Briefe 1892

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.1987Anton WölflerAlexander Rollett[1892/1893] [?] [?]Graz
L.1988Alexander RollettEmil Rollett1892 I 3Graz
L.1989Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1892 I 10Graz
L.1990Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1892 I 11Graz
L.1991Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1892 I 19München
L.1992Albert von EttingshausenAlexander Rollett1892 I 30Graz
L.1993Max GruberAlexander Rollett1892 I 31Wien
L.1994[Josef] SchafferAlexander Rollett1892 II 10Wien
L.1995Moritz HollAlexander Rollett1892 II 13[Graz]
L.1996Adolf BauerAlexander Rollett1892 II 17Graz
L.1997N. MislawskyAlexander Rollett1892 II 18Kasan
L.1998Hermann GraberAlexander Rollett1892 II 25Rom
L.1999Alexander RollettEmil Rollett1892 III 5Graz
L.2000Robert von LendenfeldAlexander Rollett1892 III 9Innsbruck
L.2001Emil RollettAlexander Rollett1892 III 11Wien
L.2002[Oskar] EberstallerAlexander Rollett1892 III 11[Graz]
L.2003E[duard] ReyerAlexander Rollett1892 III 28Wien
L.2004Moritz HollAlexander Rollett1892 IV 2Wien
L.2005[Franz] HofmeisterAlexander Rollett1892 IV 18Prag
L.2006Emil RollettAlexander Rollett1892 IV 20Wien
L.2007Heinrich HuberAlexander Rollett1892 IV 21Graz
L.2008August ArnsteinAlexander Rollett1892 IV 22Kasan
L.2009Rudolf HoernesAlexander Rollett1892 V 11Graz
L.2010Emil RollettAlexander Rollett1892 V 21Wien
L.2011Alexander RollettEmil Rollett1892 V 25Graz
L.2012R[udolf] KobertAlexander Rollett1892 VI 14[?]
L.2013Alexander RollettEmil Rollett1892 VI 22Graz
L.2014Emil RollettAlexander Rollett1892 VI 26Wien
L.2015Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1892 VI 26München
L.2016Otto RemboldAlexander Rollett1892 VII 4[Graz]
L.2017Carl von VoitAlexander Rollett1892 VII 6München
L.2018Ludwig KerschnerAlexander Rollett1892 VII 9[Brünn?]
L.2019Moriz HollAlexander Rollett[1892] [VII] [10]Graz
L.2020Anton WölflerAlexander Rollett1892 VII 15Graz
L.2021[Adolf] TobeitzAlexander Rollett1892 VII 21Graz
L.2022Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1892 VII 25München
L.2023Emil RollettAlexander Rollett1892 VII 29Wien
L.2024Sigmund ExnerAlexander Rollett1892 VII 30Wien
L.2025Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1892 VII 30München
L.2026Emil RollettAlexander Rollett1892 VIII 1Wien
L.2027Alexander RollettEmil Rollett1892 VIII 1Stübing
L.2028Moritz HollAlexander Rollett1892 VIII 5Wien
L.2029Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1892 VIII 9Velden
L.2030Oskar ZothAlexander Rollett1892 VIII 13Mürzzuschlag
L.2031Moritz HollAlexander Rollett1892 VIII 15Kitzbühel
L.2032Emil RollettAlexander Rollett1892 VIII 21Baden
L.2033 [NN]Alexander Rollett1892 VIII 25Graz
L.2034[NN] GamppAlexander Rollett1892 IX 2Graz
L.2035W[ilhelm] BiedermannAlexander Rollett1892 IX 3Jena
L.2036Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1892 IX 13Graz
L.2037Oskar ZothAlexander Rollett1892 IX 13Graz
L.2038Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1892 IX 17Kroisbach
L.2039Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1892 X 6Grundlsee
L.2040Rudolf LeuckartAlexander Rollett1892 X 8Leipzig
L.2041R[udolf] KobertAlexander Rollett1892 X 15[?]
L.2042[Josef] SchafferAlexander Rollett1892 X 22Wien
L.2043Theodor von BrückeAlexander Rollett1892 X 29Wien
L.2044Hans EppingerAlexander Rollett1892 XI 3Graz
L.2045Ludwig Graff von PancsovaAlexander Rollett1892 XI 16Graz
L.2046Richard FleischerAlexander Rollett1892 XI 16Wiesbaden
L.2047Emil RollettAlexander Rollett1892 XI 17Wien
L.2048Alexander RollettEmil Rollett1892 XI 20Graz
L.2049Albert EulenburgAlexander Rollett1892 XI 27Berlin
L.2050Max GruberAlexander Rollett1892 XI 30Wien
L.2051Alexander RollettEmil Rollett1892 XII 22Graz
L.2052Emil RollettAlexander Rollett1892 XII 26Wien
L.2053Max von VintschgauAlexander Rollett1892 XII 26Innsbruck
L.2054Alexander RollettEmil Rollett1892 XII 31Graz
L.2055Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1892 XII 31München

[1892/1893] [?] [?], Graz

Geehrter Herr Regierungsrat!

Wenn es Ihnen recht ist, so kommen wir heute um 6.00 Uhr im Dekanate zusammen, um die Findelanstaltfrage zu besprechen. Rokitansky ist mit der Zeit einverstanden. Wenn Sie mir bis 5.00 Uhr in meine Wohnung Lessinggasse 8 keine Antwort senden, so setze ich voraus, daß Ihnen der heutige Tag und die bezeichnete Stunde genehm sind. Mit dem Ausdrucke meiner Verehrung Ihr ergebener

Dr. Wölfler

[Zur Datierung: Rollett führte ab Jahresanfang 1882 den Titel eines Regierungsrates, ab Anfang 1894 den eines Hofrats; Wölfler wurde 1886 nach Graz berufen, wo er bis zu seiner Berufungs nach Prag 1895 blieb. Das erwähnte Dekanat war wohl als Sitz des im Studienjahr 1892/93 amtierenden Dekans Wölfler der Ort des Zusammentreffens.]

Lieber Bruder!

Heute habe ich die beifolgende Karte erhalten. Ich bitte, sie zu lesen und gut aufzubewahren, sie ist mir sehr wertvoll, denn sie liefert den schönsten Kommentar zur Irreführung der Mitglieder des Wiener Professorenkollegiums und weist so recht darauf hin, dass auf Brücke und Billroth das alte Lied angewendet werden muss: „Wer die Wahrheit erkennt und saget sie nicht, der ist fürwahr ein erbärmlicher Wicht!“

Die beiden genannten Herren haben die Wahrheit so gut gewusst wie Waldeyer, sie haben sie aber nicht gesagt, im Gegenteile, sie scheinen noch mehr getan zu haben. Mit vielen Grüßen!

Alexander

Anmerkung Beilage: Visitenkarte Theodor Meynert

Verehrter Herr Kollege!

Der Rückblick auf das verflossene Jahr führt mir das Lichtbild Ihrer mich hoch ehrenden kollegialen Güte während meines Verweilens in Graz nicht etwa erst wieder zurück, da es stets über der Schwelle meiner Erinnerungen steht, sondern gibt mir Anlass, Ihnen für diese Erinnerung warm zu danken. Bei einem Tagesaufenthalte in Berlin hatte ich die Freude, bei einem Gespräche mit Waldeyer wahrzunehmen, wie wichtig und darum wie hoch Sie und das große Werk Ihrer Arbeitsstätte dort geschätzt werden, und ich wünsche sehr, Ihnen von gleicher Erkenntnis im näheren Kreise einmal Kunde zu geben.

Verehrungsvoll ergeben, Ihr

Meynert

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Drei Wochen Influenza haben mich so hergenommen, dass mein Arzt Dr. Richter mir diese Woche noch nicht gestattet, meine gewohnte Tätigkeit aufzunehmen. Neuralgien und ein lästiger Druck in der Stirne sind noch Residuen der Krankheiten, die nicht weichen wollen.

Ich bin deshalb verhindert, morgen bei der Sitzung zu erscheinen, was mir umso unangenehmer ist, als über die Unterbringung der verschiedenen Lehrkanzeln verhandelt werden soll. Ich hoffe nur, dass morgen keine meritorischen Beschlüsse gefasst werden, da durch die Gewinnung einer größeren Baufläche die Angelegenheit in ein neues Stadium getreten ist. Ich hoffe, man werde morgen ein Komitee einsetzen, für diesen Fall bitte ich Sie, verehrtester Herr Regierungsrat, Ihren Einfluss für meine Wahl ins Komitee geltend zu machen. Ich glaube, mein Wunsch ist nicht unbillig, da ich mindestens in diesem Semester auch die Interessen der Lehrkanzel der Pharmakologie wahrzunehmen habe, und da außer mir bei der gegenwärtigen Zusammensetzung des Kollegiums nur noch Klemensiewicz und Drasch in der Angelegenheit unmittelbar interessiert sind. Ich glaube deshalb, es wäre nicht unbillig, wenn ich als Dritter ins Komitee gewählt würde, anstelle meines verstorbenen Freundes Schauenstein, der (wenn ich mich recht erinnere) mit Klemensiewicz und Drasch dem alten Komitee angehörte. Soll ich, für den Fall, dass Sie der morgigen Sitzung nicht beiwohnen wollten, nicht im gleichen Sinne an den Dekan schreiben, bei dem ich mein Ausbleiben ohnehin brieflich entschuldigen muss? Durch meine Wahl würde auch die Einschiebung des fatalen Epp[Eppinger] vermieden, der in die Angelegenheiten nur Verwirrung bringt und dieser Sache doch ferner steht als ich.

Ich bitte Sie, verehrtester Herr Regierungsrat, um zwei Zeilen Antwort, um die ich morgen Früh meinen Diener zu Ihnen schicken würde, damit ich noch rechtzeitig meinen Brief an den Dekan abfassen kann.

Ich bedaure, dass mich mein Gesundheitszustand hindert, Sie zu besuchen. Ich bekam dieser Tage einen Brief aus Prag, der Sie interessieren würde, weil er ein Beitrag zu dem Thema ist, über das Sie sich einmal äußerten, dass die jüngeren Männer nicht erwarten können, bis wir Ihnen Platz machen. In dem Briefe wird uns für einen nicht erledigten Posten jemand empfohlen, der sich in diesem Semester für das Fach habilitieren will!

Es empfiehlt sich Ihnen, Herr Regierungsrat, mit dem Ausdruck aufrichtiger Verehrung, Ihr ergebener

K. B. Hofmann

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Für Ihre freundliche Teilnahme sage ich meinen herzlichen Dank. Ich bin schon äußerst ungeduldig, besonders drückt es mich, dass ich meiner selbst übernommenen Verpflichtung nicht nachkommen kann; doch hoffe ich, die versäumten Stunden nachholen zu können. – Ebenso sehr bin ich Ihnen für Ihren vorsichtigen, klugen Rat und für Ihr gütiges Eingehen auf meine Bitte zu Dank verpflichtet. Ich habe dementsprechend beim Dekan nur mein Ausbleiben von der Sitzung entschuldigt.

Aufrichtig freue ich mich, dass Sie diesmal sich von der Influenza rascher erholt haben. Ich war um Sie recht besorgt.

Mit nochmaligem Dank und dem Ausdruck aufrichtiger Verehrung bleibe ich, Herrn Regierungsrat, Ihr ergebenster

K. B. Hofmann

Hoch geehrter Herr Professor!

Entschuldigen Herr Professor gütigst, dass ich erst heute über die Unterredung mit H[errn] Geheimrat Ziemssen betreffs der Bewegung der Atrio-Ventriculargrenze Mitteilung mache. Ziemssen beauftragt mich, Herrn Professor mitzuteilen, dass er sich erinnere, bei der Frau Seraphim derartig zu deutende Bewegungen gesehen zu haben. Bei August Wittmann mit dem durch Operation (Chondrosarkom) freigelegten Herzen, habe er nicht darauf geachtet. Doch sei er als Kliniker von der Bewegung der Atrio-ventriculargrenze überzeugt. Bei den Versuchen, die er mit Aug[ust] Wittmann noch vornehmen werde, wolle er auf diesen Punkt besonderes Augenmerk richten. Wenn er gelegentlich eines Konziliums in die Nähe von Graz käme, werde er nicht ermangeln, Herrn Professor zu besuchen.

Ich habe mit Anfang des Jahres so viel zu tun gehabt, dass ich das Schreiben an Herrn Professor stets verschieben musste. Erst jetzt komme ich wieder dazu, für mich zu arbeiten. Gegenwärtig bin ich bemüht, die Ehrlich-Biondische Färbung für die blutbildenden Organe einzuüben. Die Bilder, welche R[udolf] Heidenhain (Pflügers Archiv 1888) mit dieser Färbung erzielte, sind jedenfalls sehr merkwürdig. Falls ich genügend Zeit finde, möchte ich die ganze Blutbildung, jedoch hauptsächlich am Warmblüter, noch einmal durcharbeiten.

Indem ich mich dem Wohlwollen Herrn Professors bestens empfehle, bleibe ich Herrn Professor dankbarer Schüler

Dr. Hermann Fr. Müller

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Durch einen heftigen Husten bin ich heute gezwungen, zu Hause zu bleiben und kann also gerade an dem Tage, an welchem Sie mir Ihren Besuch zudachten, gar nicht in mein Kabinett kommen. Indem ich Sie bitte, mich deshalb zu entschuldigen, hoffe ich, dass ich an einem der nächsten Tage die Freude Ihres Besuches haben werde, oder Sie erlauben mir, dieser Tage bei Ihnen vorzusprechen.

Mit alter Verehrung und Ergebenheit

Alb[ert] Ettingshausen

Verehrter Herr Regierungsrat!

Sie werden mir wohl verziehen haben, dass ich Ihnen solange nicht geantwortet habe, als Sie hörten, dass ich auf Freiersfüßen ging. In der Tat hatten die Vorbereitungen für den neuen Haushalt und die Sorgen darum den geringen Rest von Muße, der mir sonst bleibt, ganz in Anspruch genommen. Sie haben mich gefragt, wie mir England gefallen habe und wie ich mit der englischen Gastfreundschaft zufrieden gewesen sei. Ich kann Ihnen keine bündigere Antwort darauf geben, als ich durch meine Verheiratung mit einer Engländerin bereits getan habe. England hat mir einen überaus mächtigen Eindruck gemacht, obwohl ich ja schon von ihm wusste. Es war nicht so sehr der Anblick des unermesslichen Reichtums, des ungeheuren Geschäftsverkehrs mit allen Zonen, der sinnliche Eindruck, in dem die Erde beherrschenden Lande zu sein, was mich aufs tiefste berührte. Glückliche Umstände brachten mich mit einem Teile der auserlesensten Kreise der Nation zusammen, z. B. Lister, Burdon, Sanderson, Foster usw. usw. Dass derartige vornehme Engländer im echten Adel ihres äußeren Auftretens nur mit dem antiken Römer vergleichbar sind, scheint mir gewiss. Aber auch dies ist nicht das Hauptsächlichste. Überwältigend ist der Anblick dieses von Kraft und Gesundheit strotzenden, immer neue Bildungen treibenden nationalen Lebens, das in ungestörter Entwicklung aus den fernsten Jahrhunderten hervorgewachsen ist; die eigentümliche Verbindung von treuer Anhänglichkeit an der nationalen Vergangenheit und Überlieferung und kühnem vorurteilslosem Streben, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen. Ich habe den Eindruck, dass die englische Nation kerngesund ist und dass das englische Leben jetzt von einer geistigen Bewegung in sozialer Beziehung besonders erfasst ist, von deren tiefer Kraft, Kühnheit und Ernst wir uns auf dem Kontinent gar keine Vorstellung machen. Ich hoffe, dass dort eine Lösung gefunden werden wird, die uns vor dem trostlosen Nihilismus unserer Sozialdemokratie retten wird. Von dem Maße von Gemeinsinn, von Anteilnahme an den öffentlichen Dingen wie in England haben wir keinen Begriff. Die wachsende Emanzipation der Frauen und ihr mehr und mehr hervortretender Einfluss auf die öffentlichen Angelegenheiten scheint mir die wohltätigsten Folgen zu haben. – Ich würde Ihnen wünschen, dass Sie einmal Cambridge oder Oxford sehen. Nur mit Ehrfurcht kann man diese jahrhundertealten Colleges sehen; die Aufrechterhaltung der alten Formen und Zeremonien hat etwas – freilich ans Lächerliche streifendes – Erhabenes. Kein Platz der Welt scheint für Pflege der Wissenschaft besser geeignet, als diese alten Höfe, mit ihren efeuüberwuchterten Mauern, diese stillen Gärten mit ihren sanften Wiesen, mächtigen Bäumen und lieblichen Wässern. Mit neidischer Bewunderung aber hört man, dass diese alterehrwürdigen Universitäten so ganz im gegenwärtigen Leben der Nation mitten drinnen stehen, dass sie jährlich Wanderlehrer in großer Zahl über ganz England senden, um höhere Universitätsbildung in den weitesten Kreisen zu verbreiten (University Extention Movement), dass die Hörer dieser Kurse Prüfungen ablegen können, nach deren Bestehen sie Affiliierte der Universität werden, was ihnen das Recht gibt, in den Universitätsferien die Sammlungen, Institute, Bibliotheken usw. der Universität zu benutzen usw. usw. Eine Erfahrung fürs Leben ist es auch, zu sehen, wie gut Ordnung und Sitte bestehen können, bei vollster Freiheit der Meinungsäußerung über alles, selbst über die heikelsten Dinge, wie über die Nützlichkeit, die Kindererzeugung einzuschränken und über die Verfahren, um dieses Ziel in der Ehe zu erreichen. Wie weit sind wir von jenem Grade der Zivilisation entfernt, bei dem man aufs festeste davon überzeugt, das Richtige zu meinen, doch gar nicht auf den Gedanken kommt, den Gegner anders als mit dem Wort, mit Gründen bekämpfen zu wollen und wenn er – nach unserer Ansicht – auch das Gefährlichste, das Abscheulichste behauptet! O – ich möchte Ihnen noch viel erzählen, besonders über das religiöse Leben und über die weise Art, wie man auch hier ohne Bruch von Vergangenheit zur Zukunft hinüberzuleiten sucht. Leider fehlt mir jetzt die Zeit dazu.

Für Ihre Mitteilungen in betreff der Vorgänge bei Besetzung der physiol[ogischen] Lehrkanzel danke ich Ihnen sehr. Ich will sie im Gedächtnis behalten. Wissen Sie etwas darüber, ob das Ministerium im Ernste daran denkt, die zweite Professur zu besetzen bzw. zwei Institute zu errichten? Darf ich Sie fragen, ob Sie nach allem noch hierher gingen, wenn Sie den Ruf bekämen?

Wir sitzen hier noch über der medizinischen Studienreform. Ich bin mit vielem nicht einverstanden, was die hiesige Fakultät beschlossen hat und beschließen wird; so Beseitigung der naturgeschichtlichen Fächer, Aufteilung der Physiologie, Forderung eines Jahres Spitalspraxis irgendwo nach abgelegtem Doktorat und mehreres andere. Auch der oberste Sanitätsrat hat sich mit der Angelegenheit zu beschäftigen. Ich bin in das vorberatende Komitee gewählt worden, und es ist sehr wahrscheinlich, dass ich mit dem Referat betraut werden werde. Auf alle Fälle bin ich entschlossen, meine Ansichten eventuell als Minoritätsvotum dem Unterrichtsministerium zur Kenntnis zu bringen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich auf Dinge, die Ihnen besonders wichtig scheinen, aufmerksam machen würden. Vielleicht darf ich Sie auch um das eine oder andere fragen, worüber ich Ihr erfahrenes Urteil wissen möchte?

Mit besten Empfehlungen, Ihr treu und verehrungsvoll ergebener

M. Gruber

Hochverehrter Herr Professor!

Ich war zu Weihnachten mit der Zusammenstellung einiger Beobachtungen über morphologische Verschiedenheiten quergestreifter Muskelfasern, speziell ihres Querschnittsbildes beschäftigt, als Knolls ausführliche Arbeit erschien, die mich in nicht geringe Verlegenheit versetzte. Trotz wiederholtem aufmerksamen Studiums derselben werde ich nicht recht klar daraus, da ich den Eindruck habe, dass Knoll sich 1. über die Einwirkung von Reagenzien auf Muskelfasern absolut unklar ist und 2. sich betreffs der Auffassung vom gegenseitigen Verhalten der fibrillären Substanz und des Sarkoplasmas in unlösbare Widersprüche verstrickt. Nach allem mir Bekannten und durch die Untersuchungen maßgebender Beobachter, wie meine eigenen aus letzter Zeit, feststehend scheint mir, dass die Felderzeichnung am Muskelfaserquerschnitte nicht der Ausdruck einer Reagenzwirkung ist, sondern im Bau der lebenden Muskelfaser begründet erscheint. Reagentien verändern das Bild vielfach durch Quellung oder Schrumpfung, immer jedoch werden auffällige Unterschiede im Querschnittsbilde gehärteter Muskelfasern auf eine Verschiedenheit in der Anordnung des Sarkoplasmas in der lebenden Muskelfaser bezogen werden können. Die Gründe, die Knoll für eine Deutung der Cohnheimschen Felder als Kunstprodukte anführt, sind sämtliche hinfällig. Dies gedenke ich in meiner Mitteilung auch darzutun.

Da ich aber nun die Arbeit Knolls zu referieren habe und diese Unklarheiten nicht schweigend übergehen kann, habe ich mir erlaubt, Ihnen dies darzulegen, um zu wissen, ob auch Sie die Ausführungen Knolls, die mir einfach verworren erscheinen, so verstehen.

In ergebener Hochachtung Ihr

Dr. Schaffer
Schlagergasse IX. B. Nr. 8

Hochgeehrter Herr Regierungsrat.

Falls hochgeehrter Herr Regierungsrat Brückes Schönheiten und Fehler menschlicher Gestalt nicht benötigen, so möchte ich bitten, mir es auf einige Zeit zu geben. Ich werde mir erlauben, es Ihnen dann wieder zur Verfügung zu stellen.

Mit dem Ausdrucke besonderer Hochachtung, ergebenst

Holl

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Ich erlaube mir, Ihnen das beiliegende Schreiben des Herrn Prof. B[ernhard] Seuffert zu übersenden, da Sie Vorstand der Bibliothekskommission sind. Ich habe dieses an mich adressierte Schreiben eben erhalten und knüpfe, da ich die Richtigkeit des darin ausgesprochenen Vorwurfes und die Begründetheit des darin gestellten Verlangens anerkennen muss, daran die Bitte, es zum Anlass einer Sitzung der Bibliothekskommission machen oder im Wege des Umschreibens einen darauf abzielenden Beschluss Ihrer Mitglieder zustandebringen zu wollen und davon den Herrn Bibliothekar in Kenntnis zu setzen.

Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung bin ich Ihr ergebener

Adolf Bauer
dzt Mitglied der Bibliothekskommission

Hochgeehrter Kollege.

Hiermit beehre ich mich, Sie zu benachrichtigen, dass am 8. März dieses Jahres die Feier des fünfundzwanzigsten Jahrestages der wissenschaftlichen Tätigkeit als Professor der Histologie unseres geehrten Kollegen Prof. C. Arnstein in Aussicht steht.

Ihr hochachtungsvoll

Dr. N. Mislawsky
Prof. der Physiologie und Direktor des phyiolog[ischen] Instituts
Kasan Universität

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Mein Vater erinnert sich, hochverehrter Herr Regierungsrat, mit Freuden noch an Ihre Güte; er lässt Ihnen durch mich nochmals danken, dass Sie ihn, obwohl von der Wissenschaft sehr in Anspruch genommen, während seiner Krankheit so oft besuchten.

Zu dem Kropf ist ein Lungenkatharrh gekommen, der meinen armen Vater sehr peinigt: Husten, Atemnot, Schleim, der nicht heraus will. Dafür ist er aber hier in Rom im Ospedale der Deutschen Botschaft sehr gut aufgehoben; auch ich wohne hier. Die Aussicht ist köstlich, das Wetter überaus warm.

Mit vorzüglichster Hochachtung

Hermann Graber

Lieber Bruder!

Ich gratuliere Dir in meinem und unser aller Namen zu der Verleihung des Ordens. Mir ist damit ein Stein vom Herzen, denn als ich die Auszeichnung Kahlers und Kaposis las und im Zweifel war, ob Du auch etwas bekommen wirst, wurde ich förmlich krank.

Das wäre ja doch geradezu eine Beleidigung gewesen, wenn man Dich leer hätte ausgehen lassen. Nun das ist jetzt Gott sei Dank doch vermieden. Weitere Gedanken über die Sache einmal mündlich.

Lebe recht wohl, grüße alle Wiener Lieben, Dein

Alexander

Sehr geehrter Herr Regierungsrat.

Durch den Tod Grabers ist die Zoologische Lehrkanzel in Czernowitz freigeworden.

Ich bin natürlich bestrebt, diese Stelle zu erlangen, und dies umso mehr, da Graber, der nächstes Jahr hierher zu kommen hoffte, mir versprach, mich zu seinem Nachfolger in Czernowitz vorzuschlagen.

Auch glaube ich, mir durch meine Reisen und Arbeiten, sowie durch mein nun fünfsemestriges Dozententum allhier ein gewisses Anrecht auf Berücksichtigung erworben zu haben.

Leider kenne ich aber niemanden in Czernowitz näher und obwohl mich einige Herren von hier aus empfehlen, so möchte ich doch auch Sie bitten, falls Sie mit jemandem dort in Verbindung stehen, mich zu empfehlen.

Von Graff kann ich eine Empfehlung deshalb kaum erwarten, weil ja die Herren in seinem Institut in Graz meine Konkurrenten sind. Die übrigen Professoren der Zoologie in Österreich würden mich aber, glaube ich, alle empfehlen, falls sie um ihre Meinung gefragt würden.

Hoffend, dass Sie sich in dieser Sache meiner annehmen werden, bleibe ich Ihr getreuer

Dr. R[obert Lendlmayer von] Lendenfeld

Lieber Bruder!

Ich danke Dir und den Deinen bestens für die Glückwünsche zur Auszeichnung, dass ich überall im Publikum neben den Glückwünschen Gefühlen des Bedauerns, der Entrüstung und Erbitterung begegne, charakterisiert die Angelegenheit in trefflicher Weise. Ich weiß genau, wie alles so gekommen ist und werde Dir gelegentlich mündlich Mitteilung machen. An Deinen eigenen Empfindungen kannst Du ermessen, was ich besonders nach der Kahler-Kaposi-Belohnung bei Tag und in schlaflosen Nächten zu leiden hatte. Wo ich hinkam, überall dasselbe Lied des Mitleids, der traurigen Entrüstung. Ich müsste meine ganze Philosophie zusammenraffen, um darüber hinwegzukommen. Nun komme ich allmählich zur Ruhe und im Gefühl der Befriedigung kristallisiert sich heraus, jenes, dass ich völlig frei und unabhängig, nach keiner Richtung gebunden und verpflichtet bin, dass ich viel leichter, als dies bisher möglich war, mich, wenn ich will, auch gänzlich losmachen kann. Die überschwänglichen Elogen, die man mir mit größter Liebenswüdigkeit in reichstem Maße versetzte, rufen mir eine Fabel ins Gedächtnis. Ein Bauer hatte einen Esel, den er mit der schwersten Arbeit zu be[lad]en und zu überbürden pflegte. Dafür hatte er ihn aber auch lieb und streichelte ihn und gab ihm sein trockenes Bündel Heu. Er wollte beileibe kein Pferd besitzen, denn dem müsste er ja ein viel teureres Futter geben, ohne deshalb viel mehr Arbeit erhoffen zu können. Sapienti sat.

Nun lebe recht wohl. Mit herzlichen Grüßen und Küssen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Sehr verehrter Herr Professor!

Heute habe ich wegen des Gasdruckes mit Oberingenieur Putschar gesprochen; er wird zur Kontrolle nächstens einmal in die Harrachgasse messen gehen.

Was das Ansetzen des Manometers zur Eruierung des Gasdruckes im Institute anlangt, machte er mich aufmerksam, dass es nicht einerlei sei, an welchem Brenner abgelesen wird. Die zur Eruierung des Gasdruckes, z. B. im ersten Stocke benützte Ausströmöffnung, dürfe nicht am Ende der Hausleitung i. e. nicht hinter allen Flammen liegen; man werde nur dadurch richtigen Einblick in die Druckstärke gewinnen, wenn man an verschiedenen Stellen desselben Stockwerkes (nahe dem Orte, wo der Strang das Stockwerk betritt und entfernter davon) misst.

Hochachtungsvollst

Dr. Eberstaller

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich wäre Ihnen zu bestem Dank verpflichtet, wenn Sie mir gütigst mitteilen wollten, was der Volksbildungsverein bezüglich einer in Graz zu errichtenden Volksbibliothek beschlossen hat.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

E. Reyer
VIII, Piaristengasse 62

Hochgeehrter Herr Regierungsrat.

Gestern war ich bei Hofrat Jaurer im Namen des Kollegiums zu kondolieren. Jaurer dankte verbindlichst und sprach bei dieser Gelegenheit aus, dass das Eigentum Schroffs, welches sich im Institute befindet, dem Institute überlassen bleibt. Er ersuchte mich, von dieser Schenkung gleich in offizieller Weise Kenntnis zu nehmen.

Sch[roff] hat dreimal ein Suizidium versucht; aber die mangelnde Energie ließ ein solches nicht zur Ausführung kommen; so wurde er einmal beim Fenster stehend mit einer Schnur um den Hals angetroffen.

Gestorben ist er an einer Lungenentzündung, der die schwachen Kräfte nicht zu widerstehen vermochten.

Ich erlaubte mir, Ihnen, hochgeehrter Herr Regierungsrat, vom Erwähnten Mitteilung zu machen, da ich weiß, dass Sie es interessieren wird.

Bei meinem Vater ist die Operation heute glücklich gemacht worden und ich hoffe, in einigen Tagen nach Neapel abfahren zu können.

Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr Regierungsrat, den Ausdruck meiner besonderen Hochachtung und Wertschätzung, womit ich verbleibe als Ihr ergebenster

Holl

Hochgeehrter Herr Kollege!

Die Grazer medizinische Fakultät dürfte in der nächsten Zeit in die Lage kommen, über die Besetzung der erledigten Lehrkanzel für Pharmakologie und Pharmakognosie schlüssig zu werden.

Das Interesse, das ich begreiflicherweise an der Entwicklung meines Faches, der experimentellen Pharmakologie habe, möge es entschuldigen, wenn ich mich an Sie mit der Bitte wende, dieser Besetzungsfrage Ihre Aufmerksamkeit zuwenden zu wollen, damit dieselbe einer sachlichen und unparteilichen Erledigung zugeführt wird. Die Zahl der in Österreich in Frage kommenden Kandidaten ist keine allzu große. Unter ihnen kommt wohl auch mein langjähriger Assistent Dr. Julius Pohl in Betracht, und glaube ich nicht fehlzugehen, wenn ich ihn unter den in Betracht kommenden Persönlichkeiten an eine der ersten Stellen setze. Ich habe Dr. Pohl im Laufe von 7 Jahren als hochbegabten, unermüdlichen Schüler, dann als dankbaren und aufopfernden Mitarbeiter schätzen gelernt. Er vereinigt in ungewöhnlichem Maße chemische und experimentelle Schulung mit selbstständiger Auffassung. Seine allgemeine medizinische Bildung, wie sein anregendes Wesen, nicht minder die in einem stark frequentierten Institut gewonnene Erfahrung, geben Bürgschaft, dass ein seiner Leitung unterstelltes Institut rasch eine Stätte fruchtbarer Arbeit werden wird. Da Pohl an den pharmakognostischen Vorlesungen und Übungen den tätigsten Anteil nahm, so ist er auch für eine pharmakognostische Lehrtätigkeit völlig vorbereitet, umso mehr, als er sich mit beschreibender Botanik und Pflanzenchemie in der letzten Zeit mit Vorliebe beschäftigt hat. Von der Vortragsweise Pohls kann ich nach seinen gelegentlichen Vorträgen im Ärzteverein etc. nur das Beste sagen. Seine außermedizinische Bildung ist eine ungewöhnlich vielseitige, sein Charakter durchaus ausgezeichnet.

Vielleicht mag ich Ihnen als ein befangener Beurteiler erscheinen. Darum bitte ich die gleichzeitig übersandten Publikationen Pohls einer gütigen Durchsicht zu würdigen. Auch bin ich überzeugt, dass Sie im Falle der Nachfrage sowohl seitens maßgebender Pharmakologen (z.B. Schmiedeberg) als seitens meiner hiesigen Kollegen eine gleich günstige Auskunft erhalten werden.

Es würde mich freuen, wenn Sie diese Zeilen der Beachtung wert fänden. Auf jeden Fall aber bitte ich, die Freiheit, die ich mir genommen, zu entschuldigen und den Ausdruck besonderer Hochachtung entgegenzunehmen von Ihrem ergebensten

Prof. Hofmeister

Lieber Bruder!

Ich bin mit einstündiger Verspätung glücklich in Wien eingetroffen und wurde von der schneidig kalten Winterluft stürmisch empfangen. Gut, dass dieser Empfang nicht lange dauerte, denn die Kleider, die ja auf der Fahrt ganz gut ausreichten, wären mir dann zu wenig geworden. Das Hundewetter setzte sich heute fort mit 2° ober Null am Morgen. Ich danke Dir und Rosa noch herzlich für alles Genossene. Die gute Rosa hat mit ihren erfolgreichen und köstlichen Bemühungen um die Freuden der Tafel diesmal Himmel und Erde, Wald und Tier, Schlossberg und Hilmteich, kurz alles übertrumpft und groß Schlemmen [?] gemacht, was sie ja auch am Whisttisch ganz gut trifft.

Mit herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Da die Gefahr besteht, dass Herr Skala bei seiner Wählerversammlung (Montag, den 24. April, 20:00 Uhr, Hotel Stadt Triest) vom Gewerbebund überrumpelt und mit einem Mißtrauensvotum bedacht wird, so bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Regierungsrat, im Namen und Auftrage einiger Gesinnungsgenossen, nicht nur selbst in die Versammlung zu kommen, sondern auch in Ihrem Bekanntenkreise wenn möglich dahin wirken zu wollen, dass auch andere gesinnungsverwandte Herren in derselben erscheinen.

Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster

Heinrich Huber

Hochgeehrter Herr Kollege!

Vor allem möchte ich mich entschuldigen, daß diese Zeilen so spät Ihnen zu Händen kommen. Ich mußte aber die Osterferien abwarten, um allen denen gerecht zu werden, die mich mit ihren Glückwünschen zu meinem 25jährigen Jubiläum beehrt haben. Ich sende Ihnen und den Kollegen Drasch und Klemensiewicz den wärmsten Dank für den Glückwunsch, mit dem Sie mich beehrt haben. Vielleicht ist es mir vergönnt, die hochgeehrten Kollegen im schönen Graz noch einmal wieder zu sehen. Der Mensch hofft, solange er lebt! Vielleicht entschließt sich jemand von Ihnen, im August zum internationalen Kongreß nach Moskau zu kommen. Wir werden auch eine Sektion für Physiologie und Histologie haben. Von den Anthropologen haben sich sehr viele zugesagt. Indem ich Sie bitte, den Kollegen Klemensiewicz und Drasch meine verbindlichsten Grüße zu übergeben, verbleibe ich hochachtungsvollst Ihr

Arnstein
Kasan, 10./22.4.1892

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Beifolgend erlaube ich mir, eine der an den naturwissenschaftlichen Verein für Steiermark gelangten Einladungen zu der morgigen Eröffnung der naturwissenschaftlichen Sammlungen des steiermärkischen Landesmuseums „Joanneum“ zu überreichen.

Gestatten Sie mir bei dieser Gelegenheit ein Anfrage, welche die Nutzbarmachung einer größeren Zahl von Exemplaren der „Festgabe“ betrifft, welche der naturwissenschaftliche Verein für St[eiermark] 1875 der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte widmete. Diese Festgabe liegt noch in um 200 Exemplaren vor, welche in unserer Kanzlei nutzlos verstauben, während sie vielleicht für Schulen, Lokal-Museen und Volksbibliotheken einiges Interesse hätten [sic]. Sollte daher der Volksbildungsverein geneigt sein, uns Exemplare dieser „Festgabe“ abzunehmen, so würden wir sie sehr gerne abtreten, da uns damit ein großer Dienst erwiesen würde, wenn diese Bücher in irgendeiner Weise verwertet werden könnten.

Hochachtungsvollst Ihr ganz ergebener

R. Hoernes Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark in Graz

Lieber Bruder!

Gestern las ich in der Zeitung die Notiz über die heurigen Akademiesitzungen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Dich neuerdings auffordern, doch nach Wien zu kommen und mit aller Rücksichtslosigkeit nichts als Deinen materiellen Vorteil wahrzunehmen. Wenn man mit Dir so rücksichtslos umgeht, warum sollst Du Dich genieren? Du kannst ja allem fernbleiben, was Dir peinlich ist und nur gerade so viel tun, um Deinen Vorteil zu erreichen. Du könntest bei dieser Gelegenheit die gewiss sehenswerte Musik- und Theaterausstellung, die Museen und dergleichen besichtigen. Also entschließe Dich und komme. Wir erwarten Dich freudig.

Herzliche Küsse und Grüße an Dich, Rosa und die Kinder.

Emil

Rosa könnte sich auch einmal wieder Wien und die Ausstellung ansehen.

Lieber Bruder!

Ich habe mir selbst oft die Frage vorgelegt, ob ich nicht doch nach Wien gehen soll und es so machen soll, wie Du auch meinst. Allein ich bin schließlich doch zu dem Resultate gelangt: Nein! So geht es nicht.

Ich muss nämlich nicht bloß Brückes Nekrolog und Exners Rede vermeiden, sondern auch die Saugesichter eines Billroth, Ebner, Exner und Lang, der sich mir gegenüber leider mehr als zweifelhaft benommen hat.

Gehe ich nur hin, so habe ich schon an dem Anblick dieser ekelhaften Gesellschaft mehr zu ertragen, als ich vermag. Und mein Ausbleiben gerade nur bei Brückes Nekrolog und Exners Rede, deren Anhören mir unerträglich wäre, würde sicher als kleinliche Demonstration gedeutet. Eine innere Stimme sagt mir: Das Beste ist, zu Hause bleiben. Über den Besuch der Ausstellung durch mich oder Rosa reden wir ein anderes Mal.

Alles Vergnügen wäre vergällt, wenn man diesen Besuch mit den Akademietagen verknüpfen würde. Entschuldige, dass ich fest bleibe, aber ich kann nicht anders.

Ich käme krank von Wien zurück, wahrhaftig! Grüße allen, Dein

Alexander

Hochgeehrter Herr Kollege!

Ihr wertes Schreiben vom 21.6. hat mich ebenso geehrt als erfreut. Ich danke Ihnen für dasselbe verbindlichst. Wie ich zufällig vor einigen Tagen schon an Herrn Professor Klemensiewicz schrieb, ist hier in Dorpat jetzt für uns Nichtrussen alles verloren. Aus diesem Grunde bin ich bereit, eine Stellung aufzugeben, welche bis vor kurzem wohl die schönste Pharmakologenstellung war, die es überhaupt gibt. Ich bin bereit, jede Stellung anzunehmen, die ich auszufüllen im Stande bin. Schroff hat mir gegenüber immer sehr gejammert, die Anforderungen der neuen Lehrpläne seien sehr schwer zu erfüllen. Meine Bescheidenheit zwingt mich daher zu dem Geständnis, dass ich nicht weiß, ob ich die – mir ja ganz unbekannten – Anforderungen werde erfüllen können. Ich gebe Ihnen aber das Versprechen, dass, wenn Sie mich wählen, und ich erst dort bin, ich mich mit eisernem Fleiß bemühen werde, ebenso viel zu leisten als irgendein anderer österreichischer Pharmakolog. Wenn ich Ihren Brief recht verstehe, muss ich dort zwei Stellungen ausfüllen, welche hier zwei Professoren intensiv beschäftigen, nämlich mich und meinen lieben Kollegen Dragendorff. Da der Tag in Österreich auch nur 24 Stunden hat, so kann bei Ihnen doch unmöglich ein Mann das leisten, was hier die volle Manneskraft zweier Professoren in Anspruch nimmt. Ich bitte Sie also, der Fakultät, respektive der Kommission, meine prinzipielle Einwilligung dorthin zu kommen mitzuteilen, ihr aber auch zu sagen, dass ich in dem offziellen Berufungsschreiben sehr genaue Auseinandersetzungen über alles das erwarte, was ich leisten soll.

Hier in Dorpat arbeiten bei mir Pharmazeuten und Mediziner. (Zwang ist es weder für die Mediziner noch für die Pharmazeuten, da allen Zwangsunterricht im Laboratorium Dragendorff hat. Und doch ist mein Institut immer recht gefüllt.) Meine Vorlesungen sind nur für die Mediziner Zwangsfach, werden aber von den Pharmazeuten mit besonderer Vorliebe freiwillig gehört. Dass ich in pharmazeutischen Kreisen auch im Auslande eine gewisse Wertschätzung genieße, scheint mir daraus hervorzugehen, dass ich soeben von der Pharmaceutical Society of Great Britain zusammen mit Moeller zum corresponding member ernannt worden bin. – Eine biographische Skizze von mir steht in der zweiten Auflage von A. Hinrichsen, Das literarische Deutschland, Seite 706. Ein Verzeichnis der unter mir erschienenen und von mir erschienenen Arbeiten könnte ich auf Verlangen zusammenstellen. Ein größeres Werk von mir (36 Bogen) ist unter der Presse.

In ausgezeichneter Hochachtung

Prof. R. Kobert

Hofrat E. Ludwig in Wien kennt mich und ist bereit, über mich ein Gutachten abzugeben. Ebenso Hoppe-Seyler, Kussmaul, Goltz, Baumann etc.

Ich erlaube mir, mein Photogramm beizulegen.

K.

Lieber Bruder!

Vorgestern hat mich Prof. Borysiekiewicz ersucht, Dir im Interesse eines seiner Freunde zu schreiben. Er sagte mir nämlich, dass Erzherzog Franz der Gute demnächst eine Reise nach Indien mache, dass Du die Entscheidung über den Reisearzt zu treffen hättest, und dass eben sein Freund einer der Kompetenten sei.

Ich sagte ihm, dass ich von dem allen gar nichts wisse. Er glaubt aber vollkommen gut unterrichtet zu sein und schickte mir gestern beifolgenden Zettel mit der Bitte, Dir die betreffenden Daten mitzuteilen. Ich erfülle diesen seinen Wunsch. Ich weiß von dem Dr. Hebicki [sic, wohl Kubicki gemeint] weiter nichts und Borysiekiewicz kenne ich erst seit Ostern. Bin also völlig neutral.

Wie geht es Dir? Wohin gehst Du in den Ferien? Wenn Dich der Zug an Stübing vorüberführt, mache ja für einige Zeit halt. Ich und alle möchten überhaupt wünschen, dass Du eine solche Route wählst, welche Dich zu unserer großen Freude für einige Zeit nach Stübing brächte.

Wir übersiedeln am 9. Juli dahin. Ich werde freilich dann noch mehrere Male nach Graz kommen müssen, etwa bis 24. Juli. Wann kehrst Du von dem Urlaube wieder nach Wien zurück? Wie lange dauert die Ausstellung?

Mit den besten Grüßen an Dich und alle von mir und allen, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Nach Empfang Deines Schreibens erhielt ich auch einen Besuch des Dr. von Kubicki [sic], bei welchem er mir persönlich sein Anliegen vorbrachte. Das Reiseprojekt des Erzherzog Franz dürfte allerdings zur Ausführung kommen. Es soll bereits vom Kaiser genehmigt sein. Möglich jedoch, dass das Auftreten der Cholera die Reise auf eine günstigere Zeit verschiebt. Ob ich wegen eines Begleitarztes gefragt werde, ist wohl möglich. Meine Antwort wäre dermalen sehr leicht, da ich eben keinen anderen Kandidaten als Dr. Kubicki weiß. Was später noch geschehen wird, ist natürlich ganz ungewiss. Ich persönlich halte in der Tat den Regimentsarzt Kubicki für eine geeignete Persönlichkeit zur Begleitung des Erzherzogs. Was mich anlangt, so denke ich, vom 1. August bis in die 2. Septemberwoche auf Urlaub zu gehen. Ich werde mich ein paar Bekannten anschließen, die nach Tirol (Stilfserjoch etc.) gehen. Wenn es tunlich ist, möchte ich gerne ein paar Tage bei Euch in Stübing verbringen. Ich kann aber nichts Bestimmtes zusagen. Die Ausstellung in Wien dauert bis gegen Mitte Oktober. Es wäre sehr schön, wenn Ihr im Juli oder September uns in Wien besuchen würdet. Alle miteinander getraue ich mich nicht zu sagen, da ich nicht weiß, wie sich das arrangieren ließe. Aber die Hälfte könnten wir doch wohl unterbringen. Die Familie Schurz geht heuer nach Nasswald, da sie die Wohnung in Baden nicht mehr bekommen konnten. Ich soll auch auf ein paar Tage dahinkommen und zur Hühnerzeit möchte ich einige Zeit in Baden verweilen. Ohnehin ging mir die vorige Jagdsaison durch die Krankheit der Erzherzogin Margarethe gänzlich verloren. Und die Badener wären sehr gekränkt, wenn sich heuer niemand in Baden einfinden würde. Also meine Urlaubswochen werden mir schier zu kurz werden. Und eine Einladung nach Oberösterreich, nach Mähren etc. musste ich im Voraus ablehnen.

Ich hoffe, dass es Euch in Stübing wieder recht gut gefallen wird und dass Ihr recht viel schöne und glückliche Tage dort verbringen werdet. Mit herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich erlaube mir, an Herrn Professor einige Zeilen zu richten, um über meine gegenwärtige Tätigkeit in München Herrn Professor Mitteilung zu machen.

Seit Mitte dieses Monats bin ich, da die Stelle des 2. Assistenten des klinischen Instituts des Herrn Geheimrats von Ziemssen frei wurde, vom 3. Assistenten zum 2. Assistenten des Instituts vorgerückt. Ich ersehe daraus mit Dankbarkeit das große Wohlwollen des Herrn Geheimrats, welches ich umso höher anschlagen muss, als es mir trotz aller Bestrebungen weder in Graz noch Wien gelang, noch gelungen wäre, Assistent zu werden.

Neben meinen klinischen Studien und der praktischen Tätigkeit im Krankenhaus und im Ambulatorium des Instituts, wobei ich mit Vorliebe mich mit dem Studium der Nervenkrankheiten und Elektrodiagnostik beschäftige, arbeite ich in der freien Zeit klinische Mikroskopie und hauptsächlich noch die des Blutes. Eine Arbeit, die ich im vorigen Jahr bei meinem Chef eingereicht habe, wird im Jubelheft des Deutschen Archivs für klinische Medizin von Ziemssen erscheinen. An der Vollendung zweier weiterer Arbeiten arbeite ich gegenwärtig und hoffe, noch in diesem Jahr einen anatomischen Beitrag zur Kenntnis der progressiven periziösen Anämie bringen zu können.

Wie ich mit Freude ersehe, werden meine früheren Arbeiten günstig beurteilt. Ich will mit meinen Blutarbeiten bald zu einem gewissen Abschluss kommen, da der Herr Geheimrat wünscht, ich solle mich in die med[izinische] Chemie einarbeiten. Außerdem möchte ich selbst gern einmal etwas Klinisch-Experimentelles arbeiten.

Indem ich Herrn Professor bitte, das Wohlwollen, welches mir Herr Professor bisher entgegenbrachten, auch fernerhin bewahren zu wollen, zeichne ich als Herrn Professor dankbarer Schüler

Dr. H. F. Müller

Ich bin für 11 h zu einer Promotion beordert, so dass ich erst gegen ½ 12 zur Sitzung kommen kann.

Rembold

1892 VII 6, München

Verehrter Herr Kollege!

Ich schreibe Ihnen heute abermals in der Angelegenheit der Besetzung einer Stelle an Ihrer Universität. Sie meinen vielleicht, ich mische mich gerne in Dinge, die mich eigentlich nichts angehen, es ist aber in der Tat nur ein Zufall, dass Schüler von mir sich um eine Empfehlung bei Ihnen bewerben. Es hat nämlich mein bisheriger Assistent, Dr. W. Prausnitz, Privatdozent für Hygiene an der hiesigen Universität und technischen Hochschule, an mich ein solches Ansuchen gestellt, da er den Wunsch hat, die Professur für Hygiene in Graz zu erhalten. Ich kann nur sagen, dass es ein sehr ernstliches Streben verrät, wenn ein junger Hygieniker sich so lange und gründlich mit dem Haupthilfsfach für die Hygiene, der Physiologie, befasst, und sich darin eingehend zu unterrichten sucht. Er hat in meinem Laboratorium eine Anzahl von physiologischen Arbeiten gemacht, welche in der Zeitschrift für Biologie veröffentlicht worden sind, wie die über die Kurve der Glykoseanhäufung in der Leber nach Aufnahme von Zucker und die über den Phloriszindiabetes. Einige Arbeiten sind noch nicht publizert worden, z. B. über die Stickstoffausscheidung der hungernden Menschen, über die Eiweißzersetzung bei Dyspnoe, die Ausnutzung und Bedeutung einiger Albumosenpräparate und eine eingehende Arbeit über die Auswirkung verschiedener Brotarten im menschlichen Darmkanal. Er macht solche Arbeiten mit großer Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit und Sachkenntnis und er ist in seinem Tun sehr eifrig und energisch. Er hat seit den 4 Jahren seiner Assistentenzeit in meinem Laboratorium viel gelesen und sich an dem Unterricht und den Arbeiten beteiligt, so dass nicht leicht ein junger Hygieniker eine so vortreffliche Vorbildung für sein Fach haben wird. Was er in der persönlichen Hygiene leistet, ist Ihnen ja wohl bekannt; ich erwähne nur seine Arbeit über die Selbstreinigung der Flüsse und sein kleines Lehrbuch der Hygiene; auch auf bakteriologischem Gebiete ist er gut ausgebildet und war er tätig. Ich bin überzeugt, dass er Ihnen ein gutes Institut einrichten wird und die Hygiene in die Höhe bringen wird. Er wird, wenn ihm die Möglichkeit geboten wird, wissenschaftlich tätig zu sein und Schüler praktisch zu unterrichten, einer Berufung mit aller Bestimmtheit Folge leisten. Ich bin gerne bereit, Ihnen, wenn Sie es wünschen, noch weitere Aufschlüsse zu geben.

Mit freundlichen Grüßen Ihr ergebener

C. Voit

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Zur meiner freudigen Überraschung habe ich von Innsbruck aus die Aufforderung erhalten, meine Belege an das Besetzungkomitee für die erledigte histologische Lehrkanzel einzusenden. Schon der Umstand, dass ich auf Grund meiner kleinen vorläufigen Mitteilungen offenbar mit Zuhilfenahme von Nachsicht und Vertrauen im gegebenen Falle überhaupt in Betracht komme, hat so erhebend auf mich eingewirkt, dass ich mit dieser Schicksalswendung an sich schon zufrieden bin.

Begreiflicherweise beschäftigt mich aber der Gedanke, ich könnte schon jetzt, ehe ich es verdient, mein Ideal erreichen, falls das Vertrauen, welches ich selbst besitze, dass ich unter günstigen Verhältnissen alles bisher Versäumte bald nachholen würde, auch von meinen Lehrern geteilt wird.

Sie haben mir, ohne dass ich ein besonderes Anrecht hierauf erworben hätte, besonders bei meinem Abschied von Graz eine so gütige und wohltätige Teilnahme bewiesen, dass ich es wage, an Sie mit der unbescheidenen Bitte heranzutreten, Sie möchten, falls ich Ihr Vertrauen im angedeuteten Sinne besitzen sollte, mir Ihre Unterstützung nicht versagen. Wenige Worte auf einer Karte an einen Ihrer Schüler oder Bekannten in Innsbruck könnten gewiss die Bedenken, welche gegen mich begreiflicherweise vorliegen werden, leicht zerstreuen. Ich würde es nicht wagen, Sie mit dieser Bitte zu belästigen, wenn ich Ihnen nicht zugleich feierlich die Versicherung geben könnte, dass ich auch hier fleißig fortgearbeitet habe und vieles zugelernt habe, was mir in der angestrebten Stellung sowohl beim Unterricht als auch bei der Forschung zustatten kommen könnte; allerdings habe ich, durch die pflichtgemäßen Arbeiten früher daran verhindert, meine eigenen erst in diesem Frühjahr wieder aufnehmen können. Ich habe meine Untersuchungen über die sensiblen Endigungen im Muskel weitergeführt und zu einem vorläufigen Abschlusse gebracht; ich bin gegenwärtig mit dem Niederschreiben und Zeichnen beschäftigt. – In der Hoffnung, dass Sie meine Bitte, wenn Sie auch nicht berücksichtigt werden könnte, nicht übel deuten.

Hochachtungsvoll Ihr dankbar ergebener Schüler

L. Kerschner

[1892] [VII] [10], Graz

Hochgeehrter Herr Regierungsrat,

Ich erlaube mir, Ihnen, hochgeehrter Herr Regierungsrat, mitzuteilen, daß der gemeinsame Ausflug nicht stattfinden wird.

Eine größere Zahl (Praktiker) an Professoren haben direkt angegeben, daß sie verhindert sind, während andere wohl ihre Teilnahme anmeldeten, bei neuerlicher Rücksprache mir aber erklärten, daß sie noch nicht gewiß wissen, ob sie erscheinen werden.

Nach diesem dünkt es mich das Beste, den Ausflug und das gemeinsame Mittagessen nicht abzuhalten, denn es könnte geschehen, daß wir einen größeren Tisch bestellen und vielleicht nur 4–5 Professoren teilnehmen.

Wölfler teilte mir mit, daß den meisten die Zeit unpassend sei und daß das Projekt eines gemeinsamen Ausfluges sich leichter verwirklichen lasse, wenn statt eines Nachmittags ein Abend herangezogen wird.

Mir ist sehr leid, daß aus der Sache nichts geworden.

Ich konnte Ihnen, hochgeehrter Herr Regierungsrat, nicht schon gestern Abend schreiben, weil ich von einigen Professoren erst heute morgens bestimmte Nachricht bekam.

Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr Regierungsrat, den Ausdruck meiner größten Hochachtung, womit ich verbleibe als Ihr ergebenster

Holl Graz Mittwoch früh

Simonyi ist in allen Gegenständen, Ausnahme der Chemie, geflogen.

Anmerkung Zur Datierung: Der im Nachsatz erwähnte „Flug“ (das Nichtbestehen einer Prüfung) fand am 11. 7. 1892 statt; Rollett war ebenfalls Prüfer gewesen.

Sehr geehrter Herr Collega!

Professor Drasch ersucht mich, ihm den von Tappeiner an ihn gerichteten Brief zurückzusenden; ich bitte Sie deshalb, mir denselben möglichst bald zu schicken.

Mit besten Grüßen ergebenst

Dr. Wölfler

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Bestätige bestens dankend den Empfang des Honorars von 70 fl und wünsche einen angenehmen Sommeraufenthalt.

Ihr hochachtungsvoll ergebenster

Dr. Tobeitz

Hoch geehrter Herr Professor!

Ich bitte um Entschuldigung, dass ich wieder mit einer Bitte komme. Ich brauche wegen einiger mir nicht sicher mehr bekannter Stellen aus Löwits Arbeiten seine 1. und 2. Arbeit: Über die Bildung roter und weißer Blutkörperchen. Wien[er] Ak[ademischer] Sitz[ungs]ber[icht] Band 88, 1883 und Über Neubildung und Zerfall weißer Blutkörperchen. Ebenda, Band 92, 1885. Leider sind gerade diese Bände in der Kgl. Staatsbibliothek entlehnt und jedenfalls nicht sobald zu haben. Ich würde mir daher erlauben, an Herrn Professor die ergebene Bitte zu richten, mir die beiden Arbeiten, die Herr Professor als Separat-Abdrücke besitzen, für einige Tage leihen zu wollen. In dem Falle, dass Herr Professor mir diese Bitte erfüllen wollten, würde ich meinen Vater davon verständigen, damit er die Schriften abholen ließe.

Indem ich Herrn Professor bitte, meine Bitte nicht als eine unbescheidene auffassen zu wollen, zeichnet sich Herrn Professor ergebenster Schüler

Dr. H. F. Müller

Lieber Bruder!

Marie ist soweit hergestellt, dass ich meine Urlaubstour antreten kann. Ich gehe am 1. August weg und soll am 3. abends mit meinen Reisegefährten in Eisenerz zusammentreffen. Um Euch zu sehen, fahre ich am 1. direkt nach Stübing, wo ich um 15:08 Uhr von Bruck aus eintreffen werde. Am Mittwoch um 13:38 Uhr muss ich aber wieder fort, um noch abends, 20:00 Uhr, in Eisenerz einzutreffen, von wo aus die Reise über Hieflau weitergeht. Wenn es möglich sein sollte, die Zusammenkunft in Eisenerz um einen Tag zu verschieben, was ich lebhaft gewünscht habe, so werde ich durch ein Telegramm in Stübing hievon avisiert werden. Ich freue mich, Euch alle baldigst wiederzusehen und sende viele herzliche Küsse und Grüße an Dich, Rosa und die Kinder voraus, Dein

Emil

Der Gefertigte bestätigt im Namen des Executiv-Komitees zur Errichtung eines Brücke-Denkmales den Betrag von 5 fl O.W. [Österreichische Währung] erhalten zu haben.

Prof. Sigm. Exner

Hoch geehrter Herr Professor!

Ich bitte vielmals um Entschuldigung, falls Herr Professor sich schon die Mühe genommen hätten, die erbetenen 2 Separat-Abdrücke herauszusuchen. Ich habe sie nämlich heute doch aufgetrieben und durchgesehen.

Ich bitte nochmals um Entschuldigung, dass ich Herrn Professor so belästigt habe. Ich wusste eben keinen anderen Weg, mir die beiden Arbeiten Löwits zu verschaffen.

Indem ich mich Herrn Professor bestens empfehle, zeichne ich als Herrn Professor ergebenster Schüler

Dr. H. F. Müller

Anmerkung Telegramm

Kann wegen Schnupfen und Kopfschmerzen nicht abreisen

Emil

1892 VIII 1, Stübing

Lieber Bruder!

So sehr uns Dein Brief erfreute, so sehr hat uns Dein Telegramm betrübt. Wir bedauern vor allem Dich, dass Dich ein tückischer Schnupfen an dem Antritte Deiner Ferien hindert, und dass er uns um die schönen Freuden bringt, die Du uns mit Deinem Besuche bereitet haben würdest. Aber ach! So geht es ja immer, wenn man sich auf etwas recht sehr freut.

Was wirst Du nun tun, wenn Dein Schnupfen wieder vorüber ist. Werden wir noch die Freude haben, Dich in Stübing zu sehen? Ich hätte Dir Vieles gerne mitgeteilt, was ich hier während unserer Zusammenkünfte mit Abgeordneten Heilsberg, der bekanntlich hier domiziliert, erfahren habe. Erfreuliches ist dabei, freilich nicht sehr viel. Aber das weiß ich jetzt ganz genau, dass Billroth einer der schlechtesten und heimtückischesten Schurken ist, welche die Welt trägt, und dass, wie ich schon lange vermutete, dieser erbärmliche Jesuit auch der Verführer Brückes war.

Und noch eines hätte ich gerne von Dir genau erfahren, wieder nichts Erfreuliches. Nämlich wie es mit Marie steht? Ihr habt mich ja in dieser Beziehung ganz und gar im Dunkeln gelassen. Um Pfingsten kam Albertine Schmid zu uns nach Graz. Von ihr allein erfuhren wir, dass Marie mit ihren Hämorrhoiden viel zu leiden hat und dass sie, wie bei Dir im Spitale festgestellt worden sei, im Herbste wahrscheinlich operiert werden müsse. Erst vor einigen Tagen brachte Rosa aus Graz von Richard die Nachricht, dass Marie jetzt schon operiert worden sei. Ich war völlig überrascht.

Ich habe Richard seit seiner Wiederkehr nicht gesehen. Gestern wollten Oskar und Richard hieher kommen, da wir aber Prof. Holl als Gast über den ganzen Tag hatten, zogen sie es vor, erst in 8 Tagen zu kommen.

Richard konnte Rosa gar nichts Näheres sagen, er behauptete vielmehr, dass ich durch Dich über alles bezüglich Mariens unterrichtet sei. Ich weiß aber gar nichts! Es müsste ein Brief von Dir verloren gegangen sein.

Mit Holl waren wir nämlich: Ich, O[ctavie], Pr[iska] und H[umbert] auf dem Gamskogel. Es war sehr schön. Dagegen hatten wir um 20:00 Uhr, als Holl gerade zurückfahren musste, ein formidables Gewitter. Heute ist es wieder schön, obwohl ein paar Regenwolken vorüberzogen und es in der Entfernung donnerte.

Alle lassen Dich herzlichst grüßen, Dir baldige Besserung wünschen und bitten Dich, doch noch nach Stübing zu kommen.

Edwin, der mich jetzt zum Essen holt, fragt mich, was ich tue. Ich sage ihm, ich schreibe dem Onkel Emil. Er frägt: Dass er kommt? Ich: Nein, ich schreibe, dass ich bedaure, dass er nicht kommt. Saures Gesicht und heftiges Protestieren ist die Wirkung und er ruft aus: Nein, du musst ihm schreiben, dass er kommt! Er hat also das Bedauern missverstanden; aber Du siehst, was sein Wunsch ist.

Also auf Wiedersehen, Dein

Alexander

Hochgeehrter Herr Regierungsrat.

Ich erlaubte mir, gestern durch Herrn Wendl das Dekanatssiegel zu schicken und bin so frei, Sie, hochgeehrter Herr Regierungsrat, nochmals um gütige Vertretung zu bitten.

Gleichzeitig benütze ich die Gelegenheit, um Ihnen, hochgeehrter Herr Regierungsrat, und der gnädigen Frau Gemahlin, für die genossene Gastfreundschaft wärmstens zu danken.

Ich hatte eine sehr große Freude an dem mit Ihrer werten Familie zugebrachten Tage, so dass selbst Blitz und Regen mich aus der freudigen Stimmung nicht herauszubringen vermochten.

In Graz angelangt, musste ich erst auf dem Bahnhofe verweilen, da es heftig regnete und keine Fahrgelegenheit zu erobern war.

Indem ich Ihnen, hochgeehrter Herr Regierungsrat, recht angenehme Ferien wünsche und Sie bitte, der gnädigen Frau Gemahlin meinen ehrerbietigen Handkuss zu melden und die P. T. Kinder bestens zu grüßen, bleibe ich mit dem Ausdrucke der größten Hochachtung und Verehrung Ihr ganz ergebener

Holl

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ihr Schreiben aus Stübing, in welchem Sie mich an den Görzer Brief der Ritter von Zahanyschen Mühlenverwaltung nochmals erinnerten, traf mich hier.

Ich hatte zwar nicht an demselben Tage, an dem Sie mir den Brief übergaben, sondern erst an dem darauffolgenden die Korrespondenz erledigt und Ihr, wenn auch zart angedeuteter, aber immerhin zwischen den Zeilen zu erkennender Vorwurf traf mich unbegründeterweise. – Die Wasseruntersuchung ist nicht dringend und wurde von der Mühlenverwaltung Stenzig auf den Herbst verschoben. Es geschah das über meinen Vorschlag, da ich in den letzten Tagen meiner Anwesenheit in Graz durch mancherlei Vorbereitungen, welche ich zu treffen hatte, sehr in Anspruch genommen war. – Die Statthalterei hat mich nämlich aufgefordert, als Fachexperte für choleraverdächtige Fälle zu funktionieren und ich habe dieser Aufforderung entsprochen. So war ich genötigt, für eine allfällige telegraphisch an mich gerichtete Anzeige eines derartigen Falles alles Nötige herzurichten.

Von Velden aus habe ich bald nach meiner Ankunft einen mehrtägigen Ausflug zu meinem Schwiegervater nach Pölling bei Launsdorf gemacht, um mich von seinem Befinden zu überzeugen. Wie ich Ihnen schon erzählte, leidet derselbe an einer hartnäckigen, wenn auch nicht gerade schweren Neurasthenie, die ihm oft durch Wochen Ruhe lässt, aber in 2-3tägigen Anfällen sich oft recht unbequem bemerkbar macht. Jetzt geht es besser.

Pregl hat mich hier besucht. Der sieht sehr dick aus und ist recht heiter und vergnügt.

Hören Sie nichts über unsere 3 verwaisten Lehrkanzeln? Die Geburtshilfe, Heilmittellehre und Hygiene? Hier in Velden sind keine Beamten des Ministeriums, deren Umgang sonst oft recht interessant wäre.

Mit kleinen Ausflügen und mit Forellenfang verbringe ich hier meine Zeit und hoffe, auf diesem Wege für die Winterkampagne völlig gekräftigt in Graz einrücken zu können. – Ich hoffe, Ihre Gesundheit recht fest und neu gekräftigt und bitte Sie, mich Ihrer Frau Gemahlin ergebenst zu empfehlen.

Mit größter Hochachtung Ihr ergebener

R. Klemensiewicz

1892 VIII 13, Mürzzuschlag

Beste Grüße und All Heil!

O[skar] Z[oth]

1892 VIII 15, Kitzbühel

Hochgeehrter Herr Regierungsrat.

Gestatten Sie, dass ich von Ihrem freundlichen Anerbieten, mich am 18. Aug[ust] zu vertreten, Gebrauch mache. Hoffentlich ist meine Bitte in keiner Hinsicht störend.

Ich bin mit Prof. Lammasch einige Tage in Innsbruck gewesen und will morgen in Fürstenthal [sein], um übermorgen die Pfandelscharte zu passieren.

Ich bitte Sie, hochgeehrter Herr Regierungsrat, der gnädigen Frau Gemahlin meine ergebensten Handküsse zu melden, und mich bestens empfehlend bleibe ich Ihr aufrichtig ergebener

Holl

Lieber Bruder!

Heute bin ich von meiner Reise etwas defekt, in notdürftig mitgenommener Kleidung und Nässe und mit den Spuren des bereits wieder abgeheilten Gletscherbrandes (eigentlich Sonnenbrandes) im Gesichte, besonders an Nase und Wangen behaftet, hierher zurückgekehrt. Anstatt nach Graz oder vielmehr nach Stübing zu Beginn meiner Reise zu fahren, musste ich, wie Du weißt, 2 Tage wegen heftiger Kopfschmerzen, Schnupfen und Husten im Bett verbleiben. Um mein Rendez-vous in Eisenerz nicht zu versäumen, raffte ich mich auf mit dem Vorsatze, mich von anstrengenderen Fuß- und Bergtouren zu absentieren, solange mein Befinden und der bestehende Bronchialkatarrh dies redlich erscheinen ließ. Meine Reisegesellschaft, bestehend aus 2 Gruppen, von denen die eine Bergdirektor Emil Sedlaczek aus Eisenerz, dessen Frau und Neffe (ein Studiosus aus Sachsen) die Tour nur teilweise mitmachten, während des Erstgenannten Bruder, Viktor Sedlaczek aus Wien, samt Frau und Nichte (Tochter des Bergdirektors), dann eine Frau Albert und ich die ganze Tour zusammen machten. Wir fuhren zunächst über Friesach, wo wir übernachteten, nach Lienz und Windisch Matrei. Viktor S[edlaczek] samt Frau und Nichte und Frau Albert machten von hier aus eine Tour auf den Groß-Venediger, während ich in Matrei verblieb und mir eine kleine 2stündige Tour zum Lukaskranz, von wo man einen herrlichen Ausblick auf die Dreiherrenspitze und den Groß-Venediger hat, und andere kleinere Spaziergänge unternahm. Die Tour auf den Venediger ist nicht im mindesten gefährlich, war aber nach der Versicherung der Damen, die ganz erschöpft und im Gesichte wund und geschwollen zurückkamen, wegen vorhandenem Neuschnee, der zu durchwaten war, höchst anstrengend. Dann ging die Reise nach Meran weiter, nach Neuspondinig, Trafoi, auf das Stilfserjoch. Wir fuhren bis zur Franzens- und Ferdinandhöhe und bestiegen von da aus noch eine Höhe mit dem Grenzmarkstein von Österreich, Italien und Schweiz. Auch machten wir von der Franzenshöhe (2.760 m) eine kleine Tour auf den ganz nahen viel tiefer ins Tal hinabreichenden Madatschgletscher. Das Panorama vom Stilfserjoch ist überwältigend schön und großartig. Die Ortlergruppe, die Berninagruppe, die Ötztaler Ferner, die Graubündner Berge, die oberitalienischen schneeigen Gipfel, das alles bei wolkenlosem Himmel in hellstem Sonnenglanze, auch ohne Talnebel, es war wirklich wundervoll. Viktor S[edlaczek] bestieg von Trafoi aus über die Peyerhütte den Ortler. Ich dagegen ging mit den Damen von Trafoi hinab nach Gomagoi und von da gingen wir durch das 9 km lange herrliche Suldnertal bis Sulden, wo wir den Ortler von der anderen Seite und diverse andere schneeige Gipfel und Gletscher gleichfalls bei wolkenlosem Himmel besahen. Der ca. 25 km Tagesmarsch hat mir sehr gut angeschlagen. Wir trafen alle wieder zusammen in Neuspondinig bei der Frau Emma, die hier wie in Niederdorf ein vorzügliches Hotel unterhält. Von hier ging es über die Malser-Heide an dem Haider, Missel[?] und Reschenpass vorbei nach Finstermünz und weiter bis Landeck, wo wir wieder die Eisenbahn erreichten. Dann besuchten wir noch mit der Aachenseebahn und dem Dampfschiff den Aachensee (Perisau, Scholastica, Rainer). Endlich hielten wir noch in Zell am See (Schmittenhöhe, Lichtensteinklamm) Rast.

Marie fuhr gestern erst mit mir nach Baden, sie blieb einstweilen bei mir in Wien, um von Zeit zu Zeit im Spitale bei Dr. Hacker, der sie operierte, vorzusprechen. Gott sei Dank, dass diese Geschichte, die mir so viel Sorge machte, vorüber ist. Marie litt, wie Du weißt, an sehr bedeutenden, zum Teil mit sogenannten Venensteinen besetzten, fast beständig mehr oder weniger blutenden in mehr als Mannsfaustgröße sich vordrängenden Hämorrhoidalknoten mit allen konsekutären Beschwerden, Schmerzen, Stuhldrang, zunehmender Anämie etc. etc. Nach allen möglichen fruchtlosen Versuchen, eine Besserung zu erzielen, blieb mir nichts anderes übrig, als Marie zu bestimmen, sich einer Operation zu unterziehen, wozu ich bei mir im Sophienspitale ein eigenes Zimmer und alles übrige zurechtsetzte. In tiefer Narkose wurde die ganze Geschwulstmasse mit dem Glüheisen weggebrannt. Die ersten Tage der Nachbehandlung waren ungemein qualvoll. Es kam auch ein Blasenkatarrh dazu und die Rekonvaleszenz ging sehr zögernd und schwer vorwärts. Doch jetzt ist die Sache nahezu geheilt und Marie ist ganz glücklich, dass sie von dem jahrelangen Übel befreit ist.

Ich bin nun etwas ruhebedürftig und bleibe einige Tage in Baden, ob ich noch nach Nasswald zu Schurz kommen werde, weiß ich auch noch nicht. Dann geht es wieder nach Wien. Kommt niemand von Euch nach Wien?

Nun lebe recht wohl, grüße und küsse mir herzlich Rosa und die Kinder. Hoffentlich haben ihnen die paar Kleinigkeiten, die ich selbst bringen wollte und die dann Auguste gesandt hat, etwas Freude gemacht.

Emil

1892 VIII 25, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

(Nr 236)

Der bisherige Vorrat an Einladungsschreiben zum Beitritte ist bereits aufgebraucht, und erlaube ich mir, die höfliche Anfrage, ob ich von denselben wieder 500 oder 1000 Exemplare auflegen lassen darf. Im Vereine ist außer einer kleinen Bücherspende der Frau Majorin Arnould nicht Neues.

Mit besonderer Hochachtung zeichnet

[NN]
Sekretär
Steiermärkischer Volksbildungs-Verein in Graz

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Erlaube mir die Freiheit, Herrn Regierungsrat, da der Herr Dekan abwesend ist, meine Quittung pro September zur gütigen Unterfertigung zu senden.

Für die Freundlichkeit bestens dankend, hochachtungsvollst ergebener

Dr. Gampp
Assistent der oculistischen Klinik
allgemeines Krankenhaus Nr. 8

Sehr geehrter Herr Kollege!

Leider habe ich mich überreden lassen – als einer der wenigst Berufenen – die Bearbeitung der Histologie der Muskeln und Nerven für ein von unserem hiesigen Kollegen Bardeleben redigiertes Handbuch der Anatomie zu übernehmen. Dass ich dabei hinsichtlich der Muskeln ganz auf dem durch Ihre bewunderungswürdigen Untersuchungen geebneten Boden stehe, versteht sich fast von selbst. Während ich im vergangenen Semester immer und immer wieder Gelegenheit hatte, mich durch eigene Anschauung von der unübertrefflichen Exaktheit Ihrer Beobachtungen zu überzeugen, wollte mir dies hinsichtlich der bekannten Angaben Bütschlis nicht so glücken. Gleichwohl kann ich dieselben nicht ganz unerwähnt lassen und würde Ihnen sehr zu Dank verpflichtet sein, wenn Sie die Güte hätten, mir Ihre Ansichten und Erfahrungen über die angebliche Wabenstruktur der Muskelfasern mitzuteilen. Ich kann der immerhin schwierigen Nachuntersuchung nur sehr wenig Zeit opfern und würde es als eine Beruhigung empfinden, Ihre Meinung in dieser Sache zu hören. Selbstverständlich würde ich von Ihren Mitteilungen nur dann weiteren Gebrauch machen, wenn Sie es ausdrücklich gestatten.

Mit ausgezeichneter Hochachtung, Ihr ganz ergebener

Dr. W. Biedermann

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich habe erfahren, dass Sie am nächsten Samstagabend hier eintreffen wollen. Da ich Montag abreisen möchte, so wäre es mir erwünscht, Ihnen, als dem Vertreter des Dekans, die Rechnungen des Institutes für Arzneimittellehre und den Rest der Dotation übergeben zu können. Ich komme erst Anfang Oktober nach Graz zurück und möchte nicht gerne in den neuen Semester hinüber die Supplierung der Lehrkanzel versehen.

Ich würde so frei sein, Sonntagvormittag Sie in Ihrer Wohnung aufzusuchen. Sollte es Ihnen angenehm sein, dass das Geld noch in meiner Verwahrung bleibt, so bitte ich um gefällige Mitteilung, damit ich es in einer feuersicheren Kasse für die Dauer meiner Abwesenheit deponieren kann.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung bleibe ich, Herrn Regierungsrat, Ihr ergebenster

K. B. Hofmann

Hochgeehrter Herr Professor!

Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihrer Einladung auf morgen zu folgen.

Mit Handkuss an die Damen, Ihr ergebenster

Dr. Zoth

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Entschuldigen Sie, dass ich Sie morgen (Sonntag) nicht aufsuchen kann. Ich bin eben in Familienangelegenheiten telegraphisch abberufen worden und muss morgen um 7:00 Uhr früh abreisen.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung ergebenst

K. B. Hofmann

Hochgeehrter Herr Regierungsrat.

Durch eine Erkrankung meines älteren Buben bin ich länger hier aufgehalten worden, als ich anfänglich beabsichtigt hatte. – Nun scheint sich die Krankheit (Halsentzündung) wieder rasch der Heilung zuzuwenden und ich glaube, sicher am Montag, dem 9. O[ktober], wieder meinen Dienst in Graz tun zu können. Wenn die Sache so fortgeht, werde ich Sonntagabend in Graz eintreffen. Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen diese Mitteilung zu machen, da ja möglicherweise II. Rigorosen ausgeschrieben werden könnten.

Ich hoffe, Spectabilis rüstig wie immer in Graz zu treffen, und verbleibe in unabänderlicher Hochachtung für Sie Ihr ergebener

Klemensiewicz

Bei Gelegenheit meines 70. Geburtstages sind mir so viele und so mannigfaltige Beweise freundlicher Teilnahme und ehrender Anerkennung geworden, dass ich mich darauf beschränken muss, zunächst dafür auf diesem Wege meinen innigsten Dank zu sagen.

Rudolf Leuckart

Sehr geehrter Herr Kollege!

Vor Monaten haben Sie mir einmal geschrieben, dass Ihre Fakultät mich gern zum Pharmakologen haben wolle. Ich habe daraufhin Ihnen geschrieben, dass ich mich durch die Berufung sehr geehrt fühle und dieselbe annehmen würde. Später hat mir Herr Kollege Klemensiewicz geschrieben, aus der Sache schiene etwas zu werden. Offenbar ist nun aber nichts daraus geworden, und ich bitte Sie daher, mir kurz mitzuteilen, wer statt meiner berufen ist und woran meine Berufung gescheitert ist. Sollte Letzteres Amtsgeheimnis sein, so will ich es natürlich nicht wissen.

Auf jeden Fall sage ich Ihnen und den Mitgliedern der Fakultät, welche mich haben wollten, nochmals meinen besten Dank.

In ausgezeichneter Hochachtung, Ihr

R. Kobert Kais. Universität Dorpat
Pharmakologisches Institut (im Anatomicum)

Hochverehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie, wenn ich heute mit einer Bitte an Sie herantrete. Ich möchte Sie höflich ersuchen, ob Sie mir nicht einige schwer aufzutreibende Arbeiten über helle und trübe, weiße und rote Muskelfasern auf kurze Zeit aus Ihrer Bücherei zur Verfügung stellen könnten. Hauptsächlich käme es mir an auf: Lavocat et Arloing, Recherches sur l'anatomie et la physiologie des muscles, pâles et fances. Toulouse, 1875, und Sterling: On red and pâle muscles in fishes.

Ein intricateres Kapitel als die Muskeln gibt es wohl kaum in der Histologie und ich werde Gott danken, wenn ich bei meiner Arbeit, die sich schon tief ins zweite Jahr hineinzieht, mit einem blauen Auge davon komme.

Wenn Sie, hochverehrter Herr Professor, die Güte haben, mir etwas zu schicken, wäre ich sehr dankbar für einige Worte Ihrer Ansicht über meine kleine Sarkolysemitteilung. Ähnliche Bilder sind Ihnen gewiss wiederholt aufgestoßen. In der Hoffnung, dass Sie sich wohl befinden, bleibe ich stets Ihr ergebener

Schaffer
IX. Schlagergasse 8

Hochverehrter Herr Professor!

Anläßlich der bevorstehenden Herausgabe der gesammelten Abhandlungen meines Vaters nehme ich mir die Freiheit, Ihnen ein Verzeichnis derselben mit der ergebensten Bitte zu übersenden, dasselbe gütigst durchzusehen und mir etwa übersehene Arbeiten mit einer Zeile bekanntgeben zu wollen.

Empfangen Sie im Vorhinein hiefür meinen besten Dank und entschuldigen Sie die Bitte.

Mit dem Ausdrucke größter Verehrung Ihr ergebenster

Dr. Theodor von Brücke

Hochverehrtester Herr Regierungsrat!

Bei dem Mangel an Mikroskopen, der in meinem Institute chronisch und unheilbar geworden, erlaube ich mir, Sie mit folgender Bitte zu belästigen: Haben Sie die besondere Güte, mir von dem von Ihnen einmal im Kollegium gerühmten Reichtume an Mikroskopen fünf Mikroskope für das laufende Wintersemester zu leihen. Für die Intaktheit derselben bei Retournierung hafte ich selbst. Wenn Sie mir diese Bitte freundlichst gewähren würden, würden Sie mich aus arger Verlegenheit ziehen. Ich müsste nämlich, wenn ich besagte 5 Mikroskope nicht habe, wegen fünf Herren eine neue Gruppe aufstellen.

Mit bestem Gruß, Ihr ergebener Kollege

Prof. Eppinger

Verehrter Herr Kollege!

Soeben sehe ich von der Auszeichnung, die Ihnen durch die Münchner Akademie der Wis-

senschaften zuteil wurde. Das ist eine Ehrung, zu der man wirklich gratulieren kann und die denjenigen mit doppelter Genugtuung erfüllen muss, der mit so inniger Verehrung zu Ihnen hinaufsieht wie ich.

Nehmen Sie also freundlich entgegen den aufrichtigen Glückwunsch Ihres ganz ergebenen

L. v. Graff Zool[ogisch]. Zoot[omisches] Institut
K. K. Carl-Franzens-Universität Graz

Hochgeehrter Herr

Es würde mich sehr freuen, von Ihnen für die Deutsche Revue einen allgemein interessierenden Artikel zu erhalten (vielleicht bis Anfang Februar).

Verehrungsvoll Ihr

Richard Fleischer
Chef-Redakteur der deutschen Revue
Wiesbaden Villa Riviera

Lieber Bruder!

In der Neuen Freien Presse las ich Deine Ernennung zum korrespondierenden Mitgliede der Münchner Akademie der Wissenschaften. Ich bringe Dir aus Anlass dieser Auszeichnung meine herzlichsten Glückwünsche dar. Da ich schon ziemlich lange nichts von Euch hörte, hat es mich umso mehr gefreut zu erfahren, dass Dir in letzter Zeit etwas Angenehmes und Erfreuliches durch diese ehrende Anerkennung widerfahren ist. Hoffentlich seid Ihr alle recht wohl und zufrieden. Die Mäderl, so höre ich, sollen im Französischen und Englischen schon so versiert sein, dass man sie für Marquisen und Ladys halten könnte. Darüber ist Stefi sehr erstaunt, da sie eben gar keine Sprache kultiviert hat. Dafür besitzt sie aber große Vollkommenheit in allen übrigen Gegenständen und versteht sich auch sehr gut auf Zeichnen und Malen. Gestern wollte ich Dir schon schreiben, wurde aber gestört und nun muss ich wieder abbrechen oder vielmehr schließen, um nicht gar zu spät mit meiner Gratulation zu kommen.

An alle, Rosa, die Kinder und Dich sende ich viele herzliche Küsse und Grüße, Dein

Emil

Lieber Bruder!

Ich danke Dir sehr für Deine Glückwünsche. Ich muss in der Tat gestehen, dass mich diese

Auszeichnung durch eine ausländische Akademie aus mehr als einem Grunde sehr gefreut hat.

Erstens an sich. In der Zuschrift des Klassensekretärs heißt es, dass die königliche Akademie durch diese Wahl die hohe Achtung bezeugen wollte, welche sie vor meinen physiologischen und histologischen Forschungen hat, und das Diplom, welches lateinisch ist, beginnt: Academia litterarum et scientiarum regia boica Te Alexandrum Rollett pracelaris studiis de functionibus et penitiori structura corporis animalium optime meritum etc. etc.

Zweitens, weil die Sache ganz unerwartet kam und es in den Annalen der Grazer Universität der erste Fall ist, dass eine so hoch angesehene deutsche Akademie wie die Münchner dorthin ein Diplom sendete, bisher sind solche nur nach Wien spaziert.

Drittens, weil damit bezeugt wird, dass wenigstens über die wissenschaftliche Bedeutung eines Grazer Professors noch andere Faktoren entscheiden als die czecho-jüdischen Rotzbuben der Wiener med[izinischen] Fakultät, diese Favoriten des Herrn von Gautsch.

Endlich viertens, weil mich dieser Fall hoffen lässt, dass ihm vielleicht noch ähnliche nachfolgen werden und sich dann ergeben dürfte, dass die Wiener Fakultät viel mehr an mir verloren hat, als ich an ihr verloren habe.

Freilich bezieht sich das nur auf wissenschaftliches Ansehen. In pekuniärer Beziehung werde ich und werden die Meinen ewig an den Folgen der Wiener Lausbüberei, die ich Dir einmal recht beleuchten werde, zu leiden haben.

Uns geht es Gott sei Dank allen gut. Ich gehe mit Erich und Edwin täglich ein paar Stunden spazieren. In habe in Stübing viel von meinem Bauche angebracht durch eine Anzahl von 30 Kilometer-Märschen und will nicht wieder anwachsen.

Leider muss man immer und immer wieder Trauriges hören: Gestern wurde Lubensky, unser allbeliebter Universitätsbuchhändler, vom Schlage getroffen und starb nach wenigen Stunden.

Oskar ist wieder sehr unruhig, er trägt sich mit unrealisierbaren Heiratsgedanken und will, dass ihm bei seinen Projekten jemand hilft. Doch vielleicht nächstens davon. Wir grüßen Dich und alle, Dein

Alexander

Hochverehrter Herr Regierungsrat

Eine neue Auflage der Realenzyklopädie der gesamten Heilkunde befindet sich in Vorbereitung. Ich hoffe, Sie werden uns die Ehre erweisen, die Revision Ihres Artikels „Muskel“, der eine Hauptzierat des gesamten Werkes bildet, freundlichst zu übernehmen. Zur Erleichterung wird die Verlagshandlung Ihnen einen Bogen-Ausschnitt des Artikels zugehen lassen, dessen Durchsicht übrigens kaum vor 1896 erforderlich sein dürfte. Alles Nähere wird ein Zirkulare später zur Kenntnis bringen. In vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst

A. Eulenburg Berlin W., Lützow-Str. 60 a

Verehrter Herr Regierungsrat

Der Unterrichtsstunden halber, die gerade in die Besuchszeit fallen, bin ich erst heute dazugekommen mit Sektionsrat Kleemann zu sprechen. Er zeigte sich höchst erregt, dass es mit der Besetzung der Lehrkanzel für Hygiene in Graz nicht vorwärts gehe. Die Verzögerung sei dadurch bedingt, dass das Hochbau-Departement im Ministerium des Inneren noch immer sein Gutachten über die Eignung der Villa gegenüber dem Kinderspitale (?) zur Unterbringung der Lehrkanzel nicht abgegeben habe und die Ernennung erst erfolgen könne, wenn Institutsräume zur Verfügung stehen. Die Absicht der Besetzung bestehe unverändert fort; davon, dass Kratter „dauernd“ die Hygiene zugewiesen erhalte, sei keine Rede; dagegen könnte es wohl sein, dass er für einige Zeit mit der Supplierung betraut werden müsste. – Ich verfehlte natürlich nicht, meine Meinung über Herrn Kratter wieder einmal zu äußern. – Kleemann klagte bitterlich darüber, dass man ihnen (im Unterrichtsministerium) vorwerfe, sie hätten keinen guten Willen und kein Verständnis. Man wisse nicht, wie ihnen die Hände gebunden seien und besonders das Finanzministerium nach wie vor die größten Schwierigkeiten bei jeder Gelegenheit mache. – An gutem Willen fehlt es gewiss weder ihm noch Sektionschef David, auch nicht an Einsicht. Aber ich habe immer mehr die drückende Empfindung, dass es an einer kraftvollen, überlegenen, zielbewussten Persönlichkeit im ganzen Ministerium fehlt. Nur eine solche, die allerdings auch des Vertrauens des Kaisers sicher sein müsste, könnte dem immer mehr überhandnehmenden Bürokratismus gegenüber eine gründliche Auffrischung unseres ohne Zweifel versumpfenden österreichischen Universitätslebens durchsetzen.

Mit gleicher Post sende ich Ihnen das Referat Alberts über die medizinische Studienreform, das mit unwesentlichen Änderungen von der Wiener Fakultät angenommen worden ist. Ebenso sende ich Ihnen das Referat der Prager auf die Gefahr, dass Sie es schon kennen. Ich erbitte mir beides wieder zurück. Auch bitte ich, die Sendung streng vertraulich zu behandeln. – Wie ich Ihnen gesagt habe, wurden die Gutachten der Fakultäten nur dem Ministerium des Inneren zur Einsichtnahme nebst dem obersten Sanitätsrate zur Begutachtung zugesendet. – Das Gutachten des Ausschusses des obersten Sanitätsrates bezüglich meines Separatvotums kann ich Ihnen jetzt nicht senden, da ich nur ein Exemplar besitze, das ich bei den gegenwärtigen Beratungen im Plenum brauche.

Mit den besten Empfehlungen, Ihr treu ergebener

M. Gruber

Lieber Bruder!

Wir wünschen Dir und Auguste und allen Verwandten in Wien glückliche Feiertage. Es geht uns allen, Gott sei Dank! gut.

Den beifolgenden Sofaschoner haben die Mädchen für Dich, die Gläsertassen und die Flaschentasse haben sie für Auguste gemacht.

Mit den herzlichsten Grüßen von allen an alle, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Ich sage meinen wärmsten Dank für die wunderschöne Christbescherung. Der Sofaschützer ist ja ein wahres Prachtstück, das allgemeine Bewunderung findet. Die Mädchen können stolz sein auf ihre ebenso mühevollen als völlig gelungenen Arbeiten.

Ich freue mich, dass Ihr alle die Feiertage gesund und fröhlich zugebracht. Auch uns geht es Gott sei Dank gut. Valerie und Cornel sind bei uns. Cornel geht morgen wieder nach München, Valerie bleibt noch längere Zeit in Wien. Ich wünsche Dir, Rosa und allen ein recht glückliches und zufriedenes Neujahr. Hoffentlich werden wir uns im neuen Jahr einige Male wiedersehen. Ein Wiener Augenarzt, Dr. Ferdinand Arlt, ist aus mir unbekannten Gründen nach Graz übersiedelt. Er hat mir unlängst aus Graz einen Abschiedsbrief geschrieben. Rokitansky und Frau sollen in Graz höchst unglücklich und unzufrieden sein. Arlt schreibt mir wieder, dass es ihm und seiner Frau in Graz außerordentlich gut gefällt. Aus diesem Widerspruch lässt sich mir wieder einmal entnehmen, dass das Glück nicht außer uns, sondern in uns zu suchen und zu finden ist.

Nun lebe recht wohl, mit vielen herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Sehr geehrter Herr Collega!

Aus den sehr interessanten Abhandlungen, die Sie mir gütigst sandten und wofür ich Ihnen meinen besten Dank ausdrücke, entnehme ich, dass Sie schon seit langer Zeit einen Projektionsapparat besitzen.

Es ist nun wahrscheinlich, dass das Ministerium mir die Mittel gewähre, einen Projektionsapparat mit elektrischem Lichte zu kaufen; es wäre mir sehr angenehm, wenn Sie die besondere Freundlichkeit und Güte hätten, mir anzugeben, welche Firma die besten Apparate, selbstverständlich für elektrisches Licht, liefert, und wenn Sie mir gleichzeitig mitteilen möchten, welche Nebenapparate notwendig sind, um mikroskopische Präparate und zahlreiche physiologische Versuche und Beobachtungen zu projizieren. Die Angabe der Firmen, welche Letztere tadellos anfertigen, wäre mir sehr erwünscht.

Mit der Bitte, mich zu entschuldigen, dass ich Sie mit meiner Anfrage belästige, sende ich Ihnen die besten Glückwünsche zum neuen Jahre und die wärmsten Grüße, Ihr ergebener Collega

M. v. Vintschgau

Lieber Bruder!

Glückliches Neujahr! Zeit wäre es, dass das keine bloße Phrase bliebe. Ich will dabei das Unbehagen, was aus persönlichen Kränkungen und unangenehmen täglichen Ereignissen sich ergibt, ganz übergehen; aber die Zustände in Österreich sind doch kaum mehr erträglich. Erinnerst Du Dich in unserem Leben einer Zeit, die so traurig gewesen wäre, in politischer, gesellschaftlicher und geschäftlicher Beziehung? Ich nicht!

Was den Universitäten, ganz besonders unserer, geschieht unter dem jämmerlichen Regiment des Herrn v[on] G[Gautsch], der vom Hochschulunterricht gerade so viel versteht, wie der Hausknecht im Hotel Metropole, ist nicht zu beschreiben. Freilich einmal wird dieses Regiment, wegen seiner destruktiven Wirkung ein Ende nehmen müssen mit Schrecken, aber wann?

Dabei immer die Lüge von der weisen Regierung des Meisters!

Aber mit schlechten Gehalten, kann das weise sein? Frivolität, feudaler Übermut, Behandlung der Nationalitäten wie einst der Bestien im Zirkus, die aufeinander gehetzt wurden, zum Plaisier und Profit der Großen. Vernichtigung alles dessen, was in Österreich hervorragend und hochgehalten war, Zerstörung jeder guten Tradition, um eine Neugestaltung herbeizuführen, deren Sinn und Nutzen niemand begreift, selbst nicht der irische Ferier [Taaffe], der zur Zeit über allem thront.

Was waren einst für Koryphäen im Herrenhaus, während sich jetzt in die Gesellschaft ganz homogen ein Ernst Ludwig einfügt, der sich mit Analysen aller möglichen Gesundbrunnen innerhalb und außerhalb Österreichs ein einträgliches Geschäft gegründet hat, der aber als wissenschaftlicher Vertreter der physikalischen Chemie unter Null steht. Gott besser’s. Ein glückliches Neujahr Dir und Auguste von Deinem

Alexander

Hoch geehrter Herr Regierungsrat!

Genehmigen Herr Professor die aufrichtigsten Glückwünsche zum Neujahr von Herrn Professor dankbarem Schüler

Dr. Hermann Franz Müller