Briefe 1883

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.1320Karl Blodig jun.Alexander Rollett[1883-1885] [?] [?][?]
L.1321 *R.1100Emil RollettAlexander Rollett1883 I 15Wien
L.1322 *R.1101[Albert] von BrunnAlexander Rollett1883 I 19Göttingen
L.1323Alexander RollettEmil Rollett1883 I 22Graz
L.1324 *R.1102Julius KratterAlexander Rollett1883 II 14Graz
L.1325 *R.1103Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1883 III 3Ajaccio
L.1326 *R.1104Ferdinand KlugAlexander Rollett1883 III 4Klausenburg
L.1327 *R.1105Ewald HeringAlexander Rollett1883 III 8Prag
L.1328 *R.1106Ferdinand KlugAlexander Rollett1883 III 21Klausenburg
L.1329 *R.1107Richard FleischerAlexander Rollett1883 III 26Dresden
L.1330 *R.1108[Rudolf Eduard] KülzAlexander Rollett1883 IV 2Marburg (Hessen)
L.1331 *R.1110Richard FleischerAlexander Rollett1883 IV 25Dresden
L.1332Arnaldo CapraAlexander Rollett1883 V 19Brescia
L.1333 *R.1111Ernst von Fleischl-MarxowAlexander Rollett1883 V 20Wien
L.1334 *R.1112Richard FleischerAlexander Rollett1883 V 23Dresden
L.1335Alexander RollettEmil Rollett1883 V 24Graz
L.1336 *R.1113Emil RollettAlexander Rollett1883 V 25Wien
L.1337Alexander RollettEmil Rollett1883 V 25Graz
L.1338Alexander RollettEmil Rollett1883 V 26Graz
L.1339Alexander RollettEmil Rollett1883 V 27Graz
L.1340 *R.1114Emil RollettAlexander Rollett1883 V 28Wien
L.1341 *R.1115Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1883 V 30Graz
L.1342 *R.1116[NN] PlazerAlexander Rollett1883 V 31Graz
L.1343Alexander RollettEmil Rollett1883 VI 7Graz
L.1344 *R.1117Emil RollettAlexander Rollett1883 VI 10Wien
L.1345 *R.1118Richard FleischerAlexander Rollett1883 VI 16Dresden
L.1346 *R.1119Max GruberAlexander Rollett1883 VI 18Wien
L.1347 *R.1120Max GruberAlexander Rollett1883 VI 23Wien
L.1348 *R.1121Alexander RollettEmil Rollett1883 VI 23Graz
L.1349 *R.1122Hermann Ignaz BidermannAlexander Rollett1883 VI 25Graz
L.1350Alois MüllerAlexander Rollett1883 VI 26Graz
L.1351 *R.1123Ernst von Fleischl-MarxowAlexander Rollett1883 VI 29Wien
L.1352 *R.1124Richard FleischerAlexander Rollett1883 VII 1Dresden
L.1353 *R.1125Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1883 VII 1Kroisbach
L.1354 *R.1126Leopold von PebalAlexander Rollett1883 VII 2[Graz]
L.1355 *R.1127Luigi SeveriniAlexander Rollett1883 VII 2Perugia
L.1356 *R.1128Richard FleischerAlexander Rollett1883 VII 14Dresden
L.1357 *R.1129Julius GlaxAlexander Rollett1883 VII 21Sauerbrunn
L.1358 *R.1130Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1883 VIII 4[Graz]
L.1359 *R.1131Alexander RollettEmil Rollett1883 VIII 13Graz
L.1360 *R.1132Emil RollettAlexander Rollett1883 VIII 14Wien
L.1361 *R.1133Alexander RollettEmil Rollett1883 VIII 17Graz
L.1362 *R.1134Richard FleischerAlexander Rollett1883 VIII 24Dresden
L.1363Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett[1883] VIII 25Kaltenleutgeben
L.1364 *R.1135Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1883 VIII 27[Graz]
L.1365 *R.1136Richard FleischerAlexander Rollett1883 VIII 28Dresden
L.1366Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1883 VIII 29[Kaltenleutgeben]
L.1367Eduard LippAlexander Rollett[1883/1884] [?] [?][Graz]
L.1368 *R.1137R. J. AndersonAlexander Rollett1883 IX 25Belfast
L.1369Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett[1883] IX 28Kaltenleutgeben
L.1370 *R.1138Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1883 X 8Graz
L.1371 *R.1139R. J. AndersonAlexander Rollett1883 X 12Belfast
L.1372Eduard LippAlexander Rollett[1883] X 22Graz
L.1373 *R.1140Richard FleischerAlexander Rollett1883 X 25Dresden
L.1374 *R.1141Albert von EttingshausenAlexander Rollett1883 X 28Wien
L.1375 *R.1142Th. TodeschiniAlexander Rollett1883 XIGraz
L.1376 *R.1143Anton E. SchönbachAlexander Rollett1883 XI 9[Graz]
L.1377 *R.1144Heinrich StreintzAlexander Rollett1883 XI 13Graz
L.1378 *R.1145[NN] PlazerAlexander Rollett1883 XI 19Graz
L.1379 *R.1146Robert von LendenfeldAlexander Rollett1883 XII 6Christchurch
L.1380 *R.1148Alexander RollettEmil Rollett1883 XII 21Graz
L.1381 *R.1149Ernst MachAlexander Rollett1883 XII 23Prag
L.1382 *R.1150Max von KarajanAlexander Rollett1883 XII 24Graz
L.1383 *R.1151Viktor von LangAlexander Rollett1883 XII 26Wien
L.1384 *R.1152Emil RollettAlexander Rollett1883 XII 28Wien

[1883-1885] [?] [?], [?]

Carl Blodig jun. Doktor der gesamten Heilkunde, hat betreffs Prof. Hirschberg den Rat Euer Hochwohlgeboren mit 1000 Dank ausgeführt.

Anmerkung Zur Datierung: Blodig jun. war vom 1. 1. 1883 bis 1885 Assistent an der von seinem Vater geführten Augenklinik der Medizinischen Fakultät.

L.1321 *R.1100

1883 I 15, Wien

Lieber Bruder!

Ich sende Dir zu Deinem 25jährigen Doktorjubiläum meine herzlichsten Glückwünsche und hoffe, dass Dir das künstlerische Angebinde einige Freude macht, da Du, wie ich glaube, noch gar kein Aquarell besitzest. Es ist eine sonnige Waldlichtung in den galizischen Karpaten mit dem Ausblick auf die duftige Lomnitzer Spitze (Nordansicht) von Vater Alt. Nochmals viel Glück, Ehre und Freude wünscht Dir Dein teurer Bruder

Emil

Herzliche Grüße und Küsse an Rosa und die Kinder.

L.1322 *R.1101

1883 I 19, Göttingen

Verehrter Herr Professor!

Von vornherein bitte ich Sie um Verzeihung wegen der nachfolgenden Bitte. Ich habe mich seit einiger Zeit mit Untersuchung der Darmephitelien beschäftigt und mir speziell zuletzt viel Mühe gegeben, die von Prof[essor] von Thanhoffer in Pflügers Archiv, Bd VIII, beschriebenen Bewegungen des Stäbchenbesatzes dieses Epithels zu sehen. Da mir das nicht gelang, wendete ich mich an Herrn von Thanhoffer selbst, indem ich meinte, vielleicht die Operation, welche er empfiehlt, nicht richtig gemacht zu haben. In seiner sehr freundlichen Antwort ermahnte er mich, nur nicht zu schnell die Flinte ins Korn zu werfen, wenn die Sache nicht gehen wollte, und fügte hinzu, „es sei ihm selbst zu seinem größten Bedauern nicht möglich gewesen, Ludwig jene Bewegung zu zeigen, obgleich er in Leipzig 12 operierte Frösche darauf untersucht habe. Bei Rollett in Graz habe er mehr Stücke gehabt“. Da ich mir nun wirklich viel Mühe gegeben und wenigstens 30 Frösche vergeblich untersucht habe, möchte ich Sie, den Professor von Thanhoffer als Zeugen aufruft, recht freundlich bitten, mir mitzuteilen, welchen Eindruck die Ihnen gezeigte Bewegung auf Sie gemacht hat. Es soll ja darin keinerlei Misstrauen gegen jene Angaben liegen, ich möchte nur gern eventuell eine Ermutigung zur Fortsetzung der Untersuchung in dieser Richtung haben – vier Augen sehen ja doch stets mehr als zwei.

Mit bestem Dank im Voraus Ihr ergebener

Dr. von Brunn

Lieber Bruder!

Der 25. Jahrestag meiner Doktorpromotion ist mir Rosa gegenüber vor kurzem einmal entschlüpft, als ich so neugierig war, mein Diplom zu entfalten, um nachzusehen, wie alt mein Doktorhut schon geworden ist. Rosa hatte nun keine Ruhe mehr, mir diesen Tag zu einem festlichen zu gestalten. Sie hielt zwar ihr Versprechen, die Sache an Fremde nicht zu verraten, allein in und durch die Mitteilungen an die Familie wurde das große Geheimnis doch bekannt.

Schon am Samstag, den 20., war bei uns eine kleine Gesellschaft versammelt und zwar die Professoren Zuckerkandl, Zini und Eppinger mit Frau, die Privatdozenten Drasch und Müller mit ihren Frauen.

Wieder hatte niemand eine Ahnung, warum dieser Tag gerade zu einer Gesellschaft gewählt wurde, und dennoch ergriff Dr. Müller plötzlich das Glas und brachte mir zum 25. Jahrestag der Promotion ein Hoch. Ich war etwas verblüfft, alle anderen überrascht, und heute weiß noch niemand, woher der Müller es weiß.

Es war aber dann so fidel, dass Zuckerkandl ausrief: Jetzt sagen Sie mir einmal, ob Sie, seitdem Sie in Graz sind, je so einen fidelen Abend verlebt haben.

Am Sonntag gratulierte mir Octavie in wohl gesetzter Rede als Führerin der Kinder, die mir schöne Arbeiten überreichten. Dann enthüllte mir Rosa den schönen Alt und übergab mir Deinen lieben Brief. Ich danke Dir herzlich für diese schöne Geschenk und werde mich dieses schönen Schmuckes meiner Wohnung gewiss immerdar so herzlich freuen, wie in dem Momente, wo ich den herrlichen Sonnenblick auf die Häuschen in der Waldlichtung und die ernsten Felsenzacken im Hintergrunde zum ersten Male mit dem freudigsten Dankgefühle für Deine brüderliche Freundlichkeit und Liebe betrachtete. Noch muss ich Dir für Deine gütige Mithilfe bei Akquisition des Taschenbesteckes danken, womit mir Rosa eine große Freude machte, da ich mir schon lange ein solches wünschte, aber nie dazu gekommen bin, mir eines anzuschaffen.

Noch fernerer danke ich Dir und allen Lieben in Wien für das Glückwunschtelegramm. Von dem dicken Dr. Mahr, der immer sehr freundlich und aufmerksam gegen mich war, erhielt ich auch eine Karte mit Glückwünschen, welche ich heute beantworten werde. Kann er was? und kannst Du ihn brauchen? Wollte ich Dir über mein Treiben berichten, so müsste ich nur klagen, dass mich die Führung des Dekanates ganz von meinen Arbeiten abzieht, deren eine über den Bau der Muskelfasern ich sehr gerne abschließen würde, wenn ich nur dazu käme. Fertig ist sie eigentlich, aber nur nicht niedergeschrieben.

Rosa und die Kinder befinden sich wohl. Nur zeitweise wird Rosa noch immer von Kopf- und Bauchschmerzen geplagt.

Mit vielen herzlichen Grüßen und wiederholtem besten Dank Dein

Alexander

L.1324 *R.1102

1883 II 14, Graz

Euer Wohlgeboren!

Sie wurden in der Generalversammlung des „Vereines der Ärzte in Steiermark“ in das Komitee zur Beratung des Knappschen Antrages betreffend die Idiotenfragen gewählt und werden freundlichst ersucht, sich zur I. Sitzung desselben Donnerstag, dem 15. d[ieses] M[onats] 19:00 Uhr abends, im Vereinslokale einfinden zu wollen.

Dr. J. Kratter dzt. Schriftführer

L.1325 *R.1103

1883 III 3, Ajaccio

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Nach sechzehntägigem Aufenthalte auf Elba war ich so sehr von den landschaftlichen Schönheiten der Insel entzückt und meine Geduld mit der miserablen Unterkunft so sehr erschöpft, dass ich dem Drängen von Prof. Winternitz nachgab und endlich die Insel verließ. Zur Herstellung der Gesundheit genügt nicht allein gute und warme Luft, auch gutes Essen und eine erträgliche Wohnung ist dazu nötig. – Diese beiden letzeren Dinge liegen in Elba noch im Embryonalzustande, kaum den ersten Tagen der Bebrütung entsprechend. – Dagegen sind die Vegetation und das Klima von Elba geradezu herrlich. – Opuntien, Agaven, Palmen, Lorbeer, Ölbaum, Citissus, Myrthe und eine große Menge anderer immergrüner Pflanzen verleihen der Insel einen stets sommerlichen Anstrich.

Außerdem birgt Elba große Schätze an geologisch und mineralogisch Interessantem. – An der Hand von Dr. Clar, der ein geologischer Fachmann ist, lernte ich Vieles auch in dieser Hinsicht kennen. – Um nicht meinen Aufenthalt für unsere Universität ganz zwecklos zu gestalten, habe ich eine kleine Sammlung von spezifisch elbanischen Mineralien zusammengestellt und dieselbe an Doelter abgesandt.

Elba ist ein wenig außerhalb der großen Touristen- und Handelswege gelegen. – Deshalb mussten wir, Winternitz und ich, nach der Abfahrt von der Insel erst Rom besuchen, dann nach Neapel reisen, und erst hier konnten wir uns zur Ausführung eines Exkursionsplans einschiffen. Clar und Winternitz meinten, es sei nicht zu verachten, längere Zeit auf der See zuzubringen, da die Seeluft hauptsächlich heilend und mildernd auf Bronchialkatarrh einzuwirken geeignet sei. So fuhren wir dann von Neapel nach Palermo und von dort nach Tunis, um da einige Tage zu verweilen. – So angenehm die Fahrt zur See war, so sehr enttäuscht waren wir vom Klima von Tunis. Wenn auch die Temperatur eine ganz angenehme war (12°Minim. – 20°Max. Celsius), so war doch der Wind ganz empfindlich. Die nächste Gelegenheit führte uns daher nach 5tägigem Aufenthalt von Tunis nach Cagliari. – Hier war es schon viel besser. – Hatten wir auf dem Festlande genug der interessanten Dinge gesehen, die spezifisch orientalisch waren, so überraschte es uns, in Cagliari eine ganze Fülle von Überresten aus alter und mittelalter[licher] Zeit zu finden, die unsere Aufmerksamkeit vollauf in Anspruch nahmen.

Seit 14 Tagen bin ich hier in Ajaccio, das Wetter hatte uns bisher sehr begünstigt. Die Lage und das Klima sind geradezu prächtig. Der Aufenthalt im Freien ist beinahe jederzeit möglich, erst gegen 21:00 Uhr des Abends fällt die Temperatur und auch nur dann, wenn gerade Nordwind weht. – Ich gedenke bis Ende März hier zu verweilen und hoffe, bis dahin mit meinem Katarrh fertig zu werden. – Es wäre mir sehr erwünscht zu erfahren, wann etwa das Sommersemester beginnen muss. Meiner Ansicht nach dürfte die Mehrzahl der Professoren um den 9. April mit den Vorlesungen beginnen. Um diesen Zeitpunkt dürfte ich schon zurückgekehrt sein.

Ich danke Ihnen herzlichst für die Mitteilung hinsichtlich meines Urlaubes, die ich durch meinen Vater schon auf Elba erhielt. – Meine Institutsangelegenheit dürfte noch im ministeriellen Stadium sich befinden. – Ich werde mir erlauben, nächstens Interessanteres zu schreiben und bleibe bis dahin, mich Ihnen und Ihrer werten Frau Gemahlin empfehlend, Ihr ergebenster dankbarer Schüler

Klemensiewicz

L.1326 *R.1104

1883 III 4, Klausenburg

Sehr geehrter Herr Kollege!

Die Einrichtungen und das Pauschale meines Institutes hier sind so gering, dass ich nur schwer über die notwendigsten Mittel für Unterricht und Forschung verfüge. Ich wünsche daher, bei unserer hohen Regierung um Abhilfe einzukommen. Um meinem Gesuche den Erfolg besser zu sichern, ersuche ich Sie um die Güte, mir in wenigen Worten zu berichten, wie viel Assistenten, Laboranten und Diener bei Ihrem Institute angestellt sind und wie viel das jährliche Pauschale des Institutes beträgt. Ich würde dann mit Ihrer Erlaubnis Ihr wertes Schreiben meinem Gesuche beischließen.

Für Ihre freundliche Antwort im Vorhinein bestens dankend, bin ich hochachtungsvollst Ihr ergebenster

Ferd. Klug

L.1327 *R.1105

1883 III 8, Prag

Hochgeehrter Herr Kollege,

bei mir ist die Stelle eines zweiten Assistenten erledigt, und es gibt hier keinen geeigneten Bewerber. Haben Sie vielleicht in Graz einen solchen? Diesenfalls würden Sie mich sehr

verbinden, wenn Sie denselben aufmerksam machen wollten. Ich lege besonderes Gewicht auf gründliche Ausbildung in der Mikroskopie und physiol[ogischen] Chemie.

Mit herzlichem Gruß Ihr aufrichtig ergebener

E. Hering

L.1328 *R.1106

1883 III 21, Klausenburg

Hochverehrter Herr Kollege!

Für Ihre freundlichen Mitteilungen danke ich Ihnen bestens, ich hoffe doch, mit solchen Belegen in der Hand meine Dotation von 500 fl, mit der absolut nicht auszukommen ist, baldigst erhöht zu sehen. Ihr wertes Schreiben traf mich eben beim Lesen der Studien etc. von Herrn C. Laker, die ich gestern erhalten habe und für deren Zusendung ich hiemit schönstens danke.

Mich Ihnen noch bestens empfehlend, bin ich Ihr hochachtungsvoll ergebenster

Ferd. Klug

L.1329 *R.1107

1883 III 26, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Mir wäre es sehr erfreulich, wenn Ihnen die Ferien die Muße für eine neue Abhandlung für die Deutsche Revue geben würde.

Ihre gütigen Mitteilungen erwartend, grüßt Sie bestens Ihr Sie hoch verehrender

Richard Fleischer
(Deutsche Revue)
Reichs-Straße 2

L.1330 *R.1108

1883 IV 2, Marburg (Hessen)

Verehrter Herr Kollege!

Da ich mit dem Programm für einen Neubau beschäftigt bin, so würden Sie mich zu großem Danke verpflichten, wenn Sie mir recht bald mitteilen wollten, ob Sie und Hofmann in Ihren Instituten Dienstwohnungen haben. Mit vorzüglicher Hochachtung und kollegialem Gruße Ihr ergebenster

Külz

L.1331 *R.1110

1883 IV 25, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Sehr dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie nach so langer Pause uns gütigst bis spätestens Anfang August einen neuen Artikel für die Revue zukommen lassen könnten.

Mit der Bitte um eine gef[ällige] Mitteilung, Ihr Sie hochverehrender

Richard Fleischer
Reich-Straße 2

Illustre Signore!

Quantunque mi rincresca molto a doverle recare dell’incomodo, sono costretto ed rivolgermi direttamente a Lei non avendo qui in Gratz, alcuna persona conoscente cui possa rivolgermi per avere le informazione [sic] che mi sono piu che necessarie, indispensabili. Confido pertanto nella cortesia di S[ua] S[ignoria] Illustrissima, per avere una risposta.

È mio desiderio percorrere gli studi di medicina presso la facoltà medica di questa università, perciò mi occorrerebbero le seguenti informazioni:

  1. Posso io, presentando l’attestato d’aver superato l’esame di Licenzia Liceale (equivalente al maturitätprüfung) essere ammesso al primo corso di questa facoltà?
  2. A quanto sale la spesa per la ammissione od immatriculazione?
  3. A quanto salgono le spese semestre per semestre – siccome forse, come in Germania ed in Svizzera le materie d’insegnamento sarrano distribuite per Colleggi, quanto costa per semestre ciascun collegio, e quanto si paga ordinariamente frequentando solo le lezioni obbligatorie
  4. Dopo quanti anni si consegue la Laurea (staatsexamen)
  5. Quanto costa l’esame di Laurea
  6. Che esami si fanno durante i corsi e quanto costano questi esami
  7. Le spese semestrali si pagno al principio d’ogni semestri?
    Vorrei anche pregare la S[ua] S[ignoria] Ill[ustrissima] se avesse la bonta di spedirmi una copia del Regolamento della facoltà medica.

Ecco, illustre signore, quanto desidero sapere dalla bonta di Lei! Le cheido scusa nello stesso tempo dell’incomodo, facendole caldissima preghiesa di voler dare evasione a queste mie domande e accolga intanto i sensi della mia piu profonda, e mi veda di S[ua] S[ignoria] Ill[llustrissima] devotissimo (?)

Capra Arnaldo
Via S. Martino 705.

Verehrtester Herr Professor!

Ich hatte leider heute Vorlesung und habe dadurch Ihren freundlichen Besuch versäumt. Morgen bin ich den ganzen Tag zu Hause, habe nur von 17:00–18:00 [Uhr] Kollegium, wäre sehr froh, wenn Sie kämen. Wenn es mir nicht unmöglich wäre, würde ich Sie natürlich aufsuchen.

Ihr ergebenster

Ernst Fleischl

L.1334 *R.1112

1883 V 23, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Sehr freuen würde es mich, von Ihnen für die Deutsche Revue einen neuen allgemein interessierenden Artikel im Laufe des Sommers zu erhalten.

Ihre gef[älligen] Mitteilungen erwartend, bin ich mit größter Hochachtung Ihr ergebener

Chef-Redakteur der Deutschen Revue
Richard Fleischer
Reich-Straße 2

Ist Herr Prof. Dr. Klemensiewicz zurückgekehrt?

Lieber Bruder!

Du wirst beim Empfang dieses Briefes denken, dass er mich melden soll zu meinem jährlich wiederkehrenden Besuch, das ist aber leider nicht der Fall. Zwar habe ich bis jetzt noch keine offizielle Absage nach Wien gerichtet, es ist mir aber schon völlig klar, dass ich am Sonntag nicht, wie ich sollte, nach Wien reisen kann. Die Veranlassung dazu ist eine für mich sehr traurige. Unsere liebe gute Octavie ist leidend, gebe Gott, dass es in geringerem Grade der Fall ist, als mir mein tief bekümmertes Vaterherz in den sorgenvollen Stunden, die ich jetzt durchlebe, zuflüstert. Höre! Octavie war bis Samstag, den 19. dieses Monats, früh morgens frisch und gesund, vom besten Aussehen und nichts deutete darauf hin, dass wir sozusagen in den nächsten Augenblicken wahrhaft schreckliche Stunden mit ihr zu durchleben haben werden.

Freitag machten wir noch einen längeren Spaziergang, die Nacht von Freitag auf Samstag schlief Octavie vortrefflich. Samstag beim Aufstehen und Baden scherzte sie in der übermütigsten Weise, dann ging sie zum Frühstück und nahm dasselbe mit Appetit. Nach dem Frühstück hatte sie einen ganz respektablen geformten Stuhl, wie alle Tage vorher.

Das war etwa um 1/2 9 Uhr. Als ich um 1/2 10 Uhr aus meiner Dekanatsstunde heimkehrte, fand ich Octavie auf dem Diwan liegend und Mama sagte mir, Octavie klagt über Bauchweh. Ich bemerkte, dass das Kind schlecht aussah, wie jemand, den eine Übligkeit befällt. In der Tat stellte sich bald Erbrechen ein. Das Erbrochene bestand aus Klumpen geronnener Milch. Nach einiger Zeit folgte neues Erbrechen von flüssiger Masse von galliger Farbe und nun wiederholte sich das Erbrechen oft und zwar wurde reine gelb gefärbte Galle erbrochen. Ich schickte nach Zini, welcher Eispillen mit Tropfen von Aqua laurocerasi [?] verordnete. Trotzdem wurde aber von Samstagmittag bis Sonntag, den 20., Mittag zwölfmal erbrochen.

Samstagabend, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, Sonntag morgens und mittags tritt dann unter herzzerreißendem Wehgeschrei der armen kleinen Patientin furchtbare Kolik auf. Die Hände und Füße wurden eiskalt. Wir brachten warme Tücher auf dem Bauch, ohne viel Erfolg. Zufällig hatte ich gerade während des 1. Anfalles das von Zini verordnete warme Kamillen-Klistier appliziert und dadurch eine rasche Erleichterung herbeigeführt. Ich tat das dann bei jedem neuen Anfalle mit demselben Erfolg. Da von Sonntagmittag bis Abend kein Erbrechen mehr aufgetreten war, glaubten wir, wenigstens den Brechreiz bekämpft zu haben, allein in der Nacht von Sonntag auf Montag trat abermals Erbrechen auf, jetzt wurde aber keine Galle mehr erbrochen, sondern grauer Schleim. Wegen des Brechreizes scheute sich Zini am Sonntag, ein Abführmittel zu geben, nur ein Brausepulver ließ er am Sonntag Nachmittag verabreichen, in der Hoffnung, dass dieses eine Entleerung herbeiführen würde. Es war nämlich trotz der Koliken und Klistiere keine Darmentleerung eingetreten und das änderte sich bis Montag morgens nicht. Am Montag verordnete Zini Rizinusöl. Wir ließen eine Orangenschnitte vorkauen, dann bekam Octavie einen Kinderlöffel voll Rizinusöl mit 2 Tropfen Minzenöl, und wurde wieder eine Orangenschnitte gekaut. Das Medikament wurde behalten und es erfolgte am Montagnachmittag wieder unter riesigen Kolikschmerzen eine dreimalige Entleerung bestehend aus gallig gefärbter Flüssigkeit, dem Öle und etwa drei größeren (haselnußgroßen) und ganz kleinen vereinzelten Kotpartikelchen. Nichtsdestoweniger traten in der Nacht von Montag auf Dienstag und Dienstag morgens und den Tag über immer wieder etwa 5 Kolikanfälle auf, ich musste immer warm klistieren, worauf eine Erleichterung eintrat und die Klistiere zwar mit sehr stinkenden Gasen, aber ohne Kotentleerung abgingen.

Während dieser Tage war immer leichtes Fieber 38.1 Temperatur, 108-112 Puls vorhanden.

Endlich folgte, nachdem Dienstag Abend der letzte Kolikanfall aufgetreten war, von Dienstag auf Mittwoch eine ruhigere Nacht. Octavie schlief stundenlang. Als sie nach mehrfach unterbrochenem Schlaf am Mittwoch 1/2 5 Uhr erwachte, fand ich die Temperaturen normal und während Octavie bisher alle Nahrungsaufnahme verweigerte (es wurden ihr nur Tee angebotenen) und nur Wasser oder Sodawasser trinken wollte und an einem nahezu unstillbaren Durst durch Tag und Nacht litt, verlangte sie nun selbst Tee zum Frühstück und hatte kein Verlangen nach Wasser. Wir reichten ihr eine kleine Menge gezuckerten Tee mit etwas Rum. Bald darauf kam aber wieder ein furchtbarer Kolikanfall. Ich klistierte wieder und schuf so Erleichterung.

Während der Pausen zwischen den beschriebenen Koliken war der Bauch immer empfindlich gegen Druck und Berührung und schon Montag machte ich Zini aufmerksam, dass Octavie über einen fixen Schmerz in der rechten Seite klage und dass sie angibt, nur auf der rechten Seite (auf der schmerzhaften), nicht auf der linken Seite liegen zu können. Zini beruhigte mich und sagte, er hätte in der Iliocoecalgegend sehr stark drücken können. Mittwoch früh machte ich ihn aber, da mich die Angaben Octavies nicht ruhen ließen, darauf aufmerksam, dass rechts vom Nabel, etwa einen Zoll unterhalb des Nabels und eineinhalb Zoll rechts vom Nabel eine vermehrte Resistenz zu spüren sei und dass das der Punkt ist, wo Octavie am allerempfindlichsten ist.

Jetzt fühlte er das auch. Er meinte nun, man solle noch einmal Rizinusöl geben, aber nur die Hälfte der früheren Dosis. Zufällig sah ich Rembold bald darauf am Mittwochvormittag. Ich fragte ihn, ob er unter den besagten Umständen diese Therapie geraten finde. Er meinte ja. Es wurde ihr also das Rizinusöl gegeben. Mittwoch Nachmittag erfolgten unter heftigen Schmerzen 3 Entleerungen, Galle, Schleim, Spuren von Fäkalmasse, alle sehr klein. Fieber trat nicht mehr auf, im Gegenteile: Octavie wurde heiter und gesprächig und verlangte abends wieder nach Tee. Wir reichten ihr wenig und es folgte eine sehr ruhige Nacht. Octavie schlief um 9 Uhr ein, erwachte um 12 Uhr, schlief bald wieder ein, erwachte um 4 Uhr schlief darauf wieder bis 6 Uhr, um diese Zeit erwachend verlangte sie wieder nach Tee. Er wurde ihr gereicht, sie nahm ihn mit großem Appetit und ein kleines Stückchen Zwieback dazu. Heute war auch der ganze Vormittag ruhig. Der Bauch morgens, als Zini hier war, und auch die übrige Zeit viel weniger empfindlich, Octavie änderte die Lage und konnte auf beiden Seiten liegen. Mittags erhielt sie eine Tasse Reisschleim. So ging es bis 7 Uhr abends. Da fing sie aber wieder über Bauchschmerzen zu klagen an. Ich untersuchte den Bauch und fand ihn wieder sehr empfindlich, die Stelle, welche dem Colon ascendens entspricht, wieder sehr empfindlich und entschieden härter, auch die Temperatur scheint mir jetzt 3/4 8 Uhr etwas vermehrt und Octavie verlangt wieder zu trinken.

Ich muss schließen. Was ist es?

Zini ließ sich anfangs nicht ausreden, es müsse eine Intoxikation stattgefunden haben. Wie aber? Octavie hat keine Faser, keinen Tropfen, kein Molekül genossen, was nicht auch Erwin, Humbert und Priska erhalten und ich und Mama gegessen hätten.

Jetzt freilich macht er ein anderes Gesicht, seit die Stelle des fixen Schmerzes aufgefunden ist. Was ist es aber damit?

Leichte Pericolitis, lokale Schwellung der Darmschleimhaut, nicht bedenklich? Es müssten, wenn das Peritoneum affiziert wäre, ganz andere Erscheinungen vorhanden sein! Solche vage Ausdrücke sind alles, was ich erfahre.

Ich konnte nun nimmer ruhen und musste Dir schreiben, ich bin tief bekümmert und bitte Dich um baldige Antwort. Ich werde Dir sehr bald wieder schreiben. Dein

Alexander

L.1336 *R.1113

1883 V 25, Wien

Lieber Bruder!

Mit größtem Bedauern lese ich Dein Schreiben und die darin erzählte Leidensgeschichte der kleinen Octavie. Ich kann mir nichts anderes denken, als dass das Kind eine Typhlitis und Perityphlitis aquirierte, sei es durch den Reiz angestauter Fäkalmassen oder eines besonders harten oder spitzen Bestandteils derselben (Obstkern). Vielleicht sind auch Fäces in den Wurmfortsatz gelangt, was ja so häufig heftige Kolikschmerzen und daher Entzündungen desselben und der Gegend des Dünndarms zur Folge hat. Hoffentlich wird die Erkrankung, wie in den meisten Fällen meiner Beobachtung, bald wieder glücklich vorübergehen. Die eingehaltene Therapie war, meine ich, ganz zweckmäßig. Nur muss man mit Abführmitteln das richtige Maß einhalten, eher können Klistiere längere Zeit, ohne zu schaden, appliziert werden. Die schmerzhafte resistente Stelle in der Gegend des Dünndarms ist oft durch Exudat und nicht immer durch angesammelte Fäces bedingt. Feuchtwarme Umschläge leisten in solchen Fällen oft sehr gute Dienste; auch Einreibungen mit Jodoformsalbe.

Es wäre doch doppelt bedauerlich, wenn Dich die Krankheit Octavies abhalten würde, den einzigen Besuch im Jahre, mit welchem Du uns erfreust, diesmal unterlassen zu müssen. Noch will ich hoffen, dass es bald so gut geht, dass Du beruhigt von Graz abkommen kannst. Ich bin sehr begierig auf Dein nächstes Schreiben.

Mit herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Deine gewiss auch sehr bekümmerte Rosa und die Kinder, sende ich an die kleine Kranke noch ein ganz besonders warmes Heilungs- und Genesungsbusserl, Dein treuer Bruder

Emil

Lieber Bruder!

Da ich Dich einmal von Octaviens Zustand unterrichtet habe, fühle ich mich gedrungen, Dir wieder Nachricht zu geben. Es ist 1/2 7 Uhr Abend, während ich schreibe.

Gestern schlief Octavie um 1/2 9 Uhr ein und hat die Nacht über mit zweimaliger Unterbrechung, während welcher sie sich über Stechen im Bauche beklagte, ruhig geschlafen bis 6 Uhr. Um halb 7 Uhr morgens nahm sie gierig Tee mit Milch. Ich untersuchte den Bauch und fand an der besagten Stelle dieselbe Härte wie gestern. Es schien mir aber diese Stelle sowohl als auch der übrige Bauch weniger empfindlich. Die Nahrung verursachte leichte Schmerzen, die aber wieder aufhörten nach Abgang einiger sehr stinkender Flatulenzen. Der Nachmittag verlief, abgerechnet einige kurze Perioden, wo sie über Stechen im Bauche klagte, ruhig. Octavie ist fieberfrei, der Durst ist ganz mäßig. Puls und Temperatur kaum erhöht. Häufiges Gähnen, sonst heitere Stimmung. Die gute alte [sic] spielt mit Nähblättern, die sie ordnet und sieht Bilderbücher an.

Um 12 Uhr kam Zini, er untersuchte den Bauch, jetzt war Octavie wieder empfindlicher, auch Zini fand Umfang und Resistenz der Geschwulst unverändert. Er verordnete Priesnitz-Umschläge Temperatur 15°R über den Bauch, welche früher der Koliken wegen nicht vertragen wurden. Sie bekommt dieselben jetzt vom 15 zu 15 Min[uten] erneut und verträgt sie sehr gut, ja sie verlangt danach, sie will überhaupt den Bauch immer kühl haben und will sich darum auch nicht zudecken lassen, weil ihr sonst, wie sie angibt, zu heiß wird.

Zini verordnete auch, da Octavie seit Mittwoch keine Entleerung hatte, ein Klistier und, wenn das nichts wirken sollte, abermals Rizinusöl. Bald nachdem Zini fort war, verlangte aber Octavie auf den Topf und setzte ohne viele Beschwerden etwa vier Esslöffel voll breiigen dunkelbraunen Stuhl ab. Darin war nichts Festes, nicht die Spur alten Kotes und nichts Unverdautes. Mit dem Stuhl gingen wieder sehr stinkende Flatulenzen ab. Sie bekam dann wieder wenig Tee mit Milch, da sie über Hunger klagte. Schleimsuppe, die ihr angeboten wurde, refüsierte sie. Auch der Nachmittag bis jetzt ist ruhig verlaufen, nur vorübergehend klagte sie über Stechen im Bauche. An der Geschwulst ist auch jetzt nichts geändert.

Mit Zini habe ich heute lange alle Möglichkeiten erwogen, er bleibt bei Colitis und Pericolitis am Colon ascendens. Typhlitis und Perityphlitis sei ausgeschlossen, da man über der Iliocoecalgegend fest drücken kann, ohne Schmerzen zu erregen oder eine vermehrte Resistenz zu fühlen.

Im Fortgehen äußerte er so nebenhin, fragen Sie auch Rembold, was er dazu sagt, eigentümlich ist die Geschichte jedenfalls. Ich hoffe aber, dass Du meinen gestrigen Brief bald beantworten wirst und möchte Deine Antwort abwarten. Die Behandlung kann doch nur eine symptomatische sein. Die Diagnose kann doch nur für die Prognose in Betracht kommen, und da habe ich eine furchtbare innere Angst, die ich jetzt mit mir herumschleppe. Auch von der Applikationen von Blutegeln hat Zini so obenhin gesprochen, er scheint sich aber selber nichts davon zu versprechen und hat die Sache wieder fallen gelassen.

Mit vielen Grüßen Dein bekümmerter

Alexander

Lieber Bruder!

Die vorausgegangene Nacht verbrachte Octavie etwas unruhiger. Sie klagte über Hitze und Schmerzen im Bauch. Morgens um 6 Uhr bestimmte ich 38,5 Temperatur und 110 Puls. Es war also geringes Fieber wieder eingetreten, nichtsdestoweniger klagte Octavie über großen Hunger. Wir gaben ihr Tee mit wenig Milch. Sie schlief dann ein wenig. Beim Erwachen klagte sie wieder über Bauchschmerzen und verlangte den Topf. Sie setzte dann einen kleinen, aber geformten, jedoch durchaus gleichmäßigen leicht verreiblichen Stuhl ab. Darauf wurde sie für kurze Zeit schmerzfrei. Bald trat aber wieder sehr heftiger Schmerz im Bauche auf, und über unsere Aufforderung zu versuchen, ob nicht Winde heraus gelassen werden könnten, verlangte sie abermals den Topf und setzte jetzt diarrhöische, gallig gefärbte dünnflüssigen Masse mit glasigen Schleimklumpen ab. Bald nach dieser Expedition wurde sie schmerzfrei und blieb es den Tag über bis Abend, wo ich diesen Brief schreibe. Zini war über die spontanen Entleerungen sehr erfreut.

Die Priesnitz-Umschläge, welche sie seit gestern erhält, verträgt sie gut, wir wechseln alle Viertelstunden. Die Geschwulst ist aber unverändert und noch immer sehr empfindlich gegen Berührung und Druck.

Mittags verlangte Octavie wieder mit großer Entschiedenheit zu essen. Wir gaben ihr Schleimsuppe, welche sie mit großem Appetit verschlang. Um 4 Uhr mussten wir ihr Tee mit etwas Milch geben. Sie gähnte immerfort und klagte über großen Hunger. Die Temperatur ist jetzt gesunken, das Kind ist heiter und gesprächig. Sie beschwert sich nur über Kitzeln in der Nase und schneuzt viel. Ich fürchte, sie bekommt in Folge der Priesnitz-Umschläge Schnupfen.

Zini, der heute seine Diagnose Colitis und Pericolitis des Colon ascendens in der Nähe des Coecum, also von Typhlitis und Perityphlitis nicht viel verschieden, bekräftigte, ist aber sehr für antiphlogistisches Verfahren, öfter Wechsel und allmähliges Heruntergehen mit der Temperatur der Priesnitz-Umschläge.

Die Veranlassung zu Octaviens Erkrankung ist und bleibt rätselhaft. Aller Kot, der mit Klistieren und Abführmittel entfernt werden konnte, enthielt drei haselnussgroße Scybala, sonst flüssige Masse und war alles in allem nicht einmal die Hälfte eines normalen Stuhles. Vom Kernschlucken kann keine Rede sein, denn 1. haben wir geraume Zeit vor Octaviens Erkrankung nichts gegessen, wo ein Kern drinnen war. Obst mit Kernen gibt es ja jetzt nicht und wenn wir ein Kompott haben, so bekommen die Kinder nach alter Gewohnheit bei uns nur eine Partie, aus welcher ich eigenhändig alle Kerne entfernt habe.

An Arneth habe ich gestern geschrieben und mich für die Einladung zu Soupé und Bankett bedankt und zugleich beides abgelehnt, außerdem bemerkt, dass ich noch nicht wisse, ob ich zu der Sitzung nach Wien kommen könne. Sollte dies möglich sein, dann würde ich erst zur Sitzung am Dienstag und zur feierlichen am Mittwoch erscheinen und unmittelbar nach der feierlichen wieder nach Graz reisen. Für Montag, den 28., habe ich mich unter allen Umständen entschuldigt.

Ich habe mir so mein Handeln offen gehalten, obwohl ich nach dem heutigen Stande der Dinge sehr geringe Hoffnung habe, dass ich, wenn auch nur für 48 Stunden, von hier abkommen kann.

Mir macht mein herziges kleines Weiberl noch immer die größte Sorge Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Ich rapportiere Dir wieder über das Befinden Octavies, weil ich noch immer Angst erfüllt über den Zustand des Kindes bin und Du vielleicht durch meine Berichte doch Dich und mich etwas mehr ins Klare bringen kannst. Die vorige Nacht schlief Octavia sehr unruhig mit vielen Unterbrechungen, sie klagte über große Hitze und verlangte oft zu trinken. In der Tat fühlte sich der Körper, besonders der Bauch, sehr heiß an. Ich wechselte fortwährend Priesnitz-Umschläge auch in der Nacht, was dem Kinde sehr angenehm war und wonach es selbst fortwährend verlangte.

Um 8 Uhr bestimmte ich die Temperatur in der Achselhöhle und fand 39,2.

Um 9 Uhr, wo wir anderen gefrühstückt hatten, wurde Octavie etwas teilnehmender, Milch und Tee wurden refüsiert. Um 10 Uhr fand ich 38,5 Temperatur. Von dieser Zeit an kamen flüchtige Schmerzen im Bauch, über welche Octavie heftig klagte, und man hörte Gurren im Bauche; war so ein Anfall vorüber, trat wieder heitere Stimmung ein. Um 12 Uhr bestimmte ich, nachdem kurz zuvor ein Schmerzanfall erfolgt war, 38,9 Temperatur. Nach 12 Uhr schlief Octavie ein und erwachte erst gegen 2 Uhr, zu welcher Zeit Zini kam. In seiner Gegenwart hatte Octavia den intensivsten Kolikanfall, der nachließ, als einige Winde abgegangen waren.

Da ich Zini meine Temperaturmessungen mitteilte, meinte er, man müsse jetzt ein Antipyreticum geben. Er verordnete:

Aqua chamomil menth.p. 10.0
Font. dest.30.0
Syrup. cort. an.10.0
Natri salicyl.2.0
D.S. 2-stündlich 1 Kinderlöffel voll

Bald nachdem Zini weg war, erfolgte spontan eine Stuhlentleerung, geformt (kleine Würstchen), alles verdaut entsprechend dem gestrigen Milch-, Tee-, Suppengenuss, nichts Altes darin.

Nach der Stuhlentleerung große Mattigkeit. Bald sank die Temperatur, um 3 Uhr verlangte Octavie zu essen, sie trank eine kleine Tasse Suppe mit großem Appetit, um 4 Uhr klagte sie wieder über großen Hunger, Mama bot ihr Tee mit Milch an, sie äußerte nein, das mag ich nicht mehr, ich möchte etwas ordentliches zu essen, wie ihr. Als man ihr vorstellte, dass das nicht gehe, nahm sie Tee mit Milch und eine Spalte Zwieback mit ungeheurem Appetit. Ich hatte ihr bis dahin noch nichts vom salicyls[auren] Natron gegeben. Um 5 Uhr wollte ich ihr den ersten Löffel voll geben; ich bestimmte aber noch vorher die Temperatur und fand sie 37,6. Octavie sitzt im Bette, will die anderen Kinder bei sich und Mama muss ihr Puppen kostümieren, kurz, als ob ihr gar nichts fehlen würde.

Ich gab ihr also auch nichts von dem salicylsauren Natron und werde warten, bis Zini wiederkommt. Es ist jetzt gerade 6 Uhr Abend und Zini, der heute Octavie so leidend sah, versprach, um 6–7 Uhr noch einmal zu kommen. Auch heute äußerte er wieder, „zeigen Sie Ihre Kleine auch noch Rembold, obwohl ich überzeugt bin, dass meine Diagnose die richtige ist.“

Soeben 6 Uhr 10 Minuten holt man mich, Octavie geht auf den Topf. Sie entleerte hellen Urin zuerst und gleich darauf ohne alle Kolik oder andere Beschwerden einen weichen Stuhl mit ein paar bohnengroßen geformten braunen Massen und einigen weißen Klümpchen geronnener Milch.

Die Geschwulst, welche ich Dir an einer soeben auf Octavies Bauch abgezeichnete Skizze klarzumachen suche, hat sich wenig verändert, scheint mir nur etwas weniger resistent, beim Druck ist sie noch sehr empfindlich.

Marker

Die zwei stärker roten Punkte in der Geschwulst werden von Octavie selbst als die bei dem Berühren schmerzhaftesten angegeben.

Dass ich bei solchem Stand der Dinge nicht nach Wien gehe, wirst du begreifen. Grüße alle

Dein Alexander

L.1340 *R.1114

1883 V 28, Wien

Lieber Bruder!

Ich sehe schon, dass wir uns auf das Unvermeidliche fügen und diesmal auf Deinen Besuch in Wien verzichten müssen. Umso mehr hoffen wir, Dich später, etwa in den Ferien, bei uns zu haben. Gebe Gott, dass der Zustand Octavies bald so weit gebessert ist, um Euch keine Besorgnis mehr zu veranlassen. Ohne Zweifel ist die Krankheit der Kleinen ein Entzündungsprozess in und um den Dickdarm, ob Colitis oder Typhlitis ist ja ziemlich gleichgültig. Von großer Wichtigkeit und sehr befriedigend ist es, dass Entleerungen selbst spontan erfolgen, weil dadurch andere schwerere Prozesse z.B. Invagination in hohem Grade unwahrscheinlich werden. Ich denke, die ganze Krankheit wird in ein paar Wochen spurlos verschwunden und Octavie wieder frisch und munter sein. Ich bitte Dich, mir bald wieder Nachricht über den Gang der Krankheit zu geben.

Heute war ich in Audienz beim Kaiser behufs Danksagung wegen der dem Sophien-Spitale aus der Staatswohltätigkeitslotterie zugewendeten 40.000 fl, unlängst aus gleichem Anlasse beim Minister Taaffe. Im Audienzsaale in der Burg traf ich Mascinsky, der Johanna und die Kinder nach Baden gebracht hat, weil er auf eine noch elendere Station in Galizien übersiedeln muss. Wahrscheinlich aber nur für kurze Zeit. Ich bin auf Suche nach einer Wohnung, um für mein enges und finsteres Speise- und Schlafzimmer einen besseren Ersatz zu finden und die Möglichkeit zu schaffen, wenigstens eine Badewanne unterbringen zu können.

Mit herzlichen Grüßen an Dich, Rosa und die Kinder und besonders an die kleine Dulderin, Dein

Emil

Verehrtester Herr Regierungsrat!

In Ihrer Abwesenheit ist, wie Sie vorhergesehen haben, nichts Besonderes vorgekommen. Ich habe die Schlüssel nicht gesendet, sondern bin Donnerstag jedenfalls im Dekanate, entweder um Sie dort zu erwarten, oder, falls Sie von der Nachfahrt ermüdet sein sollten, Sie zu vertreten. Im letzteren Falle – wenn Sie Donnerstag nicht ins Dekanat kämen – sende ich Ihnen dann mittags die Schlüssel zurück.

Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

K. B. Hofmann

L.1342 *R.1116

1883 V 31, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

Ich danke verbindlichst für das Injektions-Etui, welches mir sehr gute Dienste leistete und stelle es beifolgend zurück. Mit Tubus ohne Hahn ist es recht misslich zu arbeiten.

Es zeichnet sich hochachtungsvoll Ihr ganz ergebener

Plazer […] Sk.

Lieber Bruder!

Nur die vielen Arbeiten, die ich hier bei meiner Rückkehr vorfand, sind die Ursache, dass ich Dir nicht schon früher geschrieben habe. Octaviens Rekonvaleszenz machte ganz regelmäßige Fortschritte. Sie isst nun schon wieder in ganz gewohnter Weise. Sie ist aber sehr mager geworden, da sie ja von Haus aus schlank gebaut ist, auch sieht sie noch etwas bleich aus. Wir hoffen aber nun, dass wir sie auch bald wieder auf einen guten Ernährungszustand bringen werden. Eine Geschichte ist freilich etwas fatal, sie neigt nun fortwährend zu Verstopfung, hat immer harte Stühle, und ich musste sie schon wiederholt klistieren oder ihr Stuhlzäpfchen applizieren. Wie glaubst Du, dass man diese Neigung zu harten Stühlen innerlich bekämpfen könnte. Zini äußerte bei seinem letzten Besuche, den er am Tage meiner Ankunft in Graz machte, dass wir Octavie, wenn sie mit ihren Stühlen nicht in Ordnung wäre, hie und da einen kleine Dosis Rizinusöl geben sollen, bisher habe ich davon keinen Gebrauch gemacht. Würde nicht etwa leichter gezuckerter St. Germaintee mehr zu empfehlen sein?

Wir sehen auch darauf, dass Octavie Spinat, Salate und anderes Gemüse oder etwas Kompott, gedünstete Kirschen etc. mit den Speisen genießt, allein alle diese Nahrungsmittel haben auf die Konsistenz ihrer Stühle keinen besonderen Einfluss, diese bleiben immer hart. Vielleicht weißt Du uns hier einen guten Rat zu geben. Ich bitte darum.

Als Kuriosum teile ich Dir mit, dass vor einiger Zeit bei einem Rigorosum sich Eppinger nach Octavie erkundigte, da er von ihrer Erkrankung hörte. Ich sagte ihm, dass Octavie eine Perityphlitis hatte und erzählte ihm den Fall. Eppinger sagte und das ist das kuriose: lassen Sie sich nicht auslachen! Eine Perityphlitis und Typhlitis gibt es nicht. Ich habe schon viele Fälle, welche die Ärzte so genannt haben, seziert und immer nichts anderes gefunden als Invagination. Das Entstehen, der Verlauf und die Erscheinungen bei Ihrer Kleinen lassen mich gar nicht zweifeln, dass es sich dabei um Invagination des Endes des Dünndarms ins Colon ascendens gehandelt hat. Wenn alles gut abgelaufen ist, machen Sie sich nichts daraus, so etwas kommt nicht wieder, da die Darmwände durch den Prozess dicker und resistenter werden und dann keine Invagination mehr auftritt. Dixit et salvavit animam suam. Der Zufall wollte es, dass Rembold bei demselben Rigorosum den Kandidaten um Perityphlitis stercoralis fragte, und ich entnahm dem Examen, dass Rembold anderer Anschauung sein müsse als der pathologische Anatom.

Wir befinden uns nun Gott sei Dank alle wohl. Mama und die Kinder grüßen dich, Auguste und die Familie Schurz herzlichst und dasselbe tut Dein

Alexander

Auguste bittet ich zu sagen, dass Mantnou [?] und Bilderbücher den größten Beifall der respektiven Empfänger fanden.

L.1344 *R.1117

1883 VI 10, Wien

Lieber Bruder!

Ich bin sehr erfreut, dass Octavie nun wieder hergestellt ist, und zweifle nicht, dass auch ihre Ernährung rasch Fortschritte machen wird. Was die Stuhlverstopfung anlangt, so wäre wohl am besten durch entsprechende Diät der gewünschte Erfolg zu erzielen. In dieser Hinsicht wäre vielleicht ein Versuch mit saurer Milch und Butterbrot als Zugabe zu der bisherigen Diät zu machen. Wenn es aber so nicht gelingen sollte, dann bleibt nichts übrig als zeitweilig nachzuhelfen, und zwar abwechselnd mit verschiedenen Mitteln, entweder Klistiere oder Magnesia in Zuckerwasser oder etwas St. Germaintee und in dringenderen Fällen auch Rizinusöl. Die Ansicht des Prof. Eppinger, dass es gar keine Typhlitis und Perityphlititis gäbe, ist gewiss einseitig. Allerdings kann manche als Typhlitis diagnostizierte Erkrankung durch Invagination bedingt sein. Und es lässt sich auch in dem Falle der Octavie diese Annahme nicht gänzlich abweisen. Dass Typhlitits, Peri- und Paratyphlitis auch durch andere Vorgänge als durch Invagination hervorgerufen werden kann, scheint mir nach eigenen und fremden Erfahrungen so unzweifelhaft, dass ich nur die größte Verwunderung über den Ausspruch Eppingers ausdrücken kann. Und jetzt freuen wir uns, dass alles so gut abgelaufen ist.

Ich muss schließen, es ist Sonntagfrüh und die Zeit drängt. Heute bin ich in Weinhaus mit Langs bei Herrn Bischof zum Speisen geladen. Lebe recht wohl, grüße und küsse mir herzlichst Rosa und die Kinder, Dein

Emil

L.1345 *R.1118

1883 VI 16, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Seit langer Zeit habe ich keine Nachricht von Prof. Dr. Klemensiewicz. Ich wäre Ihnen deshalb sehr dankbar, wenn Sie die Güte hätten, mir baldmöglichst eine Mitteilung zu machen, ob Prof. Klemensiewicz krank oder noch auf Reisen ist. Ich möchte mich danach richten. Ist Ihnen ein neuer Artikel für die Revue möglich?

Bestens grüßt Ihr Sie hoch verehrender

Richard Fleischer
Reich-Straße 2

L.1346 *R.1119

1883 VI 18, Wien

Hochgeehrter Herr Professor!

Sub manu höre ich, dass das Unterrichtsministerium sich entschlossen habe, mich aus eigener Machtvollkommenheit als Lehrer der Hygiene nach Graz zu senden und dass meine Ernennung zu, ich weiß selbst noch nicht welcher, akademischen Würde (honorierter Docent?), schon in den nächsten Wochen erfolgen soll.

Zugleich mit dieser Nachricht, von der ich Sie keinen Gebrauch zu machen bitte, wurde mir die hocherfreuliche Kunde, dass Sie, Herr Professor, die Güte haben wollen, mich in den Lokalitäten, die früher Prof. von Klemensiewicz innehatte, zu beherbergen. Ich sage Ihnen für diese Zusage, durch welche die für mein nächstes Schicksal nahezu entscheidende Wohnungsfrage erledigt wurde, meinen innigsten Dank. Hoffentlich werden Sie mir auch bei meinen vielfachen rein physiologischen Arbeiten Ihren wertvollen Rat und Beistand nicht versagen! Ich bin deshalb doppelt froh, im physiolog[ischen] Institut Unterkunft zu finden.

Heute komme ich mit einer Bitte um verschiedene Auskünfte. Ich brauche nämlich selbstverständlich eine gewisse Summe, um mein Laboratorium einzurichten und möchte ein Präliminare machen, es dem Ministerium vorzulegen. Die Höhe der notwendigen Summe hängt nun sehr davon ab, wie viel in den Räumen, die Sie mir überlassen wollen, schon vorhanden ist. Und da möchte ich Sie denn um gelegentliche Auskunft bitten über folgendes:

Ist bereits Gas- und Wasserleitung vorhanden? Existieren Arbeitstische (auch für chemische Arbeiten) und Schränke darin? Gibt es eine Nische mit Rauchabzug oder einen Herd, Wasser-Sandbad mit solcher Vorrichtung?

Befinden sich sonst auf und in den Tischen irgend Einrichtungsstücke, z.B. Reagentienflaschen, die Sie mir überlassen können?

Ist die vorhandene Einrichtung an Tischen etc. derart, dass eventuell auch ein paar Schüler praktisch arbeiten könnten? Darf ich die Waagen des Institutes mitbenützen oder ist eine besondere feine chemische Waage für mich vorhanden?

Hatte Prof. Klemensiewicz einen eigenen Diener oder darf ich Ihren Diener mit in Anspruch nehmen? Sind Hundekäfige vorhanden, die ich mitbenützen darf und die allenfalls auch genaues Aufsammeln der Excrete gestatten? Oder können Sie mir einen ruhigen sicheren Raum anweisen, in dem ich Tierkäfige aufstellen könnte? Ferner, ist es möglich, Tiere auch im Freien (Hunde an Kette) zu halten?

Verzeihen Sie mir, dass ich Ihnen einen förmlichen Fragebogen vorlege. Aber da das Ministerium jedenfalls möglichst sparen wird, wird es notwendig sein, die unumgänglich erforderlichen Ausgaben genau zu spezifizieren.

Indem ich Sie nochmals bitte, mir bei Gelegenheit Auskunft zu gewähren, zeichne ich als Ihr ergebenster

Dr. Gruber Oberdöbling bei Wien, Mariengasse 13

L.1347 *R.1120

1883 VI 23, Wien

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich danke Ihnen sehr für Ihre umgehende Antwort. Entschuldigen Sie, dass ich Sie eines Missverständnisses halber belästiget habe. Denn ein solches liegt zweifellos vor, wie ich aus Ihrem Briefe entnehme. Ich erinnerte mich ganz wohl, dass Sie mir vor zwei Jahren gesagt hatten, es sei unmöglich, mich ins physiologische Institut aufzunehmen. Da ich jedoch fälschlich der Meinung war, dass Professor Klemensiewicz nicht allein im Besitze des Holzverschlages, sondern auch des anstoßenden Laboratoriums sei, und jetzt von Hofrat Schneider, der es von Hofrat Langer erfahren hatte, hörte, diese Räume würden disponibel und Sie hätten sich bereit erklärt, mich darin aufzunehmen, so überließ ich mich gerne dem Glauben an diese so erfreuliche Botschaft. Zweifellos liegt aber hier ein Missverständnis von Seite Hofrat Schneiders vor.

Es will mir gar nicht gefallen, dass man im Ministerium alles hinter meinem Rücken besorgt. Ich fürchte, man wird mich in eine ähnliche Fretterei bringen, wie sie Prof. Klemensiewicz durchzumachen hatte. Ich danke Ihnen sehr für die Nachricht von den Bestrebungen des letzteren. Ich werde sogleich zu Sektionsrat David gehen und meine Minimalforderungen in bezug auf Lokale stellen, damit sie bei der Wohnungsmiete für Prof. Kl[emensiewicz] berücksichtigt werden.

Ihr ergebenster

Gruber

L.1348 *R.1121

1883 VI 23, Graz

Lieber Bruder!

Dieser Brief ist ein Steckbrief. Le Docteur Alexandre Valcic-Petravic de Petravec et Ratkov-vèrt ist gestern auf der Durchreise von Agram nach Wien hier angekommen. Er ist derselbe, welcher mich in den letzten Jahren mit diversen freundschaftlichen Briefen und seiner Photographie im Nationalkostüm beglückt hat und an welchen ich mich trotz seiner Versicherung, dass er mein Kollege und Schüler in Wien war, nicht erinnern konnte. Jetzt ist mir aber alles klar. Es ist derselbe langhaarige, spindeldürre Kroat, der einmal bei mir ein Privatissimum genommen und den ich, da er damals schon verheirateterweise in der Klausen bei Mödling existierte, dort einige Male besucht habe, als er sich für das Rigorosum vorbereitete. Er besuchte uns mit seiner Frau, einer Französin, welche durch viele Jahre mit ihrer Mutter in Baden bei Lederer Rollett Sommergast war. Er hat mir mir, Rektorzik, Karajan, Stoffella, Böhm etc. studiert.

Zuletzt war er Direktor und Primararzt zu Belovar in Kroatien, diese Stelle gab er auf, weil er Protomediziner in Agram werden wollte, was ihm nicht gelang. Jetzt will er in Abbazia eine Anstalt errichten. Er hat auch Dich in sein Herz geschlossen und freut sich schon sehr, Dich wieder zu sehen. „Sagen Sie mir doch, wo ich den lieben Emil am besten treffen werde, der ist mein Mann, mit dem werde ich mich über das Verfahren, mit welchem ich die Tuberculose heile, besprechen“ etc. etc. Er verlangte schließlich eine Karte von mir an Dich und die habe ich ihm denn gegeben.

Eben darum schreibe ich Dir aber. Die Karte ist sehr höflich. Mir macht aber der gute Mann, den ich für krank halte, den Eindruck eines eitlen Renommisten. Ich dachte, im Verkehre mit ihm viel an die Ähnlichkeit, die er mit Hermann hat, vielleicht fällt sie Dir auch auf. Meine Karte soll also nicht schuld daran sein, dass er Dich zu arg belästigt. Er ist im Verkehr gerade nicht ungemütlich, könnte es aber leicht werden, wenn man sich in viele Diskussionen mit ihm einließe.

Nächsten Montag ist bei uns Rektorswahl. Die Mediziner, die an der Reihe sind, kandidieren mich. Ich zweifle nicht, dass ich das Schicksal über mich ergehen lassen muss. Schauenstein, der eigentlich daran wäre, will lieber Dekan werden. Wir haben etwas unangenehme 14 Tage hinter uns, denn gerade vor 14 Tagen hat Zini alle 4 Kinder geimpft. Die Blatternjuckerei hier wurde zu arg. Die Impfung hatte Erfolg. Jetzt bin ich und Rosa froh, dass wir es überstanden haben. Grüße an alle, Dein

Alexander

Euer Hochwohlgeboren!

Indem ich mich beehre, Euer Hochwohlgeboren die Mitteilung zu machen, dass die nach dem Gesetze vom 27. April 1873 versammelten Wahlmänner der vier Fakultäten heute Euer Hochwohlgeboren einstimmig zum Rektor Magnificus unserer Universität für das Studienjahr 1883/84 erwählt haben, bringe ich Ihnen meine aufrichtigen Glückwünsche hiezu dar und ersuche ich, mir mit tunlichster Beschleunigung bekanntzugeben, ob Euer Hochwohlgeboren diese Wahl annehmen.

Mit ausgezeichneter Hochachtung Euer Hochwohlgeborener ergebener

Dr. H[ermann] Ign[az] Bidermann derzeit Rektor

Indem ich Sie, hochverehrter Herr Regierungsrat, zur Rektorswürde aufrichtig beglückwünsche, bitte ich, Ihr Wohlwollen mir und meinem Sohne auch ferner bewahren zu wollen.

Mit aufrichtiger Verehrung und Ergebenheit

Dr. Alois Müller k.k. Universitäts-Bibliothekar

Hochverehrter Herr Professor!

Da ich einen Teil Ihres vortrefflichen Buches über das Blut meinen Vorlesungen in diesem Semester zugrunde gelegt habe, so hatte ich Gelegenheit, eine Reihe von Druckfehlern zu bemerken, die allerdings zum größten Teile sehr irrelevant sind. Ich übersende Ihnen hier ein Verzeichnis derselben in der Meinung, es könnte Ihnen vielleicht bei Veranstaltung einer zweiten Ausgabe von Nutzen sein. Jedenfalls bitte ich, mir dies nicht nicht übel zu nehmen und meine Kühnheit entschuldigen zu wollen.

In aufrichtiger Verehrung Ihr ergebener

Ernst Fleischl

Anmerkung Beilage: Eine Liste mit 27 Druckfehlerberichtigungen.

L.1352 *R.1124

1883 VII 1, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Sehr freuen würde es mich, von Ihnen für die Deutsche Revue einen allgemein interessierenden Artikel im Laufe des Sommers, vielleicht bis Anfang August, zu erhalten.

Ihre gefälligen Mitteilungen erwartend, bin ich mit größter Hochachtung Ihr ergebener

Chef-Redakteur der Deutsche Revue
Richard Fleischer

L.1353 *R.1125

1883 VII 1, Kroisbach

Verehrtester Herr Regierungsrat!

Mein Darmkatarrh hat sich, wahrscheinlich infolge der Erhitzung, der ich mich gestern Mittag bei der Rückkehr aus der Stadt ausgesetzt habe, heute Nacht verschlimmert. Zum Überfluss stellten sich Kopfschmerzen ein, die sich zeitweilig bis zum Eintritt von Übelkeiten steigern. Unter solchen Umständen erscheint es mir rätlich, nicht in die Stadt zu kommen, da ich in recht peinliche Situationen geraten könnte. Ich habe die nötigen Mitteilungen dem Rektor und Direktor Lipp gemacht. Bei der großen Zahl von Senatsmitgliedern wird das Fehlen eines Einzelnen überhaupt nicht auffallen, vor allem aber dem Monarchen nicht, der ja die Einzelnen nicht kennt. Was aber die Besichtigung des Institutes anbelangt, so habe ich dem Lipp den unmaßgeblichen Rat erteilt, den Kaiser gleich in den ersten Stock zu führen. An dem Anblick der kleinen Löcher, die mein Institut bilden, verliert er nichts. Da ich nicht sicher bin, ob ich mich bis Freitag wohl genug fühle, um in die Stadt zu kommen, so bitte ich – damit der Kandidat in der Ablegung des Rigorosums nicht aufgehalten ist – den Herrn Dekan-Stellvertreter für mich eintreten zu wollen; falls Sie es nicht für gut finden, andere Dispositionen zu treffen.

Da sich nach der Abreise des Kaisers die Rigorosen und Ihre Dekanats-Arbeiten häufen werden, bitte ich natürlich, auf den Freitag weiter keine Rücksicht zu nehmen, sondern die Termine für das I. Rigorosum so zu bestimmen, wie es Ihnen am besten passt. Ich kann die Gelegenheit nicht vorbei gehen lassen, ohne Ihnen auf das verbindlichste zu danken, dass Sie den ganzen Sommer die Güte hatten, die Termine mit Rücksicht auf meine Anfangs des Semesters geäußerte Bitte zu bestimmen.

Leider hat mir der Sommeraufenthalt nicht jene Vorteile für meine Gesundheit bisher gebracht, die ich mir erhofft habe.

Indem ich mich Ihnen empfehle, verbleibe ich mit dem Ausdruck meiner Hochachtung Herr Regierungsrat, Ihr ganz ergebener

K. B. Hofmann

L.1354 *R.1126

1883 VII 2, [Graz]

Lieber Freund!

Wolltest Du mir nicht auf ein paar Tage Dein Schwefelkohlenstoffprisma leihen? Besten Gruß

[Leopold Pebal]

Anmerkung Gedruckte Visitkarte: Leopold Pebal [sic]

L.1355 *R.1127

1883 VII 2, Perugia

Hochverehrter Herr Professor!

Mit anderen meiner Kollegen von der Umänderung und Verbesserung des inneren disziplinischen und didaktischen Regulament, d.h. des Statuto unserer freien Universität beauftragt, wünsche ich vorher die bestehenden Gesetze und die Statuten der besten deutschen Universitäten zu beratschlagen. Ich nehme mir demzufolge die Freiheit, mich an Ihre Hochwohlgeboren mit der Bitte zu wenden, mir höflichst vom Rektorrat Ihrer Universität den jetzigen Statuto zukommen lassen zu wollen. – Jedwelche Ausgabe, die Sie dafür haben sollten, bin ich mit Vergnügen bereit, Ihnen umgehend per Postmandat dieselbe zu erstatten. – Indem ich Ihnen im Voraus für Ihre höflichen Bemühungen meinen besten Dank ausdrücke, erlaube ich mir, Ihnen meine Dienste bei Vorkommen anzubieten. Genehmigen Sie, geehrter Herr Kollege, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung

Luigi Severini Professor der Physiologie

L.1356 *R.1128

1883 VII 14, Dresden

Hochgeehrter Herr!

Sehr freuen würde es mich, von Ihnen bis Anfang Oktober oder früher oder später den mir in Aussicht gestellten Artikel zu erhalten. Ihre gef[älligen] Mitteilungen erwartend bin ich mit größter Hochachtung Ihr

Richard Fleischer (Deutsche Revue)
Reichs-Straße 2

L.1357 *R.1129

1883 VII 21, Sauerbrunn

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Meinen besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen, welche mir die Nachricht von der Ablehnung meines Gesuches brachten. Ich kann mir die Gründe, welche das Ministerium bewogen haben, meine Bitte abzuschlagen, nicht vorstellen, doch werde ich womöglich nach Schluss der Saison nach Wien reisen, um Näheres zu erfahren.

Vorläufig danke ich Ihnen, sowie den anderen Herren im Kollegium bestens für die Mühewaltung und bitte zugleich um die fernere Unterstützung meiner Bestrebungen.

Mit aufrichtiger Hochachtung Ihr dankbar ergebener

Glax

L.1358 *R.1130

1883 VIII 4, [Graz]

Verehrtester Herr Dekan!

Ich übersende den Bericht über die Gesuche der beiden Planer; es wäre vielleicht gut, eine Abschrift davon an die Statthalterei zu schicken und das Original in unsern Akten zu be-

halten. Ich nehme mir Dienstag die Freiheit, ins Dekanat zu kommen, um den Ausweis über die Stipendisten zu machen; es fehlen mir einige Daten und Auskünfte.

Mich Ihnen besten empfehlend, bleibe ich ergebener

K. B. Hofmann

L.1359 *R.1131

1883 VIII 13, Graz

Lieber Bruder!

Ich habe Dich zwar schon im Mai interpelliert; ob Du in diesem Jahre eine Ferienreise machen wirst und eine verneinende Antwort von Dir erhalten, und überdies hat mir Richard gesagt, Du hättest zu ihm geäußert, dass Du wahrscheinlich nur nach Baden gehen wirst; jetzt habe ich aber Veranlassung, Dich ganz direkt zu fragen, ob Du in Wien bleibst oder wann Du dort zu treffen sein wirst, denn ich brauche Deinen ärztlichen Rat für unsere arme Octavie.

Du wirst vielleicht gehört haben, dass ich am 16. d[ieses] M[onats] mit Familie nach Baden kommen wollte. Ich und alle freuten uns auf diese Fahrt und alles war dazu vorbereitet; die Kinder, welche alle Tage während des Sommers Vor- und Nachmittag mehrere Stunden im Freien sich herumtummelten, waren alle gesund und munter und sahen vortrefflich aus. Da kam ein Blitz aus heiterem Himmel. Seit Freitag, den 10. d[ieses] M[onats], liegt Octavie wieder an einer Perithyphlitis im Bette. Ebenso wenig als das erste Mal wissen wir irgendeine Veranlassung dafür. Octavie war nach ihrer Genesung immer vortrefflich wohl. Sie bekam im Juni durch 3 Wochen Abreibungen und machte täglich einen Morgenspaziergang und während dieser Zeit hatte sie einen wahrhaft erschrecklich großen Appetit, so dass wir ihr immer zureden mussten, nicht so viel und immer und immer zu essen oder Letzteres vielmehr zu wollen, denn sie bekam ihre Nahrung von uns, aber reichlicher als je zugemessen, und es schlug ihr vortrefflich an.

Die Abreibungen hörten dann auf, namentlich weil schlechtes Wetter die Morgenspaziergänge unmöglich machte, das Wohlbefinden dauerte aber fort. Am 4. Juli ereignete sich aber folgendes: Octavie war heiter und wohl wie immer, aß mit großem Appetit zu Mittag, Mama ging in die Stadt, um Einkäufe zu besorgen, ich war mit den Kindern allein zu Hause. Plötzlich fing Octavie an, über Bauchweh zu klagen, ich suchte sie zu beruhigen, da sie aber nicht aufhörte zu klagen, brachte ich sie zu Bette und bald darauf wurde sie fahl, Hände und Fuße wurden eiskalt, es stellten sich heftige Kolikschmerzen ein und nach einiger Zeit erbrach sie die ganze aufgenommene Nahrung. Mit dem Erbrechen war auch der Anfall wie abgeschnitten. Octavie wurde gleichmäßig warm, verlangte des Abends zu essen. Wir gaben ihr Tee. Sie schlief die Nacht vortrefflich. Am 5. Juli, wo der Kaiser unsere Institute besuchte und bei uns große Fensterschau war – es kamen Lina (Ernsts Braut) mit zwei Schwestern, unsere Kindergärtnerin etc. –, war Octavie bei vollem Wohlsein mit an den Fenstern, sie frühstückte, aß und schlief am 5. Juli wieder so gesund und wohl wie die ganze Zeit vorher, kurz, alles war in einigen Stunden wie es kam auch wieder verschwunden, und Octavie gesund und frisch und von sehr gutem Aussehen bis zum 10. August. An diesem Tage stand Octavie heiter auf, wurde gebadet wie gewöhnlich, frühstückte mit Appetit, hatte eine normale große Stuhlentleerung ohne alle Beschwerden und trieb sich dann durch einige Stunden im Garten herum, immer unter Mamas Augen.

Um 13:00 Uhr gingen die Kinder vom Garten herauf und spielten bis 14:30 Uhr, da wurde das Essen aufgetragen. Als sich Octavie zum Essen niedersetzen sollte, fing sie an, über Bauchweh zu klagen, und zwar über Schmerzen in der rechten Seite und weigerte sich, irgendetwas, ja auch nur einen Löffel Suppe, zu nehmen. Wir brachten sie sofort ins Bett, es traten bald heftige Kolikschmerzen auf, wieder wurden Hände und Füße eiskalt, das Gesicht blass und fahl. Wir brachten ihr die Wärmeflasche an die Füße und legten ihr heiße Tücher auf, was momentan Erleichterung bewirkte. Um Zini konnte ich nicht schicken, da selber bis Oktober auf einer Ferienreise abwesend ist, ich beschränkte mich also vorläufig auf meine Erfahrungen beim ersten Anfalle. Als die Kolikanfälle wieder kamen, applizierte ich warme Klistiere. Mit denselben wurde nichts entleert. Bald hörten aber die Kolikanfälle auf. Die Nacht von Freitag auf Samstag schlief Octavie gar nicht, sie jammerte fortwährend über Bauchweh und fieberte von 21:00 Uhr an sehr heftig, der Bauch fühlte sich sehr heiß an. Es kam Erbrechen, und zwar zweimal, immer aber wurde nur grauer Schleim entleert. Nach dem Erbrechen wurden die Schmerzen in der rechten Seite, dort, wo sie das erste Mal ihren Sitz hatten, noch heftiger. Ich applizierte nun dort kalte Umschläge, die gut vertragen wurden und von Octavie sehnsüchtig verlangt wurden. Ich wechselte dieselben alle ¼ Stunden. Morgens war die Körpertemperatur gesunken. Schon während der Nacht, noch mehr aber am Morgen, gingen sehr übel riechende Flatulenzen ab und dabei steigerten sich die Schmerzen im Bauche. Ich gab nun eine Dosis Rizinusöl und darauf traten den Tag über 4 dünne Stühle mit sehr vielen Gasentleerungen auf. Dieselben waren gallig gefärbt, Festes habe ich nichts gefunden. Nur in einer dieser Entleerung waren etwa 10 harte spitze Aniskörnchen, aus dem Brot herrührend, enthalten. Ich habe dieselben als corpora delicti aufgehoben. Samstag war Octavie sehr elend, der Schmerz auf der rechten Seite war sehr groß, die Entleerungen beschwerlich, weil ihr das Sitzen nicht möglich war, wir mussten sie halten und stützen. Berühren konnte ich die schmerzhafte Stelle fast gar nicht, denn sobald ich nur in die Nähe kam, fing Octavie zu schreien an. Sie fieberte und hatte fortwährend Durst. Die Nacht vom Samstag auf Sonntag änderte sich wenig. Octavie schlief aber mit Unterbrechungen. Sonntagmorgen trat eine Remission ein. Octavie verlangte zu essen. Sie erhielt Tee. Darauf steigerte sich wieder die Temperatur und hielt das Fieber bis gegen Mittag an. Mittag erhielt sie, weil sie wieder zu essen verlangte, ein Becherchen Schleimsuppe. Die Schmerzen in der Seite dauerten fort und wurden die kalten Umschläge fortgesetzt. Nachmittag um 17:00 Uhr wurde Octavie sehr schläfrig und schlief dann bis 18:30 Uhr ruhig. Als sie aufwachte, klagte sie wieder über Schmerzen in der Seite, ich konnte aber jetzt den Bauch berühren und fand an der schmerzhaften Stelle etwas vermehrte Resistenz. Wir setzten die Umschläge fort, um 20:00 Uhr schlief Octavie wieder ein und schlief bis 23:30 Uhr. Sie verlangte dann einen neuen Umschlag, der Bauch war auch jetzt sehr heiß. Darauf schlief sie mit etwa 1½stündigen Unterbrechungen bis morgens. Früh des Montags (heute) fand ich den Bauch an der Stelle noch weniger empfindlich, aber man fühlt deutlich etwas vermehrte Resistenz. Octavie verlangte sehr energisch etwas zu essen. Sie nahm Tee und 1½ Schnitten Zwieback mit großem Appetit. Darauf steigerte sich die Temperatur wieder etwas. Bald darauf verlangte sie nach dem Topf, sie setzte sich jetzt wie gewöhnlich darauf und entleerte dunkel gallig gefärbte Schleimflocken und einen braunen geformten kleinen Stuhl. Jetzt, 12:00 Uhr Mittags, sitzt sie blass und elend aussehend im Bette, ist heiter gestimmt, von normaler Temperatur und spielt mit der Mama an Kostümbildern. Nur ab und zu wird dieses friedlichere Dasein wieder durch Klagen über Bauchschmerzen unterbrochen.

Ich habe Dir nun den Fall so ausführlich wie möglich beschrieben. Ich will vorläufig nichts von den Sorgen erwähnen, die er mir macht für die Zukunft. Aber folgende Fragen bitte ich Dich, mir zu beantworten: Glaubst Du, dass man am nächsten Samstag, dem 18. August, wenn Octavie sich nicht mehr verschlimmert, mit ihr die Fahrt nach Baden wird wagen können? Bist Du in der Zeit zwischen 18. August bis September in Wien, so dass Du Octavie untersuchen kannst?

Glaubst Du, dass, was ich sehr gerne mit ihr täte, eine Anzahl von 20 bis 30 Badener Bädern für Octavie indiziert sein werden? Oder rätst Du uns, zu Hause zu bleiben? Und etwa hier eine warme Badekur mit Octavie zu machen?

Viele Grüße von Rosa und mir und den Kindern an Dich und alle, Dein

Alexander

L.1360 *R.1132

1883 VIII 14, Wien

Lieber Bruder!

Ich bin sehr betrübt über die wiederholten schweren Attacken, denen die arme Octavie ausgesetzt ist. Offenbar muss irgendeine lokale Disposition im Darmtrakt zugegen sein, welche den Eintritt von entzündlicher Reizung und Kolik begünstigt. Umso mehr wird es notwendig sein, durch längere Zeit mit größter Sorgfalt die eingeführte Nahrung zu überwachen. Eine möglichst gleichförmige Diät zu beobachten und für rechtzeitige Entleerungen bei Vermeidung alles Drängens zu sorgen. Wenn bis Samstag kein Fieber und Bauchschmerz mehr zugegen ist, so glaube ich wohl, dass ihr nach Baden übersiedeln könnt. Umso mehr, da ihr ja an keinen fremden Ort kommt. Warme Bäder halte ich auch für sehr zweckmäßig. Es dürfte aber notwendig sein, wenn ihr abreiset und Octavie sich auch ganz wohl fühlt, dieselbe nicht auf die Füße zu lassen, sondern in den Wagen zu tragen, um alle Reisestrapazen zu vermeiden, so viel es eben möglich ist.

Ich kann heuer im August nicht von Wien weg, da mein erster Sekundarius zur Waffenübung einberufen ist. Ob ich im September noch etwas unternehmen werde, weiß ich noch nicht.

Ich und alle in Baden haben uns schon so sehr gefreut, Euch alle wohlbehalten in Baden begrüßen zu können. Gebe der Himmel, dass unsere Freude und Hoffnung doch in Erfüllung gehe. Viele Grüße an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

L.1361 *R.1133

1883 VIII 17, Graz

Lieber Bruder!

Wir werden morgen, den 18. d[ieses] M[onats] um 15:24 Uhr in Baden eintreffen, was ich Dir mit der Bemerkung anzeige, dass Octavie sich wieder leidlich wohl befindet. Der Bauch ist gegen Druck nicht mehr empfindlich, gegessen hat sie außer Suppe, Milch, Tee und Hühnerfleisch und Zwieback noch nichts. Sie sieht herabgekommen aus und wird einige Zeit zur Erholung brauchen.

Mit vielen Grüßen an Dich und Gusti, Dein

Alexander

L.1362 *R.1134

1883 VIII 24, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Seit langer Zeit habe ich keine Nachricht von Prof. Klemensiewicz und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Güte hätten, mir mitzuteilen, wo derselbe sich befindet?

Sehr freuen würde es mich, auch von Ihnen einen neuen allgemein interessierenden Artikel zu erhalten.

Ihre gef[älligen] Mitteilungen erwartend, bin ich mit größter Hochachtung Ihr ergebener

Richard Fleischer
Reich-Straße 2

[1883] VIII 25, Kaltenleutgeben

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Meine Absicht, Sie zu besuchen, führe ich nur unter der Bedingung aus, Sie zu Hause zu treffen. Deshalb erlaube ich mir, diese Zeilen an Sie zu richten, damit ich erfahre, wann ich nachmittags Sie auf ein paar Stunden in Anspruch nehmen kann.

Ich hätte ferner die große Bitte an Sie, mir gelegentlich zu gestatten, Sie bei einem Besuch der elektrischen Ausstellung zu begleiten. Einmal habe ich dieselbe schon flüchtig durchgesehen. Die Unordnung der Anordnung und die Mangelhaftigkeit des Kataloges helfen aber über gewisse terrae incognitae nicht hinaus. Es wäre wohl gut, die Vorträge als Leiter und Wegweiser zu benützen. Davon können aber in der Regel nur in Wien Ansässige Gebrauch machen.

Werden Sie einmal herüber kommen? Dazu empfiehlt sich ein schöner Tag. Sonst ist es viel zu langweilig hier.

Mit besten Empfehlungen an Ihre geehrte Frau Gemahlin bleibe ich ergebener Schüler

Klemensiewicz

Anmerkung Zur Datierung: Die sogenannte „Elektrische Ausstellung“ in Wien wurde am 16. 8. 1883 eröffnet und dauerte unter Verlängerung bis 4. 11. 1883.

L.1364 *R.1135

1883 VIII 27, [Graz]

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Früher, als mir angenehm ist, muss ich Sie in Ihrer Ferialruhe durch eine Anfrage stören. Ich fand heut den beiliegenden Brief im Dekanate vor. Da mir die Angelegenheit fremd ist, sende ich Ihnen denselben zu. Im Falle der Gegenstand bis zu Ihrer Rückkehr liegenbleiben kann, bitte ich, diese Karte unbeantwortet zu lassen.

Ich denke, den 18. Sept[ember] (falls Schauenstein schon hier ist) nach Wien zu reisen.

Mit dem Wunsche, dass Ihr Aufenthalt von so freundlichem Wetter begünstigt werde, wie wir es seit 8 Tagen haben, bleibe ich, Herr Regierungsrat, Ihr ergebenster

K. B. Hofmann

L.1365 *R.1136

1883 VIII 28, Dresden

Hochgeehrter Herr!

Verbindlichsten Dank. Mir wird auch im Winter ein neuer Beitrag von Ihnen sehr lieb sein.

Bestens grüßt Ihr Sie hoch verehrender

Richard Fleischer Reich-Straße

1883 VIII 29, [Kaltenleutgeben]

Hochgeehrter Herr Professor!

Gestern und heute war ich durch gesellschaftliche Abhaltungsgründe von der Fahrt nach Wien abgehalten. Mautner und mein Schwager hatten eine Zusammenkunft nach Mödling besprochen und für heute ist ein Besuch hierher in Aussicht genommen. Ich musste diesen Rücksichten der gesellschaftlichen Courtoisie Rechnung tragen und bin zu meinem Verdrusse genötigt gewesen, auf einen Besuch der Ausstellung zu verzichten.

Ich hoffe, dieser Tage nach Baden zu kommen, und werde mich dann persönlich bei Ihnen entschuldigen.

Übrigens trifft mich der eine Umstand, dass bisher noch nicht viel Ordnung in der Ausstellung herrscht.

Morgen ist ein Vortrag von Mach, zu welchem es mich gewaltig hineinzieht. Vielleicht komme ich dazu. Sie müssen nämlich wissen, daß ich hier in einer alten Tischlerwerkstätte meinen Durchleitungsapparat aufgestellt habe und mit Winternitz einige heftige Scharmützel durchzufechten hatte. Wenn nun Winternitz ferner Zeit hat und ich nicht durch die Kur oder gesellschaftliche Abhaltungen gehindert bin, so finden in dem provisorischen Laboratorium Demonstrationen statt. Deshalb bin ich nicht ganz freier Herr meiner Zeit, sondern muß mich den Verhältnissen anbequemen.

Mit den ergebensten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin bleibe ich Ihr aufrichtiger Schüler

Klemensiewicz

[1883/1884] [?] [?], [Graz]

Anmerkung Es fehlt der Anfang des Briefes

[...] Memorandum schon im Abschreiben. Wird spätestens morgen Mittag fertig sein. Werde morgen Herrn Dekan davon verständigen. Vielleicht könnten Herr Regierungsrat morgen 10 bis 3/4 11 Uhr ins Spital kommen oder soll ich die Reinschrift morgen senden?

Ein oder der andere Bogen könnte erforderlichen Falles nochmal geschrieben werden. Das Wort vor Kontrolle, ein Adjektivum, kann ich nicht lesen, wie am Zettel nebenan zu sehen. Wie lautet es? In der Reinschrift bleibt es einstweilen aus. Ein Bedenken habe ich noch. Vielleicht irre ich mich. Fast am Beginne des Memorandums heißt es „deren Lösung usw. Punktum. Dann heißt es, wird er deren Lösung u.s.w. Ist absichtlich ein eigener Satz beginnend nach dem Schlußpunkte mit „deren Lösung u.s.w.“ gebildet? In Eile. Bitte gleich um Antwort. Mit freundlichem Gruße

E. Lipp

Anmerkung Zur Datierung: Rollett ist hier als Dekan und Regierungsrat angesprochen, was er während seiner Jahre als Regierungsrat nur im Studienjahr 1883/84 war, das vom 23. 9. 1883 bis zum 22. 9. 1884 währte.

L.1368 *R.1137

1883 IX 25, Belfast

Dear Sir,

I am a candidate for the Professorship of Anatomy and Physiology in the Queens College Belfast, where I have held the Demonstratorship of Anatomy for the past 8 years. I have delivered the systematic Lectures in descriptive and topographical Anatomy and as you are no doubt aware, have contributed several papers in “The Journal of Anatomy and Physiology” and other periodicals.

I have worked in Leipzig, Heidelberg and at the Physiological Laboratories there and have published some papers on the secondary contraction of Muscle etc.

I shall take it as a favour if you will be good enough to send me a Testimonial.

Yours faithfully

R. J. Anderson 58 Wellington Park

Herewith send a prelaminary Copy of Test[imonia]l.

[1883] IX 28, Kaltenleutgeben

Hochgeehrter Herr Professor!

In Baden, wohin ich ging, um mich persönlich bei Ihnen zu entschuldigen, daß ich nicht in Wien gewesen bin, habe ich Sie verfehlt. Ich schreibe daher jetzt, wo eine ganz tüchtige Furunkulosis, die mich schon seit 14 Tagen quält, mich zeitweilig an das Bett fesselt. Damals, als ich die Absicht hatte, nach Wien zu kommen, hielt mich die unerwartete Ankunft meines Schwagers und die Einsendung von Korrekturen ab, mein Vorhaben auszuführen. Bald darauf war ich durch das Auftreten von Furunkeln immobil gemacht. Heute bezwecke ich nur, so weit hergestellt zu werden, um nach Wien fahren zu können. Dort will ich mir die Ausstellung genau betrachten und dann nach Graz einrücken.

Ich bedaure sehr, daß Sie nicht früher gekommen sind. Winternitz hat sich schon sehr gefreut, Sie zu sehen und Ihnen die Anstalt zu zeigen.

Ich selbst habe hier fleißig Proselyten für meine Tra[...]dationsle[h]re gemacht. Winternitz ist völlig gewonnen und wird die Versuche in den Vorlesungen demonstrieren. Ich bin sehr begierig, was Ihr geehrter Herr Bruder dazu sagen wird, wenn er sich hier für das Zeug interessieren sollte.

Ich bitte Sie schließlich um die Erlaubnis, gleich nach meiner Ankunft in Graz einige Experimente an Hunden machen zu dürfen. Dazu schreibe ich schon heute an Wendl einige Zeilen. Es läßt mir keine Ruhe, den Blutdruck in der Arteria und Vena cruralis vor und bei Entzündung zu messen.

Dieser Versuch geht mir sehr ab, bei der Publikation der Arbeit „Über die Wirkungsweise der vasomotorischen Apparate an den Arterien“.

Ich hoffe, Sie, Ihre werte Frau Gemahlin und Ihre werten Kinder sind ganz wohl. Mit größter Hochachtung bleibe ich Ihr dankbarer Schüler

Rudolf Klemensiewicz

Hochverehrter Herr Professor!

Ich bin zu Mittag angekommen und habe mich zu Bette gelegt, da meine Furunkeln das Herumwandern äußerst beschwerlich und schmerzhaft machen. – Ich höre, dass die von mir bestellten Hunde bereits angelangt sind und großes Spektakel machen. Ich werde mich bemühen, dem Übelstande abzuhelfen, dadurch, dass ich Laker ersuche, die Laryngei [sic] zu durchschneiden.

Ihr ergebener

Klemensiewicz

L.1371 *R.1139

1883 X 12, Belfast

Dear Sir.

Very many thanks für your kind and favourable testemonial which reached me in the Course [?].

Yours faithfully

R. J. Anderson 58 Wellington Park

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich muß mich eigentlich entschuldigen, daß ich am letzten Sonntag meine Sendung mit einem zu eilig geschriebenen Briefe versah. Ich muß Sie bitten, wenigstens dermalen von meiner Zusammenstellung meinen Gegnern im Kollegium, um nicht zu sagen Feinden, keine Mitteilung machen zu wollen. Ich werde wahrscheinlich zur morgigen Sitzung wegen einer Landeskulturausschußsitzung nicht erscheinen können. Ich habe ohnedies viel meiner Teilnahme und Freude für unsere Universitätsangelegenheiten verloren, da ich gerade von dieser Seite soviel Kränkung erfahre. Ich bitte Sie unter allen Umständen, mir die Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen, daß Sie mich interpellieren, wenn irgendwelche Unklarheit oder Zweifel bestehen. Ich weiß es noch nicht, was ich tun soll, ich weiß nur soviel, daß ich dem mir angetanen Schimpf nicht hinnehmen darf. Ein solcher Schimpf ist noch keinem Kliniker von einem Assistenten zugefügt worden. Jemand warnte mich bald nach der Bestellung desselben. Ich erwiderte ihm: Hätten sie mir das lieber früher gesagt. Mit ergebenster Empfehlung

Dr. Lipp

Anmerkung Zur Datierung: Rollett ist hier als Dekan angesprochen, was er während seiner Jahre als Regierungsrat nur im Studienjahr 1883/84 war.

L.1373 *R.1140

1883 X 25, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Sehr freuen würde es mich, wenn Sie den gütigst in Aussicht gestellten Artikel mir bis Ende November zugehen lassen könnten.

Ihre gütigen Mitteilungen erwartend, habe ich die Ehre, zu sein mit größter Hochachtung Ihr ergebener

Richard Fleischer Reich-Straße 2

Eure Magnifizenz!

Ich habe bei Carpentier ein Ampèremeter mit Reducteur (auf 50 Amp.) für Sie bestellt; dasselbe werden Sie – wie mir gesagt wurde – sofort erhalten. Voltmeter ist bei Carpentier in der Ausstellung keines vorrätig, dagegen könnte man aus Paris ein solches sogleich erhalten. Die Widerstandsbuchse ist nicht von der Art, wie wir glaubten, d. h. nicht aus dickem Draht, sondern – wie die Siemensschen Rheostaten – aus feinem Neusilberdraht gemacht. Soll ich vielleicht bei Schuckert einen passenden (mit Drahtspiralen bedeckten) Widerstandsrahmen bestellen?

Wie mir Professor Kittler mitteilte, werden derartige Widerstandsrahmen von Theirich und Leopolder in Wien sehr gut angefertigt; diese Firma hat auch die Widerstände für die Kommission gemacht.

Ich bleibe bis Dienstag (inkl[usive]) hier und könnte daher eine umgehende Antwort noch rechtzeitig erhalten. Ihr ergebenster

A. Ettingshausen
Hotel Klomser, I Herrengasse

L.1375 *R.1142

1883 XI, Graz

Euer Wohlgeboren!

Hiermit nehme ich mir die Freiheit, Euer Wohlgeboren zur Besichtigung meines wohl-assortierten Lagers in Möbeln und Garnituren, Franzensplatz Nr. 1 und 2, höflichst einzuladen.

Ich halte stets reichhaltige Vorräte von kompletten Salon-, Schlaf- und Speisezimmereinrichtungen in stilvoller Ausführung, dann alle Sorten von gepolsterten und tapezierten Möbeln, endlich eine große Auswahl von reichen lackierten Möbeln zu den billigsten Preisen am Lager, so dass ich glaube, jeder gesuchten Anforderung im Möbelfache vollständig entsprechen zu können.

Gegenwärtig habe ich eine Partie Möbel, bestehend aus Chiffons-, Salon- und Sofatischen, Schreibtische, Toiletten, Etageren etc. zur Seite gestellt, welche ich nur aus dem Grunde, um das Lager etwas zu lichten, zu bedeutend reduzierten Preisen abgebe – ein kleiner Probekauf wird Euer Wohlgeboren von der Wahrheit des Gesagten überzeugen.

Indem ich mir den geehrten Besuch zu erbitten erlaube, zeichne ich hoachtungsvoll

Fa. Th. Todeschini
Ant[on] Zeiller mp

L.1376 *R.1143

1883 XI 9, [Graz]

Lieber freund, die stelle Lessings findet sich in der „Duplik“, welche dem Anti-Götze unmittelbar vorausgehend über die angriffe handelt, welche gegen das fragment des ungenannten betreffs der auferstehungsgeschichte unternommen wurden. sie lautet folgendermaßen:

„Wenn Gott in seiner rechten alle wahrheit, und in seiner linken den einzigen immer regen trieb nach wahrheit, obschon mit dem zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir: wähle! ich fiele ihm mit demut in seine linke und sagte: vater, gieb! die reine wahrheit ist ja doch nur für dich allein!“

geschr[ieben] 1778: Werke. Lachmannvon Maltzahnsche ausgabe, 10. band, s. 53.

die stelle Rückerts habe ich heute, nachdem ich sieben bände der ges[ammelten] Werke umsonst durchgesehen, endlich doch gefunden, wo ich sie gleich anfangs verständigerweise hätte suchen sollen. sie lautet:

blüth’ oder schnee,

lust oder weh;

ein windstoß schüttelt des lebens baum,

zerronnen ist frühlings- und wintertraum.

es ist im ersten hundert der „Vierzeilen“ nr. 97, in den ges[ammelten] werken, band 7, s. 493.

mit herzlichem gruß in treue Dein

Schönbach

L.1377 *R.1144

1883 XI 13, Graz

Eure Magnifizenz!

Umstände, die für Eure Magnifizenz kein Interesse haben, veranlassen mich, in diesem Jahre nicht dem Bankette, das sich an die Universitätsfeier anschließt, beizuwohnen.

Da ich aber in den verflossenen Jahren ständiger Teilnehmer der Festtafel war, und diese in erster Linie Ihnen als antretendem Rektor gilt, so könnte vielleicht die Vermutung auftauchen, mein Ausbleiben hänge mit der Person Eurer Magnifizenz zusammen. Ein solcher Verdacht, wenn er aufkommen sollte, wäre mir höchst unangenehm, weil er völlig irrig wäre. Um demselben von vorne herein entgegen zu treten, erlaube ich mir, diese Zeilen an Eure Magnifizenz zu richten und benütze diese Gelegenheit, um Sie meiner unwandelbaren Hochachtung und Verehrung zu versichern, mit der sich zeichnet Eurer Magnifizenz ergebenster

Heinr[ich] Streintz

L.1378 *R.1145

1883 XI 19, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

Herr Prof. Dr. Gruber hat mir heute brieflich mitgeteilt, dass er für Samstag, den 21. d[ieses] Mon[ats], Abends bereits einen Vortrag in der morpholog[isch]-physiologischen Gesellschaft zugesagt habe, daher an diesem Tage bei der Sitzung des Gesundheitsrates nicht sich beteiligen könnte. Herr Prof. Gruber erwähnt zugleich, ob es nicht möglich wäre, diese Sitzung auf Montag oder Dienstag zu verlegen? Nachdem Prof. Gruber 3 Referate in der Sitzung hat, habe ich vorläufig das Datum der letztern (lithographisch) nicht ausfüllen lassen, und bitte um Ihre gefällige Bestimmung hierüber – speziell, ob es Ihnen möglich, an einem späteren Tage hiebei zu intervenieren – und diesen nach Ermessen festzusetzen, falls Sie nicht bei der Fixierung auf Samstag zu verbleiben befinden?

Außer Prof. Grubers Referaten kommen noch auf die Tagesordnung: Linner für das Komitee für Wohnungshygiene (Abortseinrichtungen) und Salzgeber für die Errichtung eines statistischen Büros im Zusammenhange mit dem Sanitätsbüro.

Mit der Bitte um ehest gefällige Mitteilung zeichnet sich in Hochachtung Ihr ganz ergebener

[NN] Plazer

L.1379 *R.1146

1883 XII 6, Christchurch

Sehr geehrter Herr Professor!

Ich hoffe, Sie werden es entschuldigen, dass ich Sie abermals mit einem Briefe belästige.

Sonderabdrücke meiner Arbeiten habe ich an Sie absenden lassen, und ich hoffe, dass Sie dieselben richtig erhalten haben.

Wie Sie wissen, habe ich, durch falsche Vorspiegelungen getäuscht, beschlossen, nach Australien zu reisen, und habe dann hier ein gutes Gesicht zum bösen Spiele gemacht und mein Kapital darangesetzt, um die Coelenteratenfauna der Südsee zu bearbeiten.

Die großen Kosten, die mit der Beschaffung der Bücher und Instrumente verknüpft sind, musste ich bestreiten und überdies ist das Leben in den Kolonien außerordentlich teuer, so dass ich jetzt am Ende angelangt bin.

Wohl bekleide ich hier jetzt ein Lectureship, allein das ist nicht passend und geht wahrscheinlich bald zu Ende.

Mein Streben geht natürlich dahin, zu Hause eine außerordentliche Professur zu erlangen.

Vielleicht wäre dies doch möglich, da Gegner wie Claus und Haeckel Ihre so schmeichelhaften Äußerungen über mich bestätigt haben. F. E. Schulze scheint jedoch – weil Claus meiner Arbeiten mehrfach Erwähnung tut – vielleicht dieselben nicht ganz unparteiisch zu beurteilen; obgleich auch er mir neuerlich geschrieben hat.

Vielleicht haben Sie die Güte, sich eines Landsmannes zu erinnern, wenn irgendwo eine außerordentliche Professur für Zoologie zu besetzen ist!

Hochachtungsvollst Ihr ergebener

Dr. R[obert Lendlmayer] v[on] Lendenfeld

L.1380 *R.1148

1883 XII 21, Graz

Lieber Bruder!

Nun jubilierst auch Du. In Deinem Diplom steht, wie ich mich genau erinnere, der 23. Dezember 1858 als der Geburtstag Deines Doktors und diesem nun 25jährigem Doktor meine herzlichsten Glückwünsche, in welche auch Rosa einstimmt. Die Kinder verstehen zwar nicht recht, um was es sich handelt, sie haben aber alle lebhaft akklamiert, als ich ihnen sagte, dass der Onkel Emil nun sein Jubiläum feiert, denn der Jubel ist für diese kleine Sippe die Hauptsache. Ich wünsche gleichzeitig Dir, Gusti und den Schurz die besten und angenehmsten Feiertage.

Morgen gehen von hier an Deine Adresse zwei Kistchen ab. Das eine enthält drei Weihnachtsgaben der Kinder. Davon gehören Dir: der Obelisk und die Briefmarkenschachtel; der Auguste: die Taschentuch-Mappe.

Das zweite Kistchen enthält eine Jubiläumsgabe für Dich. Rosa und ich möchten, dass Du sie als Leibmöbel benützest und oft an uns denken mögest, obwohl wir keine Venetianer sind. Sie ist das Porträt derer im Campanile, und was in ihr wohnt, fordert von 8 zu 8 Tagen einen kleinen operativen Eingriff, wenn es lebendig bleiben soll. Beim Auspacken beider Kistchen Vorsicht, denn in jedem ist etwas von Glas.

Nochmals unsere herzlichsten Grüße und besten Glückwünsche, Dein

Alexander

L.1381 *R.1149

1883 XII 23, Prag

Geehrter Herr Kollege!

Es wäre mir wichtig zu wissen, in welcher Weise die Ministerialerlässe an das Rektorat in Graz gelangen, ob direkt oder durch die Statthalterei, ob im Original oder in Abschrift oder gar mit Zusätzen der Statthalterei verbrämt.

Indem ich Sie bitte, mir hierüber im Interesse der Wahrung eines wichtigen Prinzips eine gütige Mitteilung zu machen, hochachtungsvoll grüßend Ihr ergebenster

E. Mach

L.1382 *R.1150

1883 XII 24, Graz

Eure Magnifizenz!

Ersuche um g[efällige] Mitteilung darüber, ob die vier Fakultätsgutachten in Sachen der Universitätsbauangelegenheit dem Senatsberichte beigeschlossen werden oder nicht. Von der Bejahung oder Verneinung dieser Frage hängt nämlich nicht unwesentlich die formelle Darstellung des Seperatvotums ab. Überdies bitte ich, mir durch den Überbringer dieser Zeilen sagen zu lassen, wo und wann ich heute vormittags noch den genauen Wortlaut des von der Majorität des Senats angenommenen und des von dieser abgelehnten Antrages mir verschaffen könnte.

Hochachtungsvoll

Karajan Graz, 24. Dezember 1883
9 Uhr Früh

L.1383 *R.1151

1883 XII 26, Wien

Liebster Freund!

Ich hätte mir die Genugtuung, Dich durch eine Gratulation zu ärgern, nicht versagt, hätte ich Deine Erwählung nicht viel zu spät erfahren. Warum habt Ihr auch kein illustriertes Extrablatt oder wenigstens ein Fremdenblatt, wo Du den Grund meiner Abwesenheit von Wien an jenem Tage aufs Genauste lesen kannst. Da meine Chancen nach allen Zeitungen Null waren, so wollte ich mich nicht auch noch des Vergnügens der Jagd berauben. Meine Wahl ist ziemlich das Werk von Barth, meine übrigen Freunde hätten mich gerne zum Wahlmann gewählt, so dass ich unschädlich gewesen wäre, und ich nach Art der Japanesen eine Harakiri, oder wie es heißt, an mich hätte vollziehen müssen [sic]. Doch genug von mir. Ich hatte gehofft, Dich, auch Pebal, bei der elektrischen Ausstellung zu sehen, allein vergebens. Das jetzige Ministerium scheint Euch doch Angst einzujagen, so dass Ihr pünktlich am Platze seid.

Ich wollte diese Tage schon an Dich wegen einer optischen Angelegenheit schreiben. Ich beschäftigte mich, mehr zum Zeitvertreib, ein Okkular herstellen zu lassen, um mein Mikroskop in einen Polarisationsapparat für konvergentes Licht zu verwandeln. Solche Konstruktionen gibt es übrigens schon verschiedene und ist die Sache recht hübsch, vielleicht auch zweckmäßig zur Bestimmung des Öffnungswinkels zu verwenden?

Dies veranlasste mich, auch über die gewöhnliche Art des Mikroskops als Polarisationsapparat zu verwenden, nachzudenken, und da frappiert es auf den ersten Anblick, dass ein Gipsblättchen nicht doch ein bisschen seine Farbe ändert, je nach dem Öffnungswinkel der Objektivlinse. Hast Du je so etwas bemerkt?

Deiner Familie geht es hoffentlich gut, auch bei mir geht es gut und meine Frau ist jedenfalls wohler als die Jahre her.

Solltest Du mit Bezug auf die optische Frage mir antworten, so schreibe mir auch die neue Adresse Deines Bruders Emil.

Indem ich mich Deiner Frau bestens empfehle, immer der Deine

Viktor Lang

Grüße an Pebal, auch an Karajan – gelegentlich –, an den ich durch seine [Brüder?] bei den med[izinischen] Rig[orosen] oft erinnert werde.

L.1384 *R.1152

1883 XII 28, Wien

Lieber Bruder!

Ich sage Dir, Rosa und den Kindern meinen herzlichsten Dank für Eure Glückwünsche und für die schönen Geschenke. Die schöne und interessante Uhr ist in bestem Gange in Wien angelangt und paradiert gegenwärtig in meinem neuen Salon. Der Thermometer ist ein willkommener und schöner Ersatz für einen, der mir zufällig am Vortage seiner Ankunft zerbrochen wurde. Die Marke für diesen Brief entnehme ich bereits dem sehr […] und zweckmäßigen Markenbehälter. Auguste war von ihrem Geschenk ganz entzückt.

Meinen Jubiläumstag haben wir zu meiner Überraschung wirklich in dulci jubilo [gefeiert], da Auguste ein solennes Mahl vorbereitete, wozu auch Schurz geladen war. Wir haben auch auf Euer und der Kinder Wohl ein Gläschen geleert. Nun nochmals besten Dank und herzliche Glückwünsche zum neuen Jahr Dir und den Deinen

Emil

Ich bitte Dich, auch Richard und Oskar meinen Dank zu sagen für ihre Glückwunschtelegramme und glückliches Neujahr

Emil