Aufbruch in die Moderne

Gebrauchsgrafik

Projekt: Steirische Gebrauchsgrafik

Als steirische Gebrauchsgrafiken werden jene Werbungen bezeichnet, die entweder für eine in der Steiermark beheimatete Auftraggeberin bzw. einenin der Steiermark beheimateten Auftraggeber gestaltet und/oder von einer Künstlerin bzw. einem Künstler mit Steiermarkbezug entworfen worden sind. Zeitlich befasst sich das Projekt mit Gebrauchsgrafiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert, wobei der Fokus am Beginn des 20. Jahrhunderts liegt.

Das vorhandene Material, etwa schriftlichen Primärquellen sowie ein Konvolut an Gebrauchsgrafiken aus diversen Grazer Archiven, wie unter anderem jenem des Steiermärkischen Landesarchivs oder des Archivs der Firma Kastner & Öhler liefert eine Vielzahl an Bearbeitungsmöglichkeiten. Auf Basis einer bildwissenschaftlichen und kunsthistorischen Bearbeitung des Materials können neue Ergebnisse zum Beginn des Grafikdesigns sowie dem Beginn der Modernen Kunst in der Steiermark präsentiert werden.

In Vergessenheit geratene Künstlerinnen und Künstler, die am Beginn der Steirischen Moderne stehen, finden Bearbeitung und werden in das internationale Umfeld eingegliedert. Weltoffene und moderneaffine Künstler formieren sich bereits um 1900, um gemeinsam eine neue Kunstauffassung in der Steiermark voranzutreiben. Eine erste Bewegung der Avantgarde ist zu beobachten, nach dem Vorbild der Secessionisten. Als eine wesentliche treibende Kraft in dieser Kunstszene um 1900 tritt der Archäologe Wilhelm Gurlitt in den Vordergrund. Er ist auch maßgeblich daran beteiligt, den Künstler Paul Schad-Rossa von München nach Graz zu holen, um die Kunstszene zu stärken. Paul Schad-Rossa gründet den Grazer Künstlerbund, ist an zahlreichen Ausstellungen beteiligt, führt eine Kunstschule und wird in zeitgenössischen Schriften sogar als Führer der modernen Kunstbewegung in Graz verehrt.

Im Rahmen der Ausstellung Aufbruch in die Moderne? Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz am Universalmuseum Joanneum wurden die Werke dieser frühen modernen Bewegung von 7. November 2014 bis 22. Februar 2015 dem Publikum präsentiert. Die in Vergessenheit geratene, rege avantgardistische Kunstszene um 1900 in der Steiermark kann mit dem Begriff der Grazer Zeitkunst festgehalten werden.

Diese erste avantgardistische Bewegung steht nicht nur am Beginn der Modernen Kunst in der Steiermark, sondern auch am Beginn der Geschichte des Grafikdesigns der jüngst ernannten City of Design, da ihr eine wesentliche Rolle in vorbereitender Funktion für die Konstituierung der Gebrauchsgrafik in der Zwischenkriegszeit zukommt. Weiterführende Informationen können in der 2014 erschienenen Publikation Plakate. Aufbruch in die Moderne nachgelesen werden.