Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark

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LA 5

Unecht.

Kaiser Friedrich [I.] bestätigt dem Kloster Lambach die von König Heinrich IV. verliehenen Gerechtigkeiten in Wels und Lambach sowie die genannten Gewässer und vier bezeichnete Waldungen, wie diese einst Bischof Adalbero von Würzburg und dessen Großvater Arnold [I. Graf von Lambach und Wels] und Vater [Graf] Arnold [II.] sowie Bruder Gottfried, Markgraf [der Kärntner Mark], besessen hatten, mit dem Hinweis, daß Bischof Heinrich [II.] von Würzburg hinsichtlich des Zolls im Fürstenrat seine Rechte geltend machte.

1162 Februar 26, Lodi.

Angebl. Or. Lambach StiftsA: U 11 (A).

Kurz, Beytr. 2 (1808) 444 Nr. 8 aus A. — UBLOE 2 (1856) 316 Nr. 215 aus A. — MGH DD 10/4 (1990) 261 Nr. 1048 aus A irrig zu Februar 22.

Reg.: Böhmer, Reg. (1831) 130 Nr. 2454. — Stumpf, KU (1865) 347 Nr. 3930.

Der Text dieser Urkunde ist zunächst weitgehend eine wörtliche Wiederholung des verunechteten Diploms König Heinrichs IV. von 1061 (s. Nr. .. unter A¹). Die anschließenden Bestimmungen betreffend andauernder Geltung der einst von Königen und Päpsten verliehenen Privilegien sowie des Anrechtes des Bischofs von Würzburg auf den Zoll in Lambach sind frei formuliert und bereits Anlaß zu Zweifel an der Echtheit, denn das Kloster hatte damals außer dem vorerwähnten Diplom nur ein übliches Schutzprivileg von Papst Paschalis im Jahre 1109 erhalten (s. UBLOE 4, 553 Nr. 4; Brackmann, GP 1, 210 Nr. 1) erhalten. Zwingend wird der Verdacht mit den genannten Zeugen. Einige von ihnen scheinen zwar in anderen im Zeitraum von Januar bis März 1162 tatsächlich in Lodi ausgestellten echten Diplomen auf, s. MGH DD 1/2 Nr. 347, 348, 350 und 353, hier jedoch mit unzutreffenden Vornamen oder mit falschem Titel. So hieß der Trierer Erzbischof nicht Hermann sondern Hillin, der Bischof von Basel nicht Mezelin sondern Ort­lieb und Diepold von Böhmen wurde stets als dux und nicht als comes bezeichnet. Ungewöhnlich ist auch die Angabe des Ausstellungsortes Lodi mit Lauduni statt dem üblichen Laude, desgleichen die Nennung des Würzburger Bischofs und des Abtes von Lambach in der Datierung. Vollends gegen die Echtheit spricht das Siegel mit seiner leicht ovalen Form und etlichen Abweichungen im Siegelbild gegenüber dem damals in der kaiserlichen Kanzlei gebrauchten Typar 2.

Es muß aber auch festgehalten werden, daß abgesehen vom trotz des Ego kanzlei­gemäßen Protokoll die Mehrzahl der genannten Zeugen und insbesondere der in der Datierung gebotene Hinweis auf die dedicio (Übergabe) der Stadt Mailand, der sich gleichartig auch im echten Diplom Barbarossas für die Bewohner von Crema, das am 7. März 1162 in Lodi ausgestellt wurde (MGH DD 10/2 193 Nr. 353), findet, darauf hindeuten, daß dem Kloster Lambach zum genannten Zeitpunkt wahrscheinlich doch ein Diplom verliehen wurde, über dessen Inhalt aber nur Vermutungen angestellt werden können.

Die Ausfertigung der Urkunde besorgte auffallenderweise ein Schreiber aus dem Würzburg benachbarten Prämonstratenserstift Oberzell, der von 1144 bis 1180 vielseitig, dabei auch für König Konrad III. tätig war. Eine Übersicht über alle 15 von ihm ausgefertigten Urkunden mit allen Daten über Aussteller, Empfänger, Datierung, Lagerort mit Signatur und letzten Druck braucht aber hier nicht gegeben zu werden, da eine solche vom Bearbeiter bereits in der Vorbemerkung zum Diplom König Konrads III. für Oberzell von 1146 November 21 in MGH DD 9 (1969) 287 Nr. 158 vorliegt; es sind dort aber Verbesserungen anzubringen, nämlich: Der Bestand Hochstift Würzburg befindet sich nicht mehr in München HStA, sondern im Staatsarchiv Würzburg, die Urkunde des Bischofs Embricho für die Dom­ku­stodie Würzburg von 1131 ist nur ein angebliches Original. Man vgl. auch Johanek, Bischofsurk. (1969) 150-155, der diesen Schreiber mit der Sigle OZ B auch als Diktator erfaßte und bei der vorliegenden Urkunde OZ B als Begleiter des Kaisers in Italien und damit diese indirekt als echt erachtete, was nicht zutrifft.

Die Fälschung muß in Anbetracht der Datierung und des Wirkens des OZ B sehr wahrscheinlich in den siebziger Jahren des 12. Jahrhunderts im Zuge eines umfangreichen Unternehmens angefertigt worden sein, um neben der Bestätigung des nicht mit Siegelurkunden belegbaren Besitzes auch das Jagd- und Fischereirecht in den genannten Waldungen abzusichern.

+ (C.) ‡ In nomine sanctȩ et individuȩ trinitatis. ‡ Ego Fridericvs divina favente clementia Romanorum imperator et semper augustus. Notum esse volumus omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter rex Heinricus ob interventum dilectissimȩ genitricis suȩ Agnetis imperatricis augustȩ et ob peticionem felicis memoriȩ Adelberonis Wirzeburgensis epi­scopi bannum mercati in loco Wels et theloneum in Lambach et insuper bannum piscationis de superiori casu Trvnȩ et in Agra ab Asinthal usque ad ea loca, ad que prediorum suorum termini pertingunt, et in Asinthal sursum communem utilitatem usque ad portum Vehclaha, in Albna, in Rinthbach et iterum in Rinthbach et in Steinbach, nec non quatuor nemorum, unum ad Etherwalt, aliud etiam in Buchunloch, duo, quȩ vulgo sub appellatione dicuntur superioris et inferioris Hardis, eo iure, quo parentes eius, scilicet avus Arnoldvs et item pater suus Arnoldvs, et frater suus marchio Gotefridus et ad ultimum idem episcopus Adelbero eundem bannum habuerunt, ȩcclesiȩ in Lambach, que in honore sanctȩ Mariȩ et sancti Kiliani sociorumque eius constructa est, cum omni utilitate, quȩ ullo modo inde provenire potest, legitime annuit, potestative confirmavit et perpetuo in proprium dedit atque tradidit ea videlicet ratione, ut nullus in predictis locis aut mercatum destruere aut theloneum impedire aut piscari aut novalia facere aut domos edificare aut venari sine consensu abbatis in Lambach * presumat. Igitur sicut hȩc ex antiquo regum et pontificum concessione hucusque duraverunt, ita nos auctoritate omnipotentis dei et nostra potestate permansura perpetualiter sancimus uná cum theloneo, quoda fidelissimus noster dominus Heinricus episcopus in curia nostra coram principibus iudicario iure obtinuit, queb etiam sigillo nostro numquam violanda confirmamus. Testes: Hermannus Treuerensis archiepiscopus, Regenoldus Coloniensis archiepiscopus, Heinricus Wirzeburgensis epi­scopus, Eberhardus Babenbergensis episcopus, Mezelinus Basiliensis episcopus, Symon dux Louiensis, Cvͦnradus palatinus de Reno, Fridericus dux de Rotenburg, Hermannus marchio de Saxonia, Diepoldus comes de Plovs, Diepoldus comes de Boemia, Adelbero comes, Boppo comes, Craft de Nuwenb(urg), Ekehardvs, Godeboldus de Wirz(eburg).
Dada Lauduni tempore Mediolanensis expedicionis ipso anno dedicionis eiusdem urbis IIIIº kalendas martii, anno dominicȩ incarnationis Mº Cº LXº IIº, indictione Xma regnante domino nostro Iesu Christo, imperante domino Friderico, anno regni ipsius Xmo, presidente Wirzeburgensi ȩcclesiȩ venerabili Heinrico episcopo, sub abbate Lambacensis ȩcclesiȩ Bernhardo. (SI.)


a) d verb. aus a

b) q(u)ȩ von gleicher Hand eingefügt.

Das durchgedrückte Siegel aus rotem Wachs, hochoval, thronender Kaiser im Ornat mit Zepter und Reichsapfel, + FREDERIC(VS) . DEI . GRA . ROMANOR(VM) . IMPE­RATOR; Nachschnitt des Typars 2.

Metadaten

Aussteller Kaiser Friedrich I.
EmpfängerLambach
RegestKaiser Friedrich I. bestätigt dem Kloster Lambach die von König Heinrich IV. verliehenen Gerechtigkeiten
Datum (ISO 8601)1162-02-26
OrtLodi
SpracheLatein
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MetadatenTEI anzeigen TEI
LizenzCreative Commons BY-NC-SA
Permalink/Handlehttps://gams.uni-graz.at/o:stub.49, hdl.handle.net/11471/505.10.110
ZitiervorschlagUrkundenbuch des Herzogtums Steiermark I,1, bearb. v. Friedrich Hausmann, LA 5, digitale Fassung: hdl.handle.net/11471/505.10.110, Graz: Historische Landeskommission für Steiermark, 2007 (28.03.2024)