Briefe 1900

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.2600M. Theodor EdelmannAlexander Rollett1900 I 2München
L.2601Moritz HollAlexander Rollett1900 I 5Wien
L.2602Rudolf MetznerAlexander Rollett1900 I 18Basel
L.2603Alfons von RosthornAlexander Rollett1900 I 18Heidelberg
L.2604Emil RollettAlexander Rollett1900 I 30Baden
L.2605W[illia]m StirlingAlexander Rollett1900 II 6Manchester
L.2606Ewald HeringAlexander Rollett1900 II 7Leipzig
L.2607Paul Julius MöbiusAlexander Rollett1900 II 8Leipzig
L.2608Rudolf MetznerAlexander Rollett1900 II 9Basel
L.2609Paul von GrütznerAlexander Rollett1900 II 11Tübingen
L.2610M. Theodor EdelmannAlexander Rollett1900 II 23München
L.2611Sigmund FuchsAlexander Rollett1900 III 5[?]
L.2612 Keiser & SchmidtAlexander Rollett1900 III 5Berlin
L.2613[Paul] SchultzAlexander Rollett1900 III 8Berlin
L.2614M. Theodor EdelmannAlexander Rollett1900 III 8München
L.2615[Eduard] AlbertAlexander Rollett1900 III 8Wien
L.2616Sigmund ExnerAlexander Rollett1900 III 9Wien
L.2617[Paul] SchultzAlexander Rollett1900 III 10Berlin
L.2618Viktor FosselAlexander Rollett1900 III 12[Graz]
L.2619[Anton] BleichsteinerAlexander Rollett1900 III 13Graz
L.2620[NN] KreutznerAlexander Rollett1900 III 15Graz
L.2621Emil RollettAlexander Rollett1900 III 21Baden
L.2622Gustav PommerAlexander Rollett1900 III 22[Innsbruck]
L.2623Gustav PommerAlexander Rollett1900 III 29Innsbruck
L.2624Leonard LandoisAlexander Rollett1900 IV 2Greifswald
L.2625Alexander RollettHermann Rollett1900 IV [14][Graz]
L.2626W[illia]m StirlingAlexander Rollett1900 IV 27Manchester
L.2627Julius BunzelAlexander Rollett1900 V 7Graz
L.2628Theodor EscherichAlexander Rollett[1900] V [v.12][Graz]
L.2629Rugero OddiAlexander Rollett1900 V 20Genova
L.2630Georges WeissAlexander Rollett1900 V 21Paris
L.2631Georges WeissAlexander Rollett1900 VI 4Paris
L.2632Karl Schmid d.J.Alexander Rollett1900 VI 30Bruck a. d. Mur
L.2633Emil RollettAlexander Rollett1900 VII 3Baden
L.2634W[illia]m StirlingAlexander Rollett1900 VII 5Manchester
L.2635Karl Schmid d.J.Alexander Rollett1900 VII 9Bruck a.d. Mur
L.2636W[illiam] T[ownsend] PorterAlexander Rollett1900 VII 14St. Peter-Freienstein
L.2637Camillo FürstAlexander Rollett1900 VII 18Graz
L.2638Oskar ZothAlexander Rollett1900 VII 20Graz
L.2639Emil RollettAlexander Rollett1900 VII 23Baden
L.2640Oskar ZothAlexander Rollett1900 VII 25Graz
L.2641Oskar ZothAlexander Rollett1900 VII 28[Graz]
L.2642Oskar ZothAlexander Rollett[1900] [VII] [v.30]Bruck a. d. Mur
L.2643Emil RollettAlexander Rollett1900 VIII 3Baden
L.2644Karl Schmid d.J.Alexander Rollett1900 VIII 12Bruck a. d. Mur
L.2645Oskar ZothAlexander Rollett1900 VIII 30Graz
L.2646Emil RollettAlexander Rollett1900 VIII 31Baden
L.2647Karl Schmid d.J.Alexander Rollett1900 IX 2Bruck a. d. Mur
L.2648Oskar ZothAlexander Rollett1900 IX 9Graz
L.2649Karl Schmid d.J.Alexander Rollett1900 X 2Bruck a. d. Mur
L.2650W[illiam] T[ownsend] PorterAlexander Rollett1900 X 15Boston
L.2651Leonard LandoisAlexander Rollett1900 X 18Greifswald
L.2652Isidor RosenthalAlexander Rollett1900 X 27Erlangen
L.2653Julius HannAlexander Rollett[1900] [XI/XII] [?][Wien]
L.2654Sigmund FuchsAlexander Rollett1900 XI 6Berlin
L.2655Otto CohnheimAlexander Rollett1900 XI 14Heidelberg
L.2656Isidor RosenthalAlexander Rollett1900 XI 15Erlangen
L.2657Karl Schmid d.J.Alexander Rollett1900 XI 16Bruck a. d. Mur
L.2658Anton LampaAlexander Rollett1900 XII 1Wien
L.2659Charles RichetAlexander Rollett1900 XII 6Paris
L.2660Emil RollettAlexander Rollett1900 XII 12Baden
L.2661Julius WiesnerAlexander Rollett1900 XII 13Wien
L.2662Karl Schmid d.J.Alexander Rollett1900 XII 21Bruck a. d. Mur

Sehr geehrter Herr Professor!

Heute bin ich endlich in der Lage, Ihnen den reparierten und den gütigst neu bestellten Kondensator·zu·übersenden.

Der letztere hat 6 Elemente, welche sowohl einzeln als auch hintereinander gebraucht werden können. Die Seite, auf welcher die Ziffern sind, ist mit den einzelnen inneren Belegungen·verbunden, (während an die andere sämtliche) wenn man die Stecker auf ihr aufliegen lässt [sic]. Die andere Seite ist direkt mit sämtlichen äusseren Belegungen verbunden. Die Kapazitäten der einzelnen Elemente sind wie folgt:

No. 1 :0,00180Mikro-Farad.
2 :0,00185" "
3 :0,00179" "
4 :0,00185" "
5 :0,00179" "
6 :666[?]:0,00179" "
0,01087

Die Gesamtisolation beträgt 1,000.000 Millionen Ohm [sic].

Ich habe den Apparat selbst gemacht auf die sorgfältigste Weise und würde mich sehr freuen, wenn er Ihren Zwecken entsprechen würde.

Mit der Versicherung der vorzüglichsten Hochachtung·verbleibe ich Herrn Professor ergebenster

Dr. M. Edelmann Laboratoriums-Vorstand

1 Kiste M.E. Nr. 302 Frachtgut
Prof. Dr. M. Th. Edelmann
Physikal.-mech. Institut
Erdmagnetische, physikalische Messinstrumente; Meteorologische, physiologische,
elektromedizinische etc. Apparate; Ablesefernrohre
Elektrotechnische Apparate; Vollständige Einrichtungen von Magnetischen Observatorien
München, Nymphenburgerstrasse 82

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Mit großer Besorgnis las ich die Mitteilung über Humberts Erkrankung und ich atmete wirklich erleichtert auf, als ich weiter las, dass es ihm besser gehe. So ist denn hoffentlich diese äußerst akute Erkrankung zum glücklichen Abschlusse gebracht. Ich bedaure aufrichtig, dass Sie, hochgeehrter Herr Hofrat, und Ihre Familie so sorgenvolle Tage gehabt haben. Da der Anfall so akut war, so ist die größte Wahrscheinlichkeit, dass Humbert ehestens ganz genesen wird; dies wünsche ich von ganzem Herzen. Bitte ihn von mir bestens zu grüßen.

Mir haben meine Assistenten von der Erkrankung Humberts gar nichts mitgeteilt, so dass Ihr geehrtes Schreiben mich ganz überraschte.

Wegen der Voitsberger Angelegenheit danke ich Ihnen vielmals, hochgeehrter Herr Hofrat, dass Sie die Güte hatten, dieselbe zu ordnen.

Hoffentlich werde ich in der Lage sein, am 14. den Vortrag zu halten.

Seit heute Nacht scheint ein wesentlicher Fortschritt zur Heilung eingetreten zu sein und wenn es so fortgeht, könnte ich in einigen Tagen ganz hergestellt sein; jedoch es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einer nochmaligen, aber kleinen Abszessbildung kommt.

Jedenfalls fahre ich morgen nach Graz. Indem ich Ihnen, hochgeehrter Herr Hofrat, für Ihren Brief vielmals danke und Humbert nochmals wünsche, dass er baldigst ganz gesunde, bleibe ich mit dem Ausdrucke größter Hochachtung Ihr ganz ergebenster

Holl

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Mit großem Interesse studiere ich Ihre so reiche Abhandlung in Pflügers Archiv, Bd 74; zumal Ihre Ideen über die Umwälzung, die die neuere Histologie des Zentr[al]-N[erven]-Systems auf dem Gebiete der Sinnesphysiologie zur Folge haben muss. Ich habe im Colleg manchmal die Hintereinander-Schaltung von Neuronen in den zentralen Sinnesleistungen in Ihrer Bedeutung für „Umarbeitungen“, wenn ich es so nennen darf, berührt.

Nun ist mir aber Ihr Vortrag in den Mitteilungen des naturwissenschaftl[ichen] Vereins für Steiermark 1897 [nicht] und ebenso wenig der im Almanach der k[aiserlichen] Akad[emie] der W[issenschaften] Wien 1872, zugänglich.

Würden Sie die Güte haben, mir diesen Vortrag oder wenigstens den von 1897 wenigstens [sic] leihweise zukommen zu lassen? Ich würde Ihnen den Separatabzug dann baldmöglichst wieder zurücksenden.

Indem ich Sie schon im Voraus meines besten Dankes versichere, grüße ich Sie hochachtungsvoll als Ihr ergebener

Prof. Dr. R. Metzner
Vorstand des Physiologischen Institutes
der Universität Basel – Vesalianum

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Die beiden beigelegten Schreiben werden Sie darüber aufklären, was der Zweck dieser Zeilen sein soll. – Es ist mir ein Leichtes, weil meiner inneren Überzeugung entsprechendes, wenn ich dem Wunsche der Kollegen nachkomme und Ihnen den jungen Schloffer als einen unserer besten chirurgischen Aspiranten für die Grazer Stelle aufs Wärmste empfehle. – Sache der Kommission wird es sein, seine wissenschaftl[ichen] Leistungen abzuwägen und Vergleiche anzustellen. – Es dürfte aber das Urteil über die sonstigen Eigenschaften dieses [...] Kandidaten aus dem Munde eines Kollegen, dem das Wohl der Grazer Fakultät sehr am Herzen liegt, Ihnen nicht unerwünscht kommen. – Ich habe in Prag die Entwicklung Schloffers mitgemacht, ihn als Assistenten bei komplizierten Fällen, in der Privatpraxis, bei Vorträgen im Vereine, bei Operationen zu beobachten Gelegenheit gehabt. Er hat in allen Situationen auf mich den allergünstigsten Eindruck gemacht. In technischen Dingen darf er geradezu als besonders begabt und hervorragend genannt werden.

Dazu kommt, was ich vor allem hervorheben möchte, dass er ein feiner, wohlerzogener Mensch ist, der ausgezeichnet repräsentiert. Er soll die Klinik während der Erkrankung Wölflers mustergültig geleitet haben und genießt derzeit den Ruf eines ausgezeichneten Praktikers.

Vielleicht genügen diese wenigen Worte, um Ihnen für seine Kandidatur ein Interesse abgewinnen zu können.

Im gleichen Sinne schrieb ich an Eppinger und Dimmer.

Für Ihre freundlichen Zeilen und die Zusendung Ihrer Rektoratsrede, die wieder Aufregung in gewissen Kreisen hervorrief, besten Dank und herzliche Grüße an Sie und Ihre Familie, in alter warmer Verehrung Ihr

Alf[ons] Rosthorn

Lieber Bruder!

Ich will annehmen, dass in der Angelegenheit Richards Dummheit die größte Rolle spielt. Aber Unaufrichtigkeit und Gaunerei spielen gewiss auch mit. Was Dir Ernst am Sonntag mitteilte, ist wiederum nicht ganz wahr. Niemand von uns hat das Dir vorgelegte Schriftstück bis jetzt unterschrieben. Am Sonntag, dem 28. d[ieses], erhielt ich aus Graz erst 7 oder 8 hektographierte an alle Gläubiger gleichlautend gerichtete Erklärungen mit dem 40% Ausgleichsanerbieten, welche Erklärungen wir Geschwister mit einem von Ernst gleichzeitig brieflich mitgeteilten Zustimmungspassus versehen und unterzeichnen sollten. Ich habe aber alle diese hektographierten Erklärungen wieder sofort nach Graz zurückgeschickt, ohne Unterschriften, weil in denselben leichtsinnigerweise ein ganz kleiner Schreibfehler vorkam, in dem die Worte Aktiva und Passiva, sonst aber nichts weiter, verwechselt wurden, wenn man von ein paar orthographischen Fehlern absieht. Um die Schmach einer Krida womöglich abzuwehren, habe ich als der größte Gläubiger meine Zustimmung zu dem 40%igen Ausgleich gegeben, und zwar unter Bedingungen, die mich in die ungünstigste Lage bringen, da ich mit meiner Forderung allen übrigen Gläubigern nachstehen soll. Auch ich habe einen Wechsel Richards im Kasten und werde wahrscheinlich über den Löffel barbiert. Wie Du vielleicht wissen wirst, habe ich wegen der Unregelmäßigkeit der Interessenzahlungen seit Jahren den Gedanken gehegt, dass meine Forderung bei Richard in der Luft hängt. Dem Himmel sei Dank, dass ich meine Verhältnisse so gestalten konnte, dass ich den Verlust ertragen kann. Wenn nur das Opfer, das ich bringe, nicht umsonst gebracht ist. Mein körperliches Befinden hat sich jetzt wieder gebessert, indem die katarrhalischen und rheumatisch gichtischen Beschwerden sich wesentlich gemildert haben. Ich muss aber ungemein vorsichtig und zurückgezogen leben.

Soeben treffen die hektographierten Erklärungen wieder aus Graz ein und wir werden dieselben nun unterschreiben und an Richard einsenden. Lebe recht wohl, herzliche Grüße an alle, Dein

Emil

Besten Dank für die hist[orisch/ologisch?]-krit[ische] [...] im Gehirne. Sie hat mich sehr interessiert – besonders als ich eine historische Neigung habe.

Wm StirlingPhysiological Laboratory
Owens College, Manchester

Hochverehrter Herr Kollege!

Die freundliche Zusendung Ihrer Abhandlung, die mich sehr interessiert hat, gibt mir Veranlassung zu tun, was ich schon seit Empfang Ihres letzten Briefes tun wollte, nämlich Ihnen für Letzteren wie für diesen herzlich zu danken.

Es hat mir sehr Leid getan, dass auch Sie unter der mir unbegreiflichen Art der Gehaltsregulierung leiden müssen, wie ich dies schon von zwei anderen Kollegen gehört habe. Je höher ich Ihre Verdienste um unsere Wissenschaft schätze, umso mehr beklage ich den Mangel an Rücksicht auf die Stellung, die Sie unter den jetzt lebenden Physiologen einnehmen. Es scheint, dass man wieder einmal nach der Schablone ohne jede Individualisierung verfahren ist.

Auch Kollegen Toldt fand ich sehr verstimmt, als ich infolge des plötzlichen Todes meines unvergesslichen Freundes Knoll vor einigen Tagen in Wien war. Er erhält, wie er mir sagte, 1500 fl weniger als sein jüngerer Kollege Zuckerkandl.

Nach München zur Versammlung zu kommen, war meine Absicht; sie wurde lediglich, da ich mit meiner Frau reisen wollte, welche leidend ist, durch das schlechte Wetter und weiterhin durch die Überschwemmung vereitelt. Gerade diesmal hätte ich eine ganze Anzahl mir lieber Kollegen getroffen, die ich, wie Sie, lange nicht gesehen. Darum bedaure ich jetzt doppelt, nicht dort gewesen zu sein. Hoffentlich realisiert sich bald mein Wunsch, Sie in Graz aufsuchen zu können, das ich noch gar nicht kenne. Denn dass Sie einmal nach Leipzig kommen werden, wage ich nicht zu hoffen.

In freundschaftlicher Ergebenheit Ihr

E. Hering

Hoch geehrter Herr

Zunächst will ich versuchen, mir die Deutsche Revue hier zu verschaffen. Sollte es nicht gelingen, so werde ich Ihr gütiges Anerbieten annehmen.

In vorzüglicher Hochachtung

P. J. Möbius

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Vielen Dank für die freundliche Übersendung Ihres Aufsatzes über H[errn] Holländers Machwerk. Es trifft sich seltsam, dass ich gerade mit diesem Heftchen in nähere Berührung kam. Ich hatte im letzten Herbste gerade in dem Buche des Herrn Henry Head vom London Hospital über die Sensibilitäts-Störungen der Haut studiert, als mir die Broschüre des H[errn] Holländer übersandt wurde; ich hoffte, auch so vieles Interessantes darin zu finden als in dem anderen Buche, war aber sehr überrascht, nur hoffärtige Phrasen zu treffen. Umso mehr hat mich nun die Zurückweisung des hochweisen Herrn durch Ihre hier ganz speziell kundige Hand erfreut. Wenn ich nun noch mit einer Bitte kommen darf, so sei es die um Auskunft über Ihre schöne Kontrast-Scheibe vom September vor[igen] Jahres in München. Haben Sie nur das von Ihnen kolorierte Original oder sind Nachbildungen in Lithographie zum Beispiel vorhanden? In letzterem Falle bitte ich Sie, mir die Adresse des Lieferanten angeben zu wollen.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

R. Metzner Vesalianum

Verehrter Herr Kollege!

Besten Dank für Ihre Arbeit über Gall und Holländer. Sie hat mich außerordentlich interessiert und ich habe vieles aus ihr gelernt. Es ist recht, dass Sie dem „S[…]“ etwas den Standpunkt klargemacht haben, denn einige jüngere, namentlich Berliner Herren führen jetzt vielfach eine Sprache, als ob die wissenschaftliche Welt erst mit ihnen erschaffen worden wäre. Haben Sie zufällig die Arbeit von Paul Schultz im Archiv für Physiologie 1900 gelesen? S. 2 die Bemerkung. Was weiß Herr P. S., was ich meinen Schülern für Präparate gezeigt habe? In der Tat ist nichts leichter, als die äußere Längsschicht in allen diesen Präparaten zu sehen. Der betreffende Herr hat sich, glaube ich, über meine Bemerkung betreffend die längsgestreiften Muskeln in Winklers Arbeit geärgert. Wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich ihn auch etwas „anholländern“.

Hoffentlich geht es Ihnen gut. Mit hochachtungsvollen Grüßen an Sie bin ich wie immer Ihr getreuer

P. Grützner Physiologisches Institut Tübingen

Beste Grüße an Ihre Herren Assistenten.

Sehr geehrter Herr Professor!

Es freut mich als den Verfertiger des Kondensators sehr, dass derselbe Ihren geschätzten vollkommenen Beifall findet. Die Hartgummiplatten sind 45 cm im Quadrat. Die Stanniolplatten dagegen messen 35 cm im Quadrat, so dass also·links und rechts, oben und unten je ein Rand von·5 cm verbleibt. Die Zuleitungen zu den Belegen sind so·angeordnet, dass sie immer an einer anderen Stelle des Randes herausgehen. Von oben gesehen sieht der Condensator also wie neben gezeichnet aus.

Marker

Die Lappen, die herausgehen, sind in natura 5 cm breit. An diese Lappen sind nun die kautschukisolierten, mit einem dicken Gummischlauch noch eigens überzogenen Drähte mit Zinn angelötet, eine sehr schwierige und kitzliche Arbeit, die sehr oft missglückt, wenn der anzulötende Draht nur ein ganz klein wenig zu heiss herangebracht wird, da das Stanniol dann einfach wegschmilzt.

Die Zuleitungen habe ich immer möglichst weit auseinander verlegt, welche dann als Verbindungen der inneren Belege an die Längslamelle mit der Ziffrierung führen, als Verbindungen der äusseren Belege jedoch einzeln an die Stiftkontakte, überall fest eingeklemmt unter einer breitköpfigen Schraube. Wenn das alles unter jeweiliger Zwischenlage eines starken schellackierten Kartons eingebaut und eingeschraubt bzw. eingeklemmt ist, dann dreht man den Kondensator um auf die Seite der Polleisten. Nun beginnt das Ausgiessen, er hat etwas über 25 Pfund Paraffin, chemisch reines natürlich, gefasst, man lässt·dasselbe bis an den Rand des Kastens gehen, so dass alles, was nicht durch die Kondensatorplatten ausgefüllt ist, vom Paraffin vollgegossen ist. Diese grosse Masse braucht natürlich auch ziemliche Zeit zum Erkalten, worauf man dann den Boden aufschraubt. Der Kondensator ist alsdann fertig, wenn man Glück hatte, heißt das.

Nun kommt die Bestimmung der Isolation der einzelnen Elemente und der Gesamtisolation.

Fehlt es natürlich auch nur an einem einzigen Element; dann muss man den ganzen Kondensator wieder·auseinanderreissen und kann dann vollständig von Vorne anfangen, die Hartgummiplatten müssen frisch belegt werden, dieselben·werden mit heissem Paraffin aufgewalzt, denn beim Auseinandernehmen ist das eingegossene Paraffin nicht ohne eine Zerstörung der Belege zu entfernen. Dann geht die ganze Sach in der beschriebenen Weise wieder weiter.

Ich glaube, dass Herr Professor ohne Schaden bis 35 mm Schlagweite gehen können, man kann natürlich nicht für so etwas Bestimmtes voraussagen.

Die gewünschten·Klemmen werden Ihnen in tunlichster Bälde zugehen. Das zitierte Buch wird wohl die „Elektrotechnik für Aerzte“, München, Bassermann's Verlag, verfasst von meinem Vater, sein.

Indem ich mir noch gestatte, Herrn Professor ein Exemplar meiner Dissertation ergebenst zu überreichen, zeichne ich mit ausgezeichneter Hochachtung

Dr. M. Edelmann Laboratoriums-Vorstand

Mit den gütigst übersandten M 333,30 habe ich meine Rechnung vom 3. Januar l[aufenden] J[ahres] höflich dankend beglichen. Der Ordnung wegen erlaube ich mir zu bemerken, dass nach meinen Büchern der Posten vom 28. Juni 1899 im Betrage von M 65,80 noch offen ist. Sollten Herr Professor mit mir nicht einig gehen, so würde ich um Ihre gefällige Nachricht bitten.

Hochachtungsvoll

Dr. M. Th. Edelmann

Prof. Dr. M. Th. Edelmann
Physikal.-mech. Institut
Erdmagnetische, physikalische Messinstrumente; Meteorologische, physiologische,
elektromedizinische etc. Apparate; Ablesefernrohre
Elektrotechnische Apparate; Vollständige Einrichtungen von Magnetischen Observatorien
München, Nymphenburgerstrasse 82

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Ihre Abhandlung „Physiologische Verschiedenheit der Muskeln der Kalt- und Warmblüter“ habe ich heute richtig erhalten. Indem ich Ihnen für die Zusendung derselben ganz verbindlichst danke, erlaube ich mir gleichzeitig mitzuteilen, dass dieselbe so schnell als überhaupt möglich, das heißt in der nächsten Nummer des Zentralblattes (26a) am 17. d[es] M[onats] erscheinen wird. Die Abhandlung geht noch heute zum Drucke und die Korrektur wird Ihnen, ebenso wie die 100 Separata, zugesendet werden.

Mit den besten Empfehlungen bin Ihr ganz ergebener

Sigm. Fuchs

In höflicher Erwiderung Ihres Geehrten [Schreibens] teilen wir Ihnen mit, dass ein Funkengeber Nr. 5 unseres Verzeichnisses 3 Akkumulatoren à 2 Volt zum Betrieb braucht. Die sekund[äre] Spule ist 170 mm lang und 100 mm [im Durchmesser] und besteht aus 38 Abteilungen à ca. 500 Windungen. Die primäre Spule besitzt 160 Windungen.

Der Funkengeber Nr. 4 wird mit 2 Akkumulatoren à 2 Volt betrieben. Die sekundäre Spule ist 130 mm lang und 75 mm [im Durchmesser] und ist zusammengesetzt aus 24 Abteilungen à 500 Windungen, die prim[äre] Spule aus 100 Windungen.

Das Anbringen der Halskeschen Einrichtung ändert an dem Preis nichts.

Genannte Funkeninduktoren geben fast das Doppelte der im Verzeichnis angegebenen Funkenlänge.

Einer geneigten Bestellung gern entgegensehend, zeichnen hochachtungsvoll

p. Keiser & Schmidt [Unterschrift unleserlich]
Berlin N 24, Johannis-Strasse 20
Telegramm-Adresse „Tracotante Berlin“
Fernsprech-Anschluss Amt II, No 8097

Hochgeehrter Herr Regierungsrat,

hiermit sage ich ergebenen Dank für die Übersendung Ihrer Abhandlung: „Die Lokalisation psychischer Vorgänge im Gehirne“. Ich hatte mir aus Anlass meiner öffentlichen Vorlesung: „Gehirn und Seele“ die Holländerei auch zugelegt; nun freut mich, dass von so berufener Seite diese Windbeutelei Ihre Würdigung erfahren hat. Im Anschluss hieran möchte ich mir die Anfrage erlauben, ob Sie, hochgeehrter Herr Regierungsrat, noch im Besitze eines S[eparat-]A[bdruckes] Ihres Aufsatzes „Aus dem Zeitalter der Phrenologie usw.“ sind. Für die oben genannte öffentl[iche] Vorlesung hat das Thema ein besonderes Interesse. Ich würde sehr dankbar sein, einen S[eparat]-A[bdruck] davon erhalten zu können.

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

Schultz N.W. Dorotheenstr. 35, Berlin

Sehr geehrter Herr Professor!

Ich bin im Besitze Ihres sehr Geehrten [Schreibens] vom 4 d[iese]s M[ona]ts und beeile mich, Ihnen Folgendes darauf zu erwidern:

  1. Die Hartgummiplatten sind genau 4,25 mm dick. Es ist jedoch keine Platte genau wie die andere, auch ist nicht jede Platte genau an allen Stellen gleich dick.
  2. Die Anordnung des Kondensators ist wie folgt:

Es gibt zwei Arten von Staniolbelegen[sic, durchwegs]. Es trägt jede Platte zwei Belege, also auf jeder Seite einen. Nebenstehende Figuren mögen Ihnen die zweierlei Arten der Belegformen veranschaulichen.

Marker Marker

Ich glaube nun, dass es das Einfachste sein wird, wenn Herr Professor·die Liebenswürdigkeit haben wollen,·mir an der Hand [sic] nachfolgender Figuren beim Zusammenstellen des Kondensators beziehungsweise beim Zusammenlegen der Platten folgen zu wollen. Ich glaube, dass Sie dadurch die einfachste und klarste Übersicht über seine Konstruktion erhalten werden.

Die linke Figur zeige immer die Ansicht der der betreffenden Platte von oben, die mittlere Figur die Ansicht derselben von unten, die linke [recte: rechte] Figur ist immer die Ansicht des jeweils zusammengesetzten Stückes des ganzen Kondensators, wiederum von oben gesehen.

Die äusseren Belege gehen alle an ein und derselben Stelle ab, es sind dort also 7 Lappen, welche dann alle zusarnmengelötet werden, übereinander gelagert.

1.) Anlegen der 1. Platte
Ansicht der 1. Plattte

Marker von oben - von unten - Gesamtansicht von obenvon oben
                        - von unten - Gesamtansicht von oben

2.) Anlegen der 2. Platt

Marker von oben - Ansicht der 2. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten zwei Platten von obenvon oben
                        - Ansicht der 2. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten zwei
                        Platten von oben

3.) Auflegen der 3. Platte

Marker Ansicht der 3. Platte von oben - von unten - Ansicht der zusammengebauten drei Platten von obenAnsicht
                        der 3. Platte von oben - von unten - Ansicht der zusammengebauten drei
                        Platten von oben

4.) Auflegen der 4. Platte

Marker Ansicht der 4. Platte von oben - Ansicht der 4. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten vier Platten von obenAnsicht der 4. Platte von oben
                    - Ansicht der 4. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten vier Platten von oben

5.) Auflegen der 5. Platte

Marker Ansicht der 5. Platte von oben - Ansicht der 5. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten fünf Platten von obenAnsicht der 5. Platte von oben
                    - Ansicht der 5. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten fünf Platten von oben

6.) Auflegen der 6. Platte

Marker Ansicht der 6. Platte von oben - Ansicht der 6. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten sechs Platten von obenAnsicht der 6. Platte von oben
                    - Ansicht der 6. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten sechs Platten von oben

7.) Auflegen der 7. Platte

Marker Ansicht der 7. Platte von oben - Ansicht der 7. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten sieben Platten von obenAnsicht der 7. Platte von oben
                    - Ansicht der 7. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten sieben Platten von oben

8.) Auflegen der 8. Plattte

Marker Ansicht der 8. Platte von oben - Ansicht der 8. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten acht Platten von obenAnsicht der 8. Platte von oben
                    - Ansicht der 8. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten acht Platten von oben

9.) Auflegen der 9. Platte

Marker Ansicht der 9. Platte von oben - Ansicht der 9. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten neun Platten von obenAnsicht der 9. Platte von oben
                    - Ansicht der 9. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten neun Platten von oben

10.) Auflegen der 10. Platte

Marker Ansicht der 10. Platte von oben - Ansicht der 10. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten zehn Platten von obenAnsicht der 10. Platte von oben
                    - Ansicht der 10. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten zehn Platten von oben

11.) Auflegen der 11. Platte

Marker Ansicht der 11. Platte von oben - Ansicht der 11. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten elf Platten von obenAnsicht der 11. Platte von oben
                    - Ansicht der 11. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten elf Platten von oben

12.) Auflegen der 12. Platte

Marker Ansicht der 12. Platte von oben - Ansicht der 12. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten zwölf Platten von obenAnsicht der 12. Platte von oben
                    - Ansicht der 12. Platte von unten - Ansicht der zusammengebauten zwölf Platten von oben

Den ganzen Kondensator auseinandergezogen möchte ich Herrn Professor durch die nachfolgende Figur vor Augen führen.

Die horizontal schraffierten Lamellen bedeuten die Hartgummiplatten,

die vertikal schraffierten Lamellen bedeuten die inneren Stanniolbelege,

die schräg schraffierten Lamellen bedeuten die äußeren Stanniolbelege.

Die äußeren Belege sind, wie schon erwähnt, alle vereinigt und liegen unmittelbar an dem vernickelten Metallstreifen, der keinen Zelluloidstreifen bei sich und damit also keine Ziffrierung hat.

Marker

Die inneren Belege führen einzeln nach den runden Löchern, in die die Kontaktbügel eingesteckt werden, welche man dann einzeln durch Auflagerung auf den vernickelten Metallstreifen bei der Ziffrierung hintereinanderschalten kann.

(Soeben erhalte ich Ihre geschätzten Zeilen vom 5. d[iese]s M[ona]ts, ich werde mir erlauben, dieselben nach Erledigung Ihres ersten Briefes zu beantworten).

Sollten Herr Professor zu Ihrer gütigst angezeigten Arbeit in irgendeiner Weise meine Beihilfe brauchen können, dann stehe ich Herrn Professor mit grösstem Vergnügen jeder Zeit zur Verfügung.

Fabrikationsgeheimnis gibt es für diesen Kondensator absolut keines, da er sich nach Angaben, selbst genauester Art, doch nicht von jedem herstellen lasst, es wird jeder sich erst die praktische Erfahrung in der Anfertigung derartiger Apparate sammeln müssen und dadurch eo ipso das nötige Lehrgeld zu bezahlen haben.

Auf Ihren zweiten Brief gestatte ich mir ergebenst folgend zu erwidern:

1.) Ich lege Herrn Professor zwei Propen der für die Glimmerkondensatoren benötigten Platten [bei]:

  1. Die kleinere wird zu dem Ihnen gelieferten Hundert[st]el Mikro-Farad verwendet. Es sind deren zwei Stück notwendig, allerdings ist von der zweiten Platte der größte Teil der Belegung herabgenommen, da der Kondensator sonst zu groß ausfallen würde. Man aicht[sic] ja die Kondensatoren bekannterweise ziemlich mühevoll dadurch, dass man solange von dem Belege Streifen abschneidet, bis der Kondensator mit einem Normalkondensator übereinstimmt. So ist der Beleg der zweiten Platte bei einem Hundert[st]el höchstens 2,5 cm lang, genau kann ich Ihnen das nicht sagen, da es schon darauf ankommt, wie der beleg auf den Glimmer aufgewalzt ist, ob stark oder nur mit schwachem Drucke.
  2. Die größere der beigesandten Platten für Glimmerkondensatoren dient zur Herstellung von 1 Mikrofarad. Es sind davon ca. 100 Blatt benötigt.

Die Beantwortung des zweiten Punktes finden Herr Professor bereits am Eingange dieses Briefes. Es ist ja wohl bekannt, dass die Dielektrizitätskonstante des Glimmers [Bleistiftzusatz: (7–8)] ganz bedeutend höher ist als die des Hartgummis [Bleistiftzusatz: 2-3], somit ist es ja auch wohl erklärt, dass der große Kondensator mit Hartgummi Dielectricum keine größere Kapazität hat als der kleine mit Glimmer als Dielectricum. Anders verhält es sich natürlich mit den anzuwendenden Spannungsverhältnissen oder Schlagweiten.

Soeben kommt mir übrigens ein Gedanke, wie die Frage der Zusammensetzung des grossen Kondensators am klarsten und zugleich elegantesten sich lösen läßt. Ich werde mir erlauben, Herrn Professor morgen frühe ein kleines Modell desselben anzufertigen und dann mitzuschicken, ich werde die aufeinander zu legenden Seiten der Platten durch Schlaziffern [sic] mit gleichen Zahlen versehen.

Sollte Ihnen übrigens besonders an dem genauen Muster der für den grossen Kondensator verwendeten Hartgummiplatten gelegen sein, dann kann ich Ihnen eine solche im Original samt Belegen zur Verfügung stellen, da ich noch eine davon habe.

Zum Schlusse möchte ich Herrn Professor noch um Entschuldigung bitten, wenn ich etwas zu breit geworden sein sollte in meiner Erklärung oder Verschiedenes, was ich schrieb, als selbstverständlich für Herrn Professor ist! Ich bitte das a conto meines eifrigen Bestrebens, Männern der Wissenschaft von so bedeutendem Rufe wie Herrn Professor in einer wenn auch noch so geringen Weise dienstbar sein zu können, zu setzen.

Mit hochachtungsvollstem Gruße im Namen meines lieben Vaters, der·gegenwärtig auf einer Erholungsreise weilt, bin ich Ihr ganz ergebener

Dr- M. Edelmann Laboratoriums-Vorstand

Prof. Dr. M. Th. Edelmann
Physikal.-mech. Institut
Erdmagnetische, physikalische Messinstrumente; Meteorologische, physiologische,
elektromedizinische etc. Apparate; Ablesefernrohre
Elektrotechnische Apparate; Vollständige Einrichtungen von Magnetischen Observatorien
München, Nymphenburgerstrasse 82

Hochgeehrter Herr Collega!

Für die freundliche Zusendung der sehr interessanten Bemerkungen über Gall und für den

wertvollen, Ihre Zustimmung zu meinen Anschauungen enthaltenden Brief meinen ergebensten Dank sagend, teile ich noch mit, dass mir der Inhalt der Verschlechterungen der Reform noch vor ihrem Erscheinen wohl bekannt war, und ich mit mehreren Kollegen die verzweifeltsten Anstrengungen machte, die Sache zu verhindern. Die Sache war so durchberaten, wie nur eine auf der Welt. Aber wir alle bedeuteten nicht so viel, wie ein einzelner. Das sind die – lacrymae rerum.

Es wird vielleicht doch noch gelingen, einige Änderungen nachträglich durchzusetzen; aber dazu wird man durch das schwarze Meer – der Tinte gelangen.

In ausgezeichneter Hochachtung ganz ergebenster

Prof. Albert

Verehrter Herr Hofrat!

Ich beeile mich, Ihnen mitzuteilen, dass dieses Jahr zum ersten Male der vergrößerte Liebensche Preis zur Verteilung gelangt, dessen Statut lautet: Ein Jahr bloß für Chemie, ein anderes bloß für Physik, ein weiteres bloß für Physiologie. Wir haben also zu entscheiden, welches die beste Arbeit aus Physiologie ist.

An die von Ihnen genannte Arbeit Zoths habe ich wohl gedacht und möchte Sie bitten, dieselbe in Ihrer Preiswürdigkeit mit den von mir genannten zu vergleichen.

Was die Diener-Angelegenheit betrifft, so habe ich über dieselbe bereits mit dem Minister gesprochen; wir haben von Seiten unserer Fakultät und der ganzen Universität einen ähnlichen Schritt getan, wie der ist, von dem Sie schreiben. Auch wir sind überzeugt, dass geradezu ungesetzlich vorgegangen wurde. Es ist diese Angelegenheit während der letzten Herbstferien gemacht worden, ohne dass ich von Seite des Ministeriums etwas erfuhr, da sie nicht als medizinische, sondern als allgemeine Angelegenheit betrachtet wurde. Ich halte es für unumgänglich notwendig, dass Korrekturen angebracht werden.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung Ihr

Sigm. Exner

Hochgeehrter Herr Professor!

Ihr gütiges Anerbieten, mir die Fahnenkorrektur zur Lektüre zu übersenden, möchte ich nicht annehmen. Ich werde mich umtun, um mir hier aus irgendeiner Bibliothek den betreffenden Jahrgang der Deutschen Revue zu verschaffen. Ich habe meine Bitte nur gewagt, weil ich den dringenden Wunsch hatte, von dieser Ihrer Abhandlung ein beatus possidens zu sein.

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

Dr. Schultz Dorotheenstr. 35

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Bitte für die freundliche Übersendung Ihrer hochinteressanten historischen Arbeit über Gall meinen verbindlichsten Dank annehmen zu wollen.

In aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebener

Fossel

Hochverehrter Herr Hofrat!

Heute Nacht wurde die Frau Dr. Vierthaler eines gesunden Mädchens entbunden. Mutter und Kind sind wohlauf.

Hoffentlich trifft Sie diese Familiennachricht bereits außer Bett, wie auf die gestern erfahrenen günstigen Berichte hin zu erwarten ist.

Bitte meine besten Empfehlungen an Frau Hofrätin.

Hochachtungsvollst ergebener

Bleichsteiner

Hochverehrter Herr Hofrat!

Die edlen Herren bei Gericht sind über die Antwort der Ärztekammer so wütend, dass dieselben mir sofort über 100 fl strichen, meinem Amtskollegen aber den vollen Betrag adjustierten und meine Verwendung sofort einschränkten.

Man hält mich für den Verfasser und deswegen will man mich unmöglich machen. Ich habe daher sofort eine Eingabe gemacht, dass ich zwar wohl über den Stand der g. ä. Angelegenheit befragt worden bin, dass jedoch die fragliche Antwort von dem Ausschusse der Kammer beschlossen und von Prof. Dr. Fossel verfasst worden sei. Ich bitte daher vielmals zu meiner Rettung in diesem Sinne zu sprechen.

In der angenehmen Erwartung Ihrer baldigsten Genesung zeichne ich mich als Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster

Dr. Kreutzner

Lieber Bruder!

Nach einer Notiz in der Grazer Tagespost teilte Frl. Lakner zufällig dem Frl. Albertine mit, dass Du an Influenza erkrankt seist. Dort erfuhr es Marie, welche sofort an Rosa um Nachricht über Dein Befinden schrieb. Heute erfuhr ich aus der Antwort Rosas, dass Du wirklich einen heftigen Anfall durchgemacht hast und dass auch die Kinder befallen waren, dass es aber allen Gott sei Dank wieder besser geht. Ich freue mich, dass Du wieder außer Bett bist, und hoffe, dass Du bei der nötigen Schonung und Pflege Dich bald wieder erholen wirst. Nach der Schilderung Rosas dürftest Du eine Rhinitis und Pharyngitis gehabt haben. Die sind ja die häufigsten Infektionsquellen und die gewöhnlichsten Angriffspunkte für den wetterlaunigen Bazillus. Wenn man nur einmal dahin käme, diese Dinge zu durchschauen, zu wissen, was Erkältung eigentlich ist und wie Witterungseinflüsse und Influenzainfektion zusammenhängen.

Ich habe immer und immer wieder mit Katarrh und Rheuma zu kämpfen. Kaum ist es für kurze Zeit besser, so tritt es ohne bewusste Veranlassung wieder stärker auf. Am hartnäckigsten ist der Pharynxkatarrh. Im Ganzen ist der Zustand aber gegen früher viel besser. Ich werde, sobald es schöner und wärmer wird, eine Schwefelbadekur anfangen. Hoffentlich wird es mir bei günstiger Jahreszeit, vielleicht zu Pfingsten, möglich sein, Euch in Graz zu besuchen und mir die Freude zu verschaffen, alle gesund und wohl wiederzusehen.

Ich bitte baldig um einige Zeilen über Dein Befinden und grüße und küsse Dich, Rosa und die Kinder von Herzen, Dein

Emil

1900 III 22, [Innsbruck]

Hochverehrter Herr Hofrat!

(In Vertrauen und Eile)

Gestatten Sie, dass ich Sie mit der Bitte belästige, mir tunlichst bald, am liebsten umgehend, in einigen Zeilen über folgende Punkte Ihre Meinung mitzuteilen:

1) Ist Birnbachers Vortrag „schläfrig“?, wie Prof. von Hacker aufgrund angeblicher Äußerungen Sattlers in der gestrigen Komiteesitzung behauptet hat. Wie trägt überhaupt B[irnbacher] vor und wie ist er als Lehrer?

2) Wie ist es zu erklären, dass Birnbacher bisher noch nie in Graz primo loco vorgeschlagen wurde? Hofrat von Vintschgau findet darin einen sehr gewichtigen Beweis gegen B[irnbacher]s Tüchtigkeit.

3) Glauben Sie, dass daraus, dass Birnbacher vor seiner Habilitierung nur 2, 3 Arbeiten veröffentlicht hat, irgendetwas Ungünstiges bezüglich Birnbachers Befähigung gefolgert werden kann, wie ebenfalls H[err] von Vintschgau annimmt?

Die entscheidende Kollegiumssitzung dürfte längstens in den ersten Tagen der kommenden Woche stattfinden; sie hätte eigentlich Samstag, den 24., sein sollen. Die von Dimmer und seiner getreuen Komitee-Majorität geplante Terne stieß aber auf meinen Widerstand und verschiebt die Sitzung, um neue Hilfstruppen für Wintersteiner und gegen Birnbacher heranzuziehen.

Sollten Herr Hofrat mir auch ein Urteil über Bernheimers Bedeutung zur Verfügung stellen können, welches Birnbacher nicht drückt, so bitte ich darum, sonst muss ich mich mit dem gegen Bernheimer sich aussprechenden Briefe Czermaks begnügen.

Empfangen Sie, hochverehrter Herr Hofrat, zum Schlusse die erneute Versicherung der aufrichtigen Ergebenheit Ihres danktreuen

G. Pommer

1900 III 29, Innsbruck

Hochverehrter Herr Hofrat!

Entschuldigen Sie gütigst, dass ich erst heute für Ihren Expressbrief, für diese herrliche Äußerung Ihrer großen Seele, von ganzem Herzen danke.

Mein Kampf für Birnbachers gerechte Ansprüche wurde durch Ihr Schreiben gestärkt und idealisiert. Dieselbe Empfindung hatten auch die Kollegen, welche sich mir anschlossen, und im besonderen Kerschner, der sich als ein scharfer Kritiker und als schlagfertiger Streiter hervortat. Auch Loos und Ipsen taten ihr Möglichstes. Alle anderen bis auf Ehrendorfer, dessen Vermittlungsvorschlag für B[irnbacher] nicht ungünstig ist, waren auf Bernheimer und Wintersteiner eingeschworen!

Ob sich bei dieser Sachlage für B[irnbacher] in Wien noch etwas wird machen lassen, weiß ich nicht. Ich schrieb Birnbacher soeben ausführlicher über den Sachverhalt, auch glaubte ich, Ihren Brief ihm senden zu dürfen. Er wird Herrn Hofrat besuchen, um zu fragen, ob und welche Verwendung Sie weiterhin gestatten. Ich glaubte, aus dem Wortlaut Ihres Schreibens Berechtigung entnehmen zu können, den Brief im Komitee und in der Sitzung zu verlesen und ich hoffe, dass Sie, hochverehrter Herr Hofrat, mir es nicht verübeln, dass ich ziemlich viele Sätze Ihres Schreibens in meinem Separatvotum anführe, in vollem Wortlaut.

Der Wortlaut Ihres g[ütigen] Briefes, schien mich der Verpflichtung zu überheben, vorher Ihre besondere Erlaubnis einzuholen. Ich unterließ dies umso mehr, da ich in den letzten Tagen mit Besprechungen und Schreibarbeiten vollauf zu tun hatte.

Aus demselben Grunde kommt auch mein Dank erst heute und fällt etwas kurz aus, nachdem ich auch Czermak zu schreiben habe und allerlei liegengebliebene Arbeit erledigen soll.

Nehmen Herr Hofrat zum Schlusse noch meinen Dank für die gütigen Grüße entgegen, die Sie meiner Frau gewidmet haben. Es ist jetzt ein Jahr, dass Sie uns beiden mit Ihren gemütvollen wohlwollenden Worten auf Capri so viel Freude bereitet haben.

Von meiner Frau habe ich herzliche Empfehlungen zu entrichten und ich bitte, solche von uns beiden Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin zu melden.

Indem ich nochmals meinen innigsten Dank ausspreche, bitte ich, bei dieser Gelegenheit abermals meine aufrichtigen Wünsche für Ihr Wohlbefinden und den Ausdruck meiner aufrichtigen Verehrung entgegenzunehmen, der ich stets bin Herrn Hofrat dankbar ergebener

G. Pommer

Marker

Besten Dank für aufmerksame Zusendung, hochacht[ungsvoll] erg[eben]

Landois

Anmerkung Geprägte färbige Osterkarte mit Osterhasen und Blumen und dem Aufdruck „Fröhliche Ostern / Osterfest/froh zu genießen / Wünsch‘ ich unter vielen Grüßen“

Herzlichen Dank für die neuen Beiträge, sehr erfreut hat mich die Geschichte der Schwind-Silhouetten, die bei mir verwahrt sind. Obige Wünsche Dir und den Deinen

Alexander und Familie

Anmerkung Dieses Stück erliegt im Stadtarchiv Baden im Nachlass Alexander Rollett.

Besten Dank für die Notiz über Muskeln der Kalt- und Warmblütler.

Mit besten Grüssen

W[illiam] S[tirling]

Hochverehrter Herr Hofrat!

Von Prag hierher verweht, vernahm ich gelegentlich einer Anfrage über die hiesigen sozialreformatorischen Bestrebungen, dass sich Herr Hofrat mit ebenso großem Interesse wie Erfolge für die Erweiterung der Volksbildung, die ja am meisten [zur] Fortentwicklung der Gesellschaft beizutragen geeignet ist, einsetzen.

Ich erlaubte mir daher, Sie aufzusuchen, ohne Sie jedoch anzutreffen und sehe mich daher genötigt auf brieflichem Wege mit folgendem Ersuchen an Sie, hochverehrter Herr Hofrat, heranzutreten.

Wie Ihnen gewiss bekannt ist, bestehen in Wien die Fabier – eine Vereinigung von 5 Personen, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, die bürgerlichen Kreise Wiens durch Veranstaltung von wissenschaftlichen Vorträgen mit der Bedeutung der sozialen Fragen bekannt zu machen, was ja – wie ich Ihnen, Herr Hofrat, gegenüber gewiss nicht besonders hervorzuheben brauche – von eminenter Wichtigkeit für die Erhaltung des sozialen Friedens ist. Die Fabier haben dann auch im Laufe der Jahre einen immer größeren Zuhörerkreis zu diesen Vorträgen herangezogen und waren schließlich genötigt, den größten Saal Wiens zu ihrem Zwecke zu mieten.

Wenn nun Herr Hofrat die Freundlichkeit hätten, sich dieser Sache anzunehmen, werden sich gewiss auch hier ähnliche Vorträge veranstalten lassen, und würde sich Herr Prof. von Philippovich wohl bereitfinden, den ersten dieser Vorträge zu halten. Sollten daher Herr Hofrat geneigt sein, dem Plane, der ja Ihren bisherigen so erfolgreichen Bestrebungen vollkommen entspricht, näher zu treten, so würde ich mir erlauben, Ihnen die Details der Wiener Organisation, die mir s[einerzeit ?] genau bekanntgegeben wurden, mitzuteilen, woraufhin Sie vielleicht mit den Herren Dr. Reicher, Dr. Mathes, Hans von Reininghaus und Konrad Rupprecht, die dem Unternehmen sicher sehr sympathisch gegenüberstehen, in Verbindung treten und mit diesen im Verein das Weitere verfügen könnten.

Meine Person käme dann weiter nicht in Betracht, da ich leider infolge von Umständen privater Natur nicht in der Lage bin, mich an diesen Bestrebungen aktiv zu beteiligen.

Mit dem Ersuchen, mich von Ihrer werten Entschließung freundlichst benachrichtigen zu wollen, und dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung Ihr aufrichtig ergebener

Dr. Bunzel k. k. Finanzprokuratur

[1900] V [v.12], [Graz]

Marker

Zu feiern
Den frohen Mai’n
Lad ich Euch ein.

Aus Baiern
Schick ich Euch Wurst
Und für den Durst

Ein Fässlein
Hofbräuhaussaft
Voll guter Kraft
Manch´ Spässlein
Giebt´s obendrein
Drum schlaget ein!

Münchner Kindl

Wann? Samstag, 12. Mai 8½
Wo ? Mozartgasse 12
U[m] A[ntwort] w[ird] g[ebeten]

Anmerkung Auf der Rückseite einer Karte mit dem Briefkopf: Prof. Dr. Escherich / Graz, Mozartgasse 12 / Ordination von halb 2 bis halb 3 Uhr. – Zur Datierung: in den in Frage kommenden Jahren 1893–1902, der Zeit, in der Escherich in Graz Ordinarius war, fiel lediglich in den Jahren 1894 und 1900 der 12. Mai auf einen Samstag; der Grad der Ungezwungenheit läßt eher auf das Jahr 1900 schließen.

Monsieur et Eminent Confrere,

Je mi empresse de Vous faire part que le 27. ct., à 3 heures de l’après midi, aura lieu li inauguration de 1. Institut de Physiologie à la R. Universitè de Genes. Je Pous serai récon naisfant, Monsieur et Eminent Confrere, si Vous vondrez bien me faire l’honneur d’y assister an mème tenfos, je me permets de Vous prier de vontoir faire le cadeau à mon Institut d’un de Vos portraits.

Je confie de ponvois vous remercier personnellement de votre aimabilitè eaquise et je Vous prie de voutoir bien agrier, Eminent Confrere les temoiguages de mon Haute consideration et de mon devoument.

Prof. Rugero Oddi
Instituto di Fisiologia della
R. Università di Genova

Monsieur et très honeré [sic] Maître.

Mr. Richet m’a demandé de rediger pour son Dictionnaire de Physiologie l’article „Muscle“ et suis en train de réunir les documents necessaires. – Je suis abonné à tous les grands journaux de Physiologie, mais je n’ai pas les Comptes rendus de l’Académie de Vienne où parainent [?] presque tous vos travaux. – Si vous aviez encore quelques tirages à part de ces [?] publications à cette Academie, je vous serais extremement reconnaissant, si vous pouviez me les donner, cela me rendrait grand service en me permettant de les lire dans l’original au lieu de m’en rapporter aux auteurs, qui vous citent comme Biedermann. – Pour un travail sérieux il vaut toujours mieux avoir le texte même de l’auteur. – Je tiens aussi à faire une bibliographie t[r]ès soignée, je pense qu’en prenant les Jahresberichte für Physiologie je ne laisserai passer aucun de vos travaux. – Si toutefois il y avait quelqu´un qui n’y soit pas signalé je serais fort heureux si vous pouviez m’en donner l’indication [?].

Veuillez agréer, Monsieur et très honoré Maître, l’expression de mes sentiments le plus distingués.

Dr. Weiss

Monsieur et Très honoré Maître,

Je m’empresse de vous remercier de votre extrême amabilité aussi bien pour la liste de vos travaux que pour les tirages à part que vous m’avez envoyés et qui me simplifieront ma […]erogue, car de cette façon je ne craindrai pas d’oublier certains de vous travaux qui ont eu une si grande influence sur les connaissances que nous avons aujourd’hui du muscle.

Veuillez agréer, Monsieur et Très honoré Maître, l’expression des mes sentiments les plus distingués.

Dr. Weiss

1900 VI 30, Bruck a. d. Mur

Hochverehrter Herr Hofrat!

Ihrer freundlichen Aufforderung zufolge wage ich es hiemit, Herrn Hofrat zu bitten, mir das versprochene Werk über Pulskurven leihweise überlassen zu wollen; meine Bücher, aus denen ich diesbezüglich studierte, sind die Physiologien von Hermann und von Landois, Eulenburgs Real-Enz[yklopädie] und die klinischen Untersuchungsmethoden von Sapli [?]. Leider habe ich keine genaueren plethysmographischen Kurven gefunden und auch selber kein derartiges Instrument, um Vergleiche mit der „Druckpulskurve“ anstellen zu können.

Ich stelle mir nämlich die Sache so vor: In erster Linie gibt auch die „Druckp[uls]k[urve]“ ein Bild vom wechselnden Füllungszustande der Arterien, ähnlich wie die Volumpulskurve; aber bei ersterer spielen auch Momente mit, welche auf letztere kaum einen wahrnehmbaren Einfluss üben können, nämlich die Pulswellen. Als solche betrachte ich die in der normalen Druckp[uls]k[urve] als erste sich bildende Zacke, weil, bevor überhaupt Blut in die Aorta ausgetrieben werden kann, die Aortaklappen geöffnet werden müssen, und das Aufsprengen derselben einen Stoß auf die Blutsäule ausüben muss, der sich eben als Pulswelle bemerkbar macht. In der plethysmographischen Kurve, glaube ich, wird diese Welle entweder gar nicht, oder unbedeutend zum Ausdruck kommen, etwa als kleiner Vorschlag zur großen Erhebung, wenn das mit der Öffnung der Aortaklappen an sich verbundene, verhältnismäßig geringfügige Fortschieben der Blutmasse auch in den entfernteren Arterien noch als Volumvermehrung zur Geltung kommt. – Die zweite Erhebung in der Druckpulskurve stelle ich mir als Ausdruck der stärksten Gefäßfüllung vor, welche der größten Erhebung der plethysmographischen Kurve entsprechen und in der letzteren, je nachdem nur die Hand oder auch der Vorderarm in den Apparat einbezogen wird, gleichzeitig oder etwa l/45 Sekunde früher als in der Druckpulskurve erscheinen müsste. (Auch würde sie nach meiner Ansicht der größten Erhebung in der dromographischen Kurve entsprechen.) Es wäre also dies die von Landois als Klappenschlusselevation bezeichnete Erhebung, die vor der dritten Erhebung (Landois Rückstoßel[evation]) sichtbare Senkung der Kurve halte ich für den Ausdruck der Schließung der Aortaklappen, respektive den tiefsten Punkt dieser Senkung, da bis zum Momente des Klappenschlusses nach beendeter Systole der Blutdruck ja gewiss sowohl in der Aorta als auch infolge dessen in den anderen Arterien schnell sinken muss, weil mit dem Nachlassen des Druckes im Ventrikel das Aortenblut zentral nach dem Orte so stark verminderten Druckes zurückfließen muss. Im Momente des Aortenklappenschlusses aber prallt es an, erzeugt eine (der Widderwelle dem Wesen nach ähnliche) Stoßwelle, welche sich nach der Peripherie fortpflanzt; aber nicht nur eine Welle wird hinausgesandt, sondern die ja fortwährend andauernde Kontraktion der Arterien als elastischer Gefäße macht sich vom Momente des Klappenschlusses an wieder durch Austreibung des Blutes in die Peripherie hin geltend (so genannte Rückstoßelevation auch in der plethysmograph[ischen] und dromograph[ischen] Kurve).

Könnte ich mir (womöglich auf gleich schnell laufenden Papieren) gleichzeitig „Druck- und Volum“pulskurven herstellen, so glaube ich, brauchte ich sie nur aufeinander zu legen, um in der Druckpulskurve das Moment, welches der wechselnden Gefäßfüllung entspricht, ohne weiteres zu ersehen.

Bei Vergleich meiner Resultate mit den sonst zutage geförderten Tatsachen glaube ich Widersprüche nicht zu finden, auch glaube ich, sie bei Vergleich der Herzstoßkurve mit der Pulskurve mit Vorteil anwenden zu können, und auch die direkte Probe durch momentanes Aufhalten der Puls- resp[ektive] Herzstoßkurve im Momente des zweiten Aortentones scheinen mir dafür zu sprechen:

Marker

Bei + die Momente des Schlusses der Aortaklappen markiert und
beide ziemlich senkrecht übereinander geklebt.
Die dazugehörigen im Momente des 2. Ao[rta]tones unterbrochenen Kurven.

Marker

Allerdings erscheint dabei die Radialiskurve vor dem tiefsten von mir als Klappenschluss gedeuteten Punkt vor der Rückstoßelevation unterbrochen, jedoch nur so viel vorher, als der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Blutwellen von den Ao[rta]klappen bis zur Radialis entspricht.

Die Deutung der Pulskurven erscheint mir auf diese Weise ungemein erleichtert (besonders auch, wenn man bei verschiedenen Belastungen Kurven aufnimmt) und dadurch die Bedeutung dieses Verfahrens für den praktischen Arzt erhöht.

Ich würde es als große Auszeichnung empfinden, wenn Herr Professor mir Ihre Ansicht über diese meine Ideen mitteilen würden und mir dadurch zeigen würden, dass Sie Ihrem Schüler es nicht übel genommen, dass er sich in dieser Frage vertrauensvoll an seinen hochverehrten Lehrer gewendet hat.

Hochachtungsvollst ergeben

Dr. Schmid d[er] J[üngere]

Lieber Bruder!

Ich danke Dir für die Erkundigung über das Verhalten der Grazer zu den Sammlungen über das Karl-Ludwig-Denkmal. Ich habe wirklich auf einen solchen Erfolg nach meinen bisherigen Erfahrungen gar nicht gehofft. Ich werde als Komiteemitglied meinen Beitrag von 200 Kronen erlegen, mich aber weiter um die Angelegenheit nicht viel kümmern. Das Resultat meiner Anregung beim hiesigen Gemeinderat ist noch ausständig. Es ist jedoch nicht viel zu hoffen. Ich habe bei der Sparkasse, beim Vorschussverein und bei Privaten angeklopft. Überall begegnet man ausweichenden Antworten, leeren Versprechungen, oft mit verstelltem Groll, so dass ich mir schon vorkam wie ein Attentäter mit dem Dolch im Gewande. Ich habe mich dem Komitee nicht aufgedrängt. Sollen es die anderen machen.

Ich wünsche Euch recht angenehme Ferien in dem schön gelegenen St. Peter[-Freienstein] und hoffe, Euch dort besuchen zu können. Ich leide etwas an gichtischen Schmerzen am rechten Bein und Daumen, befinde mich sonst ziemlich wohl und gehe fleißig ins Freie. Endlich haben wir warmes Wetter, was ich auch wegen des noch immer rezidivierenden Katarrhs sehr ersehnte.

Mit vielen Grüßen an Dich und alle, Dein

Emil

Besten Dank für die kleine Abhandlung, die historisch interessant ist. Ihr

Stirling

1900 VII 9, Bruck a.d. Mur

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Gestatten mir Herr Hofrat vor allem Ihnen für die große Mühe, der Sie sich meinetwegen unterzogen haben, den aufrichtigsten und herzlichsten Dank zu sagen. Denselben beweisen kann ich wohl nur durch genaues Studium aller Abhandlungen, was ich auch mit größter Freude gleich beginnen will.

Gleichzeitig erlaube ich mir die Versicherung zu geben, dass ich alles unversehrt wieder in Ihre Hände zurücklegen werde.

Aus dem zweiten mir von Herrn Professor gemachten Einwande ersehe ich, dass ich mich in meinem ersten Schreiben undeutlich ausgedrückt habe, da ich einen vom Aortenblutdruck unabhängigen Spannungsdruck der Klappen nie angenommen und mir auch gar nicht vorstellen könnte.

Leider habe ich heute gar keine Ruhe und möchte doch Herrn Hofrat heute noch die gewünschte Empfangsbestätigung übermitteln. Auch möchte ich jetzt vor beendetem Studium keine voreiligen Erklärungsversuche für meine Ansicht wagen, dass die erste Zacke nicht dem eigentlichen Einströmen oder vielmehr Vorwärtsschieben der Blutsäule entspricht, sondern die zweite, von Landois als Klappenschlusselevation bezeichnete (wenigsten in der normalen Pulskurve).

Mit dem nochmaligen Ausdrucke tiefen Dankes zeichnet Herrn Hofrat hochachtungsvoll ergebener

Dr. Schmid d[er] J[üngere]

1900 VII 14, St. Peter-Freienstein

My dear Professor Rollett

I wish to acknowledge with thanks the receipt of the reprint which you have kindly sent me.

Yours very truly

W. T. Porter
Boston, Mass. USA
dzt St. Peter Freienstein, Obersteiermark

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Danke bestens für das gütigst eingesandte Honorar und die freundlichen Wünsche zur Reise. Was die Kosten der Pessare anlangt, sind dieselben unbedeutend (á 80 Kreuzer die runden und 70 Kreuzer die gebogenen) und meiner Berechnung nach in dem eingesandten Honorar schon inbegriffen.

Sollte das kleinere gebogene Pessar keinen anderen Fehler haben, als dass es leicht herausgleitet, dann wäre zu versuchen, ein diesem kongruentes aus Aluminium anfertigen zu lassen, welches infolge seiner rauheren Oberfläche ein wenig besser halten wird. Solche hohle Aluminiumpessare haben gewöhnlich das gleiche Gewicht wie die entsprechenden massiven aus Hartgummi. Es dürfte aber auch gelingen, sie etwas leichter zu machen, wenn man den Instrumentenmacher diesbezüglich beauftragt. Hierzu möchte ich unseren strebsamen und geschickten Instrumentenmacher Nüssler vorschlagen.

Mit vollster Hochachtung Ihr ergebenster

Fürst

Hochgeehrter Herr Professor!

Das gewünschte Rad Graziosa, kettenlos, Modell II 1899 [Chainless Racer der Firma Benedikt Albl in Graz], habe ich heute um 9:00 Uhr persönlich bestellt. Möglicherweise geht es noch heute mit Herrn Humberts Rade mit. Sonst erfolgt die Absendung erst morgen, wie mir gesagt wurde, als Eilgut mit Nachnahme. Der Sattel ist bis auf 60 cm herabstellbar. Nota bene: Sattel und Lenkstange müssen bei allen 3 Rädern so lange verstellt und ausprobiert werden, bis nichts mehr weh tut!

All Heil! und Handkuss den Damen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

Oskar Zoth Graz III, Harrachgasse 21

Lieber Bruder!

Ich habe anfangs August in Baden verschiedene Geschäfte zu erledigen. Es ist die Hauszinssteuer zu zahlen, ferner die Kommunallasten, dann ist für alle Eventualitäten der Kündigungszeit vorzusorgen, für eine Wohnung ist die Leerstehungsanzeige an die Bezirkshauptmannschaft zu machen, dann sind Zinsen einzuheben, Löhne auszuzahlen etc. Ich könnte also mindestens erst in der 2. Augustwoche von hier abkommen. Es trifft sich somit ganz gut, dass am 6. August das bewusste Zimmer im Schlosse neben Euch leer wird, das ich also am 7. oder 8. August für einige Tage in Beschlag nehmen könnte.

Ich bitte Dich, mir Nachricht zu geben, wenn sich die Sache zufällig anders gestalten sollte, so wie auch ich den Tag meines Besuches bei Euch noch näher bekanntgeben werde.

Ich freue mich sehr, alle wiederzusehen, wenn nur auch das Wetter dann so schön wäre wie gegenwärtig. Meinethalben ein bisschen kühler, aber nur sonnig, denn eine Landschaft ohne Sonnenglanz verliert die Hälfte ihrer Schönheit.

Octavie hat wohl meine Gratulationskarte erhalten.

Das Sophienspital ist nun mit seinem über 1 Million betragenden Vermögen glücklich vom Staate verspeist worden. Gestern erhielt ich eine Zuschrift mit einem sehr schmeichelhaften Dank- und Anerkennungsschreiben des Statthalters für meine verflossene Tätigkeit im Sophienspitale, als dessen erster Direktor und seitheriges Mitglied des Kuratoriums, das nunmehr gleichfalls seine Funktionen einstellt.

Eben fängt es an heftig zu regnen. Damit taucht wieder die Sorge auf, vom Wasser bedroht zu werden. Viele Grüße und Küsse an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich telofonierte sogleich zu Albl, von wo mir gemeldet wurde, dass sich die Absendung leider verzögert hat, das Rad sei jedoch bereits heute zur Bahn gestellt worden. Somit lässt sich an der – allenfalls wieder nicht entsprechenden – Ortsbezeichnung nichts mehr ändern. Das Stehenlassen in Leoben ist übrigens eine der üblichen Bahnschlampereien!

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

O[skar] Z[oth]

1900 VII 28, [Graz]

Hochgeehrter Herr Professor!

Die Rad-Verwechselung ist recht unangenehm und bedauerlich. Es kann doch wohl nur eine Verwechslung sein, da wir ja mit Herrn Humbert das bestimmte Rad besichtigten, und er es für Fräulein O[ctavie] niedrig genug fand. Ich glaube übrigens, dass bei einfacher Rücksendung auch der Umtausch anstandslos erfolgen würde.

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

O[skar] Z[oth]

Die Tische sind schon gestrichen, eine Sendung von Wallach ist eingelangt.

[1900] [VII] [v.30], Bruck a. d. Mur

Anmerkung Zoth leitet einen Brief von Schmid Karl dem Jüngeren weiter an Rollett und schreibt auf das Kuvert mit der Adresse.

Henke eingestellt und ausgestrichen. Dieser Brief lag bei. Herzlich all Heil

Zoth

Anmerkung Zur Datierung:Die Serie der Briefe Karl Schmids des Jüngeren an Rollett setzt im Sommer 1900 ein; vermutlich handelt es sich um Schmids d.J. ersten Brief an Rollett, der dessen Ermunterung zur Folge hatte, die Schmid d.J. in seinem Brief vom 30. 6. 1900 erwähnte.

Lieber Bruder!

Ich teile Dir mit, dass ich vorhabe, am Montag, den 6. d[ieses] um 8:16 Uhr den Schnellzug zu besteigen und um 12:04 Uhr in St. Peter[-Freienstein] einzutreffen. Ich bitte, da das Zimmer im Schloss neben Euch nicht zu haben ist, mir im Gasthause „Graf“ ein möglichst gutes Zimmer bestellen zu lassen, wo ich, ohne Euch und mich unnötig zu genieren, übernachten kann. Heute sende ich per Post ein Gepäckstück voraus, welches ich einstweilen aufzubewahren ersuche. Ich freue mich sehr, alle wiederzusehen und hoffe, dass uns der Himmel ein paar schöne Tage schenkt.

Viele herzliche Grüße an alle, Dein

Emil

1900 VIII 12, Bruck a. d. Mur

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Nachdem ich nun die meisten der mir von Herrn Hofrat so freundlich überlassenen Abhandlungen des öfteren durchgearbeitet (besonders Nr. 1, 2 und 5) und nebenbei noch möglichst viele eigene Beobachtungen gesammelt, möchte ich mir erlauben, Herrn Professor nochmals die Anschauungen, die sich mir beim Studium über die Bedeutung der Erhebungen in den Pulskurven gewissermaßen aufgedrängt haben, und welche durch das eingehende Studium der verschiedenen Abhandlungen noch befestigt wurden, zur Begutachtung vorzulegen.

Angeregt hat mich zu dem genaueren Studium dieses physiologischen, aber wie ich bestimmt glaube, auch für die Pathologie sehr wichtigen Kapitels, die neueste im Eulenburg erschienene Abhandlung von Landois über den Puls und besonders seine Erklärung der sogenannten Rückstoßelevation.

Landois sagt: „Die R[ückstoß-]E[levation] entsteht dadurch, dass nach Verlauf der primären Pulswelle, die den Kurvengipfel zeichnet, das Arterienrohr sich zusammenzieht und auf das Blut einen Druck ausübt. Letzteres wird zum Ausweichen gebracht und prallt, zentralwärts gegen die bereits geschlossenen Seminularklappen geworfen, hier zurück und hierdurch wird eine neue positive Pulswelle erzeugt, welche wieder peripherisch zieht und im absteigenden Kurvenschenkel zur Verzeichnung gelangt. Da für die Fortbewegung dieser Rückstoßwelle Zeit erforderlich ist, so erklärt es sich, dass die R[ückstoß]-E[levation] im absteigenden Kurvenschenkel zeitlich um so später erscheint, je länger die Arterie ist, vom Herzen bis zur Peripherie gemessen.“

Dann kommen zwei Pulskurven, eine von der Arteria radialis, die andere von der Arteria tibialis postica, auf schwingender Stimmgabelplatte gezeichnet.

Marker

Landois zählt nun auf der 1. Kurve 22½ Schwingungen von 1-4, Landois zählt nun auf der 2. Kurve 30½ Schwingungen von 1-4; daraus folge also, dass die R[ückstoß]-E[levation] in der Kurve der Tibialis postica zeitlich später erscheine als in der der Radialis.

Ist es mir nun auch bei Landois Erklärung der R[ückstoß-]E[levation] schon von vorneherein nicht ersichtlich, warum in einer entfernteren Arterie die R[ückstoß-]E[levation] in der Pulskurve selber später erscheinen soll als in einer näheren, da ja doch auch die primäre Welle im ersteren Falle einen weiteren Weg zurückzulegen hatte als im zweiten, und daher einfach die ganze Pulskurve nur so viel später verzeichnet wird, als eben der Zeitverlust wegen des längeren Weges entspricht (natürlich gleiche Geschwindigkeit der primären und der dicroten Welle vorausgesetzt), so lehrt ein Blick auf beide Kurven ihre Ähnlichkeit untereinander, und wenn man die Zähnelungen nicht nur von 1-4 sondern bis 5 in beiden Kurven zählt, so findet man in der ersten 39½, in der zweiten 55½! Die Rechnung ergibt nun, dass Punkt 4 in der zweiten Kurve durchaus nicht verspätet erscheint. Es hat also entweder im 2. Fall die Stimmgabelplatte mehr Schwingungen in der Zeiteinheit gemacht, oder es war im 2. Fall die Herzrevolution von längerer Dauer. (Ich selber habe bei diesbezüglichen Versuchen – verglichen wurden Kurven von A[rteria] temporalis, radialis und dorsalis pedis – nie eine Verspätung der R[ückstoß-]E[levation] in den Kurven der Arteria dorsalis pedis gefunden.)

Was aber Landois' Erklärung der R[ückstoß-]E[levation] selbst betrifft, so glaube ich, dass nach Schluss der Aortaklappen eine rückströmende Blutbewegung ganz ausgeschlossen ist, da sich das Blut doch wie jede Flüssigkeit nach dem Orte des geringeren Druckes fortbewegen muss – da ferner die Arterienkontraktion doch nicht an einem Punkt allein stattfindet, was allerdings ein Wegdrücken des Blutes nach beiden Richtungen zur Folge haben müsste, da ferner die Kontraktion der Arterie doch dort am stärksten sein muss, wo die größte Ausdehnung stattgefunden, also je näher dem Herzen, desto stärker, und da endlich die Kontraktion auch nicht an allen Punkten des Arteriensystems gleichzeitig auftreten kann, sondern, ebenso wie es in zentrifugaler Richtung fortschreitend ausgedehnt würde, ebenso die Kontraktion am zentralen Teil früher als an den peripheren auftreten muss, wenn es überhaupt eine wirkliche arterielle Systole gibt, und nicht viel mehr auch während der Herzsystole das Bestreben der Arterien, sich zusammenzuziehen, andauert, und die Dehnung derselben nur eine passive ist, was mir viel wahrscheinlicher vorkommt.

Wodurch, frug ich nun, kann aber sonst die R[ückstoß-]E[levation] erzeugt sein? Mein Vater hatte gemeint, durch die Vorhofkontraktion. Nun tritt aber die R[ückstoß-]E[levation] am Beginn, die Vorhofsystole am Ende der Herzpause auf, was dieser Erklärung direkt widerspricht.

Die Ursache kann aber doch nur zentral liegen, kalkulierte ich weiter, da erstens die R[ückstoß-]E[levation] eine der konstantesten Erhebungen der Pulskurve ist, und da sie zweitens, wie Landois‘ oben erwähnte Kurven und meine diesbzüglichen Versuche lehren, an näheren und entfernteren Arteriengebieten gleiche Zeit nach der primären Pulswelle auftritt. Sie muss also einer zentrifugalen Blutwelle ihre Entstehung verdanken, welche um denselben Zeitraum später als die primäre Welle entsteht, als die R[ückstoß-]E[levation] verspätet auftritt gegenüber der primären Elevation. Als einzige mögliche Ursache dieser dicroten Welle fand ich nun den Aortaklappenschluss resp[ektive] die (der hydraulischen Widderwelle ähnliche) Stoßwelle, welche durch das Rückströmen des Blutes im Beginn der Diastole und die plötzliche Unterbrechung dieses rückläufigen Stromes durch die Spannung der Aortaklappen entstehen muss. Dass eine derartige Klappenschlusswelle entstehen muss, hat auch Landois empfunden, nur nennt er die erste sekundäre Zacke Klappenschlusszacke.

Ich möchte hier bemerken, dass ich unter dem nun einmal gebräuchlichen Worte Klappenschluss eigentlich Klappenspannung meine, ebenso wie Martius beides unterscheidet und kann mir sehr gut vorstellen, dass die Klappen schon vorher in einer Stellung sich befinden, welche ein Durchströmen von Blut durch sie verhindert. Und zwar ermöglicht mir dies von Freys Beschreibung des kontrahierten Herzens: „Während am gewöhnlichen Präparat die Klappen aus glatter Fläche zu entspringen scheinen, findet man am kontrahierten Herzen dicht unter den arteriellen Mündungen starke, in das Lumen vorspringende Muskelwülste, auf welchen die Taschenklappen mit ihrem tiefsten Teile aufsitzen. Durch die wulstartig vorspringenden Sphinkteren werden die arteriellen Mündungen zu engen Spalten zusammengezogen.“ Von Frey hat dies an frischen, maximal kontrahierten, aber noch nicht totenstarren Herzen, welche er härtete, studiert. Dass er sich nun vorstellte, dass während der ganzen Systole die arteriellen Mündungen so verengt seien, ist offenbar unrichtig, da das Herz sich nicht selbst eine Aortenstenose erzeugen wird, im übrigen auch beim gesunden Herzen ja kein entsprechendes Geräusch zu hören ist, was, wie von Frey selbst sagt, immer entsteht, wenn Flüssigkeit aus einer verengten Stelle in eine weitere dringt, und bei Aortenstenose ja auch deutlich zu hören ist; aber am Schluss der Systole, sagen wir mit Martius, während der „systol[ischen] Verharrungszeit“, also nach beendetem Austreiben des Blutes aus dem Ventrikel, kann obige Beschreibung sehr wohl zutreffen, da durch dieses wulstartige Vordrängen der Sphinktermuskulatur ja eine möglichst vollständige Entleerung des Ventrikels erzeugt wird, was auch sicher anzunehmen ist, und weil gewissermaßen hinter der Blutsäule eine derartige Kontraktion auch möglich ist. Mit dieser Vorstellung gibt von Frey aber eine Waffe gegenüber seiner Behauptung, dass eine Rückstauung von Blut am Ende der Systole (oder, wie ich meine, besser gesagt: am Beginne der Diasystole) nur in so geringem Maße (infolge des sehr kleinen Weges, den die Klappen zu ihrer Schließung zurückzulegen haben) stattfinde, dass ihr Einfluss auf die Form des Pulses ganz zu vernachlässigen sei.

Denn, wenn auch die Klappen nur einen kurzen Weg zurückzulegen haben, so muss doch im Beginne der Diastole auch die arterielle Mündung, welche am Ende der Systole, durch die wulstartig vorspringenden Sphinkteren zu einem engen Spalt zusammengezogen war, sich wieder erweitern und so tatsächlich die Möglichkeit gegeben werden, dass eine rückläufige Blutströmung erzeugt wird. Dass endlich die Klappe nicht in dem selben Momente gespannt wird und den 2. Ton erzeugt, in welchem der Aortadruck den Systolendruck erreicht oder um ein Minimum zu überschreiten beginnt, wie von Frey will, geht wohl daraus hervor, dass ein solcher Ton überhaupt entsteht. Dazu ist gewiss ein großer Überdruck in der Aorta nötig: die am Ende der Systole durch die wulstartig vorspringenden Sphinkteren einander genäherten, aber gefalteten Klappenzipfel lassen kein Blut mehr durch sich zurückströmen und erzeugen den Ton, wie ich mir vorstelle, hauptsächlich dadurch, dass sie durch die im Beginn der Diastole unter dem hohen Aortendruck stattfindende Erweiterung des arteriellen Ostiums entfaltet und gespannt werden.

Mit dieser Vorstellung ist aber nicht nur die Möglichkeit, sondern die zwingende Notwendigkeit einer rückläufigen Blutbewegung im Beginne der Diastole gegeben. Mit der Spannung der Klappen wird dieser rückläufige Strom plötzlich unterbrochen, und es entsteht die Klappenschlusswelle und in der Kurve die Elevation, welche also in diesem Sinn tatsächlich eine Rückstoßelevation ist.

Was ist aber dann Landois’ Klappenschlusszacke? Und warum kann Landois' Klappenschlusszacke nicht durch den Klappenschluss erzeugt sein? Weil sie sogar in der Radialis (bei gutem Blutdruck) noch früher entsteht, als ober der Aorta der 2. Ton gehört wird, was man leicht zeigen kann, indem man das Sphygmogramm in dem Augenblick unterbricht, in welchem man den 2. Ton ober der Aorta hört.

Bevor ich nun zur Beantwortung der Frage, wodurch Landois’ Klappenschlusszacke = 1. sekundäre Erhebung entsteht, möchte ich nun untersuchen, ob die Deutung der primären Erhebung als Erzeugnis des systolischen Bluteinströmens in das Gefäßsystem richtig ist. Es erschien mir anfangs wirklich als großes Wagnis, als ich nach längerer Überlegung auch hier zum Schlusse kam, dass die bisherige und in diesem Falle wohl allgemeine Erklärung derselben nicht richtig sein könne, und zwar aus folgenden Gründen: Erstens fällt die Kurve, nachdem der primäre Gipfel erreicht ist, bei normalen Kurven sofort wieder ab, und zwar ebenso oder nahezu ebenso steil, als sie angestiegen war. Nun wissen wir aber, dass der Ventrikel, nachdem er sein Blut entleert hat, noch eine gewisse Zeit kontrahiert bleibt (systolische Verharrungszeit), dadurch ist aber die Möglichkeit eines plötzlichen Absinkens des Druckes unmittelbar nach Erreichung seines Maximums geradezu ausgeschlossen, da ja die Druckabnahme infolge peripherischen Blutabflusses nur allmählich erfolgt. Diese systolische Verharrungszeit muss doch in der Pulskurve auch zum Ausdruck kommen, und zwar durch eine Verbreiterung des Gipfels, welcher durch das Einströmen des Blutes in die Aorta erzeugt wird. Zweitens kann durch den oben erwähnten Versuch (Markierung des 2. Tones an der Pulskurve) direkt nachgewiesen werden, dass der steile Abfall nach dem primären Gipfel geraume Zeit vor dem Aortaklappenschluss stattfindet, da einerseits die 1. sekundäre Welle bei normalem Blutdruck bereits deutlich verzeichnet ist, andererseits die Blutwelle von den Aortaklappen bis zur Radialis doch etwa 10/100 Sekunden beansprucht. Dadurch erscheint mir nun direkt nachgewiesen, dass bei der Annahme, die primäre Erhebung sei durch das Einströmen des Blutes erzeugt, eine zentrale Ursache für das schnelle Absinken nach dem ersten Gipfelpunkt durchaus nicht vorhanden ist. Das Absinken ist aber da, folglich muss die Annahme falsch sein. Drittens lässt sich die primäre Elevation durch verschiedene Belastung des Sphygmographen (resp[ektive] durch verschiedene Federspannung) bedeutend stärker beeinflussen als etwa die erste sekundäre El[evation], so dass es mir auf diese Weise oft gelungen ist, einen ziemlich hohen primären Gipfel durch starke Belastung zu einer sogen[annten] anakroten Erhebung herabzudrücken. Warum lässt sich nun die 1. sekundäre Erhebung nicht herabdrücken, die primäre aber wohl?

Dieser Befund sowohl als auch die Form der ersten sekundären Elevation haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass diese erste sekundäre Elevation durch das Einströmen des Blutes erzeugt wird.

Interessant ist, dass von Frey bei Versuchen über die Änderung der Pulskurven bei Vagusreizung, mit denen er beweisen will, dass die 1. sekundäre Erhebung nicht als Klappenschlusswelle aufgefasst werden kann (wie Landois und andere wollen), zu dem Ergebnisse gekommen ist: [„]Die erste sekundäre Erhebung kann höher werden (und wird bei genügend hohem Blutdruck stets höher) als der systolische /soll wohl heißen: primäre/ Gipfel. Diese sicher konstatierte Tatsache ist für sich allein schon gegen die Klappenschlusswelle entscheidend“.

Von Frey begründet diesen Schluss damit, dass er weiter sagt, und zwar ganz folgerichtig: „Wenn durch die Spannung der Aorta unmittelbar vor dem Klappenschluss ein Rückstrom des Blutes entstehen soll, so kann die Vernichtung dieser zentripetalen Strömung im günstigsten Falle die ursprüngliche Aortaspannung wieder herstellen.“ /Bei dieser Gelegenheit möchte ich von Frey fragen, ob er nach seiner Theorie glaubt, dass seine an den Blutkörperchen in den Kapillaren gedachte rücklaufende Welle imstande sei, die ursprüngliche Aortenspannung zu überbieten?/

Weiter hat von Frey beobachtet: „Die Amplitude der secundären Erhebungen wächst mit der Pulsgröße.“ Einen besseren Beweis für die Richtigkeit meiner Deutung der 1. sekundären El[evation] als Ausdruck des Einströmens des Blutes kann ich mir ja gar nicht wünschen! Wäre die primäre El[evation] durch den Bluteinfluss erzeugt, so müsste wohl diese vor allen andern an Höhe zunehmen, wenn bei der einzelnen Systole mehr Blut in die Aorta geworfen wird.

Von Frey sagt weiter: „So wird z. B. in Fig[ur] 61 die Pulsgröße durch eine Vagusreizung vermehrt. Sofort treten auch die sekundären Erhebungen, insbesondere die erste derselben, deutlich hervor, die Pulse werden sogar anakrot, obwohl der Blutdruck sinkt.“

Von Frey sagt weiter: „Die Erscheinung /nämlich die soeben geschilderte/ weist darauf hin, in der ersten secundären Erhebung gewissermaßen ein Abbild der systolischen Welle zu erblicken.“ (Und trotzdem er selbst das beobachtet, deutet er sie dann doch so ganz anders!)

Nachdem ich eine, den durch zahlreiche Versuche ermittelten Tatsachen nicht widersprechende, Erklärung der 2. und der 1. sekundären El[evation] gegeben zu haben glaube, obliegt mir nun die Deutung der primären Elevation, und zwar eine positive Deutung, nachdem ich die bisherige Erklärung derselben als mit sicher ermittelten Befunden und Tatsachen in Widerspruch stehend und folglich als unzutreffend bezeichnet habe.

Das steile Ansteigen und sofortige steile Absinken derselben deutet nach meiner Ansicht auf eine kurze Stoßwelle als Ursache; und deren Veranlassung ist nun nach meiner Meinung die Widderwelle, welche im Ventrikel durch den plötzlichen Schluss der Atrioventrikularklappe entsteht, jene Widderwelle, welche mein Vater als Hauptursache des Spitzenstoßes ansieht. Und dass diese aus physikalischen Gründen von meinem Vater theoretisch erschlossene Widderwelle tatsächlich existiert, glaube ich beweisen zu können. Ich habe sie nämlich an wirklichen Spitzenstoßkurven oder besser gesagt, an jenen Herzstoßkurven, deren systolische Erhebung von der Herzspitze gezeichnet wird, regelmäßig gefunden. Die Seitenwand des Ventrikels verzeichnet niemals den Moment des Atrioventrikularklappenschlusses. Es ist nun in vielen Fällen infolge der ungünstigen Lagerung der Herzspitze gar nicht möglich, Herzstoßkurven zu erhalten, deren systol[ische] Erhebung durch die Spitze selber verzeichnet wird und dadurch wird es auch erklärlich, dass außer Hürthle kein Forscher diesen Knick im aufsteigenden Ast gefunden (vielleicht mögen auch die verwendeten Aufnahmeapparate nicht vollkommen genug gearbeitet haben, wie aus Hürthles Kritik mehrerer derselben hervorzugehen scheint, oder es wurde dieser Knick, wenn er da war, für belanglos gehalten oder übersehen).

Auch fallen bei ein und derselben Person die Herzstoßkurven, zu verschiedenen Zeiten aufgenommen, nicht immer gleich aus, geringe Lageveränderungen des Herzens können schon ziemlich bedeutende Unterschiede herbeiführen, besonders wohl auch deshalb, weil ja die Herzspitze ihre Lage gegen die Brustwand ändert, der Aufnahmeapparat aber an Ort und Stelle bleibt. Vor kurzem ist es mir gelungen, von einem ca. 20jährigen sehr abgemagerten Tuberkulösen Herzstoßkurven im 5., 4. und 3. Interkostalraum zu erhalten; der Herzstoß war am stärksten im 4. Interkostalraum zu fühlen. Die entsprechenden Kurven hatten auch nicht die geringste Ähnlichkeit miteinander. Die im 5. Interkostalraum gewonnenen zeigten den Knick schön, die beiden anderen nicht. (Ich habe diese Versuche öfters angestellt.)

Dieser Knick im aufsteigenden Ast kennzeichnet sich meistens dadurch, dass (beiläufig in der Mitte desselben) der Anstieg plötzlich steiler wird, mitunter ist auch etwas wie ein kleiner Absatz sichtbar. Da aber nur die Spitze und niemals die Wand des Ventrikels diese Widderwelle zeigt, glaube ich mit Bestimmtheit daraus schließen zu dürfen, dass in entgegengesetzter Richtung eine Bewegung stattgefunden, ebenso wie etwa ein Gewehr auch nur nach hinten und nicht seitwärts stößt. Dieses Ausweichen kann aber nur gegen die Aorta hin stattfinden, und eben dieses Ausweichen des Blutes infolge des durch den Atrioventrikularklappenschluss plötzlich gesteigerten Druckes erzeugt nun die primäre Elevation in der Pulskurve.

Wenn nun meine Deutung der 3 wichtigsten Elevationen der Pulskurve richtig ist, so muss, wenn ich eine Pulskurve und eine Spitzenstoßkurve (welche den Knick zeigt) von einer Person (absolut gleich lange Einzelkontraktionen vorausgesetzt, was ich, da ich nicht gleichzeitig beide Kurven zu schreiben in der Lage bin, dadurch sichere, dass ich in einer längeren Pulsreihe von Kurven, die ich unmittelbar nacheinander aufgenommen, hier und dort 2 absolut gleich lange Einzelpulse heraussuche) so aufeinanderlege, dass der Beginn der primären Elevation in der Pulskurve genau auf den Atrioventrikularklappenschluss entsprechenden Knick in der Herzstoßkurve fällt (wodurch ich die zeitliche Verspätung der Pulskurve ausgleiche und gewissermaßen eine nahe den Aortaklappen gewonnene Aortadruckkurve mit der Herzstoßkurve in Vergleich ziehe), der dem 2. Ton entsprechende Punkt in der Pulskurve mit eben demselben in der Herzstoßkurve zusammenfallen. In der Pulskurve ist dies nach meiner Ansicht der Beginn der dicroten Erhebung, an der Herzstoßkurve markiere ich ihn mir /es ist Edgrens Punkt, im Durchschnitt erscheint allerdings die Markierung sehr kurze Zeit vor diesem Punkt, was aber damit leicht zu erklären ist, dass die Klappenschlusswelle ober der Stelle, wo sie entsteht, gehört wird, und zu ihrer Fortpflanzung durch den fast drucklosen Ventrikel und die Ventrikelwand denn doch auch eine, wenn auch sehr geringe Zeit braucht; im übrigen sagt ja auch Martius ganz klar, dass dem Moment der Klappenspannung doch nur der Beginn der dadurch entstehenden Stoßzacke entsprechen kann, was er allerdings bei der Kritik von Edgrens Klappenschlusspunkt nicht zu beachten scheint/. Und diese beiden Punkte fallen auch übereinander. Im übrigen lässt sich der zweite Ton auch in der Pulskurve markieren, wie ich es ja zuerst getan, nur kommt eben hier die Zeitdauer, welche die Pulswelle bis zur Radialis braucht, in Rechnung zu ziehen, welche Zeitdauer (z. B. bei dicroten Fieberpulsen) so lange werden kann, dass die Marke sogar auf oder vor den primären Gipfel fallen kann. In solchen Fällen ist natürlich auch die dem 1. Ton entsprechende Marke weit in den der Herzpause angehörenden Teil der Pulskurve vorgeschoben.

Hat die Herzstoßkurve den Knick nicht, so muss ich die dem 2. Ton entsprechenden Punkte der beiden Kurven übereinanderlegen und dann fällt der Beginn der primären Elevation der Pulskurve etwa in die Mitte des aufsteigenden Schenkels der Herzstoßkurve.

Nun habe ich allerdings mit dem denkbar einfachsten Instrumentarium, nämlich einzig mit einem Sphygmographen arbeiten können, und daher leicht den Einwurf zu gewärtigen, dass die so gewonnenen Resultate, obwohl mit der größtmöglichen Sorgfalt ausgeführt, denn doch zu unvollkommen seien, um solche Schlüsse darauf zu bauen.

Da kann ich mich aber auf einen Forscher berufen, welcher, wie ich aus seiner und den anderen Abhandlungen entnehme, mit den denkbar vollkommensten Mitteln seine Untersuchungen gemacht und mit größter Genauigkeit vorgegangen ist, und das ist Hürthle. Erst hat er die verschiedenen Aufnahmetrommeln untersucht und die beste gewählt und dann hat er einen selbstregistrierenden Apparat zur Markierung der Herztöne ersonnen und verwendet, wie er vollkommener und idealer wohl nicht gedacht werden kann. Und mit diesem Rüstzeug hat Hürthle den Knick im aufsteigenden Ast der Spitzenstoßkurve gefunden, mit diesem selbstregistrierenden Markierapparat hat Hürthle den Punkt des 1. und 2. Tones an der Herzstoßkurve markiert. Und zwar fiel der erste Ton „meist auf den Knick in der Mitte des aufsteigenden Schenkels. Diese Tatsache ist umso auffallender, als der einzige Punkt, in welchem die Ergebnisse der akustischen Markier-Methode /der anderen Forscher/ übereinstimmen, die Angabe betrifft, dass der 1. Ton auf den Fußpunkt des aufsteigenden Schenkels fällt“. Dies Hürthles eigene Worte. Leider findet aber Hürthle nicht die richtige Erklärung für diesen Befund. Wie es allgemein gefunden wurde, habe auch ich mit Hilfe der akustischen Markiermethode gefunden, dass der Beginn des ersten Tones auf den Fußpunkt des aufsteigenden Schenkels fällt. Das, was aber hier als 1. Ton zu verstehen ist, ist eben der Muskelton, und der Beginn dieses Muskeltones fällt gewiss mit dem Fußpunkt zusammen.

Was ist aber Hürthles erster Ton?

Hürthle verwendet als Aufnahmeapparat der Herztöne „ein kleines Stethoskop, auf dessen freies Ende eine stumpf kegelförmige Membran aus feinstem Pergamentpapier aufgeklebt ist. Analog dem Hammer des Trommelfelles ist auf dem Kegelmantel der Membran ein kleines Holzleistchen festgeleimt, welches beim Tönen der Membran in Schwingungen gerät usw.“.

Herr Hofrat selbst sagen in Ihrer Physiologie, dass die Untersuchungen Wintrichs zeigten, dass dem tiefen Muskelton im ersten Herzton ein höherer Klappenton beigemischt ist. „Man kann beide isolieren durch die von Wintrich empfohlene Membran-Luftresonatoren; auch mittels eines Stethoskopes, dessen becherförmiges Ende mit dünner Membran überzogen, gelingt die Zerlegung des 1. Herztones in den Muskel- und Klappenton.“

Und ein solches mit dünnster Membran überzogenes Stethoskop verwendet Hürthle – er markiert also nicht den Beginn des Muskeltones, sondern den Atrioventricular-Klappenton!

Und dieser so gefundene Punkt fällt genau mit dem Punkt zusammen, den ich als Anfangspunkt der Vorhofklappenschlusswelle gefunden!

Weiter hat auch Hürthle gefunden bei Vergleichung der Herzstoß- mit der Pulskurve, dass die Distanz zwischen dem „Knick“ und der Markierung des 2. Tones in der Herzstoßkurve nahezu gleich ist der Distanz zwischen dem Beginn des primären und des dicroten Anstieges in der Pulskurve. Rektifiziert man in dem oben angegebenen Sinn die Markierung des 2. Tones in der Herzstoßkurve, so kann auch das Wörtchen „nahezu“ im obigen Satze weggelassen werden.

Dieser Befund ist aber nur so [zu] erklären, dass die primäre Elevation der Pulskurve in einem kausalen Zusammenhange steht mit dem Knick in der Herzstoßkurve, und diesen kausalen Zuammenhang glaube ich eben mit der Vorhofklappenschlusswelle gefunden zu haben.

Im direkten Widerspruch mit meinen Anschauungen scheint eine Beobachtung von Martius an einem mit Aneurisma Aortae Behafteten zu sein. Martius fand hier den Fußpunkt des primären Anstieges der Aneurismakurve seitlich zusammenfallend mit dem Gipfelpunkt der dazugehörigen Herzstoßkurve. Darnach würde also die primäre El[evation] doch durch den Bluteintritt in die Aorta erzeugt, und die Existenz einer Vorhofklappenschlusswelle wäre hiemit schon widerlegt. Nun sieht aber diese Aneurismakurve so absonderlich aus, ganz unähnlich sonstigen Aortakurven, dass ich mir recht wohl vorstellen kann, dass in diesem Falle die Vorhofklappenschlusswelle wirklich am Aneurisma vorübergegangen, ohne auf seinen Inhalt wesentlich druckverändernd zu wirken, während das Einfließen des Blutes auch den Druck im Aneurisma erhöhte. Jedenfalls steht dieser Beobachtung eine andere gegenüber (von Rech), welche ergab, dass in diesem Falle vom Aortenaneurisma der primäre Anstieg in der Aneurismakurve begann, bevor der systol[ische] Gipfel in der Herzstoßkurve erreicht war. Martius meint dazu, da habe eben der Hebel der Herzstoßkurve länger „geschleudert“. Da aber Rech fand, dass die erwähnte zeitliche Differenz 4-6 hundertstel Sekunden betrug, so müsste das wohl ein gänzlich unbrauchbarer Apparat gewesen sein, mit dem Rech arbeitete, was wohl nicht gut anzunehmen ist. Wie müssten da Rechs Kurven aussehen! Leider hat sie Martius nicht aufgezeichnet.

Auch von Ziemssens Kurven des rechten Ventrikels und der Pulmonalis der Kath. Seraphin, welche Martius für seine Behauptung als Beweismittel erwähnt, und welche ebenso aufeinander fallen sollen, wie oben Martius´ Aneurismakurven, scheinen mir nicht beweisend zu sein, da doch die Druckverhältnisse im rechten Herzen und kleinen Kreislauf ganz andere sind als im linken Herzen und Aorta, daher auch die Arbeitsleistung des rechten V[entrikels] eine andere als die des linken. Und zudem wundert sich von Ziemssen selber über diese Lage der beiden Kurven zueinander, da dabei seine dem 2. Ton entsprechend gefundenen Punkte in beiden Kurven nicht übereinander zu liegen kommen.

Von Freys Theorie der hin- und zurück- und wieder hinlaufenden Wellen scheint mir so allen bekannten Druck- und Strömungsverhältnissen im Arteriensystem zu widersprechen, dass ich sie wohl nicht als Gegenbeweis gegen meine Anschauung betrachten zu müssen glaube.

Indem ich nun noch der Meinung Ausdruck gebe, auch die pathologischen Pulskurven mit Hilfe meines Erklärungsversuches der einzelnen wichtigen Elevationen leichter deuten zu können, erlaube ich mir zum Schluss nochmals die ergebene Bitte, Herr Hofrat möchten dies mein wohl schon recht lange geratenes Schreiben wohlwollend aufnehmen und mir als Ihrem Schüler die Auszeichnung zuteil werden lassen, mit mir, wie Herr Hofrat selber anzudeuten die Güte hatten, sich in eine Diskussion über meine Anschauungen einzulassen.

Die mir so freundlich überlassenen Abhandlungen bitte ich noch so lange behalten zu dürfen, bis mein Urteil, will sagen, bis Herr Hofrat über mich und meine Forschungsprodukte Ihr Urteil endgültig gesprochen.

Hochachtungsvoll ergeben zeichnet

Dr. Schmid [d. J.]

1900 VIII 30, Graz

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich möchte nicht gerne Störer irgendeiner in Aussicht genommenen Partie sein und will mich daher lieber nicht für einen bestimmten Tag anmelden. Komme ich, und es ist niemand da, so komm ich halt ein andermal oder warte, je nach Umständen. Jedenfalls verspreche ich, meinen Besuch zu machen, im äußersten Falle sogar, nach Abfassung meines Testamentes mit der Eisenbahn.

All Heil! Und Handkuss

O[skar] Z[oth]

Lieber Bruder!

Besten Dank für Deinen Brief und die Ansichtskarte aus Vordernberg. Es freut mich, dass bei Euren fleißigen Wanderungen in Berg und Wald das Wetter im Ganzen ein günstiges ist. Auch unsere kleine Partie auf das Eiserne Tor war von prächtigem Wetter begünstigt. Ich kann auch sagen, Schneeberg, Ötscher, Hochegg, Schneealpe, Windberg, Wechsel etc. ohne ein Wölkchen im reinsten Äther. Nur der Stephansturm verschwommen im Dunst, der ganz Wien umhüllte. Es ist wohl begreiflich, dass die flüchtige Bekanntschaft mit Frl. Tini Krempl kein hinreichend zwingender Grund war, mich in Baden aufzusuchen und doch habe ich die Einladung ernsthaft gemeint.

Der „Narr von Nürnberg“ hat mir wegen der dichterischen Sprache und den vielen poetischen Schönheiten wohl auch gefallen. Wenn die Geschichte, die so spannend anhebt und sich so reizend zu gestalten verspricht, nur nicht einen so abscheulichen (ich sage nicht tragischen) Verlauf nehmen würde.

Ich bin der Sorge um einen Gärtner noch immer nicht ledig und darum an das Hiersein gebunden. Viele Grüße an Dich, Rosa und die Kinder und alle Bekannten in St. Peter[-Freienstein], Dein

Emil

1900 IX 2, Bruck a. d. Mur

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Gestatten Sie mir, vorerst meinen besten Dank für die freundliche Karte und die mir gütigst in Aussicht gestellte Besprechung meiner Anschauungen auszusprechen.

Die Verlängerung und Verkürzung der Schlagadern habe ich wohl auch in Erwägung gezogen und glaube, dass dadurch wohl die Herzstoßkurve beeinflusst werden kann und auch wird, wie ich bei einigen Herzstoßkurven bemerkt zu haben glaube, bei denen die Markierung des 2. Aortentones scheinbar nicht mit dem tiefsten Punkt des absteigenden systol[ischen] Schenkels zusammenfällt, also die darauffolgende Erhebung der Herzkurve auch nicht als durch die Klappenspannung erzeugt gedeutet werden kann – wie sich aus dem Vergleich mit der zugehörigen Pulskurve ergab, für welche der markierte Punkt stimmte. Vielleicht ist die Zacke durch die Verlängerung und Aufrollung der großen Gefäße zu erklären.

Aber auf die Pulskurve, meine ich, dürfte die Verlängerung und Verkürzung der Hauptschlagadern keinen deutlich wahrnehmbaren Einfluss ausüben. Und auf die Erklärung der Pulskurve ist, wie ich glaube, deshalb mehr Gewicht zu legen, weil sie eine reine Druckkurve ist und darum mehr Aufklärung über die Kreislaufverhältnisse des Blutes zu geben vermag, als die Herzstoßkurve, welche von so vielen Faktoren beeinflusst wird, die im einzelnen Fall vielleicht gar nicht oder doch nur mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit in Rechnung gezogen werden können, wie die Lage des Herzens zur Brustwand etc.

Wichtig ist mir die Herzstoßkurve besonders deswegen, weil sie den Beginn der Systole anzeigt, den Schluss der Vorhofklappe (allerdings nur in geeigneten Fällen) und dann, weil sich die Töne auf ihr gut markieren lassen, ohne besonderen Zeitverlust durch verzögerte Fortpflanzung zu ergeben. Durch den Vergleich mit den zugehörigen Pulskurven glaube ich ja auch erst den Beweis dafür erhalten zu haben, dass die primäre Erhebung in der Pulskurve nicht durch das eigentliche Einströmen des Bluters erfolgt, sondern durch die plötzliche Drucksteigerung resp[ektive] Widderwelle bei Schluss der Vorhofklappe.

Herrn Hofrats Beurteilung meiner Ergebnisse mit großer Spannung entgegensehend zeichne ich mich als Ihr hochachtungsvollst ergebenster

Dr. Schmid [d. J.]

Hochgeehrter Herr Professor!

Soeben teilt mir Johann mit, dass der Ingenieur-Hausinspektor neue Abortschläuche einziehen lassen will. Dabei soll aber, weil nach seiner Meinung überflüssig, der dritte (von der Tür gerechnet) Abort kassiert werden. Ich bitte hierüber um freundliche Weisungen, da die Arbeiten schon morgen (Montag) beginnen sollen. Ich glaube, wir könnten den Platz auch ganz gut zur Anbringung einer großen Stelle für allerlei altes Gerümpel brauchen. Da Wendl fort ist, hat Johann mit einem überraschend intelligenten Geistesblitze „verfügt“, dass sämtliches Baugeräte und Material bei den Abortfenstern aufgezogen werden muss und nicht durch das Institut befördert werden darf!

All Heil! und Handküsse von Ihrem ergebenen

O[skar] Z[oth]

1900 X 2, Bruck a. d. Mur

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Von großer Freude erfüllt, dass Herr Hofrat meine Arbeit einer eingehenderen Überlegung gewürdigt, beeile ich mich, Ihnen für das freundliche Schreiben meinen besten und ergebensten Dank auszudrücken.

Leider habe ich früher keine Gelegenheit gehabt, Herrn Professors Ansichten über die Verlängerung und Verkürzung der Arterien und den Einfluss dieser Vorgänge auf die Pulskurve kennenzulernen, und ich muss leider gestehen, dass ich auch jetzt nicht sicher bin, ob ich Herrn Hofrat richtig verstanden habe, nämlich insoferne, ob nur die Verlängerung der dem Herzen näher gelegenen Abschnitte des Arteriensystems (also etwa Arcus Aortae und dessen Streckung bei Verlängerung und Krümmung bei Verkürzung) oder Verlängerung und Verkürzung des gesamten Arteriensystems als Ursache gewisser sekundärer Erhebungen anzusprechen ist.

Bezüglich der Verlängerung und Verkürzung peripherer Arterien infolge der Herzarbeit habe ich dieser Tage eine Beobachtung bei einem Typhuskranken zu machen Gelegenheit gehabt, die mich recht interessiert hat. Der Patient hatte ausgesprochenen dicroten Puls und an der rechten, ziemlich stark hervortretenden, ziemlich geschlängelten A[orta] temporalis war der Dicrotismus des Pulses sehr deutlich zu sehen, indem die dicrote Welle eine neuerliche, wenngleich schwächere Erhöhung der Krümmung veranlasste, als die eigentliche Blutwelle.

Leider dürfte es mir wegen Mangels geeigneter Instrumente nicht möglich sein, den Zeitpunkt des Beginnes der durch das Eintreiben des Blutes bewirkten Verlängerung der peripheren Arterien an der Pulskurve genau zu markieren, noch viel weniger natürlich die Verlängerung oder Verkürzung der zentralen, etwa der Aorta.

Ich werde es mir aber angelegen sein lassen, diesen Verhältnissen, soweit es in meiner Macht liegt, nachzuforschen.

Was nun meine Erklärung des primären Gipfels der Pulskurve anlangt, so habe ich wohl gefürchtet, dass Herr Hofrat mir dieselbe nicht gelten lassen werden. Und doch möchte ich bitten, es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich noch einen Versuch der Rettung dieses meines Geisteskindes wage. Den von Herrn Hofrat ausdrücklich erwähnten Grundsatz vorausgeschickt, dass das Erheben der Pulskurve Druckvermehrung, das Absinken Druckverminderung in der Arterie zur Ursache hat, scheinen sich mir doch sofort Schwierigkeiten zu ergeben, wenn, wie das inliegende Beispiel zeigt, unmittelbar nacheinander von derselben Arterie gewonnene, aber unter verschiedener Belastung aufgenommene Pulskurven total verschiedene Bilder zeigen. Welche Kurve ist nun richtig? Die mit 30 oder 50 gr Belastung aufgenommene, welche die primäre und die beiden wichtigeren sekundären Erhebungen in der gewohnten Weise zeigt, oder die mit 120 oder die mit 150 gr Belastung gewonnene? Das Beispiel scheint mir zu beweisen, dass unter steigender Belastung die primäre Erhebung an Höhe ab-, die erste sekundäre zugenommen hat, so dass bei 120 gr die primäre Erhebung schon zu einer ausgesprochen anakroten Zacke herabgesunken ist. (Leider habe ich nicht jedesmal bei Aufnahme dieser Kurve das Gehwerk frisch aufgezogen, so dass die zuletzt aufgenommenen Papierstreifen mit der höheren Belastung sich langsamer fortbewegen.) In anderen Fällen habe ich von ein und demselben Individuum von der Radialis Kurven erhalten wie hier bei niederer Belastung, von der Temporalis unter niederer Belastung solche wie hier bei hoher. Diese Verhältnisse habe ich nun so gedeutet, dass die erste sekundäre Erhebung dem eigentlichen Einströmen des Blutes entspricht, während die primäre Erhebung, welche auch bei geringer Belastung sofort steil abfällt, durch eine kurze, aber doch ziemlich kräftige Stoßwelle erzeugt wird. Da aber diese Stoßwelle als Widderwelle zu denken wäre, und diese gewiss ganz besonders von der Plötzlichkeit der beginnenden Herzkontraktion abhängt, respektive von der größeren oder geringeren Plötzlichkeit, mit welcher das in der Richtung gegen die Herzbasis und somit auch gegen den Vorhof getriebene Blut durch den Schluss der Vorhofklappen in seiner Bewegung behindert wird, andererseits wohl auch von der größeren oder kleineren Menge des in seiner Bewegung plötzlich behinderten Blutes, so dürfte sie unter verschiedenen Umständen auch sehr verschieden groß sein können: bei sehr seltenen Pulsen mit langsamer Herzaktion = 0, da hier auch der Schluss der Vorhofklappen nicht besonders schnell erfolgen dürfte, bei Aorteninsuffizienz kolossal groß, da hier beide Momente, rasche Kontraktion des Ventrikels und große Blutmenge, im gleichen Sinne wirken; zwischen diesen beiden Größen denke ich zahlreiche Mittelstufen. Die tatsächliche Existenz dieser Widderwelle schien mir durch den von Hürthle und mir gefundenen Knick im aufsteigenden Ast der Spitzenstoßkurve erwiesen, ferner durch die experimentelle Bestimmung der Gleichzeitigkeit dieses Knickes und des Vorhofklappenschlusses (des 1. Herztones Hürthles, welchen Herr Hofrat ja auch so deuten).

Die Plötzlichkeit des Abfalles der Pulskurve vom primären Gipfel war insoferne auch maßgebend für meine Schlüsse, als nach meiner Vorstellung die fortdauernde Gleichmäßigkeit des Blutabflusses in die Venen während der Dauer der Verharrung kein steileres Absinken der Pulskurve bewirken konnte, als etwa gegen Ende der Diastole, wo sich die Pulskurve in der Regel sehr sanft neigt, auch bei Kurven, welche unter geringer Belastung des Sphygmographen aufgenommen wurden. Nun sinkt aber tatsächlich die Kurve sofort nach Erreichung des primären Gipfels steil ab, fast ebenso steil, wie sie aufgestiegen, während der Blutdruck während der Verharrungszeit nur nach Maßgabe des abfließenden Blutes sinken kann, wie ich es mir vorstelle. Die erste sekundäre Erhebung zeigt aber dieses allmähliche Absinken, welches nach meiner Idee die Dauer der Verharrungszeit anzeigen würde, während das darauf folgende plötzliche Absinken bis zum Anstieg zur R[ückstoß]-E[levation] dem Beginne der Diastole, respektive dem Zurückweichen der Aortenklappen entsprechen würde. Die Erklärung der Rückstoßelevation als Klappenspannungselevation habe ich auch bei mehreren Forschern gefunden. Nachdem ich ferner keinen Widerspruch mit Tatsachen, welche auf anderen Wegen ermittelt wurden, gefunden und auch pathologische Kurven gut erklären zu können überzeugt war, glaubte ich, meiner Sache sicher zu sein.

Marker

Z. B. zeigen A. Ficks an sich selbst genommene Kurven, dass in der Volumkurve ebenso wie in den Druckkurven die 3 wichtigen Erhebungen vorhanden sind – in der Volumkurve ist aber die 1. sekundäre die höchste.

In der Druckkurve dürfte gewiss sehr oft die primäre Erhebung durch Schleuderung des Schreibhebels zu hoch ausfallen, da leider bei der Sphygmographie das Hauptgewicht auf möglichst hohe Kurven gelegt wird, während der Belastung (respektive Federspannung) des Sphygmographen und der Wechselverhältnisse zwischen diesen Momenten und der Arterienspannung zu wenig Gewicht beigelegt wird. Ist nun aber dieses Verhältnis unrichtig gewählt oder durch Schleuderung die Kurve verzeichnet, so dürfte auch der anfangs betonte Grundsatz auf solche Kurven nicht anwendbar sein, respektive umgekehrt die Kurven ungenügend sein, diesen Grundsatz darauf anzuwenden – wende ich ihn aber z. B. bei meinen beigelegten Kurven von 120–150 gr Belastung an, bei denen gewiss jede Schleuderung ausgeschlossen ist, so würde sich daraus ergeben, dass infolge des Ansteigens des Druckes bis zur ersten sekundären Elevation erst in diesem Momente das Zuströmen des Blutes ins Arteriensystem beendet sein kann. Damit wäre, wie ich glaube, der Beweis für die Richtigkeit meiner Deutung der primären und ersten sekundären Elevation für diesen speziellen Fall erbracht.

Bei einem heute aufgenommenen Spitalspatienten mit mäßiger Aorteninsuffizienz ist es mir durch Erhöhung der Belastung der Aufnahmspelotte sofort gelungen, die primäre, durch sichtbare Schleuderung erzeugte hohe Elevation unter das Niveau der 1. sek[undären] El[vation]herabzudrücken.

Ich bitte Herrn Hofrat, die beigelegte Kurve sich anzusehen. [Diese ist nicht mehr vorhanden]

Vielleicht ließen sich auf diese Weise nicht ganz unwichtige Daten über die zu verschiedenen Perioden eines Pulses herrschenden Blutdruckverhältnisse in den Arterien überhaupt gewinnen; vielleicht wäre es überhaupt notwendig, auszusprechen, wie groß die Belastung (oder Federspannung) genommen werden muss, um überhaupt richtige Kurven des Blutdruckes durch die Sphygmographie zu erhalten; ich meine natürlich nicht absolute Zahlen, sondern allgemeine Anhaltspunkte, nach denen bei verschiedenen Arterienspannungen vorzugehen wäre. Damit möchte ich aber den unter geringer Spannung aufgenommenen, durch Schleuderung verzeichneten Kurven durchaus nicht jeden diagnostischen Wert absprechen.

Indem ich zum Schlusse der Hoffnung Ausdruck gebe, dass mir Herr Hofrat diese Verteidigung meiner Ansichten nicht als Unbescheidenheit auslegen werden, sondern als das ernste Bestreben, die Resultate langer und anstrengender Arbeit auch mit Gründen zu stützen, erlaube ich mir noch die Bitte anzufügen, Herr Hofrat möchten mir Ihr Wohlwollen auch weiterhin zuteil werden lassen und die vorgebrachte Begründung Ihrer Überlegung würdigen.

In dem Bewusstsein, Herrn Hofrat schon für Ihre bisherigen Bemühungen und Förderungen den größten Dank zu schulden, zeichnet Ihr hochachtungsvollst ergebener

Dr. Schmid [d. J.]

My dear Professor Rollett

The receipt of your reprint is acknowledged with thanks.

Yours very truly

W. T. Porter Boston, Mass., USA

Besten Dank für die freundliche Zusendung Ihrer interessanten Abhandlung über die elektrischen und thermischen Einwirkungen auf das Blut.

Mit hochachtungsvollem Gruße ergebenst

Landois

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Herzlichen Dank für die freundliche Zusendung Ihrer Abhandlung, welche ich mit großem Interesse gelesen habe. Gestatten Sie mir bei dieser Gelegenheit, Sie um eine Auskunft zu bitten. Vor einigen Monaten schrieb mir ein gewisser Dr. Gutschy, der sich als Ihr Schüler ausgab, und bewarb sich um eine Assistentenstelle. Ich schrieb ihm, dass keine Vakanz da sei, worauf er wieder bat, ihn für zukünftige Fälle vorzumerken. Darauf zeigte ich im Juli oder Anfang August an, dass zum 1. November die Stelle eines zweiten Assistenten frei werde, und forderte ihn auf, Studienzeugnisse und Empfehlungen vorzulegen usw. Auf diesen Brief erhielt ich keine Antwort. Da aber auch mein Brief nicht als unbestellbar zurückgekommen ist, so weiß ich nicht, ob der Herr inzwischen Graz verlassen hat oder ob mein Brief etwa aus anderen Gründen nicht an ihn gelangt ist. Ich erlaube mir also anzufragen, ob Sie den Herrn kennen und eventuell, ob Sie ihn empfehlen können und ob Sie vielleicht einen anderen jungen Mann wissen, der Lust hätte, hierher zu kommen.

Verzeihen Sie die Belästigung und seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem ergebensten

I. Rosenthal

[1900] [XI/XII] [?], [Wien]

Hochgeehrter Herr Kollege!

Ich danke Ihnen recht sehr für die freundliche Erinnerung an mich, der Sie durch die Übersendung Ihres Vortrages über Franz Unger Ausdruck gegeben haben. Recht sehr muß ich um Entschuldigung bitten, daß ich von Graz wie bei Nacht verschwunden bin. Meine Übersiedlung erfolgte unter sehr unangenehmen Verhältnissen. Ich mußte ein größeres Lehrbuch, an dem ich in den letzten Jahren gearbeitet hatte, noch völlig abschließen, da dies nach Übersiedlung durch die unausweichliche Unordnung aller meiner bezüglichen Sammlungen nicht mehr möglich gewesen wäre. So war ich gezwungen, bis zum letzten Moment jede Stunde zur Arbeit zu benützen. Dann kam das Paket von über 40 Bücherkisten (im Physikalischen Institut stehen noch zwei große Bücherstellagen mit Büchern von mir, die ich im Frühjahr abholen werde), so daß ich zu Besuchen keine Zeit fand. Ich dachte im Oktober dies nachzuholen, aber meine Zeit war durch die Ordnung meiner Angelegenheiten hierzu sehr in Anspruch genommen, ich bin noch jetzt nicht in der Lage meine Bibliothek wirklich zu benutzen, so daß ich meine Herrn Kollegen in Graz bitten muß, mir bis zu Ostern Zeit zu lassen. Ich habe jetzt sehr viel zu tun mit Vorlesungen (es gibt hier sehr viel Philosophen und so werden alle angekündeten Vorlesungen zu Stande kommen und zum Teil mit sehr viel Hörern). Dann viel Korrekturen und andere Arbeiten. Ich bedaure recht sehr, Sie nicht mehr gelegentlich im Stadtpark treffen zu können. Ich wohne hier ganz angenehm, aber sehr teuer! Der Wind, den die Grazer hassen, tut mir wohl und erfrischt mich wie ein kaltes Bad. Wir haben deshalb hier weit mehr Landluft wie in Graz in der Jahngasse. Mit bestem Gruße Ihr ganz ergebener

Hann Wien XIX, Prinz Eugengasse 5

Anmerkung Zur Datierung: Hann hatte sich im Sommer 1897 – in Erwartung ruhigerer Arbeitsmöglichkeiten – von der Universität Wien an die Universität Graz versetzen lassen, wobei er allerdings außer Acht gelassen hatte, dass ihm hier die für seine Arbeiten notwendigen Hilfsmittel nicht zur Verfügung standen, sodaß er bereits zur Jahreswende 1897/98 seine Rückberufung nach Wien betrieb, die unter dem 19. 1. 1900 mit Wirksamkeit vom 1. 4. 1900 erfolgte. Hann hat Graz offenbar sofort nach Ende des Wintersemesters 1899/1900 nach Wien verlassen. Der Brief ist daher auf das Jahresende 1900 zu datieren.

Hochverehrter Herr Hofrat!

Ihre Orig[inal]mitt[eilung] habe ich soeben mit bestem Dank erhalten und zugleich zum Drucke befördert. Sie wird in Nr. 17 (24. November) erscheinen. Dadurch, dass sie mir hieher nachgesendet werden musste, ist übrigens ihr Erscheinen in keiner Weise verzögert worden, da Nr. 16, die schon 3 Originalmitteilungen enthält, am 3. November abgeschlossen worden ist. In ausgezeichneter Hochachtung Ihr sehr ergebener

Sigm[und] Fuchs

1900 XI 14, Heidelberg

Hochverehrter Herr Hofrat!

Ihren Liebenswürdigen Brief und die Spende von 110 Kr[?] für das Kühne-Denkmal [† 10. 6. 1900] haben wir erhalten, und ich sage Ihnen im Namen des Komitees unseren ergebensten Dank. An den Dekan der medizinischen Fakultät habe, Ihrem Wunsche entsprechend, ein offizielles Dankschreiben gerichtet.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz ergebener

Dr. O. Cohnheim

Sehr verehrter Herr Kollege!

Herzlichen Dank für Ihre Auskunft über Gutschy. Ich hätte diesen Dank schon längst ab-

gestattet, war aber in den letzten Tagen mit dem endlichen Abschluss einer langen Arbeit sehr beschäftigt und wollte diese erst vom Hals haben. Inzwischen hat sich noch ein Österreicher bei mir um die Stelle beworben, ein Herr Fuchs, der Assistent bei Löwit war und wegen eines Skandals mit Studenten von dort fort musste. Das macht mich natürlich stutzig, da ich von hier aus natürlich nicht beurteilen kann, ob die Schuld an F[uchs] oder an den Studenten lag. Wissen Sie etwas von der Geschichte?

Zwei Tage vor Empfang Ihres Briefes hatte ich Verworns Vortrag erhalten und ohne ihn anzusehen, einem Referenten des Biol[ogischen] Z[entral]bl[attes] weitergegeben. Ich bin deshalb nicht in der Lage, auf die von Ihnen aufgeworfene Frage des Zusammenhangs der Neuronlehre mit der Frage der spezif[ischen] Energien einzugehen. Dass ich gern Ihre Ansichten darüber hören würde, versteht sich von selbst. Und da Sie meinen, das wäre etwas für das Biol[ogische] Zentralbl[att], so erlaube ich mir zu fragen, ob Sie nicht darüber etwas schreiben wollen. Ich würde mich sehr freuen, einen Aufsatz von Ihnen bringen zu können und die Leser würden gewiss dankbar sein.

Mit den herzlichsten Grüßen Ihr ganz ergebener

I. Rosenthal

1900 XI 16, Bruck a. d. Mur

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Nachdem ich nun die mir von Herrn Hofrat gemachten Einwürfe genau überdacht und mich auch besonders bemüht habe, die Verlängerung und Verkürzung der Arterien in ihrer Wirkung auf die Pulskurve zu studieren, erlaube ich mir nun, die Resultate dieses Studiums Herrn Hofrat vorzulegen mit der Bitte, auch ihnen eine gütige Beachtung und Überlegung angedeihen lassen zu wollen. Meine früher geäußerte Meinung, dass die Verlängerung und Verkürzung der Arterien nur auf die Herzstoß-, nicht aber auf die Pulskurve Einfluss haben können, habe ich als unrichtig erkannt und bitte, mir meine damalige Voreiligkeit nicht zu sehr zu verübeln.

Heute denke ich mir die Sache so:

Tatsache ist, dass

1. bei der systolischen Verkleinerung des Herzens die Entfernung zwischen Atrioventrikulargrenze und Herzspitze abnimmt,

2. man bei der direkten Beobachtung am lebenden Tiere die Atrioventrikulargrenze der nahezu an ihrem Orte bleibenden Herzspitze sich annähern, bei der Diastole sie wieder an ihren früheren Ort zurückkehren sieht,

3. am ausgeschnittenen, an den Vorhöfen aufgehängten noch zuckenden Herzen während der Systole die Herzspitze sich nach aufwärts bewegt und der Basis annähert. Würde man, umgekehrt, das Herz an der Spitze aufhängen, so glaube ich nicht zu irren, wenn ich als sicher annehme, dass in diesem Falle bei der Systole sich die Herzbasis nach aufwärts bewegen und der Spitze annähern würde.

Nun ist aber das Herz tatsächlich im lebenden Tiere nicht an der Spitze, sondern an der Basis aufgehängt, und trotzdem sieht man die Basis sich der Spitze, und nicht die Spitze sich der Basis systolisch nähern. Dieses Phänomen ist nun, wie ich meine, so aufzufassen, als wenn man etwa bei dem herausgeschnittenen, an der Basis aufgehängten Herzen den betreffenden Haken oder die Schnur, woran das Herz befestigt, bei jeder Systole um so viel senken oder verlängern würde, um wieviel die Herzspitze sich der Basis nähert (und umgekehrt in der Diastole). Es würde nun die Herzspitze an ihrem Ort bleiben müssen und die Basis systolisch hinab- und diastolisch hinaufrücken. Da sich die großen Arterien, an denen das Herz in vivo befestigt ist, tatsächlich während der Systole verlängern und während der Diastole wieder verkürzen, also obgenannte Versuchsbedingungen hier zutreffen, so erscheint dadurch das auffällige Hinab- und Heraufrücken der Atrioventrikulargrenze im Lebenden ungezwungen erklärt.

Dass diese systolische Verlängerung der nach allen Richtungen elastischen Arterien durch die nicht unbedeutende systolische Inhaltsvermehrung erzeugt wird, welche entstehen muss, da in einem gewissen Zeitraum viel mehr Blut einströmt, als abfließen kann, scheint mir nicht zweifelhaft zu sein.

Ob die Quer- und Längsdehnung relativ gleiche Werte erreichen und gleichzeitig beginnen, oder ob letztere erst nach Erreichung einer gewissen Ausdehnung in die Weite beginnt, darüber habe ich genaue Aufklärung nicht finden können. Der Angabe von Moens, dass der Elastizitätskoeffizient der menschlichen Aorta in der Quer- und Längsrichtung für die gleiche Belastung gleich sei, steht die entgegengesetzte von Roy gegenüber, übrigens spielen im Lebenden gewiss auch Faktoren mit, welche an Streifen toter Aorta kaum zum Ausdruck kommen können, z. B. Vasomotoreneinfluss. – Nach meiner Vorstellung ist bei gesunden Arterien die Ausdehnung in die Weite prozentuell wohl bedeutend überwiegend über die Längsausdehnung und deshalb auch zeitlich früher beginnend. Jedenfalls glaube ich aber, dass die Längsdehnung den größten Wert erreicht im Momente der stärksten Füllung des arteriellen Systems, also in dem Momente, wo der systolische Blutzufluss, an Intensität abnehmend, die Größe des gleichzeitigen Blutabflusses aus den Arterien erreicht. Von da an bis zum Momente des gänzlichen Versiegens des Zufließens denke ich mir eine sehr langsame und geringfügige Abnahme des Drucks und der Dehnung (einfach proportional der in dieser Zeit allmählich abnehmenden Blutmasse im arteriellen System), bis endlich im Momente der Erschlaffung des Ventrikels und der damit verbundenen Erweiterung der Aortawurzel ein ziemlich rascher Druckabfall, besonders am Anfangsteil der Aorta, eintritt, und wie ich mir denke, demzufolge auch ein rascheres Verkürzen der Aorta.

Die Wirkung der Verlängerung der Arterien auf die Pulskurve denke ich mir so: Der Sphygmograph gibt die Spannungsänderung und die durch Inhaltsvermehrung oder Verminderung erzeugte Veränderung des Querschnittes der untersuchten Arterie an der untersuchten Stelle an. Würde nun keine Längenausdehnung der Arterien existieren, so würde die ganze systolische Blutzunahme durch seitliche Ausdehnung der Arterien bewältigt werden müssen und mittels des Sphygmographen mit größerer oder geringerer Genauigkeit gemessen werden können. Dadurch aber, dass außer der seitlichen auch eine Ausdehnung in die Länge eintritt, kommt die Zunahme um jene Blutmenge, welche sozusagen in dem neu zugewachsenen Arterienstück Platz findet, in der Pulskurve nicht zum Ausdruck, da die seitliche Ausdehnung und die Spannung des Blutes an irgend einem Punkte die gleiche bliebe, wenn keine Längenausdehnung stattgefunden hätte, dafür aber um so viel Blut, als eben in dem verlängerten Stück aufgespeichert wurde, weniger zugeflossen wäre; ich meine, man kann sich diese Verlängerung samt Inhalt wegdenken und könnte man dieses Stück tatsächlich ausschalten, so würde die Pulskurve sich in nichts ändern. Verkürzt sich die Arterie wieder zur ursprünglichen diastolischen Länge, so muss nun diese gewissermaßen ausgeschaltete Blutmasse in der unverlängerten Arterie Platz finden, und daher so wirken, als ob sie erst jetzt neu eingetrieben würde, nämlich Druck und Inhalt vermehrend im nunmehr unverlängerten Arteriensystem; dies muss nun in der Pulskurve zum Ausdruck kommen.

Wenn nun meine Vorstellung richtig ist, dass während der Systole, genauer gegen Ende der Systole, infolge der starken Kontraktion der in der Herzbasis gelegenen Ringmuskulatur auch der Anfangsteil der Aorta verengt ist, dass weiter bei Eintritt der Diastole auch diese Ringmuskulatur erschlafft und infolge dessen durch den Inhaltsdruck des Aortablutes der Anfangsteil der Aorta rasch erweitert und dabei die vorher lose aneinander gelegten Klappen gespannt werden, wenn es ferner richtig ist, dass in diesem Moment eine rasche, wenn auch nicht sehr bedeutende, Druckabnahme im Anfangsteil der Aorta entsteht, so muss in dieser Zeit auch eine verhältnismäßig rasch erfolgende Arterienverkürzung stattfinden, am Anfangsteil der Aorta vielleicht noch etwas erhöht durch die diastolische Erweiterung derselben an sich. Ob diese Schlüsse richtig sind, dürfte vielleicht die Beobachtung lehren, ob tatsächlich das diastolische Hinaufrücken der Atrioventrikulargrenze etwas rascher erfolgt als das systolische Hinabrücken; so stelle ich es mir nach diesen Schlussfolgerungen vor. In der Pulskurve wäre es die sogenannte Rückstoßelevation, in welcher die Wirkung dieses Vorganges auf die Pulskurve zum Ausdruck käme, oder wenn die Verkürzung erst nach Spannung der Aortaklappen erfolgt, eine der auf die Rückstoßelevation folgenden sogenannten Elastizitätselevationen.

Auf dem mir von Hern Professor gewiesenen Wege glaube ich also zur Erkenntnis gelangt zu sein, dass der systolische Teil der Pulskurve, besonders jener, welcher der größten Blutfüllung entspricht, zu niedrig ist. Die größte Blutfüllung des arteriellen Systems muss aber wohl in dem Momente erreicht sein, in welchem, wie oben erwähnt, der Zufluss eben den Wert des Abflusses erreicht, nachdem er den Höhepunkt überschritten. Wo ist nun dieser Punkt und überhaupt die ganze zu niedrig gezeichnete systolische Strecke? Nach meiner Vorstellung reicht letztere in der Pulskurve bis zu dem Punkte, wo das steile Absinken vor der sogenannten Rückstoßelevation beginnt.

Die Zeit der Systole beträgt in ihrer Dauer durchschnittlich 3/10 Sekunden = 30 Hundertstel Sekunden. Davon ca. 8/100 abgerechnet für die Zeit vom Beginn des ersten Tones bis zur Eröffnung der Aortaklappen, bleiben 22 Hundertstel Sekunden. Von diesen sollen nun nur etwa 10-11 für die Zeit der Austreibung des Blutes und der mindestens ebenso große Rest für die Verharrungszeit verbraucht werden. Nach meiner Anschauung dauert aber das Austreiben des Blutes während nahezu der ganzen 22 Hundertstel Sekunden an. Meine Gründe dafür sind folgende:

1. kann ich mir nicht denken, dass das Herz 11–12 Hundertstel Sekunden kontrahiert sein soll, ohne dabei die geringste Arbeit zu leisten, was bei der Annahme einer so lange dauernden Verharrungszeit der Fall wäre, und dass es andererseits zu einer Arbeitsleistung, für welche ihm 22 Hundertstel Sekunden zur Verfügung stehen, nur 10–11 Hundertstel verwenden sollte, da dies für diese 10–11 Hundertstel Sekunden die doppelte Leistung verlangt, weil die Arbeit ja in der halben Zeit bewältigt werden müsste. Auch die Inanspruchnahme der Arterienelastizität wäre eine bedeutend höhere als nach meiner Anschauung, eine unnütze Schädlichkeit, welche durch die Selbstregulierung des Organismus gewiss verhindert wird. Der Endeffekt wäre nach beiden Anschauungen der gleiche: Die Arterien enthalten das systolisch zugeströmte Blut, und während der 22 Hundertstel Sekunden ist eine gewisse Blutmenge in die Kapillaren abgeflossen; die zurückbleibende arterielle Blutmenge ist gleich.

2. Die Kontraktion der Ventrikel ist eine gleichmäßige; demgemäß müsste auch der Druck im Ventrikel gleichmäßig zunehmen bis kurz vor dem Beginn der Erschlaffung, wenn nicht die Vorhofklappenschluss-Widderwelle da wäre, welche die aufsteigende Kammerdruckkurve rascher in die Höhe steigen lässt, als der Kontraktion als solcher entsprechen würde. Tatsächlich zeigt Mareys Druckkurve der linken Kammer den Gipfel knapp vor Beginn der Diastole, und den aufsteigenden Ast buckelig vorgetrieben.

3. Die Aortakurve zeigt entsprechend diesem Buckel eine erste Elevation (nach meiner Auffassung die primäre), entsprechend dem Gipfel der Kammerdruckkurve auch ihre höchste Erhebung (erste sekundäre Erhebung). Die Entfernung dieser höchsten Erhebung vom Punkte des systolischen Anstieges entspricht auf Mareys Aortenkurve ca. 25 Hundertstel Sekunden, nicht aber 10 Hundertstel Sekunden. Da aber die normale Aortenkurve überhaupt, also in allen Fällen, anacrot ist, ist wohl anzunehmen, dass die Zeit des Aorteneinstromes normalerweise ca. 22 Hundertstel Sekunden beansprucht.

4. Landois sagt in seinem Lehrbuche über die Einströmungszeit des Blutes in die Aorta: „Diese erreicht offenbar ihr Ende in der Einbuchtung zwischen c und d“ (bezogen auf eine Herzstoßkurve). Herr Hofrat selber sagen, dass Landois nirgends eine Begründung seiner Deutung des Kardiogrammes veröffentlicht. Aus dieser Annahme aber einerseits, und andererseits aus der Tatsache, dass die Ventrikelkontraction nach Eröffnung der Semilunarklappen noch ca. 22 Hundertstel Sekunden dauert, während die Einbuchtung zwischen c und d ca. 8–9 Hundertstel Sekunden nach Eröffnung der Aortaklappen verzeichnet ist, muss sich allerdings für die restlichen 14–13 Hundertstel Sekunden der Kontraktion eine einfache „Verharrung“ ergeben. Dass aber diese „Annahme“ nicht richtig ist, scheinen mir Mareys Kurven, besonders die Aortakurve, mit großer Anschaulichkeit zu beweisen. Mit dieser Annahme steht oder fällt auch die daraus gefolgerte Deutung der restlichen Kontraktionszeit.

5. Würde man aber die Zeitdauer des Einströmens des Blutes in die Aorta nach der Zeitdauer berechnen, welche beansprucht wird, um in der Pulskurve vom Beginn der primären Erhebung zum Gipfel derselben zu kommen, so kämen nicht einmal 10 Hundertstel Sekunden heraus; so zeigt z. B. eine von Herrn Hofrat im Lehrbuch gezeichnete sphygmochronographische Kurve einer menschlichen Aorta im aufsteigenden Schenkel 6 Vibrationen, im absteigenden 52 von je ca. 1 Hundertstel Sekunde.

6. Nicht nur die Aortakurven, sondern auch z. B. Radialiskurven zeigen bei relativ hoher Belastung Anakrotismus, und ebenso bei minimalster Belastung aufgenommene Kurven (ausgenommen sind davon die Arterien der unteren Extremitäten, bei welchen die erste sekundäre Elevation relativ niedriger ist als bei den anderen Arterien, weil sich in dieselben wohl die primäre Welle mit ungeschwächter Kraft fortpflanzen kann, das nachherige Nachströmen von Blut aber nicht in demselben Maße wie in anderen Arterien, weil durch die bei der Teilung der Aorta in die beiden Iliacae com[munes] erfolgte ziemlich beträchtliche Querschnittsverringerung eine Beschränkung der zuströmenden Blutmasse geschaffen ist).

Diese vorgebrachten Daten berechtigen nun nach meiner Anschauung zur Schlussfolgerung, dass das systolische Zuströmen des Blutes in die Aorta nicht, wie bisher angenommen, nur etwa 10 Hundertstel Sekunden dauert, sondern bis oder wenigstens nahezu bis zum Ende der Systole überhaupt.

Nun wäre aber noch meine Annahme zu begründen, dass der Beginn des Einströmens mit dem Schluss der Atrioventrikularklappen zusammenfällt, resp[ektive] mit der dadurch erzeugten plötzlichen Drucksteigerung im Ventrikel, da viele Autoren annehmen, dass dieser Atrioventrikularklappenschluss sofort mit der Kontraktion des Ventrikels eintreten müsse. Da aber das Einströmen des Blutes in die Aorta erst ca. 8 Hundertstel Sekunden nach Beginn des ersten Tones erfolgt, so wäre das ein Widerspruch. Ich glaube nun nachweisen zu können, dass der Atrioventrikularschluss tatsächlich erst etwa 7–8 Hundertstel Sekunden nach Beginn des ersten Tones erfolgt:

Herr Hofrat erwähnen in Ihrem Lehrbuche ausdrücklich, dass man durch geeignete Vorrichtungen den 1. Herzton getrennt hören kann, als Muskelton und als Klappenton. Nun hat Martius, um Einwürfe gegen seine akustische Markiermethode, resp[ektive] deren Genauigkeit zu widerlegen, Versuche angestellt, bei denen er selbst das Resultat erhielt, dass zeitliche Differenzen zweier Töne erst, wenn sie 6 Hundertstel Sekunden übersteigen, stets empfunden werden, beziehungsweise die beiden Töne getrennt gehört werden, unter 4 Hundertstel Sekunden wird stets nur 1 Ton gehört, zwischen 4 und 6 Hundertstel Sekunden ist das Ergebnis schwankend.

Die Schlussfolgerung aus diesen beiden Sätzen ergibt also, dass der Vorhofklappenschlusston um mehr als 6 Hundertstel Sekunden später ertönen muss, als der Muskelton beginnt, wenn man ihn von diesem deutlich unterscheiden soll. Übrigens lässt sich diese zeitliche Differenz an Spitzenstoßkurven, welche den erwähnten Knick zeigen, direkt messen.

Nun muss ich noch eine Lücke ausfüllen, welche ich in meiner ersten Darlegung meiner Anschauung über die Bedeutung der einzelnen Erhebungen der Pulskurve gelassen. Ich glaube, damals nur von einem Stoß gesprochen zu haben, welcher durch die plötzliche Drucksteigerung im Ventrikel infolge des Atrioventrikularklappenschlusses erzeugt wird, und die Frage offen gelassen zu haben, ob infolge dieser plötzlichen Drucksteigerung schon Blut aus dem Ventrikel entleert wird oder nicht. Heute glaube ich nicht zu irren, wenn ich ersteres annehme, und zwar schon deshalb, weil ja auch die plethysmographische Kurve, auf welche doch nur eine Volumsänderung des ganzen Armes oder untersuchten Körperteiles überhaupt wirkt, entsprechend der primären El[evation] der Pulskurve auch eine Elevation zeigt, die höchste Erhebung allerdings erst, wie es nach meiner Anschauung auch sein muss, entsprechend der 1. sekundären Elevation. Ein wie großer Teil des Ventrikelblutes aber ausgetrieben wird durch die Vorhofklappenschlusswidderwelle, muss wohl von der Druckdifferenz, die in diesem Momente zwischen Aortablut und Kammerblut statthat, abhängen. Bei hoher Spannung in den Arterien wird diese Blutmenge gering sein müssen, bei sehr niedrigem Aortadruck wird verhältnismäßig viel schon in diesem Momente ausströmen. Damit stimmt auch vollkommen der Befund, dass Pulskurven von stark gespannten Arterien die 1. sekundäre Erhebung gut ausgeprägt zeigen, und bei ihnen, auch bei mittlerer Belastung trotz geschleuderter primärer Erhebung diese die 1. sekundäre nicht sehr überragt, während bei sehr niedrigem Blutdruck in den Arterien, z.B. in hohem Fieber, die primäre El[evation] im Verhältnis zur 1. sek[undären] sehr entwickelt ist, ja letztere fast ganz verschwinden kann, wie beim dicroten Fieberpuls. Damit ist auch sehr leicht zu erklären, dass bei Gebrauch von Natriumsalicylicum infolge der damit verbundenen Erschlaffung der Gefäße und Verminderung des arteriellen Blutdruckes die primäre El[evation] hinauf- und die erste sekundäre herabgeht, und durch Digitalis das Umgekehrte bewirkt wird.

Und so hoffe ich denn, einerseits der von Herrn Hofrat betonten Bedeutung der Verlängerung und Verkürzung der Arterien in ihrer Wirkung auf die Pulskurve gerecht geworden zu sein, eben damit auch eine Erklärung dafür gefunden zu haben, dass die 1. sek[undäre] Elev[ation] in der gewöhnlichen Pulskurve verhältnismäßig zu niedrig gezeichnet wird, während ich die Wirkung der Verkürzung in der sogenannten Rückstoßelevation zu sehen glaube, andererseits aber auch wieder einige Daten gefunden zu haben, welche für meine Deutung der primären und 1. sekund[ären] El[evation] in der Pulskurve sprechen, besonders jene, welche es mir nahezu als sicher erscheinen lassen, dass normalerweise die Einströmungszeit des Blutes in die Aorta mit der Vorhofklappenschlusswelle beginnt und mit dem Ende der Systole erst endet.

Indem ich zum Schlusse Herrn Hofrat bitte, meinen wärmsten und ergebensten Dank für Ihren Hinweis auf die Wichtigkeit der Verlängerung und Verkürzung der Arterien für die Pulskurven entgegenzunehmen und die stille Erwartung ausspreche, dass Herr Hofrat doch vielleicht einiges von dem, was ich nach langem und ernstem Arbeiten gefunden zu haben glaube, als richtig anerkennen möchten, beehre ich mich zu zeichnen als Herrn Hofrates dankbar ergebener

Dr. Schmid d[er] J[üngere]

Hochgeehrter Herr Hofrat!

In Beantwortung Ihrer gefälligen Karte vom 30. November 1900 erlaube ich mir Folgendes zu erwidern. Der Titelkopf ist nicht von mir, sondern vom Redaktionskomitee festgestellt worden. Ich beeile mich jedoch, die Aufklärung, welche ich zu geben imstande bin, mitzuteilen. So viel mir bekannt ist, hat der Steiermärkische Volksbildungsverein politischen Charakter und daher gesetzlich nicht das Recht, mit anderen Vereinen in ein Verbandsverhältnis zu treten. Dies war auch die Ursache, dass der Verein keinen eigenen Vertreter für das Red[aktions]kom[itee] nominiert hat, sondern Herrn Hofrat Gruber ersucht hat, als solcher zu fungieren. Dies ist in einer Sitzung zur Sprache gebracht worden. Dies dürfte auch der Grund sein, dass die Nennung auf dem Titelblatt unterblieben ist. Ich werde Ihre Zuschrift sofort dem Redaktionskomitee mitteilen und die Sache zur Sprache bringen. Sollten keine Bedenken gegen die Mitteilung auf dem Titelblatt obwalten, so wird die Nennung schon auf dem folgenden Heft erfolgen.

Mit der Bitte, diese meine unverbindlichen Mitteilungen vorderhand zur Kenntnis zu nehmen, zeichne ich Herrn Hofrat ergebenster

A. Lampa
Priv.-Doc. Dr. Anton Lampa
Redaktion des „Centralbatt für Volksbildungswesen“
Wien, IX., Lazarethgasse 24

Avec tous mes remerciements pour l’envoi de votre mémoire

Charles Richet

Lieber Bruder!

Die Unglücksnachricht aus Graz habe ich noch am 11. d[ieses] durch ein kurzes an Toni gerichtetes Telegramm erfahren. Ich war so betroffen, da ich mir die Sache gar nicht erklären konnte. Nun erfahre ich durch Dein heute eingelangtes Schreiben erst die äußeren Details, die der Katastrophe vorangingen. Nach all dem muss ich mich wohl der Meinung anschließen, dass eine Embolie der Pulmonalarterie stattgefunden hat. Wahrscheinlich von dem Uterinraum her. Bei allem Unglück, das Oskar betroffen hat, halte ich es noch für eine Gunst des Geschicks, dass ihm die Frau Ernstberger zur Disposition steht. Ich kann mir gar nicht denken, was er in den letzten Wochen und in der gegenwärtigen Situation ohne diese Frau angefangen hätte. Was künftig werden soll, darüber lässt sich heute freilich gar nicht reden.

Ich danke Dir bestens für die Übersendung des Dorfboten mit der sehr gelungenen lebendigen Charakterisierung Ungers, die in Deiner ausgezeichneten Rede enthalten ist. Wenn es leicht möglich ist, mir auch die Fortsetzung des Berichtes über die Unger-Feier zu senden, so bitte ich darum.

Vor einigen Tagen war hier die Beerdigung der Frau Anna Rollett, Gemahlin des Sparkassenkassiers Karl Rollett. Sie war eine sehr sympathische liebenswürdige Natur und starb nach einer Bauchoperation im hiesigen Krankenhaus. Ich weiß nichts Bestimmtes, vermute aber Peritonitis mit Adhäsionen nach wiederholten Blinddarmentzündungen, da sie seit Jahren zu leiden hatte und schon einmal operiert wurde im Rudolphinerhause. An Oskar richte ich heute ein Schreiben und durch Toni ließ ich einen Kranz bestellen.

Das Wetter ist bei uns und wahrscheinlich auch bei Euch kein günstiges. Kalt und nebelig, das rechte Influenzawetter. Man muss sehr vorsichtig sein, namentlich bei Leichenbegängnissen und in Kirchen.

Viele herzliche Grüße an Dich, Rosa und die Kinder von

Emil

Den Brief des Dr. Stolz an Dich habe ich auch erhalten. Emil

Hochgeehrter Herr Kollege

Ich danke Ihnen recht sehr für die Zusendung des „Dorfboten“ v[om] 6. L[etzten] M[onats], worin Ihre prächtige Rede abgedruckt ist, welche Sie anlässlich der Unger-Feier in Graz hielten. Ich habe Ihre, auch in Lektüre sehr eindrucksvolle Rede schon früher kennengelernt, da mir Herr Prof. Kročan [?] in Graz, auch ein Schüler Ungers, jene Nummer der Grazer „Tagespost“ zusendete, welche Ihre Rede enthielt.

Wir haben eine würdige Jahrhundertfeier Ungers – Enthüllung einer Büste Ungers, von Meisterhand ausgeführt, in den Arkaden der Universität – in Vorbereitung.

Unserer Gepflogenheit zufolge finden im Winter keine Enthüllungen statt. Trotzdem bemühe ich mich, die Feier am Gedenktage – der 30. Nov[ember] – zu ermöglichen. Meine Gedenkrede habe ich in den Ferien verfasst, es auch sonst an einer Förderung meines Vorhabens nicht fehlen lassen. Aber man war nicht recht geneigt, von dem einmal eingeführten Usus abzugehen, und so wird die Enthüllungsfeierlichkeit erst im Frühling stattfinden.

So hatten wir am Gedenktage nur eine bescheidene Vorfeier, welche in einer Rede bestand, die ich zur Zeit meiner gewöhnlichen Vorlesung in Gegenwart des Rektors und einiger anderer Persönlichkeiten und zahlreicher Studenten hielt.

Gerne wäre ich bei der imposanten Grazer Feier zugegen gewesen. Es war aber leider nicht zu ermöglichen.

Mit hochachtungsvollem Gruße Ihr ergebener

J. Wiesner

1900 XII 21, Bruck a. d. Mur

Hochgeehrter Herr Hofrat!

Nachdem ich über die mir von Herrn Hofrat geschilderte Beschaffenheit des nach Marey konstruierten Sphygmographen nachgedacht, ist mir, wie ich glaube, doch eine Erklärung dafür, dass dieser, der Schleuderung anscheinend nicht ausgesetzte Apparat, doch die primäre El[evation] höher zeichnet als die 1. sekundäre, ähnlich wie der mäßig belastete Gewichtssphygmograph, eingefallen, und zwar die Analogie mit den gebräuchlichen Handdynamometern und sonstigen auch mit starken Federn versehenen Kraftmessern, bei welchen auch eine rasche Krafteinwirkung einen größeren Ausschlag gibt, als eine allmählich bis zur gleichen oder selbst noch etwas größeren Intensität ansteigende. Da nun bei diesen Instrumenten von einer Schleuderung schlechthin wohl auch kaum gesprochen werden kann, trotzdem aber eine derselben ähnliche Erscheinung da ist, so glaube ich doch dem Umstand, mit welcher Geschwindigkeit eine gewisse Kraftäußerung auf eine Feder einwirkt, Bedeutung beilegen zu müssen, so wie auch sonst in der Mechanik (Masse mal Geschwindigkeit). Damit wäre erklärbar, warum auch die mittelst Federsphygmograph aufgenommene Pulskurve ihre höchste Erhebung in der primären und nicht in der 1. sekund[ären] Elevation zeigt, wie es doch eigentlich in allen normalen Fällen, in denen die dazugehörige plethysmographische Kurve ihre höchste Erhebung in der 1. sek[undären] El[evation] zeigte (und natürlich auch die Aortakurve), der Fall sein müsste.

Dafür, dass mit dem von mir verwendeten Apparate durch höhere Belastung die Schleuderung immer mehr vermindert, ja aufgehoben werden kann, glaube ich die Erklärung in der Konstruktion des Apparates gefunden zu haben. Die Aufnahmspelotte ist nämlich an dem einarmigen Hebel, an dem sie angebracht, nicht steif, sondern gelenkig angebracht, sie ist im Punkte a in der Richtung des Pfeiles beweglich, respektive drehbar, nicht aber nach der entgegengesetzten Richtung.

Marker

Die Pelotte und mit ihr der ganze Hebelarm wird durch ein Laufgewicht beschwert und dadurch bei zunehmender Belastung die Arterie immer mehr zusammengedrückt. Nun stelle ich mir vor, dass durch diese Anordnung die „lebendige Kraft“ der primären Welle aufgehoben wird, da sie keinen Angriffspunkt auf das Instrument hat, und nur der Blutdruck als solcher (gleichviel, ob er plötzlich oder allmählich gesteigert wird) zur Wirkung kommt. An der Achse, um die sich die Pelotte dreht (A) bleibt die Arterie verschlossen, wenn auch die Pelotte selbst noch aufgehoben wird. Und darin liegt, glaube ich, der Hauptunterschied gegenüber dem Federsphygmographen, dessen Pelotte an einem verhältnismäßig langen Hebelarm steif befestigt ist (abgesehen von den anderen Unterschieden). Dieser dürfte nach meiner Anschauung nur so lange deutliche Kurven ergeben, als das Blut unter der Pelotte noch zirkulieren kann, damit aber auch immer auch beeinflusst werden von der großen Geschwindigkeit, mit der die primäre Blutdruckzunahme erfolgt.

Wenn es nicht zu unbescheiden wäre, würde ich Herrn Hofrat gebeten haben, zu gelegener Zeit mit dem von mir verwendeten Instrument erscheinen zu dürfen, um seine Ergebnisse mit denen des Federsphygmographen vergleichen zu können.

Dass es gewiss auch viele Fälle geben wird, in denen tatsächlich in den peripheren Arterien (je entfernter vom Herzen, desto ausgesprochener) der Druck während der primären El[evation] größer ist als während der 1. sekundären, davon bin ich überzeugt. Dahin gehören jedenfalls alle Fälle von sehr frequentem Puls (in extremen derartigen Fällen wirkt vielleicht nur die durch die Widderwelle erzeugte plötzliche Druckvermehrung im Ventrikel als treibende Kraft, weil für eine weitere Kontraktion keine Zeit bleibt), dann die Fälle, in denen bei geringem mittlerem Blutdruck in den Arterien eine gut ausdehnbare Aorta da ist, welche das wenige nach der Vorhofklappenschlusswelle noch aus dem Herzen getretene Blut leicht durch Ausdehnung aufnimmt, so dass es in der Peripherie kaum zur Geltung kommt (dicroter Fieberpuls), ferner andere Fälle von weichem Puls, bei welchen die Aorta zwar keine Zeit hatte, sich durch die plötzliche primäre Druckvermehrung (und Inhaltsvermehrung) ausgiebig auszudehnen nach Quere und Länge, wohl aber während des langsamen weiteren Einströmens des Blutes. In allen diesen Fällen muss aber dann auch die dazugehörige plethysmographische Kurve ihre höchste Erhebung in der primären El[evation] haben.

Da also die peripheren Pulse von so mancherlei Umständen in ihrer Form beeinflusst, ja, wie ich glaube, sogar arg entstellt erscheinen können, so dürfte der von Herrn Hofrat betonte Grundsatz von der Bedeutung des auf- und absteigenden Schenkels der Pulskurve seine Hauptanwendung doch nur an der Aortakurve finden, und an dieser angewendet, anzeigen, dass das Einströmen des Blutes in die Aorta (wenigstens so lange es das Abströmen überwiegt), bis zur Zeichnung der 1. sekundären El[evation] dauert, mithin bis oder doch nahezu bis zum Ende der Systole überhaupt.

Indem ich Herrn Hofrat noch bitte, die Geduld mit Ihrem eigensinnigen Schüler nicht zu verlieren, zeichne ich als Herrn Hofrat dankbar ergebener

Dr. Schmidt d[er] J[üngere]