Anton Marty (1847–1914)

Anton Marty stammt aus dem Schweizer Kanton Schwyz, wo er zunächst die Stiftsschule der Benediktinerabtei Einsiedeln absolvierte. Danach folgte ein Theologiestudien am Priesterseminar in Mainz, wo er die Preisschrift Die Lehre des hl. Thomas über die Abstraktion der übersinnlichen Ideen aus den sinnlichen Bildern nebst Darstellung und Kritik der übrigen Erkenntnistheorien verfasste. Von 1868 bis 1870 besucht Marty Franz Brentanos Vorlesungen an der Universität Würzburg. 1869 empfängt er die niederen Weihen und wird im selben Jahr Professor für Philosophie am Lyzeum in Schwyz. Ein Jahr später erhält er die höheren Weihen, legt aber schon 1872 wie Brentano das Priesteramt nieder. Danach geht er nach Göttingen, um 1875 bei Lotze zu promovieren (Kritik der Theorien über den Sprachursprung). Noch im selben Jahr erfolgt seine Berufung nach Czernowitz. In diese Zeit fallen auch gemeinsame Reisen mit Brentano u.a. nach Italien. 1880 wird Marty an die Deutsche Universität Prag berufen, wo er bis zu seinem Lebensende den Lehrstuhl für Philosophie innehat. Durch seine und seiner Schüler (Oskar Kraus, Alfred Kastil, Emil Utitz, Joseph Eisenmeier) Tätigkeit wird Prag über Jahrzehnte zu dem Zentrum der „brentanistischen“ Philosophie. 1894 wird Marty primo loco Wien für die III. philosophische Lehrkanzel an der Universität Wien vorgeschlagen; aber vom Ministerium „wegen seiner Vergangenheit“ abgelehnt. Marty „bietet das eigentümliche Beispiel eines Lebens für die Philosophie, das nur von sehr wenigen äußeren Ereignissen bestimmt wurde, das aber dennoch reich an ethischen und geistigen Spannungen war“ (R. Egidi). Marty war Brentanos engster Freund und der loyalste der unmittelbaren Schüler. Sein Hauptleistung besteht darin, Brentanos Theorien auf dem Gebiet der Sprachphilosophie vertieft zu haben.