Bilder

Einleitung

Die Konkretisierung von wissenschaftlichen Inhalten hängt auch mit den involvierten Personen und deren Lebenswelt zusammen. Retrospektiv sind diese Domänen hier nur rudimentär reproduzierbar. Wir werden uns daher im wesentlichen auf zwei Bereiche der Bildhaftigkeit konzentrieren. Die Medien und die Form des wissenschaftlichen Diskurses sahen eine persönliche Bekanntschaft, wie heute durch Tagungen, Gastvorträge, Gastdozenturen etc. gewährleistet, nicht vor. Es war unter den Wissenschaftlern der Generation Schuchardts gang und gäbe, bei Erreichen einer gewissen Intensität von Austausch in epistolarischen Beziehungen, das Bild voneinander durch die Zusendung eines eigenen Photos zu konkretisieren und zu bereichern. Ordinarien wie Schuchardt ließen von sich in der Regel mehrmals in ihrer Laufbahn ein Photo in Postkartenform anfertigen und gaben dieses auch gerne weiter. Ja, gelegentlich wurde die Übersendung eines Konterfeis des Briefpartners auch erbeten, sogar von und über Dritte. In einem weiteren Sinne ist so der erste Teil dieses Abschnitts des Archivs zu verstehen Bilder von Schuchardt. Hier werden alle uns zugänglichen Bilder der Person, bekannte und unbekannte, Photos und andere Abbildungen, wiedergegeben.

Der zweite Teil betrifft Photos aus seinem Leben, und zwar seine Wohnstätten. Wir haben versucht, von jenen Plätzen, an denen Schuchardt gelebt oder markante Momente seines Lebens verbracht hat, reproduzierbare Abbildungen zu bekommen. Das war nicht immer möglich, weil der Zahn der Zeit einiges davon mittlerweile in Mitleidenschaft gezogen hat.

Es gibt aber unter dem Stichwort Bilder in Schuchardts Nachlass durchaus interessante Photosammlungen. Erstaunlicherweise ist die Sammlung von Bildern anderer Personen wenig umfangreich. Aus seinem familiären Umfeld besitzen wir in seiner Sammlung keine Bilder. Insbesondere hinsichtlich seiner Mutter Malvine ist das überraschend. Doch auch von den Photos der Kollegen, die ja, wie die Korrespondenzen zeigen, mit einiger Regelmäßigkeit getauscht wurden, ist recht wenig erhalten und von Wolf (1993: 619) aufgelistet. Etwas ausführlicher ist die Sammlung zu ethnographischen Aufnahmen bzw. Bildmaterial von einigen seiner Reisen (ebendort 619-620). Dabei ist eine Sammlung, die ihrer Aufarbeitung harrt, sehr umfangreich, nämlich jene von seiner Reise nach Ägypten. Hier gibt es 4 Negative mit 92 Photos, die Schuchardt offensichtlich selbst aufgenommen hat, sowie 430 Photos von bekannten Orientphotographen seiner Zeit.

Es ist zu hoffen, dass aus der Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken und Handschriften- bzw. Nachlassabteilungen noch Bilder und Stücke hervorkommen werden, die wir hier noch verwenden können. Für Hinweise jeder Art sind wir dankbar.

Bilder von Schuchardt

Zur Person. Es sind zumeist die gleichen Bilder, die in Darstellungen verwendet werden, nämlich jene Porträt-Postkarten, die Schuchardt selbst drucken ließ und - wie damals üblich - auch an Kollegen sandte. Daher findet man einige dieser Aufnahmen auch immer wieder in Nachlässen von Kollegen. Die Autoren dieser Bilder sind unbekannt, es ist anzunehmen, dass sie von Grazer Porträtphotographen der Zeit stammen. Von einigen dieser Bilder gibt es mehrere Abzüge, man stößt auf sie immer wieder in Nachlässen von Korrespondenzpartnern.

Das älteste Bild Schuchardts ist eine Zeichnung aus seinen Kindertagen. Das Bild wäre nicht mehr zuordenbar, gäbe es nicht am rechten unteren Rand seinen handschriftlichen Zusatz „ich, vom Maler Jacobs gezeichnet“ (Abb. 1). Dieser nennt als Künstler den berühmten Gothaer Maler Paul Emil Jacobs (1802-1866), der zahlreiche prominente Deutsche portätiert hat, darunter Alexander von Humboldt.

Das älteste Bild des Studenten Schuchardt zeigt ihn als 23-Jährigen auf einem sogenannten Semesterstich der Jenenser Burschenschaft Thuringia vom Jahre 1865 (Abb. 2). Die Qualität dieses Bildes ist so scharf, dass es durchaus lohnt, Schuchardt daraus zu vergrößern (Abb. 3). Es ist nicht ganz schlüssig, dass es sich - laut Angabe - um ein Bild aus 1865 handelt, denn Schuchardt hat ja bereits im Jahr 1860/61 an die Universität Bonn gewechselt. Dass es sich bei der angegebenen Person um Schuchardt handelt, ist allerdings kaum zu bezweifeln, doch könnte die Aufnahme von ihm älter sein, denn der der ganze sog. Semesterstich ist als solcher ohnehin eine gefakte Komposition. Dann wäre Schuchardt auf dem Bild ein paar Jahre jünger als angegeben.

Ein zweites Bild mit vermutlich goliardischem Hintergrund zeigt Schuchardt in einer ungewohnten Pose in einem Kostüm eines (vielleicht spanischen?) Edelmannes (Abb. 4). Die Umstände der Entstehung sind nicht bekannt. Das einzige erhaltene Exemplar findet sich im Nachlass Ernst Kuhn der Universitätsbibliothek München. Es stammt von einem professionellen Studiophotographen aus Gotha (A. Linde), vermutlich entstanden in den 1870er Jahren.

Aus etwa derselben Periode, also der Zeit seiner ersten Stelle als Professor in Halle, stammt das älteste erhaltene professionelle Porträtphoto (Abb. 5) (wiederum von A. Linde in Gotha).

Eines der am weitesten verbreiteten und auch verschiedentlich gedruckten Porträtbilder dürfte eine im April 1881 entstandene Photographik des jungen Professors in Graz sein (Abb. 6). Es ist anzunehmen, dass die heutige Rahmung des Bildes schon auf Schuchardt selbst zurückgeht.

Wesentlich gesetzter wirkt Schuchardt auf der Abb. 7, sowohl in Postur wie in Kleidung, vermutlich in den 1890er Jahren entstanden. Das einzige uns bekannte Exemplar dieses Bildes liegt im Album Adolf Mussafia des Archivs der Universität Wien. In ähnlichem Stil, und aus etwa der gleichen Zeit stammt ein in Graz beim Photographen F. Meyer entstandenes Porträt, diesmal mit Melone und Gehstock in der Hand (Abb.8). Die einzige uns vorliegende Kopie sandte er, mit Unterschrift versehen, an seinen ungarischen Kollegen Simonyi.

Auf den folgenden vier professionellen Porträtbildern in Postkartenformat ist Schuchardt merklich ein paar Jahre älter. Sie sind einander in der Art recht ähnlich und sie und dürften aus Graz stammen, der Zeitpunkt ihrer Entstehung ist nur teilweise sicher. Das erste dieser Bilder (Abb. 9) wurde von Leo Spitzer im Frontispiz der ersten Auflage des Hugo Schuchardt Breviers verwendet. Die Aufnahme ist auch nur aus diesem Kontext bekannt. Schuchardt gefiel dieses Bild offenbar nicht, denn in der Diskussion um die Neu- und Ausgestaltung der 2. Auflage des Breviers hat er ein anderes Bild von sich reklamiert, das Ende 1912 entstanden sein dürfte (Abb. 12). Beide Bilder stammen aber sichtlich nicht aus der Zeit der Entstehung des Breviers, denn da war Schuchardt schon 80 Jahre alt. Das Porträtbild Abb. 10 ist mit 1912 datiert und scheint aus etwa derselben Zeit wie das Porträt in Abb. 11 zu stammen. Nur letzteres besitzt die Maße 23x30 cm und Schuchardt hat es mit Sicherheit selbst rahmen lassen.Wegen einerseits der Rahmung und andererseits der Verwendung in der 2. Auflage des Breviers kann man schließen, dass Schuchardt diese beiden Bilder selbst für besonders repräsentativ gehalten hat.

Das einzige Ölbild, aus diesem Grund farbig, von Schuchardt stammt wohl aus dem Jahr 1914 denn es wurde ihm von seinen ehemaligen Grazer Universitätskollegen zum 50-jährigen Doktorjubiläum gewidmet (Abb. 13), links unten ist es mit ‘A.v.Schröter 1914’ signiert.

Das Bild Hugo Schuchardt auf dem Dach der Villa Malwine (Abb. 14) wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von Otto Loewi oder dessen Frau Guida aufgenommen. Jedenfalls befindet sich die dem Foto hier zugrundeliegende und einzige bekannte Kopie im Nachlass Schuchardt unter der Signatur Ms 2066 B 6587 in der Universitätsbibliothek Graz. Auf seiner Rückseite schreibt Guida Loewi an Schuchardt, die beiden standen zeitweise in regem Briefverkehr und waren einige Jahre Nachbarn in der Johann Fux Gasse in Graz.

Die beiden Photos des ca. 80-Jährigen in seinem Garten der Villa Malwine (Abb. 15 und Abb. 16) wurden aller Wahrscheinlichkeit nach vom Hamburger Romanisten Hermann Urtel anläßlich eines Besuches in Graz 1922 aufgenommen. Es dürfte auch von diesen Bildern jeweils mehr als ein Exemplar kursieren, jedenfalls tauchen diese Fotos an verschiedenen Stellen auf. Über jenes ohne Mütze (Abb. 15) schreibt Schuchardt an Julio de Urquijo am 30. 10. 1922: „Urtel schrieb mir daß er Ihnen eine Photographie die er von mir im August aufgenommen hatte, schicken werde. Sie ist, wie alle Bekannten, die sie gesehen haben, urteilen, sehr getroffen. Ich wurde durch den photographischen Angriff überrascht, konnte mich aber nicht dazu 'herrichten'“. Die Vorlage zur Abbildung hier liegt auch tatsächlich im Fondo Urquijo, Koldo Mitxelena Kulturunea in Donostia-San Sebastian, Baskenland.

Alle hier gebrachten persönlichen Bilder von Schuchardt, deren Provenienz nicht angegeben ist, befinden sich im Eigentum der Malvinenstiftung (Graz) oder der Sondersammlung, Nachlass Schuchardt der Universitätsbibliothek Graz.

Abbildung 1: Schuchardt im Kindesalter.

Abbildung 1: Schuchardt im Kindesalter.

Abbildung 2: Der Semesterstich der Burschenschaft
                                            Thuringia (Jena) von 1865.

Abbildung 2: Der Semesterstich der Burschenschaft Thuringia (Jena) von 1865.

Abbildung 3: Schuchardt als Student: Oben
                                            Semesterstich 1865 im Kreise seiner Jenenser
                                            Verbindungsbrüder bzw. Kommilitonen des Corps Thuringia,                      
                      unten vergrößert aus dem oberen, Schuchardt in der
                                            oberen Bildmitte.

Abbildung 3: Schuchardt als Student: Oben Semesterstich 1865 im Kreise seiner Jenenser Verbindungsbrüder bzw. Kommilitonen des Corps Thuringia, unten vergrößert aus dem oberen, Schuchardt in der oberen Bildmitte.

Abbildung 4: Angefertigt vom Hof-Photographen A. Linde
                                            in Gotha, vermutlich gegen 1870. (Proveninez:
                                            Universitätsbibliothek München, Nachlass Ernst
                                            Kuhn.)

Abbildung 4: Angefertigt vom Hof-Photographen A. Linde in Gotha, vermutlich gegen 1870. (Proveninez: Universitätsbibliothek München, Nachlass Ernst Kuhn.)

Abbildung 5: Porträtphoto des jungen Professors.

Abbildung 5: Porträtphoto des jungen Professors.

Abbildung 6: Schuchardt, Photographik des jungen
                                            Professors, datiert April 1881.

Abbildung 6: Schuchardt, Photographik des jungen Professors, datiert April 1881.

Abbildung 7: Schuchardt mit Melone, Gehstock und
                                            Handschuhen, 1890er Jahre. Bild aus dem Photoalbum von
                                            Adolf Mussafia, Universitätsarchiv Wien.

Abbildung 7: Schuchardt mit Melone, Gehstock und Handschuhen, 1890er Jahre. Bild aus dem Photoalbum von Adolf Mussafia, Universitätsarchiv Wien.

Abbildung 8: Schuchardt mit Melone und Gehstock,
                                            1890er Jahre. Bild aus dem Nachlass Simonyi,
                                            Budapest.

Abbildung 8: Schuchardt mit Melone und Gehstock, 1890er Jahre. Bild aus dem Nachlass Simonyi, Budapest.

Abbildung 9: Schuchardt ca. 1910.

Abbildung 9: Schuchardt ca. 1910.

Abbildung 10: Porträtbild, datiert 1912.

Abbildung 10: Porträtbild, datiert 1912.

Abbildung 11: Schuchardt ca. 1912.

Abbildung 11: Schuchardt ca. 1912.

Abbildung 12: Schuchardt, Ende 1912.

Abbildung 12: Schuchardt, Ende 1912.

Abbildung 13: Schuchardt 1914, Ölbild.

Abbildung 13: Schuchardt 1914, Ölbild.

Abbildung 14: Schuchardt auf dem Dach der Villa
                                            Malwine, 1914.

Abbildung 14: Schuchardt auf dem Dach der Villa Malwine, 1914.

Abbildung 15: Schuchardt im Garten seiner Villa,
                                            1922.

Abbildung 15: Schuchardt im Garten seiner Villa, 1922.

Abbildung 16: Schuchardt im Garten seiner Villa,
                                            1922.

Abbildung 16: Schuchardt im Garten seiner Villa, 1922.

Bilder der Wohnorte Schuchardts

Eine weitere Gruppe von Aufnahmen widmet sich jenen Wohnstätten Schuchardts, in denen er zumindest jeweils eine signifikante Periode seines Lebens verbracht hat. Es ist nicht gelungen, alle Wohnorte ausfindig zu machen bzw. photographisch belegen zu können, weil der Zahn der Zeit, die Weltkriege und die städtebaulichen Veränderungen Umstände geschaffen haben, die das Vorhaben, die Wohnorte Schuchardts zu dokumentieren, teilweise verunmöglicht haben.

Gotha

Eine besondere Bedeutung hatte für Schuchardt sein Elternhaus in Gotha (Abb. 17) an der Adresse Siebleber Str. 33. Dort verbrachte er nicht nur seine Kindheit und Jugend, sondern auch viel Zeit in den Leipziger und Hallenser Jahren, und auch von Graz aus reiste er immer wieder, auch für längere Wochen zu seiner Mutter nach Gotha. Diesem Platz blieb er bis zum Tod seiner Mutter auch emotional stark verbunden. (Zur Herkunft der Abbildung.)

Jena und Bonn

Für die Jenenser Zeit ist aus den Semesterverzeichnissen der Universität lediglich die Anschrift Priese sen. (von SS 1859 bis SS 1860) in Erfahrung zu bringen. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um eine Untermietunterkunft gehandelt hat. Näheres war nicht in Erfahrung zu bringen. In den Semesterverzeichnissen der Universität finden sich für Schuchardt während seiner Bonner Zeit zwei Adressen, nämlich 167 Markt (SS 1861 und WS 1861/62), sowie 7D Endenicherstraße (SS 1862) hervor. In beiden Fällen sind die Straßennamen, nicht aber die Hausnummern feststellbar, bzw. die alte Bausubstanz zerstört.

Rom

Schuchardt hielt sich von Januar 1868 bis April 1869 in Rom auf, bzw. zwischendurch in Ariccia in der Nähe von Rom. Die in verschiedenen Briefen belegte Wohnadresse in Rom war Via della Pescaria / N. 39, lett. F. Diese Adresse existiert heute nicht mehr. Die Straße lag im alten Ghetto, das erst 1870, also nur 1 Jahr nach Schuchardts Abreise aufgelöst wurde. Damit verbunden war eine stadtarchitektonische Neukonzeption eines Großteils des Viertels. Die Via della Pescaria entspricht dem jetzigen Verlauf des Portico d'Ottavia. Die heutige Nr. 39 ist ein im Zuge der Restrukturierung entstandener Bau der Jahrhundertwende. Die Lebensumstände, unter denen Schuchardt seinerzeit im Ghetto gewohnt hat, sind in einigen Bildern des Malers Ettore Roesler-Franz wohl sehr wirklichkeitsnah nachvollziehbar. Auch die Adresse in Ariccia ist heute nicht mehr genau einzugrenzen. Zwar gibt es die Via del Corso, doch ist die Zusatzangabe bei Sign. Vincenzo Fortini, calzolajo kein ausreichender Hinweis zur Lokalisierung.

Leipzig

In Leipzig wohnte Schuchardt in dem mittlerweile eingemeindeten früheren Vorort Gohlis, in der Lange Straße 28. Bildmaterial dazu liegt uns nicht vor.

Halle/Saale

Von Ostern 1873 bis Michaelis 1876 lehrte Schuchardt als ordentlicher Professor an der preussischen Universität in Halle a.d. Saale. Laut historischem Vorlesungsverzeichnis wohnte er dort im Sommersemester 1873 an der Adresse Harz 9, im Wintersemester 1873-74 in der Louisenstraße 12 und schließlich ab dem Wintersemester 1874 in der Großen Steinstraße 33 (das Personalstandsverzeichnis der Universität gibt dafür zwar die Hausnummer 30 an, doch nach Auskunft des Stadtarchivs wohnte Schuchardt mit Sicherheit an der Nr. 33). Das heute an dieser Adresse stehende Haus wurde 1874 gebaut, es wurde also in dem Jahr, in dem Schuchardt dort Wohnung bezog, fertiggestellt (Abb. 18).

Sara (Baskenland)

Im Jahre 1887 verbrachte Schuchardt mehrere Monate zu Studienzwecken im Baskenland (sehr gut dokumentiert im Briefwechsel mit Wentworth Webster und in den Briefen dieser Zeit an seine Mutter Malvine). Der Ort Sara im Hegoalde (der Nordseite des Baskenlandes) liegt in der Baskenprovinz Lapurdi (frz. Labourd) und ist in der Geschichte der Baskologie mit einigen klingenden Namen von Dichtern und Forschern verbunden (Pierre d’Axular, Joannes Etcheberri und nicht zuletzt L.L. Bonaparte). Schuchardt lebte in der Hauptstraße des Ortes, wie er selbst in seiner Handschrift späterer Jahre auf der Rückseite der zeitgenössichen Ansichtskarte aus dem Nachlass (Abb. 20) schreibt: ‘rechts über den Platanen wohnte ich’. Er war beim ehemaligen Bürgermeister M. Goyetche untergebracht, der mit seiner Familie fast die gesamte Zeit über auswärts weilte. Wie wenig sich dieser Teil des Ortes geändert hat, zeigt die Gegenüberstellung der Photos (Abb. 19, Abb. 20, und Abb. 21).

Graz

Die erste nachgewiesene Wohnadresse Schuchardts lag in der Stadt (Abb. 22), nämlich Normalschulgasse 1 (heute Einspinnergasse). Die meiste Zeit, in der Schuchardt in Graz als Professor aktiv war, lagen die universitären Einrichungen noch verstreut in der Innenstadt, vor allem in der Umgebung der alten Jesuitenschule. Das heutige Hauptgebäude wurde schließlich erst 1897 bezogen.

Danach zog Schuchardt in die Elisabethstraße, und zwar zuerst an die Nr. 4 (Abb. 23). Dort störte ihn, wie er selbst gelegentlich anmerkte, das laute Pferdegetrappel: Die Rückseite des Hauses geht in den Hof eines großen Kasernengebäudes, wo offenbar wenig Ruhe geherrscht hat.

Die nächste nachgewiesene Adresse ist fast nebenan, nämlich das Eckhaus Elisabethstraße / Brandhofgasse, mit dem Eingang in letzterer an der Nr. 11 (Abb. 24). Die dritte Adresse in der Elisabethstraße, Schuchardt war wohl kaum Mietnomade, war an der Nr. 34. Das ist insofern etwas verwirrend, als nach alten Stadtplänen die Nr. 34 heute dem südöstlichen Eckgebäude zur Merangasse entspricht, das heute die Nr. 38 trägt (Abb. 25).

Schuchardt bezog schließlich 1907 die in der Johann Fux Gasse 30 (Architekt Georg Hönel) selbst errichtete Villa Malwine, benannt nach seiner verstorbenen Mutter, zu der er zeitlebens ein sehr enges emotionales Verhältnis hatte. Das Haus war für die Zeit und die Umgebung in verschiedener Hinsicht bemerkenswert (so z.B. wegen des ungewöhnlichen Flachdaches) und ist in einschlägigen Architekturwerken erwähnt und abgebildet (z.B. Senarclens de Grancy (2001: 289). Schuchardt ließ von der Villa eine Postkarte anfertigen (Abb. 26), die er auch verschiedentlich im Postverkehr verwendet hat (der Photograph ist unbekannt). Auf diesem Bild steht er - wegen der Größe kaum erkennbar - auf dem Dach des Hauses. Ein Exemplar trägt handschriftlich die Jahresangabe 1912; ob es sich dabei um das Entstehungsjahr des Bildes handelt, ist nicht sicher. . Eine wenige Jahre später gemachte Aufnahme der Villa hat er an Simonyi geschickt (Abb. 27).Im Vergleich zum heutigen Zustand sieht man, dass mittlerweile einige stilbrechende Veränderung vorgenommen wurden. Ein weiteres gartenseitiges Bild der Villa Malwine (Abb. 28) ist wohl selbst professionell angefertigt und zeigt auch wiederum den Hausherren auf einem Gartenweg stehend. Davon existieren wiederum einige Abzüge. Auch hier ist der Fotograf unbekannt.

Abbildung 17: Schuchardts Elternhaus: Gotha, Siebleber
                                            Straße 33.

Abbildung 17: Schuchardts Elternhaus: Gotha, Siebleber Straße 33.

Abbildung 18: Halle, Schuchardts Wohnhaus in Große
                                            Steinstraße 33.

Abbildung 18: Halle, Schuchardts Wohnhaus in Große Steinstraße 33.

Abbildung 19: Wohnhaus Schuchardts bei M. Goyetche in
                                            Sara / Lapurdi, Baskenland.

Abbildung 19: Wohnhaus Schuchardts bei M. Goyetche in Sara / Lapurdi, Baskenland.

Abbildung 20: Die Dorfstraße in Sara/Sare,
                                            Lapurdi/Labour. Auf der Rückseite dieser Karte vermerkt
                                            Schuchardt in später Handschrift: „rechts über den
                                            Platanen wohnte ich“.

Abbildung 20: Die Dorfstraße in Sara/Sare, Lapurdi/Labour. Auf der Rückseite dieser Karte vermerkt Schuchardt in später Handschrift: „rechts über den Platanen wohnte ich“.

Abbildung 21: Heutige Ansicht. Schuchardt wohnte im
                                            oberen Stock des ersten Hauses rechts mit roten
                                            Fensterläden. Das letzte Haus in der Reihe war jenes von
                                            seinem Lehrer Auguste Etcheverry.

Abbildung 21: Heutige Ansicht. Schuchardt wohnte im oberen Stock des ersten Hauses rechts mit roten Fensterläden. Das letzte Haus in der Reihe war jenes von seinem Lehrer Auguste Etcheverry.

Abbildung 22: Erste Wohnaddresse Schuchardts in Graz:
                                            Normalschulgasse 1 (heute Einspinnergasse 1).

Abbildung 22: Erste Wohnaddresse Schuchardts in Graz: Normalschulgasse 1 (heute Einspinnergasse 1).

Abbildung 23: Schuchardts zweite Wohnadresse
                                            Schuchardts in Graz: Elisabethstraße 4, die Rückseite
                                            geht in den Hof des alten Garnisonsgebäudes.

Abbildung 23: Schuchardts zweite Wohnadresse Schuchardts in Graz: Elisabethstraße 4, die Rückseite geht in den Hof des alten Garnisonsgebäudes.

Abbildung 24: Schuchardts dritte Wohnadresse in Graz:
                                            Brandhofgasse 11, Eckhaus zur Elisabethstraße.

Abbildung 24: Schuchardts dritte Wohnadresse in Graz: Brandhofgasse 11, Eckhaus zur Elisabethstraße.

Abbildung 25: Schuchardts vierte Wohnadresse in Graz:
                                            Elisabethstraße 34 (heute 38), das Eckhaus zur
                                            Merangasse.

Abbildung 25: Schuchardts vierte Wohnadresse in Graz: Elisabethstraße 34 (heute 38), das Eckhaus zur Merangasse.

Abbildung 26: Schuchardts Villa Malwine, in Graz,
                                            Johann Fux Gasse 30, straßenseitig; der Hausherr auf dem
                                            Dach stehend.

Abbildung 26: Schuchardts Villa Malwine, in Graz, Johann Fux Gasse 30, straßenseitig; der Hausherr auf dem Dach stehend.

Abbildung 27: Villa Malwine, ein paar Jahre
                                            später.

Abbildung 27: Villa Malwine, ein paar Jahre später.

Abbildung 28: Schuchardts Villa Malwine, gartenseitig,
                                            der Hausherr im Garten.

Abbildung 28: Schuchardts Villa Malwine, gartenseitig, der Hausherr im Garten.