Lernportal

Europa in der atlantischen Welt der Neuzeit

Wissen, Kommunikation (1450-1550)

Bereits bei der zweiten Kolumbusexpedition von 1493 waren nicht nur Siedler und Abenteurer an Bord, sondern auch Kleriker. Diese Geistlichen wandten sich aber zunächst nur an die auswandernden Spanier. Erst nach dem Übergang zur Siedlungskolonisation erfolgte die Entsendung von Missionaren, um die indigene Bevölkerung zu christianisieren und an europäische Kultur und Lebensgewohnheiten anzupassen.

Mit dem Ausgreifen der europäischen Söldner auf das amerikanische Festland erhielt die Mission eine größere und vor allem eine stärkere politische Bedeutung, denn nun mussten die religiösen Heiler und Priester, die die indigenen Staatswesen maßgeblich geprägt hatten, nicht nur entmachtet, sondern durch europäische Priester ersetzt werden, die eine neue Religion verkündeten und ein anderes Weltbild vertraten. Die Mission und die kirchlichen Angelegenheiten, die die europäischen Einwanderer betrafen, wurden von höchster Stelle, von der kastilischen Krone aus kontrolliert. Alle päpstlichen Entscheide, die Hispanoamerika betrafen und alle Eingaben an die römische Kurie von Seiten des in Hispanoamerika lebenden Klerus bedurften der Genehmigung durch die kastilische Krone. Damit konnte die Krone ihr Kirchenpatronat in Amerika in einem Umfang durchsetzten, wie dies im katholischen Europa nicht möglich gewesen wäre.

Die frühe Mission der indigenen Bevölkerung wurde durch zwei gegensätzliche Konzepte gekennzeichnet, das der Integration und Vermischung mit der weißen Bevölkerung (Franziskaner) und das der Segregation und Trennung von europäischer und altamerikanischer Bevölkerung (Dominikaner). Hintergrund des mit Nachdruck ausgetragenen Disputes über die Formen des Zusammenlebens von Europäern und Altamerikanern war die Frage, wie man die einheimische Bevölkerung angesichts von deren hoher Sterblichkeit vor Übergriffen von Europäern am besten schützen könne. Bereits im Advent 1511 hatte der Dominikanermönch Antonio de Montesinos die Missstände auf Hispaniola angeprangert und erreicht, dass die kastilische Krone 1512 die Schutzgesetze von Burgos erließ. Allerdings ging die Sterblichkeit der indigenen Bevölkerung nicht zurück, so dass ein weiterer Dominikaner, Bartolomé de las Casas, schließlich bewirkte, dass Karl V. 1542 mit den „Neuen Gesetzen“ (Leyes Nuevas) das System der Encomienda beendete.

Nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa kam es in Folge der Erkundung und Eroberung Altamerikas zu einer grundlegenden Veränderung des überkommenen Weltbildes und zu umfangreichen theologischen und politischen Disputen über die Rechtmäßigkeit der Eroberung und damit zur Grundlegung des Völkerrechts durch die Dominikaner der Schule von Salamanca.

RP