Hugo Schuchardt: Einleitung

Hugo Schuchardt war die wahrscheinlich interessanteste und nachhaltigste Figur der Geschichte der Sprachwissenschaft in Österreich. Er lehrte an der Universität Graz von 1876 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1900 und blieb seinem Wohn- und Arbeitsort Graz bis zu seinem Tode 1927 verbunden. Auch sein Vermögen hinterließ er als Malvinenstiftung der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität, die diese, in die auch seine Villa Malwine eingebracht ist, bis heute verwaltet.

Das Hugo Schuchardt Archiv (HSA) stellt sich durch die möglichst vollständige Nutzung bislang vernachlässigter Materialien ein nicht nur im engeren Sinne fachgeschichtliches Ziel, es versucht vielmehr neue wissenschaftshistorische Perspektiven zu eröffnen. Wissenschaftsgeschichte ist immer auch eine Geschichte von Wissen und damit eine Geschichte von Erkenntnis. Sie versucht Prozesse der Genese von Erkenntnis und Wissen, sowie deren Tradierung und deren historische Nachhaltigkeit gesellschaftlich zu kontextualisieren und zu verstehen. Genese und Tradierung sind eng ineinander verwoben. Der Diskurs, der hier nachvollziehbar gemacht wird, entspinnt sich im Umfeld jener Entwicklung, die unter dem Begriff Industrialisierung der Kultur in der zweiten Hälfte des neunzehnten bis in die ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts verschlagwortet wurde. Er begleitet nicht nur, vielmehr er begründet die Institutionalisierung der geisteswissenschaftlichen Fächer in universitären Strukturen unter anderem durch seine eigene Professionalisierung. Dieser Prozess wurde durch zwei Faktoren ermöglicht, die Entstehung und Ausbreitung eines der frühindustriellen Gesellschaft und den Produktionsweisen adäquaten Postsystems nach 1840 und durch revolutionär sich verändernde Herstellungs-, Organisations- und Vertriebsmöglichkeiten von Druckwerken. Dieser Hintergrund ist das Fundament für eine Reihe von Veröffentlichungen, die begleitend zur Erarbeitung des HSA entstanden sind. Das elektronische Archiv selbst versteht sich als Sammlung und Instrument.

Das HSA umfasst im Wesentlichen drei große Bereiche:

  • Die elektronische Veröffentlichung von Schuchardts Gesamtwerk mit der dazugehörigen Sekundärliteratur und anderen relevanten biographischen und bibliographischen Materialien;
  • Die Briefdatenbank, die die wissenschaftlich und forschungshistorisch relevanten Korrespondenzen aufarbeitet und mit Metadaten versehen elektronisch präsentiert;
  • Instrumente und Materialien zur Kontextualisierung und Wirkungsgeschichte Schuchardts.

Die Bearbeitung und elektronische Erfassung des handschriftlichen Nachlasses steht derzeit noch hintan. Die zunehmende digitale Erfassung von Bibliotheken und Handschriften wird es aber sicher in absehbarer Zeit gestatten, den handschriftlichen Manuskriptnachlass on-line zu konsultieren.

Der Aufbau des HSA geschieht auf Initiative des Instituts für Sprachwissenschaft. Die technische Seite der neuen Webversion wird vom Zentrum für Informationsmodellierung der Geisteswissenschaftlichen Fakultät realisiert.

Die angestrebten Ziele sind:

  • Zugänglichkeit des Werks
    Hugo Schuchardts Schriften, zu einem Gutteil von überraschender Aktualität. Sie werden hier in leicht zugänglicher Form und unterschiedlichen Formaten angeboten. Was die Publikationen angeht, erlaubt es eine elektronische Webedition, mit relativ geringem Mehraufwand das Gesamtwerk Schuchardts zu liefern. Man erspart sich dadurch die Qual der Auswahl einer Druckedition.

    Neben den (manchmal kurzen) großen Schriften sind es oft eben gerade die Miszellen, die Rezensionen, die Anzeigen, die pequenezas, die auch für die Nachwelt interessante Gedankengänge enthalten. Es gibt in Schuchardts Werk einige immer wieder zusammenlaufende, aber auch beeindruckend ausdifferenzierte rote Fäden, die sich um alte Humboldtsche Forschungsschwerpunkte ranken, nämlich Sprachkontakt und Sprachmischung. Diese sind bei Schuchardt aber theoretisch, historisch und methodisch über Jahrzehnte hinweg ausdifferenziert, und empirisch in erstaunlicher Breite und Kompetenz bearbeitet worden. Nur das Gesamtwerk bietet den notwendigen Überblick zu Kreolistik, Sprachverwandtschaft und Sprachwandel, Etymologien und Kulturforschung, Sprache und Ideologie, Sprachbeschreibung, Baskologie, Keltologie, Kaukasiologie und zu 2000 Jahren romanischer Kontinuität. Er verfolgt diese Fäden zum Teil durch das ganze Leben, zumindest über Jahrzehnte. Schuchardt wusste es, die Peripherie ins Zentrum zu rücken: Während er noch durch seine Arbeiten zum Beispiel zum Churwälschen oder zum Balkanromanischen genuin beigetragen hat, das klassische Feld der Romanistik abzustecken und zu definieren, transzendiert er durch seine kreolischen Studien dieses bereits in einer Form, mit der sich die universitäre Romanistik bis heute schwer tut. Aber viele kleine Publikationen entstehen aus unmittelbaren Anlässen, politischen wie kulturellen, fachlichen wie allgemeinen (vgl. über Hundekot in Graz). Schuchardt hat viele der kleinen Veröffentlichungen mit Sicherheit in einem Zug durchgeschrieben und häufig wußte er bereits, bevor das erste Wort auf dem Papier stand, wo die Schrift veröffentlicht werden sollte. Der auslösende Faktor war oft die Lektüre, die Rezension somit eine Mischung von Darstellung fremder Arbeit mit eigenen Gedanken. Man vergegenwärtige sich etwa die Besprechung von Delbrücks Vergleichender Syntax (1893, Nr. 276) oder von Saussures Cours (1917, Nr. 701) - selten gelesene Texte, die doch einiges an forschungshistorischem Interesse bergen. Der unläugbare Vorteil einer elektronischen Gesamtedition ist also die Zugänglichkeit, aber auch der Überblick über die Kontinuität der Entstehungsgeschichte.

  • Korrespondenzen
    Ein wichtiger Teil von Schuchardts wissenschaftlichen Aktivität bestand zeitlebens im Aufrechterhalten von Kontakten. Schuchardt nutzte dieses Medium Post, das sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in strukturell neuer Form etabliert hatte, äußerst produktiv. Diese Schriftstücke sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil einer sich etablierenden wissenschaftlichen Diskussion, sondern sie sind auch Zeugnis dafür, wie es Schuchardt gelang, mittels epistolarischer Kontakte Beziehungen herzustellen, die ihm ein unermessliches Repertoire an z.B. Sprachmaterial zu Kreolsprachen verschafften.

    In seinem Nachlaß sind mehr als 13.000 Korrespondenzstücke erhalten, und das sind lediglich jene, die Schuchardt erhalten hat. Einer groben Schätzung zufolge sollte diese Zahl um mindestens ein Viertel erhöht werden, um einen realistischen Umfang abzustecken. Die relevanten Korrespondenzen werden möglichst vollständig aufgearbeitet. Derzeit sind ca. 8.000 edierte, befußnotete und beschlagwortete Schriftstücke. Ziel wird es sein, Schuchardts Rolle in der Entstehung, Professionalisierung und Institutionalisierung sprachwissenschaftlichen Denkens und der philologischen Fächer zu verorten, dadurch seine herausragende Partizipation am Netzwerk darzustellen und das epistolarische Netzwerk und somit Schuchardts Rolle selbst als eine konstitutive Säule der frühen Philologie zu etablieren. Seine eigenen Gegenbriefe sind überall da eingearbeitet, wo wir ihrer habhaft werden konnten. Erfreulicherweise hat sich die Zahl der uns zur Verfügung stehenden Gegenbriefe, also jener, die Schuchardt selbst geschrieben hat, in den letzten Jahren aufgrund verbesserte Recherchemöglichkeiten in Archiven enorm vergrößert. Die Briefdatenbank steht mit Sicherheit im Zentrum der Arbeit am HSA (vgl. Korrespondenz). Die Perspektiven, die eine Briefdatenbank liefert, sind vielfältig. Gerade die unterschiedlichen Recherchetools bieten Möglichkeiten der Vernetzung nicht nur von Personen, sondern von Argumenten, zeitlichen Abläufen, räumlichen Entwicklungen u. dgl.

  • Nicht-epistolarischer Nachlaß
    Der nicht-epistolarische Nachlaß ist ebenfalls sehr umfangreich und spiegelt natürlich die volle Komplexität von Schuchardts Veröffentlichungen und Korrespondenz. Wolf (1993) gibt unter “Werkmanuskripte” (insbesondere S. 565-612) ein geordnetes Verzeichnis der vorhandenen Materialien. Da vorerst der Briefnachlaß im Vordergrund der Aufarbeitung gestanden hat, hat eine systematische Bearbeitung dieses Teils bislang nur punktuell stattgefunden.

    Generell kann man sagen, dass im Manuskriptnachlass der Materialaspekt von hervorragender Bedeutung ist. Schuchardt war unter anderem ein Sammler. Er wusste sich die brieflichen Kontakte nutzbar zu machen, u.a. um Aufzeichnungen, insbesondere zu Kreolsprachen, zu erhalten. In dieser Hinsicht bietet der Nachlass ein bislang nicht gehobenes Reservoir an Material. Unveröffentlichte aber zur Veröffentlichung ausgearbeitete Manuskripte im Nachlass sind rar, man findet eher Arbeitsnotizen und einige wenige konkretere Brouillons. Wenn Schuchardt begann, zu einem Thema Schriftliches zu verfassen, so wusste er in der Regel schon zu Beginn, welches ein geeigneter Platz für eine Veröffentlichung wäre. Hier bleibt für die Zukunft noch ausreichend Arbeit. Nur punktuell wurde bislang der Manuskriptbestand systematisch bearbeitet (etwa von Imnaischwili zum Georgischen, doch vorwiegend für ein georgisches Publikum). In welcher Form letztlich der Manuskriptbestand zur Verfügung gestellt werden kann, ist im Moment noch nicht absehbar. Wünschenswert ist natürlich eine Bearbeitung, die eine Vernetzung mit den Korrespondenzen und mit den Veröffentlichungen herstellt. Internationale Kooperation wird in diesem Bereich unabdingbar sein.

  • Übersetzungen und fremdsprachige Texte
    Schuchardt hat den Großteil seiner Schriften in seiner Muttersprache veröffentlicht. Dass die heutige linguistic comunity nicht mehr in der Lage ist, diese im Original zu lesen, gehört nicht zu den wirklichen Fortschritten des Faches. Dennoch war es Schuchardt auch ein Anliegen, den Gebrauch anderer Sprachen je nach Anlaß unter Beweis zu stellen. Neben dem Deutschen sind seine Schriften im Original in immerhin 10 unterschiedlichen Sprachen abgefaßt und veröffentlicht (vgl. Fremdsprachliche Primärwerke in Schriften). Gerade in den letzten Jahrzehnten erschienen aber einige Schriften in Übersetzung, insbesondere auf Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Baskisch und Georgisch, und es erscheinen weiterhin mit einer gewissen Regelmäßigkeit Übersetzungen von Werken Schuchardts. Alle Übersetzungen (vgl. Übersetzungen in Schriften, derer wir habhaft werden konnten und für die wir die Erlaubnis zur Webveröffentlichung erhalten haben, sind hier aufgenommen. Das erweitert eine mögliche aktuelle Rezeption beträchtlich, wie die Präsenz Schuchardts zum Beispiel in der englischsprachigen Kreolistik zeigt.
  • Sekundärliteratur zu Schuchardt
    Das Hugo Schuchardt Archiv bietet auch Sekundärliteratur zu Schuchardt, insbesondere die Würdigungen und Nachrufe auf den Meister; Quelle der meisten Lebensbeschreibungen ist der am ausführlichsten recherchierte Nekrolog von Elise Richter, der allerdings eine wissenschaftliche Auseinandersetzung oder auch nur Darstellung missen läßt.

    Das Bild Schuchardts ist zumeist von unzähligen Anekdoten und einigen seiner bekanntesten Publikationen geprägt. An der eigenen Mythenbildung hat Schuchardt auch selbst mitgearbeitet. Über sein Leben, seine Person und Persönlichkeit bekommt man erst nach langer Beschäftigung ein einigermaßen homogenes Bild. Es setzt sich aus einer Vielzahl von Facetten zusammen, sein Umriß nimmt in einzelnen Aspekten festere Konturen an, jedenfalls bildet es mit seiner wissenschaftlichen Produktion ein untrennbares Ganzes. Eine Sekundärbibliographie zu Schuchardt möchte als Arbeitsbehelf dienen. Die Brauchbarkeit von Bibliographien dieser Art speist sich zu einem Gutteil aus den Beiträgen und der Mitarbeit von Benutzern und Interessenten. So wird auch diese Bibliographie im Laufe der Jahre weiter wachsen und sich hoffentlich zu einem brauchbaren Instrument entwickeln.

  • Schuchardts Arbeitsbibliothek
    Zum Verständnis der Genese eines wissenschaftliches Oeuvres sind die Voraussetzungen, unter denen es entstanden ist, von besonderer Bedeutung. Dazu gehört im gegenständlichen Fall sehr zentral die Privatbibliothek Schuchardts, die zum Zeitpunkt seines Todes über 20.000 Titel umfasst haben soll.

    Sie war für seine eigenen Arbeitsvorhaben wohl sicher besser ausgestattet als die öffentlichen Bibliotheken in Graz. Der Privatbestand, der nach seinem Tod in die Universitätsbibliothek Graz übernommen wurde, hat diese in einschlägigen Belangen wesentlich bereichert. Einzelne Manuskripte aus Schuchardts Sammlung (so die ältesten Handschriften zum Georgischen) zählen heute zu den wertvollen Beständen der Universitätsbibliothek. Eine erste, doch recht unvollständige Katalogisierung findet sich in Weiss (1986), im Rahmen des laufenden Projekts wird der Bestand für das HSA umfassend neu und umfangreicher erhoben.

  • Webpublikationen
    Die Rubrik "Literatur" bietet unter Webpublikationen ein Forum für Online-Veröffentlichungen zu Schuchardt bzw. zu Themen, mit denen sich Schuchardt im Laufe seines Lebens wissenschaftlich beschäftigt hat. Wir laden alle Fachkollegen ein, uns auf mögliche Veröffentlichungen hinzuweisen bzw. uns links oder copyright-freie elektronische Kopien neuerer, aber auch älterer Publikationen oder unpublizierte Manuskripte einschlägigen Inhalts zuzusenden, bzw. uns einfach die Erlaubnis zur Veröffentlichung ihrer Arbeiten zu erteilen.
  • Biographisches Material
    Eine umfassende Biographie von Schuchardt liegt nicht vor. Die verschiedenen Ehrungen und Nekrologe geben ein oft recht partielles, sich aber auch stark wiederholendes Bild. Ein einigermaßen brauchbares Bild der Person und Persönlichkeit resultiert aus den Briefen selbst, sowohl den langen autobiographischen, aber insbesondere aus den alltäglichen. Dieser Weg des Biographierens ist allerdings extrem umständlich und langwierig. Schuchardt hat seine Mitbewohner in der Villa Malwine Franz und Katharina Mairhuber gebeten, nach seinem Tod die allzu privatien Briefe zu vernichten. Aufgrund der Überlieferung durch die beiden Genannten gehen wir davon aus, dass diese dem Wunsch nachgekommen sind, wissen nicht in welchem Umfang. Das HSA ediert und kommentiert ebenfalls biographisches Material, allerdings meistenteils zum beruflichen Leben, das bei Schuchardt allerdings in vieler Hinsicht ohnehin schwer vom privaten zu trennen ist.
  • Bilder
    Photographie ist ebenfalls ein Medium, das als Teil der Innovation der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Bedeutung erlangt hat. Zwar hat der Einsatz der Photographie damals ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, dennoch kristallisieren sich bereits vielfältige, auch wissenschaftliche Verwendungsmöglichkeiten heraus. Das Bildmaterial, mit dem wir zu tun haben, ist sehr heterogen, auf jeden Fall zu unterschiedlich, um unter einem einzigen Punkt abgehandelt zu werden. In einem ersten Schritt geht es um Photographie, die biographische Bedeutung hat, nämlich zur Person Schuchardt und zu seinem Lebensraum. Die dafür zur Verfügung stehenden Photographien sind nicht sehr zahlreich. Wir haben versucht alles zusammenzutragen, dessen wir habhaft werden konnten, werden aber selbstverständlich jeden Hinweis auf weiteres Bildmaterial gerne aufgreifen.

    Die Konkretisierung von wissenschaftlichen Inhalten hängt auch mit den involvierten Personen zusammen. Die Medien und die Form des wissenschaftlichen Diskurses sahen eine persönliche Bekanntschaft, wie heute durch Tagungen, Gastvorträge, Gastdozenturen etc. gewährleistet, nicht vor. Es war unter den Wissenschaftlern der Generation Schuchardts gang und gäbe, bei Erreichen einer gewissen Intensität von Austausch in epistolarischen Beziehungen, das Bild voneinander durch die Zusendung eines eigenen Photos zu konkretisieren und zu bereichern. Ordinarien wie Schuchardt ließen von sich in der Regel mehrmals in ihrer Laufbahn ein Foto in Postkartenform anfertigen und gaben dieses auch gerne weiter. Ja, gelegentlich wurde die Übersendung eines Konterfeis des Briefpartners auch erbeten, auch von und über Dritte. In einem weiteren Sinne ist so die Kategorie "Bilder" des Archivs zu verstehen. Sie bietet Fotos von Hugo Schuchardt, bekannte und unbekannte, sowie Fotos aus seinem Leben. Schuchardt muß, wie die Korrespondenzen zeigen, insgesamt mehr Fotos besessen haben, doch sind diese wohl zwischenzeitlich verloren. Es ist zu hoffen, daß aus der Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken und Handschriften- bzw. Nachlaßabteilungen noch Stücke hervorkommen werden, die man hier wird verwenden können.

  • Schriftproben
    Das Hugo Schuchardt Archiv bietet desweiteren unter Autographen, und auch hier haben wir es mit einem unschätzbaren Vorteil digitaler Veröffentlichungen zu tun, Proben von Schuchardts Handschrift. Es geht dabei weniger um die reine Illustration, oder um einen Akt hagiographischer Verehrung, als vielmehr um ein Service für Fachkollegen, die in philologischer oder editorischer Form vielleicht mit Handschriften Schuchardts zu tun haben und Vergleichstexte aus unterschiedlichen Lebensphasen und unterschiedlichen stilistischen Formen benötigen.

Insgesamt ist das Hugo Schuchardt Archiv eine offene Einrichtung, die einerseits feststehende Zwecke erfüllt, so die digitale Wiederveröffentlichung des Gesamtwerks, die aber andererseits als bewegliche und sich verändernde Struktur konzipiert ist, und die in Interaktion mit den Benutzern sich weiterentwickeln möge. Nach 25 Jahren der unterschiedlich intensiven Beschäftigung mit Schuchardtscher Korrespondenz und nach 2 digitalen Vorversionen, ist nun gerade in einer Zeit, in der die Bedeutung von Briefdatenbanken für die Geschichte wissenschaftlicher Erkenntnis sich immer stärker aufdrängt, ist der Zeitpunkt gekommen, das HSA neben seiner Individualität auch als Teil eines großen internationalen Netzwerkes zu sehen sind, in dem Linguistik als Fach entstanden ist, und derartige Vernetzungen herzustellen.

Die Kooperation mit dem Zentrum für Informationsmodellierung (ZIM) der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz ist die Grundlage für die neu konzipierte und neu gestaltete Webpräsenz, die neuen Recherchetools und für die internationalen Vernetzungen, v.a. mit der Berliner Datenbank CorrespSearch .