Didaktisches Glossar Erfassung der geografischen und historischen Daten Lukas Nievoll Victoria Kumar Heimo Halbrainer Daten- und Informationsmodellierung Sebastian Stoff 0000-0001-6941-113X Didaktische Aufarbeitung Georg Marschnig Grit Oelschlegel Land Steiermark: Zukunftsfonds Steiermark
Friedrichgasse 9 8010 Graz
Nationalfonds der Repuplik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus Q27949109 Zukunftsfonds der Republik Österreich Q228721 Stadt Graz Q13298 Land Vorarlberg Q38981
Centrum für Jüdische Studien, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2019 Graz Creative Commons BY-NC 4.0 o:derla.didgloss didactical glossary Projektleitung Gerald Lamprecht 0000-0002-9622-9269 ZIM Forschungsleiter Georg Vogeler 0000-0002-1726-1712 ZIM Mitarbeiter Sebastian Stoff 0000-0001-6941-113X

Vermittlung: Didaktisches Glossar, born digital

World Geodetic System

Born digital TEI Dokument zur Beschreibung eines Erinnerungsortes bzw. Erinnerungszeichens.

Erinnerungszeichen markieren Erinnerungsorte und machen sie in der Öffentlichkeit sichtbar. Sie sind ein sichtbarer Verweis auf Ereignisse, Erfahrungen und Verbrechen, die der Nationalsozialismus und Faschismus zu verantworten haben und sind intentionaler Ausdruck der Erinnerungskultur einer bestimmten Gruppe. Sie können physische oder virtuelle Manifestationen sein. Zur genaueren Bestimmung und Analyse werden die einzelnen Erinnerungsorte/Erinnerungszeichen durch spezifische Kriterien genauer klassifiziert und mit Information angereichert. Hierbei kann es zu Überlappungen und in manchen Fällen zu Unschärfen kommen, weshalb teils Mehrfachzuordnungen in den einzelnen Kategorien vorgenommen werden.

Die digitale Erinnerungslandkarte Österreichs (DERLA) ist ein Dokumentations- und Vermittlungsprojekt. Es dokumentiert die Erinnerungsorte und -zeichen an die Opfer sowie die Orte des Terrors des Nationalsozialismus in Österreich und setzt sich die kritische Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Faschismus und der Erinnerung daran zum Ziel. Die ständig neu zu stellenden Fragen, was, wann, wo und von wem wie erinnert wurde und wird, geben Einblicke in die Transformationen der Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus und sind Ausdruck unseres politischen und gesellschaftlichen Selbstverständnisses in der Gegenwart. „Gedächtnisorte“, Denk- und Mahnmäler, Gedenktafeln, Gedenkstätten sowie Straßenbezeichnungen nach WiderstandskämpferInnen und Opfern des NS-Regimes sind die Materialisationen des Geschichtsbewusstseins im Alltag. Der Blick auf die Erinnerungslandschaft in der Gegenwart gibt daher zum einen Einblick in das kollektive Gedächtnis der österreichischen Gesellschaft und zum anderen legt die Beschäftigung mit ihrer Entstehungsgeschichte die Konjunkturen dieser Beschäftigung offen.

Institutionelle und Personale Rollen taxonomie

Datums Taxonomie

Aktion Reinhard

Deckname für die Ermordung der jüdischen Bevölkerung im „Generalgouvernement“ (siehe dort) in Polen. Die Aktion stand unter der Leitung des SS- und Polizeiführers des Distrikts Lublin Odilo Globocnik. Globocnik und viele seiner engsten Mitarbeiter waren Österreicher. Bis zum Sommer 1942 wurden im „Generalgouvernement“ drei Vernichtungslager mit Gaskammern gebaut: Belzec, Sobibór und Treblinka. Auch unter den Kommandanten von Sobibór und Treblinka befanden sich Österreicher. Bis Oktober 1943 ermordeten die Nazis im Rahmen dieser Vernichtungsaktion rund 1.750.000 Jüdinnen und Juden sowie ca. 50.000 Roma und Sinti. Der Name für die Massenmordaktion wurde in Anlehnung an den Vornamen von Reinhard Heydrich, dem Chef des Reichssicherheitshauptamtes, gewählt.

Anschluss

Bezeichnung für die Machtübernahme der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) in Österreich sowie die Besetzung Österreichs durch deutsche Truppen und die Auslöschung der Eigenständigkeit Österreichs durch seine Vereinigung mit dem Deutschen Reich nach dem März 1938.

Austrofaschismus (Ständestaat, Dollfuß-Regierung)

Das als „Austrofaschismus“ bezeichnete Herrschaftssystem in Österreich zwischen 1934 und 1938 wurde vor allem von den AnhängerInnen und ehemaligen PolitikerInnen der Christlichsozialen Partei unter Führung von Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg getragen. Es war undemokratisch und autoritär. Parlament, Parteien und Gewerkschaften wurden abgeschafft, die Arbeiterschaft unterdrückt, politische GegnerInnen in Haft genommen. Vereinzelt kam es auch zu Todesurteilen. Massenmorde wie im Nationalsozialismus gab es aber nicht.

Dableiber

Die „Dableiber“ waren jene SüdtirolerInnen, die sich bei der „Optionserklärung“ von 1939 entweder für den Beibehalt der italienischen Staatsbürgerschaft entschieden oder sich überhaupt weigerten, eine Erklärung abzugeben. In beiden Fällen entschieden sie sich damit für das „Dableiben“ in Italien. Die „Dableiber“ waren eine kleine Minderheit in Südtirol, denn etwa 86% der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung optierte für die deutsche Staatsbürgerschaft und damit letztlich für die Auswanderung. Sie waren vor allem während der „Option“ starken Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt. Für den Fortbestand Südtirols hatten sie nach 1945 aber einen wichtigen Anteil, denn sie waren italienische StaatsbürgerInnen und wurden von den Alliierten und von Italien gleichermaßen als Vertreter Südtirols anerkannt. Dennoch blieben die Gräben zwischen „Dableibern“ und „Optanten“, also jenen, die sich für die Auswanderung ins Deutsche Reich entschieden, noch jahrzehntelang bestehen. Erst in den 1990er Jahren begannen die Trennungslinien zu verschwimmen und der Hass zu verblassen.

Los-von-Rom-Bewegung

Der Führer der Deutschnationalen Bewegung im österreichischen Reichsrat, Georg Ritter von Schönerer, konvertierte 1899 vom römisch-katholischen zum evangelischen Glauben und rief die Deutschnationalen auf, ihm zu folgen und sich von Rom (dem Papst) loszusagen. Bis März 1900 traten über 10.000 Menschen in Österreich aus der römisch-katholischen Kirche aus, wobei mehr als die Hälfte der Übertritte in Böhmen erfolgte. Diese Bewegung war v.a. eine politisch motivierte Bewegung und führte dazu, dass die evangelische Kirche einen deutschnationalen Einschlag bekam.

Optant

1939 einigten sich die Diktatoren Mussolini und Hitler über Südtirol. Die nicht-italienischsprachigen BewohnerInnen von Südtirol mussten sich demnach für das Deutsche Reich oder für Italien entscheiden. Die sich für Deutschland entschieden, nennt man Optanten. Aber nicht alle, die für das Deutsche Reich optierten, sind dann tatsächlich auch ausgewandert.

Reichskristallnacht (Reichspogromnacht, Novemberpogrom)

Verharmlosender Ausdruck für das Novemberpogrom 1938, die antijüdischen Ausschreitungen und Ermordungen von Jüdinnen und Juden in der Nacht vom 9. auf den 10. November im gesamten Deutschen Reich. Der Begriff „Reichskristallnacht“ ist eine Anspielung auf die vielen Glasscheiben, die zu Bruch gingen.

Ständestaat (Austrofaschismus)

Das als „Austrofaschismus“ bezeichnete Herrschaftssystem in Österreich zwischen 1934 und 1938 wurde vor allem von den AnhängerInnen und ehemaligen PolitikerInnen der Christlichsozialen Partei unter Führung von Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg getragen. Es war undemokratisch und autoritär. Parlament, Parteien und Gewerkschaften wurden abgeschafft, die Arbeiterschaft unterdrückt, politische GegnerInnen in Haft genommen. Vereinzelt kam es auch zu Todesurteilen. Massenmorde wie im Nationalsozialismus gab es aber nicht.

Umsiedlung Südtirol

Bezeichnet allgemein alle Maßnahmen und Ämter zur Abwicklung der „Option“ von 1939. Im Rahmen der „Umsiedlung Südtirol“ wurden im Gau Tirol-Vorarlberg und auch in Berlin und Bozen zahlreiche Einrichtungen geschaffen, die eine möglichst vollständige Überführung der SüdtirolerInnen in ein geschlossenes Siedlungsgebiet garantieren sollten. Hier sind besonders das SS-Ahnenerbe, die Dienststelle „Umsiedlung Südtirol“ in Innsbruck sowie die reichsdeutschen Behörden in Bozen zu nennen.

20. Juli 1944

An diesem Tag versuchte eine Gruppe um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Adolf Hitler in seinem Hauptquartier in Ostpreußen („Wolfsschanze“) mit einer Sprengladung zu töten. Das Attentat – ein Anschlag aus politischen Motiven – scheiterte. Hitler wurde nur leicht verletzt. Der von Stauffenberg und einigen hohen Offizieren der Deutschen Wehrmacht geplante Sturz des nationalsozialistischen Regimes misslang. Die Widerständler wurden festgenommen und hingerichtet. In der Folge kam es zu Massenverhaftungen politischer GegnerInnen.

Ahnenerbe der SS

1935 von Heinrich Himmler initiierte Gründung einer „Lehr- und Forschungsgemeinschaft“ der SS mit hunderten WissenschaftlerInnen. Das Amt Ahnenerbe sollte die rassische Überlegenheit der germanischen Völker beweisen. Im KZ Dachau war das Amt an medizinischen Menschenversuchen (Höhenflug-, Unterdruck- und Unterkühlungsexperimenten) beteiligt. Im KZ Natzweiler nahe Strassburg wurden Häftlinge vergast, um für das Amt Schädel- und Skelettsammlungen anlegen zu können.

Alliierte

Großbritannien, USA, Sowjetunion und Frankreich. Sie bekämpften die Achsenmächte: Deutschland, Italien und Japan.

Alpenfestung

Ein vom Tiroler Gauleiter Franz Hofer unterstütztes Gerücht um eine gigantische Verteidigungsanlage in den Alpen, in der nach einer Kriegsniederlage Deutschlands bestens ausgerüstete deutsche Elitetruppen noch einen unerbittlichen Kampf gegen die Alliierten führen würden. Hierher sollten sich die NS-Größen samt ihrem angehäuften Besitz zurückziehen können. Tatsächlich gab es diese Alpenfestung gar nicht.

Altreich

So bezeichneten die deutschen Behörden ab März 1938 das deutsche Staatsgebiet, wie es vor dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bestanden hatte. Das Reich unter Einschluss der annektierten deutschsprachigen Gebiete (Österreich, Sudetenland, Elsass-Lothringen) nannten sie Großdeutschland.

Anderle von Rinn

1642 erfand ein Arzt aus Hall eine Ritualmordlegende nach mittelalterlichem Vorbild. Er behauptete, dass vor über 150 Jahren vorbeiziehende Juden den zweieinhalbjährigen Buben Andreas Oxner in Rinn getötet hätten. An der Stelle des behaupteten Mordes am so genannten Judenstein wurde 1678 eine Kirche mit einem riesigen Deckengemälde erbaut, das die Ermordung des Kindes durch jüdische Händler darstellt. Der Kult um die Verehrung des Anderle von Rinn wurde vom Papst 1753 genehmigt. Die Gebrüder Grimm sorgten durch die Aufnahme der Lügengeschichte in ihr Buch „Deutsche Sagen“ 1816 für eine Verbreitung weit über Tirol hinaus. Die Kirche entwickelte sich zu einem beliebten Wallfahrtsort, zu dem viele Schulklassen pilgerten – sogar noch nach 1945. Der Festtag des Anderle von Rinn wurde 1953 von Bischof Paulus Rusch aus dem kirchlichen Kalender gestrichen. 1985 veranlasste Bischof Reinhold Stecher die Entfernung der angeblichen Gebeine des Anderle von Rinn aus dem Altar. In der Folge wurde auch das judenfeindliche Fresko übermalt. Die alljährlichen offiziellen Wallfahrten fanden aber erst 1994 mit dem endgültigen Verbot des Kultes durch Bischof Stecher ein Ende. Die Proteste gegen die Vorgangsweise Stechers waren groß. Wallfahrten werden seither in kleinerem Rahmen trotz des Verbotes durchgeführt.

Andreas-Hofer-Bund (AHB)

Der Andreas-Hofer-Bund in Südtirol wurde im November 1939 als antifaschistische und antinazistische Widerstandsbewegung gegründet. Die Kerntruppe bestand aus etwa 40 „Dableibern“. Zielsetzung des Bundes war zunächst vor allem die Verhinderung oder zumindest Behinderung der Aussiedlung der SüdtirolerInnen in das Dritte Reich oder in von der Deutschen Wehrmacht besetzte Gebiete. Friedl Volgger war bis 1943 der Leiter der Gruppe, nach seiner Verhaftung durch die SS übernahmen der Journalist Hans Egarter und der Kaufmann Erich Amonn die Verantwortung. Der AHB war ab 1944 in engem Kontakt mit dem britischen Geheimdienst und übermittelte wertvolle Informationen an die Alliierten. Die Briten wiederum lieferten Waffen und Geld für die Deserteure, die sich vor allem im Passeiertal organisiert hatten und vom AHB unterstützt wurden. Der AHB forderte gegen Kriegsende auch wiederholt und vehement eine Wiedervereinigung Tirols in einem neu erstandenen demokratischen Österreich. Die Tätigkeit des AHB war wesentliche Voraussetzung für die Gründung und sofortige Genehmigung der Südtiroler Volkspartei (SVP) durch die Alliierten unmittelbar nach Kriegsende 1945.

Anhaltelager

In Österreich gab es während der Zeit des austrofaschistischen „Ständestaats“ (1933–1938) Internierungslager, in die politische Gegner (Nationalsozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten) eingewiesen wurden. Die Einweisung erfolgte ohne richterliche Anhörung oder gerichtliche Verurteilung. Die „Angehaltenen“ konnten so von der Exekutive auf bestimmte oder unbestimmte Zeit in Haft genommen werden. Das bekannteste Lager war Wöllersdorf in Niederösterreich. In Graz gab es von 1934 bis 1936 ein Lager in Messendorf und 1934 auch ein kleines in Waltendorf.

Annexion

Gewaltsame Aneignung eines Staatsgebietes.

Antijudaismus

Religiös begründete Judenfeindschaft. Die Hauptvorwürfe gegenüber Jüdinnen und Juden waren der Gottesmord an Jesus und ihre Weigerung, Jesus als Messias (Gott) anzuerkennen. Die christlichen Theologen zeichneten das Bild des für die Wahrheit blinden und teuflischen Juden. Weitere Vorwürfe betrafen den Ritualmord, die Hostienschändung und die Brunnenvergiftung. Auf diesem jahrhundertealten christlichen Antijudaismus konnte die rassisch begründete Judenfeindschaft (Antisemitismus) des 19. und 20. Jahrhunderts aufbauen.

Antisemitismus

Rassistisch motivierter Judenhass. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte sich dieser Begriff in Europa durch. Die negativen Erscheinungen der großen Umbrüche in der Gesellschaft im Zuge der Industrialisierung (soziale Abstiege, Armut, Arbeitslosigkeit, Zunahme von Ängsten etc.) wurden der jüdischen Bevölkerung angelastet. Sie wurde als „minderwertige“ Rasse definiert, die zu viel Einfluss habe und deshalb vertrieben werden müsse. Nach dem Ersten Weltkrieg verschärfte sich der Antisemitismus, weil der jüdischen Bevölkerung die Schuld für den Krieg und die Niederlage Deutschlands und des Habsburgerreiches in die Schuhe geschoben wurde. Die christlich-konservative und extreme Rechte verband ihre Judenfeindschaft mit der Ablehnung der parlamentarischen Demokratie, die sie als „Judenrepublik“ beschimpfte. Die NSDAP radikalisierte den Antisemitismus, indem sie den „Juden“ als mächtige Gegenrasse zu den „arischen Germanen“ setzte und eine Weltverschwörung des „internationalen Judentums“ konstruierte. Der Völkermord an Jüdinnen und Juden lag in der Logik dieses rassischen Antisemitismus, der von einem unausweichlichen Kampf der Rassen ausging und die Unmöglichkeit eines friedlichen deutsch-jüdischen Zusammenlebens betonte. Der Antisemitismus hatte zudem für den Nationalsozialismus handfeste Vorteile: Das Feindbild festigte das Wir-Gefühl, der jüdischen Bevölkerung konnte als Sündenbock die Schuld an allen Problemen gegeben werden, ihre Beraubung war erlaubt und bot vielen die Möglichkeit zur Bereicherung.

„Arier“, „arisch“

Altiranisch für gut, rein, edelmütig. Der Fachausdruck aus der Sprachwissenschaft versteht unter Ariern Völker, die der indogermanischen Sprachfamilie angehören. Arier dürfte auch die Selbstbezeichnung von Völkern gewesen sein, die vor 4.000 Jahren ins iranische Hochland einwanderten und später weite Teile Indiens eroberten. Wissenschaftlich völlig unhaltbar deuteten die Nazis die Arier als germanische Herrenrasse um, die frei von fremdem Blut wäre und alle nicht-arischen Völker unterwerfen oder vernichten müsste. Die jüdische Bevölkerung sowie die große Mehrheit der „Zigeuner“ und der slawischen Völker wurden willkürlich als fremdrassig und nicht-arisch bestimmt.

Ariernachweis

Alle deutschen StaatsbürgerInnen mussten ab 1935 die Herkunft der Eltern und Großeltern dokumentieren, um zu beweisen, dass sie „deutscher oder artverwandter Abstammung“ waren. Der Ariernachweis entschied über die Rechte und die sozialen Lebensbedingungen, ja über Leben und Tod, wenn die Verwandten jüdischer Herkunft oder Roma und Sinti waren. Mitglieder der NSDAP mussten ihre Abstammung zurück bis zum Jahr 1800 nachweisen, jene der SS sogar bis 1750.

Auschwitz, KZ

Das ab Mai 1940 in einem Vorort der Stadt Auschwitz in Polen errichtete KZ wurde zum größten nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager Europas ausgebaut. Auschwitz bestand aus vielen Lagern und wuchs mit der Zeit mit dem drei Kilometer entfernten Ort Birkenau zusammen. Opfer des Terrors waren politische GegnerInnen, Roma und Sinti, Geistliche, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, sowjetische Kriegsgefangene und Kriminelle. Ab 1942 waren große Gaskammern in Betrieb, in denen die Häftlinge mit dem Insektenvernichtungsmittel Zyklon B ermordet wurden. Auschwitz war der zentrale Ort des Massenmordes an den europäischen Jüdinnen und Juden. 90% der rund 1,100.000 Menschen, die in Auschwitz-Birkenau durch Gas, Giftinjektionen, Erschießungen, Schwerarbeit, Krankheit und Verhungern ums Leben kamen, waren jüdischer Herkunft. Auschwitz stellte auch einen gewaltigen Wirtschaftskomplex dar, in dem die Häftlinge Zwangsarbeit verrichteten. Nach der Ankunft in Auschwitz erfolgte die „Selektion“. Alle Menschen, die als nicht arbeitsfähig eingestuft wurden, kamen sofort ins Gas, die anderen wurden als SklavenarbeiterInnen verwendet („Vernichtung durch Arbeit“). Im Oktober 1944 kam es zu einem Aufstand der Häftlinge, bei dem sie eine Gaskammer sprengten. Anfang 1945 schickte die SS die rund 56.000 noch im Lager befindlichen Gefangenen zu Fuß Richtung Westen. Tausende kamen bei diesen Todesmärschen ums Leben. Am 27. Jänner 1945 befreite die sowjetische Armee die 7.500 in Auschwitz verbliebenen kranken Häftlinge. Auschwitz stellte auch einen gewaltigen Wirtschaftskomplex dar, in dem die Häftlinge Zwangsarbeit verrichteten. Nach der Ankunft in Auschwitz erfolgte die „Selektion“. Alle Menschen, die als nicht arbeitsfähig eingestuft wurden, kamen sofort ins Gas, die anderen wurden als SklavenarbeiterInnen verwendet („Vernichtung durch Arbeit“). Im Oktober 1944 kam es zu einem Aufstand der Häftlinge, bei dem sie eine Gaskammer sprengten. Anfang 1945 schickte die SS die rund 56.000 noch im Lager befindlichen Gefangenen zu Fuß Richtung Westen. Tausende kamen bei diesen Todesmärschen ums Leben. Am 27. Jänner 1945 befreite die sowjetische Armee die 7.500 in Auschwitz verbliebenen kranken Häftlinge.

Ausgesteuert

Menschen ohne Erwerbsarbeit, die keinen rechtlichen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung hatten.

Autonomie

Seit der Angliederung Südtirols an Italien (1919) gab es viele Vorschläge und Projekte für eine weitgehende Selbstverwaltung (Autonomie) der mehrheitlich deutschsprachigen SüdtirolerInnen. Doch erst mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Untergang von Faschismus und Nationalsozialismus konnten diese Pläne langsam umgesetzt werden. Grundlage für die heutige Autonomie Südtirols war das Gruber-De Gasperi-Abkommen zwischen Österreich und Italien von 1946. Die Umsetzung der darin festgelegten Bestimmungen dauerte aber noch Jahrzehnte. Heute ist die „Autonome Provinz Bozen-Südtirol“, so der offizielle Name, ein Modellfall für weitestgehende Selbstverwaltung einer sprachlichen Minderheit in einem traditionellen Nationalstaat. In Italien wird dieser Status eigentlich nur noch von der „Autonomen Region Aosta“ übertroffen, wo neben Italienisch ein französischer Dialekt gesprochen wird und erfundene italienische Ortsnamen aus der Mussolini-Zeit abgeschafft wurden.

Babi Jar

Schlucht nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Sonderkommandos der SS ermordeten mit Unterstützung der Deutschen Wehrmacht am 29./30. September 1941 durch Maschinengewehrfeuer systematisch 33.771 Jüdinnen und Juden. Insgesamt fanden in Babi Jar über 100.000 Menschen den Tod, darunter auch Roma, Sinti und sowjetische Kriegsgefangene.

Bauernbund, Tiroler

Gründung 1904; Interessenorganisation der Bauernschaft und Teilorganisation der Tiroler Volkspartei (heute ÖVP).

Beinhaus

Überdachter Raum, in dem sich die Gebeine von Toten befinden.

Blitzkrieg

Kriegsführung, die mit schnellen und unerwarteten Vorstößen dem Gegner keine Gelegenheit lässt, eine stabile Verteidigung aufzubauen. Bis zum Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 war die Deutsche Wehrmacht mit diesem Konzept erfolgreich.

Bolschewismus, Bolschewist

Bolschewist (Bolschewiki) war seit 1903 die Bezeichnung für die russischen Kommunisten. Unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lenin gelang die Oktoberrevolution 1917 in Russland, das in die Sowjetunion umgewandelt wurde. Unter Bolschewismus versteht man den Kommunismus in der Sowjetunion in Praxis und Theorie. Dabei veränderten Lenin und später Stalin die Lehre von Karl Marx und Friedrich Engels sehr stark. Lenin schuf eine straff organisierte kommunistische Partei von BerufsrevolutionärInnen, die bereit waren, mit allen Mitteln, auch dem der Diktatur, eine kommunistische Gesellschaft zu errichten.

Börgermoor

Eines der ersten Konzentrationslager im Nordwesten Deutschlands. Es wurde als Strafgefangenenlager des Reichsjustizministeriums und später auch für den Strafvollzug von Militärstrafgefangenen (Deserteure, wegen „Wehrkraftzersetzung“ Verurteilte etc.) genutzt. Börgermoor war eines der insgesamt 15 Emslandlager an der niederländischen Grenze.

Buchenwald, KZ

Buchenwald bei Weimar war eines der größten Konzentrationslager Deutschlands und wurde 1937 eröffnet. Waren zunächst die deutschen Gefangenen in der Überzahl, so änderte sich dies im Verlauf des Krieges. Sie arbeiteten zunächst im Steinbruch, dann in 129 Außenkommandos in Betrieben und Fabriken der Rüstungsindustrie. Besonders die kommunistischen Häftlinge sorgten dafür, dass der Widerstand in Buchenwald erfolgreicher war als in jedem anderen KZ. Dennoch kamen von den schätzungsweise 240.000 Häftlingen durch medizinische Versuche, Giftinjektionen, Erschießungen, Folter, Nahrungsmangel, Seuchen, Erschöpfung und Deportationen in die Vernichtungslager mindestens 50.000 Menschen ums Leben.

Bund Deutscher Mädel (BDM)

Nationalsozialistische Einheitsorganisation für die weibliche Jugend zwischen 10 und 18 Jahren. Seit 1936 bestand eine Pflichtmitgliedschaft für alle weiblichen Jugendlichen, soweit sie die rassistischen Vorgaben des NS-Staates erfüllten. Als Teil der Hitler-Jugend unterstand der BDM dem „Reichsjugendführer“.

Burschenschaft(er)

Deutschnational orientierte Studentenverbindungen, die bereits vor der NS-Machtübernahme streng antisemitisch ausgerichtet waren. Aus ihren Reihen kamen besonders viele fanatische Nationalsozialisten und NS-Massenmörder.

Care (Care-Pakete)

Bekannteste der zahlreichen privaten Hilfsorganisationen nach dem Zweiten Weltkrieg zur Linderung der Not in Europa, vor allem in Deutschland und Österreich. Das 22 Kilogramm schwere Paket aus den USA enthielt Nahrungsmittel, Decken und Stoffe.

Cartellverband (CV)

Dachorganisation der katholischen Studentenverbindungen, die überwiegend christlichsozial eingestellt und führend am autoritären „Ständestaat“ beteiligt waren.

Chełmno (Kulmhof)

Erstes NS-Vernichtungslager, das im November 1941 70 Kilometer von der polnischen Stadt Łódź entfernt errichtet wurde. Das Lager in Chełmno bestand aus einem Schloss, das dem Lagerpersonal als Unterkunft diente, einem Sammelplatz, wo der Massenmord in Gaswagen stattfand, und aus einem fünf Kilometer entfernten „Waldlager“, in dem die Ermordeten vergraben wurden. Mindestens 152.000 Jüdinnen und Juden sowie über 5.000 österreichische Roma und Sinti fanden in Chełmno einen gewaltsamen Tod durch Giftgas.

Christoph, Edmund (1901–1961)

Lehrer und Gauleiter von Tirol 1935–1938, als die NSDAP verboten war, sowie Landeshauptmann von Tirol vom 13. März 1938 bis 24. Mai 1938. Er verlor den Machtkampf mit Franz Hofer, der ihn am 24. Mai 1938 als Gauleiter und Landeshauptmann ablöste. Kurze Zeit, von Juni 1938 bis Februar 1939, war Christoph stellvertretender Gauleiter. Der SS-Standartenführer wurde schließlich auf den Posten des Bürgermeisters von Innsbruck abgeschoben, der nur 1. Beigeordneter des Oberbürgermeisters war.

Dachau, KZ

Erstes Konzentrationslager Deutschlands, das Ende März 1933 nahe der Kleinstadt Dachau bei München eingerichtet wurde. Von insgesamt über 200.000 Inhaftierten kamen in Dachau mindestens 30.000 Häftlinge ums Leben.

Darwin, Charles (1809–1882)

Britischer Naturforscher und Begründer der modernen Evolutionstheorie. Er entwickelte die Theorie der natürlichen Selektion (Auswahl), die in einem lange andauernden Prozess zur Entstehung und Veränderung aller Lebensformen durch Anpassung (Evolution) führt. Indem seine Lehre der „natürlichen Selektion“ auf die menschliche Gesellschaft übertragen wurde, fanden Rassisten eine wissenschaftlich klingende Rechtfertigung für ihre Unterscheidung von minder- und höherwertigen Menschen bzw. „Rassen“. Diese Umdeutung der Darwinschen Lehre wird als Sozialdarwinismus bezeichnet.

Deutsche Arbeitsfront (DAF)

Nach dem Verbot der deutschen Gewerkschaften im Mai 1933 gründeten die Nationalsozialisten einen Einheitsverband für ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeber. Das Vermögen der Gewerkschaften wurde der Einheitsorganisation zugeschlagen. Innerhalb dieser Organisation sollte der Interessenausgleich zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern stattfinden. Die „Arbeitsfront“ war nach dem Führerprinzip aufgebaut. Das Streikrecht wurde abgeschafft. Die DAF verfügte über eine Reihe von Unterorganisationen wie etwa die Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“.

Deutscher Schulverein Südmark

Der „Deutsche Schulverein Südmark“ ging 1925 aus dem Zusammenschluss des 1880 in Wien gegründeten „Deutschen Schulvereines“ und des 1889 in Graz ins Leben gerufenen „Vereins Südmark“ hervor. Der Verein propagierte deutschnationale, antisemitische und antislawische Ideen und engagierte sich vor allem an der so genannten „Sprachgrenze“, dem slowenisch-deutsch gemischtsprachigen Grenzgebiet der Steiermark. In der Zwischenkriegszeit war der Verein Sammelbecken einer deutschnationalen, antislawischen und antisemitischen Elite in der Steiermark. Zahlreiche führende Nationalsozialisten waren Mitglieder des „Deutschen Schulvereins Südmark“.

Deutsches Eigentum

Die alliierten Besatzungsmächte konnten laut eigenem Beschluss das in ihren Besatzungszonen in Österreich befindliche Eigentum des ehemaligen Deutschen Reichs oder deutscher StaatsbürgerInnen beanspruchen. Während Großbritannien, Frankreich und die USA darauf zugunsten der Republik Österreich verzichteten, nahm es die von Nazideutschland weitgehend zerstörte Sowjetunion voll in Anspruch. Davon waren nicht nur die gesamte Erdölindustrie und die Donaudampfschifffahrt, sondern auch 300 Industriebetriebe und 140 land- und forstwirtschaftliche Besitzungen sowie Gewerbe- und Handelsbetriebe betroffen. USIA nannte sich die Verwaltung dieses sowjetischen Vermögens auf österreichischem Boden. Über 53.000 Beschäftigte in zahlreichen Schlüsselindustrien arbeiteten in diesem so genannten USIA-Konzern. Beim Abschluss des Staatsvertrages zahlte Österreich eine Ablöse für das Deutsche Eigentum: 152 Millionen Dollar für die USIA-Betriebe und die Donaudampfschifffahrt sowie 10 Millionen Tonnen Erdöl für die österreichischen Ölfelder und Raffinerien.

Deutsches Reich

Darunter versteht man jenen Staat, der sich nach dem Ersten Weltkrieg und der Auflösung des Deutschen Kaiserreichs 1918/1919 auf den Grundlagen des Friedensvertrags von Versailles gebildet hat. Adolf Hitler wurde 1933 Reichskanzler des Deutschen Reichs. Er machte es durch die Annexion Österreichs, des Sudetenlandes und deutschsprachiger Gebiete Polens zum so genannten Großdeutschen Reich. Die Nationalsozialisten verwendeten für den von Hitler geschaffenen Staat auch den Ausdruck Großdeutschland.

Dienstverpflichtung

Das Arbeitsamt konnte Frauen, Männer und Jugendliche mit Hilfe der Dienstverpflichtung gegen ihren Willen zwingen, befristet dort zu arbeiten, wo dies aus staatspolitischen Gründen wichtig erschien. Während des Krieges wurde die unbefristete Dienstverpflichtung eingeführt.

Displaced Persons (DP’s)

Unter Displaced Persons wurden während und nach dem Zweiten Weltkrieg Zivilpersonen zusammengefasst, die sich kriegsbedingt außerhalb ihres Heimatlandes aufhielten und ohne Hilfe nicht zurückkehren oder sich in einem andern Land ansiedeln konnten. Zu den Displaced Persons zählten ZwangsarbeiterInnen ebenso wie überlebende Jüdinnen und Juden aus den Konzentrationslagern. Letztere wurden von den Alliierten Truppen nach 1945 in Lagern zusammengefasst und betreut, ehe sie in ein Exilland weiterreisen konnten. In der Steiermark gab es mehrere Lager für jüdische DP’s. Das größte befand sich in Admont.

Eichmann, Adolf (1906–1962)

Der in Linz aufgewachsene SS-Obersturmbannführer Eichmann hatte keine abgeschlossene Berufsausbildung. Ab 1938 war er als Leiter der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ in Wien für die Beraubung, Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Österreichs zuständig. Mit Kriegsbeginn organisierte er die Deportationen von über vier Millionen Jüdinnen und Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager in Osteuropa. 1945–1950 lebte er mit falschen Papieren in Deutschland. Dann floh er nach Buenos Aires, Argentinien, wo er bei Daimler-Benz arbeitete. Im Mai 1960 wurde Eichmann vom israelischen Geheimdienst nach Israel entführt. Nach einem langen Prozess erfolgte am 1. Juni 1962 die Vollstreckung des Todesurteils.

Einsatzgruppen

Mobile Einheiten der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS, die mit ihren Untergliederungen (Einsatzkommandos, Sonderkommandos) in enger Zusammenarbeit mit der Wehrmacht speziell in Osteuropa hunderttausende Jüdinnen und Juden, aber auch Roma und Sinti, geistig Behinderte, Kriegsgefangene und ZivilistInnen in Massenerschießungen und Gaswagen ermordeten.

Ender, Otto Dr. (1875–1960)

Christlichsozialer Politiker, Vorarlberger Landeshauptmann von 1918 bis 1930, von 4. Dezember 1930 bis 20. Juni 1931 österreichischer Bundeskanzler, dann wieder Landeshauptmann. Ab Sommer 1933 Bundesminister für Verfassungs- und Verwaltungsreform. Als solcher entwarf er die Verfassung für den autoritären „Ständestaat“. Das Recht geht in diesem Grundgesetz nicht mehr „vom Volke“ aus, sondern: „Im Namen Gottes, des Allmächtigen, von dem alles Recht ausgeht, erhält das österreichische Volk für seinen christlichen, deutschen Bundesstaat auf ständischer Grundlage diese Verfassung.“ Damit schuf er die Rechtsgrundlage für die austrofaschistische Diktatur. Von 1934 bis 1938 amtierte Ender als Präsident des Rechnungshofs in Wien. Als namhafter Vertreter des autoritären „Ständestaates“ wurde Ender im März 1938 verhaftet und nach der Freilassung im Sommer 1938 mit „Gauverbot“ belegt. Nach 1945 war Ender politisch nicht mehr aktiv.

Erstes Österreichisches Bataillon

Am 24. November 1944 war im slowenischen Dorf Tribuče das Erste Österreichische Bataillon aufgestellt. Es war die einzige österreichische Militärformation, die während des Zweiten Weltkrieges zum Kampfeinsatz kam, und umfasste 150 Kämpfer. Der Gründung des ersten von insgesamt fünf Österreichischen Bataillonen in Jugoslawien ging eine Besprechung einer jugoslawischen Militärkommission mit der im Moskauer Exil befindlichen Führung der KPÖ im Mai 1944 voraus, bei der beschlossen wurde, in Jugoslawien österreichische Partisaneneinheiten aufzustellen.

Euthanasie

Unter dem aus dem Altgriechischen stammenden Begriff ist ein guter, schneller, schmerzloser Tod ohne fremde Einwirkung zu verstehen. In späteren Jahrhunderten bezeichnete das Wort die Sterbehilfe für unheilbar Kranke oder Schwerstverletzte zur Erlösung von unerträglichem Leiden. Im Nationalsozialismus umschrieb der Begriff Euthanasie ein Tötungsprogramm, dem psychisch Kranke und geistig Behinderte, die als „lebensunwertes Leben“ bezeichnet wurden, aber auch sozial Unangepasste zum Opfer fielen.

Faschismus

Unter Faschismus versteht man zunächst die Eigenbezeichnung der politischen Bewegung Benito Mussolinis, der 1922 eine Diktatur in Italien errichtete. Faschismus wird auch als Oberbegriff für Herrschaftssysteme verwendet, die wie der Nationalsozialismus in Deutschland oder die Diktaturen in Italien, Spanien, Portugal und Österreich bestimmte Ähnlichkeiten aufweisen. Faschistische Herrschaftssysteme sind antidemokratisch, antiparlamentarisch, antisozialistisch, antikommunistisch, nationalistisch, militaristisch und rassistisch. Ein wichtiges Merkmal ist die Herrschaft eines Führers bzw. einer einzigen Partei auf allen Ebenen der Gesellschaft. Zur Durchsetzung der Ziele werden Gewalt und Terror eingesetzt.

Figl, Leopold (1902–1965)

1934–1938 Direktor des niederösterreichischen Bauernbundes, 1938-1945 im KZ Dachau und Mauthausen inhaftiert; 1945 Mitbegründer der ÖVP, 1945–1953 Bundeskanzler und 1953–1959 Außenminister Österreichs, 1962–1965 Landeshauptmann von Niederösterreich.

Flak

Fliegerabwehrkanone bzw. Geschütze zur Bekämpfung von Kampfflugzeugen.

Flossenbürg, KZ

Von 1938 bis 1945 waren in dem in der nördlichen Oberpfalz in Bayern gelegenen Konzentrationslager und seinen über 100 Außenlagern rund 100.000 Menschen inhaftiert. Mindestens 30.000 überlebten den Terror nicht.

Franco, Francisco (1892–1975)

General Franco, der Oberbefehlshaber der spanischen Armee, rief 1936 zum Sturz der demokratisch gewählten Linksregierung aus Sozialisten, Kommunisten und liberalen Bürgerlichen auf. Damit löste er den äußerst brutal geführten Spanischen Bürgerkrieg aus. 35.000 linksgerichtete Freiwillige (Internationale Brigaden) aus ganz Europa versuchten vergeblich, die Errichtung des Faschismus in Spanien zu verhindern. Die Unterstützung Francos durch das faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland, dessen Luftwaffe (Legion Condor) spanische Städte bombardierte, gab den Ausschlag für Francos Sieg 1939. 1975 übernahm der von Franco als Nachfolger bestimmte König Juan Carlos die Regierungsgeschäfte. Er schaffte den unblutigen Übergang zur Wiedereinführung der Demokratie in einer konstitutionellen (parlamentarischen) Monarchie.

Freisler, Roland (1893–1945)

Staatssekretär im Justizministerium und ab August 1942 Präsident des Volksgerichtshofes, den er als politisches Gericht ansah, das so entscheiden sollte, wie „der Führer den Fall selbst entscheiden würde“. Während der Verhandlungen schrie er die Angeklagten an, machte sie lächerlich und hinderte sie an ihrer Verteidigung. Unter seiner Führung stiegen die Todesurteile sprunghaft an: 1943 und 1944 waren es 1.600 Todesurteile. Dies brachte ihm den Ruf eines „Blutrichters“ ein. Er kam am 3. Februar 1945 in Berlin infolge eines Luftangriffs ums Leben.

Funktionshäftling

In den Konzentrationslagern schuf die SS eine Häftlingsselbstverwaltung, um Bewachungspersonal zu sparen und ihren Einfluss auf die Häftlinge zu vergrößern. Die Häftlinge wurden entsprechend der NS-Rassenlehre hierarchisch eingeteilt und gegeneinander ausgespielt. Mit einer Funktion („Lager- und Blockälteste“, Arzt, Schreiber, Kapo eines Arbeitskommandos etc.) betraute die SS vor allem Deutsche und besonders gerne Kriminelle, aber auch politische Häftlinge. Funktionshäftlinge konnten ihre einflussreiche Stellung zum Wohl der Häftlingsgemeinschaft und zum Widerstand nutzen – oder zum eigenen Vorteil gegen ihre Mitgefangenen.

Gauleiter

Die österreichischen Bundesländer – mit Ausnahme des Burgenlandes und Vorarlbergs – wurden nach der Eingliederung ins Deutsche Reich 1938 als Gaue bezeichnet. An der Spitze stand jeweils ein Gauleiter, der die regionale NSDAP und die Landeshauptmannschaft leitete. Ab 1940 wurden die Landeshauptmannschaften in Reichsstatthaltereien umorganisiert. Sie unterstanden den Gauleitern in deren Funktion als Reichsstatthalter. Vorarlberg wurde dem Gau und Reichsstatthalter von Tirol zugeschlagen.

Geheime Staatspolizei (Gestapo)

Die Gestapo war für die Bekämpfung von GegnerInnen und Menschen, die vom NS-Regime als Feinde eingestuft wurden, zuständig. Sie konnte willkürlich Verhaftungen und Einweisungen in Konzentrationslager vornehmen. Kommandos der Gestapo verschleppten die jüdische Bevölkerung Europas in die Vernichtungslager des Nationalsozialismus.

Generalgouvernement

Bezeichnung für das von Deutschland besetzte, aber nicht ins Deutsche Reich eingegliederte Gebiet Polens, das die Bezirke Warschau, Krakau, Radom, Lublin und das Gebiet um Lemberg umfasste. Das Generalgouvernement war das Abschiebegebiet für die polnische bzw. jüdische Bevölkerung, die aus den in das Deutsche Reich eingegliederten Gebieten Polens vertrieben wurde. Ende 1941 begann mit der Errichtung der Vernichtungslager die systematische Tötung der jüdischen Bevölkerung des Generalgouvernements.

Genfer Konvention

Völkerrechtlich verbindende Abkommen, in denen sich Staaten verpflichten, bestimmte Grundsätze der Menschlichkeit bei der Behandlung von Verwundeten und Zivilpersonen in Kriegszeiten sowie von Kriegsgefangenen und Flüchtlingen anzuwenden. Die Genfer Konvention wurde seit 1864 und besonders nach 1945 ständig erweitert.

Gerechte unter den Völkern

Bezeichnung für nichtjüdische Personen, die während des Nationalsozialismus das Leben von Jüdinnen und Juden gerettet haben. Sie werden in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem durch die Eintragung ihres Namens in der Ehrenwand im Garten der Gerechten geehrt.

Goebbels, Joseph (1897–1945)

Goebbels hatte ein Doktorat in Germanistik, seine Versuche als Schriftsteller blieben erfolglos. Als Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda sowie Präsident der Reichskulturkammer lenkte er die öffentliche Meinung und entschied in allen Belangen der Kunst und Kultur. Er kontrollierte Presse, Film und Rundfunk, die er zu Propagandainstrumenten des NS-Regimes machte. Goebbels organisierte Bücherverbrennungen missliebiger AutorInnen und unterdrückte alle modernen Kunstströmungen als „entartete Kunst“. Er war führend an der Judenverfolgung beteiligt. Als Generalbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz beschwor er den Kriegswillen der Bevölkerung. Am 1. Mai 1945 nahm er sich mit seiner Frau und seinen sechs Kindern das Leben.

Göring, Hermann (1893–1946)

Offizier, Jagdflieger und Kriegsheld im Ersten Weltkrieg; Reichstagpräsident ab 1932, preußischer Ministerpräsident ab 1933, Hauptgründer der Gestapo, Oberbefehlshaber der Deutschen Luftwaffe, Generalfeldmarschall und Reichsmarschall. Göring war treibende Kraft beim „Anschluss“ Österreichs an Deutschland 1938 und Mitorganisator der Judenverfolgung und des Holocaust. Als Beauftragter des Vierjahresplans übte er zeitweise die totale Kontrolle über die deutsche Industrie aus. Er gründete unter anderem die Hermann-Göring-Werke in Linz, den größten Stahlkonzern Österreichs, und war als Nachfolger Hitlers nach dessen Tod vorgesehen. Göring war der ranghöchste angeklagte Nationalsozialist vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg (Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess). Er entzog sich dem Todesurteil am 15. Oktober 1946 durch Selbstmord mit Gift.

Gruber, Karl (1909–1995)

Gruber war der Kopf des Tiroler Widerstandes gegen Kriegsende und kurzzeitig erster Landeshauptmann Tirols nach dem Zweiten Weltkrieg. Als österreichischer Außenminister (1945–1953) unterzeichnete er 1946 das „Gruber-De Gasperi-Abkommen“ zur Lösung der Südtirolfrage. Gruber war viele Jahre Botschafter Österreichs in Madrid, Bonn und Bern, vor allem aber in den USA. Nicht nur bei der Regelung des Südtirolproblems, auch beim Zustandekommen des österreichischen Staatsvertrages wirkte er maßgeblich mit.

Gruber-De Gasperi Abkommen

Am 5. September 1946 unterzeichneten der österreichische Außenminister Karl Gruber und der italienische Ministerpräsident Alcide De Gasperi in Paris einen kurzen Vertrag mit Schutzbestimmungen und Sonderrechten für die deutschsprachigen SüdtirolerInnen. Besonders wichtig waren das Bleiberecht der „Optanten“ (damals de facto deutsche StaatsbürgerInnen) und die Rücknahme von Unterdrückungsmaßnahmen des Faschismus. Das nach ihnen benannte Abkommen ist die Grundlage für die heutige Selbstverwaltung der SüdtirolerInnen und wird oft als europäischer Modellfall genannt.

Grynszpan, Herschel

Als Ende Oktober 1938 aus dem ganzen deutschen Reichsgebiet rund 16.000 Jüdinnen und Juden polnischer oder ehemals polnischer Staatsangehörigkeit nach Polen abgeschoben wurden, waren auch in Tirol und Vorarlberg etwa 25 Personen von dieser Zwangsmaßnahme betroffen. Bei ihnen handelte es sich meist um Zuwanderer und Zuwanderinnen aus der österreichisch-ungarischen Monarchie und deren Kinder, die, obwohl teilweise hier geboren, nach 1918 die österreichische Staatsbürgerschaft nicht erhalten hatten und nun entweder als Staatenlose oder als AusländerInnen galten. Sie wurden auf Weisung von Gauleiter Franz Hofer am 28. Oktober 1938 nach Wien abgeschoben und zum Teil am folgenden Tag den polnischen Grenzbehörden übergeben. Tausende dieser Ausgewiesenen wurden aber von Polen nicht aufgenommen und im Niemandsland der deutsch-polnischen Grenze hin- und hergeschoben. Unter ihnen befanden sich auch die Eltern des 17-jährigen Herschel Grynszpan. Das Schicksal dieser Menschen veranlasste ihn zum Attentat auf das deutsche Botschaftsmitglied Ernst vom Rath am 7. November 1938 in Paris. Als der deutsche Diplomat zwei Tage später seinen Verletzungen erlag, blieben die in ganz Deutschland einsetzenden barbarischen Überfälle auf die jüdische Bevölkerung (Pogrom- bzw. „Reichskristallnacht“) auch in Tirol nicht aus.

Habsburg, Otto (1912–2011)

Ältester Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I. Im Februar 1938 ersuchte er Bundeskanzler Kurt Schuschnigg um die Übergabe der Regierungsverantwortung. Er wollte einen Widerstand gegen den Nationalsozialismus organisieren. Erst 1961 verzichtete er auf die Herrschaftsansprüche seiner Familie. 1979–1999 war Otto Habsburg Abgeordneter der bayrischen CSU (Christlichsozialen Union) im Europäischen Parlament.

Hausieren, Hausierhandel

Von Haus zu Haus gehen und Kleinwaren zum Verkauf anbieten.

Heimwehr

Aus Angst vor sozialistischen Veränderungen oder kommunistischen Umsturzversuchen gründeten konservative und nationale Bürger seit dem Beginn der 1920er Jahre so genannte Selbstschutzverbände. Diese wurden in den einzelnen Bundesländern zu Heimwehren zusammengefasst. Ab Ende der 1920er Jahre nahm der antidemokratische Einfluss der Heimwehr auf die Politik der christlichsozialen Partei und Regierung immer mehr zu. Im so genannten Korneuburger Eid forderten die österreichischen Heimwehren einen „austrofaschistischen“ Staat. Der Bundesführer der Heimwehr, Rüdiger von Starhemberg, der 1923 am Hitler-Putsch in München teilgenommen hatte, näherte sich und seine paramilitärische Organisation ab 1932 ganz an Bundeskanzler Engelbert Dollfuß an und unterstützte dessen österreichische – gegen die Ansprüche der Nationalsozialisten gerichtete – Form eines faschistischen Weges. Zum Teil übernahm die Heimwehr auch staatliche Ordnungsaufgaben bei der Bekämpfung der „illegalen“ Nationalsozialisten, vor allem aber bei der gewaltsamen Ausschaltung der Sozialdemokratie im Februar 1934. Mit dem Sturz Starhembergs im Oktober 1936 wurde die Heimwehr aufgelöst; ihre Wehrverbände wurden als „Frontmiliz“ in die Vaterländische Front eingegliedert.

Heydrich, Reinhard (1904-1942)

Marineleutnant; Leiter des SS-Reichssicherheitshauptamtes, der Terrorzentrale des Nationalsozialismus, und einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust. Am 4. Juni 1942 erlag er einem Attentat tschechischer Widerstandskämpfer in Prag. Die SS tötete daraufhin aus Rache alle männlichen Einwohner des nahe Prag gelegenen Dorfes Lidice und verschleppte die Frauen und Kinder in Konzentrationslager.

Hilfswerk Mutter und Kind

Teilorganisation der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) zur Unterstützung kinderreicher, hilfsbedürftiger Familien, die nach rassischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden.

Himmler, Heinrich (1900–1945)

Der gelernte Landwirt war als Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei Leiter des gesamten NS-Terrors. Seine Macht steigerte er durch die Schaffung eines Wirtschaftskonzerns der SS, der sich auf die Ausbeutung der Arbeitskraft der KZ-Häftlinge stützte. Als Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums war er für die Umsiedlungs- und Germanisierungspolitik verantwortlich, so auch für die Umsiedlung der SüdtirolerInnen. Nur eine Minderheit der OsteuropäerInnen galt für ihn als „eindeutschungsfähig“. Tausende als „rassisch wertvoll“ bezeichnete Kinder wurden ihren Eltern weggenommen und nach Deutschland verschleppt. Himmler befahl die Vertreibung und Ermordung von Millionen BewohnerInnen Osteuropas und siedelte an ihrer Stelle Deutsche bzw. Volksdeutsche an. Er war hauptverantwortlich für die von der SS begangenen Verbrechen, speziell für den Holocaust. Nach Kriegsende geriet Himmler in Verkleidung in britische Gefangenschaft und beging am 23. Mai 1945 nach Entdeckung seiner wahren Identität Selbstmord durch die Einnahme von Gift.

Hiroshima

Japanische Hafenstadt, auf die am 6. August 1945 die USA die erste Atombombe abwarfen. 70.000 Menschen waren sofort tot und 80% der Stadt zerstört. Bis Ende August stieg die Opferzahl auf 140.000 Personen. Sie erhöhte sich im Laufe der Zeit aufgrund der Spätfolgen der Verstrahlungen auf 240.000. Nach dem zweiten Atombombenabwurf auf die japanische Industriestadt Nagasaki am 9. August 1945 starben insgesamt 140.000 Menschen.

Hitler, Adolf (1889–1945)

Hitler wurde in der oberösterreichischen Grenzstadt Braunau am Inn geboren. Er war ein Schulversager ohne Abschlusszeugnis, der mit seiner Bewerbung an der Akademie der Bildenden Künste durchfiel. In Wien hielt er sich eine Zeit lang in einem Obdachlosenasyl und Männerheim auf, obwohl sein Einkommen aus einer Waisenrente und durch Zuwendungen seitens einer Tante über dem Anfangsgehalt eines Lehrers lag. Hitler hielt sich für einen Künstler. Doch es reichte nur zum Postkartenmaler. Während des Ersten Weltkriegs diente er in einem bayrischen Regiment, wurde ausgezeichnet und erblindete kurzfristig an den Folgen eines Giftgaseinsatzes. Er schaffte es aber nur bis zum Rang eines Gefreiten. Nach dem Krieg wurde er von der Reichswehr als Beobachter der linken Szene eingesetzt. 1919 trat er in die winzige Deutsche Arbeiterpartei ein, die sich im Februar 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannte. Hitler machte sich als Redner unentbehrlich und wurde im Juli 1921 zum Parteivorsitzenden gewählt. Nach seinem gescheiterten Umsturzversuch im November 1923 wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt, aber bereits im Dezember 1924 vorzeitig entlassen. Am 26. Februar 1925 gründete er die inzwischen zerfallene NSDAP neu. Sie errang nach Ausbruch der Weltwirtschaftskrise große Wahlerfolge und stieg im Juli 1932 mit 37,4% der Stimmen zur stärksten politischen Kraft Deutschlands auf. Bei den Neuwahlen vier Monate später blieb die NSDAP stärkste Partei, erreichte aber nur mehr 33%. Am 30. Jänner 1933 gelang es Hitler durch Intrigen und mit Unterstützung konservativer Kreise sowie der Groß- und Finanzwirtschaft, vom Reichspräsidenten zum Reichskanzler einer Koalition mit Deutschnationalen und Parteilosen ernannt zu werden. In der Regierung saßen zunächst nur zwei Nationalsozialisten, doch durch Terror und Gesetzesänderungen, die die demokratischen Rechte massiv einschränkten, höhlte die NSDAP die Demokratie immer mehr aus. In diesem Klima erreichte sie bei den Wahlen im März 1933 43,9% der Stimmen. Im darauf folgenden Sommer wurden die Linksparteien verboten, die anderen Parteien zur Selbstauflösung gezwungen und die Einparteien-Diktatur der NSDAP mit Hitler als „Führer“ errichtet. Im August 1934 erfolgte die Ernennung Hitlers zum Reichspräsident. Er ließ die innerparteiliche Konkurrenz ermorden, politische GegnerInnen in Konzentrationslager bringen und startete die Judenverfolgungen. Gemeinsam mit der Militärführung und Teilen der Großwirtschaft wurden eine riesige militärische Aufrüstung Deutschlands und die Planung der Eroberungskriege in die Wege geleitet. 1938 übernahm er den Oberbefehl über die Deutsche Wehrmacht. Im März desselben Jahres erfolgte der „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich, ein Jahr später die Eingliederung von Böhmen und Mähren. Am 1. September 1939 begann durch den Befehl Hitlers, Polen zu überfallen, der Zweite Weltkrieg. In den nächsten sechs Jahren ordnete er den Holocaust an und die Ermordung von weiteren Millionen Menschen, die aus den verschiedensten Gründen als „minderwertig“ bezeichnet wurden. Als spätestens im Frühjahr 1943 sichtbar wurde, dass der Krieg verloren war, verweigerte Hitler jede Initiative zu dessen Beendigung. Er ließ den Krieg bis zur totalen Besetzung und Zerstörung Deutschlands weiterführen. Am 19. März 1945 gab er sogar den Befehl, die gesamte Infrastruktur Deutschlands und damit alle Lebensgrundlagen der deutschen Bevölkerung zu vernichten, denn für den Feind sollte nur „verbrannte Erde“ übrig bleiben. Am 29. April 1945 heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin Eva Braun. Am nächsten Tag beging er mit ihr durch die Einnahme von Gift und einen Schuss in den Mund im Bunker seiner Reichskanzlei in Berlin Selbstmord. Die Leichen wurden nach seinen vorher gegebenen Anweisungen verbrannt.

Hitler-Jugend (HJ)

Die HJ war zuerst die Jugend- und Nachwuchsorganisation der NSDAP, ab 1933 der einzig zugelassene staatliche Jugendverband. „Die HJ umfasst die Gesamtheit der Jugend wie auch den gesamten Lebensbereich des jungen Deutschen,“ hieß der staatliche Auftrag. Seit 1939 bestand eine gesetzlich geregelte „Jugenddienstpflicht“ für alle 10- bis 18-Jährigen. Sie musste innerhalb der HJ beziehungsweise des BDM abgeleistet werden. Sie bestand aus körperlicher Ertüchtigung und weltanschaulicher Schulung. Die Untergliederung für die Kinder zwischen 10 und 14 Jahren hieß „Jungvolk“ (Pimpfe) beziehungsweise „Jungmädelbund“. Die eigentliche Hitler-Jugend bildeten die 14- bis 18-Jährigen.

Hitler-Putsch

Am 8./9. November 1923 versuchte Adolf Hitler mit Hilfe der SA und mit anderen republikfeindlichen Organisationen in München, die Macht an sich zu reißen. An der Feldherrnhalle kam es zu Gefechten mit der Polizei. 15 Aufrührer, vier Polizisten und ein Unbeteiligter wurden getötet. Während seiner über einjährigen Haft verfasste er das Buch „Mein Kampf“, in dem er seine rassistischen Ideen und menschenverachtenden politischen Ziele darlegte.

Holocaust

Ein aus dem Griechischen stammender Begriff, der übersetzt „Brandopfer“ oder „ganz verbrannt“ bedeutet. Er wird wie der hebräische Begriff Shoa (großes Unglück, Katastrophe) für den Völkermord während der NS-Herrschaft an rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden verwendet.

Ilg Ulrich (1905–1986)

Landwirt und katholisch-konservativer Politiker aus Dornbirn. Wurde bereits 1927 zum Obmann des Vorarlberger Bauernbundes gewählt. Nach der endgültigen Beseitigung der parlamentarischen Demokratie und des Mehrparteienstaates im Februar 1934 zog Ilg als Abgeordneter in den Vorarlberger Landtag ein. Im Sommer 1934 war er auf Bundesebene kurzfristig Staatssekretär für Land- und Forstwirtschaft. Bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im März 1938 war Ulrich Ilg Vorarlberger Landesbauernführer. Die Teilnahme an der Volksabstimmung für den „Anschluss“ hat Ilg verweigert, ohne dass ihm daraus politische Konsequenzen entstanden sind. Im Mai 1945 beauftragte die französische Besatzungsmacht in Vorarlberg Ilg mit der Bildung eines Landesausschusses (Landesregierung). Nach der Landtagswahl vom November 1945 wurde die Österreichische Volkspartei (ÖVP) als Nachfolgerin der früheren Christlichsozialen Partei stimmenstärkste Partei und Ilg Landeshauptmann. 1964 trat Ilg als Landeshauptmann zurück, blieb aber bis 1969 Landesrat für Finanzen.

Inquisition

Lateinischer Begriff für gerichtliche Untersuchung. Er bezeichnet die seit dem Mittelalter eingerichteten Behörden der katholischen Kirche zur Verfolgung von KetzerInnen, Hexen und Zauberern. KetzerInnen waren Menschen, die eine von der katholischen Kirche abweichende Glaubenslehre vertraten. Hunderttausende fielen der Inquisition zum Opfer.

Jiddisch

Jiddisch ist die zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert im Südwesten Deutschlands entstandene Volkssprache der in Ost- und Westeuropa beheimateten oder von dort stammenden Jüdinnen und Juden. Jiddisch gehört zur germanischen Sprachenfamilie und wird mit hebräischen Schriftzeichen von rechts nach links geschrieben. Es besteht zum größten Teil aus deutschem und zu einem kleineren Teil aus hebräischem Wortschatz. Zahlreich sind auch die Übernahmen aus dem Polnischen, Russischen, Rumänischen, Ukrainischen, Slowenischen und seit Ende des 19. Jahrhunderts auch aus dem Englischen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Jiddisch von elf Millionen Menschen hauptsächlich in Osteuropa und in den USA gesprochen, heute nur mehr von etwa vier bis fünf Millionen.

Jugend-Konzentrationslager

Rund 2.000 Kinder und Jugendliche wurden in so genannte polizeiliche Jugendschutzlager in Uckermark bei Berlin (Mädchen) und Moringen bei Göttingen (Burschen) eingeliefert. Dort mussten sie Zwangsarbeit leisten. Wer sozial unangepasst war, straffällig wurde, als „arbeitsscheu“, „sexuell verwahrlost“ und „erbbiologisch minderwertig“ galt oder sich antinationalsozialistisch verhielt, konnte ab dem 15. Lebensjahr in eines dieser beiden Jugend-KZ eingeliefert werden. Mindestens 89 Kinder und Jugendliche wurden allein in Moringen ermordet.

Jugoslawien

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das ab 1929 Jugoslawien hieß. 1941 wurde der Staat zwischen Italien und Hitler-Deutschland aufgeteilt. Kroatien wurde ein von Deutschland abhängiger, eigener faschistischer Staat. Unter der Führung von Marschall Tito gelang es den PartisanInnen das Land zu befreien. Unabhängig von der UdSSR entwickelte Tito einen eigenständigen Kommunismus in Jugoslawien. Wenige Jahre nach seinem Tod zerfiel der Staat Jugoslawien in den Bürgerkriegen von 1991–1999.

Kinderlandverschickung

Bezeichnung für die von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) organisierten Ferienreisen zur gesundheitlichen Erholung von Stadtkindern. Nach den Bombenangriffen auf deutsche und österreichische Städte handelte es sich bei der Kinderlandverschickung um die Verlegung von Schulkindern aus bombengefährdeten Städten aufs Land. Fern von den Eltern konnten sie auch stärker politisch beeinflusst werden.

Koalition

Bündnis politischer Parteien, meist zur Übernahme der Regierung.

Kommunismus

Gesellschaftsmodell mit dem Ziel, den Kapitalismus und die Herrschaft des Bürgertums bzw. der Besitzenden zu überwinden. Dies soll vom Proletariat, der Klasse der Besitzlosen und im Mangel lebenden Menschen, bewerkstelligt werden. Das Privateigentum an Produktionsmitteln soll abgeschafft und in Gemeineigentum überführt werden. Ziel ist eine klassenlose Gesellschaft, in der die sozialen Unterschiede zwischen Reich und Arm aufgehoben sind und alle Menschen die gleichen Lebensbedingungen vorfinden. Die Hauptvertreter dieser Lehre waren im 19. Jahrhundert Karl Marx und Friedrich Engels. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten Wladimir Iljitsch Lenin und andere eine Theorie und Praxis des Übergangs zum Kommunismus, die auf der uneingeschränkten Herrschaft einer einzigen Partei und auf der Verwaltung der gesamten Wirtschaft durch den Staat beruhte (siehe „Bolschewismus“).

Konkordat

Vertragliche Übereinkunft zwischen Kirche und Staat, in der das gegenseitige Verhältnis und die Rechte der Kirche geregelt werden.

Konzentrationslager (KZ)

1933 errichtete die in Deutschland an die Macht gekommene NS-Regierung Konzentrationslager, um dort politische GegnerInnen festzuhalten. Der Kreis der KZ-Gefangenen wurde immer stärker ausgeweitet auf Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, Geistliche, Zeugen Jehovas, so genannte „Asoziale“, Homosexuelle, Kriminelle und „feindliche“ AusländerInnen. Auch ohne Einrechnung der Opfer der Vernichtungslager wurden mehrere Millionen in Konzentrationslager eingeliefert. Misshandlungen, Folter, medizinische Experimente, Hinrichtungen, Seuchen aufgrund der schrecklichen hygienischen Verhältnisse, Hunger, Entkräftung und Kälte forderten zahllose Opfer. Zu Kriegsende wurden viele Konzentrationslager geräumt. Auf diesen Todesmärschen kamen noch Tausende ums Leben. Viele Massengräber aus dieser Zeit blieben bis heute unentdeckt.

Kreisky, Bruno (1911–1990)

1935/36 und 1938 in politischer Haft; ab 1938 im Exil in Schweden; 1959–1966 Außenminister und 1970–1983 Bundeskanzler Österreichs (SPÖ).

Kreisleitung

Die NSDAP war streng hierarchisch in 18 Reichs-, 40 Gau- und 813 Kreisleitungen gegliedert. Den Kreisleitungen wiederum unterstanden die Ortsgruppenleitungen der nationalsozialistischen Einheitspartei. Partei und staatliche Verwaltung konkurrierten auf allen Ebenen, auch auf der des Kreises. Die Steiermark war in 17 NSDAP-Kreise eingeteilt: Bruck/Mur, Deutschlandsberg, Feldbach, Fürstenfeld, Graz-Land, Graz-Stadt, Hartberg, Judenburg, Leibnitz, Leoben, Liezen, Mürzzuschlag, Murau, Mureck, Oberwart, Voitsberg und Weiz. Die Kreisleiter waren die höchsten Parteifunktionäre in ihrem Kreis und erhielten ihre Befehle vom Gauleiter in Graz. Neben der politischen Oberaufsicht unterstanden ihnen alle Parteiformationen und deren Untergliederungen.

Kruckenkreuz

Kreuz mit Querbalken an den vier Enden; Zeichen der Kreuzfahrer; Symbol der „Vaterländischen Front“ und Staatsflagge des autoritären „Ständestaates“.

Lackenbach, KZ

Gemeinde im Burgenland, in dem sich von 1940 bis 1945 das größte „Zigeunerlager“ Österreichs befand. Vor allem burgenländische Roma, aber auch Sinti und Jenische mussten dort Zwangsarbeit leisten. Im Oktober 1941 lebten im Lager Lackenbach 2.335 Menschen unter katastrophalen Bedingungen. Einer Typhusepidemie fielen 250 bis 300 Menschen zum Opfer. 35 bis 40 Kinder wurden mit vergifteter Milch getötet. Im Herbst 1941 erfolgte der Abtransport von 2.000 Menschen ins Ghetto Łódź. Niemand überlebte. 1943 begannen die Deportationen vom Lager Lackenbach ins Vernichtungslager Auschwitz.

Ladiner

Die LadinerInnen sind eine alte romanische (mit den Schweizer Rätoromanen verwandte) Sprachgruppe, die in einigen Dolomitentälern (in Südtirol besonders im Gadertal und Grödnertal) lebt. Politisch, kulturell und historisch gibt es einen deutlichen Graben zwischen den GrödnerInnen und den GadertalerInnen. Die LadinerInnen haben eine eigene Sprache (Ladinisch), die in fünf verschiedenen dialektalen Varianten gesprochen und geschrieben wird. Sie stellen knapp vier Prozent der Bevölkerung Südtirols.

Landser

Bezeichnung für deutsche Soldaten während des Zweiten Weltkrieges. Der Begriff leitet sich von der Bezeichnung Landsknecht ab.

Lebensraum im Osten

Das Konzept des „Lebensraumes“ war für die NS-Außenpolitik zentral. In Anlehnung an ältere Überlegungen bezeichnete Adolf Hitler Deutschland als Volk ohne Raum. Im Überlebenskampf der Völker müsse sich die überlegene germanische Rasse Polen und die Sowjetunion bis zum Ural erobern, um dort ihren Geburtenüberschuss ansiedeln und sich wirtschaftlich vom Ausland unabhängig selbst versorgen zu können. Im Vordergrund stand auch der Zugriff auf die riesigen Rohstoffvorkommen Osteuropas. Die als „minderwertig“ bezeichnete slawische Bevölkerung sollte teils vertrieben und getötet, teils eingedeutscht oder als ArbeitssklavInnen ausgebeutet werden.

Łódź (Litzmannstadt)

Stadt in Polen. Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurde die jüdische Bevölkerung von Łódź in einzelne Stadtvierteln zusammengefasst. In diesem vollständig abgesperrten Ghetto standen den etwa 164.000 jüdischen BewohnerInnen, die Zwangsarbeit leisteten, ca. 48.000 Räume zur Verfügung. Ein Viertel der GhettoinsassInnen starb an Hunger, Krankheiten und an den Folgen der Zwangsarbeit. 1941/42 wurden 38.000 Jüdinnen und Juden aus Österreich, Deutschland, Polen, Böhmen und Luxemburg eingeliefert. Im November 1941 erfolgte die Errichtung eines eigenen, vom Restghetto isolierten „Zigeunerlagers“, in das auch über 5.000 österreichische Roma und Sinti eingeliefert wurden. Ab 1942 wurden Zehntausende vom Ghetto in das 60 Kilometer entfernte Vernichtungslager Chelmno deportiert und ermordet, ab 1944 nach Auschwitz. Am 19. Januar 1945 befreite die sowjetische Armee Łódź. Von den insgesamt rund 205.000 ins Ghetto Łódź verschleppten Menschen überlebten lediglich 5.000 bis 6.000.

Maly Trostinec

Vernichtungslager in der Nähe des Dorfes Maly Trostinec bei Minsk, Weißrussland. Zum Einsatz kamen Massenerschießungen, aber auch Gaswagen. Insgesamt wurden Zehntausende Jüdinnen und Juden ermordet, besonders aus Minsk und Umgebung, aber auch aus Westeuropa, speziell Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei. Von den rund 9.000 nach Maly Trostinec deportierten österreichischen Jüdinnen und Juden haben nur 17 Menschen überlebt. Darüber hinaus wurden in Maly Trostinec auch weißrussische ZivilistInnen, PartisanInnen und vor allem Kriegsgefangene ermordet. Schätzungen nennen 206.000 Opfer. Am 28. Juni 1944 schloss die SS alle noch lebenden Gefangenen in den Baracken ein und setzte diese in Brand. Nur 20 Juden konnten fliehen. Am selben Tag wurden alle noch lebenden 6.500 Gefangenen des Gefängnisses in Minsk nach Maly Trostinec gebracht, dort eingesperrt, erschossen und anschließend verbrannt. Am 4. Juli 1944 erreichten sowjetische Truppen das völlig niedergebrannte Vernichtungslager Maly Trostinec.

Mauthausen, KZ

Die Errichtung des KZ Mauthausen begann im August 1938 als Außenstelle des KZ Dachau. Ab März 1939 wurde es zu einem selbstständigen Lager mit zahlreichen Nebenlagern erweitert. Mauthausen, das mit dem wenige Kilometer entfernten KZ Gusen eine Art Doppellager bildete, gehörte zu den brutalsten Konzentrationslagern des Deutschen Reiches. Die Häftlinge waren als Arbeitskräfte für den Abbau der Granitsteinbrüche und für die Rüstungsindustrie von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Vernichtung durch Arbeit spielte daher eine große Rolle. 5.500 bis 5.900 Gefangene wurden in der NS-Euthanasie-Tötungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz mit Giftgas ermordet. In der Nacht zum 2. Februar 1945 flohen rund 500 sowjetische Kriegsgefangene, meist Offiziere. Unter Mithilfe von Teilen der Bevölkerung wurde eine regelrechte Treibjagd veranstaltet, die so genannte „Mühlviertler Hasenjagd“. Bis auf knapp 20 Offiziere, die sich in den Wäldern oder bei Bauern verstecken konnten, wurden alle Geflohenen von der SS und ihren Hilfskräften getötet. Bis 1945 waren im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern etwa 200.000 Personen inhaftiert. Mehr als 100.000 kamen infolge brutaler Behandlung, Hungers, Seuchen und härtester Zwangsarbeit ums Leben.

Maxglan

Stadtteil von Salzburg, in dem sich von 1939 bis 1943 ein „Zigeunerlager“ mit 300 Zwangsarbeit leistenden Roma, Sinti und Jenischen befand. 1943 wurden die meisten ins Vernichtungslager Auschwitz geschickt. Einige wenige kamen ins „Zigeunerlager“ Lackenbach.

Melzer, Anton (1898–1951)

NS-Gegner, ÖVP-Politiker, Bürgermeister von Innsbruck 1945–1951.

Miklas, Wilhelm (1872–1956)

Christlichsozialer Politiker; 1928-1938 österreichischer Bundespräsident.

Monarchie

Staats- und Regierungsform, in der eine adelige Schicht herrscht und die Macht von einer Person (Kaiser, König, Prinz usw.) ausgeht. In einer konstitutionellen (parlamentarischen) Monarchie wird die Macht zwischen einem vom Volk gewählten Parlament, aus dessen Mitte die Regierung kommt, und einem Monarchen (z.B. König) mit Sonderbefugnissen geteilt. In der Verfassung (Konstitution) sind die rechtlichen Grundlagen des Staates, seine Regierungsform sowie die BürgerInnen- und Menschenrechte enthalten. In den europäischen Monarchien der Gegenwart bestimmt das Parlament, die Monarchinnen und Monarchen haben fast nur mehr symbolische Aufgaben.

Moskauer Deklaration

Eine Erklärung der alliierten Außenminister, die im Oktober 1943 beschlossen wurde. Sie besagt, dass die Alliierten den „Anschluss“ an das Deutsche Reich für ungültig befinden und nach dem Zweiten Weltkrieg der eigenständige Staat Österreich wiedergestellt werden soll. Die in der Erklärung enthaltene Formulierung, dass Österreich als erstes freies Land der „typischen Angriffspolitik Hitlers zum Opfer“ gefallen war, legte den Grundstein für den so genannten „Opfermythos“. Tatsächlich machten die Alliierten in der Deklaration aber auch deutlich auf Österreichs Mitverantwortung aufmerksam und forderten österreichischen Widerstand ein.

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)

Die NSDAP war eine von mehreren kleinen rechtsradikalen Parteien, die in München nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurden. 1921 übernahm Adolf Hitler ihren Vorsitz. Die von Beginn an nationalistische und antisemitische Partei lehnte Demokratie und Marxismus strikt ab. Sie nannte sich „Bewegung“, um sich von den parlamentarischen Parteien zu distanzieren, und setzte auf die Straße als ihr Propaganda- und Agitationsfeld. Der „Sozialismus“, den sie vertrat, sollte sich nur auf die eigene „Volksgemeinschaft“ beziehen. Die Wirtschaftsführer sollten sich der Interessen der „Volksgenossen“ verantwortungsvoll annehmen. Der propagierte Antikapitalismus diente hauptsächlich der Diffamierung jüdischer Bankiers und Industrieller und als politisches Angebot für die Arbeiterschaft. Die NSDAP versprach, den „kleinen Mann“ vor Übergriffen der Geldhaie, der Juden, der Kommunisten und vor ausländischen Mächten zu schützen. Ab dem Ende der 1920er Jahre gelang es der NSDAP, auch in großbürgerlich konservativen und liberalen Kreisen salonfähig zu werden. Damit floss viel Geld in die Wahlkampfkasse der Partei. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Jänner 1933 begann die NSDAP, die demokratischen Parteien auszuschalten und zu verbieten. Mit dem „Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat“ vom 1. Dezember 1933 wurde die NSDAP zu einer Körperschaft öffentlichen Rechts mit eigener Gerichtsbarkeit über ihre Mitglieder. Das Symbol der Einheitspartei, das Hakenkreuz, wurde 1935 Hoheitszeichen des Deutschen Reiches. Der „Führer“ war ab nun Staatsoberhaupt und Parteichef zugleich. Die Partei schuf eine Reihe von Untergliederungen, die alle Lebensbereiche der Bevölkerung abdecken sollten. Der NSDAP konnte man nicht einfach beitreten, man musste aufgenommen werden. Nach der Machtübernahme empfanden sich die Parteimitglieder als Elite des neuen Staates; sie wurden im öffentlichen Dienst und in halbstaatlichen Einrichtungen bevorzugt. Parteimitglieder wurden als „Parteigenossen“ (PG), gewöhnliche BürgerInnen nur als „Volksgenossen“ (VG) angesprochen. Nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft wurde die NSDAP zur „verbrecherischen Organisation“ erklärt. Eine politische Wiederbetätigung im Sinne der nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und die Verwendung ihrer Symbole sind in Österreich per „Verbotsgesetz“ untersagt.

Niedernhart

Heil- und Pflegeanstalt in Linz. Sie diente als Zwischenaufenthalt vor der Überstellung von psychisch Kranken und geistig Behinderten in die Tötungsanstalt Hartheim im Rahmen des NS-Euthanasieprogramms. Ein Teil der betroffenen Menschen wurde bereits in Niedernhart ermordet.

Nisko-Transport/Nisko-Aktion

Zur weiteren forcierten Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges plante Adolf Eichmann die Schaffung eines „Judenreservates“ an der Grenze des „Generalgouvernements“ im Gebiet östlich von Nisko am Fluss an der San. Auch wenn dieser Plan nicht realisiert wurde, veranlasste Reinhard Heydrich die Zusammenstellung von Deportationstransporten aus Wien und Mährisch Ostrau/Moravska Ostrava nach Nisko. Von Wien aus gelangten zwei Transporte nach Nisko; der erste am 20. Oktober 1939 mit 912 und der zweite am 27. Oktober 1939 mit 672 Männern. Die Israelitische Kultusgemeinde Wien wurde zur Erstellung der Liste von 1.000–2.000 „Auswanderern“ gezwungen und musste diesen vorspielen, dass es sich um eine „Umsiedlung“ mit neuen Lebensmöglichkeiten handle. In der Realität wurde ein Großteil der Deportierten über die deutsch-sowjetische Demarkationslinie gejagt und von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD in Zwangsarbeitslager geschickt. Nur etwas weniger als 100 Männer kehrten aus diesen Lagern bis 1957 nach Wien zurück. Die rund 200 in Nisko verbliebenen Männer wurden nach dem Ende der Aktion im April 1940 nach Wien zurückgeschickt, von wo aus viele erneut deportiert wurden.

Novemberpogrom

Antijüdische Ausschreitungen und Ermordungen von Jüdinnen und Juden in der Nacht vom 9. auf den 10. November im gesamten Deutschen Reich. Von den Nationalsozialisten in Anspielung auf die vielen Glasscheiben, die zu Bruch gingen, verharmlosend auch als „Reichskristallnacht“ bezeichnet.

O5

1944 gegründete österreichische Widerstandsgruppe. Die Abkürzung steht für Österreich. O und der fünfte Buchstabe des Alphabets ergeben „Oe“.

Opferfürsorge(gesetz)

Ziel des 1947 beschlossenen Opferfürsorgegesetzes war die soziale Unterstützung für Opfer des Nationalsozialismus durch Rentenleistungen, geringe Steuerfreibeträge oder Hilfen bei Existenzgründungen und der Krankenversicherung. Zunächst konnten nur WiderstandskämpferInnen Ansprüche stellen, erst ab 1949 auch Opfer der rassischen Verfolgung, also vor allem Jüdinnen und Juden. Ab 1952 gab es auch die Zahlung einer Haftentschädigung, die aber vergleichsweise gering war. 1961 wurden die Leistungen und die Höhe der Zahlungen verbessert, doch noch immer blieben viele Opfergruppen ausgeschlossen. Roma und Sinti fanden erst 1988 Berücksichtigung, psychisch Kranke und Behinderte 1995, die anderen Opfergruppen wie Homosexuelle, als „asozial“ verfolgte Menschen, Opfer von Zwangssterilisierungen und der Militärjustiz 2005. ÖsterreicherInnen, die in der NS-Zeit vertrieben worden waren und in der neuen Heimat eine neue Staatsbürgerschaft angenommen hatten, konnten erst ab 2001 volle Ansprüche nach dem Opferfürsorgegesetz stellen.

Oradour

Aus Rache wegen des wachsenden französischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung ermordeten Mitglieder der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ am 10. Juni im südwestfranzösischen Dorf Oradour-sur-Glane 642 Kinder, Frauen und Männer. Im Osten der Stadt Schwaz, an der Landstraße Richtung Buch in einem mit Stacheldraht umzäunten und von der SS bewachten Holzbarackenlager, waren 1944/45 rund 300-400 ausländische Zwangsarbeiter gefangen, die unter brutalsten Arbeitsbedingungen im Schwazer Bergwerk eine Fertigungshalle für die Produktion des ersten Düsenjägers der Welt, die Messerschmidt 262, erbauen mussten. Nach dem Krieg wandelte die französische Besatzungsmacht das Zwangsarbeiterlager in ein Entnazifizierungslager um, in das ehemalige Nationalsozialisten untergebracht wurden. In Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes nannte sie dieses Lager „Oradour“.

Österreichische-Alpine Montangesellschaft

Diese wurde 1881 durch einen Zusammenschluss steirischer und Kärntner Hüttenbetriebe gegründet. Das Zentrum war auf Grund der Nähe zum Erzberg in Donawitz (Leoben). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Donawitz den damals größten Hochofen sowie die größte einheitliche Stahlwerksanlage Europas. 1926 ging die Gesellschaft in deutsches Eigentum über. Die Direktion unterstützte Ende der 1920er Jahre zunächst den Steirischen Heimatschutz und danach die NSDAP. 1938 wird die Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft mit der in Linz neugegründeten Hütte zur „Reichswerke AG Alpine Montanbetriebe ‚Hermann Göring‘“ vereinigt.

Österreichisch-ungarische Monarchie (Doppelmonarchie, Donaumonarchie)

Bezeichnung für den von den Habsburgern regierten Vielvölkerstaat, der 1867 aus dem Kaiserreich Österreich entstanden war. Die Monarchie war durch die Person des österreichischen Kaisers, der zugleich König von Ungarn war, verbunden. Beide Teile der Doppelmonarchie waren gleichberechtigt und hatten eine eigene Verfassung, ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung. Gemeinsam wurden die Außen- und Finanzpolitik sowie das Heerwesen betrieben.

Ostmark, Ostmarkgesetz

Durch ein Gesetz vom 14. April 1939 wurden die österreichische Regierung und die Bundesländer aufgelöst und durch die sieben Reichsgaue Wien, Niederdonau, Oberdonau (Donaugaue), Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol-Vorarlberg (Alpengaue) ersetzt. Sie wurden von einem Reichsstatthalter verwaltet, der gleichzeitig als Gauleiter Führer der jeweiligen regionalen NSDAP war. Die Reichsgaue unterstanden direkt der Reichsregierung in Berlin. Als Gesamtbezeichnung für das ehemalige Österreich diente der Begriff „Ostmark“.

Parteianwärter

Wer Mitglied der NSDAP werden wollte, musste einen Antrag stellen. Da sich die NSDAP als Elitepartei verstand, aber nach der Machtergreifung in Deutschland bzw. dem „Anschluss“ Österreichs“ sich viele von einer Parteimitgliedschaft Vorteile erhofften, wurde die Mitgliederaufnahme beschränkt. Wer nicht sofort abgelehnt wurde, galt während der Wartezeit bis zur Entscheidung über den Aufnahmeantrag als Parteianwärter.

Partisan

PartisanInnen sind militärische Widerstands- bzw. UntergrundkämpferInnen, die das eigene Land von den eingedrungenen fremden Truppen befreien wollen. Unter Partisanenbekämpfung verstand die deutsche Besatzung in der Sowjetunion und am Balkan aber nicht nur die Bekämpfung dieses Widerstandes, sondern die massenweise Ermordung von Jüdinnen, Juden, KommunistInnen, Roma und Sinti. Ab 1942 gingen SS, Polizei und Wehrmacht dazu über, unter dem Vorwand der Partisanenbekämpfung ganze Landstriche in „Wüstenzonen“ zu verwandeln. Dörfer wurden niedergebrannt, tausende Menschen getötet oder zur Zwangsarbeit verschleppt. Einen Sonderfall in Österreich stellen die Kärntner PartisanInnen dar.

Pflichtjahr

Frauen zwischen 18 und 25 Jahren waren verpflichtet, ein Jahr lang in der Landwirtschaft oder in einem Haushalt Dienst zu tun. Verheiratete Frauen mit Kindern und Frauen, die bereits in der Land- und Hauswirtschaft arbeiteten, waren ausgenommen. Das Pflichtjahr sollte auf die Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiten, den Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft mildern und eine NS-Beeinflussung ermöglichen.

Plankensteiner, Anton (1890–1969)

Offizier im Ersten Weltkrieg, dann Bankbeamter in Dornbirn. Engagierte sich in der Heimwehr, trat aber 1930 der NSDAP und der SA bei und wurde bald zu einer führenden Figur der Vorarlberger Nationalsozialisten. Nach einer Reihe von Attentaten durch die inzwischen illegale NSDAP wurde Plankensteiner von Jänner bis Juli 1934 im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Am 11. März 1938, am Vorabend des „Anschlusses“, wurde er von den Nationalsozialisten zum kommissarischen Landeshauptmann bestellt und setzte den bisherigen Landeshauptmann Ernst Winsauer, seinen ehemaligen Klassenkollegen aus der Dornbirner Realschule, ab. Im Dezember 1939 wurde die Vorarlberger Landeshauptmannschaft aufgelöst und das ehemalige Bundesland ganz in den Gau Tirol eingegliedert. Bis 1942 fungierte Plankensteiner nun als Kreisleiter der NSDAP Dornbirn. Nach Querelen mit Gauleiter Hofer verschaffte ihm Josef Bürckel die Stelle eines Kreisleiters im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße. Von 1938 bis 1945 war Plankensteiner auch Abgeordneter zum Deutschen Reichstag. In den letzten Kriegstagen kehrte er aus Deutschland zurück und übernahm das Kommando „zur Verteidigung der Kreisstadt Dornbirn“. Am 9. Mai 1945 wurde er im Bregenzerwald festgenommen und 1948 in Innsbruck wegen seiner NS-Täterschaft zu elf Jahren Haft verurteilt. Zu Beginn des Jahres 1950 vom Bundespräsidenten begnadigt, fand er Arbeit bei der Dornbirner Messe und später als kaufmännischer Angestellter.

Płaszów, KZ

Płaszów war zunächst ein Zwangsarbeitslager und dann ein KZ am Stadtrand von Krakau in Polen, in dem vor allem polnische, später auch ungarische Jüdinnen und Juden gefangen waren und zu Tausenden umgebracht wurden. Einer der Hauptverantwortlichen war der aus Wien stammende KZ-Kommandant Amon Göth, der schließlich als Schlächter von Płaszów zum Tode verurteilt wurde. Jahrzehnte nach dem Krieg wurden Göth und das KZ Płaszów durch den Film „Schindlers Liste“ bekannt.

Pogrom

Begriff aus dem Russischen für mit Mord und Plünderungen verbundene Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. Heute werden allgemein Gewaltaktionen gegen Minderheiten als Pogrome bezeichnet.

Proporz

Bezeichnet das Verhältnis der Angehörigen einer Gruppe und der Zahl ihrer VertreterInnen in einem Entscheidungsgremium. In Südtirol gibt es seit 1972 einen ethnischen Proporz. Das heißt, dass Gremien und Ämter entsprechend der zahlenmäßigen Stärke der Sprachgruppen besetzt werden. Dadurch sind momentan die meisten Stellen Deutschsprachigen vorbehalten. An zweiter Stelle finden sich die ItalienerInnen, während die LadinerInnen nur wenige Stellen besetzen können. Die Anzahl der Angehörigen der Sprachgruppen werden durch eine so genannte Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung erhoben. Dieses eher komplizierte System der Postenvergabe ist eine Folge der Erfahrungen während des italienischen Faschismus. Damals waren öffentliche Stellen fast nur ItalienerInnen vorbehalten.

Protektorat (Reichsprotektorat Böhmen und Mähren)

Am 16. März 1939 proklamierte Adolf Hitler in Prag das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren. Damit wurden die von Tschech/innen bewohnten Teile Böhmens und Mährens in einen halbkolonialen Status versetzt. Alle demokratischen Parteien wurden verboten und die Bildung einer tschechischen Einheitspartei beschlossen. Es wurde ein Reichsprotektor installiert, der einzig dem „Führer“ unterstand und die Oberhoheit über die tschechische Kollaborationsregierung ausübte. Zunächst wurde der ehemalige Außenminister Konstantin von Neurath als Reichsprotektor eingesetzt. Ihm folgte im September 1941 der Chef des Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich, der auch den Beinamen „Schlächter von Prag“ erhielt. Nach dem Attentat auf Heydrich Ende Mai 1942 folgten bis 1945 Kurt Daluege und Wilhelm Frick als Reichsprotektoren. Grundsätzlich sollte sich das Protektorat selbst verwalten, wobei dies im Einklang mit den politischen, militärischen und wirtschaftlichen Belangen des Deutschen Reiches zu geschehen hatte. Das bedeutete konkret, dass alle relevanten Positionen in Wirtschaft und Verwaltung von Deutschen besetzt waren und die Industrie im Protektorat ganz auf die deutsche Kriegswirtschaft ausgerichtet wurde.

Provikar

Kirchlicher Ehrentitel für einen katholischen Priester, der den Rang eines Stellvertreters des Bischofs einnimmt.

Provisorische Nationalversammlung

Am 21. Oktober 1918 versammelten sich die deutschsprachigen Abgeordneten des 1911 gewählten Abgeordnetenhauses der Monarchie in Wien. Sie erklärten sich zur „Provisorischen Nationalversammlung von Deutschösterreich“, die am 12. November 1918 die Republik Deutschösterreich ausrief. Nach den Wahlen vom 16. Februar 1919 wurde sie von der „Konstituierenden Nationalversammlung“ abgelöst. Diese erste gewählte Volksvertretung der Ersten Republik Österreichs hatte vor allem die Aufgabe, eine republikanische Verfassung auszuarbeiten.

Raab, Julius (1891–1964)

Niederösterreichischer Heimwehrführer; 1945 Mitbegründer der ÖVP, 1953–1961 Bundeskanzler Österreichs.

Rasse (Rassenideologie)

Ab dem 17. Jahrhundert begann der Versuch einer Einteilung der Menschen in Rassen entsprechend ihrem Aussehen, ihrer geographischen Herkunft und ihren Genen („Blut“). Gleichzeitig wurden Verhalten und Eigenschaften von Menschen mit Rassenmerkmalen in Verbindung gebracht. Sehr bald erfolgte eine Einteilung in „höher- und minderwertige“ Rassen für politische Zwecke. So begründeten die europäischen Nationen ihre brutale Eroberung Afrikas und Asiens im 19. Jahrhundert mit ihrer behaupteten rassischen Überlegenheit. Die Nazis gingen einen Schritt weiter, indem sie den Kreis wertvoller Rassen noch stärker einengten und die Deutschen (Germanen, „Arier“) als die wertvollste Rasse bezeichneten. Millionen Menschen stuften sie willkürlich als „Minderwertige“ ein, die der germanischen Herrenrasse als ArbeitssklavInnen dienen oder getötet werden sollten. Die Einteilung von Menschen in Rassen ist wissenschaftlich längst unhaltbar geworden, da sich ihr Erbgut in äußerst geringem Maß unterscheidet. Die Einteilung von Menschen in Rassen ist wissenschaftlich längst unhaltbar geworden, da das Erbgut der Menschen nur in ganz geringem Maß Unterschiede aufweist.

Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle

Dieses in Berlin beim Reichsgesundheitsamt angesiedelte Institut wurde vom Psychologen, Psychiater und NS-Rassenforscher Robert Ritter geleitet. Er untersuchte Roma und Sinti, so genannte „Asoziale“ und straffällig gewordene Jugendliche, um eine Verbindung zwischen Herkunft und sozialem Verhalten zu beweisen. Die Mehrheit der Untersuchten wurde als erbbiologisch belastet eingestuft. Ziel war es, diese Menschen in Arbeits- bzw. Konzentrationslagern durch Sterilisation zum Aussterben zu bringen. Bei Roma und Sinti behaupteten die Gutachten, dass über 90% „Zigeunermischlinge“ mit „minderwertigen“ Eigenschaften wären, die vererbt würden. Sie bildeten die Grundlage für die Deportation der Roma und Sinti nach Auschwitz und andere Konzentrationslager.

Ravensbrück, KZ

Das KZ Ravensbrück, das 1939 eingerichtet wurde, lag in Brandenburg, 90 Kilometer nördlich von Berlin. Es war das größte Frauen-KZ Deutschlands, mit einem angegliederten Männerlager. Ab Sommer 1942 stand in unmittelbarer Nähe das Jugend-KZ Uckermark. Zwischen 1939 und 1945 wurden aus über 40 Nationen 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer sowie 1.000 weibliche Jugendliche (im „Jugendschutzlager Uckermark“) als Häftlinge registriert. Es ist davon auszugehen, dass 28.000 Menschen im KZ Ravensbrück sterben mussten.

Reichsarbeitsdienst (RAD)

Der halbjährige Arbeitsdienst war für männliche Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren Pflicht, für weibliche zuerst freiwillig und ab September 1939 ebenfalls verpflichtend. Die Männer legten Moore trocken, gewannen neues Ackerland oder halfen mit beim Bau der Autobahnen und der militärischen Verteidigungsanlagen von über 18.000 Bunkern, Stollen, Gräben und Panzersperren an der Westgrenze Deutschlands (Westwall). Frauen arbeiteten in der Landwirtschaft und bei kinderreichen Familien. Die Geschlechter waren voneinander getrennt in Lagern untergebracht. Dort wurden sie im nationalsozialistischen Sinn erzogen, die Männer zusätzlich militärisch ausgebildet. Die Bezahlung war äußerst gering, da es sich offiziell um einen „Ehrendienst am deutschen Volke“ handelte. Das Gemeinschaftserlebnis in den Lagern sollte die jungen Menschen an das NS-Regime binden und die Standesunterschiede beseitigen. Im Oktober 1939 waren rund 350.000 Frauen und Männer im RAD tätig.

Reichsnährstand

Alle mit der Erzeugung und dem Verkauf landwirtschaftlicher Produkte beteiligten Personen (Bauernschaft, LandarbeiterInnen etc.) waren Zwangsmitglieder des Reichsnährstandes. Der Reichsnährstand lenkte die landwirtschaftliche Produktion und den Vertrieb, setzte die Preise fest und betreute seine Mitglieder. Unter Leitung des Reichsbauernführers, der gleichzeitig Landwirtschaftsminister war, konnte sich der Reichsnährstand selbst verwalten. Doch seit Anfang der 1940er Jahre war er nur mehr ausführendes Instrument des Landwirtschaftsministeriums und der NSDAP.

Reichssicherheitshauptamt

Im Reichssicherheitshauptamt, das 1939 gegründet wurde und der SS unterstand, war der gesamte Terrorapparat des NS-Regimes vereinigt: Sicherheitspolizei (Gestapo, Grenz- und Kriminalpolizei) und Sicherheitsdienst der SS. Das Reichssicherheitshauptamt, in dessen Einflussbereich sich die Konzentrationslager befanden, organisierte auch die Verbrechen der Einsatzkommandos der SS. Es unterstand direkt dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler und wurde bis 1942 von Reinhard Heydrich geleitet. Dann übernahm der Österreicher Ernst Kaltenbrunner die Führung. Er wurde am 15. Oktober 1946 im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Reichsstatthalter

Das war sowohl der Amtstitel des Vertreters der Reichsregierung in den gleichgeschalteten deutschen Ländern als auch eine Behörde, die in den Gauen die Kompetenzen des Reiches wahrzunehmen hatte. Fast alle Gauleiter amtierten zugleich als Reichsstatthalter.

Renno, Georg (1907–1997)

Stellvertreter von Rudolf Lonauer, dem Leiter der Tötungsanstalt Schloss Hartheim. Renno trug gemeinsam mit Lonauer die Letztentscheidung über die Tötung psychisch Kranker und Behinderter. Teilweise regelte er die Gaszufuhr in die Gaskammer sogar eigenhändig. Renno wählte als Gutachter in über 50 österreichischen Anstalten PatientInnen aus, um sie ihrer Ermordung im Rahmen der NS-Euthanasie zuzuführen. Unter seiner Leitung wurden in Hartheim tausende Häftlinge der Konzentrationslager Dachau und Mauthausen samt Nebenlagern vergast. Renno wurde 1961 verhaftet und 1967 angeklagt. Das Verfahren endete ohne Urteil. Es wurde 1970 wegen Rennos angeblicher Verhandlungsunfähigkeit vorläufig und 1975 endgültig eingestellt. Kurz vor seinem Tod 1997 stellte Georg Renno fest: „Ich selbst habe ein ruhiges Gewissen. Ich fühle mich nicht schuldig“.

Revolutionäre Sozialisten (RS)

Die Organisation entstand nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 und dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Diese in die Illegalität gedrängten Sozialisten versuchten, im Untergrund sozialistische Kleingruppen am Leben zu erhalten und durch die Verteilung von Flugzetteln und Zeitungen gegen den „Ständestaat“ Widerstand zu leisten. Die Mitglieder waren meist jüngere Angehörigen der ehemaligen Sozialdemokratischen Partei. Sie wurden im autoritären „Ständestaat“ polizeilich und gerichtlich verfolgt. Das entsprechende Aktenmaterial haben nach dem März 1938 dann die nationalsozialistischen Verfolgungsbehörden genutzt.

Röhm-Putsch

Der Führer der vier Millionen Mitglieder starken SA, Ernst Röhm, gehörte zu den engsten Förderern und Mitkämpfern von Adolf Hitler. Nach der NS-Machtübernahme in Deutschland 1933 forderte er eine soziale Revolution gegen die Großkonzerne und die Entmachtung der Reichswehr (Heer) zugunsten der SA. Hitler benötigte aber für den geplanten Krieg die Zusammenarbeit mit den Konzernherren und der Reichswehr. Außerdem empfand er Röhms Macht als Konkurrenz. Daher ließ Hitler unter Führung der SS und mit Unterstützung der Reichswehr am 30. Juni 1934 die gesamte SA-Führung einschließlich Röhm selbst ermorden. Dabei nutzte Hitler die Gelegenheit zur Tötung aller wichtigen NS-Gegner und persönlichen Konkurrenten in der NSDAP. Die Mordaktion wurde in der Öffentlichkeit als Akt der „Staatsnotwehr“ gegen einen Umsturzversuch der SA („Röhm-Putsch“) gerechtfertigt. In der Folge wurde die Reichswehr auf die Person Adolf Hitlers als „Führer und Reichskanzler“ vereidigt, während die Macht der SA gebrochen war und der Aufstieg der SS begann.

Saarland

Das an Frankreich angrenzende und im Südwesten Deutschlands gelegene Saarland mit seinen großen Kohlevorkommen wurde nach dem Ersten Weltkrieg einer Kommission des Völkerbundes unterstellt, die Frankreich leitete. Bei der Volksabstimmung 1935 entschieden sich über 90% der stimmberechtigten SaarländerInnen für die Rückkehr des Saarlandes an Deutschland. Adolf Hitler feierte das Ergebnis als großen innen- und außenpolitischen Erfolg.

Schärf, Adolf (1890–1965)

1918–1934 Sekretär des sozialdemokratischen Nationalratspräsidenten; 1934, 1938 und 1944 in politischer Haft; 1945 Mitbegründer der SPÖ; 1945–1957 Vizekanzler, 1957–1965 Bundespräsident Österreichs.

Schirach, Baldur von (1905–1974)

Als Reichsjugendführer stand er bis 1940 an der Spitze aller NS-Jugendorganisationen, speziell der Hitlerjugend. 1940–1945 war Schirach Gauleiter und Reichsstatthalter von Wien, wo er die Judendeportationen mitorganisierte. 1946 wurde er im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Schraffl, Josef (1855–1922)

Grundbesitzer; Mitbegründer der Christlichsozialen Partei und des Tiroler Bauernbundes; Mitglied der Tiroler Volkspartei; 1917–1921 Landeshauptmann von Tirol.

Schumacher, Josef (1894–1971)

Agronom (akademisch ausgebildeter Landwirt); Mitglied der Tiroler Volkspartei bzw. der ÖVP; 1935–1938 Landeshauptmann von Tirol; ab 1947 wieder im Landesdienst und 1958/59 Landesamtsdirektor von Tirol.

Schuschnigg, Kurt (1897–1977)

Maturierte am Jesuitengymnasium „Stella Matutina“ in Feldkirch, studierte Jus in Innsbruck und wurde 1927 als jüngster Abgeordneter in den Nationalrat gewählt. Als konservative Gegenkraft zu den Heimwehren gründete er 1930 die betont katholischen und antisemitischen „Ostmärkischen Sturmscharen“. 1932 wurde Schuschnigg erstmals Minister. Auf seinen Antrag hin wurde die Todesstrafe (militärisches Standrecht) wieder eingeführt. Nach dem tödlichen Attentat auf Bundeskanzler Engelbert Dollfuß folgte er als diktatorisch regierender Bundeskanzler. Er versuchte Österreich als einen christlichen deutschen Staat an der Seite des faschistischen Italien zu positionieren. Seinem Wahlspruch „Rotweißrot bis in den Tod“ stand in der politischen Praxis ein laufendes Zurückweichen gegenüber italienischen und hitlerdeutschen Ansprüchen gegenüber. Mit einer kurzfristig angesetzten Volksabstimmung über die Selbstständigkeit Österreichs wollte er sich die Zustimmung der Bevölkerung für sein Regime holen. Dem kamen die Nationalsozialisten zuvor. Am Abend des 11. März 1938 kapitulierte Schuschnigg in einer Rundfunkrede („Ich weiche der Gewalt“). Von 1938 bis April 1945 war Schuschnigg in mehreren Konzentrationslagern interniert, zunächst in Dachau und Flossenbürg, ab 1941 in Sachsenhausen als so genannter Ehrenhäftling (mit Sonderstatus). Nach dem „Endsieg“ hätten ihm die Nationalsozialisten den Prozess machen wollen. Von 1948 bis 1968 lebte Kurt Schuschnigg als Rechtsprofessor in den USA, bevor er wieder nach Österreich zurückkehrte.

Schutzhaft

Die Gestapo konnte ohne Gerichtsverfahren und Berufungsmöglichkeit Menschen wegen „volks- und staatsfeindlicher Bestrebungen“ willkürlich verhaften und die Haftdauer selbst bestimmen. Die Schutzhaft, die meist in einem KZ verbüßt wurde, war das am häufigsten angewendete Mittel, um GegnerInnen des Nationalsozialismus bzw. den NS-Machthabern missliebige Personen aus dem öffentlichen Leben zu entfernen. Während des Krieges waren Entlassungen aus der Schutzhaft nur noch in Einzelfällen möglich.

Schutzstaffel (SS)

Die SS war eine militärisch aufgebaute Organisation innerhalb der NSDAP und galt als Elitetruppe, die bedingungslos jeden Befehl Hitlers und der NS-Führung durchführte. Ihr Leitspruch lautete „Meine Ehre heißt Treue“. Der SS unterstand die Gestapo und damit auch die gesamte Polizei und Gendarmerie. Sie hatte einen eigenen Geheimdienst (Sicherheitsdienst = SD), eigene Forschungsinstitute und Wirtschaftsunternehmen, die mit KZ-SklavenarbeiterInnen hohe Profite erzielten. Weiters war sie verantwortlich für die Massenmorde in den Konzentrations- und Vernichtungslagern. Die SS verfügte sogar über eigene bewaffnete Truppen – die Waffen-SS, die nicht nur an der Front kämpfte, sondern auch Kriegsgefangene und ZivilistInnen ermordete und die Bevölkerung ganzer Dörfer und Städte vernichtete. In den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten töteten SS-Einsatzgruppen Hunderttausende. Der Beitritt in die SS war freiwillig und streng geregelt. Gegen Kriegsende gab es auch zwangsweise Überstellungen in die Waffen-SS.

Selbstbestimmung

Gemäß diesem zentralen Grundsatz der Menschenrechte sollen Menschen ihre eigenen Ideen und Wünsche frei verwirklichen können, ohne von außen unterdrückt oder bedrängt zu werden. Entscheidend geprägt wurde der Begriff der Selbstbestimmung durch die Idee des US-Präsidenten Woodrow Wilson über das Selbstbestimmungsrecht der Völker. In Südtirol wurde der Begriff meist in Zusammenhang mit der Forderung der SüdtirolerInnen nach einer Volksabstimmung über die Rückkehr des Landes zu Österreich verwendet. 1919 und besonders 1945/46 gab es große Demonstrationen und zahlreiche Unterschriftenaktionen für das „Recht auf Selbstbestimmung“. Doch jedes Mal wurde eine demokratische Abstimmung über die Zugehörigkeit Südtirols verhindert. Heute steht der Begriff Selbstbestimmung in Südtirol eher für eine (vollkommene) Loslösung von Italien und eine angepeilte Eigenständigkeit Südtirols.

Seyß-Inquart, Arthur (1892–1946)

Rechtsanwalt; Ernennung zum österreichischen Innenminister im Februar 1938; Ablöse Schuschniggs als Bundeskanzler in der Nacht des 11. März 1938. Bis zum 30. April stand er an der Spitze einer nationalsozialistischen Regierung mit eingeschränkten Machtbefugnissen. Von 1940 bis 1945 war Seyß-Inquart Reichskommissar in den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Niederlanden und für eine Reihe von Kriegsverbrechen maßgeblich mitverantwortlich. So organisierte er etwa die Deportation der jüdischen Bevölkerung der Niederlande in die Vernichtungslager. Im Oktober 1946 wurde er im Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg zum Tode verurteilt und hingerichtet.

SHS-Staat

Nach dem Zerfall der Monarchie wurde der Staat der Slowenen, Kroaten und Serben (serbisch: Država Slovenaca, Hrvata i Srba; umgangssprachlich SHS-Staat) gegründet. Nach dem Putsch des Königs 1929 hieß das Land offiziell Königreich Jugoslawien.

Sicherheitsdienst (SD)

Der Sicherheitsdienst wurde 1931 als Nachrichtendienst der SS gegründet, ab 1933 war er ein eigenes Zentralamt. Er hatte die Aufgabe, GegnerInnen und Parteimitglieder speziell und das ganze Volk generell politisch zu überwachen. Außerdem spielte der SD eine entscheidende Rolle bei der Planung und Durchführung des Holocaust. 1939 erfolgte der Zusammenschluss von Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst im Reichssicherheitshauptamt.

Sicherheitspolizei (Sipo)

Bis 1936 wurden Gestapo und Kriminalpolizei im Hauptamt Sicherheitspolizei vereinigt. Nach der Schaffung des Reichssicherheitshauptamtes 1939 wurde das Amt der Sipo mit dem Sicherheitsdienst der SS zusammengelegt.

Sowjetunion (offizielle Bezeichnung: UdSSR – Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken)

Gründung im Dezember 1922 nach der erfolgreichen Oktoberrevolution von 1917, aufgelöst im Dezember 1991. Die auf dem Gebiet des russischen Zarenreichs entstandene UdSSR war der erste kommunistisch regierte Staat der Welt. Er erstreckte sich nach dem Zweiten Weltkrieg unter Einschluss ehemals finnischer und polnischer Gebiete von Ostpreußen und den baltischen Staaten über fast 10.000 Kilometer bis Nord- und Mittelasien. Im direkten sowjetischen Machtbereich standen seit Kriegsende auch die Staaten des so genannten Ostblocks. Dazu zählten Polen, die Deutsche Demokratische Republik (DDR), die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Nach der Auflösung der UdSSR im Dezember 1991 machten sich ehemalige Teilrepubliken (Ukraine, Weißrussland, Georgien, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan usw.) selbständig. Die ehemalige Russische Sowjetrepublik trat als Russische Föderation („Russland“) die gesetzliche Nachfolge der UdSSR an.

Sozialismus, Sozialdemokratie

Eine internationale politische Bewegung zur Lösung der sozialen Probleme der Arbeiterschaft (bzw. des „Proletariats“). Während die Kommunisten einen revolutionären Umsturz angestrebt haben, um die Lage des Proletariats von Grund auf zu verbessern, setzen die Sozialdemokraten auf demokratische Reformen. Dieser demokratische Sozialismus vertritt ein humanistisches Menschenbild und will eine solidarische Gesellschaft durch die rechtliche und soziale Gleichstellung der Arbeiterschaft mittels einer parlamentarischen Demokratie erreichen. Der Gründer der österreichischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei war der Wiener Arzt Victor Adler (1888). Bis zu ihrem Verbot im Jahre 1934 durch das austrofaschistische Regime trug die Partei diesen Namen. Nach ihrer Neugründung im Jahre 1945 hieß sie Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ), seit 1991 nennt sie sich Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ).

Sozialpartnerschaft

System der Zusammenarbeit zwischen den Interessenvertretungen der Wirtschaft (Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer), der ArbeitnehmerInnen (Gewerkschaft und Arbeiterkammer) und der Regierung auf allen Gebieten der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Sozialpartnerschaft wurde in Österreich nach 1945 aufgebaut, um den sozialen Frieden zu sichern und das Land nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges rasch wieder aufzubauen. KritikerInnen verweisen darauf, dass die SozialpartnerInnen eine Art Nebenregierung bilden würden, sodass wichtige politische Entscheidungen in kleinen Gremien und nicht in dem aus Wahlen hervorgegangenen Parlament fallen.

Sprachgruppe

Unter Sprachgruppe versteht man häufig die Gesamtheit der Angehörigen einer bestimmten Sprache. So unterscheidet beispielsweise der Vielvölkerstaat Schweiz seine Staatsangehörigen nach französischer, italienischer, deutscher und rätoromanischer Sprachgruppe. Ähnlich wird in Südtirol zwischen deutscher, italienischer und ladinischer Sprachgruppe unterschieden. Da bei der Besetzung öffentlicher Ämter ein Proporz-System nach Sprachgruppen angewendet wird, gibt es in Südtirol eine so genannte Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung. Wer einer anderen Sprachgruppe angehört (etwa MigrantInnen aus Afrika oder Osteuropa), muss sich für eine der drei anerkannten Sprachgruppen entscheiden.

Stalin, Jossif (1879–1953), Stalinismus

Stalin gelang es ab Mitte der 1920er Jahre in der Sowjetunion die absolute Macht in der Kommunistischen Partei zu erobern und eine blutige Diktatur zu errichten. Er ließ alle GegnerInnen innerhalb und außerhalb der Partei ermorden. Stalin herrschte mit einem über das ganze Land verstreuten riesigen Lagersystem (Gulag), in dem Millionen Menschen ums Leben kamen. Mit brutalen Terrormethoden und Zwangsarbeit sorgte er für den raschen Umbau der Sowjetunion von einem rückständigen Bauernstaat in einen modernen Industriestaat. Der Sieg gegen Nazideutschland brachte Osteuropa in den Einflussbereich der Sowjetunion, die unter Stalins Herrschaft zur einzigen Supermacht der Welt neben den USA aufstieg.

Stalingrad

Russische Stadt an der Wolga, heute Wolgograd. Die vernichtende Niederlage der 6. Armee der Deutschen Wehrmacht in Stalingrad am 31. Jänner 1943 markierte den Wendepunkt des Krieges an der Ostfront. 150.000 deutsche Soldaten, darunter viele Österreicher, kamen nicht zuletzt aufgrund der Weigerung Hitlers ums Leben, den Rückzug zu befehlen. Von 91.0000 deutschen Kriegsgefangenen kehrten nur mehr 6.000 aus der Sowjetunion zurück. Auf russischer Seite starben in der Schlacht um Stalingrad mehr als eine halbe Million Soldaten und eine unbekannte Zahl an EinwohnerInnen.

Starhemberg, Ernst Rüdiger (1899–1956)

Fürst Starhemberg war 1923 Teilnehmer am Hitlerputsch. Von 1930–1936 stand er an der Spitze aller österreichischen Heimatschutzverbände, die im Dachverband des Heimatschutzes zusammengefasst waren. Starhemberg war einer der Hauptverfechter der Ausschaltung der Sozialdemokratie und der Einführung des Faschismus in Österreich. 1934–1936 übte er das Amt des Vizekanzlers und Bundesführers der „Vaterländischen Front“, der Einheitspartei des autoritären „Ständestaates“, aus. 1936 wurde er von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg entmachtet.

Stecher, Reinhold (1921

1939 Eintritt ins Priesterseminar in St. Michael bei Matrei am Brenner; 1941 wegen der Mitbeteiligung an der Organisation einer unerlaubten Wallfahrt von der Gestapo verhaftet und zu zwei Monaten Haft verurteilt, danach Einberufung zum Militärdienst. Nach der Priesterweihe 1947 war Stecher als Präfekt, Lehrer und Seelsorger tätig. 1981 wurde er als Nachfolger von Paulus Rusch zum Diözesanbischof von Innsbruck geweiht. Reinhold Stecher machte sich um die christlich-jüdische Verständigung verdient, nicht zuletzt durch die energische Bekämpfung der judenfeindlichen Ritualmordlegende des Anderle von Rinn.

Steidle, Richard (1881–1940)

Rechtsanwalt und christlichsozialer Politiker, der 1920 die Tiroler Heimatwehr gründete und 1926–1934 (stellvertretender) Bundesführer der österreichischen Heimatschutzverbände war. Er war eine der treibenden Kräfte der Beseitigung von Demokratie und Republik in Österreich. Steidle verbündete sich zunächst mit den Nationalsozialisten zur Unterdrückung der Sozialdemokratie. Er bekämpfte später aber die NSDAP, da sein Ziel letztendlich ein selbstständiges, katholisch-faschistisches Österreich war. 1933 verübte die NSDAP ein Attentat auf Steidle, der zu diesem Zeitpunkt das Amt des Sicherheitsdirektors von Tirol innehatte. 1933/34 war er Bundeskommissär für Propaganda, 1934–38 Generalkonsul in Triest. Im März 1938 wurde Steidle verhaftet und im September in das KZ Buchenwald bei Weimar gebracht, wo man ihn am 30. August 1940 erschoss.

Stumpf, Franz (1876–1935)

Mittelschulprofessor; christlichsozialer Politiker und Mitglied der Tiroler Volkspartei; 1932/33 Vorsitzender des Bundesrates; 1921–1935 Landeshauptmann von Tirol.

Sturmabteilung (SA)

Auf Adolf Hitler eingeschworener Wehrverband der NSDAP, der durch seine unzähligen Terror- und Gewaltaktionen gegen politische GegnerInnen, Jüdinnen und Juden am Aufstieg des Nationalsozialismus maßgeblich beteiligt war. Die SA stellte durch große Aufmärsche und in Straßenkämpfen gegen die Linken die Stärke der NS-Bewegung zur Schau. Dies wirkte auf (junge) Männer sehr anziehend. Bis 1933 hatte die SA 400.000 Mitglieder, nach der Machtübernahme Hitlers am 31. Jänner des Jahres stieg die Zahl in wenigen Monaten auf vier Millionen an. Nach den Ereignissen rund um den so genannten Röhm-Putsch im Juni 1934 wurde die SA zugunsten der SS entmachtet.

Südtiroler Volkspartei (SVP)

Die SVP ist eine christlichsoziale Partei, die sich als „Sammelpartei aller deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler“ versteht und seit Jahrzehnten die stärkste politische Gruppierung in Südtirol ist. Sie wurde im Mai 1945 von „Dableibern“ und „Optanten“ gemeinsam gegründet. Allerdings mussten sich die „Optanten“ (als deutsche StaatsbürgerInnen) zunächst im Hintergrund halten. Die SVP stellt seit 1948 die Landeshauptleute Südtirols, darunter Silvius Magnago und aktuell Luis Durnwalder.

Synagoge

Eine Synagoge ist ein Gebäude, das dem gemeinsamen Gottestdienst, der Versammlung sowie häufig auch als Lehrhaus für eine jüdische Gemeinde dient.

Tausend-Mark-Sperre

Um wirtschaftlichen Druck auf Österreich auszuüben, führte die deutsche Regierung am 1. Juni 1933 ein Gesetz ein, das deutsche StaatsbürgerInnen vor einer Reise nach Österreich zur Zahlung von 1.000 Reichsmark zwang. Wegen des hohen Anteils deutscher TouristInnen am österreichischen Fremdenverkehr schädigte dieses bis 1936 gültige Gesetz die heimische Wirtschaft erheblich. Es war jedoch nicht die Hauptursache für die damals herrschende Wirtschaftskrise. Diese wurde in erster Linie durch die Sparpolitik des „Ständestaates“, die die Nachfrage nach Produkten der heimischen Wirtschaft drosselte, verursacht.

Theresienstadt, KZ

In Theresienstadt (Terezín) in Nordböhmen (heute Tschechische Republik) gab es ab November 1941 ein ghettoähnliches Lager, in dem zunächst alle tschechischen und dann vor allem österreichische Jüdinnen und Juden festgehalten wurden. Letzteren wurde vorgemacht, dass sie dort einen angenehmen Lebensabend verbringen könnten. Die nichtjüdische Bevölkerung von Theresienstadt musste die Stadt verlassen. Theresienstadt war ein „Vorzeigeghetto“, weil viele KünstlerInnen, SchriftstellerInnen und WissenschaftlerInnen dorthin deportiert wurden. Sie veranstalteten Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen. Ein deutscher Propagandafilm mit dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ sollte der Öffentlichkeit weismachen, wie komfortabel die Jüdinnen und Juden lebten. In Wirklichkeit waren die Lebensbedingungen katastrophal. Rund 33.500 Menschen starben in Theresienstadt, das ab 1942 eine Durchgangsstation für Transporte in die Vernichtungslager im Osten, vor allem nach Auschwitz, darstellte. Alle drei Lagerkommandanten von Theresienstadt waren Österreicher.

Totaler Krieg

Nach der verheerenden Niederlage in Stalingrad forderte Hitler im Jänner 1943 die „totale Mobilisierung“ aller Kräfte für den so genannten „Endsieg“. Propagandaminister Joseph Goebbels schwor in einer berühmt-berüchtigten Rede eine fanatisierte Masse im Berliner Sportpalast in Berlin auf diesen totalen Krieg ein. Maßnahmen dieses totalen Krieges waren erhöhte Arbeitspflicht, Steigerung der Zwangsarbeit, Einziehung von Minderjährigen und älteren Männern (Volkssturm), Aufruf zum Kampf „bis zum letzten Mann“, Einführung von Standgerichten, die Deserteure ohne Gerichtsurteil hinrichteten usw.

Trentino

Landschaft in Norditalien. Das Trentino war bis 1918 der italienischsprachige Südteil des Kronlandes Tirol, verfügte aber über keine eigene Autonomie. Nach dem Ersten Weltkrieg kam das Trentino gemeinsam mit Südtirol zu Italien. Aus historisch-politischen Gründen erhielt das Trentino 1948 von Italien eine Autonomie und wurde mit Südtirol zur Region Trentino-Südtirol zusammengeschlossen. Wesentlich für die Verwirklichung des Autonomie war der Trentiner Politiker und italienische Ministerpräsident Alcide De Gasperi.

Tschann, Franz (1872–1956)

Weihbischof und Generalvikar in Feldkirch, ein eher stiller und besonnener Kirchenmann, der die Vorarlberger Kirche ohne zu große Konflikte durch die NS-Zeit zu bringen versuchte. Bischof Tschann hat sich sehr um die verfolgten Priester gekümmert. Nach 1945 versuchte er wie Bischof Paulus Rusch in Innsbruck einen Schlussstrich unter die NS-Zeit zu ziehen. Beide haben weder im Prozess gegen Gauleiter Franz Hofer noch in dem gegen Landeshauptmann Anton Plankensteiner zu den Verfolgungen der Kirche ausgesagt.

u.k (uk)

Unabkömmlich; Menschen, deren Tätigkeiten die NS-Behörden als kriegswichtig einstuften, galten als unabkömmlich und mussten nicht in den Krieg.

UNO (United Nations Organization – Die Vereinten Nationen)

1945 gegründete Nachfolgeorganisation des Völkerbundes mit Hauptsitz in New York. Die Ziele der UNO sind der Erhalt von Friede, Sicherheit und Freundschaft zwischen den Nationen auf der Grundlage von Gleichberechtigung und Selbstbestimmung, internationale Zusammenarbeit zur Lösung anstehender Probleme sowie die Sicherung der Menschenrechte und Grundfreiheiten.

Untersteiermark

Dies ist jener Teil des ehemaligen Herzogtums Steiermark, der zwischen der unteren Mur und der oberen Save liegt. Durch den Vertrag von St. Germain 1919 kam das Gebiet, in dem rund 15 Prozent Deutschsprachige lebten, zu Slowenien. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Jugoslawien erhielt die Untersteiermark eine deutsche Zivilverwaltung, die eine systematische Germanisierung (Aussiedlung von SlowenInnen, Ansiedlung von Deutschen) begann.

Vaterländische Front (VF)

1933 von Kanzler Engelbert Dollfuß gegründete Einheitspartei nach dem Vorbild faschistischer Nachbarstaaten. In ihr sollten sich alle „Träger des österreichischen Staatsgedankens“ zusammenfinden, die sich für ein „christliches, deutsches und ständisch aufgebautes Österreich“ einsetzten. Die Organisation war also nach außen gegen die großdeutschen Ansprüche gerichtet und sollte im Inneren die Basis für den Umbau des Staates zu einem autoritären „Ständestaat“ bilden. Nach dem Verbot der demokratischen Parteien und der Selbstauflösung der Christlichsozialen Partei und damit der Errichtung der ständestaatlichen Diktatur war die VF die einzige zugelassene politische Organisation. Eine Massenbewegung wurde sie nie.

Vernichtungskrieg

Deutschland führte in (Süd-)Osteuropa einen Rassen- und Vernichtungskrieg. Seine Kriegsführung zielte in Polen, der Sowjetunion und am Balkan darauf ab, ganze Bevölkerungsgruppen auszurotten, die als Angehörige einer „minderwertigen“ Rasse oder als GegnerInnen angesehen wurden, um die eigene deutsche Bevölkerung in diesen Gebieten ansiedeln zu können.

Völkerbund

1920 gegründeter Vorläufer der Vereinten Nationen (UNO) mit Sitz in Genf zur Sicherung des Friedens, der 1946 aufgelöst wurde.

Volksdeutsche Mittelstelle

Die Aufgabe dieser Einrichtung war die Umsetzung der volkstumspolitischen Ziele des Nationalsozialismus im Zusammenhang mit den außerhalb des Deutschen Reiches lebenden „Volksdeutschen“. Die seit 1941 direkt dem Reichsführer-SS unterstellte Einrichtung war vor allem für den Transport und die Unterbringung bei der Umsiedlung der Volksdeutschen zuständig.

Volksdeutsche

Amtliche Bezeichnung während der NS-Zeit für Angehörige der deutschen Sprache und des deutschen Kulturkreises, die nicht deutsche, österreichische oder Schweizer StaatsbürgerInnen waren. Die Volksdeutschen lebten vor allem in Sprachinseln oder Streusiedlungen Ost- und Südosteuropas (Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien, Baltikum, Sowjetunion). Auch SüdtirolerInnen galten als Volksdeutsche.

Volksgericht

Sondergericht in Österreich, das nach der Befreiung vom Nationalsozialismus von der Provisorischen Regierung zur Entnazifizierung und der Verfolgung von NS-Verbrechen eingerichtet wurde. Es bestand aus zwei Berufsrichtern und drei Schöffen, die über Straftaten nach dem Verbotsgesetz und Kriegsverbrechergesetz urteilten.

Volksgerichtshof

NS-Gericht, dessen Aufgabe zunächst die Aburteilung von Hochverrat und Landesverrat war. Später wurde dessen Zuständigkeit auf viele andere Delikte ausgeweitet. Der Angeklagte konnte gegen die Entscheidungen des Volksgerichtshofes keine Rechtsmittel einlegen, wohl aber die Staatsanwaltschaft. Organisation und Gerichtsverfahren waren auf kurze Prozesse ausgerichtet.

Volksgruppe

In Österreich gibt es sechs anerkannte Volksgruppen (ethnische Minderheiten) nicht-deutscher Muttersprache, deren Rechte zwar gesetzlich geregelt sind, aber noch lange nicht alle verwirklicht wurden: Dazu gehören zweisprachige Ortstafeln, die Verwendung der Muttersprache in öffentlichen Einrichtungen, entsprechende Bildungsmöglichkeiten in der Muttersprache, Fernseh- und Radiosendungen etc. Diese sechs anerkannten österreichischen Volksgruppen sind die in Wien und Niederösterreich lebende tschechische und slowakische Volksgruppe, im Burgenland die Roma sowie die kroatische und ungarische Volksgruppe, in der Steiermark und in Kärnten die slowenische Volksgruppe.

Waitz, Sigismund (1864-1941)

Waitz entstammt einer Brixener Kaufmannsfamilie. 1913-1921 Weihbischof von Brixen und Generalvikar für Vorarlberg in Feldkirch, 1921-1938 Apostolischer Administrator von Innsbruck-Feldkirch, 1934–1941 Fürsterzbischof von Salzburg. Er gilt als „einer der geistigen Väter des christlichen Ständestaates“. Waitz war ausgesprochen antisemitisch eingestellt, gleichzeitig zeichnete er sich durch sein soziales Engagement aus.

Warschauer Ghetto

1938 lebte die größte jüdische Gemeinde Europas mit 350.000 Mitgliedern in Warschau. Im November 1940 wurden die jüdischen Wohnbezirke abgeriegelt und zu einem riesigen, mit Mauern umgebenen Ghetto umgewandelt, in das schließlich die gesamte jüdische Bevölkerung Warschaus zwangsweise umgesiedelt wurde. Laufend erfolgte die zusätzliche Einlieferung von Jüdinnen und Juden aus anderen Gebieten und auch von Roma und Sinti. Die Folgen der Ausbeutung durch Zwangsarbeit und die mangelnde Lebensmittelversorgung führten in Verbindung mit Seuchen zu einem Massensterben der auf engstem Raum zusammengepferchten Menschen. Ende Juli bis September 1942 wurden im Rahmen der Aktion Reinhard 250.000 Jüdinnen und Juden des Ghettos in die Gaskammern des Vernichtungslagers Treblinka deportiert. Schließlich bildete sich eine jüdische Widerstandsgruppe. Die GhettokämpferInnen führten trotz Unterernährung und geringer Bewaffnung einen Aufstand durch, der von der deutschen Übermacht erst nach einem Monat schwerer Gefechte Mitte Mai 1943 niedergeschlagen werden konnte. Von den insgesamt knapp 500.000 Jüdinnen und Juden des Warschauer Ghettos überlebten nur einige tausend das Ende des Krieges.

Wiener Geserah

Bezeichnung für die 1420 vom Habsburger Herzog Albrecht V. veranlasste Judenverfolgung in Österreich, die in Wien ihren Höhepunkt erreichte. Die Wiener und die niederösterreichischen Jüdinnen und Juden wurden verhaftet, ihr Besitz beschlagnahmt und die Besitzlosen auf ruderlosen Schiffen auf der Donau ausgesetzt. Ihre Kinder wurden verkauft oder in Klöster verschleppt. In der Synagoge von Wien begingen viele Jüdinnen und Juden Selbstmord. Die Überlebenden wurden gefoltert und zum Übertritt zum katholischen Glauben gezwungen. Rund 200 Jüdinnen und Juden, die sich weigerten, wurden vor den Toren Wiens am Erdberg verbrannt.

Winterhilfswerk (WHW)

Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) gründete zur Unterstützung Bedürftiger diese Organisation, die von den ArbeitnehmerInnen am Arbeitsplatz und bei Haus- und Straßensammlungen Spenden einhob. Es gab auch automatische Lohnabzüge, die dem Winterhilfswerk zugute kamen.

Wunderwaffen

Wurde auch Geheimwaffen oder V-Waffen (V = Vergeltung) genannt. Um den Durchhaltewillen der Bevölkerung zu stärken, verbreitete die NS-Propaganda das Gerücht, Hitler bereite den Einsatz von Wunderwaffen vor, die Deutschland den Sieg bescheren würden. Die neuartigen Flugzeuge (Düsenjäger) und Raketen waren aber technisch noch zu wenig ausgereift und für den Ausgang des Krieges völlig bedeutungslos.

Temporäre Installation

Etwas wird für eine begrenzte Zeit ausgestellt, aufgebaut oder angebracht; bei Kunstwerken verändert sich das Kunstwerk selbst im Laufe der Zeit, das ist Teil dieser Art von Kunst.

Künstlerische Intervention

Künstlerische Arbeit, die beispielsweise im öffentlichen Raum, Parks, Kirchen und Amtsgebäuden gewohnte Anblicke und Zusammenhänge verändert, wodurch auch die Wahrnehmung verändert und auf bestimmte Dinge kritisch aufmerksam gemacht wird; ein anderes Wort für Intervention ist Eingriff.

Textband

Ein Textband ist eine mehrere Meter oder Kilometer lange Textzeile.

RabbinerIn

RabbinerIn ist eine FunktionsträgerIn und ein Titel in der jüdischen Religion; zu den Aufgaben gehört die Leitung einer jüdischen Gemeinde, die Lehre und Erläuterung der jüdischen Gesetze und Traditionen, die korrekte Anwendung und Achtung der jüdischen Gebote und die seelsorgerische Tätigkeit.

Landesrabbiner

Ein Landesrabbiner ist das religiöse Oberhaupt der jüdischen Gemeinden eines Landes.

Staatsapparat

Als Staatsapparat werden die Regierung, öffentliche Verwaltung und ausführende Behörden (beispielsweise Polizei) eines Staates bezeichnet.

NationalsozialistInnen

AnhängerInnen des Nationalsozialismus (NS); der NS ist eine extreme Geisteshaltung und Handlungsweise (unter anderem antisemitisch, rassistisch, nationalistisch, völkisch, antidemokratisch); die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) war von 1933 bis 1945 an der Macht im damaligen Deutschen Reich; ihre Politik und ihr Vorgehen führten zum 2. Weltkrieg und zum Tod von mehr als 65 Millionen Menschen und beeinflussten die Welt nachhaltig.

Deportation

Verschleppung, Zwangsverschickung von Menschen, die bestimmten religiösen, ethnischen, nationalen oder politischen Gruppen angehören; während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Millionen von Menschen in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert, wo die meisten von ihnen ermordet wurden (unter anderem 5,6 bis 6,3 Millionen ermordete europäische Jüdinnen und Juden; 500.000 ermordete Angehörige der Sinti und Roma); Menschen wurden von den Nationalsozialisten auch aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, körperlicher oder geistiger Merkmale deportiert und ermordet.

emigrieren

auswandern; aus bestimmten Gründen in ein anderes Land umziehen; diese Gründe können beispielsweise politische, wirtschaftliche oder religiöse sein; Emigration kann freiwillig oder erzwungen sein.

Exil

Unter Exil wird ein längerfristiger Aufenthalt in einem anderen Land (meist mehrere Monate oder Jahre) verstanden; Gründe können Verbannung, Ausbürgerung, Verfolgung durch den Staat sein.

Catrin Bolt

Catrin Bolt ist eine österreichische Künstlerin (geboren 1979).

Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

Das Institut für Kunst im öffentlichen Raum entwickelt Projekte mit verschiedenen KünstlerInnen für die Stadt Graz und die gesamte Steiermark; Es ist Teil des Universalmuseum Joanneum.

Karl-Franzens-Universität Graz

Die Karl-Franzens-Universität Graz ist die größte Universität der Steiermark und die zweitälteste Universität Österreichs (Gründung 1585); der Name leitet sich von Erzherzog Karl II. von Innerösterreich sowie Franz I. von Österreich ab.

Stolperstein

Stolpersteine sind ein Erinnerungsprojekt des Künstlers Gunter Demnig, das seit 1992 in ganz Europa betrieben wird. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, sogenannten Stolpersteinen, vor den letzten Wohn- oder Arbeitsadressen soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Drancy

Das Sammel- und Durchgangslager Drancy war ein Gefangenenlager in der Stadt Drancy 20 Kilometer nordöstlich von Paris. Während der NS-Herrschaft war der Ort der Schoah in Frankreich, von wo ca. 65.000 hauptsächlich französische Juden mit der Eisenbahn in die deutschen Vernichtungslager (Auschwitz-Birkenau und andere) transportiert wurden. Etwa 63.000 von ihnen wurden in diesen ermordet oder starben zuvor an den katastrophalen Umständen des Transports, der Unterbringung und Behandlung. Unter ihnen befanden sich ca. 6.000 Kinder.

Sobibor, Vernichtungslager

Das Vernichtungslager Sobibor war ein deutsches Vernichtungslager im von Nazi-Deutschland besetzten Polen. Es lag in der Nähe des Dorfs Sobibór. Das Lager wurde Anfang 1942 errichtet und diente neben den Lagern Belzec und Treblinka als Vernichtungslager im Rahmen der „Aktion Reinhardt“, der planmäßigen Ermordung der gesamten jüdischen Bevölkerung des Generalgouvernements. Im Vernichtungslager Sobibor wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Jüdinnen und Juden in Gaskammern ermordet.

Majdanek, Konzentrations- und Vernichtungslager

Das Konzentrations- und Vernichtungslager Lublin-Majdanek, abgekürzt KZ Majdanek war das erste Konzentrationslager der SS-Inspektion der Konzentrationslager (IKL) im von Nazi-Deutschland besetzten Polen. Wie das KZ Auschwitz-Birkenau wurde das „KZ Majdanek“ von der zeitweise auch als Vernichtungs-/Todeslager genutzt. Es bestand von Oktober 1941 bis zum 23. Juli 1944. Im Zuge des Vormarsches der Roten Armee wurde das geräumte KZ Majdanek als erstes der großen Vernichtungslager in Polen befreit. Danach erfuhr die Weltöffentlichkeit durch Bildberichte in der Presse konkret von den Verbrechen der Nationalsozialisten an den Jüdinnen und Juden.

Bürger der Stadt Graz

Gemeindemitglieder die sich um die Stadt besonders verdient gemacht und das 60. Lebensjahr überschritten haben, können zu BürgerInnen der Landeshauptstadt Graz ernannt werden. Die Überreichung der Bürgerbriefe findet im Rahmen einer Festsitzung des Grazer Gemeinderates statt.

Hildesheimer Rabbinerseminar

Das Rabbinerseminar zu Berlin (bis 1882: Rabbinerseminar für das Orthodoxe Judenthum) wurde 1873 von Rabbiner Esriel Hildesheimer gegründet und war daher auch als Hildesheimer’sches Rabbinerseminar bekannt. Das Seminar galt als eine der wichtigsten Lehreinrichtungen zur Ausbildung orthodoxer Rabbiner in Westeuropa.

Habilitation

Die Habilitation ist in den meisten westeuropäischen Ländern die höchstrangige Hochschulprüfung, mit der im Rahmen eines akademischen Prüfungsverfahrens die Lehrbefähigung in einem wissenschaftlichen Fach vergeben wird.

Sicherheits- und Hilfsdienst

Der Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD) war im Zweiten Weltkrieg ein Aufgabenbereich des Luftschutzes, der ab 1940 für den Einsatz nach Luftangriffen aufgebaut wurde.

Sigfried Uiberreither

Sigfried Uiberreither (29. März 1908 in Salzburg; 29. Dezember 1984 in Sindelfingen) war Gauleiter, Reichsstatthalter und Reichsverteidigungskommissar in der Steiermark. In diesen Funktionen war er maßgeblich für die Verbrechen der Nationalsozialisten verantwortlich. Nach 1945 konnte er sich der Strafverfolgung entziehen und bis zu seinem Tod 1984 unbehelligt in Deutschland leben.

Zigeunerevidenz

1928 legte das Bundespolizeikommissariat Eisenstadt eine "Zigeunerkartothek" (auch "Zigeunerevidenz") an. Diese umfasst die Daten und Fingerabdrücke von rund 8.000 Roma/Romnija sowie Sinti/Sintize. Die Nationalsozialisten bauten diese aus und nutzen sie bei der Verfolgung der Menschen.

Matrikenführer

Bis 1938 waren die Religionsgemeinschaften im Auftrag des Staates für die Führung der Standesverzeichnisse zuständig. Das bedeutet, dass sie Geburts- Heirats- und Sterbematriken führten. 1938 übernahmen diese Aufgabe die Standesämter. In Pfarren waren meist die Pfarrer und in den jüdischen Gemeidne die Rabbiner die Matrikenführer. In größeren Gemeinden gab es auch eigene Beamte, die diese Aufgabe übernahmen.

12. Februar 1934 ("Österreichischer Bürgerkrieg", "Februaraufstand", "Februarkämpfe")

Als Februarkämpfe 1934 oder Februaraufstand 1934, auch Österreichischer Bürgerkrieg, werden die bewaffneten Kämpfe in österreichischen Industrieorten vom 12. bis zum 15. Februar 1934 bezeichnet, die zu mehreren Hundert Toten führten. Ausgangspunkt war der bewaffnete Kampf des Republikanischen Schutzbundes gegen die sich etablierende Diktatur von Engelbert Dollfuß.

Josef Bürckel

Josef Bürckel (30. März 1895 in Lingenfeld; 28. September 1944 in Neustadt an der Weinstraße), war zwischen 1935 und 1936 Reichskommissar für die Rückgliederung des Saargebiets“, ab 1938 „Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ und von 1940 bis 1944 „Reichsstatthalter der Westmark“ mit Sitz in Saarbrücken sowie „Chef der Zivilverwaltung“ (CdZ) in Lothringen. 1939 initiierte Bürckel Massendeportationen von Wiener Jüdinnen und Juden, im Oktober 1940 mit dem badischen Gauleiter Robert Wagner die als Wagner-Bürckel-Aktion bezeichnete Deportation der verbliebenen Juden aus den Gauen Baden sowie Saarpfalz und im November 1940 die Ausweisung von 60.000 Lothringern. Zudem war er maßgeblich für die Organisation des Raubs des Eigentums von Jüdinnen und Juden in Wien und Österreich verantwortlich.

Kraft durch Freude (KDF)

Die nationalsozialistische Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) wurde am 27. November 1933 als Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront (DAF) mit dem Ziel gegründet, den Totalitätsanspruch des NS-Regimes mit der „Bildung einer wirklichen Volks- und Leistungsgemeinschaft aller Deutschen“ zu erfüllen. Sie organisierte Gemeinschaftsveranstaltungen, Urlaubsreisen und war maßgeblich für die nationalsozialistischen Konsumversprechen verantwortlich.

Organisation de Secours aux Enfants, OSE

Die gemeinnützige Organisation Œuvre de secours aux enfants (OSE) wurde am 7. August 1912 in Sankt Petersburg von Ärzten zum Schutz kranker jüdischer Kinder gegründet und hatte Niederlassungen in vielen europäischen Ländern. 1921 wurde sie in Russland verboten.1923 hatte die Organisation ihren Sitz in Berlin unter dem Ehrenvorsitz von Albert Einstein. Mit der Machtübergabe der Nationalsozialisten 1933 wurde ihr Sitz nach Paris verlegt. Nach der deutschen Besetzung Nordfrankreichs wurde der Sitz 1940 nach Vichy-Frankreich verlegt, 1943 dann nach Genf in die Schweiz. Seit 1950 befindet sich der Hauptsitz wieder in Paris.

Rote Falken

Die Roten Falken wurden 1925 gegründet und sind ein sozialistischer Jugendverband.

Vichy-Frankreich

Als Vichy-Regime wird rückblickend die französische Regierung nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 bezeichnet, die ihren Sitz im Kurort Vichy in der Auvergne hatte und mit Nazi-Deutschland kollaborierte.

Camp de Septfonds

Das Lager Septfonds, auch Camp de Judes genannt, ist ein französisches Lager für Flüchtlinge, Internierte oder Gefangene, das im Februar 1939 eröffnet und im Mai 1945 geschlossen wurde.

KZ Verband

Der KZ-Verband war ursprünglich ein Zusammenschluss einer Reihe von Organisationen der NS-Opfer in Österreich, der am 13. Juli 1945 erfolgte. Nach dem Austritt der SPÖ und ÖVP nahestehenden Organisationen löste sich der Verband am 8. März 1948 auf. Die Parteien gründeten ihre eigenen Nachfolgeorganisationen und zwar die ÖVP die „ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich“, die SPÖ den „Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus“ und die KPÖ den offiziell überparteilichen, aber über längere Zeit ihr nahestehenden „Bundesverband Österreichischer Widerstandskämpfer und Opfer des Faschismus“ (KZ-Verband). Mittlerweile ist die offizielle/amtliche Bezeichnung „Bundesverband österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA)“. Der KZ-Verband/VdA ist ein Dachverband mit den vereinsrechtlich selbständigen Landesverbänden Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Wien.

Aktion T4

Die „Aktion T4“ ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung „unwerten Lebens“ während der NS-Zeit. Zehntausende BewohnerInnen von Heil- und Pflegeanstalten und Heimen für Menschen mit Beeinträchtigungen wurden im Zuge der Aktion umgebracht. „T4“ ist die Abkürzung für die Adresse der damaligen Zentraldienststelle in Berlin: Tiergartenstraße 4.

Deserteur

Nach dem Gesetz war man Deserteur bzw. „Fahnenflüchtiger“, wenn man als Soldat seine Truppe ohne Erlaubnis verließ. Die meisten Deserteure bekamen Haftstrafen, tausende wurden zum Tode verurteilt.

UNESCO

Die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) hat als Sonderorganisation der Vereinten Nationen die Aufgabe, durch Förderung der internationalen Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation zur Erhaltung des Friedens und der Sicherheit beizutragen.

OstarbeiterInnen

Nationalsozialistische Bezeichnung für „ZivilarbeiterInnen“ (ZwangsarbeiterInnen, die keine Kriegsgefangenen oder KZ-Häftlinge waren), die aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion stammten. Nach der anfänglichen Anwerbung von Freiwilligen folgte sehr bald die gewaltsame Verschleppung von 2,1 Millionen sowjetischen Frauen und Männern nach Deutschland. OstarbeiterInnen wurden meistens in besonderen Lagern untergebracht und weitaus schlechter behandelt als ZwangsarbeiterInnen aus anderen Ländern.

Valduna

Aus der „Landes-Heil- und Pflegeanstalt“ „Valduna“ (das heutige Landeskrankenhaus Rankweil) wurden fast 600 Frauen und Männer in die „Euthanasie“-Tötungsanstalten Hartheim und Niedernhart deportiert und dort ermordet. Unzählige wurden zuerst nach Hall in Tirol transferiert und danach weiter deportiert.

Johann-August-Malin-Gesellschaft

Der 1982 in Bregenz gegründete Verein "Johann-August-Malin-Gesellschaft" widmet sich der Erforschung der Vorarlberger Zeitgeschichte und fokussiert dabei lange Zeit wenig berücksichtigte Themen wie Nationalsozialismus und Antisemitismus. Der namensgebende Widerstandskämpfer Johann August Malin aus Satteins ist 1942 wegen Wehrkraftzersetzung, Vorbereitung zum Hochverrat und Verbreitung von Lügennachrichten ausländischer Sender in München-Stadelheim hingerichtet worden.

Gau

Die österreichischen Bundesländer – mit Ausnahme des Burgenlandes und Vorarlbergs – wurden nach der Eingliederung ins Deutsche Reich 1938 als Gaue bezeichnet. Vorarlberg wurde dem Gau und Reichsstatthalter von Tirol zugeschlagen. An der Spitze stand jeweils ein Gauleiter, der die regionale NSDAP und die Landeshauptmannschaft leitete.

Führererlass

Ein Führererlass war eine direkte Anordnung von Adolf Hitler, die für alle Behörden und alle deutschen Staatsangehörigen auf dem Gebiet des Deutschen Reiches Gesetzeskraft hatte. Der Erlass konnte geltendes Recht verändern oder neues Recht setzen.

Nürnberger Gesetze

Die am 15. September 1935 erlassenen "Nürnberger Gesetze" waren die Legitimationsgrundlage für die Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung im Nationalsozialismus. Die Gesetze bestanden aus drei Einzelgesetzen: dem "Reichsflaggengesetz", dem "Reichsbürgergesetz" und dem "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" – es regelte die Beziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen. Jüdinnen und Juden konnten lediglich Staatsangehörige des Deutschen Reichs sein, ohne politische Rechte.

Mischlinge

In den "Nürnberger Gesetzen" wurde eine willkürliche Klassifizierung von Jüdinnen und Juden festgelegt, die unabhängig davon angewandt wurde, ob die Menschen sich selbst als Jüdinnen und Juden verstanden oder einer jüdischen Gemeinde angehörten. Basierend auf rassistischen Überzeugungen wurden biologistische, ideologische und religiöse Kategorien eingeführt. Je nach der Anzahl "volljüdischer" Großeltern wurden Menschen in sogenannte "Voll-, Dreiviertel-, Halb- und Vierteljuden" unterteilt. Darüber hinaus galten besondere Regelungen für sogenannte "Mischlinge 1. und 2. Grades" und für Personen, die als "Geltungsjuden" wie "Halbjuden" kategorisiert wurden.

Hartheim

Schloss Hartheim war von 1940 bis 1944 eine von sechs Euthanasieanstalten des NS-Regimes, in der fast 30.000 Menschen ermordet wurden. Es handelte sich um körperlich und geistig beeinträchtigte sowie psychisch kranke Menschen, arbeitsunfähige KZ-Häftlinge aus den Lagern Mauthausen, Gusen, Ravensbrück und Dachau sowie ZwangsarbeiterInnen. 2003 wurde der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim eröffnet, der eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-Euthanasie und eine Ausstellung umfasst.

Landes-Heil- und Pflegeanstalt „Am Feldhof“

In der Landesheil- und Pflegeanstalt "Am Feldhof“ (heute Standort Süd des Landeskrankenhauses Graz II) wurden in der NS-Zeit mindestens 1500 steirische Kinder und Erwachsene Opfer der NS-Euthanasie.

Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof"

Auf dem Anstaltsgelände der Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ (der heutigen Klinik Penzing) – am „Spiegelgrund“ – war von 1940 bis 1945 eine Jugendfürsorgeanstalt. Diese teilte sich in ein Erziehungsheim und eine „Nervenheilanstalt für Kinder“, zu der auch eine so genannte Kinderfachabteilung gehörte, in der kranke, behinderte und „nicht erziehbare“ Kinder und Jugendliche medizinischen Versuchen ausgesetzt und gequält wurden. Mindestens 789 von ihnen wurden ermordet.

Endphase-Verbrechen

Die so genannten Endphasen-Verbrechen wurden von den Nationalsozialiste im Frühjahr 1945, als schon klar war, dass der Krieg verloren war, an unterschiedlichen Orten in ganz Österreich begangen. Neben dem in Feldbach kann man jenes von Rechnitz, beim Kreuzstadl nennen, als in der Nacht vom 24. auf den 25. März 180–200 Menschen im Zuge eines Festes von Nationalsozialisten ermordet wurden, oder die Erschießungen im Zuge der „Todesmärsche“, bei denen man die jüdischen ZwangsarbeiterInnen von der Grenze zu Ungarn Richtung KZ Mauthausen trieb. Am Weg dorthin wurden viele Menschen ermordet. Entweder unterwegs am Wegesrand oder bei Zwischenstationen wie im Lager Liebenau in Graz oder beim größten Massaker in der Steiermark, am Präbichl. Am 8. April 1945 erschossen lokale Volkssturmmänner auf der Passhöhe mehr als 200 Menschen.

Ungarn

Ungarn war trotz der Diktatur von Miklos Horty und seine antisemitischen Gesetze sowie der Partnerschaft mit Nazi-Deutschland für Jüdinnen und Juden bis 1944 noch immer relativ sicher . Denn Horty weigerte sich aus politischem Kalkül die jüdische Bevölkerung an das Deutsch Reich auszuliefern. Das änderte sich allerdings im Frühjahr 1944 als Horty sich angesichts des Kriegsverlaufs mit dem Gedanken trug, die Seiten zu wechseln. Daraufhin marschierte am 19. März 1944 die Deutsche Wehrmacht in Ungarn ein und die Pfeilkreuzler übernahmen mit ihrer Unterstützung die Macht. Für die jüdische Bevölkerung bedeutete dies den Beginn massiver antisemitischen Gewalt und der Deportationen. Unter der Leitung von Adolf Eichmann und mit Unterstützung der ungarischen Pfeilkreuzler wurden Jüdinnen und Juden zunächst in Ghettos verbracht und es folgte schließlich die Deportation der Jüdinnen und Juden Ungarns mit Ausnahme von jenen in Budapest nach Auschwitz-Birkenau. In nur wenigen Wochen wurden auf diese Weise 438.000 Menschen mit der Bahn nach Auschwitz verbracht und 400.000 von ihnen sogleich in den Gaskammern ermordet.

Kommissarischer Verwalter

Im Zuge der "Arisierung", dem Raub des Eigentums von Jüdinnen und Juden, wurden in den Gewerbebetrieben unmittelbar nach dem "Anschluss" so genannte "Kommissarische Verwalter" eingesetzt. Diese führten an Stelle der Eigentümer die Geschäfte und waren mitverantwortlich für den Raub und die Vernichtung des Eigentums von Jüdinnen und Juden .

KZ Sajmište

Das KZ Sajmište, auch „Judenlager“ und später Anhaltelager Semlin genannt, war ein Konzentrationslager in der Nähe von Belgrad. Es befand sich auf dem Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien und wurde anfänglich für serbische Jüdinnen und Juden errichtet. Die Zahl der Lagerinsassen wird auf insgesamt etwa 40.000 Menschen geschätzt, von denen über 10.000 ums Leben kamen. Das Lager bestand von Oktober 1941 bis Juli 1944.

Antifaschismus

Antifaschismus bezeichnet eine ablehnende Haltung gegenüber faschistischen, nationalsozialistischen und neonazistischen Ideologien und Bestrebungen. In Österreich traten antifaschistisch geprägte Bewegungen vor allem nach Auflösung des Parlaments 1933-38 und während der deutschen Besetzung Österreichs zwischen 1938-45 in Erscheinung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs herrschte ebenfalls ein „antifaschistischer Konsens“ unter den Parteien. Neuere antifaschistische Bewegungen, die sich gegen Faschismus, Nationalsozialismus und Neonazismus engagieren, werden auch als „Antifa“ bezeichnet.

Aussiedlung

Die Nationalsozialisten strebten eine ethnisch „reine“ Gesellschaft an. Da damals im Süden Kärntens noch mehrheitlich Slowenisch gesprochen wurde, fielen auch Kärntner SlowenInnen der nationalsozialistischen Verfolgung und Vertreibung zum Opfer. Im Rahmen der von den Nationalsozialisten sogenannten „Aussiedlungen“ im April 1942 wurden mehr als 300 slowenische Familien – vom jüngsten Säugling bis zu den Urgroßeltern – enteignet, aus ihren Häusern vertrieben und in Zwangsarbeits- oder Konzentrationslager deportiert. Danach wurden Deutschsprachige, die außerhalb des Deutschen Reiches lebten und nach Deutschland wollten (bspw. Familien aus dem Kanaltal), an ihren Höfen in Südkärnten angesiedelt. Die meisten „Aussiedlungen“ von Kärntner slowenischen Familien fanden am 14. und 15. April 1942 statt, aber auch davor und danach wurden Kärntner SlowenInnen aus ihren Heimen vertrieben. Für die Kärntner SlowenInnen stellen die „Aussiedlungen“ einen besonders starken Einschnitt dar, dem auch in der Erinnerungskultur große Aufmerksamkeit gilt.

Denkmal

Der Begriff bezeichnet Erinnerungszeichen aus dauerhaften Materialien wie Stein, Eisen oder Bronze, die zur Wahrung des Andenkens an eine Person, eine Personengruppe oder ein historisches Ereignis errichtet wurden.

Gedenkstätte

Eine Gedenkstätte ist ein Ort, an dem historischer Geschehnisse (zum Beispiel in KZ-Gedenkstätten) oder einzelnen Personen gedacht wird. Gebräuchlich ist der Begriff für größere institutionelle Ensembles aus freigelegten historischen Relikten, Friedhöfen, Denkmälern, Ausstellungen, Archiven, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen, die sich an historischen Orten befinden, beispielsweise an Orten nationalsozialistischer Massenverbrechen. Es sind also häufig Orte, an denen neben dem Gedenken die Möglichkeit zu historischer Bildung und Forschung besteht.

Kärntner SlowenIn

In Kärnten – auf Slowenisch: Koroška – ist seit jeher neben der deutschen Sprache auch die slowenische Sprache zu hören. Im Zuge der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert ließen sich erste slawische Stämme auf dem Gebiet Kärntens nieder, kurz danach folgten germanische Stämme. Die SlowenInnen in Kärnten/Koroška wurden erst im Zuge der Neuordnung der staatlichen Grenzen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zu einer Minderheit: Nach dem Krieg war nämlich offen, ob auch das mehrheitlich slowenischsprachige Südkärnten dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) oder der Republik „Deutschösterreich“ zugeordnet werden sollte. Bei der Kärntner Volksabstimmung 1920 sprachen sich deutsch- und slowenischsprachige KärntnerInnen (die im Abstimmungsgebiet noch fast 70% ausmachten) mehrheitlich für Österreich aus. Die Rechte von sprachlichen Minderheiten wurden bereits in den Grundrechten in der Verfassung von 1867 anerkannt. Im Friedensvertrag von Saint-Germain 1919 (Artikel 62) und im Staatsvertrag 1955 (Artikel 7) wurden die Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheit in Österreich festgehalten. Aber erst mit dem Volksgruppengesetz 1976 wurden Institutionen geschaffen, um diese Rechte (Bildung, Amtssprache und zweisprachige Ortsnamen in bestimmten Gebieten) zu realisieren.

Kollektives Gedächtnis

Ein Mensch hat ein Gedächtnis: Er kann Informationen in seinem Gehirn speichern und später wieder abrufen. Eine Menschengruppe – also ein Kollektiv – hat zwar kein Gehirn und insofern auch kein Gedächtnis; ein Kollektiv kann sich nicht erinnern. Dennoch spricht man in der Wissenschaft vom „kollektiven Gedächtnis“. Denn die soziale Interaktion von Menschen – dass sie also beispielsweise miteinander sprechen oder sich über soziale Medien austauschen – führt dazu, dass Gruppen von Menschen jeweils dieselben Dinge über die Vergangenheit wissen. Das gemeinsame Erinnern kann darüber hinaus zur Folge haben, dass Menschen Vergangenes ähnlich deuten und interpretieren, der Geschichte denselben Sinn geben und darauf aufbauend ein Zusammengehörigkeitsgefühl oder sogar das Gefühl einer gemeinsamen Identität entwickeln. Man kann sich also vorstellen, dass eine solche „Erinnerungsgemeinschaft“ – etwa eine Familie, eine Generation, die Gesellschaft eines Nationalstaats oder die gesamte Menschheit – ein gemeinsames Gedächtnis hat. Das „kollektive Gedächtnis“ ist in diesem Sinne ein gedankliches Konstrukt.

Mahnmal

Mahnmale lassen sich als Untergruppe von Denkmälern verstehen. Sie haben die Funktion an schmerzhafte historische Ereignisse – wie militärische Verluste und Niederlagen – vor allem aber an deren Opfer zu erinnern. Mahnmale unterscheiden sich von anderen Gedenkzeichen durch einen moralischen Anspruch. Sie richten an ihre Adressaten nicht nur die Aufforderung, der Opfer zu gedenken, sondern die vorausgegangenen Ereignisse selbst als Mahnung oder Appell aufzufassen, die sich im Prinzip an die Menschheit als Ganzes richten.

Namensdenkmal

Namensdenkmäler sind eine Unterklasse von Denkmälern. Sie werden errichtet um die Namen von Personen, die der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der NationalsozialistInnen zum Opfer fielen, sichtbar zu machen. Sie wurden vor ihrer Ermordung ihrer Namen und ihrer Identität beraubt, insofern ist das Wiederherstellen ihrer Würde ein symbolischer Akt. Die meisten Namensdenkmäler enthalten auch leere Wände, um zu signalisieren, dass die Opfer- und Namensforschung noch nicht abgeschlossen ist. Manche Namensdenkmäler dienen für die hinterbliebenen Familienmitglieder auch dazu, nach verschollenen Verwandten zu suchen.

Opfermythos (Opferthese)

Mit Opfermythos oder Opferthese bezeichnet man die Haltung der ÖsterreicherInnen nach dem Zweiten Weltkrieg, sich selbst nur als Opfer zu sehen. Grundlage dieser Selbstviktimisierung lieferte zunächst die Moskauer Deklaration, die Österreich aufgrund der Annexion Österreichs ans Deutsche Reich zum ersten Opfer der Hitlerschen Angriffspolitik erklärte. Mit der Opferhaltung ging auch die Verweigerung der österreichischen Gesellschaft, für die begangenen Verbrechen während der NS-Zeit Verantwortung zu übernehmen, einher. Der Opfermythos ermöglichte den ÖsterreicherInnen neben der Verleugnung von Schuld auch die Verwendung des Begriffs ‚Opfer‘ für viele unterschiedliche Menschengruppen. Lange Jahrzehnte nach 1945 galten somit vor allem die zivilen Opfer der Bombenangriffe als Kriegsopfer, sowie die Wehrmachtssoldaten, die ihr Leben als Kriegshelden für das nationalsozialistische Reich ‚geopfert‘ hatten. Auf diese Weise wurden tatsächliche Opfer der NS-Verfolgung bis in die 1980er Jahre aus dem österreichischen Gedächtnis getilgt.

Kärntner PartisanInnen

In vielen von den Nationalsozialisten okkupierten Staaten formierten sich WiderstandskämpferInnen zu PartisanInnenverbänden, die sich breit organisierten sowie Kontakte zu den Alliierten aufbauten und von diesen unterstützt wurden. Nach dem Überfall der Nationalsozialisten auf Jugoslawien im April 1941 gründeten slowenische Antifaschist*innen in Ljubljana die „Osvobodilna Fronta“ (OF, Befreiungsfront), um bewaffneten Widerstand gegen die Besatzung zu leisten. Kärntner SlowenInnen schlossen sich dieser an. In Österreich kämpften bei den Kärntner PartisanInnenverbänden mehr als 900 Männer und Frauen, dies war der einzige organisierte bewaffnete Widerstand gegen die Nationalsozialisten im Deutschen Reich. Auch außerhalb des Deutschen Reiches formierten sich unter deutscher Besatzung PartisanInnenverbände.

Politisch Andersdenkende

Unter politisch Andersdenkenden versteht man all jene Personen, die der Ideologie der NationalsozialistInnen nicht folgten und aufgrund ihrer anderen politischen Überzeugung gegen das NS-System Widerstand leisteten (KommunistInnen, SozialistInnen). Sie wurden mit Mitteln des Staatsterrors verfolgt, gefangen genommen, hingerichtet oder in Konzentrationslager deportiert.

Sabotageaktion

Unter Sabotage versteht man eine absichtliche Störung und Behinderung eines Systems oder eines militärischen Ablaufs. Die WiderstandkämpferInnen versuchten durch gezielte Sabotageakte das Funktionieren des NS-Systems zu stören und im Endeffekt das NS-Regime zu stürzen.

Staatsvertrag

Der Staatsvertrag wurde im Jahr 1955 im Schloss Belvedere in Wien zwischen den alliierten Mächten UdSSR, Großbritannien, USA und Frankreich einerseits sowie Österreich andererseits geschlossen. Er legt die Wiederherstellung eines unabhängigen, freien und demokratischen Österreichs fest.

Kärntner Volksabstimmung, 10. Oktober 1920

Im Zuge der Neuordnung staatlicher Grenzen nach dem Ersten Weltkrieg besetzten die Truppen des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen einen Teil von Südkärnten, das damals mehrheitlich slowenischsprachig war. Dies führte zum Kärntner Abwehrkampf, der jedoch in einem militärischen Verlust endete. Über die Zugehörigkeit Südkärntens zu Österreich oder zum SHS-Staat wurde schlussendlich in einer Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 entschieden, bei der die Mehrheit der zweisprachigen KärntnerInnen für die Zugehörigkeit Südkärntens zur sich neu formierenden österreichischen Republik stimmte.

Widerstand

Der Begriff bezeichnet Widerstand gegen den Nationalsozialismus in jeglicher Form. Bald nach dem so genannten Anschluss, der Annexion Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938, formierten sich Gruppen, die in verschiedenen Formen gegen das Regime der Nationalsozialisten Widerstand leisteten, z.B. durch Hilfeleistung für Verfolgte, Verteilung illegaler Flugblätter, Zeitungspropaganda, diverse Sabotage- und Militäraktionen. Viele Widerständische wurden von der Gestapo verhaftet, misshandelt, in Konzentrationslager und Gefängnisse gebracht. In den Reihen der Widerständischen waren sowohl religiös (Katholiken, Zeugen Jehovas, Juden und Jüdinnen) als auch politisch orientierte Gruppierungen (SozialistInnen, KommunistInnen, Konservative) zu finden, außerdem wurde Widerstand auch von Einzelpersonen geleistet. Eine besondere Form des Widerstandskampfs war der PartisanInnenkampf.

„Zigeunerlager“

Die so genannten „Zigeunerlager“ waren in der Zeit des Nationalsozialismus Zwangslager für Sinti/Sintizze und Romni/Romnja. Auch in Österreich waren solche Zwangslager errichtet, zum Beispiel in der Stadt Salzburg, in Lackenbach oder etwa in St. Pantaleon-Weyer.

Zwangsarbeitslager

Die Nationalsozialisten errichteten Lager für ZwangsarbeiterInnen, um deren Arbeitskraft auszubeuten. Die Viele ZwangsarbeiterInnen mussten unter harten bis katastrophalen Bedingungen schwerste Arbeit verrichten, etwa im Bergbau und in Rüstungsbetrieben. Aber auch in der Landwirtschaft und in Privathaushalten wurden ZwangsarbeiterInnen beschäftigt. In Österreich stammten die ZwangsarbeiterInnen unter anderem aus Albanien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, den Niederlanden, Polen, Spanien, der Sowjetunion (darunter unter anderem auch Ukrainerinnen und Ukrainer), Tschechien, der Türkei und Ungarn. Aber auch Deutsche und ÖsterreicherInnen wurden zur Zwangsarbeit eingesetzt, etwa Jüdinnen und Juden, Sintizze, Sinti, Romnja und Roma sowie Zeugen Jehovas. Einen Sonderfall stellt der Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen dar.

Denunziation (denunziert)

Unter einer Denunziation versteht man die Anzeige einer Person bei der Polizei oder Gestapo. Anders als bei einer “normalen” Anzeige geht es bei Denunziation in der Regel um politische Delikte und nicht um kriminelle Delikte: Es reichte also beispielsweise, englisches Radio zu hören oder in Kärnten weiterhin Slowenisch zu sprechen, um denunziert zu werden. Die Folgen für die angezeigten Personen waren harte Strafen. Oft denunzierten Menschen andere, um sich bei den Nationalsozialisten als loyal anzubiedern oder sich persönliche Vorteile zu verschaffen.

Wehrmacht (Wehrmachtssoldaten)

Die deutschen Streitkräfte während des NS-Regimes wurden als Wehrmacht bezeichnet. Die Soldaten, die in dieser Armee dienten, werden Wehrmachtssoldaten genannt.

Apostolische Administratur

Eine Apostolische Administratur ist ein Zusammenschluss kirchlicher Gemeinden zu einem gemeinsamen Verwaltungsbezirk der römisch-katholischen Kirche.

ArierIn

Die rassistische Weltanschauung des Nationalsozialismus teilte die Menschen in Rassen ein. Die „arische Rasse“ galt in diesem Konzept als geistig, politisch und kulturell überlegen.

Arisierung

Mit „Arisierung“ (abgeleitet von „Arier“) bezeichneten die Nationalsozialisten die Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus Handel, Gewerbe, Wohnungen und Häusern. Die Nationalsozialisten enteigneten bzw. raubten den Besitz.

Asoziale

Die Nationalsozialisten bezeichneten Menschen als asozial (gemeinschaftsfremd), die mehrere Vorstrafen hatten, „arbeitsscheu“ wären und unangepasst lebten. Sie behaupteten, dass das asoziale Verhalten ein unveränderbarer Charakter wäre, der weitervererbt würde.

Bürokratie

Die Verwaltung eines Staates wird als Bürokratie bezeichnet. Sämtliche Aufgabenbereiche sind darin genau geregelt. Aufträge und Arbeiten laufen nach einem vorgegebenen Muster ab.

Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur

Bezeichnung für die autoritäre Staatsform Österreichs von 1933 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938. Mit der Ausschaltung des Parlaments durch den christlich-sozialen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, dem Verbot bzw. der Selbstauflösung aller Parteien und einer neuen Verfassung 1934 wurde Österreich zu einer Diktatur. Nach der Ermordung von Dollfuß während eines Putschversuchs der Nationalsozialisten übernahm Kurt Schuschnigg die Regierung.

Emslandlager Börgermoor

Das KZ Börgermoor in Nordwestdeutschland war eines der ersten Konzentrationslager. Ab Juni 1933 bis Kriegsbeginn inhaftierten die Nationalsozialisten hier Menschen, die aus politischen, rassistischen, sozialen oder religiösen Gründen verfolgt wurden. Hinzu kamen Gefangene, die für kriminelle Delikte verurteilt worden waren. Nach Kriegsbeginn verlegten die Justizbehörden auch durch Gerichte der Wehrmacht verurteilte Soldaten in das Lager. Die Häftlinge wurden unter unmenschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit bei der Moorkultivierung eingesetzt.

Gedenkjahr 1988

50 Jahre nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland 1938 gab es in ganz Österreich politische und künstlerische Veranstaltungen, die den Umgang mit der NS-Vergangenheit diskutierten. Die unterschiedlichsten Standpunkte in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit wurden dabei sichtbar.

Gedenkstätte

Ein Erinnerungsort, der mit Ereignissen der NS-Zeit in Verbindung steht, wird als Gedenkstätte bezeichnet. Häufig kann man sich vor Ort über die historischen Hintergründe informieren und es gibt ein oder mehrere Erinnerungszeichen.

Gelübde, ewiges

Das ewige Gelübde wird abgelegt, um ein Mitglied eines römisch-katholischen Ordens werden zu können. Nach einer Erprobungszeit bindet sich das Ordensmitglied durch dieses Versprechen an den Orden, normalerweise für die Dauer des ganzen Lebens.

„Gesetz zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses“

Als erste gesundheitspolitische Maßnahme führte die nationalsozialistische Regierung in Deutschland im Jahr 1934 das „Gesetz zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses“ ein. Dieses Gesetz wurde in Österreich 1940 in Kraft gesetzt. Menschen, die als „erbkrank“ kategorisiert wurden, konnten auf Basis dieses Gesetzes zwangsweise unfruchtbar gemacht werden.

Heil- und Pflegeanstalt Hall

Das heutige psychiatrische Krankenhaus Hall wurde in der NS-Zeit als Heil- und Pflegeanstalt bezeichnet. Zwischen 1940 und 1942 wurden 360 Menschen mit mehreren Transporten aus der Anstalt abtransportiert. In Tötungsanstalten in Oberösterreich wurden sie ermordet.

Judenstern

Der sogenannte Judenstern war eine 1941 vom nationalsozialistischen Regime eingeführte öffentliche Zwangskennzeichnung für Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 als Juden galten.

Kommunistische Partei (KP)

Der Begriff Kommunismus geht auf das lateinische Wort „communis“ zurück, was „gemeinsam“ bedeutet. Die kommunistische Weltanschauung hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie eine ideale menschliche Gesellschaft aussieht: Allen Menschen soll gemeinsam das gehören, was für den Lebensunterhalt notwendig ist. Die politische Vertretung – die KP – setzte sich zum Ziel, die Herrschaft der Besitzenden zu überwinden und eine Gesellschaft ohne Klassenunterschiede zu errichten. Die Nationalsozialisten verboten die KP 1933. Auch in der Zeit der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur in Österreich erfolgte ein Verbot der KP. Sie arbeitete aber im Untergrund weiter.

Mahnmal

Ein Mahnmal ist ein besonderes Denkmal. Es erinnert an ein historisches Ereignis, das sich nie wieder wiederholen soll.

Marianistenorden

Der Marianistenorden ist ein Orden der römisch-katholischen Kirche. 1816 in Bordeaux in Frankreich gegründet, engagierte sich der Orden vor allem im Bereich des Schulwesens. Im deutschen Sprachraum befand sich die erste Niederlassung des Ordens in Graz, wo er ein Waisenhaus betrieb.

Märtyrerpriester

Priester, die in der NS-Zeit aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und ermordet wurden.

NS-Propaganda

Beschreibt den Versuch, das Volk im Sinne des Nationalsozialismus zu beeinflussen und in eine erwünschte Richtung zu lenken. Mit unterschiedlichen Tricks, Betrügereien und Lügen versuchten die Nationalsozialisten die Meinung der Menschen zu manipulieren.

Ortsbauernführer

Er vertrat in der Zeit des Nationalsozialismus die Bauernschaft vor Ort, in der Regel in dem Dorf oder der Gemeinde, in der er selbst lebte.

protestantisch

AnhängerInnen der evangelischen Kirche, eine Abspaltung der römisch-katholischen Kirche, werden als protestantisch bezeichnet. Vor rund 500 Jahren protestierten sie vor allem gegen den Ablasshandel, mit dem die römisch-katholische Kirche viel Geld verdiente. Christen konnten sich damals von ihren Sünden freikaufen.

Rehabilitierung

Mit konkreten Maßnahmen, wie z.B. einer Entschuldigung oder einer Zurücknahme als falsch erwiesener Vorwürfe, wird die verletzte Würde eines Menschen wiederhergestellt.

Roma und Sinti

Roma und Sinti stellen keine einheitliche Volksgruppe dar, sie bestehen aus viele Untergruppen. Die Eigenbezeichnung weist auf die geografische Herkunft (z.B. Sinti nach der indischen Provinz Sindh) oder auf den Beruf hin. Ihre Sprache, das Romanés, wird in verschiedenen Varianten gesprochen. Oft hielten sie sich als Durchreisende in regelmäßigen Abständen für kurze Zeit in unterschiedlichen Gemeinden auf.

Sabotage

Wenn Menschen absichtlich versuchen, wirtschaftliche oder militärische Vorgänge zu stören oder zu verhindern, spricht man von Sabotage. Dies kann zum Beispiel durch die gewaltsame Zerstörung von Geräten oder Maschinen geschehen.

Seligsprechung

Bei einer Seligsprechung in der römisch-katholischen Kirche erklärt der Papst nach einer entsprechenden Prüfung einen verstorbenen Menschen als selig. Selige dürfen öffentlich verehrt werden.

Stele

Eine Stele ist eine frei stehende Säule. Grab- und Gedenksteine haben manchmal die Form einer Stele. In der Erinnerungslandschaft werden Informationen teilweise in Stelenform präsentiert. Im Zentrum des Gedenk- und Informationsortes in Hall zur NS-Euthanasie befindet sich ein Stelenfeld. Jede Stele steht für ein Opfer. Auf dem Stelenkopf sind Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Jahr und Ort der Ermordung und die Heimatgemeinde angeführt.

Trauma

Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet Wunde. Erfahrungen wie die Haft in den Lagern der Nationalsozialisten hinterlassen nicht nur körperlichen, sondern auch tiefe seelische Wunden. Wenn Menschen an diese Erlebnisse denken, werden sie oft mit so schmerzhaften Gefühlen konfrontiert, dass sie die Erinnerungen lieber verdrängen bzw. darüber schweigen.

Trinitarierorden

Der Trinitarierorden ist ein Orden der römisch-katholischen Kirche. Er entstand im Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge und breitete sich über Frankreich nach Spanien, Italien und England aus. Die Trinitarierinnen sind weibliche Ordensmitglieder.

Versöhnungsfonds

Der Österreichische Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit (kurz "Versöhnungsfonds”) bestand von 2000 bis 2005, um Zahlungen der Republik Österreich an Opfer der NS-Zwangsarbeit zu leisten.

Volksgemeinschaft

Das Konzept der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ beruhte auf der Idee einer gemeinsamen „Rassegemeinschaft“. Als „minderwertig“ kategorisierte Menschen wurden ausgegrenzt und verfolgt.

Waffen-SS

Die SS (Schutzstaffel) war für das massenhafte Morden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern verantwortlich. Sie verfügte über eigene bewaffnete Truppen – die Waffen-SS, die nicht nur an der Front kämpfte, sondern auch Kriegsgefangene und ZivilistInnen ermordete und die Bevölkerung ganzer Dörfer und Städte vernichtete. In den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten töteten SS-Einsatzgruppen hunderttausende Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, aber auch politische GegnerInnen.

Wehrmacht

Bezeichnung für die deutschen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg. Sie bestand aus dem Heer, der Kriegsmarine und der Luftwaffe.

"Zigeuner"

WanderhändlerInnen wurden von der Mehrheitsbevölkerung als "Zigeuner" bezeichnet. Oft war damit eine Abwertung und negative Einstellung gegenüber den Durchreisenden verbunden. Die Nationalsozialisten behaupteten, sie seien „arbeitsscheu“ und kriminell. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff aufgrund seiner abwertenden Bedeutung mittlerweile durch die Bezeichnung Roma und Sinti ersetzt.

Zwangssterilisierung

Zwangsweise Unfruchtbarmachung von Menschen in der NS-Zeit, die als „erbkrank“ kategorisiert wurden. Als gesetzliche Basis fungierte das „Gesetz zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses“, das die nationalsozialistische Regierung in Deutschland im Jahr 1934 verlautbarte. Dieses Gesetz wurde in Österreich 1940 in Kraft gesetzt.

Assimilierung (assimilierte jüdische Bevölkerung)

Assimilierte Jüdinnen und Juden orientierten sich politisch und kulturell an der nichtjüdischen Umgebung und passten ihre Verhaltensnormen und Lebensweisen dieser an. Vielfach traten die religiösen Belange in den Hintergrund, die politische und staatsbürgerliche Identifikation rückte in den Vordergrund.

Berlin-Plötzensee

Während des Nationalsozialismus, zwischen 1933 und 1945, wurden in der Strafanstalt Plötzensee bei Berlin über 2.800 Menschen nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz hingerichtet. Die meisten ermordeten Opfer wurden wegen Widerstandshandlungen gegen den NS-Staat oder wegen geringfügiger Delikte mit dem Tode bestraft.

Besatzungsmacht

Nach der Befreiung Österreichs im April/Mai 1945 durch die alliierten Truppen wurde Österreich in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Der Osten Österreichs war unter sowjetischer, der Süden unter britischer Besatzung. In Salzburg und Oberösterreich waren US-amerikanische und in Westösterreich französische Truppen stationiert.

Evakuierungsmärsche

Um eine Befreiung der Häftlinge durch alliierte Truppen zu verhindern, begann die SS fast alle Konzentrations- und Außenlager bei Kriegsende zu räumen. Während dieser sogenannten „Evakuierungsmaßnahmen“ kam es zu zahlreichen Kriegsverbrechen seitens der Wachmannschaften. Die Transporte wurden von den Häftlingen auch „Todesmärsche“ genannt.

Ghetto

Die Nationalsozialisten errichteten vor allem in den besetzten Ostgebieten, beispielsweise in den Städten Warschau, Lodz, Wilna oder Riga, Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung zusammengefasst sowie ihres Eigentums beraubt wurde und Zwangsarbeit leisten musste. Die Ghettos waren oft Zwischenstationen bei der Deportation in die Vernichtungslager.

Gugging

Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden in der „Heil- und Pflegeanstalt“ Gugging im Rahmen der „NS-Euthanasie“ ab 1943 über 330 Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche, ermordet. Die Patientinnen und Patienten wurden mittels Medikamenten vergiftet oder mit Elektroschocks und durch systematisches Verhungern-Lassen getötet.

Mauer-Öhling

Die „Heil- und Pflegeanstalt“ Mauer-Öhling war im Nationalsozialismus ein Schauplatz medizinischer Massenverbrechen, dort starben zwischen März 1938 bis Mai 1945 insgesamt 1.365 Menschen. Zudem wurden 1.269 Patientinnen und Patienten bis 1941 von Mauer-Öhling in die NS-Tötungsanstalt nach Hartheim verlegt und dort ermordet.

Rätesystem

In einem Rätesystem/in einer Räterepublik sind die Wähler in Basiseinheiten organisiert. Sie entsenden die Räte direkt als öffentliche Funktionsträger. In Ungarn existierte von März bis August 1919 eine bolschewistisch ausgerichtete Räterepublik.

Reichsparteitag

Die bis zu acht Tage dauernden Reichsparteitage der NSDAP, die in Nürnberg von 1933 bis 1938 stattfanden, dienten vor allem der Selbstdarstellung des NS-Regimes, der Inszenierung der „Volksgemeinschaft" und der Einstimmung der Bevölkerung auf den Krieg.

Rote Armee

Die Truppen der Sowjetunion wurden auch als Rote Armee bezeichnet. Mehr als 8,5 Millionen Soldaten der Roten Armee starben bei der Beseitigung der NS-Herrschaft. Weitere drei Millionen Soldaten wurden von den Nazis während der Kriegsgefangenschaft ermordet.

Schabbat

Der Schabbat oder Sabbat ist im Judentum der siebte Wochentag, ein Feiertag und Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Er stellt den siebten Tag in der Schöpfungsgeschichte dar, an dem Gott ruhte.

Schutzbrief

Die Ansiedlung von Jüdinnen und Juden im westungarischen/heute burgenländischen Raum erfolgte durch die Fürsten Esterházy bzw. Grafen Batthyány. Sogenannte Schutzbriefe der Grundherren regelten auf Vertragsbasis die Rechte und Pflichten der jüdischen Bevölkerung. Die Jüdinnen und Juden mussten regelmäßig Schutzgebühren entrichten und durften dafür in Krisenzeiten den Schutz der Herrschaft in Anspruch nehmen.

Südostwall/Reichsschutzstellung

Eine Verteidigungsstellung, von der deutschen Propaganda auch „Reichsschutzstellung“ bzw. „Südostwall“ genannt, sollte entlang der burgenländisch-ungarischen Grenze die Rote Armee vor dem Eindringen in das Deutsche Reich schützen. Die Bauarbeiten wurden durch zehntausende zwangsverpflichtete Zivilistinnen und Zivilisten, die Hitlerjugend, Fremdarbeiterinnen und Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und ungarische jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ausgeführt.

Treblinka

Im Sommer 1942 errichtete die SS bei Treblinka, nordöstlich von Warschau, ein Vernichtungslager, in welchem vor allem die Ermordung der Jüdinnen und Juden des Generalgouvernements durchgeführt wurde. Die Gesamtzahl der in Treblinka Ermordeten wird auf 870 000 Menschen geschätzt.

Vernichtungslager

Ab 1941 wurden von den Nationalsozialisten Vernichtungslager für den industriellen Massenmord an Jüdinnen und Juden bzw. auch an Romnija und Roma, Sintize und Sinti eingerichtet. Neben Auschwitz-Birkenau, das ab Sommer 1942 zum zentralen Deportationsziel wurde, existierten mit Majdanek, Chelmno, Belzec, Sobibor und Treblinka weitere Vernichtungslager.

Yad Vashem

Im Jahr 1953 gründete der israelische Staat in Jerusalem die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem. Ihre Aufgabe ist das Gedenken an den Holocaust, seine Dokumentation, die Erforschung und Vermittlung. Yad Vashem besteht aus verschiedenen Museen, Forschungs- und Schulungszentren, Denkmälern und Gedenkorten.

Zwangsarbeit

Während des Zweiten Weltkrieges wurden über 12 Millionen ausländische KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und „zivile“ Arbeitskräfte ins Deutsche Reich verschleppt. Durch die ausbeuterische Zwangsarbeit konnten im nationalsozialistischen Deutschland die landwirtschaftliche Versorgung und die Rüstungsproduktion aufrechterhalten werden.