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Europa in der atlantischen Welt der Neuzeit

1650-1750

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erhöhte sich die Präsenz britischer und französischer kolonialer Unternehmungen in der Karibik und in Nordamerika unter Zurückdrängung niederländischer Interessen. Allerdings wurden die britischen Siedlungen nicht in eine einheitliche bürokratische Struktur eingebunden. Mit dem Aufbau kolonialer Ordnungen durch die Nordwesteuropäer endete die Piraterie in der Karibik noch vor dem Spanischen Erbfolgekrieg. In Hispanoamerika und Brasilien stieg die politische Partizipation der in Amerika geborenen und verwurzelten Eliten deutlich an. (Politik)

In Hispanoamerika setzte nun die demographische Erholung der indigenen Bevölkerung ein und die Zahl der gemischtethnischen Bevölkerungsgruppen wuchs überproportional. Dies führte zwar nicht zu grundlegenden gesellschaftlichen Verschiebungen, allerdings erhöhte sich die Durchlässigkeit der ethnisch konnotierten ständischen Ordnung. Sowohl im Süden als auch im Norden Amerikas kam Großkaufleuten eine führende gesellschaftliche Stellung zu. Während im Süden die europäische Einwanderung rückläufig war, begann die Zwangsmigration afrikanischer Sklaven hier spürbar anzusteigen und übertraf nach dem Spanischen Erbfolgekrieg alle früheren Dimensionen. Im Norden Amerikas stieg die Zahl afrikanischer und europäischer Einwanderer. (Gesellschaft)

Mit der demographischen Stabilisierung ging die ökonomische einher. Allerdings richtete sich das Wachstum nun sowohl auf den Transatlantikhandel als auch auf die Binnenmärkte und nach Asien aus und führte zur Erschließung des amerikanischen Binnenlandes und der karibischen Inseln. Gold und Diamantenminen, Zucker-, Kakao-, Indigo- und Baumwollplantagen belieferten europäische Märkte in steigendem Umfang. Auch die Silberproduktion erholte sich. Die wachsenden Binnenmärkte wurden durch die Ausweitung der Viehzucht, des Weizen- und des Weinanbaus sowie der Textilproduktion beliefert. Unterstützt wurden die Produktionssteigerungen durch die Etablierung konkurriender auf Europa ausgerichteter monopolistischer Handelssysteme und die Zunahme des inneramerikanischen Handels. (Wirtschaft)

Mit der sich ausweitenden Partizipation Nordwest- und Mitteleuropas sowie Frankreichs an der Gestaltung der amerikanischen Realitäten, erhöhte sich auch das Interesse an den fernen amerikanischen Ländern in diesen Gebieten Europas. Amerika wurde einmal mehr zur Projektionsfläche utopischen Gedankengutes in Europa. Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg unternahmen die Jesuiten in den Grenzgebieten der europäischen Siedlungen Nord- und Südamerikas verstärkte Missionsanstrengungen. In Iberoamerika war ihr Orden auch Träger der wichtigsten städtischen Bildungseinrichtungen. In Angloamerika wurden nun die ersten höheren Bildungseinrichtungen gegründet. (Wissen)

RP


  1. The Dutch in the Atlantic Slave Trade 1600-1815
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  2. Discussing Seventeenth-Century West African Trade. The relative Importance of Slaves and Commodities in the Atlantic Trade of Seventeenth-Century Africa
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  3. Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, S. 126-130
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  4. Das spanische Handelsmonopol und seine inneren Widersprüche, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 692-719
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  5. Iberoamerika im frühneuzeitlichen Denken Europas, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 807-822
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  6. Mechanisierung und Maschinisierung 1600 bis 1840, S. 61-92
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  7. Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei, S. 34-98
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  8. Brasilien, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 789-806
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  9. Die USA vor 1900, S. 18-36
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  10. Hispanoamerika, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 751-788
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  11. Die karibischen Gebiete 1600-1760, in: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, Bd. 1, S. 720-748
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  12. Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, S. 112-115
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