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Europa in der atlantischen Welt der Neuzeit

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Wirtschaft, Technik (1550-1650)

Die ökonomische Entwicklung dieser Epoche war zuächst von der Hochkonjunktur der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geprägt. Um die Jahrhundertwende trat mit den Pestumzügen eine gewisse Abschwächung ein, die dann in Mitteleuropa in die Krise des 30-Jährigen Krieges mündete. Nun ging der bis ca. 1600 zu beobachtende allgemeine Bevölkerungsanstieg in einen dramatischen Rückgang über. Dieser wurde nicht nur durch den Krieg und die damit verbundenen Epidemien verursacht. Vielmehr hatte bereits das Bevölkerungswachstum des 16. Jahrhunderts zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktivität geführt.

Obwohl in einigen Regionen neue Ackerfrüchte (Mais) eingeführt wurden, bewirtschaftete man, um die Anbaufläche zu erhöhen, zusätzlich weniger fruchtbares Land. Da die Landwirtschaft bis zu 80% aller Menschen beschäftigte und hier mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung erbracht wurden, sank die gesamtwirtschaftliche Prokopfleistung zu Beginn des 17. Jahrhunderts.

Der Silberbergbau Mitteleuropas wurde seit der Mitte des 16. Jahrhunderts von der amerikanischen Konkurrenz verdrängt, so dass einzig die Kupferproduktion in nennenswertem Umfang Bestand hatte. Im 17. Jahrhundert wurden in Schweden neue Kupferlagerstätten erschlossen. Die Eisenproduktion fand zwar in Afrika und Amerika neue Absatzmärkte, blieb aber den überkommenen Technologien und Abbaugebieten weitgehend verhaftet. (Landwirtschaft und Bergbau, Technik)

Die gewerbliche Wirtschaft erlebte ebenfalls in der 2. Hälfte des 16. Jhs. eine Blüte, insbesondere das italienische und das nordwesteuropäische Textilgewerbe expandierten, wobei zusätzlich zur europäischen Binnennachfrage diejenige des atlantischen Raumes, vor allem Amerikas, kam. Dies führte zum Ausbau protoindustrieller Strukturen, d.h. es erfolgte im Rahmen des Verlagswesens eine Ausdehnung der gewerblichen Wirtschaft in den ländlichen Raum. Diese Entwicklung endete nach 1620. (Gewerbe)

Die Erschließung amerikanischer Edelmetallvorkommen und Verbesserungen im Transportwesen ermöglichten es europäischen Händlern, insbesondere seit 1580, afrikanische, nah- und fernöstliche Waren in bislang unbekanntem Ausmaß zu erwerben und die europäischen Konsumgewohnheiten zu diversifizieren. Nun begann die Integration der europäischen Wirtschaften in den afrikanisch-asiatischen Handel. Nach dem Vorbild der oberitalienischen Städte richtete man Handelsmonopole ein. Um 1550 wurde im spanisch-amerikanischen Handel ein Konvoysystem etabliert, dass spanischen Kaufleuten vorbehalten bleiben sollte. 1600 folgten die Engländer und 1602 die Niederländer mit der Gründung Ostindischer Kompanien, deren Mitglieder Monopolrechte für den Ostasienhandel erhielten. Gleichzeitig kam es zur Verbesserung der innereuropäischen Handels-, Finanz- und Kommunikationssysteme, die den 30-jährigen Krieg überdauerten. (Handel, Finanzen)

RP