Gedenktafel "Kündigungsgrund Nichtarier" - Anton-Schrammel-Hof
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Am Anton-Schrammel-Hof in der Kopalgasse 55-61 wurde am 22. September 1999 im Rahmen des Projekts "Kündigungsgrund: 'Nichtarier'" eine Gedenktafel für jüdische MieterInnen enthüllt, die 1938 von den Nationalsozialisten aus dem Gemeindebau vertrieben worden waren. Das Projekt "Kündigungsgrund: 'Nichtarier'" wurde von der Volkshochschule Simmering unter der Leitung von Walter Schuster durchgeführt. Angestoßen hat die Erforschung der Vertreibung jüdischer Mieterinnen und Mieter aus den Wiener Gemeindebauten unter dem Nationalsozialismus in den Jahren 1938 und 1939 der Archivar, Bibliothekar und Mitarbeiter im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Herbert Exenberger, der gemeinsam mit Johann Koß und Brigitte Ungar-Klein 1996 die Studie "Kündigungsgrund Nichtarier. Die Vertreibung jüdischer Mieter aus Wiener Gemeindebauten in den Jahren 1938 und 1939" publiziert hat. Im Jahr 1999 wurde in der Bücherei Wien 11 die Ausstellung "Kündigungsgrund Nichtarier" gezeigt. Das Projekt wurde mit einer "historischen Wanderung" durch Simmering abgeschlossen, bei der fünf Gedenktafeln an Gemeindebauten enthüllt wurden. Die Familie Diamant wohnte auf Tür 12, Stiege 1. Bernhard Diamant (geb. 31. Jänner 1909) wurde am 14. Juni 1942 mit seiner Schwester Margarethe (geb. 23. Juni 1918) und seiner Mutter Bertha (geb. 05. Dezember 1887) in das Vernichtungslager Sobibór deportiert und dort ermordet. Die Familie Krämer wohnte auf Tür 1, Stiege 7. Max Krämer (geb. 12. Jänner 1886) wurde am 26. Oktober 1939 nach Nisko deportiert und dort ermordet. Hans Krämer (geb. 20. Dezember 1922) wurde ebenfalls im Oktober 1939 nach Nisko deportiert und dort ermordet. Aranka Krämer (geb. 28. August 1888), Franz Krämer (geb. 18. Mai 1919), Klara Krämer (geb. 10. Juli 1915), Lilli Krämer (geb. 28. Jänner 1927) und Margarete Krämer (geb. 15. Februar 1921) wurden am 15. Februar 1941 nach Opole deportiert und ermordet. Der Arzt Friedrich Seidler (geb. 19. Mai 1894) wohnte auf Tür 1-2, Stiege 10. Er flüchtete im Dezember 1938 nach Belgien, von wo er am 10. Mai 1940 nach Frankreich abgeschoben wurde. Am 9. September 1942 wurde er von Drancy (Frankreich) nach Polen deportiert und musste im Arbeitslager für Juden "Borsigwerk" und im Nebenlager des KZ Auschiwitz "Blechhammer" Zwangsarbeit leisten. Er starb auf einem Evakuierungsmarsch in das KZ Buchenwald.
