Briefe 1887

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.1633 *R.1366Adolf SchauensteinAlexander Rollett[1887] I 4[Graz]
L.1634 *R.1367M[ax] BuchnerAlexander Rollett1887 I 6Graz
L.1635 *R.1368Carl von VoitAlexander Rollett1887 I 19München
L.1636 *R.1369Otto DraschAlexander Rollett1887 I 29Leipzig
L.1637 *R.1370P[rokop] von RokitanskyAlexander Rollett1887 II 2Innsbruck
L.1638 *R.1371[Hans Max] [Jahn]Alexander Rollett1887 II 18Rom
L.1639 *R.1372Alexander RollettEmil Rollett1887 II 18Graz
L.1640 *R.1373[Hans Heinrich] LandoltAlexander Rollett1887 II 19Berlin
L.1641 *R.1374[Gustav] LottAlexander Rollett1887 II 19Wien
L.1642 *R.1375Viktor von LangAlexander Rollett1887 II 20Wien
L.1643 *R.1376Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1887 II 21Graz
L.1644 *R.1377Lothar MeyerAlexander Rollett1887 II 21Tübingen
L.1645 *R.1378Emil RollettAlexander Rollett1887 II 22Wien
L.1646Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett[1887-1893] II 24Graz
L.1647[Anna] von PebalAlexander Rollett[1887] [n.II] [?]Bad Kirchberg
L.1648 *R.1379Zdenko Hans SkraupAlexander Rollett1887 III 4Graz
L.1649 *R.1380Max von VintschgauAlexander Rollett1887 III 16Innsbruck
L.1650Eduard LippAlexander Rollett[1887/1892] III 20Graz
L.1651Viktor von EbnerAlexander Rollett[1887] [III] [v.22][Graz]
L.1652 *R.1381Alexander RollettEmil Rollett1887 III 22Graz
L.1653 *R.1382Alexander RollettEmil Rollett1887 III 24Graz
L.1654 *R.1383Emil RollettAlexander Rollett1887 III 25Wien
L.1655 *R.1384Zdenko Hans SkraupAlexander Rollett1887 III 29Graz
L.1656 *R.1385Alexander RollettEmil Rollett1887 III 30Graz
L.1657 *R.1386Otto DraschAlexander Rollett1887 III 30Leipzig
L.1658 *R.1387[Johannes] von KriesAlexander Rollett1887 III 31Freiburg i. B.
L.1659 *R.1388Hubert LeitgebAlexander Rollett1887 IV 5Graz
L.1660 *R.1389Sigmund ExnerAlexander Rollett1887 IV 7Wien
L.1661 *R.1390Viktor FosselAlexander Rollett1887 IV 8Graz
L.1662 *R.1391[Johannes] von KriesAlexander Rollett1887 IV 15Freiburg i. B.
L.1663 *R.1392Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1887 V 9[Graz]
L.1664 *R.1393Max BuchnerAlexander Rollett1887 V 16[Graz]
L.1665 *R.1394Hubert LeitgebAlexander Rollett1887 V 16[Graz]
L.1666 *R.1395Alexander RollettEmil Rollett1887 VI 9Graz
L.1667Anna von PebalAlexander Rollett[1887] [VI] [10][?]
L.1668Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1887 VI 10Graz
L.1669Adolf SchauensteinAlexander Rollett1887 VI 10[Graz]
L.1670Anna von PebalAlexander Rollett[1887] [VI] [11][?]
L.1671Viktor FosselAlexander Rollett1887 VI 11[Graz]
L.1672Ludwig Graff von PancsovaAlexander Rollett1887 VI 11Graz
L.1673Max von KarajanAlexander Rollett1887 VI 11Graz
L.1674Gustav PommerAlexander Rollett1887 VI 11Graz
L.1675Anton E. SchönbachAlexander Rollett1887 VI 11[Graz]
L.1676H. SchwarzAlexander Rollett1887 VI 11Graz
L.1677Otto DraschAlexander Rollett1887 VI 13Leipzig
L.1678 *R.1396Alexander RollettEmil Rollett1887 VI 20Graz
L.1679Emil RollettAlexander Rollett1887 VI 24Wien
L.1680 *R.1397Eduard SuessAlexander Rollett1887 VI 27Wien
L.1681 *R.1398Emil RollettAlexander Rollett1887 VI 28Wien
L.1682 *R.1399Alexander RollettEmil Rollett1887 VII 25Graz
L.1683 *R.1400Alexander RollettEmil Rollett1887 VII 27Graz
L.1684 *R.1401Emil RollettAlexander Rollett1887 VII 28Wien
L.1685 *R.1402Viktor von LangAlexander Rollett1887 VIII 11Wien
L.1686 *R.1403Gustav PommerAlexander Rollett1887 IX 10Graz
L.1687Alexander RollettEmil Rollett1887 IX 22Baden
L.1688 *R.1404Gustav PommerAlexander Rollett1887 X 9Wien
L.1689 *R.1405Max GruberAlexander Rollett1887 X 14Wien
L.1690 *R.1406Felix Hoppe-SeylerAlexander Rollett1887 X 16Wasserburg
L.1691 *R.1407Paul GrütznerAlexander Rollett1887 X 17Tübingen
L.1692 *R.1408John Burdon-SandersonAlexander Rollett1887 X 18Oxford
L.1693 *R.1409Johannes GadAlexander Rollett1887 X 24Berlin
L.1694 *R.1410Henry SewallAlexander Rollett1887 X 31Ann Arbor
L.1695 *R.1411Hugo KroneckerAlexander Rollett1887 XI 4Bern
L.1696 *R.1412Adolf SchauensteinAlexander Rollett1887 XI 5[Graz]
L.1697 *R.1413Lothar MeyerAlexander Rollett1887 XI 6Tübingen
L.1698 *R.1414Paul GrütznerAlexander Rollett1887 XI 10Tübingen
L.1699 *R.1415Gustav PommerAlexander Rollett1887 XI 27Innsbruck
L.1700 *R.1416Lothar MeyerAlexander Rollett1887 XII 12Tübingen
L.1701 *R.1417Viktor FosselAlexander Rollett1887 XII 18Graz
L.1702 *R.1418Otto DraschAlexander Rollett1887 XII 20Leipzig
L.1703 *R.1419Emil RollettAlexander Rollett1887 XII 28Wien

L.1633 *R.1366

[1887] I 4, [Graz]

Lieber Freund!

Gestern überbrachte mir der Amtsdiener des Landesgerichtspräsidiums unsere Gebühr für die mikroskopische Untersuchung in causa Pommer wegen Mordes mit 62 fl 13 Kreuzer (angewiesen unterm 23. Dezember Z. 21923).

62.13– ab Stempel[gebühr] 26 Kreuzer = 61.87 – durch 2 = 30.93 – und hievon noch die 7 Kreuzer Stempel für das letztbehobene Honorar von 20 fl vom 27. November, macht: 30 fl 86 Kreuzer, welche ich hier beischließe.

Wir haben vom 16. September her noch eine Forderung von 27 Gulden 58 Kreuzer (Notzucht) ausstehen. Ich habe dem Amtsdiener die nötigen Behelfe gegeben, dass er nachsieht, um endlich die Liquidierung dieses Betrages zu erhalten.

Die Ferialtage waren mir ganz und gar verdorben, da ich wieder meine heftigen Unterleibsschmerzen hatte, sodass ich größtenteils das Zimmer hüten musste. Mit bestem Gruße

Schauenstein

L.1634 *R.1367

1887 I 6, Graz

Hoch geehrter Herr Regierungsrat!

In der letzten Sitzung des st[ädtischen] Gesundheitsrates haben Herr Regierungsrat mir die Benützung des Berichtes der st[ädtischen] Nahrungsmitteluntersuchungsstation in Breslau freundlichst in Aussicht gestellt. Ich würde bitten, benannte Schrift meinem Laboranten, der in einigen Tagen bei Euer Hochwohlgeboren vorsprechen würde, übergeben zu lassen; nach einigen Wochen werde ich das betreffende Werk mit bestem Danke zurücksenden.

Indem ich mich Euer Hochwohlgeboren empfehle, habe ich die Ehre, mich zu zeichen ergebenst

M. Buchner

L.1635 *R.1368

1887 I 19, München

Hochverehrter Herr Kollege!

Ich habe Ihren freundlichen Brief vom 4. Januar erhalten, indem Sie mir das Vertrauen schenken, zugunsten der Besetzung der Stelle der Augenklinik an Ihrer Universität die Hilfe des Herrn Herzogs Karl Theodor anzurufen.

Anfangs kamen mir, ich gestehe es, allerlei Skrupel, da das Eingreifen von so hohen Herren in Universitätsangelegenheiten im Allgemeinen nicht erwünscht sein kann. Aber nach näherer Überlegung musste ich mir doch sagen, dass dies für eine gute Sache geschieht und der Herr Herzog nicht nur als Prinz dasteht, sondern auch als Fachmann ein Urteil besitzt. Dann kam mir noch das weitere Bedenken, ob ich dem Herrn Herzog ein Eingreifen zumuten dürfe, ohne ganz sicher zu sein, ob Koll[ege] Eversbusch einen an ihn ergehenden Ruf auch annimmt; ich war der Ansicht, dass, wenn der Herr Herzog Schritte tut, er nicht hinten nach einem Refus Eversbusch’s ausgesetzt werden dürfe. Ich habe daher im Vertrauen an Eversbusch mich um Aufklärung gewendet. Am 13. Januar erhielt ich von ihm einen Brief, in dem er mir mitteilte, dass er mittlerweile die Ernennung für Graz in einem Blatte gelesen habe und meine Anfrage daher gegenstandslos geworden sei. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht habe nützen können.

Eversbusch hat sich geäußert, er könne über die Art, in der Sie ihm in der Sache entgegengekommen seien, sich nicht dankbar genug aussprechen. Wir Bayern können nur erfreut sein, dass wir diesen geschickten und gewissenhaften Mann noch eine Zeitlang behalten. Es hat mich aber auch gefreut, durch diese Gelegenheit wieder mit Ihnen in Berührung gekommen zu sein, da ich Ihnen in jeder Beziehung die größte Hochachtung entgegenbringe. Mit freundlichem Gruß, Ihr ergebener

C. Voit

L.1636 *R.1369

1887 I 29, Leipzig

Hochgeehrter Herr Professor!

Heute habe ich die Antwort des Ministeriums auf mein Gesuch erhalten. Wie Sie sich erinnern werden, war dasselbe doch so rührend abgefasst, dass selbst Steine hätten erweicht werden können. Nichts hat gefruchtet! Obendrein musste ich die Mitteilung des Herrn Dekan noch mit einem Strafgelde von 30 Pf[ennig] erkaufen. Man sieht, welche weiten Kreise es gleich zieht, wenn man von den Göttern selbst fallen gelassen wird, und dem Gefallenen wird nicht einmal mehr eine Briefmarke zu 5 Kr[euzer] vom Herrn Dekan bewilligt. Das ist doch des Schmerzes zu viel. Übrigens kam mir die Erledigung nicht unerwartet, nachdem ich schon im November von Wien aus erfahren hatte, dass meinen Bitten keine Folgen geleistet werden könne: der ersten nicht, weil man kein Geld hätte, der zweiten nicht, weil sie überhaupt gesetzmäßig unzulässig war. Mir ist die ganze Angelegenheit jetzt überhaupt gleichgültig. Wenn meine Dozentur erlischt, gut, ich kann’s eben nicht ändern. Von hier aus kann ich auch der Grazer Fakultät keine Vorlesungen ankündigen. Nach Graz zu fahren und daselbst nach Ostern eine Vorlesung, etwa über die „Physiologie der Harnblase“ anzukündigen, damit ich von vornherein sicher wäre, keinen Zuhörer zu bekommen, werde ich schon des Kostenpunktes wegen mir überlegen zu tun. Also in Resignation geübt! Und dies umso mehr, weil ich die Hoffnung, von Graz aus etwas zu erreichen, ja schon aufgegeben habe. Seit nahe 25 Jahren besteht die Fakultät, und, wenn mir recht ist, ist Klemen[siewicz] bis jetzt der Einzige, der es zu etwas gebracht hat. Und sind Sie überzeugt, dass er Professor geworden wäre, wenn er nicht in Wien seine mächtige Protektion gehabt hätte? Vielleicht sind jetzt die Aussichten in Deutschland doch nicht mehr so trübe. Man hat hier in Leipzig den Anfang gemacht mit der Errichtung einer eigenen Lehrkanzel für Histologie. Altmann wurde gestern zum Professor für dieses Fach ernannt. Abgesehen davon, dass ich in Norddeutschland bin, und mir die Bevölkerung täglich unsympathischer wird, fühle ich mich hier schon ganz wohl, was Laboratorium und den Verkehr mit den daselbst arbeitenden Herren betrifft.

Ihr dankbarer

Drasch

L.1637 *R.1370

1887 II 2, Innsbruck

Hochgeehrtester Herr Regierungsrat!

Nicht ohne Absicht verzögerte ich die Beantwortung des Schreibens, mit welchem Herr Regierungsrat mich beehrten. Ich wollte nichtssagende Phrasen vermeiden, dafür aber Bestimmtes mitteilen. Als Ergebnis meiner, versteht sich völlig diskreten, Anfrage beim Hauptreferenten, Professor Schnabel, bin ich in der Lage, mitteilen zu können, dass Herr B[orysiekiewicz] jedenfalls in den Vorschlag kömmt. Ich hoffe, dass Herr Regierungsrat mein Zuwarten richtig deuten und mit meiner Auskunft zufrieden sein werden.

Genehmigen Herr Regierungsrat den Ausdruck größter Hochachtung von Ihrem ganz ergebensten

P. Rokitansky

L.1638 *R.1371

1887 II 18, Rom

Verehrter Freund!

(Hotel de Milan, Monte Citorio)

Unter dem physischen und psychischen Eindruck der schrecklichen Nachricht [von der Ermordung Pebals], die heute zu mir gedrungen ist, schreibe ich diese flüchtigen Zeilen, um Sie [zu] bitten, mich durch einige Zeilen, die Ihnen zwar ein Opfer sein werden, von den näheren Umständen zu unterrichten. Ich bin noch wie betäubt, und wenn nicht die Gesundheit meiner Frau jede überstürzte Abreise verbieten würde und sie nicht auf das Bestimmteste erklärt hätte, mich nicht allein reisen zu lassen, so hätte […]

[2. Seite obere Hälfte]

[...] benachrichtigen Sie mich. Verzeihen Sie mein konfuses Geschreibsel, mir ist, als hätte mir jemand mit einer Keule auf den Kopf geschlagen.

Noch eins. Es liegt in Pebals Schreibtisch eine fast druckfertige Abhandlung, die er vor meiner Ankunft nach Graz vollendet hat. Bitte nehmen Sie sich dieser an, damit wir eine Art Denkmal für den Verstorbenen veröffentlichen können. Die Arbeit hat viel Interesse.

Jedenfalls haben wir beschlossen, statt Mitte April schon Mitte März direkt nach Graz zurückzukehren, denn uns beiden ist Lust zur Weiterreise vergangen, und wenn wie gesagt

[... der Rest des Briefes fehlt.]

Anmerkung Die Autorschaft ergibt sich aus dem Schriftvergleich mit eindeutig Hans Max Jahn zuschreibbaren Stücken.

L.1639 *R.1372

1887 II 18, Graz

Lieber Bruder!

Das schreckliche Ende Pebals hast Du schon aus den Zeitungen erfahren. Ein vor Jahresfrist von ihm wegen Unverträglichkeit mit dem übrigen Personale entlassener Aushilfsdiener lauerte ihm gestern um 19:00 Uhr auf, als er aus der Stadt in sein Laboratorium zurückkehrte. Am Tore des Institutes stieß dieser Unmensch meinem lieben Freunde ein langes Messer durch den Bauch bis an die Wirbelsäule, die linke Nierenarterie wurde durchschnitten und Pebal endete in 10 Minuten an innerer Verblutung. Ich erhielt die Schreckensbotschaft in der Sitzung der morphologisch-physiogischen Gesellschaft und eilte mit Wölfler, der auch dort war, sofort ins Laboratorium; wir fanden Pebal als Leiche und, wie die heute von Eppinger gemachte Sektion ergab, wäre auch nichts zu machen gewesen, wenn wir unmittelbar nach dem tödlichen Stoße dagewesen wären.

So etwas Entsetzliches, so einen Kampf und Schmerz und [so eine] Erbitterung habe ich in meinem Leben noch nicht durchgemacht.

Der Mörder Pebals hat sich gestern nach Mitternacht, als er aufgegriffen wurde, mit Cyancalium vergiftet. Die arme Frau! Wo sollen wir Tröstungen für sie hernehmen.

Ich bin so aufgeregt und entsetzt, dass ich Weiteres nicht zu schreiben vermag. Herzliche Grüße von uns allen, Dein

Alexander

Hochverehrter Herr Kollege!

Zu meiner größten Bestürzung lese ich soeben in der Zeitung die Nachricht von dem schrecklichen Ende Pebals. Sein Tod tut mir in tiefster Seele leid, er war einer meiner liebsten Freunde.

Können Sie mir einige nähere Nachrichten über den Unglücksfall geben, damit der Vorstand der chemischen Gesellschaft imstande ist, in der nächsten Sitzung (Montag, dem 28. Februar) etwas mehr mitzuteilen, als in den Zeitungen steht. Ich wäre Ihnen dafür von Herzen dankbar.

Was macht die arme Frau?

Mit hochachtungsvollsten Grüßen Ihr ergebener

H. Landolt

L.1641 *R.1374

1887 II 19, Wien

Verehrtester Herr Professor!

Da ich Ihr nahes Freundschaftsverhältnis kenne, in dem Sie zu Professor Pebal standen, drängt es mich, Ihnen zu dem entsetzlichen Unglück meine aufrichtigste Teilnahme auszusprechen.

Wer hätte dem liebenswürdigen, vortrefflichen Manne ein solches Geschick vorausgesagt?! Sie erlitten und mit Ihnen die Grazer Universität einen schweren Verlust.

In der Hoffnung, dass Sie sich mit den Ihren wohlbefinden [und] unter dem Schlage nicht allzu sehr leiden, bleibe ich Ihr stets dankbar ergebener

Lott

L.1642 *R.1375

1887 II 20, Wien

Lieber Freund!

Ich danke Dir sehr für Deine Nachrichten über den armen Pebal. Die Nachricht hat mich auch tief erschüttert. Das menschliche Leben ist schon von Krankheit genug bedroht, so dass diese Todesart sehr überflüssig und dem von der Polizei doch hätte vorgebeugt werden sollen. Diese hat freilich andere Dinge zu tun.

Hier wirkte die Nachricht auch im großen Publikum Schrecken erregend, da manche Geschäftsleute in ähnlicher Lage sind. Auch mein Aushilfsdiener wurde vor 6 Tagen entlassen, derselbe scheint aber die Sache gleichmütiger aufzunehmen.

Meine Frau samt Gustl und Jenny sind in Meran. Gustl geht es jedenfalls besser. Vielleicht werde ich sie zu Ostern besuchen. Gern würde ich über Graz fahren, wovon ich aber etwas durch den halben Fahrpreis bis Innsbruck abgehalten werde.

Ich hoffe, bei Dir geht’s gut, und grüße Dich vielmals

Lang

Meine besten Empfehlungen an Deine Frau Gemahlin.

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Das grauenhafte Schicksal des armen Pebal hat jeden, auch wenn er dem Manne nicht persönlich nahestand, tief ergriffen. Um wieviel mehr Sie! Dazu die Aufregungen, die Ihnen noch heut die Erfüllung einer traurigen Freundespflicht bereiten wird – es ist begreiflich, dass Sie heut zur Sitzung, die auch denselben traurigen Anlass hat, nicht kommen mögen. Und doch muss ich Ihr Fernbleiben sehr bedauern – in meinen eigenen und (ich darf wohl dazufügen) im Interesse der Fakultät.

Ich glaube, darüber, was uns jetzt droht, dürften Sie meine Ansicht teilen. Und da wäre eine rasche und energische Initiative des Kollegiums sehr wichtig. Dass die Angelegenheit, die vielleicht in 3-4 Wochen zu unsern Ungunsten entschieden ist, Ihres Rates und Eingreifens entbehren soll, stimmt mich sehr trüb. Es braucht nur Schauenstein unwohl zu werden, so stehe ich in einem Kollegium allein, dessen ältere und besonnene Mitglieder und die zugleich mir wohlwollend gestimmt waren, in der Zahl bedenklich zusammengeschmolzen sind.

Es widerstrebt meiner Empfindung, in dieser Angelegenheit persönliche Schritte zu tun. Auch der bloße Schein, dass ich aus dem furchtbaren Unglück eines Mannes meinen Nutzen ziehen will, ist mir widerlich.

So muss ich die Dinge gehn lassen, wie sie gehn; auf die Gefahr hin, dass in wenigen Wochen der brutale M[aly] seine Hände in unseren Fakultätsangelegenheiten haben wird. Es drängte mich, diese Besorgnis Ihnen auszusprechen.

Mit vorzüglicher Hochachtung, Ihr ergebenster

Hofmann

L.1644 *R.1377

1887 II 21, Tübingen

Da mir die Zeit zu einem Briefe gebricht, will ich Ihnen, lieber Herr Kollege, darum doch meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche so traurige Nachricht nicht einen Tag vorenthalten. Auf die erste Nachricht, die mir am 19. mündlich aus der Zeitung mitgeteilt wurde, setzte ich eine telegrafische Anfrage an Sie auf, die ich doch wieder zurückhielt, in der Befürchtung, es möchte das Telegramm erst nachts zu Ihnen gelangen. Ich schrieb dann stattdessen an Kollegen Ebner, der ja im gleichen Gebäude mit Pebal wirkt, obschon ich nach der genauen Zeitungsnotiz eigentlich nicht mehr zweifelte! An Frau von P[ebal] haben wir eben einige Zeilen geschrieben. Wie soll man trösten? Ihr

Lothar Meyer

L.1645 *R.1378

1887 II 22, Wien

Lieber Bruder!

Die Nachricht von dem schrecklichen Ende Prof. Pebals hat mich und uns alle tief erschüttert. Ich kann mir denken, welches Entsetzen und welcher Schmerz Dich am Tatort im Angesicht des ermordeten Freundes ergriffen haben muss. Ich bedaure unendlich die arme Frau, deren Lebensgang eine so unvermutet rasche und traurige Wendung nahm. Da kann freilich nur die Zeit Beruhigung und Erholung bringen. Gestern war das Bildnis Pebals mit einer kurzen Notiz im illustrierten Wiener Extrablatt zu sehen. In einer Zeitung stand, dass der Mörder Pebals geisteskrank war, bereits früher einen Selbstmordversuch machte und wiederholt gefährliche Drohungen vernehmen ließ. Da muss man fragen, warum man diesen Menschen nicht früher unschädlich gemacht hat. Wahrscheinlich dürfte die Angabe nicht ganz richtig sein.

Uns geht es bis auf Schnupfen ziemlich gut. Hermine ist seit ein paar Monaten bei uns in Wien. Viele herzlichen Grüße und Küsse an Dich und die Deinen

Emil

Verehrtester Herr Regierungsrat,

Ich übersende den I. Band der Zeitschrift für Mikrokopie, welchen ich schon vor längerer Zeit entlehnte. Gleichzeitig bitte ich Sie, mir gütigst eine kleine Portion von Knochenkohle (pulverisiert) für heute leihen zu wollen. Ich benötige sie dringend für heute und vergaß, mir gestern welche holen zu lassen. Ich werde die Portion pünktlich ersetzen.

Mit ergebensten Grüssen

Klemensiewicz

Anmerkung Zur Datierung: Der Brief dürfte frühestens in der Phase der Errichtung des Institutes für Klemensiewicz im April 1887 und vor der Ernennung Rolletts zum Hofrat mit Jahresende 1893 entstanden sein. Der erste Band der „Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie“ erschien 1884.

[1887] [n.II] [?], Bad Kirchberg

Lieber Freund!

Obwohl ich keine Ahnung habe, wohin ich meinen Brief richten soll, denn ich vermute Sie [jetzt] kaum in Graz, so versuche ich es doch auf gut Glück! um Ihnen für all die viele Freundschaft, welche Sie mir in letzter Zeit wieder bewiesen haben, herzlichst zu danken, was ich schon früher getan hätte, wenn mich bei meiner schrecklichen Nervosität nicht alles so furchtbar anstrengen würde. Ich wurde auch deshalb von dem Arzt nach Reichenhall geschickt, um in guter Gebirgsluft zu sein und Gelegenheit zu haben, Solbäder gebrauchen zu können. Beides ist fast nur eine Illusion, denn es regnet fortwährend und die Gebirgsluft im geschlossenen Zimmer einzuatmen kann doch dem Menschen seine Kraft nicht ordentlich ersetzen. Nun, ich teile ja dies Mißgeschick mit vielen Menschen und man muß sich in so vieles zu finden suchen.

Hoffentlich geht es bei Ihnen recht ordentlich und alles ist gesund, was ich Ihnen, lieber Freund, aus ganzem Herzen wünsche, denn nur der Mensch, welcher gesund ist, lebt!

Schwer liegt es mir jetzt noch auf der Seele, daß ich Ihrem Bruder Emil und Ihren beiden Schwestern Schurz und Denhardt nicht mehr Adieu sagen konnte. Sie würden mich zu großem Dank verpflichten, wenn Sie mir die Adressen zukommen ließen und mir dadurch Gelegenheit geben würden, das Versäumte nachzuholen.

Mein lieber Freund, leben Sie recht wohl, grüßen Sie Ihre liebe Frau, nehmen Sie nochmals vielen, vielen Dank und seien Sie bestens gegrüßt von Ihrer alten Freundin

[Anna von] Pebal
[Witwe nach Leopold von Pebal]
Bad Kirchberg bei Reichenhall
Villa Sancta Maria

Anmerkung Zur Datierung: Leopold von Pebal wurde am 17. 2. 1887 in seinem Institut ermordet.

L.1648 *R.1379

1887 III 4, Graz

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Herr Professor Leitgeb ist bereit, am Montag nächster Woche d[ieses] M[onats] bei der Katalogisierung der Pebalschen Bibliothek mitzuwirken. Selbstverständlich habe ich dafür auch Zeit und teile ich Ihnen dies mit, in der Hoffnung, dass auch Sie die nötige Muse finden.

Nur für den Fall, dass Sie verhindert wären, bitte ich um Verständigung; wenn weitere Benachrichtigung von Ihnen nicht erfolgt, werden Herr Professor Leitgeb und ich am Montag um 15:00 Uhr im Laboratorium eintreffen und Sie dort erwarten. Ich füge noch bei, dass ich für die notwendigen Behelfe sorge.

Mit dem Ausdruck besonderer Hochachtung zeichnet sich Ihr ergebenster

Zd. H. Skraup

L.1649 *R.1380

1887 III 16, Innsbruck

Sehr geehrter Herr Kollege!

In Beantwortung Ihres sehr freundlichen Briefes vom 11. d[es] M[onats] erlaube ich mir, Ihnen folgendes zu erwähnen.

Nach meiner Meinung kann nicht zweifelhaft sein, dass der einzige Anatomopatholog, welcher für eine Professur vorgeschlagen werden kann, Prof. Weichselbaum in Wien ist. Alle übrigen, welche in Betracht kommen könnten, besitzen gewiss nicht die große Erfahrung jenes.

Für eine etwaige Supplentur könnten mehrere in Betracht kommen.

Was Dr. Pommer betrifft, so pflichte ich Ihnen vollständig bei, dass er sehr gewandte soziale Formen besitzt, dass sein Benehmen, insoweit bei einem flüchtigen Besuche beurteilt werden kann, sehr einnehmend ist.

Ich stimme auch mit Ihnen vollkommen überein, dass alle seine Arbeiten einen großen Fleiß und eine vollständige Beherrschung der mikroskopischen Technik bekunden und auch Zeugnis über seine Beobachtungsgabe mikroskopischer Befunde ablegen.

Die Urteile der Anatomopathologen über die von Pommer verteidigte Ansicht sind, so weit mir speziell bekannt ist, geteilt.

Es ist aber Tatsache, dass Pommer seit 1880 sich nicht mehr praktisch mit der pathologischen Anatomie beschäftigte, da wir aber einen praktischen Anatomopatholog, welcher sich intensiv mit der praktischen pathologischen Anatomie beschäftigte und mit diesem wichtigen Teil im Kontakt blieb, brauchen, teils weil die hier jährlich vorkommenden Sektionen nicht zahlreich sind, teils weil wir auch auf gerichtsärztliche Gutachten, da die Lehrkanzel für gerichtliche Medizin noch unbesetzt ist, Rücksicht nehmen müssen, so kann Pommer für eine Supplentur kaum vorgeschlagen werden.

Die verschiedenen, gewiss unangenehmen Geschichten, die in Graz vorkamen und vorgekommen sein sollen, haben nach meiner Ansicht unberücksichtigt zu bleiben, da uns keine ämtlichen Daten vorliegen.

Nach Ihrem sehr ausführlichen Brief, der mich sehr belehrte, fühlte ich mich verpflichtet, Ihnen meine private Meinung unumwunden zu äußern, muss aber auch die innigste Bitte vorbringen, den Inhalt meines Briefes niemandem mitzuteilen.

Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen bei dieser Gelegenheit meinen verbindlichsten Dank für die gütige Sendung Ihrer wertvollen Arbeiten ausspreche. Mit dem größten Interesse habe ich die zwei ersten Abhandlungen über die Muskelstruktur gelesen; dieselben brachten Licht in das bestandene Chaos. Mit dem größten Vergnügen werde ich die mir heute zugekommene neue Arbeit über Physiologie der Muskeln lesen.

Mit dem Ersuchen, auch weiterhin mich in so freundlicher Erinnerung behalten zu wollen, zeichne ich mit vorzüglicher Hochachtung, Ihr ergebener

M. Vintschgau

[1887/1892] III 20, Graz

Hochgeehrter Herr Kollege und Regierungsrat!

Ich habe zwei Bitten. Die erste besteht darin, daß Sie mitfolgenden Brief Carneris an mich lesen und die beigegebene Broschüre prüfen möchten berufs der Erstattung eines Referates über den Wunsch Carneris. Donnerstag, 31. März, haben wir Sitzung. Zweitens bitte ich in Erwägung zu ziehen, ob wir nicht doch das gewisse Gutachten vor das Subkomitee in Angelegenheit der Vereinigung der Krankenhäuser jetzt bringen sollten. Mit ergebenster Empfehlung

E. Lipp Graz 20/3

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte von Anfang 1882 bis Anfang 1894 den Titel eines Regierungsrates. Auf Grund der Wochentagsangabe kommen nur die Jahre 1887 und 1892 in Frage.

[1887] [III] [v.22], [Graz]

Hochverehrter Freund!

Bei näherer Überlegung wäre es mir doch lieber, wenn ich den Vortrag am 22. März halten könnte, da am 5. April doch schon die Osterferien so nahe sind, dass man eventuell schon am 3. April schließen kann. Vielleicht verreise ich und dann käme mir ein Vortrag am 5./4. sehr in die Quere.

Bezüglich des Titels habe ich mich doch entschieden, bei „Über Vererbung“ zu bleiben.

Gleichzeitig bitte ich Sie um das Tagblatt der Straßburger Naturforscherversammlung.

Mit besten Grüßen Ihr ergebener Kollege

V. Ebner

Anmerkung Zur Datierung: Die Straßburger Naturforscherversammlung fand 1885 statt. 1888 wurde Ebner nach Wien berufen und hätte sich die gewünschte Publikation zweifellos dort besorgt. Auf Basis der Aussage über Ostern kommt im fraglichen Zeitraum das Jahr 1887 in Frage.

L.1652 *R.1381

1887 III 22, Graz

Lieber Bruder!

Da ich in den Gratulationsbrief an die Mutter einige Bemerkungen über mein Unwohlsein einfließen ließ, will ich Dir nun die Diagnose schreiben, um keine Beunruhigung in Wien und Baden Platz greifen zu lassen. Auguste wird gebeten, der Mutter über diesen Brief Nachricht zu geben.

Vor etwa 6 Wochen schon spürte ich plötzlich einen Schmerz am rechten Trochanter, der bei Druck sehr gesteigert wurde. Ich hielt das Ganze für Rheuma, nur konnte ich nicht begreifen, warum bei vollkommen ruhiger Haltung gar keine Schmerzen zu verspüren waren, während Druck auf den Trochanter oder Gehversuche unerträgliche Schmerzen machte. Bei diesem ersten Anzeichen meines jetzigen Leidens vor 6 Wochen ließ ich mich mit Lanolin-Chloroform-Gemisch ein paar Mal einreiben. Der Schmerz schwand, ich konnte wieder ohne Beschwerde gehen und achtete nicht auf die Sache. Aber schon nach etwa acht Tagen stellte sich wieder Druckempfindlichkeit am Trochanter ein, spontane Schmerzen gar keine und auch keine beim Gehen. Oft sagte ich zu Rosa: Ich möchte nur wissen, was das ist, so oft ich da her drücke, spüre ich einen ungeheuren Schmerz, von selbst tut mir aber gar nichts weh. So blieb die Sache bis Montag, den 14. März, wo zu dem fixen Druckschmerz wieder Beschwerden beim Gehen und Hinken traten. Ich ließ wieder Lanolin-Chloroform einreiben, allein die Geschichte wurde immer ärger. Am Donnerstag konnte ich faktisch nicht mehr gehen und jetzt war auch ganz deutlich an der oberen Ecke und an dem hinteren Rande des Trochanters eine Schwellung zu bemerken. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag nahm ich kalte Umschläge und verbrachte dieselbe im febrilen und schlaflosen Zustande.

Freitagmorgens schickte ich sofort um Dr. L. Ebner. Er untersuchte, konstatierte die Geschwulst und erhöhte Temperatur und verordnete Eisbeutel. Sein konstantes und immer wiederkehrendes Resultat der Untersuchung war: Hüftgelenk vollständig frei, Bursitis und vielleicht Periostitis am Trochanter, und er drang in mich, nachzudenken, ob ich mich nicht irgend verletzt hätte. Ich erinnerte mich aber an nichts. Er äußerte im Weggehen noch den Wunsch, dass ich auch Dr. Müller, unseren Neuropathologen und Elektrotherapeuten, noch fragen solle. Müller untersuchte alles gründlich längs der ganzen Wirbelsäule und den Verlauf des Ischiadicus; er konnte nichts Neurophathologisches konstatieren und äußerte sich: Ich halte das Ganze für eine Periostitis am Trochanter. Sie haben sich vielleicht an einer Tischecke angeschlagen und ganz darauf vergessen. Mit der Eistherapie war er ganz einverstanden.

Die Tage und Nächte wurden nun immer qualvoller. Nicht sitzen, nicht liegen, nicht schlafen. Trotzdem spontan ausstrahlende Schmerzen im Beine und fortwährende Zunahme der Geschwulst. Dr. Ebner sagte, wir bleiben vorläufig beim Eise, im schlimmsten Falle bekommen wir einen Abszess, dann machen wir einen langen Einschnitt und wir sind in einigen Tagen fertig. Ich glaubte nun bis gestern Abend, diesem Schicksale entgegen zu gehen.

Unter der fortwährenden Applikation von Eisbeuteln (Tag und Nacht) scheint aber heute Nacht doch eine Wendung eingetreten zu sein. Ich habe heute Nacht wieder durch 4 Stunden ununterbrochen geschlafen. Die spontanen Schmerzen sind ganz minimal geworden. Die Bewegung des Beines ist auch viel weniger schmerzhaft. Die Geschwulst scheint mir kleiner zu sein. Sie ist aber heiß, wie ich bemerkte, als ich während des Schlafes den Eisbeutel verlor. Ebner war heute noch nicht hier. Werde sehen, was er sagt. Ich glaube jetzt an Resorption. Zum Schlusse gerade so, wie mir und Ebner und Müller sich die Sache präsentiert hat, noch die folgende fast komische Geschichte.

Auf das Andringen meiner Ärzte, dass ich mir etwas getan haben müsste, erinnerte ich mich endlich daran, dass ich in der Woche nach Neujahr in der Tat auf den Trochanter gestürzt bin. Das ereignete sich so: Ich stieg, um die Schmetterlingssammlung von der Wand herabzulangen, auf den Tisch. Bei diesem war die Platte los, was ich nicht wusste. Als ich herabsteigen wollte, rutschte die Platte, ich fiel mit derselben auf den Sessel und zertrümmerte denselben. Ich spürte Schmerzen im rechten Handgelenk, die mich einige Tage stark belästigten, dann ganz schwanden und die Sache schwand uns auch total aus dem Gedächtnis.

Damals fiel ich auch auf die rechte Hüfte und hatte sofort große Schmerzen, aber diese schwanden noch früher als jene im Handgelenk. Dass die nach langer Zeit wiederkehrenden, nervenden Schmerzen, die endlich zur gegenwärtigen Affektion führten, damit zusammenhängen, wurde erst durch eine Art historischer Forschung herausgebracht.

Was doch alles passieren muss. Wie Du aus der Schrift ersehen wirst, bin ich nun schon sehr angestrengt und daher schließe ich mit der Hoffnung, dass ich dem Abszess entgehen werde.

Grüße und Küsse von allen an alle, Dein

Alexander

L.1653 *R.1382

1887 III 24, Graz

Abszess schon völlig ausgeschlossen. Die Geschwulst über dem Trochanter bedeutend kleiner, das Pochen hat aufgehört, noch heiß, daher die Eisbeutel fortgesetzt. Mit bestem Gruße an alle

A[lexander] R[ollett]

An Herrn Dr. Emil Rollett, Direktor und Primarius des Sophienspitales in Wien, Giselastraße 2

L.1654 *R.1383

1887 III 25, Wien

Lieber Bruder!

Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen über das Übel, das Dich befallen hat, als ich aus Baden erfuhr, dass Du an einem Hüftleiden darnieder liegst. Beim Lesen Deines Briefes war ich anfangs erst recht verdutzt. Denn wenn man nicht weiß, woher und wieso, so hat das etwas unheimlich Sorgenvolles, durch die Ungewissheit und den Zweifel ungemein Peiningendes. Erst am Schluss Deines Schreibens war ich einigermaßen beruhigt, denn die Ursache des Übels ist doch ohne Zweifel in der traumatischen Einwirkung gelegen, welche beim Sturz vom Sessel auf die rechte Hüftgegend stattgefunden hat. Es lässt sich aber auch aus gutem Grunde eine Wiederherstellung ohne Eiterung in Aussicht nehmen. Ich habe im vorigen Winter, als ich durch Ausgleiten auf den obersten Stufen einer Stiege rücklings niederfiel und einen ganzen Stiegenabschnitt hinabrutschte, nebst kleineren Beschwerden auch durch viele Wochen eine schmerzhafte entzündliche Anschwellung der Handgelenkgegend gehabt, ohne dass es zur Eiterung kam.

Also hoffen wir das Beste. Uns geht es gut, Bertha ist jetzt in Wien in Ablösung der Hermine. Grüße und küsse vielmals Rosa und die Kinder von Herzen, Dein

Emil

L.1655 *R.1384

1887 III 29, Graz

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Beiliegend übersende ich Ihnen fünf Exemplare des hektographierten Bücherverzeichnisses. Es sind im Ganzen 21 abgezogen worden und stehen Ihnen deshalb weitere Exemplare in beliebiger Anzahl zur Verfügung

Die Adressen jener Antiquare, an welche Sie Verzeichnisse absenden, werde ich mir bei Ihnen persönlich holen.

Es zeichnet mit besonderer Hochachtung Ihr sehr ergebener

Zd. H. Skraup

L.1656 *R.1385

1887 III 30, Graz

Seit Sonntag habe ich bis heute Umschläge mit essigsaurer Tonerde auf Ebners Anraten genommen. Die Geschwulst hat sich ganz verloren. Alle Bewegungen im Hüftgelenke sind frei. Die Druckempfindlichkeit des Trochanters ist vollständig geschwunden. Mir kommt vor, dass der rechte Trochanter etwas größer ist als der linke. Subjektiv fühle ich gar nichts als eine leise Spannung beim Sitzen, Gehen und Stehen. Alles kann ich ohne Beschwerde. Es wird von Tag zu Tag jetzt besser. Was die Geschichte war? Alles ist nur Vermutung! Vielleicht hat Zuckerkandl recht, der behauptet: Es ist ein Callus infolge einer oberflächlichen Fissur. Bursitis war es jedesfalls nicht. Heute wollen Dir noch die Mäderln schreiben, Gewährung ihrer Bitte befürworte ich bei Dir. Viele Grüße an Dich und alle, Dein

A[lexander] R[ollett]

An Herrn Dr. Emil Rollett, Direktor und Primarius des Sophienspitales in Wien, Giselastraße 2

L.1657 *R.1386

1887 III 30, Leipzig

Sehr geehrter Herr Professor.

Soeben habe ich einen Brief an Ebner gerichtet, welcher mir zuerst von List berichtet hatte. Ich ließ mir von Heider die Schrift zusenden. Ebner teilte ich mit, dass es mir jetzt sehr recht ist, dass ich meine Polemik nur an wenige geschickt habe, weil sie mir in dieser Form zu aufdringlich erschienen ist, und dass es mir ganz gleichgültig sei, was L[ist] über mich sagt, wenn Graf[Graff] nichts dagegen hat, in seinem Institute einen Skandalmacher zu beherbergen. Ich schloss meine Betrachtung mit dem klassischen: Schwamm darüber. Bezüglich Pebals hatte auch ich Ebner seinerzeit geschrieben, dass es mich in dieser traurigen Geschichte nur angeekelt hatte, dass Doelter, welcher genau vor einem Jahre von den Verdiensten des Verblichenen nichts wusste, jetzt ihm, dem früher verhöhnten, von ihm sekierten und verleumdeten, eine schlecht angebrachte Lobrede halten musste. – Auch ich befinde mich jetzt in sehr schlechten Verhältnissen. Nichts wie Krankheiten in meiner Familie. Alle drei Kinder bekamen an einem Tage Bronchitis. Irene bekam gleich anfangs eine heftige Ohrenentzündung dazu, und ich musste Kessel kommen lassen, welcher sie bald wieder herstellte, die zweite bekam eine Pneumonie und dazu Ohrenentzündung, welche aber von Kessel coupiert wurde. Nur bei der Kleinsten haben wir es übersehen. Vorgestern morgens rann ihr aus beiden Ohren Eiter heraus, so dass ich sofort mit ihr und Frau nach Jena abfuhr. Heute bin ich hierher zurückgekommen, Frau und Kind bei Kessel lassend, und habe hier die beiden anderen allerdings rekonvaleszenten Kinder. Kessel versicherte mich aber, dass das Ganze noch gut ablaufen werde. Wenigstens fing die Kleine heute schon zu hören an. Wie froh bin ich jetzt, dass K[essel] in der Nähe ist! Ihre Gemütsstimmung kann ich wohl begreifen. Gleich bei der Todesnachricht Pebals sagte ich zu meiner Frau, dass das Unglück außer der Witwe wohl Ihnen am meisten zu Herzen gehen werde. Endlich komme ich auch jetzt zum Niederschreiben meiner Arbeit. Der Zeichner hat mich so lange aufgehalten. Beinahe alle Zeichnungen sind in Farben und kosten 150 Mark. Ludwig bezahlt sie. Das ist freilich leicht, wenn man, wie mir scheint, 14.000 Mark Dotation hat und noch jeder Nachtragskredit bewilligt wird. Letzthin habe ich zufällig einmal die Gauleschen Blutpräparate mit unseren apochr[omatischen] Immersionen angesehen. Mir scheint, es muss doch an der Geschichte mit den „Würmchen“ etwas dahinter sein. Es müsste mir freilich erst ein Bakteriologe oder Zoologe sagen, was diese gefärbten Dinger seien. Jedenfalls wäre es der Mühe wert, die Geschichte nachzuuntersuchen.

Meine Empfehlung an Ihre Gemahlin und die besten Grüße an die Bekannten, Ihr

Drasch

L.1658 *R.1387

1887 III 31, Freiburg i. B.

Verehrter Herr Kollege!

Dürfte ich Sie um eine große Gefälligkeit bitten? Wir hoffen, hier in nächster Zeit zu der Erbauung eines neuen physiologischen Institutes zu gelangen, und befinden uns im Stadium der Projekte. Es wär mir sehr erwünscht, eine Skizze Ihres Institutes zu besitzen, und ich wäre Ihnen äußerst dankbar, wenn Sie mir eine solche verschaffen könnten.

In größter Hochachtung Ihr aufrichtig ergebener

v[on] Kries

L.1659 *R.1388

1887 IV 5, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

Das Exekutivkomitee hat in der gestrigen Sitzung beschlossen, jedem der Herren Komiteemitglieder einen Sammelbogen mit der Bitte zuzustellen, die zum Vorteile des Denkmales gezeichneten Beiträge von Zeit zu Zeit an den Kassier, Herrn Dr. Schacherl, abzuführen.

Die nächste Vollkomiteesitzung wird einberufen werden, wenn die beiläufige Höhe der Sammlung Anhaltspunkte zu weiteren Beschlüssen bieten wird.

Leitgeb
Obmann

L.1660 *R.1389

1887 IV 7, Wien

Verehrter Herr Professor!

Da ich vermute, dass Sie sich mit den optischen Eigenschaften der Muskelfasern befassen, wie in Ihren Untersuchungen über die Muskelfasern angekündigt ist, so erlaube ich mir, Ihnen beifolgende Korrektur zu schicken. Da ich jetzt eine andere Mitteilung seit November bei Pflüger habe und noch immer keine Separatabdrücke erhalten habe, die Sache auch noch nicht erschienen ist, so kann es wohl mit dieser Abhandlung auch noch einige Monate dauern.

In der Voraussetzung, dass es Sie interessieren wird, schicke ich Ihnen diese verschmierte Korrektur. Ihr ganz ergebener

Sigm[und] Exner

L.1661 *R.1390

1887 IV 8, Graz

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Erlaube mir die Anfrage zu stellen, ob wir im Monate Mai auf einen Vortrag im Vereine der Ärzte Ihrerseits zählen dürfen?

Zugleich bitte ich vorläufig zur Kenntnis nehmen zu wollen, dass ich zwischen 1.-10. Mai von Graz abwesend sein werde und daher noch persönlich Gelegenheit suche, um Sie um die gütige Substitution der Obmannsstelle zu ersuchen.

Mit Hochachtung ergebener

Dr. V.Fossel

L.1662 *R.1391

1887 IV 15, Freiburg i. B.

Sehr geehrter Herr Kollege

Haben Sie vielen Dank für die große Liebenswürdigkeit, mit der Sie meine Bitte erfüllt haben. Ich bin namentlich durch Ihre schriftlichen Erläuterungen in den Hinsichten, auf die es mir vorzugsweise ankommt, jetzt ganz gut über Ihre Einrichtungen orientiert. Es wäre recht zu wünschen, dass unsere Aussichten sich ohne Störung und weiteren Aufschub verwirklichen und auch wir bald in anständigen und zweckmäßigen Lokalitäten hausen könnten.

Mit nochmals herzlichem Dank, Ihr ganz ergebener

v[on] Kries

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Wenn es Ihnen möglich ist, schon um 16:15 Uhr zu kommen, so bäte ich Sie darum, da ich über eine mir wichtig scheinende Angelegenheit mit Ihnen vor dem Rigorosum sprechen möchte.

Hochachtungsvoll ergebenst

K. B. Hofmann

L.1664 *R.1393

1887 V 16, [Graz]

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Indem ich beiliegenden Bericht mit bestem Danke zurücksende, bitte ich, mich zu entschuldigen, dass ich selben so lange bei mir behalten habe. Ganz ergebenst

M. Buchner

L.1665 *R.1394

1887 V 16, [Graz]

Geehrter Herr Kollege!

Ich sende Ihnen diesen Brief. – Ich schrieb nämlich an Doelter, dass ich es für angezeigter erachte, dass er als Dekan das Gesuch erledigte. Auch teilte ich ihm mit, dass ich mit Ihnen Rücksprache genommen und Sie mir erklärt hätten, Sie wären, da Sie in die Verhältnisse genau eingeweiht sind, gerne bereit, solche an ihn zu erteilen. Ich bitte also, weiters selbst das Zusammentreffen zu veranlassen.

Achtungsvoll

Leitgeb

Anmerkung Beiliegend ein Brief Cornelius Doelters an Hubert Leitgeb

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich bin ganz einverstanden, das Gesuch selbst zu befürworten und würde gerne mit Kollegen Rollett konferieren behufs Abfassung der Eingabe; wenn also Kollege Rollett mit mir zusammentreffen will, so wäre ich ihm sehr dankbar. Hochachtungsvoll

C. Doelter

L.1666 *R.1395

1887 VI 9, Graz

Lieber Bruder!

Wir sind wieder hart getroffen. Erwin, welcher Montag, den 6., Abend, noch heiter und lustig spielte, ist in der Nacht vom 6. auf den 7. erkrankt. Er erbrach anfangs Speisen, dann unaufhörlich Galle und jeden Schluck Wasser, den man ihm reichte. Zugleich stellte sich hohes Fieber ein. Dienstagfrüh sah ich ihm in den Hals, fand den Gaumen und Zäpfchen und Mandeln geschwellt und belegt. Ich ging sofort zu Dr. Tschamer, der Scharlach als wahrscheinlich hinstellte, Antifebrin pro Dosi 0.15 verordnete und Eisbeutel auf den Hals und kalte Umschläge auf den Kopf. Am 7. Abend und 8. Früh war die Temperatur, welche auf die erste Dose von 40.2 auf 38.3 sank, wieder 40.6 und 40.9. Bis zur Abendvisite des 8., welche Tschamer um 18:00 Uhr machte, waren schwere Gehirnerscheinungen aufgetreten, fortwährendes Irrereden und Unruhe, totale Bewusstlosigkeit, weder Mama noch ich wurden von ihm erkannt oder gehört, der Mund war krampfhaft geschlossen, die Zähne knirschend aneinandergepresst. Die Pupillen reagierten sehr träge, die Lidspalte war krampfhaft geschlossen. Der Puls sehr klein, das Herz schwach tätig. Tschamer verlangte ein Konsilium mit Rembold, der um 21:00 Uhr am 8. Juni kam. Es handelte sich, ob ein Bad von 27° versucht werden soll oder nicht. Rembold, der den Fall als sehr schweren bezeichnete, war sofort für das Bad. Es wurde rasch bereitet, Rembold, Tschamer und ich applizierten es, hinterher noch kalte Begießungen, nach dem Bade wurden der Leib und die Extremitäten frottiert. Erwin erwachte aus seiner Betäubung nicht und die Reaktion war eine geringe; weil der Körper bald wieder sehr heiß, die Hände und Füße kalt waren, wurden Chininklistiere versucht, die aber immer sofort abgingen.

Erst während der Nacht zeigten sich bei Erwin Spuren zurückkehrenden Bewusstseins, so dass z.B. Mama seinem Wimmern entnehmen konnte, dass er auf den Topf will und richtig machte er sofort eine Harnentleerung und sagte vor sich hin, „ich bin auf dem Topf“.

Heute kamen Tschamer und Rembold um 7:15 Uhr. Es wurde das gleiche Bad gereicht wie gestern. Erwin bekam mehr gerötete Haut und nachdem er gebadet war, verstand er sogar, als man ihm sagte, Mund aufmachen. Es gelang dabei, den Schleim aus der Mundhöhle und dem Rachen zu entfernen, was Dr. Tschamer mit dem Finger tat. Nahrung wollte er aber auch jetzt durchaus nicht nehmen, und Rembold hätte gerade darauf wegen der schwachen Herztätigkeit großen Wert gelegt. Namentlich sollte ihm Wein eingeflößt werden. Erst im Laufe des Vormittags gelang es mir und Mama, ihn zum Gurgeln zu bewegen und schließlich auch zum Schlucken von 3 Kaffeelöffeln Wein. Auch behielt er ein Klistier aus 5 Löffel Suppe mit einem Eidotter.

Soeben, 12:00 Uhr Mittag (9. Juni), waren Rembold und Tschamer wieder da. Die Temperatur war 39.3. Erwin erkannte Dr. Tschamer, machte auf seine Aufforderung den Mund auf und schluckte in Gegenwart von Rembold und Tschamer 3 Löffel Wein. Jetzt sollen wir ebenso Suppe oder Milchtee versuchen.

Beide Herren waren gehoben, wie natürlich auch wir, und Rembold äußerte, „da sieht man, wie es oft geht bei Kindern, die man im ersten Anfall für verloren hält“. Heute Abend um 21:45 Uhr kommen Rembold und Tschamer wieder und soll abermals ein Bad gereicht werden. Noch immer ist Irrereden mit richtigen Fragen und Antworten abwechselnd und zeitweise große Unruhe.

Ich fand Fassung, Dir diesen Stand der Dinge mitzuteilen, weil uns eben heute ein kleiner Hoffnungsstrahl blinkt, während ich gestern schon Abschied nahm von meinem lieben kleinen Kerl. Ob der Schein nicht trügt, ob er zu erhalten sein wird oder ob uns der herbe Schmerz des Verlustes beschieden sein wird, wer weiß das heute.

Lasse Mutter in Dir geeigneter Weise und ebenso die Schwestern von unserem Unglück unterrichten. Die drei andern Kinder sind bisher verschont, wir haben sie gut, wie in unserer Wohnung und in unseren Verhältnissen möglich ist, isoliert. Dein

Alexander

[1887] [VI] [10], [?]

Mein lieber armer Freund!

So ists denn möglich! Ist denn das Schreckliche, was ich soeben gehört, wahr. Wie weht tut es mir, dass über Sie so namenloses Leid hat hereinbrechen müssen.

Es drückt Ihnen und Ihrer armen Frau in aufrichtiger Teilnahme die Hand Ihre ergebene

Anna Pebal

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Gerade erhalte ich die Nachricht von dem harten Schicksal, das Sie getroffen hat. Da ich selbst mein Kind verloren habe, so kann ich das Maß des Leides, das Sie zu tragen haben, wohl ermessen und versichere Sie der aufrichtigsten Teilnahme, die leider nichts an der Herbheit Ihres Schmerzes zu mildern vermag. Möchte energische Arbeit, die Ihrer Natur ohnehin ein Bedürfnis ist, und der Anblick derjenigen, die Ihnen das Schicksal gelassen hat, Ihnen recht bald über die trübe Zeit des ersten Schmerzes weghelfen.

Dies wünscht Ihr ganz ergebener Kollege

K. B. Hofmann

Lieber Freund!

Soeben erhalte ich die Nachricht von dem schweren Schicksalsschlag, der Dich getroffen – dass auch die bestgemeinten Versuche zu trösten fruchtlos sind, weiß ich nur zu gut, aber es drängt mich als eine schwere Pflicht, Dir die tiefgefühlte aufrichtige Teilnahme an Deinem Schmerze auszudrücken, Dein

Schauenstein

[1887] [VI] [11], [?]

Mein lieber armer Freund

Erwin sagte mir einmal, Rosen und Stiefmütterchen sind meine Lieblingsblumen. Gestatten Sie mir, eingedenk dessen dieselben als Abschiedsgruß senden zu dürfen.

In aufrichtiger Freundschaft und Teilnahme Ihre ergebene

 A. Pebal

Sehr geehrter Herr Professor!

Meine aufrichtige Teilnahme an dem schweren Verluste, welchen Sie durch den Tod Ihres Kindes erlitten haben. Wer selbst Familie hat, weiß das Unglück zu ermessen und fühlt, was für ein Glück mit dem lieben Kinde für immer begraben wird.

Ihr ergebener

Dr. Fossel

Verehrter Herr Collega!

Es drängt mich, Ihnen in meinem und meiner Frau Namen das innigste Beileid auszusprechen zu dem schweren Schicksalsschlage, der Ihr Haus getroffen. Wer selbst ein liebes Kind verlor, der weiß wohl, was es heißt, wenn einem der Tod so schnell und erbarmungslos einen blühenden Liebling hinwegreißt.

Möchte Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin aus den Augen der übrigen Kinder Trost und Stärke in diesen schweren Tagen und möchten Ihnen dieselben von Krankheit verschont bleiben.

In aufrichtigem Mitgefühl Ihr ergebener

L. v. Graff

Lieber Freund!

Nur wer Gleiches selbst erlebt, vermag die Schwere des Schlages zu ermessen, welcher Dich und Dein Haus getroffen. Auch ich musste den Verlust eines teuren Kindes tragen und weiß, was das sagen will. Gewiss nicht die geringste Teilnahme ist es, die ich Dir aus Anlass Deines Unglückes zuwende, und wenn es, wie ich erfahren, wahr ist, dass das Bewusstsein, anteilnehmende Genossen im Unglück zu haben, tröstet und aufrichtet, so mag Dir dies in reichstem Maße zuteil werden. Dass auch meine gegenwärtig in Aussee weilende Frau von denselben Gesinnungen für Dich erfüllt ist, magst Du auf mein Wort glauben.

In Treue Dein alter

Karajan

Hochverehrter Herr Professor!

Gestatten Sie, dass Ihnen, schmerzlich bewegt durch das große Unglück, welches Sie, hochverehrter Herr Regierungsrat, und Ihre verehrte Frau Gemahlin getroffen hat, sein innigstes Beileid hiemit ausspricht Ihr in hochachtungsvoller Verehrung und Dankbarkeit treu ergebener Schüler

Dr. G. Pommer

Professor Schönbach bittet, den ausdruck seines aufrichtigen und herzlichen beileids wohwollend entgegenzunehmen.

Lieber Herr Kollege!

Mit innigster Teilnahme haben ich und meine Frau von dem schweren Verluste erfahren, den Sie durch den Tod Ihres lieben Kindes erlitten. Wenn Ihnen die Überzeugung, dass wir herzlichst mit Ihnen empfinden einigen, wenn auch geringen Trost gewähren kann, so seien Sie versichert, dass wir Ihre Trauer aus vollem Herzen teilen. Gott tröste Sie und Ihre liebe Frau.

Freundschaftlichst ergeben Ihr

H. Schwarz

1887 VI 13, Leipzig

Hochgeehrter Herr Professor

Ebene erhalte ich durch meine Frau die traurige Nachricht von dem Tode Ihres Söhnchens. Ich nehme an dem Unglücke, welches Sie und Ihre Frau Gemahlin getroffen hat, aufrichtigen Anteil, umso mehr als ich sah, wie sehr Sie der Tod Pebals getroffen hat.

Ihr aufrichtiger

Drasch

L.1678 *R.1396

1887 VI 20, Graz

Lieber Bruder!

Ich fürchte mich fast zu berichten, dass unsere drei Kinder von der tückischen Seuche verschont wurden, so sehr stehe ich noch unter dem furchtbaren Schlage, der uns durch des lieben Erwin Verlust getroffen [† 10. 6. 1887]. Man kann machen, was man will, immer steht einem das Bild des treuherzigen, eifrigen, gelehrigen, frischen Jungen vor der Seele und immer und immer kann man es nicht fassen, dass dieser liebe Kerl hat so schändlich zugrunde gehen müssen.

Die drei anderen Kinder habe ich in einem im Erdgeschoße liegenden Institutszimmer, in welchem nur galvanometrische Demonstrationen gemacht werden (2mal im Jahre) und welches sonst immer leer steht, isoliert, dort sind sie bis heute. Ich habe alle Zeit auf eine gründliche Desinfektion der Wohnung gewendet. Erwins Wäsche und Kleidung wurde im Laboratorium im Wasserkessel und im Dampfsterilisierungsapparat desinfiziert, ebenso Rosas und meine Kleidung und Wäsche. Bettzeug etc. wurden behördlich desinfiziert, ebenso das Krankenzimmer. Ich habe aber die ganze Wohnung auf eigene Faust und, wie ich glaube, so gründlich und gewissenhaft desinfiziert, wie das gewiss selten geschieht. Aber in Graz wütet die Seuche in der bösartigsten Weise fort. Am Tage nach unseres armen Erwin Tode, sind vier Knaben im Alter von 6–7 Jahren, darunter 2 Brüder unter ganz denselben heftigen Intoxikations-Erscheinungen gestorben wie Erwin. Ist das Scharlach? Die Ärzte bezweifeln es nicht. Aber ich möchte fast zweifeln. Es ist vielleicht eine andere niederträchtige Infektionskrankheit. Aber wie soll man sich schützen? In der Nähe von Ehrenhausen, auf dem Lande, auf einem ganz isoliert liegenden Weingut, hat eine Nichte des Reg[ierungs]kommissärs bei den Rigorosen des Hofrats Scherer einen Knaben innerhalb 24 Stunden verloren [sic], auch an Scharlach, wie man sagt. Hofrat Scherer tröstete die Eltern, die nicht einmal mehr einen Arzt zu dem Kinde rufen konnten, damit, dass ein Scharlach, der so auftritt, bei aller ärztlichen Hilfe tödlich verläuft.

Wir danken Euch allen für Euere warme Teilnahme. Rosa sieht sehr abgehärmt aus: Ich kann wenig schlafen, Gott bessere es, Dein

Alexander

Anmerkung Telegramm

Komme morgen mittags

emil

L.1680 *R.1397

1887 VI 27, Wien

Sehr geehrter Herr Collega!

Ich bedaure den Zwischenfall recht sehr, der durch die unglaubliche Leichtfertigkeit eines der Diener herbeigeführt wurde. Er wird sofort zur Rede gestellt werden, da der strengste Auftrag ergangen war, mit der äußersten Vorsicht bei dem Transporte vorzugehen.

Mit nochmaligem Bedauern, Ihr ganz ergebener

E. Suess

L.1681 *R.1398

1887 VI 28, Wien

Rechtzeitig und glücklich in Wien angekommen, danke ich Euch noch vielmals für die liebevolle Aufnahme und sende viele herzliche Küsse und Grüße an die Deinen

Emil

L.1682 *R.1399

1887 VII 25, Graz

Lieber Bruder!

Vom 5.-22. Juli hat Humbert 14 kalte Bäder und Schwimmlektionen genommen, welche sein Aussehen sichtlich zu einem so guten machten, dass alle Leute sich darüber spontan in bestätigender Weise äußerten. Sein Knie, welches schon vor dem 5. Juli nicht mehr so schön geformt war, als Du es gesehen hast, blieb dabei ziemlich stationär bis Donnerstag, den 21. Juli. Am Morgen dieses Tages bemerkte ich, dass dasselbe etwas stärker geschwollen war. Ich schickte um Dr. Ebner, welcher das Knie untersuchte, sich mit der Kaltbadekur vollkommen einverstanden erklärte und vorschlug, dass ihm eine Volkmannsche Holzschiene angelegt werden solle, damit die Badekur nicht unterbrochen zu werden brauchte; so gingen wir denn noch am 21. und 22. in die Schwimmschule. Am Knie änderte sich nichts. Samstag, den 23., konnten wir des schlechten Wetters wegen nicht baden. Humbert verbrachte den Tag, wie auch schon den 21. und 22., ruhig sitzend. Am Morgen des 24. bemerkte ich, als ich den Verband erneuern wollte, zu meinem Entsetzen, dass während der Nacht, die Humbert ruhig verschlafen hatte, eine große, pralle und etwas heiße Geschwulst am Knie entstanden war. Dr. Ebner, der sogleich herbeigerufen wurde, erklärte dieselbe als akute Recidive des alten Leidens und verordnete Eisbeutel, die ihm gestern den ganzen Tag über und heute ebenso appliziert wurden. Ab und zu, erklärt Humbert, flüchtige Stiche zu bemerken, einzelne Stellen sind gegen Druck empfindlich, bis heute haben die Eisumschläge nicht viel Veränderung herbeigeführt. Humbert ist wie immer übermütig und guter Dinge dabei. Wir behüten ihn im Bette sorgfältig. Er isst mit großem Appetite.

Ich wollte Dir schon vor einigen Tagen mitteilen, dass wir am 28. d[es] M[onats] nach Baden kommen wollten und wie mich Humberts Knie von allen meinen ursprünglichen Plänen, in Baden weiter draußen zu wohnen, wieder abgebracht hat.

Nun muss ich aber leider unser neues Missgeschick mitteilen und hinzufügen, dass ich Dir, sobald als ich nur selber etwas Sicheres wissen werde, wieder Nachricht geben werde.

Dass mich bei meiner jetzigen Gemütsstimmung Humberts Recidive umso schwerer trifft, brauche ich Dir nicht besonders zu sagen.

Viele Grüße an Dich und Auguste. Nach Baden schreibe ich wahrscheinlich morgen und bitte ich Dich, vorläufig noch nichts von unserem Unfalle dorthin zu melden. Dein

Alexander

L.1683 *R.1400

1887 VII 27, Graz

Nach dreitägiger Applikation von Eis beginnt heute die Geschwulst an Humberts Knie zurückzugehen. Sobald ihm ein fixer Verband angelegt werden kann, wollen wir uns reisefertig machen. Wann das geschehen kann, weiß ich heute noch nicht. Ich hoffe, dass nach Ablauf dieser Recidive Humbert kalte Bäder gut tun werden und wieder für einige Zeit Ruhe sein wird. Wir haben es ja so schon dreimal in diesem Jahre erlebt. Hast Du Gelegenheit, mit Mutter darüber zu reden, so sage ihr, wie die Sache steht. Ich habe heute an sie geschrieben, so populär und objektiv als möglich. Wann wir kommen, konnte ich ihr heute noch nicht bestimmt sagen,

A[lexander] R[ollett]

Herrn Dr. Emil Rollett, Direktor und Primararzt des Sophienspitales in Wien, Giselastraße 2

L.1684 *R.1401

1887 VII 28, Wien

Lieber Bruder!

Mit größtem Bedauern las ich von der neuerlichen Recidive, welche Humberts Knie erlitten hat. Was ist denn nach der Meinung der Fachmänner die Ursache dieses hartnäckigen Prozesses? Ich kann mir nichts denken als eine ganz lokale Disposition, vielleicht eine abnorme Schlaffheit des Gelenkes, welche zufällig wohl eine Überstreckung und dadurch eine Zerrung und zur Entzündung führende Reizung herbeiführen könnte. Wenn das richtig wäre, so ließe sich wohl hoffen, dass gerade durch die Folgen wiederholter Entzündung das Gelenk mehr Festigkeit bekäme und so der ganze Prozess endlich zum Abschluss gebracht würde.

Wie dem auch sei, jedenfalls scheint mir der Zustand mehr peinlich und unangenehm als gefährlich. Wann hofft Ihr nach Baden zu kommen? Sobald an Humberts Knie keine besondere Hitze und Rötung mehr wahrnehmbar ist, wird er ja doch mit einem festen Verband, etwa den Fuß in einer Schiene, transportiert werden können. Ich trete am 1. August meinen einmonatigen Urlaub an und werde mich zunächst in das Ötscher- und Hochschwabgebiet begeben. Später hoffe ich Euch in Baden zu finden. Briefe werde ich mir durch Auguste zusenden lassen. Ich begreife, dass Deine Stimmung nach all dem Missgeschick eine sehr gedrückte ist. Aber man muss mit philosophischer Ruhe die Dinge hinnehmen, wie sie sind und sich aufrichten und erheitern mit der Hoffnung und den Bildern einer glücklicheren Zukunft, wenn die Vergangenheit und Gegenwart unser Gemüt allzu sehr verdüstern möchte.

Viele Grüße und Küsse an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

L.1685 *R.1402

1887 VIII 11, Wien

Lieber alter Freund!

Ich hatte nach Bemerkungen Deines Bruders Emil Hoffnung, Dich vielleicht in Baden zu sehen. Meine Nachforschungen gestern daselbst haben ein negatives Resultat ergeben. Ich hätte Dir und Deiner Frau gern mein tiefes Beileid ausgedrückt zu dem großen Unglück, das Euch getroffen hat. Es wird wohl kaum jemand diesen großen Schmerz besser verstehen als ich, da mich schon immer auch die kleinste Krankheit meiner Kinder fürchterlich aufregt.

Auch jetzt bin ich in beständiger Sorge wegen meiner ältesten Tochter, die sich mit den übrigen auf Rügen befindet, wohin ich in einigen Tagen nachfolgen will.

Für die Naturforscher hat das Kapitel Sterben einen besonders unangenehmen Beigeschmack und ich hoffe nur, dass, je älter man wird, man sich desto mehr gewöhnt, die Menschen als ein Glied der übrigen organischen Welt zu betrachten, welche wächst, Früchte trägt und verdorrt. Was meinen eigenen Lebenslauf betrifft, so hoffe ich, wohl mit der Zeit auf diesen objektiven Standpunkt zu geraten. Mit Bezug auf die Angehörigen nützt freilich die Philosophie nichts.

Willst Du nicht mit mir am 22. September nach Paris gehen. Ich bin jetzt Mitglied des internationalen Meterkomitees und werde wahrscheinlich jetzt jährlich dies Vergnügen haben.

Dass ich ein sehr guter und nebstbei billiger Reisemarschall [bin], glaube ich bewiesen zu haben. Lebe nochmals recht wohl und empfiehl mich vielmals Deiner Frau, Dein

Lang

L.1686 *R.1403

1887 IX 10, Graz

Hochverehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie in Ihrer bewährten Güte, dass ich es wage, Herrn Regierungsrat mit einer Bitte zu belästigen. Es handelt sich dabei um die letzte Gelegenheit wohl, welche sich mir zur Erreichung einer fachmännischen Stellung darbieten dürfte, nämlich um die nun erledigte Lehrstelle Professor Schotts in Innsbruck.

Weit davon entfernt, mir irgendwelche Illusionen zu machen, müsste ich mir später vielleicht doch ein Versäumnis vorwerfen, wenn ich's unterließe, Herrn Professor um Ihre gelegentliche gütige Verwendung für mich zu bitten. Wenn ich mich Ihrer gütigen Empfehlungen, sei es bei den Innsbrucker Professoren, sei es bei Herrn Hofrat Langer, direkt oder etwa indirekt durch den Mund Recklinghausens oder eines anderen Fachmannes, erfreuen könnte, so wäre dadurch der große Schaden reichlich überkompensiert, welchen mir das Totgeschwiegenwerden seitens der Fachblätter und darunter auch der Virchow-Hirschschen Jahresberichte zugefügt haben. Letztere gedachten meines Buches gar nicht, auch nicht einmal in Form einer bibliographischen Anzeige, weder im Berichte über das Verlagsjahr 1885 noch in Form eines Nachtrags im Berichte über 1886, obwohl ich darum Virchow in einem eigenen Briefe gebeten habe.

Wie aus guter Quelle mir zugekommen, sieht das Unterrichtsministerium in der bewussten leidigen mir so nahe gehenden Affäre des letzten Sommersemesters kein Hindernis, um bei der fraglichen Besetzung auch meine Person in Erwägung zu ziehen. Ich glaubte, dies noch beifügen zu sollen, da an und für sich das Gegenteil näherliegend erscheinen könnte.

Meine Bitte nochmals Ihrem gütigen Wohlwollen empfehlend, mit dem Ausdrucke der hochachtungsvollsten Verehrung, Herrn Professors in getreuer Dankbarkeit ergebenster Schüler

Dr. Pommer

Lieber Bruder

aus unserem Ausflug nach Rekawinkel wird nichts, da es dazu zu spät geworden ist. Ich muss aber, um einen dringenden Wunsch Rosas zu entsprechen, J. Söldner, ihren Onkel, am Samstag den 24., besuchen. Da wir an diesem Tage also wieder nach Wien kommen, bitte ich Dich nicht ungehalten zu sein, wenn der Grazer Heuschreckenschwarm auch wieder bei Dir einfällt. Unserem Besuch bei Söldner werden wir früh vormittags machen und dann im Laufe des Vormittags bei Dir erscheinen. Solltest Du etwa irgendetwas vorhaben, Jagd etc., so lasse Dich ja nicht abhalten. Ich wollte Dir nur mitteilen, dass wir nach Wien kommen.

Mit vielen Grüßen an Dich und Auguste, Dein

Alexander

L.1688 *R.1404

1887 X 9, Wien

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Wie mir hier in Wien von befreundeter Seite gesagt wird, ist Herr Professor Borysiekiewicz in Innsbruck gesonnen, für meine Kandidatur zu wirken und eventuell ein Separatvotum zu meinen Gunsten abzugeben und zu urgieren. Er würde dabei gerne auf Äußerungen von Ihnen, hochverehrter Herr Professor, und von Herrn Professor von Ebner sich berufen, wenn dieselben bezüglich der Qualität der von mir gelieferten Arbeiten und bezüglich der Ungefährlichkeit meines Charakters für den Staat und für die Mitmenschen günstig lauten würden. Es wäre Herrn Professor Borysiekiewicz dadurch möglich, die gegenteiligen Anschauungen wirksam zu bekämpfen, welche Anschauungen im Innsbrucker Professorenkollegium hauptsächlich infolge der feindlichen Agitation Professor Kundrats und Eppingers Wurzel gefasst haben sollen.

Verzeihen Sie, hochverehrter Herr Regierungsrat, wenn ich es wage, Sie vielmals zu bitten, wenn es Ihnen möglich ist, einen im gemeinten Sinne verfassten Brief an Herrn Prof. Borysiekiewicz senden zu wollen.

Wenn ich mir auch bei der gewaltigen feindlichen Gegenströmung und aus anderen Gründen gleichfalls für meine Bewerbung um die Innsbrucker Stelle keinen günstigen Erfolg denken kann, so glaubte ich doch, obige Bitte wagen zu sollen, damit ich mein Möglichstes zur Begünstigung meiner Bewerbung mitgetan habe und mir keine Vorwürfe zu machen brauche.

Möchten Herr Regierungsrat meine Bitte nicht übel aufnehmen und gestatten Sie, dass dieselbe nochmals Ihrem gütigen Wohlwollen empfiehlt Herrn Professor in hochachtungsvollster Verehrung und Dankbarkeit ergebenster Schüler

Dr. Pommer

Natürlich bitte ich, meine Mitteilung und mein Anliegen gütigst völlig geheimzuhalten.

L.1689 *R.1405

1887 X 14, Wien

Verehrter Herr Regierungsrat!

Soeben habe ich Ihr wertvolles Geschenk erhalten. Sie haben mir damit eine große Freude gemacht, da es mir ein Zeichen ist, dass Sie mir Ihr Wohlwollen erhalten haben. Seien Sie überzeugt, dass es mir eine der teuersten Erinnerungen an Graz ist, dass es mir vergönnt war, zu Ihnen in nähere Beziehungen zu treten.

Die Gemeinheiten, die Maly im Jahresberichte gegen Sie schleudert, werden Sie wohl gelesen haben. Sie haben wohl Ihre Gemütsruhe nicht gestört! Etwas Anderes ist es, dass ich selbstverständlich meinen Beitrag nicht abgeliefert hätte, wenn ich von Malys Absichten etwas gewusst hätte. Ich habe sofort erklärt, weiterhin am Jahresberichte nicht mehr mitzuarbeiten.

Ich bin mit meiner Laboratoriumseinrichtung noch immer nicht zu Ende, so dass ich die Eröffnung des praktischen Kurses auf Ende Oktober verschieben muss. Bisher wurde mir außer der Jahresdotation kein Kreuzer bewilligt, obwohl das vorhandene Inventar geradezu lächerlich ist. Gott besser's!

Zuhause habe ich schwere Sorgen. Meine Frau hat Lungenspitzenkatarrh und wird über Winter nach dem Süden müssen.

Sie sehen, ich komme aus den Sorgen nicht heraus. Hoffentlich geht es Ihnen besser. Mit bester Empfehlung Ihr treu ergebener

Gruber

L.1690 *R.1406

1887 X 16, Wasserburg

Hochgeehrter Herr Kollege!

Ihren sehr freundlichen Brief vom 3. d[es] M[onats] und das beigefügte Manuskript f[ür] die Zeitschrift für physiol[ogische] Chemie habe ich erst jetzt erhalten, weil ich seit 2 Wochen auf einer Reise begriffen war, bei welcher ich nirgends länger als 2-3 Tage an einem Orte blieb. Ich bitte deshalb, die verspätete Antwort freundlichst entschuldigen zu wollen.

Ich bedaure diese Verzögerung umso mehr, als ich Ihre Mitteilung nicht aufnehmen kann. In dem Programme, welches auf der inneren Seite des Umschlages von jedem Heft der Zeitschrift abgedruckt ist, wird am Schlusse gesagt: „Bereits in anderen Zeitschriften veröffentlichte Arbeiten sowie Referate über bereits publizierte Arbeiten werden nicht aufgenommen.“ Wenn Sie der Mitteilung irgendeine kurze neue Angabe über experimentelle Arbeiten anfügen wollten, würde ich kein Bedenken tragen, den Artikel aufzunehmen, halte aber den Titel nicht für zweckmäßig, sondern sogar für bedenklich.

Wer interessiert sich für Maly? Ich glaube niemand. Er ist so berüchtigt, dass seine Charakterisierung nicht mehr nötig ist. Das einzige, worüber ich erstaunt bin, ist nur, dass so tüchtige, vortreffliche Männer an seinem Jahresberichte ihm ihre Mitwirkung erhalten, wie Herter, Hammarsten und manche andere. Ich würde längst mit andern physiol[ogischen] Chemikern versucht haben, einen Jahresbericht mit besserer Gerechtigkeit und historischer Treue jährlich erscheinen zu lassen, wenn nicht außer im Virchow-Hirschschen Jahresbericht für die Mediziner und in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft für die Chemiker solche Jahresberichte erschienen, die im Ganzen sachlich und verständig gemacht sind, wenn man auch im Einzelnen manches gegen die Referate einwenden kann.

Maly weiß sehr wohl, dass er keine Achtung genießt, deshalb schreibt er, wie es sich für Straßenjungen ziemt. Schaden tut er kaum noch, weil man ihn kennt.

Da in diesen Tagen ein Doppelheft der Zeitschrift für physiol[ogische] Chemie erscheint, welches bereits so viele Bogen enthält, dass nichts mehr zugefügt werden kann und bereits [das] Manuskript fürs dritte Heft bereitliegt, würde ich Ihre Mitteilung erst für Letzteres annehmen können. Dieses Heft erscheint erst um Anfang Januar. Ich bitte Sie um

gefällige Nachricht, wie Sie vorzugehen wünschen, und füge in Betreff etwaiger Zusätze Ihr Manuskript hier bei.

Mit vorzüglicher Hochachtung, Ihr ergebener

F. Hoppe-Seyler

Wasserburg am Bodensee

L.1691 *R.1407

1887 X 17, Tübingen

Hochverehrter Herr Kollege,

haben Sie herzlichen Dank für die gütige Übersendung Ihrer schönen Arbeit, die mich natürlich in vielfacher Hinsicht interessiert hat. Aber gestatten Sie mir eine Frage, nämlich: Sind in den von Ihnen untersuchten schnellen Dyticus-Muskeln nicht auch, um mich kurz auszudrücken, Hydrophilus (also langsame) Muskeln drin? Mir wäre dies natürlich sehr angenehm. Aber wenn es nicht ist, dann müsste man den flinken Muskeln (das „Rot und Weiß“ muss man, wie Sie ganz recht haben, beseitigen) auch noch Eigenschaften zuschreiben, die ich als den langsamen eigentümlich angesehen habe. – Wedensky hat sich im physiol[ogischen] Zentralblatt wieder einmal gegen die Tatsache ausgesprochen, dass physiolog[isch] verschiedene Nerv-Muskelapparate verschiedene Erregbarkeit haben. Schließlich beweist er die angefochtene Tatsache. Da bestehen, trotzdem er im Wesen dann zu ähnlichen Anschauungen kommt, die ich schon lange vertreten habe, noch Widersprüche zwischen meinen und seinen Angaben. Sicher ist, wie ich mich jetzt wieder vielfach überzeugt habe, die Beugergruppe, namentlich der tibialis anticus, flinker als die Streckergruppe (das heißt der gastrocnemius) wenigstens, was eine von Nerven aus erhaltene Zuckung betrifft. Aber die flinken Beugemuskeln ermüden offenbar außerordentlich schnell und dann drehen sich die Erscheinungen um. W[edensky] scheint nun mehr das zweite, ich mehr das erste Stadium beobachtet zu haben. Zu Tetanisierungsversuchen besitze ich keinen guten und zuverlässigen Tetanisierungsapparat. Ich bin aber, wie Sie nächstens erfahren werden, daran, einen solchen zu konstruieren.

Mit nochmaligem bestem Dank und herzlichem Gruß an Sie und die mir bekannten Grazer Kollegen, bin ich hochachtungsvoll Ihr ergebener

P. Grützner

Heute bekam ich mit der Post ein Exemplar Ihrer schönen „Beiträge zur Physiologie der Muskeln“. Ich ersuche Sie, meinen besten Dank dafür gütigst anzunehmen.

Dr. Burdon Sanderson

L.1693 *R.1409

1887 X 24, Berlin

Hochgeehrter Herr Kollege!

Für die gütige Übersendung Ihrer wertvollen Abhandlung: „Beiträge zur Physiologie der Muskeln“ sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz ergebener

Prof. Dr. J. Gad

L.1694 *R.1410

1887 X 31, Ann Arbor

My compliments to Professor Rollett and thanks for his valueable article on the Physiology of Muscular Contraction.

Henry Sewall
University of Michigan Ann Arbor

L.1695 *R.1411

1887 XI 4, Bern

Verehrter Herr Kollege!

(Vor Tagesanbruch)

Soeben habe ich Ihre „Beiträge zur Physiologie der Muskeln“ in den Denkschriften der Wiener Akademie, die Sie die große Güte hatten, mir zuzuschicken, durchgesehen und fühle mich gedrungen, Ihnen sogleich für den wissenschaftlichen Genuss, den Sie mir bereitet, herzlichst zu danken.

Einfach und klar entwickelt sich das Bild der scheinbar völlig verwirrten Bewegungsvorgänge in den Käfermuskeln.

Wie treffend ist Ihr Satz, dass eine von den Willensorganen oder den Reflexzentren unabhängige Rhythmik der Skelettmuskeln als etwas Abnormes angesehen werden muss.

In beifolgender Besprechung der Ansichten über die Funktion des Atemzentrums komme ich zu ganz ähnlichem Schlusse.

Auch meine Dissertation sende ich Ihnen mit; nicht dass ich Ihnen zumuten wollte, das barbarische Latein zu lesen, sondern wesentlich wegen der auf Seiten 31 und 32 gegebenen historischen Notiz, dass die von Fick gebrauchten Glasfedern (Ihre Abhandlung, S. 28) von dem alten Boeck (Christiania) erfunden worden sind.

Außerdem bäte ich Sie aber, meine Tetanuskurven auf der letzten Tafel meiner Dissertation anzusehen. Es finden sich dort unvollständige Tetani (unterbrochene), an denen die Kontraktur sehr deutlich sich geltend macht. Sie vertreten (S. 62) die Ansicht, dass jede (auch nicht summierende) Verschmelzung der Einzelzuckungen ein klinischer Tetanus genannt werden soll und Ihre prächtig sauberen Kurven der Fig[ur] 40 werden Ihrer Anschauung gewiss viele Anhänger gewinnen. Meine alten Erfahrungen halten mich aber noch auf dem konservativen Standpunkte der Summationstheorie. In meiner Ermüdungsarbeit habe ich ja schon ausgeführt, dass grade bei frischen Muskeln eigentümliche Verkürzungszustände auftreten, welche bewirken, dass im Intervall von 4-6 Sek[unden] ausgelöste Zuckungsordinaten nicht die Abszisse erreichen, ohne dass aber Summation der Kontraktur mit der neuen Zuckung sich geltend macht. In nicht veröffentlichten Versuchen habe ich gefunden, dass man auf dauernde Verkürzungen, in welche Muskeln durch starke konstante Ströme (Wundt) geraten, Zuckungsverkürzungen aufsetzen kann, welche grade so hoch sind, wie die maximalen Zuckungen der nicht durchströmten Muskeln. Mit Hall habe ich dann gefunden (was Sie ja erwähnen), dass Zuckungen zu Erregungsresten sich wirklich summieren können, wenn selbst die sichtbare Kontraktion schon vorüber ist. Danach nehme ich an, dass es gewissermaßen passive Verkürzungen gibt, zu denen sich neue Anstöße nicht summieren, sondern nur aufsetzen (wie beim Herzen) und Erregungszustände (manifeste oder latente), zu denen sich neue Anstöße summieren (Tetanus).

Sobald es mir irgend möglich sein wird, will ich Ihre wunderschönen Versuche an Hydrophilus und Dyticus nachmachen und dabei Ihre fundamentale, reichhaltige Abhandlung nochmals gründlich studieren. Will mir dazu auch Ihre anatomischen Beiträge zu verschaffen suchen, auf welche ich durch Herrn von Ebners Kopenhagener Berichte schon begierig gemacht war. Doch nun geht das Papier aus, die Sonne auf, die Tagesarbeit an. – Mit herzlich verehrungsvollen Grüßen bleibe ich Ihr dankbar ergebener

H. Kronecker

Anmerkung Am Rande längsseits des Absatzes: „Außerdem bäte ich Sie ...“:

Die außerordentlich hohen Zuckungen, welche Sie beim Dyticus Muskel intercurrent gefunden haben, erinnert mich an abnorm große Diastolen, die ab und zu in Pulsreihen auftreten, oder „Aufatmungen“.

L.1696 *R.1412

1887 XI 5, [Graz]

Lieber Freund!

Staatsanwalt Dr. Steiner versprach mir, noch heute zu veranlassen, dass die Untersuchung Buchner abgenommen und ich als der Exp[erte] berufen werde.

Die übrigen Objekte sind noch in Weiz [?]. Es wird aber sofort deren Untersuchung req[uiriert] werden. Der Fall kann ein höchst interessanter werden. Ich werde die nächsten Tage das Nähere mitteilen. – Jetzt muss ich zur Vorlesung.

Beste Grüße, Dein

Schauenstein

L.1697 *R.1413

1887 XI 6, Tübingen

Lieber Herr Kollege,

Sie müssen mich für sehr undankbar halten, dass ich Ihnen seit dem Frühjahr nicht wieder geschrieben und Ihnen auf Ihren ausführlichen traurigen Brief nur mit einem flüchtigen Danke geantwortet habe. Diese Versäumnis, für die ich um freundliche Entschuldigung bitte, ist eine Folge meiner Absicht, Ihnen über den zu verfassenden Nekrolog Pebals zu schreiben, in den eigentlich Landolt und ich uns teilen sollten. Es hat aber, wie Sie wohl wissen werden, Hofmann sich den einen Teil, den ersten Nachruf, von Landolt erbeten, so dass die Frage des ausführlicheren Berichtes in der Schwebe blieb. Erst in den großen Ferien, deren ersten oder vielmehr mittleren Teil ich in England zubrachte, habe ich endgültig die Sache in Angriff genommen und allein ausgeführt, da Landolt durch Amtsgeschäfte verhindert war.

Sie werden kürzlich das Ergebnis meiner Muße durch Frau von Pebal oder Dr. Jahn erhalten haben oder demnächst erhalten. Ich bitte, dass Sie mir freundlichst sagen wollen, was nach Ihrer Ansicht daran fehlt, und wo sich bessern lässt. Ich selbst bin mit der Arbeit gar nicht zufrieden und finde sie so kalt, wie ich sie nicht gewünscht hätte. Ganz umschaffen wird sich nun meine Schreibweise kaum lassen (Frisia non cantat); aber bessern gewiss noch, und ich bin für jeden Wink dankbar.

Ich habe auch Frau von Pebal und Frau Schnerich gebeten, die Schrift lesen zu wollen, obschon ich fast fürchte, den Damen damit etwas viel zugemutet zu haben. Sollte es ihnen zu traurig sein, alle diese Erinnerungen mit zu durchlaufen, so bitte ich, dass Sie sie von dieser Aufgabe lossprechen wollen, so viel Wert ich auch auf Ergänzungen lege, die mir die Frauen geben könnten.

Wenn ich den Aufsatz zurückerhalte, so sende ich ihn nach Berlin für das letzte diesjährige Heft der Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Es ist also noch keine Eile geboten.

Es ist mir sehr traurig gewesen, dass man mehr und mehr von Pebals Werk abblättert, erst Ebners Räume, dann die Wohnung. Was wird schließlich übrig bleiben?

Über seine Arbeiten und seine Briefe, die ich wochenlang wieder gelesen, habe ich mich von Neuem immer wieder gefreut. Es war ein einziger Mensch.

Hoffentlich geht es Ihnen gut. Sie werden sich an den schweren Verlust des lieben Freundes allmählich etwas gewöhnt haben, wenn er Ihnen auch oft genug fehlen wird. Die dienstlichen und wissenschaftlichen Pflichten helfen ja unsereinem über so schwere Erlebnisse eher hinweg, als den armen Frauen, denen der Hauptgegenstand ihrer Fürsorge entrissen wird.

Mit den besten Grüßen Ihr ergebener

Lothar Meyer

Leider finde ich den Ihrer Briefe nicht, welcher die Adresse enthielt, hoffe aber, dass diese Zeilen Sie auch so erreichen.

L.1698 *R.1414

1887 XI 10, Tübingen

Hochgeehrter Herr Kollege.

Besten Dank für Ihren freundlichen Brief, zu dessen Beantwortung ich erst heute aus ähnlichen Gründen wie Sie komme. – Obwohl ich aus Ihren Abhandlungen entnehmen konnte, dass die Dyticus-Fasern ungemischt sind, dachte ich doch immer, dass des Lebens ungemischte Freude keinem Sterblichen, auch keinem Wasserkäfer zuteil würde und sich in irgendeiner verborgenen Ecke noch ein oder das andere Hydrophilusfäserchen versteckt hielte. Nun, wenn das auch nicht ist, so glaube ich doch, bei Wirbeltieren an dem Zustandekommen des Tetanus festhalten zu dürfen, wie ich dasselbe kürzlich dargestellt; indem für mich die Vergrößerung einer Muskelleistung nicht allein oder nicht wesentlich die Vergrößerung der Tätigkeit derselben Fasern, als vielmehr eine Ausbreitung der Tätigkeit auf neue Fasern darstellt, also Ritters bzw. Ihr Phänomen an einem einzelnen Muskel zur Beobachtung kommt. – Betreffs der Arbeit von Wedensky bin ich ganz Ihrer Anschauung. Ich will abwarten, was er weiter zutage fördert. Nur davon habe ich mich mit meinem Myographion noch kürzlich vielleicht gegen Ivo[?] Mal [?] überzeugt, dass der Tibialis anticus, also der Hauptbeuger, der flinkste von den hier in Betracht kommenden Muskeln ist; seine Kurve erreicht in viel kürzerer Zeit den Höhepunkt, als die des Gastrocnemius.

Es tut mir leid, dass ich Ihnen die bei mir angefertigte Arbeit von Gleiss nicht zusenden konnte. Unzweckmäßigerweise hat nämlich Strauss in Bonn die Sonderdrucke an Gleiss selbst geschickt. G[leiss] aber war schon von Tübingen verreist, kurzum die Sendung ist verloren gegangen. Wenn man den Vergleich auch nicht bis ins Einzelne ausdehnen darf, so würde die Kröte es also mehr mit dem Hydrophilus, der Frosch mehr mit dem Dyticus halten.

Wenn Sie mir leihweise die Arbeiten von Arloing und Ladvocat schicken wollen, so werde ich Ihnen dafür sehr dankbar sein. Im Übrigen bin ich unter hochachtungsvollen Grüßen Ihr ergebenster

P. Grützner

L.1699 *R.1415

1887 XI 27, Innsbruck

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Verzeihen Sie in bewährter Güte, dass ich erst heute meinen innigen Dank für Ihre mir so überaus wertvolle Unterschrift auf der vom Universitätsbankette aus an mich gesendeten Gratulationskarte zum Ausdruck bringe. Die Freude, welche mir die geehrten Herren durch diese Karte bereitet haben, ist eine über alle Beschreibung große gewesen, und sie wurde das wesentlich dadurch, dass Sie,

Hochgeehrter Herr Professor, hiebei meiner gedacht. Nochmals meinen herzlichsten Dank dafür.

Es dürfte Herrn Professor interessieren, dass ich mit meiner Stellung gegenüber den Mitgliedern des hiesigen Kollegiums über Erwarten zufrieden sein kann. Ich konnte mich allerseits eines freundlichen, vielfach sogar eines herzlichen, Entgegenkommens erfreuen. In letzterer Beziehung hätte ich besonders Nicoladoni, Rokitansky, Borysiekiewicz, Öllacher, Möller und Loebisch zu nennen. Die Kliniker überzeugten sich bald, dass ich keineswegs, wie man behauptete, außerstande sei, Sektionen ordentlich und instruktiv vorzunehmen. Die Studenten sind aufmerksam und ich merke jetzt erst, dass ich noch ebenso gerne unterrichte als einstens als Assistent. Leider habe ich in verschiedener Beziehung so viel zu tun, dass ich erst in den Weihnachtsferien zum Abschlusse meiner schon lange in Arbeit befindlichen Publikation gelangen kann. Hoffentlich werde ich während derselben mit dieser Arbeit fertig, obwohl ich durch die notwendigen Bakterienkulturen für die Vorlesungen gerade zu dieser Zeit okkupiert sein dürfte.

Herr Regierungsrat haben mir seinerzeit den Rat gegeben, in die pathologische Histologie Einschlägiges in Virchows Archiv zu veröffentlichen. Offen gestanden wäre es mir aus den verschiedensten Gründen viel lieber, wenn meine nächste und alle weiteren Arbeiten von Ihrer Seite, hochverehrter Herr Professor, der Ehre wert befunden würden, der Akademie der Wissenschaften zu Wien vorgelegt zu werden. Darf ich es seinerzeit wagen, die betreffende Arbeit Herrn Regierungsrat zur Beurteilung einzusenden? Sie wird von geringem Umfange sein und würde daher Ihr Urteil bald gebildet sein. Ich werde mir seinerzeit erlauben, die Anfrage und Bitte zu erneuern.

Genehmigen Herr Professor zum Schlusse dieses Schreibens den wiederholten Ausdruck der aufrichtigen bleibenden Dankbarkeit und der hochachtungsvollen Verehrung seitens Ihres getreu ergebenen Schülers

Dr. G. Pommer

L.1700 *R.1416

1887 XII 12, Tübingen

Sehr geehrter Herr Kollege.

Mit bestem Danke sende ich Ihnen hiebei das mir freundlichst zur Benutzung überlassene Manuskript Pebals zurück, das ich etwas länger behielt, als ich ursprünglich beabsichtigte. Ich habe mit der Rücksendung solange gezögert, weil ich abwarten wollte, bis das Manuskript meines Nekrologes von der chemischen Gesellschaft definitiv angenommen sein würde. Dies hat sich etwas verzögert, weil ich es erst auch noch Landolt zur Einsicht vorlegte und seinen Vorschlägen entsprechend noch einige kleine Zusätze machte. Heute früh endlich erhielt ich die Anzeige, dass das Manuskript bei der Redaktion in Berlin eingelangt und für das 19. Heft angenommen sei.

Dass auch Sie die Güte hatten, dasselbe durchzusehen, dafür bin ich Ihnen sehr verbunden, ebenso wie auch Herrn Kollegen Leitgeb und Dr. Jahn. Ich war anfangs, wie ich Ihnen wohl schon schrieb, mit meinem Werke selbst sehr unzufrieden. Habe mich aber, nachdem nahe Freunde Pebals es gebilligt, etwas mehr mit ihm ausgesöhnt, z[um] T[eil] allerdings in dem Gedanken, dass es mir doch nicht gelingen würde, es besser zu machen. Ich hatte selbst nicht gedacht, dass es so schwer sei, einen Nekrolog abzufassen, noch dazu unter solchen, ich möchte sagen, erschwerenden Umständen; denn auslassen konnte ich den Kampf ums Laboratorium doch sicher nicht; andererseits aber durfte ich meinen Ingrimm auch nicht allzu sehr die Zügel schießen lassen und habe denn nun so einen Mittelweg wählen müssen.

Wir hatten eigentlich gehofft, dass Frau v[on] P[ebal] es über sich gewinnen [sic] würde, einmal zu schreiben; aber wir können uns lebhaft denken, dass ihr das gerade den Freunden ihres Mannes gegenüber doppelt schwer wird, und mögen sie daher nicht mit Briefen bedrängen. Wenn nur die Entfernung nicht gar so weit wäre, möchten wir gern einmal nach ihr sehen.

Indem ich bitte, ihr gelegentlich unsere freundlichen Grüße ausrichten zu wollen, verbleibe ich Ihr treu ergebener Kampf- und Leidensgenosse

Lothar Meyer

L.1701 *R.1417

1887 XII 18, Graz

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Der Tod meiner guten Mutter ruft mich nach Linz, wohin ich morgen abreise. Ich bitte Sie daher, morgen in der Monatsversammlung den Vorsitz gütigst übernehmen zu wollen.

Besondere Einläufe sind nicht vorliegend. Mit vorzügliche Hochachtung ergebener

Dr. Fossel.

L.1702 *R.1418

1887 XII 20, Leipzig

Hochgeehrter Herr Professor!

Endlich komme ich wieder einmal dazu, Ihnen Bericht von mir zu geben. Dieses Jahr hat sich besser angelassen in jeder Beziehung als das vorige. Meine Familie und ich sind gesund; im Institute arbeite ich gemächlich weiter. Ich wollte schon meine Arbeit über die Nickhautdrüsen abschließen, allein Ludwig glaubt, dass ich selbe noch weiter ausdehnen soll, so tue ich es halt. Ihre Arbeit hat hier selbstverständlich nicht gut gefallen und obwohl ich ausdrücklich Ihre Bemerkung anbrachte, dass Sie kein allgemeines Muskelgesetz begründen wollten, so hieß es doch, dass die Käfermuskel nicht dazu geeignet seien, das Bohrsche Gesetz zu studieren. Um dieses handelt es sich bei uns hauptsächlich, und Frey will sogar zu Ostern nach Graz, um mit Ihnen darüber zu sprechen. Ich sehe, dass Unparteilichkeit eine sehr schwere Sache zu sein scheint, denn man verfällt auch hier in den Fehler, dass nur jene Arbeiten richtig und vorwurfsfrei sein können, welche im hiesigen Institute gemacht werden. Ja noch mehr, man will sogar gewisse Zweige geradezu monopolisieren. Ich bin dazu mäuschenstill und denke mir nur meinen Teil.

Kratter hat sein Ziel erreicht, wann werde ich es? Es heißt und hieß allgemein, er sei ein großer E.... Ich für meinen Teil glaube aber, dass er ebenso gut sein wird, wie hundert andere; er konnte sich bis jetzt nicht ganz auf seinen Gegenstand verlegen und ich meine, jetzt wird er es tun können; daher muss das eigentliche Urteil über ihn erst nach einiger Zeit gefällt werden. Ich habe ihn schon aus dem Grunde gratuliert, weil er der erste Grazer Dozent ist, welcher es zu etwas ohne unterschiedliche Protektionen gebracht hat. – In unserem Institute geht es heuer ziemlich stille herunter; es ist das erste Mal, dass kein Ausländer hier ist. Seit einigen Tagen ist wieder Wooldridge hier; da er in Engelland nur die Erlaubnis hat, 8 Hunde verarbeiten zu dürfen, er aber schon an 100 viviseziert hat, so muss er jetzt einige Zeit hier arbeiten, um dann gelegentlich der Publikation seiner Arbeit sagen zu können, dass er das Mehr von Hunden in Leipzig verarbeitet habe. Ich höre diesen Semester eine Vorlesung Flechsigs über den feineren Gehirnbau. Kein Anatom in Österreich, glaube ich, kann diese Vorlesung halten. Wie geht es denn Wendl? Als ich ihn das letzte Mal sah, machte er auf mich einen desparaten Eindruck.

Indem ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin zum Jahreswechsel meine besten Wünsche sende, zeichne ich mich Ihr

Drasch

L.1703 *R.1419

1887 XII 28, Wien

Lieber Bruder!

Ich sage meinen wärmsten Dank für die schöne Weihnachtsbescherung. Die Mäderln können stolz sein auf ihre geschmackvolle Arbeit, welche allgemeinen Beifall fand. Ich wünsche Euch allen ein recht glückliches Neujahr. Ich wünsche Dir, durch viele Freuden wenigstens einigermaßen getröstet [zu] werden über das große Unglück des vergangenen Jahres. Lasst Euch den Sinn und die Empfänglichkeit für gegenwärtige und künftige Freuden nicht gänzlich durch den Schmerz um die Vergangenheit rauben, denn das eine hat seine Berechtigung gerade so wie das andere und nur durch die heilende Wirkung des einen kann die verderbliche Wirkung des anderen so weit ausgeglichen werden, dass das Dasein noch erträglich wird und Zufriedenheit und Ruhe wiederkehren.

Wir alle befinden uns Gott sei Dank wohl. Kleinerer katarrhalisch rheumatischer Quälereien ist zu gedenken. Cornel ist über die Feiertage in Wien und Baden gewesen und gestern abends nach München zurückgekehrt. Gestern sollte ich bei Prof. Benedikt in einer Soiree mit Zuckerkandl zusammentreffen, war aber daran verhindert. Hier wird in Professorenkreisen, wie ich höre, mehr für Rabel als Zuckerkandl zur Nachfolgerschaft Langers agitiert. Offenbar aus antisemitischen Gründen.

Empfange viele herzliche Küsse und Grüße zugleich für Rosa und die Kinder von Deinem

Emil