Briefe 1885

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.1435[NN] PlazerAlexander Rollett[1885-1893] [?] [?][Graz]
L.1436Hubert LeitgebAlexander Rollett[1885] [I/II] [?][Graz]
L.1437 *R.1191J[ulius] KollmannAlexander Rollett1885 I 15Basel
L.1438 *R.1192Sigmund ExnerAlexander Rollett1885 I 16Wien
L.1439 *R.1193Carl LakerAlexander Rollett1885 I 16Klagenfurt
L.1440Hubert LeitgebAlexander Rollett[1885] [II/III] [?][Graz]
L.1441 *R.1194M. BuchnerAlexander Rollett1885 II 2Graz
L.1442 *R.1195[Hans Heinrich] LandoltAlexander Rollett1885 II 2Berlin
L.1443 *R.1196Heinrich HuberAlexander Rollett1885 II 6Graz
L.1444 *R.1197J[osef] WastlerAlexander Rollett1885 II 7Graz
L.1445 *R.1198R[udolf] HoernesAlexander Rollett1885 III 9Graz
L.1446 *R.1199Alexander RollettEmil Rollett1885 III 22Graz
L.1447 *R.1200Emil RollettAlexander Rollett1885 III 25Wien
L.1448 *R.1201Alexander RollettEmil Rollett1885 III 29Graz
L.1449 *R.1202Emil RollettAlexander Rollett1885 III 31Wien
L.1450 *R.1203Alexander RollettEmil Rollett1885 IV 6Graz
L.1451 *R.1204Ernst Wilhelm von BrückeAlexander Rollett1885 IV 11Wien
L.1452 *R.1205Emil RollettAlexander Rollett1885 IV 12Wien
L.1453 *R.1206Alexander RollettEmil Rollett1885 IV 14Graz
L.1454 *R.1207Adolf SchauensteinAlexander Rollett1885 IV 14[Graz]
L.1455 *R.1208Emil RollettAlexander Rollett1885 IV 16Wien
L.1456 *R.1209Carl LakerAlexander Rollett1885 IV 19Klagenfurt
L.1457 *R.1210Adolf SchauensteinAlexander Rollett1885 IV 20[Graz]
L.1458 *R.1211Adolf SchauensteinAlexander Rollett1885 IV 23[Graz]
L.1459 *R.1109[NN] PlazerAlexander Rollett1883 IV 24Graz
L.1460 *R.1212Alexander RollettEmil Rollett1885 IV 25Graz
L.1461 *R.1213Viktor von LangAlexander Rollett1885 V 3Wien
L.1462 *R.1214Hubert LeitgebAlexander Rollett1885 V 5Graz
L.1463 *R.1215Adolf SchauensteinAlexander Rollett1885 V 8[Graz]
L.1464 *R.1216Wilhelm KühneAlexander Rollett1885 V 18Heidelberg
L.1465 *R.1217Franz Eilhard SchulzeAlexander Rollett1885 V 18Berlin
L.1466 *R.1218[Heinrich W. G.] WaldeyerAlexander Rollett1885 V 20Berlin
L.1467 *R.1219Emil ZuckerkandlAlexander Rollett1885 V 23Wien
L.1468 *R.1220[Ludwig] von ThanhofferAlexander Rollett1885 V 26Budapest
L.1469 *R.1221[NN] PlazerAlexander Rollett1885 VI 3Graz
L.1470 *R.1222Theodor BillrothAlexander Rollett1885 VI 6Wien
L.1471 *R.1223Alexander RollettEmil Rollett1885 VI 15Graz
L.1472 *R.1224Adolf SchauensteinAlexander Rollett1885 VI 19[Graz]
L.1473 *R.1225[Guido Richard] WagenerAlexander Rollett1885 VI 23Marburg
L.1474 *R.1226Anton E. SchönbachAlexander Rollett1885 VI 24[Graz]
L.1475 *R.1227Emil RollettAlexander Rollett1885 VI 25Wien
L.1476 *R.1228Ernst von Fleischl-MarxowAlexander Rollett1885 VII 1Wien
L.1477 *R.1229Theodor BillrothAlexander Rollett1885 VII 5Wien
L.1478 *R.1230Oskar ZothAlexander Rollett1885 VII 8Graz
L.1479[NN] PlazerAlexander Rollett[1885-1886] VII 13[Graz]
L.1480 *R.1231Alexander RollettEmil Rollett1885 VII 16Graz
L.1481 *R.1232Emil RollettAlexander Rollett1885 VII 21Wien
L.1482 *R.1233Wilhelm KühneAlexander Rollett1885 VII 21Heidelberg
L.1483 *R.1234Carl LangerAlexander Rollett1885 VII 23Millstatt
L.1484Ernst SmrekerAlexander Rollett[1885-1886] [VIII] [?][?]
L.1485 *R.1235[NN] HausmannAlexander Rollett1885 VIII 5Graz
L.1486 *R.1236Eugen SteinachAlexander Rollett1885 VIII 13Hohenems
L.1487 *R.1237Viktor von LangAlexander Rollett1885 VIII 16St. Gilgen
L.1488 *R.1238Sigmund MayerAlexander Rollett1885 VIII 20Prag
L.1489 *R.1239Richard FleischerAlexander Rollett1885 IX 3Dresden
L.1490 *R.1240Emil ZuckerkandlAlexander Rollett1885 IX 3Grundlsee
L.1491 *R.1241Viktor von LangAlexander Rollett1885 IX 7St. Gilgen
L.1492 *R.1242Viktor von LangAlexander Rollett1885 IX 11St. Gilgen
L.1493 *R.1243Adolf SchauensteinAlexander Rollett1885 IX 22[Graz]
L.1494 *R.1244William Thierry PreyerAlexander Rollett1885 IX 29Jena
L.1495 *R.1245G[ustav] PommerAlexander Rollett1885 X 3Gmunden
L.1496 *R.1246G[ustav] PommerAlexander Rollett1885 X 6Wien
L.1497 *R.1247[Albin] SchlömicherAlexander Rollett1885 X 9Graz
L.1498 *R.1248[NN] PlazerAlexander Rollett1885 X 12Graz
L.1499 *R.1249Ernst von Fleischl-MarxowAlexander Rollett1885 X 24Wien
L.1500 *R.1250Hubert LeitgebAlexander Rollett1885 X 25Graz
L.1501 *R.1251Anton E. SchönbachAlexander Rollett1885 XI 24Graz
L.1502 *R.1252Anton E. SchönbachAlexander Rollett1885 XI 25Graz
L.1503 *R.1253F. FlügelAlexander Rollett1885 XII 1Leipzig
L.1504 *R.1254Lothar MeyerAlexander Rollett1885 XII 3Tübingen
L.1505 *R.1255Hubert LeitgebAlexander Rollett1885 XII 4Graz
L.1506[NN] PlazerAlexander Rollett1885 XII 4[Graz]
L.1507 *R.1256H[ans Heinrich] LandoltAlexander Rollett1885 XII 6Berlin
L.1508[NN] PlazerAlexander Rollett[1885] [XII] [v.7][Graz]
L.1509 *R.1257Carl LakerAlexander Rollett1885 XII 8Wien
L.1510 *R.1258Lothar MeyerAlexander Rollett1885 XII 8Tübingen
L.1511 *R.1259Wilhelm MüllerAlexander Rollett1885 XII 14Jena
L.1512 *R.1260H[ans Heinrich] LandoltAlexander Rollett1885 XII 16Berlin
L.1513 *R.1147Lothar MeyerAlexander Rollett1885 XII 19Tübingen
L.1514Richard HildebrandAlexander Rollett[1885] [XII] [v.20][Graz]
L.1515 *R.1261Eduard LippAlexander Rollett1885 XII 20Graz
L.1516Alexander RollettEmil Rollett1885 XII 23Graz
L.1517 *R.1262[NN] BauerAlexander Rollett1885 XII 23Wien
L.1518 *R.1263Lothar MeyerAlexander Rollett1885 XII 25Tübingen
L.1519 *R.1264Lothar MeyerAlexander Rollett1885 XII 27Tübingen
L.1520 *R.1265[Otto] RemboldAlexander Rollett1885 XII 28Graz
L.1521 *R.1266Eduard LippAlexander Rollett1885 XII 31Graz

[1885-1893] [?] [?], [Graz]

Euer Hochwohlgeboren!

Mit Bezugnahme auf die von Herrn Sorger [?] in der letzten Sitzung des Gesundheitsrates gegebene Anregung zur öfteren Ventilation der Schulzimmer in der vom Unterrichte freien Zwischenzeit und dem diesbezüglichen Beschluß des Gesundheitsrates erlaube ich mir mitzuteilen, daß diesem Postulate von mir dadurch Folge gegeben wurde, daß ich dasselbe respektive den Beschluß des Gesundheitsrates zum Gegenstande eines Amtsvortrages machte und bei demselben in der letzten Sitzung des Stadtrates referierte, worauf ein entsprechendes Zirkulare an alle Schuldirektionen erlassen wurde und bereits expediert wurde. Demgemäß dürfte eine spezielle Zuschrift des Gesundheitsrates an den Stadtrat entfallen, umsomehr als die Angelegenheit doch rein administrativer Natur ist und in der angegebenen Weise am kulantesten sich erlediget. Es zeichnet sich in vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

Dr. Plazer

Anmerkung Zur Datierung: Der Gesundheitsrat der Gemeinde Graz wurde 1883 eingerichtet, Rollett stand ihm 1885 vor.

[1885] [I/II] [?], [Graz]

Geehrter Herr Kollege!

Wie ich höre, wird Kollege Hoernes für das Präsidium der „Lesehalle“ von mehreren Seiten kandidiert. Ich darf wohl meine unmaßgebliche Meinung dahin aussprechen, daß ich diese Wahl für keine glückliche halte – und ich fürchte, dass der Aufschwung, vielleicht auch schon die Existenz des Vereins durch dieselbe mir gefährdet erscheint. Die Gründe sind folgende: 1. Hoernes ist Armine und identifiziert sich mit der Burschenschaft so, daß er eben als aktiver Bursche angesehen werden kann. Schon aus diesem Grunde würde es zur Abschwächung des Antagonismus zwischen Styren und Arminen nicht beitragen können. 2. Hoernes hat eine so unglückliche Rednergabe, daß er, beim besten Willen vermittelnd einzugreifen, eigentlich so oft er spricht, die Gegensätze verschärft. Ich erinnere Sie an seine Berichterstattung bei den Gemeindewahlen – am Dienstag, bei Gelegenheit der Konstituierung der akademischen Ortsgruppe hat er wieder eine so unglückliche Tätigkeit entfaltet. Ich werde nicht zu viel sagen, wenn ich behaupte, er ist der Styrenpartei gerade zu antipathisch. Meiner Meinung nach wäre zur Obmannschaft kein Professor und ebenso kein irgendeiner Burschenschaft Verbündeter zu wählen. Dr. Paltauf, falls er die Stelle annähme, wäre meiner Meinung nach der Geeignete. Vielleicht wäre auch an Dr. H. Spitzer, Dr. Eberstaller oder dergleichen zu denken. Ich erlaube mir, dies zu Ihrer Information mitzuteilen.

Hochachtungsvoll

Leitgeb

Anmerkung Zur Datierung: Leitgeb war als Nachfolger Rolletts Rektor des Studienjahres 1884/85 und wendet sich an diesen als seinen erfahrenen und in der Studentenschaft angesehenen wie einflussreichen Amtsvorgänger; die „Deutsche Lesehalle der Grazer Hochschulen“ wurde am 18. 2. 1885 eröffnet.

L.1437 *R.1191

1885 I 15, Basel

Für die freundliche Zusendung der „Untersuchungen über den Bau der quergestreiften Muskelfasern“, II. Teil mit 4 Tafeln“, dankt mit den besten Grüßen

J. Kollmann

L.1438 *R.1192

1885 I 16, Wien

Verehrter Herr Professor!

Ich bekam aus Krakau eine Anfrage, ob ich jemanden, der einer slavischen Sprache mächtig ist, wüsste, den man zur Besetzung der dortigen physiologischen Lehrkanzel empfehlen könnte. Es soll auch – doch das ist Geheimnis – kein Jude sein. Ich erlaube mir nun die Anfrage, ob vielleicht einer Ihrer Schüler für diesen Posten passen würde, ob vielleicht Klemensiewicz, falls er slavisch sprechen kann, auf diese Stelle Lust hätte.

Ich ersuche Sie, über diesen Brief Stillschweigen zu bewahren, denn ich bin nicht beauftragt, Umfrage zu halten, sondern nur, einen Rat zu erteilen. Doch sind die Männer, die bisher mir gegenüber genannt wurden, derart, dass man der Universität Krakau wohl einen Dienst erweisen könnte, wenn man einen Ihrer Schüler zu nennen in der Lage wäre. Letzteres zu tun, bin ich aber dadurch gehindert, dass ich über die sprachlichen Potenzen Ihrer Schüler gar nichts weiß, und doch ist es möglich, dass einer oder der andere des Slovenischen mächtig ist.

Falls Sie jemanden zu nennen wüssten, bitte ich um umgehende Antwort.

Die Präparate, die uns Dr. Drasch neulich zeigte, haben mir ganz ausgezeichnet gefallen. Insbesondere sind die eigentlichen Nervenbündel und -fasern ganz vortrefflich.

Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung Ihr

Sigm. Exner

L.1439 *R.1193

1885 I 16, Klagenfurt

Hochgeehrter Herr Professor!

Als ich in Klagenfurt eintraf, fand ich meinen Vater besser, als ich befürchtet hatte, da gerade am selben Tage die Krisis eingetreten war und ich abends bei meiner Ankunft eine Temperatur von 37.5° vorfand. Nächsten Abend (Sonntag) musste ich leider erfahren, wie gefährlich eine pneumonia cruciata bei einem 68jährigen Manne zu beurteilen ist. Ohne Prodrome trat plötzlich ein heftiger Schmerz in der rechten Seitengegend auf, dem in Bälde ein Collaps folgte, der trotz aller möglichen angewandten Analeptica fortdauerte bis zum nächsten Morgen und jeden Moment das Schlimmste befürchten ließ. Die Temperatur sank unter 36°, kalter Schweiß, Puls 136 und fadenförmig, arhythmisch. Ich verbrachte eine entsetzliche Nacht und war selbst so gebrochen, dass ich Mühe hatte, meine arme Mutter und Geschwister gegen meine Überzeugung aufrecht zu halten. Durch volle 14 Stunden war kein Hustenstoß mehr erfolgt. Gegen alle Erwartung hob sich jedoch die Herzkraft wieder, es trat am Morgen wieder Expectoration ein, und trotz großer Schwäche hoffen wir jetzt wieder auf eine Wendung zum Bessern. Sollte sich der Zustand in diesem Sinne gestalten, so gedenke ich nächster Tage wieder nach Graz zurückzukehren. Sollte jedoch eine ungünstige Wendung eintreten, so bitte ich Sie, mir zu gestatten, noch etwas länger ferne zu bleiben, bis meine Familie meiner nicht mehr so dringend bedarf. Meine Mutter, die selbst leidend ist und bis zu meiner Ankunft alle Nächte in angstvoller Spannung durchwacht hatte, würde sofort wieder zu ihrem großen Nachteile dies sich nicht nehmen lassen, wenn ich durch meine plötzliche Abreise sie nicht mehr substituieren könnte.

Schließlich bitte ich [zu entschuldigen], dass ich in solcher Breite Mitteilungen meiner familiären Verhältnisse machte; Ihr stets so teilnahmsvolles Benehmen gegen mich hat mich dazu ermutigt. Bei Herrn Prof. Klemensiewicz bitte ich mich zu entschuldigen, dass ich mich nicht mehr persönlich verabschieden konnte; die mir nur mehr zur Verfügung stehenden Stunden genügten gerade noch zu den Reisevorbereitungen.

Hochachtungsvoll verbleibe ich Ihr ergebenster

Dr. Laker

[1885] [II/III] [?], [Graz]

Geehrter Herr Kollege!

Da es sehr zu wünschen wäre, wenn die Ernennung des Universitätskanzlisten schon vor Beginn des Sommersemesters stattfinden könnte, so erlaube ich mir, Sie zu ersuchen, den Besetzungsvorschlag sobald als möglich zu erstatten. Könnten Sie bis 28. März oder längstens 1. April damit fertig werden, so würde ich noch an einem dieser Tage eine Senatssitzung anberaumen, da ich glaube, daß es sich durch die Dringlichkeit der Sache wohl entschuldigen ließe, eine solche auch während der offiziellen Ferien abzuhalten. Ich bitte mir also bekanntzugeben, ob Ihnen möglich sein wird, in so kurzer Zeit fertig zu werden – und an welchem Tage ich die Sitzung eventuell anberaumen dürfte. Würde der Besetzungsvorschlag erst nach Ostern und somit schon im zweiten Semester erstattet, so müßte der Sekretär natürlich für das ganze Semester als Ouästor fungieren, [was] unsere Kanzleimisere auf ein ganzes Semester verlängern hieße, während andererseits Dr. Hütter sehr wünscht, von diesem Geschäfte – zu welchem er auch, nebenbei gesagt, gar nicht paßt – enthoben zu sein. Betreffs der Gänsemarschaffäre war ich beim Bürgermeister, Stadtrat Wieser und beim Statthalter – die Sache ist nicht so harmlos – als die Studenten sagen – der Statthalter wollte mir eine bestimmte Zusage betreffs Amnestierung der Inculpanten nicht geben. Hochachtungsvoll

Leitgeb

Anmerkung Zur Datierung: Leitgeb war als Nachfolger Rolletts Rektor des Studienjahres 1884/85 und wendet sich an diesen als seinen Amtsvorgänger.

L.1441 *R.1194

1885 II 2, Graz

Hochgeehrtester Herr Regierungsrat!

Nach Rücksprache mit dem Stadtschulratssekretär kann ich mitteilen, dass in den Schulbeschreibungsbögen jene Aufforderung, die Lehrer namhaft zu machen, enthalten ist, und werde morgen in der Lage sein, Euer Hochwohlgeboren ein solches Blanquet zu übermitteln. Zu Ihrer Beruhigung: Wollen Sie zur Kenntnis nehmen, dass von den 200 Parteien, welche ihre Kinder privat unterrichten lassen, nur 11 jener Aufforderung nachgekommen sind, also 189 Mahnbriefe erhielten.

Indem ich mich Euer Hochwohlgeboren bestens empfehle, habe ich die Ehre mich zu zeichnen ganz ergebenst

M. Buchner

Die schriftliche Mitteilung hat ein Sekretär übernommen.

Hochverehrter Herr Kollege!

Auf Ihren soeben erhaltenen Brief werde ich nicht verfehlen, in den nächsten Tagen ausführlich zu antworten, die Sache hat mich im höchsten Grade empört. Vorläufig möchte ich nur anfragen, ob von Ihrer oder anderer Seite auch schon Beilstein in Petersburg um eine Äußerung angegangen worden ist? Wenn dies nicht geschehen sein sollte, so bin ich gerne erbötig, an ihn zu schreiben.

Da auch noch das Urteil anderer hervorragender organischer Chemiker über die Arbeiten Pebals und Malys von Wert sein dürften, so könnte ich mich z.B. an Liebermann hier oder Wislicenus in Leipzig oder Viktor Meyer in Göttingen wenden; dieselben sind sehr gefällig. Hofmann ist zu sehr in Anspruch genommen. Legen Sie auf einen der Genannten besonderen Wert?

Um Bunsen, der vielleicht etwas schwer beweglich ist, für die Sache zu interessieren, würde man sich am besten zuerst an Quincke wenden. Auch hierzu bin ich sehr gerne bereit.

Wir müssen alles tun, um unsern Freund aus dieser abscheulichen Lage zu befreien, denn eine solche Schändlichkeit ist wohl noch niemals vorgekommen.

Mit freundlichem Gruß Ihr hochachtungsvollst ergebener

H. Landolt

L.1443 *R.1196

1885 II 6, Graz

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Bei näherer Untersuchung habe ich herausgefunden, dass die Aufstellung der fraglichen Liste keine leichte Arbeit ist. Es muss da sorgfältig gesichtet und geprüft werden, damit nicht Freinummern an Persönlichkeiten geschickt werden, deren Gesinnung ganz gut sein mag, von denen aber zu besorgen ist, dass sie dieselben ungenützt liegen lassen.

Einstweilen nehme ich mir die Freiheit, Ihnen die Liste jener Persönlichkeiten zu schicken, welche sich im vorigen Jahre bei den Landtagswahlen besonders hervorgetan haben, und würde sagen, denselben Freiexemplare zuzusenden. Eine Ergänzung wird dann in den nächsten Tagen folgen, da auch Herr Knaffl versprochen hat, mich zu unterstützen. Ich bitte, die blau angestrichenen Namen herausschreiben zu lassen und den Trägern derselben den „Dorfboten“ zu übermitteln. Empfehlen würde es sich, sie auch durch einen beigelegten gedruckten Zettel dahin zu instruieren, dass sie die Nummer möglichst verbreiten mögen, doch dazu ist schließlich auch noch die nächste Woche Zeit.

Mit ausgezeichneter Hochachtung ergebenst

H[einrich] Huber Redaktion der Tagespost

L.1444 *R.1197

1885 II 7, Graz

Hochgeehrter Herr Kollege!

Gestern nachmittags erhielt ich die Einladung zur heutigen Sitzung. Da ich damals schon eine Bestimmung über den heutigen Abend getroffen hatte, welche sich leider nicht rückgängig machen lässt, so bitte ich, mein Nichterscheinen als entschuldigt ansehen zu wollen.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

J. Wastler

L.1445 *R.1198

1885 III 9, Graz

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Bitte mein Ausbleiben von der heutigen gründenden Versammlung zu entschuldigen, ich habe heute Abend noch zwei andere Sitzungen.

Seine Magnifizenz, Prof. Dr. H[ubert] Leitgeb haben mich verständigt, dass von Seite der Finkenschaft, Dr. Franz Streintz für die Obmannstelle in Aussicht genommen wurde. Ich habe für die Verbreitung der betreffenden Liste Sorge getragen und bitte Sie, in meinem Namen zu erklären, dass ich eine Wahl als Obmann oder in den Ausschuss unter keinen Umständen annehme und diejenigen Herren, welche mir vielleicht ihre Stimmen zuzuwenden beabsichtigen sollten, ersuche, dieselben auf Herrn Dr. Franz Streintz zu vereinigen.

Nochmals wegen meines Nicht-Erscheinens um Entschuldigung bittend, Ihr ganz ergebener

R. Hoernes

L.1446 *R.1199

1885 III 22, Graz

Lieber Bruder!

Heute von großer Sorge befreit, schreibe ich Dir, was ich nach Rosas Wunsch hätte schon längst tun sollen.

Wir haben seit Oktober nun schon die zweite Masernepidemie hier. Da die im Oktober aufgetretene uns unberührt ließ, glaubte ich, für heuer schon den Winter absolviert zu haben. Allein Anfangs März fingen die Masern gerade in unserem Viertel wieder stark zu grassieren an. Kinder und Erwachsene wurden davon ergriffen, und wie der Totenzettel uns täglich zeigte, war der Verlauf etwas bösartig.

Da erkrankte Priska am 3. März, sie fieberte und bekam Erbrechen. Am 4. und 5. März war sie anscheinend wieder ganz wohl, nur stellte sich am 5. abends etwas Schnupfen ein, am 6. März stand sie noch, nur etwas verschnupft, auf, gegen Mittag nahm aber der Schnupfen stark zu und wurden die Augen sehr affiziert, rot und tränend. Wir brachten sie zu Bette. In der Nacht kam starkes Bluten aus der Nase. Jetzt wusste ich, woran wir waren. Ich rief um 7:00 Uhr früh unseren Privatdozenten Dr. Tschamer, den Supplenten und wahrscheinlichen Nachfolger des unglücklichen Zini. Als er vormittags kam, waren die Masern im Gesichte bereits hervorgebrochen und nun folgten die drei lästigen Tage, viel Katarrh, kein hohes Fieber, sonst normaler Verlauf. Priska ist seit Montag, den 16., wo sie das erste Bad bekommen hat, wieder fidel und munter.

Freitag, den 13., wurde Erwin unwohl, Samstag, den 14., Octavie, beide hatten darauf wieder ein paar Tage relatives Wohlbefinden, am 16. kamen aber Erwin und Octavie, die wir schon sorgsam beobachteten, ins Bett, am 17. früh konstatierte Tschamer bei beiden am weichen Gaumen die Masern und nun kamen auch für sie die schlechten Tage, am 20. war Erwin, am 21. Octavie wieder fieberlos, aber am ganzen Körper mit Masern übersät.

Heute ist Erwin schon wieder ganz munter, Octavie hatte die erste ruhige Nacht. Beide blicken nun freundlich aus ihren Bettchen hervor. Mit Humbert ging ich noch am Sonntag, den 15., spazieren, da er bis dahin völlig frisch und munter war. Aber schon am Abend dieses Sonntages fing er bellend zu husten an. Montag, den 16., dauerte das fort, er hatte aber noch guten Appetit und war sehr munter. Erst am 18. brachten wir ihn, da sich seine Temperatur leicht erhöhte, ins Bett.

Tschamer konstatierte auch bei ihm die Masern. Der wurde aber nun am 19., 20. und 21. sehr schlecht, das Fieber war bei ihm höher und schon am 19. war Tschamer sehr geniert durch Rasseln in der rechten Lunge, am 20. war es in beiden Lungen zu hören, der Kranke war sehr matt und von unaufhörlichem Hustenreiz gequält. Durch Priesnitz-Umschläge auf den Hals und durch Canabis indica (aqua laurocerati, welches er anfänglich nehmen sollte, erbrach er immer sofort) gelang es, bis 21. früh den Hustenreiz zu mildern. Immer kamen aber noch Anfälle. Am Abend des 21. stellte sich der kontinuierliche trockene Husten wieder ein. Ich wechselte nun die Umschläge alle Viertelstunden und es gelang, für einige Stunden, 21:00–23:30 Uhr Nacht, etwas Schlaf herbeizuführen, der auch wahrscheinlich mit durch die wegen des vorausgegangenen unausgesetzten krampfartigen Hustens bedingte Erschöpfung veranlasst war. Um 23:30 Uhr nachts kam aber nun der ärgste Hustenanfall. Ich bemerkte, dass Humbert kurz vorher sehr unregelmäßig atmete, plötzlich wurde er aber von einem solchen Husten erfasst, dass er uns wirklich zu ersticken schien. Er kämpfte mit großer Atemnot bis endlich, wie man deutlich merkte, ein ganzes Quantum von Sputum auf einmal sich entleerte. Nun wurde das Atmen wieder freier, und es dauerte lockerer Husten mit vielem Auswurf bis gegen heute Morgen an. Er fiebert nun nicht mehr, um 10:00 Uhr war heute Tschamer hier. Er freute sich, dass das Rasseln in den Lungen viel geringer ist. Nur nachts ist noch etwas zu hören. Heute merkt man auch bei Humbert schon ein Abblassen des Exanthems. Von Hustenstößen wird er noch ab und zu gequält. Er verlangte aber, während er bis gestern nur immer Wasser und Wasser wollte, heute schon Tee und Zwieback, was ihm Tschamer auch erlaubte. So wären wir denn über die Klippen hinüber. Heute schneit es hier, wenn es nur in 14 Tagen, wo die Kinder wieder hinaus dürfen, schön wird, niederträchtig lang war dieser Winter.

Ad vocem Zini. Der Arme wurde schon im vorigen Jahre gemütskrank. Man munkelte auch von allerlei Narreteien, die er gemacht haben sollte, wir alle waren sehr besorgt, da er ganz sichtlich in hochgradiger nervöser Aufregung sich befand, aber alle Welt stand diesem Zustand machtlos gegenüber. Am 1. Jänner traf ich ihn noch beim Empfangsabend des Statthalters und redete ihm zu, in seine Heimat (Bozen) zur Erholung zu gehen. Nach einigen Tagen verließ er Graz, ohne Urlaub und ohne irgendjemandem etwas zu sagen. Er begab sich wirklich nach Bozen, wo seine Schwester mit einem Bauunternehmer verheiratet ist. Dort soll er wieder allerlei Narrheiten vollführt haben. Leider ließen seine Verwandten ihn aber doch von Bozen abreisen. Er gab an, über Marseille nach Ajaccio zu reisen. Längere Zeit fehlten die Nachrichten von ihm. Endlich langte vom österreichischen Generalkonsul in Marseille an die hiesige Polizeidirektion ein Telegramm ein, dass ein sicherer [sic] Prof. Dr. Zini, Landessanitätsrat von Steiermark, wegen Geisteskrankheit in Marseille aufgegriffen worden sei. Er glaubte, dort in Graz zu sein, randalierte mit allen Leuten, dass sie ihn nicht kennen wollen und immer in einer fremden Sprache sprechen, fand eines schönen Tages sein Hotel nicht mehr und ging in ein anderes, wo er tobte, weil er seine Sachen nicht dort fand; als er endlich in sein Hotel gebracht wurde, fand er, noch ehe der schon avisierte Generalkonsul sich seiner annehmen konnte, Zeit, in Hemd und Unterhose mit einem aus dem Kamin gerissenen brennenden Holzscheite über Korridore und Treppen des Hotels zu laufen, um die Geister zu verjagen. Darauf wurde er in Gewahrsam genommen. Hier wurde ihm ein Kurator bestellt und dieser ließ ihn im Einverständnis mit seiner Schwester durch unseren Direktor Schlangenhausen aus Marseille abholen und nach Kreuzlingen bei Konstanz in die Privatheilanstalt des Dr. Bieswanger bringen, wo er sich nun befindet. Diagnose: progressive Paralyse.

So endet ein verdienter Arzt und Lehrer. Es ist niederträchtig! Bei den Beziehungen, in welchen ich mit Frau und Kindern zu Zini stand, wirst Du begreifen, wie sehr uns sein Schicksal nahe geht. Als ich die Katastrophe hörte, vermochte ich lange nicht zu schlafen. Weil ich so selten schreibe, bringe ich viel auf einmal. Nun unsere herzlichsten Grüße an Dich und alle, Dein

Alexander

L.1447 *R.1200

1885 III 25, Wien

Lieber Bruder!

Besten Dank für Dein Schreiben. Ich habe schon von Baden aus erfahren, dass die Masern Euch heimgesucht haben, und war sehr gespannt, die näheren Details zu erfahren. Jedenfalls geht aus Deinem Schreiben hervor, dass das Ärgste glücklich überstanden ist, und man kann sich trösten mit dem Gedanken, dass eine bei Kindern fast unvermeidliche Eventualität, wie es die Masernerkrankung ist, nunmehr für immer überwunden ist. Sehr überrascht und ergriffen war ich von dem traurigen Schicksale des unglücklichen Prof. Zini. Was die Ätiologie seines Leidens anlangt, so ist dieselbe wahrscheinlich ganz rätselhaft.

Ich höre auch, dass Du und Rosa diesen Winter viel mit Grippe und Katarrhen zu kämpfen hattet. Mir geht es ebenso. Ich kann, wie es scheint, meinen Organismus den verschiedenen lokalen, klimatischen und anderen Bedingungen nicht in wünschenswerter Weise anpassen, trotz beständiger Abhärtung und Übung, und die Katarrhe und Rheumatismen passen sich, o seliger Darwin, vielmehr allmählich und leidlich meinem Organismus an. Mit diesem Scherz will ich aber für jetzt jede Traurigkeit verscheuchen. Ich freue mich, dass die Zeit heranrückt, wo wir uns wieder sehen werden und in der ich hoffen kann, auch die Deinen wieder zu umarmen. Vorerst ist der Frühling mit starkem Schneefall und Frost bei uns eingerückt. Lebe recht wohl und empfange viele herzliche Grüße und Küsse für Dich, Rosa und die Kinder von Deinem

Emil

L.1448 *R.1201

1885 III 29, Graz

Lieber Bruder!

Ich habe etwas zu früh gefrohlockt. Wir haben noch eine sehr unangenehme Woche durchzumachen gehabt und können auch jetzt noch nicht ganz beruhigt sein. Vorerst die guten Ausgänge der Masern. Octavie hat gestern das erste Bad genommen und durfte heute das erste Mal aufstehen. Humbert liegt noch im Bette, ist aber ganz fidel und munter. Nur seine Stimme ist noch etwas umflort. Dienstag nächster Woche wird wohl auch er schon gebadet werden können. Bekanntlich ist Erwin fast gleichzeitig mit Octavie erkrankt. Er wurde auf das eifrigste behütet wie alle anderen Kinder, in Bezug auf Diät, Zimmertemperatur, Bettruhe etc. Aber trotz aller erdenklichen Sorgfalt ist doch das Folgende passiert: Am Dienstag fiel es uns auf, dass Erwin häufig und viel sehr lichten Harn ließ, sowohl beim Tage als in der folgenden Nacht. In dieser stellte sich etwas Fieber ein, gegen Morgen Remission. Erwin war aber unaufgelegt und matt und empfindlich gegen Berührung. Das steigerte sich am Mittwochnachmittag, als neuerdings Fieber eintrat. Er ließ jetzt sehr dunklen, stark sedimentierenden Harn. Während des Fiebers wurde die Haut klebrig und hatte die Hautsekretion einen sehr intensiven säuerlichen Geruch, der sich der Wäsche mitteilte. Tschamer untersuchte alle innerlichen Organe sehr sorgfältig, auch die Ohren. Es war nirgends etwas zu finden. Beim Pulsfühlen war ein starkes Hüpfen sehr auffallend. Tschamer untersuchte auch die Gelenke. Nirgends Schwellung, auch die anfänglich vorhandene Empfindlichkeit namentlich der Rippen und der Schulter schwand bald wieder.

Donnerstag blieb der Zustand ziemlich unverändert und Freitag ebenso trotz salicylsauren Natrons. Immer dunkle, stark sedimendierende Harne. Das Sediment ist harnsaures Natron. Es löst sich beim Kochen, kommt beim Erkalten wieder. Eiweiß keine Spur, auch kein Zucker. Am Samstag früh wieder Abnahme des Fiebers. Dagegen Nachmittag trotz stündlicher Darreichung von salycilsaurem Natron wieder starkes Fieber. 18:00 Uhr Temperatur 39,2°, Puls 116.

Die Nacht über wieder starker, klebriger, riechender Schweiß. Der Puls, den ich öfter beobachtete, zwischen 96 bis 100. Unterbrochener Schlaf. Die Unterbrechungen aber kurz. Heute Morgen starke Remission. Der Morgenharn und eine um 9:45 Uhr gelassene Harnportion noch immer stark sedimentierend. Vormittag zur selben Zeit (9:45 Uhr) Puls 104, Temperatur 37,5°. Bis jetzt, wo ich schreibe, bleibt die Temperatur zwischen 37,5–38. Es ist 17:00 Uhr Abend, seit heute Mittag klagt Erwin über Schmerzen in den Zehen. Schwellung finde ich keine, Knie und Sprunggelenk und alle übrigen Gelenke gar nicht geschwellt oder empfindlich.

Was soll das sein? Tschamer hält es für Gelenksrheumatismus. Er behandelt gegenwärtig einen 6jährigen Knaben, bei welchem auch Gelenksrheumatismus als Komplikation der Masern und auch trotz aller Sorgfalt auftrat. Was sagst Du dazu? Bitte um kurze Antwort. Ich schreibe bald wieder.

Mit herzlichen Grüßen, Dein

Alexander

L.1449 *R.1202

1885 III 31, Wien

Lieber Bruder!

Aus Deinen Angaben über den Zustand Erwins lässt sich in der Tat nichts anderes erfahren, als dass man es mit einem Rheumatismus zu tun hat. Die häufigste Komplikation der Masern sind freilich entzündliche Affektionen der Luftwege. Da sich aber das Vorhandensein einer katarrhalischen Pneumonie, einer Peribronchitis oder sobolärer Infiltrate doch deutlicher in den Symptomen ausprägen müsste, so sind derlei Zustände wohl ausgeschlossen. Rheumatismen nicht gerade der Gelenke, sondern der sehnigen Gebilde der Fascien und Muskel habe ich nach akuten Exanthemen öfters beobachtet. Bei Individuen, die sehr sorgfältig unter der Decke gehalten wurden und während des Exanthems nicht einmal die Hände frei hatten, treten nach Ablauf des Ausschlages mit dem freieren Verhalten rheumatische Beschwerden ein. Ich kenne den Fall einer Dame, die während des Exanthems durchaus Handschuhe anlegte und dann nach Ablegen der Handschuhe erst Schmerzen in den Händen und dann Rheumatismus in den verschiedensten Regionen bekam. Hoffentlich wird bei Erwin der Zustand und der Gebrauch von salizylsaurem Natrium bald zum Schwinden kommen. Ich grüße und küsse Dich, Rosa und die Kinder vielmals, herzlich Dein

Emil

L.1450 *R.1203

1885 IV 6, Graz

Lieber Bruder!

Was es mit Erwin ist, wissen die Götter. Nur so viel ist gewiss, dass er, der vor den Masern der Prototyp der Gesundheit war, jetzt kränkelt und dass ich wirklich Sorge habe.

Seit dem 29. März, wo ich Dir schrieb, verhielt sich die Sache wie folgt:

am 29. März, 20:00 Uhr, Puls 112, Temperatur 38,3°

am 30. März, 10:00 Uhr, Puls 100, Temperatur 37,5°

am 30. März, 18:00 Uhr, Puls 112, Temperatur 38,4°

am 30. März, 20:00 Uhr, Puls 112, Temperatur 38,5°

am 31. März, 10:00 Uhr, Puls 100, Temperatur 37,3°

am 31. März, 17:30 Uhr, Puls 104, Temperatur 37,9°

am 31. März, 20:00 Uhr, Puls 104, Temperatur 38,0°

am 01. April, 10:00 Uhr, Puls 100, Temperatur 37,5°

am 01. April, 18:00 Uhr, Puls 104, Temperatur 37,9°

am 02. April, 10:00 Uhr, Puls 100, Temperatur 36,8°

am 02. April, 18:00 Uhr, Puls 104, Temperatur 37,5°

Die Sedimente im Harn hörten am 1. April auf, nur eine sehr starke Nubecula zeigte sich noch immer, namentlich im Morgenharn. Schmerzen nirgends.

Am 2. April wurde er gebadet und seither bekommt er täglich ein Bad. Am 2. April durfte er auch für eine Stunde aufstehen. Am 3. April war er von 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr außer Bett und so bis heute.

Er wird dabei immer sehr müde, verlangt selbst ins Bett, er ist sehr abgemagert und so gewachsen, dass er so groß wie Humbert ist. Er sieht sehr bleich aus und ist immer weinerlich, der geringste Affekt macht, dass ihm das Blut ins Gesicht schießt. Keine besondere Temperaturerhöhung und keine besondere Pulsbeschleunigung. Frägt man ihn, wie es ihm geht, so ist die stete Antwort: gut! Frägt man ihn, ob ihm etwas weh tut, so sagt er: nein. Er schläft die ganze Nacht, ist des Morgens entschieden frischer und nimmt sein Frühstück mit Lust. Im übrigen Tag hat er aber sehr wenig Appetit. Mittags nimmt er die Suppe – Fleisch refüsiert er konstant – von der Mehlspeise kostet er, lässt sie aber meistens stehen. Abends ist er höchstens zu einem Schluck Suppe zu bewegen.

Sein Stuhl ist in Ordnung. In der Nacht hustet er manchmal sehr heftig und bringt dabei viel Sputum herauf. Ich bewahre den Harn noch immer auf und da habe ich denn bemerkt, dass der Harn noch ab und zu starke Sedimente von Uraten absetzt, so am 3. April der Vormittagsharn. Was mir aber sehr auffallend war, ist, dass der heute morgens, also der unmittelbar vor dem Harn mit dem sedimentum lateritium abgesonderte Nachtharn, der wieder eine starke Nubecula hatte, alkalisch reagierte. Er war dabei, die Nubecula abgerechnet, ganz klar, mit der Nubecula setzten sich aber Tripelphosphatkristalle ab. Heute Nachmittag wieder klarer, sauer reagierender, nicht sedimentierender Harn. Was mögen die Masern da zerrüttet haben, dass der Kleine sich so schwer erholt. Viele Grüße und Küsse von mir, Rosa und den Kindern an Dich und alle, Dein

Alexander

Geehrter Kollege und Freund!

Zunächst meinen besten Dank für die Bürstenabzüge. Der betreffende Bogen ist noch nicht in der Druckerei, ich kann also von den Früchten Ihrer Arbeit noch profitieren. Was die Frage in Rücksicht auf Prof. Leitgeb anlangt, so kann ich Ihnen darüber nur Folgendes sagen: Als es sich vor einer Reihe von Jahren darum handelte, ob Leitgeb oder Wiesner zum wirklichen Mitgliede gewählt werden sollte, habe ich für Leitgeb gestimmt, obgleich ich ihn gar nicht kannte, während Wiesner in meinem Laboratorium gearbeitet hatte und ich von ihm, so weit ich es als Nichtfachmann tun konnte, die beste Meinung hegte. Die Ursache war folgende: Als es sich einmal um eine Stelle hieselbst handelte, ich glaube, es war die, welche Wiesner dann erhielt, wendete sich Pringsheim im Interesse des Prof. Pfeffer an mich, fügte aber seinem Briefe bei, dass er mir dies alles nur schreibe für den Fall, dass dabei das Interesse eines so ausgezeichneten Mannes wie Prof. Leitgeb nicht in Frage komme. Dieses Urteil eines bewährten Fachmannes bestimmte mich, für Leitgeb zu votieren. Was das Verfahren des Letzteren in der Affäre Heinricher anlangt, so habe ich darüber Folgendes zu sagen: Prof. Leitgeb hätte die Arbeit des Dr. Heinricher jeder akademischen Zensur entziehen können, wenn er sie als bei ihm im Laboratorium und unter seiner Aufsicht gemachte Arbeit eingesendet hätte. Das hat er aber nicht getan, ja Hofrat Stefan und ich, wir haben beide gar nicht gewusst, dass Heinricher sein Assistent sei und dass er überhaupt mit der Arbeit in irgendwelchem Zusammenhange stehe. Welchen Eindruck sein späteres Eintreten für die Arbeit den Einzelnen gemacht hat, weiß ich nicht und habe auch mit Prof. Wiesner nicht darüber gesprochen. Als einen Missgriff muss ich das Verfahren des Dr. Heinricher bezeichnen, mit seinen Separatabdrücken gedruckte Beilagen zu versenden, die den Vorgang von seinem Standpunkte aus kritisieren. Wenn er sich dem Brauche und dem Urteile der Akademie nicht fügen wollte, so hätte er seine Arbeit nicht einsenden sollen. Er hat andern geschadet, denn jeder Referent wird sich in Zukunft hüten, Mitteilungen aus seinem Referate an den Verfasser machen zu lassen, wenn er ihn nicht genau kennt und weiß, dass er, auch wenn er nicht auf die zu machenden Änderungen eingeht, doch einen solchen seiner Natur nach rein privaten Vorgang nicht an die Öffentlichkeit zerrt.

Mit nochmaligem Danke und herzlichem Gruße Ihr ergebener

E. Brücke

L.1452 *R.1205

1885 IV 12, Wien

Lieber Bruder!

Hoffentlich ist das Befinden Erwins nach protrahierter Rekonvaleszenz nun wieder so, dass man weniger besorgt zu sein braucht. Was es eigentlich mit dem Kleinen war, ist mir nicht ganz klar geworden. Vielleicht sind doch Reste von Bronchitis und allenfalls Schwellungen der Bronchialdrüsen die Ursache der Fieberbewegungen gewesen. Dass Erwin blass und mager geworden, erklärt sich wohl aus dem Verbrauch der Blutmasse durch das Fieber und das raschere Knochenwachstum bei ungenügender Nahrungszufuhr. Es ist merkwürdig, wie oft Kinder, die rasch wachsen, stark anämisch werden, als ob das Wachsen der Blutmassen nicht standhielte mit dem Wachsen der Gewebe. Auch rachitische Prozesse, die ja nach neueren Anschauungen entzündlicher Natur sind, konkurrieren manchmal unter Fieberbewegungen anämischen und dispektischen Zuständen mit dem Knochenwachstum. Man muss immerhin auch auf solche Dinge denken, sobald man es mit Anämie, Gliederschmerzen, Fieberbewegungen, Verdauungsstörungen und raschem Wachstum zu tun hat. In solchen Fällen leistet zuweilen der Phosphorlebertran gute Dienste: 0,01 Phosphor : 100,00 Ol.jec.A[…]. täglich 2 Kaffeelöffel.

Ich ersuche Dich, mir demnächst wieder über das Befinden Erwins Nachricht zu geben und natürlich auch der anderen, von Priska stand in Deinem Schreiben gar nichts. Uns geht es allen gut. Ich muss zum Schlusse eilen, da ich nach Weinhaus zu Prof. Lang zum Speisen fahren soll und die Zeit schon sehr drängt. Grüße und küsse mir Rosa und die Kinder recht herzlich und sei auch Du herzlich geküsst von Deinem

Emil

L.1453 *R.1206

1885 IV 14, Graz

Lieber Bruder!

Ich bewege mich bezüglich unseres kleinen Erwin noch immer zwischen Furcht und Hoffnung. Seit ich Dir meinen letzten Brief geschrieben habe, ich glaube, es war am 6. April, haben wir Folgendes erlebt: Es trat nie mehr eine bedeutendere Temperatursteigerung oder Pulsbeschleunigung auf. Ab und zu, namentlich nach dem Essen, fühlte sich der Kopf etwas wärmer an, die Messung ergab aber nicht mehr als 37,8°.

Am 7. April frühstückte Erwin mit Appetit. Er wurde um 12:00 Uhr aufstehen gelassen. Um 14:00 Uhr aß er mit uns zu Mittag mit Appetit, nach dem Essen spielte er mit den Kindern bei der Tante heiter und guter Dinge. Gegen 18:00 Uhr verlangte er selbst ins Bett gelegt zu werden, weil er sich müde fühle. Da spielte er noch bis 20:00 Uhr, dann schlief er ein, und zwar fest und ruhig, und schlief so fort bis 1:30 Uhr nachts, da verlangte er auf den Topf, darauf schlief er wieder fest bis 8:00 Uhr morgens. Er hatte um 17:30 Uhr abends des vorausgehenden Tages eine geformte Stuhlentleerung.

Und dieses Tagesbild wiederholt sich nun bis heute mit der größten Regelmäßigkeit. Das wäre alles ganz beruhigend, nun aber das Beunruhigende:

Am 6. Abend klarer, nicht sedimentierender Harn. Am 7., 1:30 Uhr nachts stark alkalisch reagierender Harn, der schon nach einer halben Stunde ein orgiöses Sediment von amorphen Phosphaten und kristallinischem Tripelphosphat fallen lässt.

Morgens nach dem Erwachen neutraler Harn, nicht sedimentierend. 10:00 Uhr Vormittag stark saurer Harn, nach kurzer Zeit ein starkes Sediment von amorphen Uraten absetzend. Nach dem Essen und gegen Abend neutraler und schwach alkalischer Harn.

Am 8. genau dieselben Erscheinungen im Harn in den zeitlich mit den am 7. gelassenen übereinstimmenden Portionen. Am 9. alle Harnportionen sauer und klar. Am 10. wieder genau dieselbe Periodizität von stark sedimentierendem saurem und alkalischem Harn wie am 7. und 8.

Am 11. und 12. alle Harnportionen sauer und klar. Am 13. der Harn nach dem Frühstücke stark sauer und voluminöses Sediment von Uraten. Mittags- und Nachmittagsharn schwach alkalisch; Harn um 2:00 Uhr nachts den 14. stark alkalisch, voluminöser Niederschlag von amorphen und kristallinischen Phosphaten nach halbstündigem Stehen. Morgenharn von heute (14.) sauer, nicht sedimentierend, Mittags- und Abendharn schwach sauer, nicht sedimentierend.

Bis zum 12. nahm ein manchmal spontan, immer aber beim Lachen oder lautem Sprechen sich einstellendes rasselndes Husten zu. Seit 12ten ist das Rasseln beim Husten geringer. Rasseln heißt, dass man wahrnimmt, dass beim Husten immer Sputum heraufbefördert wird. Ich und Rosa haben uns alle Mühe gegeben, dass er einmal ausspucken soll. Er kann das aber nicht und schluckt immer alles hinunter.

Dr. Tschamer, der heute um 9:30 Uhr wieder da war, untersuchte wie früher schon oft die Brustorgane. Er machte nun heute ein etwas bedenkliches Gesicht. Er sagte mir, er finde den Schall links oben nur vorne, hinten nicht etwas verändert und dort sei nicht das gewöhnliche scharfe gurrile Atmen zu hören, sondern ein unbestimmtes Atmen.

Ich bemerkte nun zu Dr. Tschamer, dass ich über die eigentümlichen Harnreaktionen gestern mit Rembold gesprochen hätte, der sich aber auch keinen Vers darauf machen hätte können. Kaum hatte ich das gesagt, so meinte Dr. Tschamer, ich bin eigentlich in Verlegenheit, was man da tun könnte. Ich möchte fast ein paar Tropfen Arsen täglich geben, aber fragen wir Rembold.

Als nun Tschamer fortging, machte ich mich gleich auf zu Rembold, der so freundlich war, gleich mit mir zu kommen. Ich lege Dir den Zettel bei, welchen Rembold für Tschamer hinterlassen hat. Dem Letzteren habe ich ihn soeben gezeigt, was ich ihm versprach, falls Rembold ebensogleich und in seiner [Tschamers] Abwesenheit kommen sollte. Der Ausspruch Rembolds mir gegenüber bezüglich des Atmens war: Ich finde nichts.

Es bleibt also vorläufig: die, wie auch Dr. Tschamer und Rembold mit Kopfschütteln bemerkten, auf abnorme Stoffwechselvorgänge hinweisende Periodizität abnormaler Harnbeschaffenheit, die abnorme Abmagerung und die bleiche Körperfarbe als beunruhigendes Symptome-Materiale aufrecht und damit auch die Sorge.

Den Harn habe ich auf Eiweiß und Zucker wiederholt untersucht: nichts zu finden.

Mit vielen herzlichen Grüßen an Dich und alle und ein paar Zeilen von Dir entgegensehend Dein etwas bekümmerter 

Alexander

L.1454 *R.1207

1885 IV 14, [Graz]

Lieber Freund!

Bezügl[ich] der mikr[oskopischen] Untersuchung, zu deren Überne[h]men[?] wir auf Donnerstag zitiert waren, war ich heute beim Untersuchungsrichter und habe Objekt und Protokoll übernommen – so dass Du Dich weiter nicht zu bemühen brauchst. Es handelt sich um die Identität eines Haares mit jenem der Leiche – und dieses Haar dürfte so weit ich heute flüchtig eruieren konnte – ein Pferdehaar sein.

In einigen Tagen hoffe ich, die Geschichte beendet zu haben und werde Dir dann Protokoll und Befund zur Unterschrift schicken.

Herzlich grüßend Dein

Schauenstein

L.1455 *R.1208

1885 IV 16, Wien

Lieber Bruder!

Ich halte den Zustand Erwins nach Deinen letzten Mitteilungen nicht für bedenklich. Die kleine Schalldifferenz linkerseits dürfte, wie ja auch aus dem Ausspruch Rembolds hervorgeht, ohne Belang sein und auch die Auskultation hat Rembold nichts Wesentliches ergeben. Von Wichtigkeit ist das vollständige Kassieren des Fiebers und das ist gewiss sehr günstig. Die Anämie und die damit einhergehende Störung im Stoffwechsel wird sich gewiss nach einiger Zeit wieder ausgleichen. Es scheint doch, dass die Alteration wesentlich an den Wachstumsstellen der Knochen sitzt, wo eine Störung im Umtausch der Kalksalze und zeitweilig eine vermehrte Aufsaugung derselben stattfinden kann. Ich kann mir wenigstens die Dinge nicht anders zurechtlegen. Ich würde dem Kinde zur Beförderung der Blutbildung Eisen geben und namentlich auch Bäder mit Franzensbader Moorsalz. Ich weiß freilich nicht, wie das Letztere zur Wirkung kommt, aber die Tatsache, dass anämische Kinder unter dem Gebrauch solcher Bäder zusehends besser werden, ist unleugbar. Man muss eben empirisch vorgehen, da man den Zustand rationell nicht zu durchschauen vermag. Über den Arsen[gebrauch] habe ich in ähnlichen Fällen keine Erfahrung.

Mit herzlichen Grüßen und Küssen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

L.1456 *R.1209

1885 IV 19, Klagenfurt

Hochgeehrter Herr Professor!

Da mir Dr. Drasch auf meine Anfrage den 23. 4. als letzten Termin bezeichnete, wo ich in Graz sein müsse, so richtete ich meine Abreise darnach ein. In Venedig traf ich mit Dr. Drasch zufällig zusammen, wobei er mir mitteilte, dass meine Anwesenheit bereits am Montag notwendig wäre. Ich reiste sofort mit dem Eilzuge ab, trotzdem kann ich unmöglich vor 22. morgens in Graz eintreffen, da ich erstens noch auf mein Gepäck warten muss und zweitens meine Anwesenheit wegen Familienangelegenheiten hier und in Oberkärnten, wohin ich morgen fahre, dringend notwendig ist. Ich bitte, mir die Verzögerung meiner Ankunft nicht übel zu nehmen.

Ich brachte heute von der Reise 26 Stück lebende Meuchus [Chrysops moechus?] mit, die sich dermalen noch sämtliche sehr wohl befinden und die ich für Sie mitnahm in der Hoffnung, Sie könnten dieselben vielleicht zu Myographieversuchen oder zum Vergolden verwenden. Sollten Sie für dieselben lebend keine Verwendung haben, so bitte ich, es mir auf einer Karte anzuzeigen, da ich sie dann in Alkohol mitnehme.

Sollte es mir nur einigermaßen möglich sein, so bin ich am 21. morgens in Graz.

Hochachtungsvoll

Dr. C. Laker

L.1457 *R.1210

1885 IV 20, [Graz]

Lieber Freund!

Ich sende Protokoll, Befund und Rechnung – zur Unterschrift und die Hauptobjekte, das fragliche Haar und die Wollflöckchen zur Ansicht. Das Erstere habe ich mit vielen Pferdemähnen-Haaren, die ich von etlichen Fiaker-Fuchsen requirierte, verglichen und es stimmt damit völlig überein.

Erst jetzt habe ich erfahren, dass Dein Kleiner ernsthaft krank gewesen, aber jetzt schon in der Rekonvaleszenz sei – wer derlei Sorgen für die Kinder so durchgemacht, wie ich, der weiß sie erst recht zu würdigen – wie geht es jetzt?

Mit herzlichem Gruße Dein

Schauenstein

L.1458 *R.1211

1885 IV 23, [Graz]

Lieber Freund!

Ich übernahm gestern diese Requisition und das Untersuchungsobjekt. Wenn Du nicht durch andere Arbeiten behindert bist, so möchte ich bitten, dass Du diese Untersuchung übernimmst, weil ich in den ersten Tagen der nächsten Woche auf den Rosenberg (Rosenberggasse 14) übersiedle und daher jetzt mit Packen und derlei vollauf zu tun habe. Solltest Du aber nur im geringsten durch die Untersuchung geniert sein, so schicke die Sachen nur an mich zurück – vor und nach meiner Vorlesung würde ich dann schon Zeit für die Unt[ersuchung] aufbieten.

Die Frist zur Abgabe des Gutachtens habe ich vorläufig auf 14 Tage festgesetzt, dabei jedoch zugesichert, dass – wenn es früher möglich sein sollte – auch früher die Abgabe erfolgen werde.

Wie geht es Deinem Kleinen? Das jetzige Wetter wird wohl gut einwirken.

Herzlich grüßend Dein

Schauenstein

L.1459 *R.1109

1883 IV 24, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

H[err] Bürgermeister Dr. Kienzl beabsichtigt noch im Laufe dieses Monats die Mitglieder des neu kreierten städt[ischen] Gesundheitsrates zu dessen erster konstituierender Sitzung einzuladen und hat als deren Datum nächsten Dienstag, 28. April, Nachmittag, 17:00 Uhr, proponiert.

Nachdem er jedoch es sehr bedauern würde, falls Euer Hochwohlgeboren gerade um diese Zeit durch ein Rigorosum oder sonst eine Amts- oder eine wichtigere Angelegenheit verhindert wären zu erscheinen, wurde ich beauftragt, mich anzufragen, ob dies der Fall sei, oder ob Sie über diese Stunde noch nicht verfügt haben?

Im Falle der Verhinderung ersucht der Herr Bürgermeister 1 oder 2 Nachmittage (im April), wo Euer Hochw[ohlgeboren] voraussichtlich frei sind und die bezüglichen Stunden gefälligst anzudeuten.

Es zeichnet sich in Hochachtung Ihr ergebener

Dr. Plazer […] Sk.

Wegen sohinniger Ausschreibung der ersten Sitzung bitte ich um – womöglich – umgehende Verständigung.

L.1460 *R.1212

1885 IV 25, Graz

Lieber Bruder!

Seit ich Dir das letzte Mal geschrieben habe, war ich mit Erwin noch lange sehr in bangen Zweifeln. Am Mittwoch, den 15. April, habe ich ihn nach Rembolds Vorschlag zum ersten Male gewogen. Die Wägung ergab 17,150 Kilo. Sein übriger Zustand dauerte bis Samstag, den 18., ziemlich unverändert fort. Am 18. notierte ich:

10:00 Uhr Vormittag: Temperatur 37°, Puls 114

18:30 Uhr Abend: Temperatur 37,8°, Puls 116

Vormittag: Harn mit starkem harnsaurem Sediment; Mittag: dunkler Harn klar, sauer; Nachmittag: viel lichter Harn, neutral; Abend: lichter Harn, schwach alkalisch, wenig Phosphatsediment.

Am Sonntag, dem 19., einem schönen sonnenhellen Tag, führte ich ihn mit Wagen ins Freie und blieb durch drei Stunden mit ihm in einer Lichtung des Leechwaldes. Es tat ihm gut. Noch muss ich bemerken, dass die Wägung am Samstag, dem 18., 17,075 Kilo, also eine Abnahme um 75 Gramm ergab. Die Luftveränderung nahm ich nun bis heute täglich vor. Alle Tage fahren wir um 11:00 Uhr fort, bleiben dann drei Stunden im Freien und kehren dann nach Hause zurück.

Es ist die Wirkung ganz auffallend. Seit Sonntag lauter klare saure Harne. Das Aussehen bessert sich zusehends und auch die frühere Mattigkeit behebt sich. Am Mittwoch, dem 22., ergab die Wägung 17.200 Kilo, also Zunahme um 125 Gramm.

Seit Freitag steht er schon um 8:00 Uhr auf und will trotz Ausflug vor 19:00 Uhr nicht ins Bett. Er ist heiter, hat guten Appetit und schläft ausgezeichnet. Freilich, die frühere Körperfülle und rosige Gesichtsfarbe sind noch nicht zurückgekehrt. Er bekommt täglich Vormittag Gleichenberger Emmaquelle mit Milch und einige Dosen von Würstls […]wein.

Ich bin nun sehr froh, dass es sichtlich vorwärts geht. Ich habe es vielleicht durch meine Berichte selbst verschuldet, dass Du in Deinem letzten Briefe über ein Symptom von Erwin hinweggegangen bist, nämlich über den Husten, von dem Spuren auch jetzt noch zu hören sind, und zwar ist auch jetzt noch deutlich das Heraufbefördern von Sputum wahrzunehmen. Es erfolgt aber eine solche Expectoration nur morgens und höchstens einmal während des Tages und der Nacht.

Ich erwähne das, weil Tschamer nun mir als Resumee des ganzen Falles doch nichts anderes sagt, als Masern kompliziert mit kleinen zerstreuten Bronchitiden, wobei die Rekonvaleszenz immer eine sehr gedehnte ist. Merkwürdig war, dass man bis Freitag, den 17. April, also fünf Wochen nach dem Eintritt der Erkrankung, an den Handtellern, namentlich an den äußeren Rändern, die Masern nicht verschwunden sah und ebenso an den Füßen. Ja, sie kamen, wenn etwas Temperatursteigerung eintrat, sogar wieder stärker zum Vorschein. Auch war am 17. und 18. April deutlich eine Desquamation in den Handtellern wahrzunehmen.

Rosa, Octavie, Priska und Humbert befinden sich ganz wohl. Sie grüßen mit mir alle in Wien. Dich grüßt herzlich Dein

Alexander

L.1461 *R.1213

1885 V 3, Wien

Lieber Freund.

Ich habe Dir im Herbst ein mit A. R. gemerktes Sacktuch geschickt in der Vermutung, dass es Dir gehört, aber nichts darüber gehört. Dies bedauerte ich nicht wegen des Schnupftuchs, sondern weil ich nichts von Dir zu hören bekam.

Mein heutiges Schreiben gilt der Frage, ob Du nicht Fleischl zum korresp[ondierenden] Mitglied vorschlagen willst. Demselben geht es sehr schlecht und kaum einzusehen, wie es besser werden soll. Brücke wird ihn unter den neuesten Umständen wohl nicht vorschlagen wollen, Dich wird es aber kaum genieren, Herrn Stricker trotz seines Projektions-Mikroskops zu ärgern.

Auf baldiges Wiedersehen mit bestem Gruße

Viktor Lang

Meine besten Empfehlungen an Deine Frau.

L.1462 *R.1214

1885 V 5, Graz

Geehrtester Herr College!

Ich bitte, nicht ungehalten zu sein, wenn ich mir erlaube, an Sie die Anfrage zu richten, ob ich in den nächsten Tagen eine Senatssitzung werde veranstalten können, um die Besetzungsaffäre und einige andere dringende Angelegenheiten zur Verhandlung bringen zu können. So habe ich nur bis 15. Mai die Ermächtigung, einen Diurnisten zu halten, der Termin zur Auszahlung der Kolleggelder muss auch bestimmt werden etc.

Vielleicht wäre es Freitag über 8 Tage, d. i. am 15., möglich, wenn Sie bis dahin den Bericht fertig gestellt haben.

Mit dem Ausdrucke vorzüglicher Hochachtung

Leitgeb

L.1463 *R.1215

1885 V 8, [Graz]

Lieber Freund!

Hiemit übersende ich die Rechnung zur Unterschrift. Die Vorladung für Montag, den 18., zur Schwurgerichtsverhandlung wirst Du schon erhalten haben; es ist dies die Untersuchung, wo das Pferdehaar und Flocken von rotgefärbter Schafwolle (Strümpfe der Leiche) vorlagen.

Mit herzlichen Grüßen Dein

Schauenstein

L.1464 *R.1216

1885 V 18, Heidelberg

Lieber Freund!

Ich danke Ihnen verbindlich für die schöne Arbeit über die Muskeln, mit der Sie zu einer alten und uns gemeinsamen Liebe zurückkehren. Natürlich habe ich die Arbeit einstweilen erst durchflogen und bin ich noch weit entfernt, eine ordentliche Einsicht darin zu haben. Manches hat mich aber sofort gepackt und auch an selbst Gesehenes erinnert. Vor allem freue ich mich, Sie Toettingers Angaben bestreiten zu sehen, wie ich es auch tue und durchaus mit denselben Gründen. Ich finde, dass es doch ein großes Unrecht wäre, irgendwo einen kontinuierlichen Übergang des Nervenapparats in die Materie der Sohle [?] (Ihres Sarkoplasma) anzunehmen, seit man die dista[...]te Endigung des Axenzylinders in Gestalt des Geweihs bei den Amphibien, Reptilien und Säugern so gut kennt, nur weil man die Geweihenden bei den Wirbellosen noch nicht gesehen hat. Ihr Terminus „Sarkoplasma“ hatte mir auch vorgeschwebt, ehe ich auf den Namen „Sarkoglia“ verfiel. Es tut mir leid, dass Sie den Letzteren nicht aufgenommen haben. Ich habe für mich das Sarkoplasma wieder aufgegeben, weil ich schon das Muskelplasma hatte und hierunter Ihr „S“ samt der flüssigen Materie in der Glia verstehe.

Was Sie unter Fibrillen verstehen, wird mir vermutlich erst bei eingehendem Studium Ihrer Arbeit klar. Ist aber die Fibrille der Älteren [?], jedesmal an den Enden eines Muskelfaches durch Ihr Sarkoplasma unterbrochen, so fallen jene und Ihre Fibrillen wohl nicht zusammen?

Die Vermutung, welche ich aussprach, dass die Nebenscheibe zur Glia gehörten, trifft vielleicht nicht das Richtige. Ich tat es in Hinsicht auf die bei vielen Insekten sehr körniger Beschaffenheit dieser Schichten.

Übrigens bin ich jetzt zu der sehr ketzerischen Ansicht gekommen, dass die Rhabden garnicht das kontraktile Element in der Muskelfaser ist [sic], sondern das elastische. Das Kontraktile ist die Glia; diese ist der zum Gitter gewordene Rhizopodenleib, wenn ich mich mal so ausdrücken darf. Doppelbrechend ist dieses kontraktile Protoplasma nirgends und im Stiele der Verticellen auch nicht, wo es vielmehr der innerste elastische Faden ist, der sich doppelbrechend (ungefähr so wie Sehnenfibrillen) erweist.

Bei den Fischen wie bei den Käfern will es mir doch nicht gelingen, mit Golgis Methode konstante Resultate zu erzielen.

Bezüglich der [Ludwig] Bremerschen Arbeiten möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass ihr Verfasser, ein nicht mehr junger deutsch-amerikanischer Arzt ist, der ganz kenntnislos früher zu Waldeyer kam und unter dessen Leitung einiges ganz ordentlich machte, seitdem aber auf Reisen nun glaubt, selbstständig weiterarbeiten zu können, und darum solch unreifes Zeug wie die Arbeiten über Muskelspindeln in die Welt setzt.

Ich hoffe immer noch, mal nach Graz zu kommen und Sie zu besuchen. Wohl wäre es mir eine große Freude, Sie nach fast 20 Jahren einmal wiederzusehen. Mit herzlichem Gruß, Ihr

Kühne

Für die freundliche Zusendung der mir höchst interessanten Arbeit über den Bau der quergestreiften Muskelfaser danke ich bestens.

Mit hochachtungsvollem Gruß

Franz Eilhard Schulze

Verehrter Herr Kollege!

Meinen verbindlichsten Dank für die freundliche Zusendung Ihrer Arbeit über den Bau der Muskelfasern.

Hochachtungsvoll grüßend Ihr ergebener

Waldeyer Potsdamer Straße 113, Berlin 10

L.1467 *R.1219

1885 V 23, Wien

Anmerkung Telegramm

soeben gelesen, dass Carneri abgesagt. erlaube mir, sie auf folgendes aufmerksam machen. Lemayer, sektionschef, kabinett Auersperg, jetzt hofrat verwaltungsgerichtshof, würde, wie bekannt, gerne mandat annehmen. das wäre ausgezeichnete akquisition für parlament, da Lemayer autor aller liberalen konfessionellen gesetze ist. höchst liberaler mann, vielleicht ist diese andeutung dem wahlkomitee willkommen. grüße

Zuckerkandl

L.1468 *R.1220

1885 V 26, Budapest

Hochgeehrtester Herr Professor!

Ihre großartige Abhandlung über die Muskeln habe ich durch Ihre Güte und Liebenswürdigkeit vor einigen Tagen bekommen. Das[s] ich nicht alsogleich Ihre Güte mehr bedankt habe, ist es aus diesem Grunde geschehen [sic], weil ich wollte die schöne Abhandlung zuerst genau durchstudieren. Das ist jetzt geschehen und ich bin so frei, Ihnen dazu zu gratulieren. Ich habe viel daraus gelernt; mir ist auch vor mehreren Jahren diese Idee eingefallen, ob nicht endothel-artige Zellen der Muskelsubstanz in Fächer teilen; jetzt sprechen Sie von Protoplasma.

Ich werde nicht versäumen, nach Ihren Methoden Studien zu machen, und werde es als eine große Ehre anrechnen, wenn ich die Angaben von solch einem vorzüglichen Forscher, wie ich Sie kenne, auch konstatieren könne. Entschuldigen Sie, dass ich so schlecht Deutsch schreibe, und mich nicht ganz genau auszudrücken weiß.

Noch einmal vielmals dankend, verbleibe ich Ihr ganz ergebener

Dr. Thanhoffer

Meine Gratulation und Empfehlung für Herrn Prof. von Klemensiewicz

L.1469 *R.1221

1885 VI 3, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

Nachdem es möglich ist, dass Euer Hochwohlgeboren einer Mitteilung meinerseits gewärtig sind, um die nächste Sitzung des städtischen Gesundheitsrates einzuberufen, beehre ich mich – unvorgreiflich wohl Ihrer Entschließung – zur gefälligen Kenntnis zu bringen, dass ich einen Entwurf für die Geschäftsordnung des Gesundheitsrates zusammengestellt habe und bereit bin, in dessen nächster Versammlung dieser – übrigens ganz kurzen – Entwurfserie allfälligein Aperçue der zunächst in Frage kommenden Agenden vorzutragen. Vielleicht wäre es nächster Woche tunlich und würde ich dann um Bestimmung des Tages bitten, damit die Ausschreibung veranlasst werden kann.

Es zeichnet sich in aufrichtiger Hochachtung Ihr ganz ergebener

Dr. Plazer

L.1470 *R.1222

1885 VI 6, Wien

Geehrter Herr Kollege!

Es wird am 1. Oktober eine Operateurstelle ex propriis frei an meiner Klinik. Das Gesuch um Verleihung derselben muss bis 15. Juni unter Beilegung des Doktordiploms, der Rigorosenkalküle (offiziell bestätigt) und sonstigen Empfehlungen an das Dekanat der medizinischen Fakultät in Wien eingereicht werden. Die Aufnahmsprüfung, bestehend in Ausführung einer Operation an der Leiche ist am 4. Juli, 12:00 Uhr.

In Eile Ihr

Th. Billroth

L.1471 *R.1223

1885 VI 15, Graz

Lieber Bruder!

Wir haben heuer etwas Pech. Am vorigen Sonntag war ich mit den Kindern am Ruckerlberg. Es war ziemlich heiß, um 10:00 Uhr Vormittag verzehrten wir bei der „Schönen Aussicht“ ein Schinkenbrötchen. Um 13:00 Uhr waren wir wieder zu Hause. Als wir nun um 14:00 Uhr zum Mittagessen gingen, fühlte sich Octavie unwohl. Montag früh Erbrechen von Schleim, Nachmittag leicht icterische Färbung. Dienstag starker Icterus, dunkler Harn, grauer Stuhl. Sie bekam, da sie schon Dienstag wieder Appetit hatte, gebratenes Fleisch, gedünstete Kirschen – mehrere Becher Preblauer tagsüber – und eine feuchte Binde über den Bauch. Mittwoch und Donnerstag alles gleich wie Dienstag, an allen diesen Tagen ging sie, da sie völlig fieberfrei war, auf einige Stunden in den Garten. Freitag fühlte sie sich besonders matt und wurde darum im Bette gelassen. Im Verlauf des Samstagvormittags erschien ein Stuhl, der aus einer mit brauner Kappe versehenen grauen Masse bestand. Sonntag schon ganz gallig gefärbter Stuhl. Schon Samstag nahm die Färbung der Haut wieder ab, Sonntag schwand der Icterus bis auf Spuren, die heute noch sichtbar sind. So glaube ich denn, dass wir den Insult überstanden haben. Da die Sache nach Baden geschrieben wurde, berichte ich auch Dir darüber. Mit vielen Grüßen

Alexander

Herrn Dr. Emil Rollett, Direktor und Primarius des Sophienspitales, Wien, Giselastraße 2

L.1472 *R.1224

1885 VI 19, [Graz]

Lieber Freund!

Beiliegend sende ich Protokoll, Befund und Rechnung und bitte, alle drei zu unterfertigen.

Die Sache sah am Anfang schon wenig versprechend aus und gab denn auch, obwohl ich wiederholt und ausdauernd suchte, ein negatives Resultat. Die Abgabe des Gutachtens hat sich verzögert, da mich meine infamen Unterleibsschmerzen mehr als acht Tage zu Hause hielten und ich erst heute wieder versuchte, ins Institut zu gehen.

Herzliche Grüße Dein

Schauenstein

L.1473 *R.1225

1885 VI 23, Marburg

Sehr geehrter Herr!

Die beifolgende Arbeit, die ich so frei bin, Ihnen zuzusenden, ist alt, aber die Beobachtungen, welche sie enthält, sind heute noch neu. Der hiesige verstorbenen Buchhändler hat die Arbeit nicht versandt, die ganze Auflage fand sich unberührt in seinem Nachlasse vor. Vielleicht haben die Tatsachen, welche ich heute noch als richtig anerkennen muss, für Sie etwas Interesse, wenn sie sich auch nur mit fertigen[?] Muskeln beschäftigt haben.

Zugleich erlaube ich mir, auf zwei Aufsätze aufmerksam zu machen, welche im Zusammenhange mit dieser Arbeit stehen.

His und Braune Archiv Anat[omie und] Ent[wicklungsgeschichte] 1880 pag. 253 etc., Taf[eln] 10 u[nd] 11

Pflügers Archiv, Band 30, pag. 511 etc., Tafel IV.

Es freut mich, mich mit Ihnen übereinstimmend zu wissen in Betreff der letzten Endigung der Nerven in den Muskeln.

In vorzüglicher Hochachtung

G. R. Wagener

L.1474 *R.1226

1885 VI 24, [Graz]

Lieber freund!

kannst Du mir eine stunde bestimmen, wann ich Dich heute besuchen dürfte? etwa um 18:00 uhr? ich möchte wegen der rektorswahl noch mit Dir sprechen. herzlich grüßend

Schönbach

L.1475 *R.1227

1885 VI 25, Wien

Lieber Bruder!

Von dem neuerlichen Unwohlsein der Octavie habe ich zuerst in Baden erfahren und war sehr erfreut und beruhigt durch Deine Mitteilung, dass die Sache so gut wie überwunden ist. Wahrscheinlich war ein akuter Katarrh die Ursache des Ikterus.

Ich bin neugierig, was Ihr die Ferien unternehmen werdet. Ich freue mich schon sehr, Dich, Rosa und die Kinder wiederzusehen.

Es ist gut, dass der Octavie, als sie ganz gelb war, keine Flügerl gewachsen sind, sonst hättet Ihr glauben können, sie sei ein Kanarienvogel geworden und möchte zum Fenster hinausfliegen.

Ich werde wahrscheinlich im August nach Tirol gehen und vielleicht über München, Lindau, Arlberg ins Oberinntal, Finstermünz etc.

Vor ein paar Tagen war ich beim König von Serbien zum Konsilium und werde Freitag nochmals hinkommen. Der König ist eine recht charmante Majestät, mit der sich ganz gut sprechen lässt.

Dir und den Deinen noch viele herzliche Küsse und Grüße sendet Dein treuer Bruder

Emil

Hochverehrter Herr Kollege!

Ich stelle Ihnen durch diese Zeilen Herrn Eugen Steinach vor, den Sohn des Mannes, der im Verein mit Brettauer jene Untersuchung über den Stäbchensaum der Darmepithelien gemacht hat. Herr Eugen Steinach studiert wie sein Vater Medizin und beabsichtigt, sich gänzlich dem Studium der Physiologie zu widmen – ein Unternehmen, über dessen Schwierigkeit und Gewagtheit er durch mich und meine hiesigen Kollegen hinlänglich aufgeklärt worden ist, ohne dass er sich durch unsere Schilderungen hätte von seinem Plan abbringen lassen.

Herr Eugen Steinach hat – mit einer Ausnahme, von der ich sofort berichten werde – bisher mit Auszeichnung studiert und rigorosiert. Er hat durch mehrere Semester in unserem physiologischen Institut gearbeitet, und hiebei Intelligenz, Geschicklichkeit und Fleiß bewiesen. Die Frucht dieser Bemühungen ist eine ganz lesenswerte Abhandlung in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie über die Vascularisation der Niere.

Der Grund, weshalb er sich Ihnen jetzt vorstellt, liegt in seiner Hoffnung, vielleicht eine der beiden Assistentenstellen zu bekommen, von denen es heißt, dass Sie dieselben jetzt zu vergeben haben.

Als Physiologen vom Fach kann ich Herrn Steinach nicht empfehlen, das will er erst werden und dazu fehlt ihm einstweilen noch viel. Seine Kenntnisse in der Physik und in der Chemie sind vorderhand nicht zureichend. Wohl aber ist er ganz gewandt im Mikroskopieren und ziemlich unterrichtet in der Histologie. Ferner weiß ich, dass er ein gescheiter, gebildeter und durchaus ehrenwerter junger Mann ist und sehr strebsam und fleißig. Im Moment ist er sehr deprimiert durch ein Malheur, das er beim I. theoretischen Rigorosum gehabt hat. Während er dieses sonst mit Auszeichnung bestanden hat, wurde er von unserem Freunde Lang für 2 Monate zurückgewiesen – was ihm ganz gewiss sehr gesund sein wird; indem es ihn der letzten Illusion bezüglich seiner physikalischen Kenntnisse beraubt hat, und ihn zu einer etwas intensiveren und gründlicheren Betreibung der Physik veranlassen wird. Alles, was ich mit gutem Gewissen zugunsten Steinachs sagen konnte, habe ich gesagt; alles übrige hängt von Verhältnissen ab, die ich großenteils nicht kenne, und in die ich deshalb auch nicht entfernt mich einzumischen wagen kann.

Eine ganz kurze Abhandlung, die weiter nichts enthält als eine Schilderung des Reizversuches (mit stroboskopischer Beobachtungsmethode) an Fliegmuskeln, von der ich Ihnen mündlich erzählt habe, ist schon an du Bois abgesandt und dürfte bereits im nächsten Heft erscheinen.

In größter Hochachtung Ihr sehr ergebener

Ernst Fleischl

L.1477 *R.1229

1885 VII 5, Wien

Geehrter Herr Kollege!

Ich werde beim Kollegium beantragen, dass Herrn Dr. C. Laker die an meiner Klinik vakante Operateurstelle ex propriis verliehen werde, und ist an der Bestätigung seitens des Professorenkollegiums und des Ministeriums nicht zu zweifeln. Wenn Herr Dr. Laker dessen bedürftig ist, werde ich ihm wohl später eines der ärarischen Stipendien zuwenden können. Herr Dr. L[aker] wird seinen Dienst am 1. Oktober antreten.

Ihr

Th. Billroth

L.1478 *R.1230

1885 VII 8, Graz

An den löblichen Vorstand des physiologischen Institutes in Graz
Hochgeehrter Herr Professor!

Ich bin mir zwar vollkommen bewusst, eine große Keckheit zu begehen, wenn ich, der ich das erste Theoretikum wohl sofort am Anfange des Oktober zu machen beabsichtige, aber immerhin nicht schon kürzere oder längere Zeit hinter mir habe; der ich wohl behaupten kann, einen Begriff von der Physiologie zu haben, ohne mich jedoch mit dem oder jenem Teile derselben schon besonders tief beschäftigt zu haben; der ich mir endlich bewusst zu sein glaube, mit größter Liebe zu diesem Fache einen meiner freilich ganz unmaßgeblichen Ansicht nach nicht gerade unpraktischen Sinn zu verbinden; um eine der ausgeschriebenen Assistentenstellen zu kompetieren mich unterfange.

Ich bewerbe mich auch durchaus nicht in einer Reihe und konkurrierend mit anderen in ihrer wissenschaftlichen Ausbildung wohl höher stehenden Kompetenten, sondern bin vollkommen davon überzeugt, dass ich nur bei Mangel anderer Bewerber werde berücksichtigt werden und berücksichtigt werden können. Und dieser für eine Assistentur am physiologischen Institute in Graz freilich und im Interesse der Wissenschaft hoffentlich nicht sehr wahrscheinliche Mangel an Bewerbern, wie sich ein solcher schon bei der letzten Ausschreibung der Assistentenstelle am histologischen Institute gezeigt hat, war es, der mich ermutigte, dieses Ansuchen zu stellen.

Was meine spezielle Befähigung betrifft, möchte ich bei der Unsicherheit, die jede Selbstbeurteilung in sich schließt, nur Folgendes möglichst rein Tatsächliches angeben: Ich habe mich ungefähr seit meinem zwölften Jahre mit physikalischen und chemischen Experimenten, anfangs und wohl auch späterhin allerdings geringer Komplikation, beschäftigt und habe mir so, wenn auch keine neuen Erfahrungen, so doch eine gewisse Praxis erworben. Nachdem ich die Maturitätsprüfung bestanden hatte, war mein sehnlichster Wunsch der Besitz eines Mikroskopes, welcher sich vor ungefähr zwei Jahren in Form eines eleganten Zeiss verwirklichte. Nun war mir Gelegenheit gegeben, mich mit Histologie zu beschäftigen, wobei ich freilich, da eine gewiegte Leitung sowie eine Reihe von Hilfsmitteln fehlte, mich darauf beschränken musste, größtenteils an der Hand von Ranviers Lehrbuch die gewöhnlicheren Methoden der modernen Gewebelehre kennen zu lernen, die Darstellung der verschiedenen Färbemittel und Reagenzien nach von Ebners und Ranviers Angaben zu versuchen. So gewöhnte ich mich denn ans mikroskopische Arbeiten. Ich arbeite wohl langsam, aber ich glaube, auch ziemlich sicher und ordentlich.

Meine sonstigen Verhältnisse sind, insoferne sie hier in Betracht kommen, folgende: Ich bin 21 Jahre alt, mäßig vermögender Eltern Kind und stehe am Ende des 6. Semesters meiner medizinischen Studien. Die Maturitätsprüfung in Graz sowie meine bisherigen Prüfungen an der Universität habe ich mit Auszeichnung abgelegt. Ich müsste, falls ich eine der ausgeschriebenen Stellen erhielte, im Jahre 1887/88 mein Doktorat erwerben und 1888/89 das Freiwilligenjahr als Assistenzarzt absolvieren, was ich jedoch alles ohne die geringste Beschränkung meines der Physiologie und Histologie gewidmeten Dienstes tun zu können überzeugt bin.

Indem ich die Unverfrorenheit, mit der ich als junger unerfahrener Mediziner um eine der ausgeschriebenen Assistentenstellen zu kompetieren wage, mit dem lebhaften Interesse, das mich an diesen Stamm der medizinischen und Naturwissenschaft fesselt und wohl nicht mehr zu fesseln aufhören wird, gütigst zu entschuldigen bitte, zeichne ich mit ausgezeichneter Hochachtung

stud. med. Oskar Zoth Mandellstraße 10

[1885-1886] VII 13, [Graz]

Euer Hochwohlgeboren!

Nachdem Herr Prof. Gruber Samstag von Graz (für längere Zeit) abreisen will, jedoch nomine des Comites für Verbesserung der Aborteinrichtungen noch früher referieren sollte und vielleicht auch sonst einige Mitglieder im August abwesend sein dürften, erlaube ich mir ergebenst, die Einberufung des Gesundheitsrates Ende dieser Woche, vielleicht Donnerstag oder Freitag Nachm[ittag] – falls es Ihre Zeit verstattet – in Vorschlag zu bringen. Ich bitte daher, mir behufs Zustellung der Einladungen Tag und Stunde gefälligst bekannt zu geben, worauf ich sogleich das Nötige samt Tagesordnung etc. veranlassen und Ihnen vorlegen werde.

Hochachtungsvoll

Dr. Plazer

Anmerkung Zur Datierung: Alexander Rollett war 1885/86 Obmann des Grazer städtischen Gesundheitsrates.

L.1480 *R.1231

1885 VII 16, Graz

Lieber Bruder!

Ich danke Dir für Deine letzten Mitteilungen. Dass Du im August Deinen Urlaub ausnutzen wirst, hattest Du mir schon im Mai gesagt. Wir werden darum geraume Zeit auf das Vergnügen verzichten müssen, Dich während unseres Badner Aufenthaltes zu sehen. Ich denke aber, dass wir doch wenigstens für einige Zeit auch dieses Vergnügen haben werden. Du wirst ja wahrscheinlich nicht den ganzen Monat auf Reisen zubringen und wenn auch, so wird sich noch eine Septemberwoche für uns in Baden benützen lassen. Ich habe nur gelegentlich unseres ersten Badner Aufenthaltes die Beobachtung gemacht, dass die Abende vom 8. September an schon sehr lange und unangenehm werden und darum gehe ich nicht wie damals vom halben August bis halben September, sondern schon am 1. August nach Baden. Ich selbst und Rosa möchten baden; und den Kindern wird es auch nicht schaden.

Ich habe Dir von Octaviens Icterus geschrieben, nun höre aber, wie wir heuer durch tückische Affektionen der Kinder beunruhigt werden.

Ende der vorigen Woche hatte Erwin Bauchweh, etwas lichte Stühle und leichten Icterus ohne Fieber. Alles ging in wenigen Tagen vorüber.

Am vorigen Sonntag fing aber Priska an. Sie bekam belegte Zunge, Bauchweh, hatte anfangs harte blasse Stühle, dann weiche farblose und ist gerade heute gelb wie Messing. Der Harn ganz tief icterisch gefärbt. Dabei möchte sie aber alles essen. Auch sie hat gar kein Fieber. Ich behandle sie wie seinerzeit Octavie. Mir ist bei diesen Affären lebhaft die Streitfrage wegen des Icterus epidemicus eingefallen. Ich habe alles genau erwogen, was bei den Kindern Veranlassung sein könnte.

Zu viel essen ist ausgeschlossen. Schlechte Nahrung ist ausgeschlossen, unmäßiges Wassertrinken ist ausgeschlossen. Als einzig ungekochte Nahrung erhielten sie bisher vormittags saure Milch (ein Glas), sie schmeckte ihnen immer sehr, ich habe sie aber, da mein Verdacht sich zunächst gegen diese Milch richten muss, jetzt abgestellt und lasse sie Vormittag eine Semmel mit Suppe nehmen. Es bleibt nur noch die wahrhaft tropische Hitze.

Eppinger und Ebner erzählten mir gestern, dass beide zu Ende voriger Woche ohne jede bestimmte Veranlassung, leichte Anfälle von Icterus hatten. Was ist das? Ich frage Dich, ob Dir so etwas schon vorgekommen ist.

Sehr erfreuen würdest Du uns alle, wenn Du uns schreiben würdest, genau von welchem Tag und bis zu welchem Tag Du von Wien abwesend sein wirst. Rosa und die Kinder wollen nämlich genau wissen, ob sie die Hoffnung nähren dürfen, Dich doch zu sehen. Dein

Alexander

L.1481 *R.1232

1885 VII 21, Wien

Lieber Bruder!

Dein Brief vom 16. d[ieses] brachte wirklich eine Überraschung. Dein Ende nie von Icterus in Deinem Hause ist in der Tat sehr merkwürdig. Leider weiß man über derlei Vorkommnisse bezüglich der Ätiologie nichts Bestimmtes. Aber die Fälle sind gewöhnlich sehr leicht. Es mag wohl die Sommerhitze, kaltes Trinken, irgendein unbewusst schädliches Nahrungsmittel und dergleichen eine Rolle spielen. Daher oft mehrere Menschen, die unter denselben Verhältnissen leben, erkranken, ohne dass man gerade an eine Ansteckung denken müsste.

Meine Urlaubstour werde ich wohl schon am letzten Juli oder 1. August antreten. Ich denke aber, nach ein paar Wochen zurückzukommen, und hoffe, Euch noch im August öfters zu sehen. Ich freue mich schon sehr darauf, vorerst sende ich Dir, Rosa und den Kindern viele herzliche Küsse und Grüße, Dein

Emil

L.1482 *R.1233

1885 VII 21, Heidelberg

Hochgeehrter Freund!

Über Ihren Brief herzlich erfreut, möchte ich gleich über Einiges Harmonie unter uns herstellen. Auf den Namen Sarkoglia oder -plasma käme nicht viel an, umso weniger als wir beide dasselbe damit meinen und mir auch alles auf den Vergleich mit dem Protoplasma ankommt. An der Neuroglia habe ich mich nicht gestoßen, weil ich jenen Namen ganz ausmerzen möchte, besonders seit Ranvier darunter etwas ganz Anderes versteht, als die Sym[...]iase des Neurokeratins. Bezüglich der Nebenscheiben habe ich auch nur eine Vermutung hingeworfen, welche die Sache wenig tangiert und es ist dieselbe bei mir nur durch gewisse Querfurchungen [?] entstanden, die aber mit den doppelbrechenden Elementen Brückes in den Nebenscheiben nichts zu tun haben.

Sehr wahrscheinlich ist mir aber Ihr Einwurf, dass die Flugmuskeln der Insekten der Sarkoglia ganz entbehren, denn das Faktum ist mir unbekannt. Sind Sie desselben sicher, so kann dort natürlich nur die Rhabden des [Kontraktilen ?] sein und es wird es dann auch überall sein [?]. Wo finde ich etwas über die Sache angegeben, d.h. über jenes Fehlen? Natürlich werde ich die Sache auch noch selber untersuchen.

Was mich in letzterer Zeit sehr in meiner Ansicht bestärkt hat, das sind die jetzt mehr und mehr als allgemein vorkommend konst[...]en Strukturen des kontraktilen [?] Protoplasmas bei den Protazoën, [...], die der Sarkoglia zum Verwechseln ähnlich sehen.

Leydigs Buch (welches?) habe ich noch gar nicht gesehen. Da L[eydig] gerade über die Muskeln immer die seltsamsten Phantasien vorgebracht hat, verspreche ich mir von diesem Kapitel nun nach Ihren Äußerungen erst recht nichts.

Nach Straßburg kann ich leider nicht kommen. Ich bitte Sie aber, auf Ihrer Hin- oder Rückreise zu versuchen, ob eine Postkarte an meine hiesige Adresse gerichtet, mich irgendwo einholt, in der Sie mir sagen, an welchen Tagen ich Sie hier erwarten dürfte. Es sollte mir eine außerordentliche Freude sein, wenn Sie einige Tage bei uns Vorlieb nehmen möchten, falls ich es einrichten kann, dann hier zu sein. Da würde ich Sie am Ende eher noch bei mir sehen, als wie ich es voraussetzte, dereinst in Graz. Ganz besonders aber würden wir uns freuen, wenn Sie Ihre Frau Gemahlin mitbrächten, denn Dank der Munifizenz unseres Kleinstaates sind hiesige Amtswohnungen auch auf zahlreichen Freundesbesuch eingerichtet. Es wäre gar schön, wenn Sie nach Straßburg gingen und sich das ersehnte Zusammentreffen an diese Reise knüpfte.

Mit herzlichem Gruß Ihr

W. Kühne

L.1483 *R.1234

1885 VII 23, Millstatt

Sehr geehrter Herr Kollege!

Wie Ihnen bekannt, ist Dr. Rall [?] zur Supplierung nach Prag berufen. Obgleich es sich nur um ein Provisorium handelt, so bin ich doch genötigt, sei es auch nur auf kurze Zeit, die Assistentenstelle, selbstverständlich wieder nur provisorisch, zu besetzen. Leider ist von allen meinen Demonstratoren keiner soweit, um ihn vorrücken zu lassen, weshalb ich gerade angesichts des kommenden Wintersemesters und der schweren Sezierperiode in nicht geringer Verlegenheit mich befinde.

Da meldete sich Dr. Pommer für die vakante Assistenz und wird in seinem Bestreben von einflussreicher Seite unterstützt. Nach seinem Brief zu urteilen, halte ich ihn für einen fleißigen und gewissenhaften Arbeiter, würde ihn also gern akzeptieren. Ich hörte aber, dass er bei Kundrat in Graz Assistent war und wegen eines Zerwürfnisses die Stelle quittierte.

Nun wäre es mir doch wichtig, darüber und überhaupt über den ganzen Mann vorerst Ihre Ansicht zu wissen, erlaube mir daher Sie zu bitten, mir hieher zu schreiben, was Sie mir raten würden. Wenn Sie mir bald Nachricht geben wollten, wäre ich Ihnen sehr verbunden, da ich die Angelegenheit bald zum Abschluss bringen möchte, um eventuell Dr. Pommer zu verpflichten, sich alsbald eingehend für den praktischen Teil der Anatomie vorzubereiten.

Ihrer gütigen Bereitwilligkeit versichert, verbleibe ich mit hochachtungsvollem Gruße Ihr ergebener

C. Langer

[1885-1886] [VIII] [?], [?]

Geehrter Herr Professor!

Heute erhielt ich Ihr für mich so bedeutungsvolles Schreiben und bin so glücklich, daß dieser mein Wunsch im Begriffe ist, erfüllt zu werden. Ebenso groß ist meiner Eltern Freude. So sage ich denn Ihnen, Herr Professor, meinen herzlichsten Dank. In den ersten Tagen des Oktobers werde ich nach Graz kommen und es wird mein Streben sein, dem mir

geschenkten Vertrauen gerecht zu werden, nach Kräften wenigstens. Mich Ihnen, Herr Professor, artigst empfehlend zeichne ich hochachtungsvoll

Ernst Smreker

Anmerkung Zur Datierung: Smreker wurde mit 1. 10. 1885 Assistent bei Rollett.

L.1485 *R.1235

1885 VIII 5, Graz

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Nachdem ich mit der Absicht umgehe, meinen in Ihrem Institute gemachten, die bekannte Arbeit des Kollegen Laker ergänzenden Fund über das Verhalten der Blutblättchen in stadio exsiccationis sanguinis zu publizieren, hiezu jedoch einiger literarischer Angaben bedürfte, so würde ich Sie, sehr geehrter Herr Regierungsrat, hiermit gebeten haben, die Bibliothek Ihres Institutes im Verlaufe der kommenden Wochen benützen zu dürfen.

Ihrem gütigen Entscheide entgegensehend, zeichne ich mit dem Ausdrucke der vorzüglichsten Hochachtung und Ergebenheit

Dr. Hausmann

L.1486 *R.1236

1885 VIII 13, Hohenems

Euer Wohlgeboren!

Mit Beziehung auf die Besprechung in Graz, in der Herr Professor die Güte hatten, mir eine entscheidende Antwort in Aussicht zu stellen, erlaube ich mir heute anzufragen, wie es sich mit der Besetzung der Assistentenstelle verhält.

Wenn ich hiedurch Herrn Professor einige Mühe verursache, möge als Entschuldigung gelten, dass ich je nach der Entschließung alsbald meine Quartier- und Studienverhältnisse in Wien zu regeln haben würde.

Hochachtungsvollst

Eugen Steinach

Von meinem Vater bin ich beauftragt, die höflichsten Empfehlungen zu entrichten.

L.1487 *R.1237

1885 VIII 16, St. Gilgen

Lieber Freund!

Gleichzeitig mit diesem Briefe erhältst Du ein überflüssiges Programm der Naturforscherversammlung.

Auch findest Du auf dem zweiten Blatte verschiedene Reisenotizen. So habe ich Dir nach dem Hauptverzeichnis eine Rückreise von Bregenz über Straßburg und Heidelberg zusammengestellt. Die betreffenden Coupon werden wohl in Wien auf der Westbahn unter Angabe der Ausgangsstation Bregenz zu erhalten sein. Die Ermäßigung ist übrigens ziemlich unbedeutend, ungefähr so, dass man für Eilzüge gewöhnliche Preise bezahlt. Es ist aber möglich, dass man mit Benutzung von Retourbilletts vielleicht billiger wegkommt. So kostet ein Retourbillett Bregenz – Konstanz nur 5,40 Mark.

Ich hoffe, dass es Deinem Bruder schon wieder gut geht und bin begierig, Nachrichten über sein Befinden zu erhalten.

Bitte mich auch Deiner Frau bestens zu empfehlen, Dein

Viktor Lang

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L.1488 *R.1238

1885 VIII 20, Prag

Besten Dank für Ihre freundliche Zusendung und Grüße von Ihrem ergebenen

Professor Dr. Sigmund Mayer

L.1489 *R.1239

1885 IX 3, Dresden

Hoch geehrter Herr.

Sehr lieb wäre es mir, von Ihnen für die Revue einen neuen Artikel von allgemeinem Interesse möglichst bis Anfang Dezember zu erhalten.

Ihre gef[älligen] Mitteilungen erwartend bin ich mit größter Hochachtung Ihr ergebener

Chefredakteur der Deutschen Revue
Richard Fleischer Reichsstraße

L.1490 *R.1240

1885 IX 3, Grundlsee

Geehrter Freund!

Ihnen wie Ihrer Frau Gemahlin die Nachricht, dass ich mich mit Fräulein Berta Szeps verlobt habe. Gruß

Zuckerkandl

L.1491 *R.1241

1885 IX 7, St. Gilgen

Lieber Freund!

Es freut mich sehr zu hören, dass Dein Bruder wieder hergestellt ist. Was Straßburg betrifft, so wollen ich, Franz Exner und Fleischl (!?) am 16. nachts über Ischl und Salzburg nach Bregenz fahren, wo der Schnellzug (am 17.) um 15:00 Uhr Mittags ankommt. Wahrscheinlich schließt sich hier oder in Ischl oder in Bischofshofen noch Sigmund Exner an.

Ich habe es natürlich so gemeint, dass Du auch mit uns fährst. Dabei kannst Du aber nicht nach St. Valentin, sondern Deine kürzeste Route ist Bruck – Leoben – St. Michael – Selzthal – Bischofshofen, wo wir in der Früh am 17. zusammentreffen würden. Der betreffende Zug geht, wie ich glaube, in Graz um 22:00 Uhr abends weg.

Meine besten Grüße und viele Bitten um Entschuldigung wegen des mangelnden Respektblattes Dein

V. Lang

L.1492 *R.1242

1885 IX 11, St. Gilgen

Lieber Freund.

Ich scheine mich schauerhaft geirrt zu haben. Du musst am 16. schon um 12:54 Uhr Mittags per Personenzug nach Attnang fahren. In Ischl um 22:18 Uhr nachts werden wir dann einsteigen. Von Attnang geht’s dann per Eilzug nach Bregenz. Wenn Du kein größeres Gepäck hast, so nimm die Karte einstweilen bis Attnang. Viele Grüße

V. Lang

L.1493 *R.1243

1885 IX 22, [Graz]

Lieber Freund!

Die Gebühr für die Unters[uchung] c[ausa] Rottmann (18. Juni abg[egeben]) ist von 41 fl 46 Kreuzer auf 40 fl adjustiert worden! Ich sende hier die 20 fl, den Stempelbetrag (7 Kreuzer) rechnen wir bei der nächsten Gebühr (wir haben, wie ich glaube, noch zwei ausständig) ab.

Beste Grüße Dein

Schauenstein

Verehrter Herr Kollege!

In Beantwortung Ihrer Anfrage sende ich Ihnen hierbei unter Kreuzband eine kurzen Bericht von mir „Über Muskelruhe und Gedankenlesen“, welcher im Auszuge in der Kölnischen Zeitung vom 1. März d[es] J[ahres], Nr. 60, 2. Blatt, und etwas erweitert in meinem Buche „Aus Natur- und Menschenleben“ (Berlin, H. Paetel, 1885) erschien. Im Oktober d[es] J[ahres] wird eine im Druck fast vollendete Broschüre von mir über das Gedankenlesen (nebst der Beschreibung meines neuen Verfahrens zur Registrierung unwillkürlicher Bewegungen) im Verlage von L. Fernau (Th. Grieben) in Leipzig erscheinen.

Ich bedaure, Sie in Straßburg nicht gesehen zu haben, überhaupt Ihnen in den letzten 20 Jahren nicht begegnet zu sein. Aber wir bleiben hoffentlich noch lange, ebenso wie bisher, in angenehmen wissenschaftlichen Beziehungen zueinander, wenn auch, wie Sie sagen, die eine oder andere Hypothese von mir selbst den eingefleischten Darwinisten „verblüffend“ vorkommen sollte.

Ich bin durch Ihre letzte Arbeit über die Struktur der Muskelfaser außerordentlich aufgeklärt worden. Haben Sie den 2. Teil schon ausgearbeitet? Ich vermute es, da Sie jetzt nach dem Gedankenlesen fragen, und bin begierig, Ihre weiteren Ergebnisse kennenzulernen.

In freundschaftlicher Hochachtung ergebenst Ihr

W. Preyer

L.1495 *R.1245

1885 X 3, Gmunden

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Herr Sektionsrat Dr. H. Blumenstok forderte mich aufgrund seiner Besprechungen mit den Herren Hofräten Langer und David innerhalb der letzten Tage in zwei Briefen – die ich erst heute erhielt – und soeben durch Vermittlung nochmals telegraphisch, auf, sofort nach Wien zu kommen, „Entscheidung dränge“. Es handelt sich um provisorische Übernahme der Stelle eines zweiten Assistenten bei Herrn Hofrat Langer, da letzterer die „erworbenen Rechte des Dr. Hochstetter auf die erste Assistentenstelle nicht schmälern will“. Perspektivisch wurde mir in dem Briefe des Sektionsrates außerdem die Möglichkeit „eines Seitensprunges“ und die Aussicht auf die Stelle eines „ao. Professors für Histologie“ angedeutet.

Bei so geänderter Sachlage, deren Bestätigung durch Herrn Hofrat Langer ich erst erfahren muss, erlaube ich mir an Sie, hochgeehrter Herr Regierungsrat, die ergebene Bitte zu richten, Ihren mir ganz unschätzbaren Rat von Wien aus – wohin ich noch heute abreise – telegraphisch einholen zu dürfen, sobald ich mit Herrn Hofrat Langer und David persönlich gesprochen habe. Sollten Herr Regierungsrat mir etwas, was den Rahmen eines Telegrammes überschreitet, mitzuteilen haben, so würde ich mich glücklich schätzen, von Ihnen ein paar Zeilen, ebenfalls poste restante Hauptpostamt in Wien, zu erhalten.

Verzeihen Sie, hochgeehrter Herr Professor, diese neue Belästigung Ihrem Sie hoch verehrenden dankbaren Schüler

Dr. G. Pommer
Gmunden (auf der Heimreise von Straßburg)

L.1496 *R.1246

1885 X 6, Wien

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich beeile mich den Empfang Ihres gütigen Schreibens vom 5. d[es] M[onats] zu bestätigen und meinen herzlichsten Dank für dasselbe auszusprechen. Meine Unterredungen mit den Herrn Hofräten David und Langer belehrten mich, dass die Sachlage völlig der Schilderung entspricht, welche Herr Sektionsrat Blumenstok in seinen letzten Briefen gegeben hatte, und ich in meinem Gmundner Briefe in Kürze mitteilte. Es handelt sich um den in Ihrem Schreiben vorgesehenen ungünstigen Fall, dass ich auf das Ungewisse bloßer „Möglichkeiten“ hin eine Unterordnung, wenigstens äußerlich, auf mich nehmen müßte, welche sich mit meinen zehnjährigen doch nicht ganz resultatlosen Bestrebungen keineswegs zusammenreimen lässt. Und nun, wo ich diese meine Auffassung mit Ihren Anschauungen, hoch verehrter Herr Professor, in Einklang weiß, fällt mir natürlich die Entscheidung gar nicht im mindesten schwer.

Hofrat Langer machte mir begreiflich, dass er den Hochstetter, der sich bereits längere Zeit als Demonstrator bemüht habe, nicht nur jetzt, sondern auch später vor allem im Auge behalten müsse, wenn es sich um die Ernennung eines ao. Professors der Anatomie handeln wird. Hochstetter werde in Kürze eine gute anatomische Arbeit vollendet haben und, wenn diese Anerkennung findet, bei einem eventuellen Avencement in erster Linie in Betracht kommen. Dann erst eventuell ich.

Diese Darlegung beantwortete ich damit, dass ich mich dieser Ungewissheit und überhaupt der ganzen Unbehaglichkeit einer solchen ausgemachten Zurücksetzung nicht überliefern könnte, dass mir aber auch im anderen Falle, wenn meine Konkurrenz mit Hochstetter in Aussicht genommen würde, das hieraus sich ergebende Rivalitätsverhältnis viel zu unpassend erscheine. Ich müsste also bei Annahme der zweiten Assistentenstelle von vorne herein ein anderes Ziel als Hochstetter ins Auge fassen können.

Ein solches, meinte darauf Langer, sei das einer ao. Professur der normalen Histologie; worauf ich nur erwidern konnte, dass ich für eine solche Stelle wohl erst nach vielen neuen Arbeiten halbwegs in Betracht kommen würde. Es wären solche und also noch Jahre nötig, um in diesem Fache nur zur Dozentur zu gelangen, geschweige denn zu einer Professur. (Es müsste mit ungerechten Dingen zugehen, wenn für eine solche nicht vorher schon bewährte Fachmänner, zum Beispiel Drasch oder andere, ins Auge gefasst würden.) Doch würde ich es selbst auf mich nehmen, mir auf dem Gebiete der normalen Histologie einen Weg zu bahnen und Jahre darauf verwenden, wenn mir entgegen den vorgemeinten Bedenken die Erreichung der besagten Professur in bestimmte Aussicht gestellt oder zum mindesten als sehr wahrscheinlich bezeichnet würde.

Hiezu kam es jedoch nicht. Hofrat Langer erklärte mir, dass es sich hiebei ebenfalls nur um eine Möglichkeit handle.

Ich brachte nun, um alle Eventualitäten durchzusprechen, noch die Frage an, ob ich vielleicht als Assistent der normalen Anatomie mein altes Fach im Auge behalten könne, ob es ginge, dass ich neben meiner Ausbildung in normaler Anatomie als Dozent der pathologischen Anatomie tätig sei. – Diesen Ausweg hatte am Vortage Sektionsrat Blumenstok entdecken wollen, und David von seinem Standpunkte aus ganz akzeptabel erklärt, schon gar, wenn ich mich vorläufig nur für pathologische Histologie habilitieren würde, um später erst die Erweiterung der Dozentur zu einer der pathologischen Anatomie vorzunehmen. – Hofrat Langer jedoch erklärte, wie ich voraussah, dass er auf ein solches Projekt nicht eingehen könne, erstens aus Rücksicht auf Kundrat, der ihm ohnehin seit der Berücksichtigung Weichselbaums feind sei, zweitens weil ich ja doch in meiner Stellung als Assistent an seiner Lehrkanzel kein pathologisches Material hätte usw.

Nach alledem war es eigentlich ganz überflüssig, dass mir Hofrat Langer eine Woche Bedenkzeit antrug; ich ging jedoch, nachdem sich Langer dahin geäußert hatte, ich solle die Sache noch mit Ihnen, hochverehrter Herr Regierungsrat, besprechen, auf diesen Vorschlag ein.

Auf meine Mitteilung der Sachlage hin, kam dem Sektionsrat Blumenstok spontan der Gedanke, David zu fragen, ob dieser bei Kundrat Erkundigungen einziehen wolle, wie letzterer meine Habilitierung für pathologische Anatomie in Wien auffassen würde, in der Hoffnung, dass Kundrat zustimmen und dann auch Langer den bezeichneten Ausweg akzeptabel finden werde. Ich bin weit entfernt, diese Hoffnung zu teilen und glaube nicht einmal, dass sich David zu der gemeinten Anfrage bei Kundrat entschließen wird; doch wäre es immerhin interessant zu erfahren, wie sich Kundrat hiebei verhalten hat. Ich lehnte daher den besagten Antrag Blumenstoks nicht ab und werde mir erlauben, sobald ich nach Graz zurückgekehrt bin, Herrn Regierungsrat über diesen Teil der ganzen Affäre mündlich zu berichten.

Indem ich nochmals meinen innigsten Dank für Ihre gütige Anteilnahme und für Ihren mir so überaus wertvollen Beirat ausspreche, habe ich die Ehre zu sein Herrn Professor in ausgezeichneter Hochachtung ergebenster Schüler

Dr. G. Pommer

Euer Hochwohlgeboren!

Ich beehre mich mitzuteilen, dass Ihr Vortrag: „Physiologische Bemerkungen über den Gedankenleser Cumberland“ Ihrem Wunsche gemäß auf die Tagesordnung der nächsten Monatsversammlung am 26. d[es] M[onats] gesetzt wurde.

In vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster

Dr. Schlömicher dzt Schriftführer des V[ereins] der Ä[rzte]

L.1498 *R.1248

1885 X 12, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

Ich erlaube mir die ergebene Anfrage, ob Sie vielleicht im Laufe dieser Woche eine Sitzung des städtischen Gesundheitsrates einzuberufen geneigt wären, indem Herr Prof. Gruber, soviel ich erfuhr, sein bezügliches Referat bereits fertiggestellt hat. Ferner wäre der Beschluss des Gemeinderates, wodurch die bewussten 1000 fl bewilligt wurden, und es sich nur um deren Verwendung, respektive eine Initiative in praktischer Beziehung handelt, Gegenstand der Tagesordnung. Meinerseits möchte ich einen Antrag auf Einleitung der Recherchen behufs Aufstellung geeigneterer – eventuell transportabler – Desinfektionsapparate, insbesondere mit Benützung von überhitztem Wasserdampf, auf die Tagesordnung zu setzten bitten.

Das Protokoll der letzten Sitzung wurde lithographiert und von mir noch vor Antritt meines Urlaubes jedem Mitgliede des Gesundheitsrates zustellen gelassen; ob alle es erhielten, weiß ich nicht bestimmt, da viele von Graz abwesend waren. Das statistische Bulletin pro August hat sich infolge meiner längeren Abwesenheit etwas verspätet, es dürfte jedoch morgen zu Ausgabe kommen und daher noch vor der Sitzung den Mitgliedern des Gesundheitsrates zugestellt werden.

Im Falle Euer Hochwohlgeboren eine Sitzung in dieser Woche anberaumen sollten, bitte ich, wegen Einladung der Mitglieder und Erstellung der Tagesordnung für die Sitzung um geneigte Verständigung.

Es zeichnet sich in aufrichtiger Hochachtung Ihr ganz ergebner

Dr. Plazer

Sehr verehrter Herr Kollege!

Hier sende ich Ihnen eine Korrektur meiner Kleinen Mitteilung. Sollte Ihnen irgendeine Änderung darin erwünscht sein, so ist es noch Zeit, eine solche vorzunehmen, da ich die Verlagshandlung um eine zweite Revision gebeten habe. Wir sind alle wohlbehalten hieher zurückgekehrt – nur Langs jüngstes Töchterchen hat soeben eine Scarlatina durchzumachen; doch geht es ihr, so viel ich höre, recht gut und von Gefahr ist keine Rede.

Mit besten Grüßen Ihr aufrichtig ergebener

Ernst Fleischl

L.1500 *R.1250

1885 X 25, Graz

Geehrtester Herr Regierungsrat!

Ich erlaube mir, Sie zu bitten, dem Überbringer das Tageblatt der Naturforscherversammlung zu übergeben. Ich werde es nach Durchsicht rasch wieder zurückstellen.

Auch wäre es mir angenehm, wenn Sie mir Ihren Rektoratsrechenschaftsbericht zur Einsichtnahme gestatten wollen. Ich würde ihn dann – wenn Sie erlauben – zu den Akten legen lassen, was ich auch mit dem meinigen zu tun beabsichtige.

Hochachtungsvoll

Leitgeb

L.1501 *R.1251

1885 XI 24, Graz

Lieber freund,

soeben habe ich mit Hildebrand eine zweite unterredung in sachen des chemischen institutes gehabt. bin ich schon an und für sich herzleidend, so hat die süffisante manier und heftigkeit des kollegen Hildebrand, der sich den kopf der philosophischen fakultät zerbricht, mich in einem grade aufgeregt, dass ich mich mindestens heute ganz ruhig verhalten, wahrscheinlich zu bett legen muss. es ist mir daher unmöglich, heute mit Dir die mir sonst lebhaft erwünschte zusammenkunft zu haben. vielleicht kann ich Dich noch vor freitag aufsuchen und hören, was Du mir mitteilen wolltest. wenn das aber nicht möglich sein sollte, so wird ja Deine ansicht auch auf anderem wege der fakultät bekannt werden und wenigstens, was mich anlangt, kannst Du von vorne herein Dich versichert halten, dass ich, als laie, in dieser mir überaus peinlichen angelegenheit nur so stimmen werde, wie es mir die gewissenhafte erwägung der geltend zu machenden sachlichen gründe zu verlangen scheint.

mit herzlichem gruß Dein dankbar ergebener

Schönbach

L.1502 *R.1252

1885 XI 25, Graz

Lieber freund,

der schlusssatz Deines gestrigen briefes veranlasst mich zu einigen zeilen, die ich nur deshalb nicht persönlich überbringe, weil ich heute nicht wohl genug bin, um ausgehen zu können.

ich habe an der ganzen fraglichen angelegenheit nicht mehr interesse als irgendein anderes fakultätsmitglied der philosophisch-historischen gruppe hat; so viel, als nötig ist, um vor mir selbst eine abstimmung zu begründen. wie ich freitags votieren werde, weiß ich heute noch gar nicht, da ich auch nicht weiß, ob und welche anträge gestellt werden und was die diskussion der fachleute zutage fördern wird. beiden nächstbeteiligten professoren stehe ich feme; mit dem einen habe ich früher verkehrt, was ohne bestimmte ursache allmählich eingestellt wurde, mit dem anderen habe ich nie in verkehr gestanden. wenn ich mich also über die persönlichkeiten in der disputation mit professor Hildebrand ausgesprochen habe, so ist das ohne voreingenommenheit geschehen und selbstverständlich nicht auf mein eigenes sachkundiges ermessen hin, sondern mit rücksicht auf die urteile, welche ich seit geraumer Zeit von naturforschern vernommen habe. es tut mir übrigens aufrichtig leid, dass die unterredung mit professor Hildebrand diese wendung genommen hat. ich muss aber feststellen, dass ich durch die hochfahrende diktatorische art (um milde ausdrücke zu wählen), welche professor Hildebrand gegen mich angenommen hatte, aufs äußerste provoziert worden bin. er hat sich mir gegenüber einer ausdrucksweise bedient, welche kein kollege von einem anderen ruhigen blutes anzuhören geneigt sein wird.

in der fakultätssitzung werden die sachlichen momente, welche Du andeutest, wohl auch vorgebracht werden, und es wird möglich sein, den von der regierung geschaffenen tatsachen gegenüber die stellung einzunehmen, welche die fakultätsinteressen erfordern. wie die sachen sich denn darlegen werden, kann ich zur stunde nicht sagen. meine eine stimme werde ich abgeben, so gut ich kann und weiß. ich bin, die zeit hindurch, welche ich der Grazer universität angehöre, bei jeder gelegenheit nach meinem besten vermögen bestrebt gewesen, für die sachlichen interessen der fakultät einzutreten, wie ich sie verstehen konnte. das werde ich auch diesmal ehrlich tun, und darum hege ich die bestimmte überzeugung, dass, wie die sachen gehen mögen (was jetzt noch niemand weiß), Du keine veranlassung finden wirst, anders über mich zu urteilen, als Du bisher geurteilt hast.

mit herzlichem gruß Dein dankbar ergebener

Schönbach

L.1503 *R.1253

1885 XII 1, Leipzig

Geehrter Freund,

Im Auftrage des Generalstabsarztamtes (Bibliothekar-Oberstleutnant Dr. Billings) zu Washington D.C., ließ ich Ihnen als Geschenk die ersten 6 Bände des Index-Kat[aloges] frei bis zur Bestimmung zugehen. Empf[angs]anz[eige] für Washington stets gern befördert durch

Dr. phil. F. Flügel

L.1504 *R.1254

1885 XII 3, Tübingen

Sehr geehrter Herr Kollege!

Hiedurch zeige ich Ihnen ergebenst an, dass das gewünschte Gutachten morgen früh „eingeschrieben“ abgeht, daher nur wenig später als diese Karte bei Ihnen eintreffen wird. Ich habe mir erlaubt, Ihr

wertes Schreiben nach Heidelberg an Bunsen zu schicken, um ihm zu zeigen, wie mit seinen Schülern umgegangen wird. Mit bestem Gruß Ihr hochachtungsvoll ergebener

Lothar Meyer

L.1505 *R.1255

1885 XII 4, Graz

Geehrtester Herr Regierungsrat!

Wie ich höre, wird im Landtags-Klub die Institutsangelegenheit debattiert. Sie wissen wohl, dass wir die damalige Regierungsaktion betreffs des chemischen Institutes vorzüglich den Anregungen Heilsbergs verdanken, die er im Finanzausschuss des Abgeordnetenhauses seinerzeit gegeben hat.

Ich halte es für dringend notwendig, dass Heilsberg, um nicht schon im Klub und vielleicht im Plenum Widerstand zu leisten, aufgeklärt werde. Sie wären wohl die geeignetste Persönlichkeit, dies zu tun (ich stehe mit H. schlecht). Heilsberg kommt Montag oder Dienstag wieder nach Graz; vielleicht unterziehen Sie sich der Mühe, ihn aufzusuchen und mit ihm Rücksprache zu nehmen.

Ich verspreche mir von einer Aktion im Landtage mehr Erfolg – als von noch so schön ausgearbeiteten Berichten!

Hochachtungsvoll

Prof. Leitgeb

Euer Hochwohlgeboren!

Ich erlaube mir, die Einladungen zu der Gesundheitsratsitzung auf 7. Dezember zur gefälligen Unterschrift vorzulegen, mit dem, daß die Einladungen morgen zugleich mit dem eben im Abzug begriffenen Protokolle über die letzte Sitzung zugefertigt werden werden.

In Hinsicht auf das Sitzungslokal mußte eine Abänderung eintreten, falls nicht die Sitzung überhaupt hätte verschoben werden müssen. Es ist Montag Gemeinderatswahl, Stadtschulratsitzung und Sektionssitzungen (die Mitglieder der VI. Sektion etc. sind deshalb nicht verhindert teil zu nehmen), daher weder der Gemeinde- noch der Stadtrats- oder der Stadtbauamtssaal frei. Im Büro IV, 3 Stock links ist jedoch ein großes Zimmer disponibel. Ich werde alles vorrichten lassen und den Sanitätsdiener hin beordnern, damit er den Herren Mitgliedern das Finden des Lokales erleichtere.

Es zeichnet sich in aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebener

Plazer

Hochverehrter Herr Kollege!

Von Pebal kam gestern früh die Nachricht, dass die Sache Eile habe und ich sende daher vorläufig mein Gutachten ohne Beilagen an Sie ab. Ich habe dasselbe möglichst sachlich gehalten und bin nicht grob geworden, obschon mir die Finger dazu juckten. Im Falle noch weitere Schritte erwünscht sein sollten, stehe ich, wie gesagt, gerne zu Diensten, aber immerhin würden dieselben einige Zeit erfordern.

Mit hochachtungsvollem Gruße Ihr ergebener

H. Landolt

[1885] [XII] [v.7], [Graz]

Euer Hochwohlgeboren, sehr geehrter Herr Professor!

Ich erlaube mir mitzuteilen, daß Dr. Salzgeber als Antragsteller bezüglich des Punktes 5 der Tagesordnung der letzten Gesellschaftsratssitzung seinen Antrag nunmehr präziser formuliert hat. Eine konkrete Feststellung der Bezüge eines Adjunkten oder dergleichen im Stadtphysikate kömmt nach Dr. Salzgeber und meiner Ansicht dem Gesundheitsrate nicht zu, wohl aber kann dieser sich dahin äußern, wie er sich die Stelle denkt, nämlich nicht als eine bloße Praktikantenstelle, sondern höherer Kategorie etwa im Range eines Kommissars, wofür eine besser qualifizierte Kraft sich gewinnen läßt. Auch könnte dementsprechend nur für das Präliminare pro 1886 in Aussicht zu nehmende Summa im allgemeinen (etwa 1500 Gulden) in Antrag gebracht werden, was aber in der Formulierung seinen Ausdruck finden soll, ohne dem Stadt- und Gemeinderate vorzugreifen. Nachdem diese Vorlage, wenn sie wirklich pro 1886 noch Früchte bringen soll, dringlich ist, bitte ich gefälligst einen Tag für die nächste Sitzung, an welchem Sie Zeit haben, anzuberaumen und ihn mir behufs Ausschreibung mitzuteilen. Ich selbst erhoffte persönlich für mich keinen besonderen Vorteil aus diesem Antrage, denn ich kenne – leider – die Menschen und speziell die ärztlichen Kollegen zu gut, um mir ein aufrichtiges und einmütiges Zusammenwirken seitens des betreffenden zu erwarten; für die Sache der Hygiene bedeutet die Annahme des Antrages jedoch einen entschiedenen Fortschritt. Ich ersuche ferner, den Salzgeberschen Antrag vermöge seiner Dringlichkeit als ersten Punkt auf die Tagesordnung stellen zu lassen, denn anläßlich des zweiten Punktes, des Gruberschen Antrages, zu welchem ich eine wesentliche Abänderung beantragen will, dürfte es bei der großen Entzündlichkeit des Antragstellers möglicherweise wieder zu einer längeren Debatte kommen. Daß mir das „Dixi“ eines so jungen Mannes, der über die hygienische Praxis noch gar keine eigene Erfahrung hat, nicht imponiert und sich etwas Taktloseres als das von ihm ausgesprochene „Bedauern“ demjenigen gegenüber, welcher sich die größte Mühe gab, den Gesundheitsrat zu aktivieren, nicht denken läßt, dürften Sie wahrscheinlich auch der Meinung sein. – Als dritter Gegenstand der Tagesordnung wäre allfällig ein kurzer Bericht über die Gesundheitsverhältnisse in den letztabgelaufenen Monaten zu stellen sein. Indem ich nochmals um ehest tunliche Verständigung hierüber bitte, zeichne ich mich in aufrichtiger Hochachtung Ihren ergebenen

Plazer

Anmerkung Zur Datierung: Diese ergibt aus dem Inhalt des Briefes Plazers 1886 I v.11.

L.1509 *R.1257

1885 XII 8, Wien

Hochgeehrter Herr Professor!

Ihrer gütigen Erlaubnis gemäß sende ich Ihnen hiemit die Nachzügler meiner histolog[ischen] Arbeiten, mit denen ich voraussichtlich für längere Zeit als aktiver Arbeiter von den Blutscheibchen Abschied nehme, mit der Bitte, das Manuskript (40 Seiten) durchzusehen und mir Ihr Urteil kundzutun, ob es in dieser Form zur Publikation geeignet ist. Für jeden Ratschlag oder Korrekturen des Textes werde ich Ihnen wie vorher sehr dankbar sein. Sollte es sich zur Überreichung an die Akademie nicht eignen, so würde ich dasselbe vielleicht an die „Fortschritte der Medizin“ von Friedländer, wo in letzterer Zeit mehrere einschlägige Arbeiten erschienen sind, einsenden. Meinem jetzigen Chef habe ich von der Arbeit vor Ihrer geneigten Durchsicht nichts mitgeteilt und ich erbitte mir auch in dieser Beziehung Ihren gütigen Rat.

In froher Erinnerung an vergangene schöne Zeiten bleibe ich Ihr stets dankbarer

Laker

Ich nahm ein Fläschchen mit Käfern, welche ich in den Ferien fing, statt nach Graz mit nach Wien. Auch habe ich Stücke eines Tumors, der den M[usculus] temporalis durchwuchert hatte, eingelegt, wo mir an den quergestreiften Muskelfasern, besonders an den Kernen, einige Abnormitäten aufgefallen sind. Darf ich Ihnen beides schicken? Ihre Muskelarbeit wird wohl schon erschienen sein?

L.1510 *R.1258

1885 XII 8, Tübingen

Sehr geehrter Herr Kollege,

einen soeben eingetroffen Brief Bunsens habe ich Ihnen, ohne ihn einschreiben zu lassen, was eine Verzögerung von vielleicht einem ganzen Tage bewirkt haben würde, zugehen lassen. Zur größeren Sicherheit teile ich Ihnen aber in diesem zweiten Briefe mit, dass Bunsen Pebal für einen der ausgezeichnetsten Chemiker Österreichs erklärt und ausdrücklich hervorhebt, dass Pebal zu denjenigen Männern gehöre, denen die Universität Graz ihr Ansehen im Auslande verdanke.

Ich meinerseits habe weiter nichts hinzuzufügen, es sei denn die Bemerkung, dass, je mehr ich mir die Angriffe gegen Pebal überlege, ich sie umso empörender finde. Das können nur absichtlich irregeleitete Meinungen sein, die zu solchen Folgerungen geführt haben. Hoffentlich besitzt die Grazer Universität Widerstandskraft genug, um sich nicht ihr schönstes und bestes Institut zerstören zu lassen, um egoistischen Bestrebungen einzelner Leute zu frönen. Videant consules!

Mit den besten Wünschen Ihr

Lothar Meyer

L.1511 *R.1259

1885 XII 14, Jena

Sehr geehrter Herr Kollege!

Der durch Gesundheitsrücksichten erfolgte Abgang unseres Kollegen Weber-Liel nötigt uns, an einen Ersatz zu denken. Den wissenschaftlichen Leistungen nach würde Ihr Kollege Kessel in erster Linie mit in Frage kommen. Darf ich die ergebenste Bitte an Sie richten, mich zu benachrichtigen, wie die Lehrbegabung und die persönlichen Eigenschaften Kessels beschaffen sind, und ob Aussicht vorhanden sein würden, ihn für das Extraordinariat der Ohrenheilkunde an unserer Universität zu gewinnen, auch wenn ihm ein nur mäßiger Gehalt geboten werden könnte.

Ihre wissenschaftlichen Arbeiten habe ich mit warmem Interesse verfolgt, seit wir uns nicht mehr gesehen haben; ich freue mich, dass die Berufungsfrage mir Gelegenheit gibt, den persönlichen Verkehr wieder aufzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen Ihr ergebenster

Wilhelm Müller

L.1512 *R.1260

1885 XII 16, Berlin

Hochverehrter Herr Kollege!

Eben war ich im Begriffe an Sie zu schreiben, als Ihr Brief vom 14. ankam. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass nunmehr endlich das Rundschreiben bei den organischen Chemikern in Gang kommt. Die Sache hat dadurch eine Verzögerung erfahren, dass Hofmann in dieselbe eintrat und sich sehr lebhaft dafür interessierte. Mein ursprünglicher Entwurf zu dem Schreiben behandelte in ausführlicher Weise die Arbeiten von Pebal und Maly, wobei der Letztere sehr hergenommen wurde. Hofmann fand dies bedenklich und meinte, dass es den anderen Kollegen unangenehm sein könnte, ein so abfälliges Urteil über einen Menschen zu unterzeichnen, der ihnen nichts getan hat. Er mag recht haben, und ich machte daher einen neuen Entwurf, der sich bloß mit Pebal beschäftigte. Derselbe liegt soeben bei Hofmann, ich erhalte ihn heute Abend mit einem Separatgutachten von ihm zurück, und dann kann er, nachdem Reinschrift genommen wurde, morgen an Liebermann, sowie weiter durch Lothar Meyer an Kekulé, Wislicenus, Viktor Meyer und zuletzt an Barth und Lieben in Wien. In einem Begleitschreiben habe ich die Letzteren ersucht, das Schriftstück endlich an Sie nach Graz zu senden.

Es tut mir leid, dass die Papiere nicht schon zu der am nächsten Freitag stattfindenden Sitzung an Ort und Stelle sein können, aber eine Sache, an der sich viele beteiligen sollen, nimmt eben immer Zeit in Anspruch. Ich hoffe, dass dasselbe aber vielleicht doch noch von Nutzen sein kann, wenn die Entscheidung am Freitag für Pebal schlimm ausfallen sollte. Es wäre vielleicht gut, wenn jetzt schon die Fakultätsmitglieder in Kenntnis gesetzt würden, dass ein solches Gutachten ankommen wird.

Ist denn keine Äußerung von Beilstein in Petersburg eingelaufen? Ich hatte demselben Ihren Brief geschickt und glaubte, dass er als Freund Pebals sogleich ins Zeug gehen würde.

Mit bestem Gruße Ihr hochachtungsvoll ergebener

H. Landolt

L.1513 *R.1147

1885 XII 19, Tübingen

Sehr geehrter Herr Kollege.

Durch Pebal und eben wieder indirekt durch Ebner erfahre ich, dass Sie oder doch die befreundeten Kollegen von einer Zeitungsfehde einigen Erfolg in Pebals Sache erhoffen würden. Ich habe aber schon an Pebal geschrieben, welche Schwierigkeiten sich, meiner Ansicht nach, einem wirksamen Artikel entgegenstellen, und wie sie vielleicht zu heben sein müssten. Gestern ist mir nun aber eine andere Idee gekommen, die ich aber nicht ausführen möchte, ohne sie Ihnen mitgeteilt zu haben, jedoch nur ganz vertraulich; denn wenn sie bekannt würde, wäre sie nicht nur nutzlos, sondern ohne Zweifel schädlich. Österreichische Verhältnisse sind von den unseren z[um] T[eil] abweichend; aber manchmal wird doch für beide dieselbe Regel zutreffen. Dies vorausgeschickt würde ich es für das Einfachste und Wirksamste halten, wenn ich nicht an eine Zeitung, sondern geradezu an den Minister von Gautsch einen äußerst höflichen Brief schriebe des Inhaltes, es sei mir in ganz korrekter Weise mitgeteilt worden, dass mein Gutachten ihm vorgelegt worden; ich bäte daher um die Erlaubnis, zu demselben einiges nachzutragen, was ich wohl vertraulich, aber nicht einem großen Kreise von Kollegen aussprechen könne. Aus dem gar nicht zu rechtfertigenden Angriffe auf P[ebal] hätte ich die Überzeugung gewonnen, dass hinter demselben persönliche Motive steckten, sonst sei die unerhörte Geschichte gar nicht zu begreifen. Dieselbe habe einen großen Sturm der Entrüstung unter den deutschen Fachgenossen hervorgerufen, werde noch zu weiteren Kundgebungen führen, wenn nicht, wie ich zuversichtlich erwarte, die unparteiische Entscheidung des Ministers alsbald Pebal das ganze Laboratorium überliefere. Ich könnte dabei einfließen lassen, dass ohnehin bekanntlich auf deutschen Hochschulen einiges Misstrauen gegen die österr[eichische] Verwaltung herrsche, vielleicht weil man die Schwierigkeiten, mit denen dieselbe zu kämpfen habe, nicht genug würdige und daher einfach erzürnt sei, dass die deutschen Universitäten Österreichs nicht den Slavischen etc. gegenüber mehr gepflegt würden etc. Ich könnte sagen, es liege mir fern, ein Urteil abzugeben; ich hielte es aber für meine Pflicht, vertraulich auszusprechen, dass das Ansehen der österreichischen Universitäten und wohl auch der Unterrichtsverwaltung geschädigt werden würde, wenn P[ebal] nicht bald sein Recht würde. Ich skizziere diese Idee hier ganz flüssig; es versteht sich, dass sie ganz vorsichtig ausgearbeitet werden müsste.

Was meinen Sie zu derselben? Könnte diese Sache, wenn sehr höflich ausgeführt, nicht mehr wirken, als ein grober Zeitungsartikel?

Ich teile Ihnen den Vorschlag mit, ehe ich ihn ausführe, teils weil ich doch vielleicht etwas übersehe, teils weil ich seinerzeit das von Landolt verfasste augenblicklich verschiedenen Chemikern zur Unterschrift vorliegende Gutachten abwarten muss, das ich selbst unterschreiben soll. Ich könnte mich sonst beim Minister in ein schiefes Licht setzen.

Mit der Bitte, diesen Vorschlag ganz geheim halten zu wollen, soweit das irgend ausführbar ist, verbleibe ich Ihr ergebenster, augenblicklich sehr eiliger

Lothar Meyer

[1885] [XII] [v.20], [Graz]

Lieber Freund,

mir (und Leitgeb) erscheint folgender Gang der Dinge für die Senatssitzung am Dienstag als der zweckmäßigste und unter allen Umständen mögliche:

Der Rektor macht Mitteilung von der Audienz, welche er und der Prorektor bei dem Minister gehabt und in welcher sie anläßlich der durch den Besuch des Ministers nahegelegten Entscheidung über das Schicksal des chemischen Instituts an denselben die Bitte richteten, das chemische Institut in seiner einheitlichen Organisation und seinem ungeschmälerten Bestande der Universität zu erhalten, und ersucht um nachträgliche Genehmigung durch den akademischen Senat. Der Senat spricht dem Vorgehen des Rektors und Prorektors gegenüber die vollkommene Billigung aus und beauftragt das Rektorat unter Bezugnahme auf das Senatsvotum vom so und sovielten neuerdings die Bedenken gegen die geplante Teilung des chemischen Instituts hohen Ortes zum Ausdruck zu bringen. –

Ich bitte Sie (wenn Sie, wie ich annehme, mit diesem Plane einverstanden sind) Bischoff, Schlager und Lipp in dem angedeuteten Sinne zu beeinflussen, letzterer (Lipp) müßte den Antrag auf Billigung etc. stellen, da er Mediziner ist.

Ihr Hildebrand

Anmerkung Zur Datierung: Dieses Konvolut – Brief und Strategie-Konzept – ist in die Zeit des Höhepunktes im Grazer Laboratoriumsstreit um den Jahreswechsel 1885/86 einzuordnen, die fragliche Senatssitzung war jene vom 22. 12. 1885, in der exakt und erfolgreich nach dem Schlachtplan Hildebrands vorgegangen wurde. Der erwähnte Sonntag war der 20. 12. 1885.

Anmerkung Fragment eines Konzepts von der Hand Hildebrands:

Erste Frage: Ist eine Unterbringung eines zweiten selbstständigen chemischen Instituts in den bestehenden Gebäuden möglich, der Lokalität nach?

Antwort: Höchstens in den Ebnerschen Räumen und auch dies nur provisorisch, wie denn auch Ebners Institut daselbst nur provisorisch untergebracht ist. Die Zahl der bei Pebal arbeitenden Studierenden nimmt fortwährend zu und schon mußten viele abgewiesen werden, in Ermangelung von Räumen etc., weil Ebners Institut die Reserveräume okkupiert.

Die Räume Ebners passen keinesfalls für ein zweites selbstständiges Institut. Die scheinbare Bescheidenheit des Prof. Maly kann nur aus Unaufrichtigkeit [...] aus dem Gedanken, zunächst einmal Fuss zu fassen, um dann allmählig den Prof. Pebal zu verdrängen.

Zweite Frage: Ist dieselbe wünschenswert?

[Antwort:] Nein; die persönlichen Kollisionen unvermeidlich. Siehe Bonn, Freiburg, Wien. Ein derartiger voraussichtlicher Kampf ums Dasein muß die Wirksamkeit des bisherigen ausschließlichen Leiter des chemischen Unterrichts hemmen und gefährden. Eine derartige Hemmung, Beschränkung, Gefährdung der Wirksamkeit Pebals liegt nicht im Interesse der Universität. Siehe die Briefe über die wissenschaftliche Bedeutung Pebals und der von ihm ausgebildeten Schüler. Und diesem Interesse gegenüber ist der Wunsch, dem Prof. Maly eine Stellung an der Universität zu gewähren und die vorläufige finanzielle Schwierigkeit, dem Prof. Maly ein Institut außerhalb des chemischen Gebäudes der Universität einzuräumen, von untergeordneter Bedeutung.

Dritte Frage: Ist uns dieselbe wünschenswert, die Ernennung Malys zum [...] deshalb, [...] Ernennung deshalb [?] zum Universitätsprofessor wünschenswert?

Antwort: Nein. Denn es liegt überhaupt nicht der mindeste wissenschaftliche Grund vor für die Errichtung einer zweiten selbständigen chemischen Lehrkanzel oder eines zweiten klinischen Instituts an der Universität [vor]. Siehe die Briefe.

[...]heit, als ob immer Konkurrenzierung oder Vermehrung der Vertreter eines Faches im Interesse des Unterrichtes liege. Die Wirksamkeit der [...] [...] der [...] hemmen, statt fördern. Und am allerwenigsten ist Maly der geeignete Mann, um die Wirksamkeit des Prof. Pebal zu ergänzen. Einseitige wissenschaftliche Richtung und Leistungen Malys. Siehe die Briefe.

Drei Privatdozenten bereits für Chemie vorhanden, und zwar für die verschiedenen Seiten derselben. Viel wünschenswerter, daß unter einer einheitlichen Oberleitung die verschiedenen Richtungen der Chemie durch Dozenten und außerordentliche Professoren gepflegt werden und so Schule gemacht wird, als daß der chemische Unterricht durch zwei mit denselben Aufgaben betraute selbständige Ordinarien versehen würde.

Lieber Rollett,

Dienstag ist, wie Sie wissen werden, Senatssitzung. Wenn die drei Mediziner (Lipp, Helly, Blodig) und ferner Schlager für Pebal sind, können wir eine Resolution im Senate durchstehen (mit 8 gegen 6 Stimmen), durch welche der Beschluss der philosophischen Fakultät einigermaßen wenigstens [...]lellisiert wird. Vielleicht wirken Sie auf Schlager und berufen Sie als Mediziner (von den Medizinern muss aus formalen Gründen die Anregung ausgehen!) eine Vorversammlung bei sich ein (Morgen Sonntag!) bestehend aus Leitgeb, Lipp, Schlager und mir, damit wir geschlossen und im Einvernehmen vorgehen.

Ich erwarte Ihre freundl[iche] Antwort

Hildebrand

L.1515 *R.1261

1885 XII 20, Graz

Hochverehrter Herr Kollege!

Da morgen (Montag) wieder Ausschusssitzung des ärztlichen Vereines ist, so möchte ich Sie bitten, uns Ihre Erklärung bezüglich der Annahme der Stelle des Präsidenten des ärztlichen Vereines zu geben. Ich persönlich, und das Gleiche gilt von den anderen Ausschussmitgliedern, möchte lebhaft und aufrichtig wünschen, dass Sie die Stelle annehmen. Vielleicht ist es Ihnen möglich, mir in meine Wohnung (Luegg) bis 18:00 Uhr Antwort zu geben.

Mit herzlichen Grüßen

E. Lipp

Lieber Bruder!

Nimm von uns allen nachträglich die herzlichsten Glückwünsche zu Deinem Geburtstage und vorweg die besten und aufrichtigsten Glückwünsche zum neuen Jahre und augenblicklich den Wunsch von guten und glücklichen Feiertagen entgegen.

Die Kinder belegen ihre aufrichtigen und herzlichen Wünsche für Onkel und Tante durch einige Ergebnisse ihres Fleißes und zwar Octavie mit der Schreibunterlage, Priska mit Lampenschirm und Käppchen für Dich, beide Mäderln mit der Staubtasche [sic] für Gusti.

Ich bitte Dich, auch den Schurz‘ glückliche Feiertage in unserem Namen zu wünschen.

Auguste sagen wir herzlichen Dank für das Croquetspiel, wie werden, wenn die ersten Lerchen schwirren, damit in den Garten gehen, jetzt liegt zu viel Schnee auf den Gefilden von Graz.

Ich habe wieder sehr viel hier durchgemacht. Eine Niederträchtigkeit Malys gegen Pebal. Ersterer möchte Letzteren aus dem neuen Institut hinausdrängen und selbst in dasselbe hinein. Noch ist der Kampf nicht aus. Pebal wurde von seiner Fakultät schmählich im Stiche gelassen. Der Schurke Maly spielt den loyalen Staatsbürger, der dem Staate den Neubau eines chemischen Institutes für die Technik ersparen will, aber um den Preis der Zertrümmerung unseres Universitätslaboratoriums, welches, wie von allen Seiten anerkannt wird, gegenwärtig das erste in der ganzen Welt ist.

Um die Unterschätzung Pebals zu paralysieren und zugleich die maßlose Überschätzung Malys zu korrigieren, musste ich mit aller Welt korrespondieren.

Ob es was genützt haben wird? Noch schwebt über Pebal die drohende Gefahr, dass er sich gezwungen sehen kann, seine Demission anzubieten.

Also schlechte Festtage! Ekel über die Niederträchtigkeit, Gemeinheit, den Eigennutz und die Heuchelei der Menschen erfüllen mich.

Gelegentlich mehr davon. Dein

Alexander

L.1517 *R.1262

1885 XII 23, Wien

Hoch geehrter Herr Kollege!

Ich danke Ihnen bestens für Ihre Zusendung, die mich allerdings überraschte! Wenn ich aber bedenke, dass der Verfasser sich so weit vergisst, mir und meinen Kollegen, die wir nicht nur das Haus in allen seinen Teilen besichtigt, sondern auch die Pläne studiert, ja an einzelnen Stellen die Mauerstärken gemessen haben, vorzuwerfen, wir hätten das Univ[ersitäts]lab[oratorium] gar nicht besucht, so verliert seine Darlegung eigentlich jeden Wert. Dennnoch werde ich dafür sorgen, dass ich in die Lage versetzt werde, mich zu rechtfertigen und danke Ihnen daher nochmals bestens für Ihre Mitteilung.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

Dr. Bauer

L.1518 *R.1263

1885 XII 25, Tübingen

Sehr geehrter, lieber Herr Kollege!

Besten Dank für Ihren gestern eingetroffenen Brief, dessen Inhalt zwar sehr betrübend ist, aber doch noch nicht zum Verzweifeln zwingt. Pebal muss nur den Kopf oben halten. Er darf nicht zurücktreten und würde einen solchen übereilten Schritt schwer zu bereuen haben.

Ihre Ansicht über weiter zu tuende Schritte leuchtet mir vollkommen ein. Ich schreibe gleich an hofmann, um ihn um einen Brief an den Minister zu bitten, und werde, nach dem von Ihnen gegebenen Schema einen Artikel in die Münchener (früher Augsburger) allg[emeine] Zeitung zu bringen suchen. Eine traurige Weihnachtsbescherung!

Können denn Sie nicht veranlassen, dass Ihre med[izinische] Fakultät von sich aus Einspruch beim Minister erhebt gegen die, sie doch auch sehr nahe angehende Zerstörung des chemischen Institutes?

Mit bestem Gruß und dem Motto: Kaltes Blut und feste Hand, Ihr ergebener

Lothar Meyer

L.1519 *R.1264

1885 XII 27, Tübingen

Der Artikel ist soeben „eingeschrieben“ zur Post gekommen. Früher war mir dies leider nicht möglich, da das Weihnachtsfest zu viel Störungen brachte. Wenn die Münchener Allg[emeine] Zeitung ihn aufnimmt, so kann er nicht vor Dienstag erscheinen. Ich habe in einem Begleitbriefe den Redakteur Dr. Otto Braun in München gebeten, ihn auch bald abdrucken zu lassen. Da ich mich auf die aktenmäßig zu beweisenden Tatsachen mit einigen kräftigen, aber nicht injurierenden Bemerkungen beschränkt habe, so hoffe ich, dass die Aufnahme nicht verweigert wird.

Prosit Neujahr! Das uns hoffentlich ein besseres wird als das jetzige. Ihr

Lothar Meyer

L.1520 *R.1265

1885 XII 28, Graz

Lieber Vater und Sohn!

Mit großem Bedauern habe ich erfahren, dass Sie mich besucht haben, während ich nicht zu Hause war.

Das meisterhafte Kunststück habe ich mit großer Freude in Empfang genommen; wie man in so jungen Jahren ohne Frauenhand etwas Derartiges zustande bringt, ist mir ein Rätsel. Ich würde den Besuch alsogleich erwidern, aber ich reise für einige Tage fort und behalte mir wenigstens den Vorsatz des Besuches vor. Mögen alle ägyptischen Pyramiden-Götter Euch auch künftighin vor Phosphor, As etc. schützen und nur die jauchzenden Nachkommen des Apis Euch zum Genusse darbieten!

Quod felix faustumve sit! Euer

O. Rembold

L.1521 *R.1266

1885 XII 31, Graz

Bitte um sicheres Erscheinen zur angegebenen Stunde

Lipp

Anmerkung Die obenstehende Mitteilung an Rollett ist von Lipp an den Kopf des hier nachfolgend abgedruckten Briefes von NN an Lipp geschrieben

Euer Wohlgeboren!

Samstag, 2. Januar 1886, abends 18:00 Uhr, findet in meiner Kanzlei, Mandellstraße 1, I. Stock, eine Sitzung des Bauernverein-Komitees statt, mit der im Sinne unserer gestrigen Besprechung festgestellten Tagesordnung:

„Besprechung mit den in der Sitzung erscheinenden Herren Delegierten des steier[märkischen] Volksbildungs-Vereines.“

Ich erlaube mir nun, an Euer Wohlgeboren das höfliche Ersuchen zu richten, womöglich im Vereine mit Herrn Professor Dr. Rollett in dieser Sitzung erscheinen und uns die Anschauungen des von Ihnen vertretenen Vereines über die Frage der Reorganisierung des Steier[märkischen] Bauernvereines gefälligst bekannt geben zu wollen.

Mit vorzüglicher Hochachtung, Ihr ergebener

[NN]