Lernportal

Europa in der atlantischen Welt der Neuzeit

Auswahl

Wirtschaft, Technik (1650-1750)

Mit dem schrittweisen Rückgang der militärischen Auseinandersetzungen nach dem Ende des 30-jährigen Krieges verbesserte sich die ökonomische Lage in Europa. Allerdings übertraf die Erholung des nordwesteuropäischen Wirtschaftsraumes die im Mittelmeerraum zu beobachtende Konsolidierung, wodurch sich die wirtschaftlichen Zentren Europas von den Hafen- und Handelsstädten Italiens und der Iberischen Welt zu den neuen Metropolen Amsterdam und London verlagerten. Frankreich und Kontinentaleuropa profitierten von dieser Entwicklung ebenfalls. Nach dem Ende der Kriegshandlungen setzte im Reich eine aktive Peuplierungspolitik ein, die auch nach dem Spanischen Erbfolgekrieg beibehalten und verstärkt wurde.

In der Landwirtschaft mehrten sich vor allem im 18. Jahrhundert die Bemühungen eine höhere Produktivität zu erzielen, indem u.a. neue Feldfrüchte (Kartoffeln), Gründüngung und Stallhaltung propagiert wurden (Physiokratie). Im Bergbau kam es durch den Einsatz von Schießpulver beim Bau von Stollen und Entwässerungskanälen ebenfalls zu markanten quantitativen Steigerungen, die es in der Folge ermöglichten, zuvor nahezu stillgelegte Bergwerke wieder zu nutzen. (Landwirtschaft und Bergbau, Technik)

Ende des 17. Jahrhunderts verstärkten sich im gewerblichen Bereich die Protektionismustendenzen im Zeichen des Merkantilismus und insbesondere des Colbertismus. Das 1686 bzw. 1700 erlassene Verbot, fernöstliche bedruckte Baumwollstoffe nach Frankreich bzw. England einzuführen, sollte es dem nordwesteuropäischen Gewerbe ermöglichen die fremden Technologien zu übernehmen und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. So setzten sich die farbig bedruckten Baumwollstoffe ungeachtet aller Proteste und Protektionsbemühungen englischer und französischer Adeliger und Wolltuchhändler durch und veränderten zusammen mit dem sich verbreitenden Genuss exotischer Getränke wie Tee, Kaffee und Schokolade die materielle Kultur Europas nachhaltig. Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg begann in England mit der Mechanisierung des Webens und Spinnens die Industrialisierung. (Gewerbe, Technik)

Auch im Bereich des Handels und der Finanzen lassen sich nach dem 30-jährigen Krieg wichtige Veränderungen beobachten. Angesichts des wachsenden Einflusses außereuropäischer Produzenten und Märkte auf die europäische Wirtschaft gründeten nun alle sich herausbildenden europäischen Territorialstaaten Handelskompanien nach dem Vorbild der Engländer und Niederländer. Von den Niederlanden aus verbreitete sich die Form der Aktiengesellschaft innerhalb Europas. Gleichzeitig stieg Amsterdam zum wichtigsten europäischen Finanzplatz auf, der über eine gute Anbindung an die amerikanischen Silber- und Goldproduzenten sowie eine stabile Buchgeldwährung verfügte. (Handel, Finanzen)

RP