräht wie ein Hahn, so balds kommts zum Agnes Deh, kräht er in alle Höh, und biet uns täglich Brod, das uns ist Noth, wanns Amt vorbey ist, lauft er in aller Frist, geschwind in den Wald hinaus, um ein Ballen-Strauß, unser Capolon ist halt a Monn, er nimmt den Wedel in d’Händ und spritzt uns an. [3r] 3. Wenn er uns predigen thut, macht er sein Sach so gut, als zu Zeit jedermann, fangt z’pflana an, er redt als so sehr, daß kaum a Wunder wär, wann er als selbsten hätt gestift daß er trift, sagt die nicht gut thun wollen, die wird der Teufel holen, weil sie aufs Fenstern gehn gar nichts verstehn, unser Capolon ist halt a Mann, der uns zum Guten recht predigen kan. 4. Kommt einer zu der Beicht, da ist er als durchleucht, daß er uns Buben gibt so viel Lehr, muß einer Steiner seyn, wanns nicht ins Herz hinein gieng wie ein Donnerkeil sein Ohr hinein, wann wir von Menschern sagn, will er uns gar naus jagen, wann wir nur rauschig seyn thut er gleich grein, unser Capolon ist halt a Mann, der uns in Beichtstuhl recht herkampeln kan. 5. Bringt man a kleines Kind, ist der Capolon so geschwind, daß er des Adams Fleck gleich wasch hinweg, setzt sich hier noch gleich hin, zu der Frau Gevatterin, sagt wie mans Kind so wohl aufziehen soll, stellt man ein Creutzgang an, trottelt der Capolon voran, singt und schreyt grimmt das Maul stellt sich nicht faul unser Capalon ist halt a Monn der Pfarrer zu als brauchen kan. 6. Hält man a Karten-Spiel ist Capolon nit zu viel, wann er so straffen thut, er spielt gar gut, wann er ein Rehbock macht, das Herz im Leib ihm lacht, zieht hortig Geld hinein, sagt das ist sein, wann er was gwunnen hat, behält ers nicht über Nacht, fängt gleich ein anders Spiel an in der Still, unser Capolon ist halt a Mann, der zu Zeit Karten Spiel recht mischen kan. [4r] 7. Na, na, mein Herr Capolon ihr seyd a solcher Monn, den ich letzten muß fallen zu Fuß, und bitten um Pardon, daß ich im Himmel komm wär mir der größte Spaß, wann ich schon drinnensaß, hab ich euch unrecht gethan verzeyht mirs Herr Capolon, seyd sonst ein grosser Herr in eurer Lehr, unser Capolon ist halt a Mann, den ich bey meiner Treu nicht feind seyn kan. Stellenkommentare: 1,4 Capalon] Kaplan 1,5 wärla] wahrlich 2,5 Agnes Deh] lat. Agnus Dei (Lamm Gottes) 2,8 das uns ist Noth] hier wohl in ironischer Weise verwendet: das wir notwendig haben 2,12 Ballen-Strauß] hier als bildliche Bezeichnung für den Weihwasserwedel 3,4 z’pflana] zu flennen, zu weinen (vgl. Schmeller I, Sp. 450) 3,7 als] hier: alles 4,16 herkampeln] kampeln: kämmen (vgl. Schmeller I, Sp. 1251), d.h. hier etwa: ‚den Kopf waschen‘ 5,3 Adams Fleck] bildlich für die Erbsünde; das ‚Hinwegwaschen‘ des Adamsfleck meint die Taufe. |