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VERFOLGUNG UND WIDERSTAND
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Gedenktafeln für Jakob Gapp in der Laurentiuskirche Wattens

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Tirol - Kirchplatz, 6112 Wattens
Tirol / GedenktafelReligiöser WiderstandÖffentlich zugänglich


Der Marianistenpater Jakob Gapp wurde wegen seiner scharfen Kritik am Nationalsozialismus am 23.8.1943 in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee hingerichtet und im November 1996 seliggesprochen. Am 17.12.2019 segnete Pfarrer Alois Juen an der hinteren Wand der Laurentiuskirche im Rahmen der Rorate-Messe zwei Glastafeln. Sie zeigen den letzten Brief von Jakob Gapp vor der Vollstreckung des Todesurteils mit Fotos seiner Gefängniszelle und der Laurentiuskirche in den 1930er Jahren. Pfarrkurator Volodymyr Horbal regte das Projekt an, der Heimatkunde- und Museumsverein Wattens-Volders setzte es unter seinem Obmann Karl Wurzer um.

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  • Sekundäres Bild des Ortes
Gedenktafeln in der Laurentiuskirche Wattens, 2020 (© Natascha Osler)




Transkription

Brief von Jakob Gapp Berlin-Plötzensee, den 13. August 1343 Königsdamm7 Haus III Meine lieben Vettern und Basen, Lieber Seppl und alle meine Lieben! Wenn ihr diesen Brief in Händen habt, bin ich schon in der besseren Welt. Da ich nicht sicher bin, ob Seppl und Anna wohl noch in Wattens sind, schreibe ich euch, damit er Brief nicht verloren geht. Ich bin am 9. Nov. vorigen Jahres auf französischem Boden verhaftet worden, kam nach Berlin und wurde endlich am 2. Juli, dem Herz Jesufeste zum Tode verurteilt. Heute wird das Urteil vollstreckt. Um 7 Uhr abends gehe ich zum lieben Heiland, den ich immer innig geliebt habe. Trauert nicht um mich! Ich bin restlos glücklich. Ich habe natürlich viele schwere Stunden mitgemacht, aber ich konnte mich auch sehr gut auf den Tod vorbereiten. Lebt brav und leidet alles aus Liebe zu Gott, damit wir uns im Himmel wiedersehen. Ich grüße alle Verwandten und Bekannten. Ich werde im Himmel aller gedenken. In dieser schweren Zeit seit der Verhaftung habe ich immer wieder für euch gebetet und werde es vom Himmel aus weitertun. An alle lieben Verstorbenen werde ich herzliche Grüße von Euch ausrichten. Nach schwerem Ringen bin ich doch soweit, dass ich den heutigen Tag als den schönsten Tag meines Lebens betrachte. Vergelts Gott für alles, was Ihr für mich seit meiner Kindheit getan. Seppl, lieber Seppl! Wie oft habe ich an dich gedacht! Sei nicht traurig, alles geht vorüber, nur der Himmel nicht! Wir kommen wieder zusammen. Dann gibt es keine Trennung mehr! Teile allen Angehörigen meinen Tod mit. Ich bin wegen Landesverrat verurteilt worden. Grüßt auch recht gute Bekannte von mir, Ihr wisst ja, welche. Unser Mutterle wartet schon auf mich. Noch wenige Stunden, dann bin ich bei ihr. Welche Freude! Also grüßt alle, recht innig von mir! Ich bete für euch alle. Ich bete für meine Heimat. Also pfiat Enk! In J M.J. Euer Euch innig liebender Jaggl.



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