Einführung

Ein schwer aufzufindender Texttyp in Schuchardts wie auch anderer Wissenschaftler Viten, sind Gutachten und Stellungnahmen. Man stößt auf diese Arbeiten, die zum Teil durchaus einige Seiten Umfang haben, eher durch Zufall, insbesondere im Zuge der Bearbeitung von Korrespondenzen. Sie gelten nicht als Veröffentlichung, doch handelte es sich umgekehrt auch nicht um ein anonymes Schreibwesen im Sinne heutiger peer reviews.

Gewissermaßen sind Texte vom Typ der hier reproduzierten fundierte Diskussionsbeiträge im Rahmen von (halböffentlichen personenbezogenen) Meinungsbildungsprozessen, mit denen ein Autor, verlangt oder unverlangt, im akademischen Leben in fachliche und oder personelle Diskussionen eingegriffen hat. Sie können nicht unter Marginalia abgetan werden, weil sie oft eine große Herausforderung an den Autor darstellen. Sehr schön läßt sich dies an der Stellungnahme illustrieren, die Schuchardt zu dem von Alfredo Trombetti eingereichten mehr als 1000-seitigen Konvolut zur Erlangung des Premio della Accademia dei Lincei (1904) abgegeben hat, denn Schuchardt wußte sehr wohl, daß in der Entscheidungskommission auch Kollegen wie Ascoli saßen, denen mit einigen freundlichen Bonmots nicht gedient war und die gegenüber Trombetti starke Reserven hatten. Die meisten dieser Texte sind nicht veröffentlicht, bzw. an Stellen veröffentlicht, die heute schwer zugänglich sind. Da sie Teil von Schuchardts fachlichem Wirken sind, werden sie hier elektronisch wiederveröffentlicht.

Es handelt sich bei diesen Texttyp durchaus um Schriften, deren Rezeption lohnt. Schuchardt hätte mit Sicherheit keine Gefälligkeitsgutachten oder -empfehlungen geschrieben. Wenn man in seinen Stil eingewöhnt ist, so versteht man auch besser zwischen den Zeilen zu lesen. Von Sweets Eignung, eine Professur für vergleichende Sprachwissenschaft zu vertreten, schien er nicht allzu überzeugt, wohl aber davon, Trombetti in seinem Karrieregang zu unterstützen. Sehr ehrlich schreibt er auch über Fehlendes wie über zu Lobendes in Lopatinskijs Veröffentlichungen zum Tscherkessischen; daß es sich dabei um Promotionswürdiges handelt, steht nicht infrage. Diese Texte komplettieren Schuchardts Werk, denn nirgends rezensiert er sonst Lopatinskij, nirgends setzt er sich in Veröffentlichungen so detailliert mit der Monogenese von Sprache auseinander wie hier anläßlich von Trombettis Preisschrift. Diese Gutachten und Stellungnahmen sind aber auch als Teil jenes größeren Diskursprozesses zu sehen, der sich zwischen Korrespondenzen und Veröffentlichungen sowie zwischen individuellen Forschern und Institutionen spannt.

Weitere Gutachten und Stellungnahmen werden sukzessive eingearbeitet.

Promotionsverfahren Lopatinskij in Leipzig

Die Stellungnahme, die Schuchardt im Promotionsverfahren von Leo v. Lopatinskij geschrieben hat, befindet sich im Universitätsarchiv Leipzig in der Promotionsakte Lopatinskij (Phil. Fak. Prom. 5670). Weitere Details zur Promotion selbst sind dieser Akte zu entnehmen. Ich bin Herrn Niclas Dux vom genannten Archiv zu Dank verpflichtet, der in unbürokratischer Weise eine Kopie zur Verfügung gestellt hat.
Lopatinskij war Schulinspektor in Georgien und im südlichen Sibirien. Er stand mit Schuchardt in brieflichem Kontakt, es sind 14 Briefe aus dem Zeitraum zwischen 1895 und 1913 erhalten (06611–06624), die hier abrufbar sind. Ein paar Einzelheiten zu seinem Leben und Oeuvre leiten die Briefedition ein.
Diese Promotion wurde in absentia durchgeführt, ein seinerzeit nicht ganz unumstrittenes Verfahren. U.a. taucht der Umstand, daß es in Leipzig keinen kompetenten Kaukasiologen gäbe und daß man sich daher um ein Gutachten von Schuchardt bemühen würde, auch in einem Schreiben von Leskien an Schuchardt (05-06423 vom 18. Februar 1896 aus Leipzig) auf. Auch Lopatinskij selbst, der Schuchardts Gutachtertätigkeit vom damals Leipziger Geographen Ratzel erfahren hatte, bedankt sich im Nachhinein für den hier wiedergegebenen “Bericht” (Brief 06614 vom 11. Juli 1896 aus Tiflis). Das Promotionsverfahren wurde - nicht zuletzt auf der Basis von Schuchardts hier folgendem Gutachten - im Frühsommer 1896 positiv beschieden.

Bericht
über
Leo von Lopatinskijs auf das Kabardische bezügliche Arbeiten, die den XII. Bd. des “Sbornik materialov dlja opisanija mestnostej i plemën Kavkaza” (Tiflis 1891) ausfüllen

Das Tscherkessische im Norden des Westkaukasus hängt zweifellos mit dem Abchasischen im Süden zusammen, und diese westliche Gruppe scheint wiederum das Bindeglied zwischen den nordkaukasischen Sprachen i.e.S. und den südkaukasischen i.e.S. zu bilden. Wenn seit lange und mit besonderem Nachdruck in allerneuerster Zeit die Verwandtschaft der Tscherkessen mit den Ural-altaiern, vor Allem den Magyaren behauptet wird, so lässt sich dafür in den betreffenden Sprachen selbst keine Stütze finden; Lehnwörter mögen allerdings auf alte Berührungen und Mischungen hinweisen. Die Tscherkessen, insbesondere die Kabarden, spielten im 17. und 18. Jahrh. nördlich vom Kaukasus eine hervorragende Rolle; sie übten einen starken moralischen und politischen Einfluss auf ihre östlichen Nachbarn, die Osseten und Tschetschenen. Seit der Unterwerfung der Tscherkessen im Jahre 1864 wanderten sie grossentheils nach der Türkei aus; gerade die Kabarder sind geblieben.

Wenn somit das Wesen und die äussere Geschichte der tscherkessischen Sprache sie zu einer der wichtigsten und des Studiums würdigsten unter den kaukasischen machen, so ist sie doch bis vor Kurzem in wissenschaftlichem Sinne ganz vernachlässigt worden. Die Arbeiten von Lhuilier = Ljul’e (1864) und Loewe (1854) sind oberflächlich, unkritisch, unzureichend. Eine handschriftliche Grammatik des Kabarders Šȯra-Nogmow, welche Sjögren noch 1841 sah, ist verloren gegangen. Uslar fand keine Musse sich mit dem Tscherkessischen eingehend zu befassen; aus seinem Nachlass sind nur einige phonologische und lexikalische Aufzeichnungen herausgegeben worden (černovye zametki S. 61-74 im Anhang des I. Bds. von Uslars Ėtnografija Kavkaza). So erklärt es sich dass in Fr. Müllers Grundriss das Tscherkessische nicht vertreten ist.

Diese Lücke ist nun von Lopatinskij ausgefüllt worden, und zwar behandelt er von den drei Hauptmundarten des Tscherkessischen, der Kjachischen (=abadzechischen und šapsugischen), der beslenejischen und der kabardischen, die letzte die im Südosten des einst geschlossenen tscherkessischen Sprachgebietes herrscht (die Verbrei- |2| tung der tscherkessischen Stämme vor 1864 ist aus der kleinen Karte ersichtlich welche der ethnographischen Kare des Kabarda beigegeben ist). Lhuiliers und Loewes Arbeiten beziehen sich auf das nordwestliche Tscherkessisch.

Der Band des Sbornik gibt sich zwar in zwei Abtheilungen (otdel), besteht aber in der That, schon zufolge der Paginirung, aus vier Theilen.

I. Kabardische Volksüberlieferungen in russischer Sprache (S. 1–144), denen je eine Note vergleichenden und deutenden Inhalts angehängt ist. Vorausgeschickt sind geschichtlich-ethnographische Bemerkungen S. 1–10).

II. Kabardische Texte (S. 1–106); der letzte derselben ist aber in kjachischer Mundart. Sie sind von Interlinear-, von freier Uebersetzung, von Noten der eben angegebenen Art begleitet; den Beschluss bildet im ob“jasnitel’nyj slovar’ (S. 82–104), welches aber kein eigentliches Wörterbuch ist, sondern die schwierigen, insbesondere die veralteten Formen in der Reihenfolge ihres Vorkommens analysiert. Dieses Glossar mit den beständigen Verweisen auf die Grammatik und das Wörterbuch der zweiten Abtheilung führt uns tief in die Eigenthümlichkeiten und einigermassen auch in die Entwickelung der Sprache ein, und ist daher sehr werthvoll für uns.

III. Kurze kabardische Grammatik (S. 1–46). Sie entspricht den Anforderungen welche überhaupt innerhalb eines so engen Rahmens befriedigt werden können. Das Lautsystem ist ausführlich und sorgfältig dargestellt (S. 1–10); dass das in abschliessender Weise geschehen sei, wird man um so weniger erwarten als das Tscherkessische in phonetischer Beziehung nach dem benachbarten und verwandten Abchasisch wohl die schwierigste der kaukasischen Sprachen ist. Manches ist vielleicht zu breit ausgefallen, wie die Beschreibung der Tenues mit Kehlkopfverschluss (§ 19; die Annahme eines kurzen Vokals in paal’e – pal’e ist schwerlich richtig, vgl. auch § 11), Andres hätte stärkerer Beleuchtung bedurft, wie das Verhältniss von Energie und Dehnung (bez. Doppelung) der Konsonanten (§ 18). Einen deutlicheren Einblick in die lautphysiologische Schulung |3| des Vfs. gewähren vielleicht seine lautbeschreibenden Anmerkungen zu den Texten anderweitig bekannter Sprachen, des Kurdischen, des Talyschinischen, Armenisch-Tatischen, Hebräisch-aramäischen, Aisorischen (Syrischen) im XX. Bande des Sbornik. – Auf die Lautlehre folgt eine sehr übersichtliche Formenlehre, in welcher auch die Bedeutung der Formen zur Sprache gebracht und durch zahlreiche Beispielsätze erläutert wird.

IV. Russisch-kabardisches Wörterbuch (S. 1–184) mit Kabardischem Index S. 185–299). In diesem sehr reichhaltigen Wörterbuch hat der Vf. die Entlehnungen aus dem Türkisch-tatarischen, Arabischen und Persischen mit Hülfe des Moskauer Universitätsprofessors Korš festgestellt, die aus andern Sprachen nur da wo sie augenfällig waren, angegeben, auch manche fremde Wörter verglichen, ohne eine bestimmte Folgerung ziehen zu wollen. Aber selbst eine solche Zusammenstellung wie ᾰδελφόϛ zu del’chu, “Bruder” (S. 11b wird man nicht als eine zu waghalsige oder eine laienhafte betrachten, wenn man bedenkt dass ein lautliches Bedenken hier kaum erhoben werden kann (vgl. machuė, “Tag”, cychu, “Mensch”, in den andern tscherk Mdd. mafe, zife oder ähnl.) und dass die andern Mdd. ein anderes Wort für “Bruder” kennen.

Ich fasse mein Urtheil über die Leistungen Lopatinskijs darin zusammen dass sie uns über eine so interessante und doch bisher so wenig studirte Sprache wie das Tscherkessische in umfassender und gründlicher Weise unterrichten und dass somit in ihnen eine wesentliche Förderung der Wissenschaft zu erblicken ist. Freilich hat er sich nicht mit der Lösung sprachwissenschftlicher Probleme (wie es vor allem das Verhältniss des Tscherkessischen zum Abchasischen sein würde) befasst. Allein das hat auch Peter von Uslar kaum oder nur nebenher gethan, den wir doch als den Begründer der kaukasischen oder wenigstens der nordkaukasischen Linguistik betrachten dürfen. Und es ist ebenso natur- wie zweckgemäss dass mit der Beschreibung und Fixirung der nichtlitterarischen Sprachen des Kaukasus nicht von vornherein die Untersuchung über ihre Ursprünge, Entwicklungen und Zusammenhänge verquickt wird. An dem Ausbau von Uslars ruhmvoll begonnenem Werke betheiligt sich aber heutzutage Keiner in einfrigerer und vielseitigerer Weise als Lopatinskij.

Graz, 9 Mai ’96

Dr. Hugo Schuchardt

k.k. Univ. Prof.
zu Graz

und

w. M. d. Kais. Akad. d. Wiss.
zu Wien

Gutachten Lopatinskij
Gutachten Lopatinskij S. 1, mit freundlicher Genehmigung des Universitätsarchivs Leipzig
Gutachten Lopatinskij
Gutachten Lopatinskij S. 2-3, mit freundlicher Genehmigung des Universitätsarchivs Leipzig

Empfehlung Henry Sweet für Oxford

Henry Sweet hatte in einem Schreiben vom 2. November 1900 (06-11471 im HSA) Hugo Schuchardt um ein “testimonial” zu seiner Person gebeten. Sweet bewarb sich um einen Lehrstuhl für comparative philology in Oxford und es war seinerzeit in England üblich, den Bewerbungen Meinungsäußerungen arrivierter ausländischer Kollegen anzuhängen. Sweet erhielt diese Professur nicht. Daß Schuchardt Sweet aber in anderen Bereichen der Sprachwissenschaft offenbar für ausgewiesener hielt, insbesondere den Bereichen der Phonetik und Phonologie, erliest man zwischen den Zeilen. Sweet hängte seinem Schreiben auch eine lange Liste von Publikationen an, die ihn für diese Stelle qualifizieren, mit der Bitte an Schuchardt, auf diese Veröffentlichungen bezug zu nehmen. Schuchardt ist dieser speziellen Bitte nicht nachgekommen und auf diese Schriften nicht eingegangen. Es war damals offenbar erwartet, daß Empfehlungsschreiben vom Bewerber eingeholt und in gedruckter und gebundener Form der Bewerbung beigegeben wurden. So ist dieses kurze Schreiben nicht in handschriftlicher Form erhalten, sondern nur in der gedruckten Variante zugänglich, und zwar in: “Letter of application, list of unpublished works, and testimonials of Henry Sweet, candidate for the Corpus Christi Professorship ov Comparative Philology in the University of Oxford” in der Bodleian Library.
Zu verweisen ist hier auch auf die Edition der Sweet Briefe im HSA bzw. auf die ausführliche Einführung, auch zu vergeblichen Rufbemühungen Sweets, von Petra Hödl (der ich für Auskünfte zu Dank verpflichtet bin).

In der Folge das kurze Empfehlungsschreiben:

Graz, 9. November 1900

Ich ergreife mit Freude die Gelegenheit zu erklären dass ich Herrn Prof. Henry Sweet in hohem Grade für geeignet halte den Lehrstuhl für vergleichende Sprachwissenschaft einzunehmen. Meine Ansicht stützt sich auf die Mannichfaltigkeit und auf den Werth seiner Schriften. Vom Englischen aus, das in seinen verschiedenen Phasen die breite Mitte seiner Studien ausfüllt, hat er sich über die einzelnen Sprachen der arischen Gruppe, und sogar über solche der semitischen und der ural-altaischen verbreitet; der Phonetik, die ja die feste Grundlage aller sprachwissenschaftlichen Forschung bildet, hat er, mit feinstem Verständniss, sein Hauptaugenmerk zugewandt; über das Besonderste aber hat er auch das Allgemeinste nicht vernachlässigt und schliesslich in glücklichster Weise die Praxis mit der Theorie zu verbinden gewusst.

Stellungnahme zu Trombetti für Premio Reale/Accademia dei Lincei in Rom

Alfredo Trombetti [1866–1929], eine äußerst schillernde akademische Figur, war ein italienischer Sprachwissenschaftler und in seiner zweiten Lebenshälfte Professor für semitische Sprachen, dann auch allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Bologna. Über kaum einen Fachkollegen gibt es so unterschiedliche Einschätzungen, aber auch - aufgrund des Mangels an Unterlagen - so idealisierend-verklärende Meinungen. Insbesondere die vehement vertretene Theorie der Monogenese stieß und stößt auf vehementen Widerstand, findet aber auch immer wieder Unterstützer. Trombetti sind aber auch nachhaltige Verdienste zuzuschreiben, etwa war er der Urheber des Begriffs Ergativ.
Aus armer Familie stammend, wurde dem begabten jungen Trombetti von gebildeten Mäzenen das Studium in Bologna ermöglicht. Danach war er mehrere Jahre als Gymnasiallehrer in Cuneo tätig, eine Zeit, in der er intensivst wissenschaftlich arbeitete und den Kontakt nach außen suchte. So auch mit Schuchardt. Der sehr umfangreiche und zeitweise sehr intensive Briefwechsel, leider sind die Schreiben Schuchardts an Trombetti nicht erhalten, entwickelte sich von 1902 – 1926 in insgesamt 60 oft sehr umfangreichen Briefen Trombettis (HSA 01-11782 – 60-11841).
Trombetti bewarb sich für den Premio Reale der Accademia dei Lincei in Rom. Es war abzusehen, daß für ihn der Gewinn dieses Preises erstens mit einer höheren Geldsumme und mit einem Wechsel an die Universität Bologna verbunden war, was ihm und seiner Familie ermöglichen sollte, aus der eher beklagenswerten Situation in Cuneo herauszukommen. Trombetti hatte zahlreiche Gegner, Sprachwissenschaftler, die seine Theorien für inakzeptabel hielten, allen voran G. I. Ascoli. Der Briefwechsel zwischen Ascoli und Schuchardt im HSA gibt davon Zeugnis. Mitglieder der Kommission waren: Ascoli, D'Ancona, D'Ovidio, Monaci und Schuchardt. Schuchardt stand mit allen Genannten über mehrere Jahre in intensivem brieflichen Kontakt, diese Korrespondenzen sind vollständig im HSA abgebildet. Schuchardt, der selbst auch Mitglied der Lincei war, war auch Mitglied der Kommission für den Premio und er war als solcher auch beauftragt, eine Stellungnahme zu Trombetti zu verfassen. Diese war - trotz nicht versteckter Bedenken - positiv. Schließlich gab Ascoli seinen Widerstand auf, Tombetti wurde erstgereiht, erhielt den Preis, übersiedelte nach Bologna und verfaßte zahlreiche weitere Werke monumentalen Umfangs. Seine Nähe zum italienischen Faschismus bescherte ihm auch noch den Ruf und Titel eines Senators. Die Wende zu diesem Aufstieg begann mit Sicherheit durch den hier gewonnenen Premio Reale. Schuchardts Schrift ist im Original in den Akten der Lincei nicht mehr erhalten. Aus den Akten der Lincei geht der Ablauf des Verfahrens aber sehr detailliert hervor. Er wird an anderer Stelle aufgearbeitet.
Hier geht es vor allem um die schriftliche Stellungnahme Schuchardts, die im folgenden wiedergegeben wird. Der Text stammt aus dem Anhang B zum Aufsatz von Ambrogio Ballini (1930) Alfredo Trombetti. in: AEVUM. Rassegna di Scienze Storiche Linguistiche e Filologiche. Anno IV, Fasc. 2, 199-259. Der Schuchardtsche Text findet sich auf den Seiten 238–243. Ein Original ist offenbar nicht erhalten; es gibt aber keinen Grund an der Autentizität des Textes zu zweifeln.
Für die freundliche Hilfsbereitschaft und Unterstützung danken wir den Mitarbeiterinnen der Biblioteca Fondi Moderni bzw. des Archivio Storico der Accademia dei Lincei Susanna Panetta und Paola Cagiano.

Giudizio di Hugo Schuchardt

Come é noto, la Commissione giudicatrice del concorso al Premio Reale di Filologia e Linguistica del 1902, costituita da D. Comparetti, F. d’Ovidio, E. Monaci, G. I. Ascoli, credette opportuno, nel caso particolare del Trombetti, di aggregarsi H. Schuchardt, Professore dell’ Università di Graz, l’ illustre cultore di glottologia generale, ii quale diede su lo scritto presentato dal Trombetti stresso (« Nessi genealogici fra le lingue del mondo antico ») il seguente giudizio :

« Accingendomi a distendere il mio umile parere sopra il lavoro del Prof. Trombetti, per qualche tempo esitai quale lingua avessi da sciegliere. Alla fine ragioni che facilmente si capiranno m’hanno indotto a rinunziare all’ uso dell’ idioma nativo, ma non senza lasciarmi un’apprensione forte assai, che cioè, non volendo io in tal faccenda valermi dell’aiuto altrui nè bastandomi le proprie forze, le imperfezioni della forma del mio scritto rechino pregiudizio all’ efficacia del contenuto. E tanto più mi rincrescerebbe questo quanto più mi preme di far pensare di quell’opera agli altri tutto il bene che ne penso io.

Ma codesti altri, appunto a cagione delle circostanze alle quali ho accennato, forse saranno accessibili a un sospetto di natura quasi contraria. Sapendo quanto siamo noi altri tedeschi propensi a giudizi ritenuti e secchi, e vedendo poi in me in questa occasione, esternarmi con un certo entusiasmo, potrebbero credere che mi fossi industriato di conformarmi all’indole meridionale, e come spesso succede, vi avessi trapassato il segno. Mi pare dunque a proposito il protestare fin da principio di non avere altro in mira che di esprimere nel modo più adeguato la profonda mia convinzione.

Per terminare questa introduzioncella apologetica devo toccare delle due lettere che m’ indirizzò il sig. Trombetti nel Giornale della Società Asiatica Italiana (Vol. XV e XVI), intitolandole: « Delle relazioni delle lingue caucasiche con le lingue camitosemitiche e con altri gruppi linguistici ». Come là si riferisce a una certa concordia fra le nostre opinioni glottologiche, si potrebbe presumere se non in lui una captatio benevolentiae (ciò che già per ragioni cronologiche sarebbe affatto escluso), almeno in me una benevolentia captata.

Ebbene, a prima giunta per quanto mi costringessero a meraviglia le vastissime cognizioni e il potente ingegno del Trombetti, mi dolse addirittura il vederlo ingolfato in una intrapresa come quella di provare l’origine comune delle lingue del mondo antico (anzi di tutte le lingue ; ma prescinde per ora di quelle dell’America). È vero, non ammettevo una necessità intrinseca che laddove naufragarono tanti indagatori pure valorosissimi, naufragasse anch’egli ; ma mi sembrava inevitabile che la scelta d’ un problema così screditato si urtasse in pregiudizì abbastanza forti per impedire il Trombetti. finora quasi sconosciuto nel mondo scientifico, di farsi apprezzare. Dall’ altra parte, io stesso, contuttochè stessi intravedendo la medesima mèta che egli, non era proprio convinto che essa si potesse raggiungere coi mezzi dei quali dispone la glottologia nel suo stato attuale, o, per spiegarmi con paragone più plastico, che la fortezza fosse inespugnabile del tutto : in ogni caso invece di pensare a pigliarla d’assalto, proveremmo, con lungo assedio, coll’avvicinamento successivo di un sistema di trincee di costringerla ad arrendersi. Ma dal momento che mi capitò nelle mani la grande opera del Trombetti, mi sono ricreduto sicchè quasi quasi mi venne la voglia di congratularmi coll’autore per essersi scelto quel vastissimo campo come l’unico che bastasse a mettere in evidenza tutte le sue facoltà. Affezionato fin dalla fanciullezza allo studio delle lingue, sopprimendo, giovinetto, l’impazienza naturale di mostrare, tranne in qualche scrittarello di minore importanza, quel che sapeva e poteva, volle aspettare fin all’età dell’uomo fatto per prodursi con una opera di estensione starordinaria nella quale rimanessero condensati e convertiti i lavori preparativi di tanti anni. Ora se pubblicherò, come ho l’intenzione, una lettera in risposta alle due del Trombetti, non si dovrà cercarvi altra differenza dal mio parere presente che quella che risulti dalla diversità dalle occasioni.

Perfetto si chiama un lavoro che col miglior metodo ottiene qualche risultato nuovo. Ma questo può essere di poco rilievo e quello modellato su altri lavori, così che un lavoro per essere perfetto non bisogna che sia eccellente. Eccellente sarà soltanto un talmente fatto che riunisca con un metodo più o meno originale un risultato di gran peso: e questo è appunto il caso del lavoro di che si tratta. Di rado disegno più audace si è realizzato con mezzi più ponderati. Oltre a ciò i volumi del Trombetti posono vantarsi di una qualità alla quale più facilmente suole rinunziare chi più in alto si spinge, intendo parlare di quella accuratezza che non si sdegna neanche dei particolari più minuziosi e la quale i filologi tedeschi credettero dover designare con una parola speciale, tolta dal greco acribia. Se io non temessi d’essere tassato di esagerazione ridicola direi che qui si combinano, col miglior successo, due elementi che generalmente si credono incompatibili: il titanico ed il pedantesco. Con questa ansia di mettere innanzi al lettore il materiale che forma il sostrato delle ricerche, nell’istato più perfetto e completo, si connette radicalmente l’indefessa premura di raccogliere i sussidi letterari onde si possono trarre quei materiali.

Vedendo quante volte per es. professori di università tedesche si lagnano di non poter consultare questo o quel libro, quasi indispensabile pei loro studi, confesso che in tutta la faccenda del Trombetti niente mi ha destato tanta meraviglia quanto il fatto che egli, vivendo in una città di provincia, seppe avere a sua disposizione tutta la suppellettile di che aveva bisogno per la vasta sua impresa, dagli scrittarelli più reconditi fin alle serie dei periodici più costosi. Volli informarmene, e mi si disse che il Trombetti, benchè si trovasse senza patrimonio e con numerosa famiglia, era riuscito, a grandissimi sacrifici, a radunare una biblioteca glottologica proprio splendida. Ha andunque più diritto che tanti altri di vantarsi, come fa, che è stato ingenti percussus amore. In altre circostanze non meriterebbe un tal fatto neppure una menzione ; ma considerando i pregi innegabili dell’opera del Trombetti, non mi pare inguisto che si tenga conto anche di quei sacrifici che tanto hanno contribuito a renderla possibile. Spesse volte le biblioteche ben fornite, invece di fomentare, addormentano l’attività dei loro possessori ; il Trombetti, all’incontro, si rese padrone della sua in ogni senso, convertì in succum et sanguinem il contenuto dei suoi libri. E dove altri sarebbero stati sommersi da tanta dottrina, egli sempre ha guardato l’indipendenza del giudizio, col quale pesa le opinioni anche delle somme autorità, anzi è pervenuto a sviluppare vieppiù quella spontaneità che l’abilita ad emettere opinioni originali e feconde.

Le parti delle quali consite l’opera sono d’indole diversa, e pericò mettono in chiaro tutte le molteplici facoltà dell’autore.

Nell’Introduzione coloro che non sono dediti agli studi glottologici si vedono messi in grado di formarsi una idea giusta del lato per così dire filosofico dell’ingegno dell’autore. Se altrove, come regolatori di ricerche intricatissime, riescono più ammirabili la sua rara perspicacia e il suo acume incisivo, qui, nelle considerazioni generali, si rendono più manifesti. Prende l’autore le mosse da quel principio verificato già da molto tempo, ma non da tutti apprezzato come si deve, che la poligenesi del linguaggio non potrà mai essere provata ; afferma invece la possibilità di provarne la monogenesi ed espone il metodo che vi si deve osservare. Non gli sfuggono le difficoltà e meno di tutte quelle che nascono da certe discordanze fra i risultati della glottologia e quelli dell’antropologia, come p. es. la natura piuttosto indiretta dell’affinità delle lingue indoeuropee colle camito-semitiche che pare non corrisponda all’identità essenziale della razza, o l’antichità all’uomo assegnata tanto enorme che non ci sarebbe più mezzo di rintracciare l’origine comune delle lingue. Senza disconoscere la gravità di tali problemi, con buoni argomenti dimostra che non sono insolubili. Prevede parimenti tutte le obbiezioni che possono sorgere contro il metodo propugnato da lui, per rifiutarle in modo convincente.

Su larghissima e fermissima base l’autore ha voluto erigere il suo edifizio, cioè sull’analisi dei gruppi linguistici. L’opera non contiene che tre di queste analisi minutissime, quelle dell’ottentoto–bischimano, del bantù, del camito–semitico ; ma pare che anche le altre sieno pronte. Quantunque si tratti per lo più di campi coltivati intensamente, l’autore è riuscito a ottenere molti nuovi e preziosi risultati.

Segue la Sintesi grammaticale comparativa che costituisce la parte più importante ed insieme più originale di tutta l’opera. In modo incomparabile domina lo sguardo dell’autore l’immensa moltitudine delle forme ; nulla gli sfugge, nulla imbarazza e ci spiega come sviluppi naturali quel che ci pareva essere i capricci d’un labirinto. Sfortunatamente il capitolo sul verbo è appena abbozzato.

Per l’ultima parte, la Sintesi lessicale comparativa, potrebbe credersi che l’autore abbia avuto da superare difficoltà minori, soprattuto perché si sia trovato nella condizione di servirsi d’un numero considerevole di lavori preliminari. Ma inganna l’apparenza : niente più facile che di trovare delle somiglianze fra parole sinonime di lingue diverse, niente più difficile che di maneggiarle metodicamente, di trarne delle conclusioni che valgano. E la memoria stupenda di cui gode l’autore poteva divenire un pericolo per lui : l’ha evitato però, procedendo qui con non minore circospezione che altrove. Questa parte contiene più materia che le precedenti da impensierire se non convertire anche i più scettici.

Adresso mi si domanderà se il lavoro del Trombetti sia proprio un lavoro perfetto. Risponderò di no. Come ci sono dei lavori perfetti che non sono eccellenti, così ci sono degli eccellenti che non sono perfetti. E a questa qualificazione la presente opera non pretende neppure nel concetto dell’autore, nè può pretendervi. Non si tratta di un problema modesto e semplice, ma del più alto e complicato che si conosca nella glottologia ; non d’un nodo gordiano da troncarsi con la spada, ma d’un nodo da sciogliersi con lenta e paziente fatica. L’opera del Trombetti non può nè vuole avere un carattere definitivo, ma soltanto iniziativo. Per quanto egli sia persuaso che il complesso dei suoi argomenti deva provare ciò che vuol provare, non però sostiene che ciascuno ne sia incrollabile : anzi spesse volte ammette esplicitamente la possibilità di opinioni o interpretazioni discrepanti.

Anch’io, benchè reputi che sia bene stradato il Trombetti, avrei parecchie obbiezioni da fargli; non è però questa l’occasione di produrle perchè non sono di natura da scemare il merito dell’opera. Nè lo sarebbero altre più forti ed essenziali. Coloro che sono alieni dall’accettare le conclusioni del Trombetti avranno da spiegare con altro metodo e in maniera soddisfacente la concatenazione di coincidenze sulla quale egli si fonda. Supposto pure che vi riuscissero, non potrebbero incolparlo d’ avere, colla sottigliezza dei suoi argomenti e la vastità delle sue cognizioni, oscurata la verità, ma dovrebbero piuttosto riconoscere che avesse contribuito in modo straordinario a scoprirla.

Prescindendo dalle imperfezioni inerenti al soggetto ed inevitabili nello stato attuale della scienza, ci sono nell’ opera delle imperfezioni indiscutibili, vale a dire, delle asserzioni false e delle conclusioni storte ? Come era mio dovere, ho fatto tutto il possibile per cogliere in fallo l’autore ; ma il successo n’è stato scarsissimo. Devo però dire che non essendo familiarizzato che con poche delle lingue, ho dovuto restringermi, per lo più, a fare, fra le migliaia di forme, delle prove a caso : occhi più fini forse rintracceranno dei difetti che mi sono sfuggiti. Dei difettucci di cui mi sono accorto ne adduco alcuni, meno perché gli stimi d’importanza diretta per l’ apprezzamento dell’ opera, che perchè mi giustifichino dal sospetto di non avervi dato che una sfogliata, e quindi fino a un certo punto sia legittimato il tenore del mio parere il quale da altri potrebbe facilmente essere trovato troppo encomiastico. È difficile di porre limiti molto precisi fra le parole che due lingue hanno ereditato da una lingua primitiva e quelle che l’una di esse ha preso in prestito dall’ altra ; ma in certi casi i Lehnwörter si presentano tali senza l’ombra di un dubbio. Così il basco pot (VI, 31) è il bearn. pot « bacio », in altri dialetti franc. merid. poutoun, poutic ; bastava già il p iniziale per indicare l’ origine straniera, come anche nel basco potika « carpone » (VI, 188, è vero, con un punto interrogativo) dal franc. mer. pauto « patto ». Il giorg. bati (non bathi VI, 166) « oca » e il bantu orient. bata « anitra » è l’arab. (pers.) baṭṭ « anitra » ; il giorg. šara e il berb. te-šarro-t (VI, 290) « via », « strada » è l’arab. (pers.) šâri « strada », che manca nella lista di parole affini l. c., mentre vi è l’ebr. מִלָּא e טְמִלָּה. Le analisi, preferieri di dire le dissezioni delle parole, come le effettua il Trombetti, s’intende che non di rado danno materia a discussioni ; ma soltanto in pochissimi casi si possono dire erronee addirittura. Il magiaro gondolni (VI, 67) « pensare » non è gondolni, ma gond-olni, da gond « cura », « attenzione ». Nel basco indak (VI, 70) « dammi » da non è radice, ma = « mi » (cf. iguk « dacci »). Il basco jan (VI, 136) « mangiare » (piuttosto « mangiato ») non sta per * jam, perchè n è suffisso del participio (inf. ja-ten) come in e-ma-n, i-rau-n ecc. A p. 153 della sintesi lessicale l’autore subordina al tipo tai « morire » il malaio-pol. ma-tái, má-ti e pa-tái, pá-ti « morire » come se ma- e pa- fossero prefissi equivalenti. Ma per es. il giav. pati significa « morte » ; indi è derivato il verbo mati invece di p-m-ati (con l’infisso m); cf. wĕtu « uscita », mĕtu « uscire » per w-m-ĕtu.

Non ho nessuna competenza per parlare dello stile del Trombetti ; semplice e senz’arte quale è, mi piace. Del resto egli stesso non s’inganna in questo riguardo ; I, 7 dice « lo studio di varie lingue ha finito con l’imbarbarirmi del tutto ». Che sia stato costretto a lasciare in bianco alcune parti dell’opera, non deve ridondare a suo disfavore, tanto meno che anche così incompleto si può vantare di una estenzione eccessionale come il frutto maturato di molti anni.

Riassumo il mio modesto parere. Non avendo visto, o almeno, non esaminato, gli altri lavori che concorrono a codesto Premio Reale, non posso dire che quello del Trombetti ne sia il più degno di tutti, ma sì che è degnissimo di qualunque premio. Ricompensare l’autore, incoraggiarlo, metterlo in grado di pubblicare la sua opera e di continuare, in circonstanze più favorevoli, le sue ricerche non sarà altro che rendere un gran servizio alle scienza stessa ».

Graz, Apr. 1904
Hugo Schuchardt