Briefe 1882

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.1239Eduard LippAlexander Rollett[v.1882] [?] [?][Graz]
L.1240Karl Berthold HofmannAlexander Rollett[1882-1891] [?] [?][Graz]
L.1241[Albin] SchlömicherAlexander Rollett[1882-1893] [?] [?][Graz]
L.1242[?] WaldhansAlexander Rollett[1882-1893] [?] [?][?]
L.1243Viktor FosselAlexander Rollett[1882-1893] [?] [?][Graz]
L.1244 *R.1037Alexander RollettEmil Rollett1882 I 4Graz
L.1245 *R.1038Emil RollettAlexander Rollett1882 I 5Wien
L.1246 *R.1039Eduard d'AngeliAlexander Rollett1882 I 8Triest
L.1247 *R.1040Karl SchenklAlexander Rollett1882 I 19Wien
L.1248Constantin von EttingshausenAlexander Rollett1882 I 20London S.W.
L.1249Alexander RollettEmil Rollett1882 I 22Graz
L.1250Alexander RollettEmil Rollett1882 I 24Graz
L.1251 *R.1041Karl von RzehaczekAlexander Rollett1882 I 24[Graz]
L.1252 *R.1042Emil RollettAlexander Rollett1882 I 25Wien
L.1253 *R.1043Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1882 I 26Graz
L.1254 *R.1044Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1882 I 27Graz
L.1255 *R.1045Karl von RzehaczekAlexander Rollett1882 I 27[Graz]
L.1256Eduard LippAlexander Rollett[1882-1893] I 27[Graz]
L.1257 *R.1046Hans EppingerAlexander Rollett1882 II 11Prag
L.1258 *R.1047Ferdinand LippichAlexander Rollett1882 II 12Prag
L.1259Alexander RollettHermann Rollett1882 II 16Graz
L.1260Eduard LippAlexander Rollett[1882-1893] II 16Graz
L.1261Eduard LippAlexander Rollett[1882-1893] II 21[Graz]
L.1262Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett[1882-1893] II 24Graz
L.1263 *R.1049Richard FleischerAlexander Rollett1882 III 5Dresden
L.1264 *R.1050Richard FleischerAlexander Rollett1882 III 8Dresden
L.1265 *R.1051Richard FleischerAlexander Rollett1882 III 8Dresden
L.1266 *R.1052Richard FleischerAlexander Rollett1882 III 12Dresden
L.1267 *R.1053Richard FleischerAlexander Rollett1882 III 13Dresden
L.1268 *R.1054Richard FleischerAlexander Rollett1882 III 13Dresden
L.1269 *R.1055Richard FleischerAlexander Rollett1882 III 22Dresden
L.1270 *R.1056Viktor von LangAlexander Rollett1882 III 27Wien
L.1271 *R.1057Leopold von PebalAlexander Rollett1882 III 31Graz
L.1272 *R.1058Richard FleischerAlexander Rollett1882 IV 1Dresden
L.1273Eduard LippAlexander Rollett[1882-1893] IV 25Graz
L.1274 *R.1059Emil RollettAlexander Rollett1882 IV 27Wien
L.1275 *R.1060Richard FleischerAlexander Rollett1882 IV 28Dresden
L.1276 *R.1061Julius GlaxAlexander Rollett1882 IV 30Sauerbrunn
L.1277 *R.1062Robert von LendenfeldAlexander Rollett1882 IV 30North Brighton
L.1278 *R.1063Max GruberAlexander Rollett1882 V 3München
L.1279 *R.1064Ludwig BarthAlexander Rollett1882 V 8Wien
L.1280 *R.1065Karl J. S. von SchroffAlexander Rollett1882 V 8Graz
L.1281 *R.1066Adolf LiebenAlexander Rollett1882 V 9Wien
L.1282 *R.1067Emil BergerAlexander Rollett1882 V 11Wien
L.1283 *R.1068Ernst Wilhelm von BrückeAlexander Rollett1882 V 14Wien
L.1284 *R.1069Viktor von ZepharovichAlexander Rollett1882 V 15Prag
L.1285 *R.1070Alexander RollettEmil Rollett1882 V 15Graz
L.1286 *R.1071Adolf SchauensteinAlexander Rollett1882 V 19[Graz]
L.1287 *R.1072Karl SchenklAlexander Rollett1882 V 22[Wien]
L.1288 *R.1073Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1882 V 27[Graz]
L.1289 *R.1074 [NN]Alexander Rollett1882 VI 2Graz
L.1290 *R.1075Richard FleischerAlexander Rollett1882 VI 7Dresden
L.1291 *R.1076Eduard d'AngeliAlexander Rollett1882 VI 12Triest
L.1292 *R.1077Karl SchenklAlexander Rollett1882 VI 20Wien
L.1293 *R.1078Anton E. SchönbachAlexander Rollett1882 VI 28Graz
L.1294Adolf SchauensteinAlexander Rollett[1882-1888] VII 17[Graz]
L.1295 *R.1079Leopold von PebalAlexander Rollett1882 VII 19Graz
L.1296 *R.1080Anton BleichsteinerAlexander Rollett1882 VII 28Graz
L.1297Emil RollettAlexander Rollett1882 [VIII] 9Hieflau
L.1298 *R.1081Carl LakerAlexander Rollett1882 VIII 15Klagenfurt
L.1299 *R.1082Adolf SchauensteinAlexander Rollett1882 VIII 20Mürzzuschlag
L.1300 *R.1083Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1882 VIII 22Kammer
L.1301 *R.1084Ludwig von ThanhofferAlexander Rollett1882 VIII 25Graz
L.1302 *R.1085Adolf SchauensteinAlexander Rollett1882 VIII 27Mürzzuschlag
L.1303 *R.1086Alexander RollettEmil Rollett1882 VIII 28Graz
L.1304 *R.1087Alexander RollettEmil Rollett1882 VIII 29Graz
L.1305 *R.1088Alexander Valćić-PetravićAlexander Rollett1882 VIII 30Agram
L.1306 *R.1089Adolf SchauensteinAlexander Rollett1882 IX 12Mürzzuschlag
L.1307Alexander RollettEmil Rollett1882 IX 16Graz
L.1308 *R.1090Emil RollettAlexander Rollett1882 IX 19Wien
L.1309 *R.1091Karl Berthold HofmannAlexander Rollett1882 IX 26[Graz]
L.1310 *R.1092Hans EppingerAlexander Rollett1882 IX 28Wien
L.1311 *R.1093Rudolf KlemensiewiczAlexander Rollett1882 X 5Gleichenberg
L.1312 *R.1094Albert EulenburgAlexander Rollett1882 X 16Berlin
L.1313 *R.1095Richard FleischerAlexander Rollett1882 XI 12Dresden
L.1314 *R.1096Adolf SchauensteinAlexander Rollett1882 XI 16[Mürzzuschlag]
L.1315Karl Berthold HofmannAlexander Rollett[1882-1893] XII 22[Graz]
L.1316 *R.1097Emil RollettAlexander Rollett1882 XII 28Wien
L.1317Alexander RollettEmil Rollett1882 XII 30Graz
L.1318 *R.1098Alexander Valćić-PetravićAlexander Rollett1882 XII 30Agram
L.1319 *R.1099Carl LakerAlexander Rollett1882 XII 31Klagenfurt

[v.1882] [?] [?], [Graz]

„Ob schön, ob Regen“! Dr. Eduard Lipp beehrt sich im Namen Gabrieles und seiner selbst mitzuteilen, daß heute präzise 1 1/2 in der Steinfelder Bierhalle (Münzgraben) Mittagmahl eingenommen wird. Gabriele bestellte gestern Abend ein „Antel“. Herr Professor sind freundlich eingeladen. Vielleicht gestattet es die Zeit. Mit freundlichem Gruße

E. Lipp

Anmerkung Zur Datierung: Vermutlich vor Anfang1882, da die Anrede lediglich „Professor“ lautet.

[1882-1891] [?] [?], [Graz]

Geehrter Herr Regierungsrat!

Auf meine rechtzeitige Vorstellung, daß am 16. d. M. das Fest des Schulvereines sei und ich namens meiner Kollegen um eine Verlegung des Sitzungstages der Krankenhaus-Enquete bitte, erhielt ich heut früh die beiliegende Karte. Da ich und Schauenstein darin nur eine gegen den Schulverein und damit gegen die deutsche Nationalität gerichtete Animosität erblicken können, werden wir heut nicht erscheinen und bitten Sie, falls Ihre Gemütsstimmung Ihnen überhaupt die Beteiligung an der Sitzung erlauben würde, doch sich unserer Abstinenzpolitik anzuschließen und von der Sitzung fernzubleiben. Ich verständige davon Prof. Lipp.

Ergebenster

K. B. Hofmann

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte von Jahresanfang 1882 bis Jahresende 1893 den Titel eines Regierungsrates. Schauenstein ist (schwerkrank) mit Ende August 1891 aus dem Amt getreten und am 16. 10. 1891 verstorben.

[1882-1893] [?] [?], [Graz]

Euer Hochwohlgeboren!
Geehrter Herr Regierungsrat!

Ihrem Wunsche zufolge erlaube ich mir, die Bitte um einen Bericht für die Tagespost in Erinnerung zu bringen, welchen ich spätestens Samstag der Redaktion schicken müßte, falls der Bericht im Sonntagsmorgenblatt erscheinen sollte. Für die ärztliche Vereinszeitung bitte ich um die Nachricht, wo der Vortrag seinerzeit eventuell in extenso erscheinen wird.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

Dr. Schlömicher
Annenstraße 24

Anmerkung Zur Datierung: Rollett erhielt zu Jahresende 1881 den Titel eines Regierungsrates und zu Jahresende 1893 den einen Hofrats.

[1882-1893] [?] [?], [?]

Hochwohlgeborener Herr Professor, Herr k.k. Regierungsrat!

Ich erlaube mir im Nachhange meiner ersten Übersendung der kl[einen] Eier den Übergang zu den größeren folgen zu lassen. Ich habe solange zugewartet, um allfällig Näheres mitteilen zu können. Die Henne ist gegenwärtig brütig und hat kein weiteres Interesse mehr. Genehmigen Euer Hochwohlgeboren den Ausdruck. Meiner vorzüglichen Hochachtung und Verehrung ergebenst

Dr. Waldhans [?]

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte von Jahresanfang 1882 bis Ende des Jahres 1893 den Titel eines Regierungsrates.

[1882-1893] [?] [?], [Graz]

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Erlaube mir, die gütig in Aussicht gestellte Skizze Ihres Vortrages vom 27. in Erinnerung zu bringen.

Mit besonderer Hochachtung

Dr. Fossel

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte von den Titel eines Regierungsrates ab Jahresbeginn 1882 bis zur Verleihung des Hofratstitel unter dem 30. 12. 1893.

L.1244 *R.1037

1882 I 4, Graz

Lieber Bruder!

Könntest Du mir nicht sagen, was es mit Hofrat Langers Frau, deren Tod ich heute durch die Zeitung erfuhr, eigentlich war. Ist sie rasch und unvermutet oder nach längerem Kranksein gestorben usw.

Ich möchte Langer kondolieren, bin aber über alles so ganz unwissend, dass mir die Fassung schwer wird. Bitte also, wenn es Dir möglich ist, umgehend um eine Auskunft. Meine Kinder husten oft schrecklich in der Nacht, ich gebe Ihnen Vaters Pulver. Es will aber nicht besser werden. Der Husten trat in Folge von Schnupfen auf. Fieber hat keines, nur starke Sekretion. Ich selbst habe auch Bronchialkatarrh und muss namentlich morgens viel husten. Allen geht es sonst gut, Appetit und Verdauung ist bei den Kindern in voller Ordnung.

Vielleicht rätst Du uns auch etwas gegen den Husten. Mit vielen Grüßen an Dich und alle, Dein

Alexander

L.1245 *R.1038

1882 I 5, Wien

Lieber Bruder!

Ich kann Dir leider den gewünschten Aufschluss nicht geben. Ich habe die Nachricht auch erst aus der Zeitung erhalten und nichts früher von einer Erkrankung gehört. Heute bin ich mit niemandem zusammengetroffen, den ich hätte fragen können. Da ich noch etwas unwohl bin, musste ich trachten, bald nach Hause zu kommen. Ich hatte wegen heftiger Grippe zwei Tage Bettruhe nötig und nun huste ich noch ziemlich viel. Ich bedaure, dass Du und die Kinder von dem gleichen Übel gequält sind [sic]. Ich glaube, dass die feuchtkalte, stark nebelige Witterung daran schuld trägt. Gegen den Hustenreiz dürfte es gut sein, einfaches Salzwasser oder auch Gleichenberger Wasser öfters schluckweise zu nehmen. Die Kinder könnten auch Bikarb. Soda mit Pulv. Dover (höchstens 0,02 pro dosi) drei- bis viermal täglich bekommen und Fetteinreibungen auf die Brust, dabei möglichste Bettruhe und keine zu üppige Diät.

Ich gratuliere Dir anticipando zu der Ernennung zum Regierungsrat. Was man in Deiner Stellung gewiss begehren und schätzen muss. Grüße und küsse mir herzlich die Frau Regierungsrätin und die Kinder und sei auch Du herzlich umarmt von Deinem

Emil

L.1246 *R.1039

1882 I 8, Triest

Euer Hochwohlgeboren!
Geehrter Herr Professor!

Es ist mir leider unmöglich, vor Mittwoch, dem 11. d[ieses] M[onats], in Graz anzukommen.

Gleichzeitig finde ich mich wegen trauriger Familienverhältnisse genötigt, Euer Hochwohlgeboren anzuzeigen, dass ich die Demission von meiner gegenwärtigen Assistentenstelle einreichen werde.

Indem ich Vorstehendes zur hochgeneigten Kenntnis Euer Hochwohlgeboren bringe, verbleibe ich mit dem Ausdruck der tiefsten Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Dr. Eduard d’Angeli

L.1247 *R.1040

1882 I 19, Wien

Lieber Freund!

Verzeihe, wenn ich erst so spät Dir meinen herzlichen Glückwunsch zu der Auszeichnung darbringe, die Dir schon längst und in reicherem Maße gebührt hätte. Ich war die letzten Wochen von Arbeiten aller Art so sehr in Anspruch genommen, dass ich alles andere liegen lassen musste. Die Meinen senden ebenfalls herzliche Glückwünsche. In steter Ergebenheit und Treue, Dein

Karl Schenkl

Hochverehrter Herr Kollege!

Ich habe Kunde erhalten von der wohlverdienten Auszeichnung, die Ihnen zuteil geworden ist. Empfangen Sie hiemit meinen aufrichtigsten herzlichsten Glückwunsch. Entschuldigen Sie diese flüchtigen Zeilen; ich bin mit Arbeit überhäuft. Nebst der Fortsetzung der Untersuchungen über die Tertiärflora Großbritanniens und der Fortsetzung der allgemein phylogenetischen Forschungen habe ich die Bearbeitung der fossilen Flora Australiens übernommen, welche mir von der Universität in Sydney zugekommen ist. Auch von anderen Museen in Australien wird das Material für mich an das British Museum gesendet.

Ihr ergebenster

Ettingshausen

Lieber Bruder!

Ich bin nun doch in der Verfassung, Dir die Geschichte der traurigen Woche, so gut es geht, selbst zu schreiben.

Am vorigen Samstag machte ich ganz wohlgemut meine offiziellen Besuche bei Statthalter, Landespräsidenten Myrbach, etc. Sonntag war ich auch noch ganz wohl. Für Dienstag hatte ich im anthropologischen Verein einen Vortrag über Farbensinn angekündigt und den hielt ich auch. Ich arbeitete Sonntag, Montag bis in die Nacht und Dienstag den Vortrag aus. Montagabend schon sagte ich zu Rosa, dass mich die Nasenspitze immer beiße. Es war das aber auswendig, nicht inwendig. Bis Dienstagabend hatte ich eine stark rote und schmerzhafte Nasenspitze, mit der ich das Rot des Spektrums zu meinem Vortrag förmlich mitbrachte. Ich dachte an einen Furunkel. Am Mittwoch hielt ich noch meine Vorlesung, die Beschwerden steigerten sich aber beträchtlich und die Röte überzog die ganze Nase bis zu den Augen, die Konjunktiven waren infiziert, die Wangenhaut ödömatös. Klemensiewicz meinte nun nur[: „]mit einem Erysipel nicht spaßen, bleiben Sie ja in Ihrer Wohnung[“]. Und ich selbst und Toni, der zufällig kam, glaubten nun an Erysipel. Nachts stellten sich Schüttelfröste ein. Ich nahm Chinin, legte Karbolglycerin und darüber kalte Umschläge auf. Donnerstag, Freitag waren die ärgsten Tage, die Geschwulst und Spannung in der Nase nahmen fortwährend zu. Ich litt an Kopfweh, konnte nicht schlafen und bekam fortwährend Schüttelfröste. Der Harn ist bis heute noch rein braune Suppe. In der Nacht von Freitag auf Samstag, als ich es vor Schmerzen kaum mehr aushalten konnte, bemerkte ich am linken Nasenloch vorne an dem Übergang von Haut und Schleimhaut eine längliche Spalte [sic], aus der dicker Eiter kam. Ich dachte jetzt an Kataplasmen. Kessel, den ich befragte, schnitt den Spalt weiter auf, und jetzt legte ich, nachdem eine große Menge Blut und Eiter ausgeflossen war, feuchte Karbolwatte auf die Wunde. Auf die Nase einen feuchten Fleck und darüber Karbolwatte. Es zeigt sich nun das ganze Unterhautzellgewebe vom knöchernen Nasenrand bis zur Oberlippe eitrig zerfallen, wo ich hindrücken mag, fließt seit gestern dicker Eiter aus der Wunde, die Geschwulst geht zurück. Etwas Fieber habe ich noch. Eine Woche dürfte es noch dauern.

Ich bin sehr heruntergebracht, hoffe aber, dass nun alles wieder gut werden wird. Ich grüße Dich und alle, weil mir schon heiß und kalt und beim Schreiben wird [sic]. Bitte die Schrift zu entschuldigen, ich sehe kaum durch den Verband. Dein

Alexander

Da Haut und Schleimhaut frei sind, glaubt Kessel eine Infektion [sic].

Lymphdrüsen am Boden der Mundhöhle stark geschwollen.

Rosa schreibt an Richard nicht, weil ich Dir geschrieben habe.

Lieber Bruder!

In der Nacht von Sonntag auf Montag habe ich zum ersten Male einige Stunden erquickend geschlafen.

Montags über floss Eiter aus beiden Wunden.

Montagnachmittag gegen 16:00 Uhr entleerten sich mit den [sic] rasch hintereinander zwei reiskorngroße weiße, flache, derbe Massen. Etwas später wieder eine solche Masse und eine vierte um 21:30 Uhr abends. Sie traten explosionsartig mit einer Menge nachspritzendem Eiter hervor. Die mikroskopische Untersuchung, welche soeben von Kessel unter meiner Beihilfe (11:00 Uhr vormittags, 24. Jänner 82) vorgenommen wurde, ergab, dass es ausgestoßene Knorpelstücke sind. Sie rühren nicht von der Scheidewand, sondern von der Spitze linkerseits her. Nachdem das letzte Stückchen ausgestoßen war, floss nur wenig Eiter in der darauf folgenden Nacht, in der ich mit Intermissionen, die zur Erneuerung des Verbandes dienten, sehr gut geschlafen habe.

Seit 7:00 Uhr morgens heute fließt gar kein Eiter mehr aus, die Nasenscheidewand und die Spitze sind noch stark geschwollen, aber gar nicht mehr empfindlich.

Gestern hatte ich um 1/2 2:00 Uhr und um 1/2 7:00 Uhr, wo sonst die Fröste immer zu kommen pflegten, nur mehr ein vorübergehendes Kältegefühl.

Auch die Köpfenschmerzen [sic] haben sich seit Montag morgens nicht wieder eingestellt. Der Harn ist aber noch sehr braun und zeigte heute ein Häutchen an seiner Oberfläche, wie nach einer Entbindung. In der Nacht von Montag auf heute hatte ich auch noch starken Durst. Der Puls war, als ich ihn des Nachts einmal zählte, 80. Jetzt, während ich schreibe, ist er 64. Die Lymphdrüse am Boden der Mundhöhle ist kaum noch fühlbar, ebenso die rechten Unterkiefer-Winkel. Stark tritt aber noch die am linken Winkel hervor und ist beim Berühren sehr empfindlich.

Du siehst aus allem, dass der stürmische Insult, der mir so viel Angst und Schrecken einjagte, jetzt glücklich überwunden ist. Ich weiß aber auch gar keine Veranlassung, ich mag hin und her denken, wie ich will.

Diese Woche hält Dr. Drasch für mich Vorlesung. Am Montag hoffe ich selbst wieder in Aktivität zu sein. – Rosa und die Kinder grüßen Dich und alle herzlichst, dasselbe tut Dein

Alexander

L.1251 *R.1041

1882 I 24, [Graz]

Hochgeehrter Herr College!

Herr Prof. Dr. Kundrat hat mir gestern den beiliegenden Entwurf des Komiteeberichtes für die Besetzung der anatomischen Lehrkanzel zugeschickt. Und ich beehre mich, denselben Ihnen mit der Bitte vorzulegen, dass Sie ihn, nach gepflogener Einsicht und unter Beisetzung etwaiger Bemerkungen oder von Ihnen gewünschter Änderungen, wieder an den Berichterstatter zurückgelangen lassen mögen.

Mit besonderer Hochachtung

Rzehaczek

L.1252 *R.1042

1882 I 25, Wien

Lieber Bruder!

Ich danke Dir sehr für Deine ausführlichen und fleißigen Nachrichten über Deinen Krankheitszustand. Offenbar hatte man es mit einer anthraxartigen Zellgewebsentzündung zu tun, und es ist wohl möglich, dass bei Deinen Arbeiten mit tierischen Substanzen die Übertragung eines Infektionsstoffes durch die Finger auf die Nasenöffnung stattgefunden hat. Ein gewöhnlicher Gesichtsrotlauf scheint mir nach dem Verlauf des Übels nicht vorhanden gewesen zu sein. Hoffentlich sind nun, nach der Entleerung des Eiters, Fieber und Schmerzhaftigkeit endlich gewichen und wird die Heilung rasch vorwärts gehen. Auch von Dr. Kessel erhielt ich auf meine Anfrage beruhigende Nachrichten. Uns geht es ziemlich gut, ich habe aus dem alten Jahre noch einen Husten mitgenommen, den ich noch immer nicht loswerden kann. Obwohl mein sonstiges Befinden jetzt wieder ganz gut ist. Einige Tage war ich recht unwohl und musste sogar im Bett bleiben. Richard war einige Tage bei uns und dürfte nun noch in Baden weilen. Demnächst hat sich Onkel Rudolf als Gast angemeldet. Ich danke auch Rosa bestens für ihr liebes Schreiben und grüße sie, die Kinder und Dich mit dem Wunsche recht baldiger Wiederherstellung auf das herzlichste, Dein

Emil

Geehrtester Herr Regierungsrat!

Erst aus Ihrem geschätzten Schreiben habe ich zu meinem Bedauern erfahren, dass Sie durch mehr als ein leichtes Unwohlsein ans Haus gefesselt sind. Es war eine Ungeschicklichkeit meinerseits, mich vorher nicht genauer um Ihr Befinden zu erkundigen, die ich damit gutmachen werde, dass ich den Besetzungsvorschlag von der Tagesordnung absetze. Ich könnte es nicht verantworten, einem Kollegen, der überdies Mitglied des Komitees ist, durch meine Schuld die Möglichkeit benommen zu haben, in einer wichtigen Angelegenheit seine Meinung zu äußern und bei der Abstimmung sich zu beteiligen.

Betreffs des Assistenten werde ich das Kollegium in der heutigen Sitzung von Ihren Wünschen verständigen.

Mit dem Wunsche, Sie möchten sich von den Folgen Ihrer Erkrankung bald erholen, verbleibe ich, geehrtester Herr Regierungsrat, Ihr ergebenster

K. B. Hofmann

Geehrtester Herr Regierungsrat!

Das Kollegium hat Ihren Antrag betreffend die provisorische Besetzung der Assistentenstelle einstimmig angenommen und sind schon heut die nötigen Schritte geschehn, hiefür die ministerielle Genehmigung einzuholen.

Bevor ich durch Ihren geschätzten Brief von gestern das Nähere über Ihre Erkrankung erfahren habe, hatte ich für Montag ein theoretisches Rigorosum angesetzt. Ich kann entweder die Einladung rückgängig machen und mit den Terminen warten, bis Sie mir gefälligst mitgeteilt haben werden, dass Sie sich wohl genug fühlen, sich der Abendkühle auszusetzen. Oder es könnte, wenn es Ihnen Ihr Befinden gestattet und Sie es vorziehn, die Einrichtung getroffen werden, dass das ganze Rigorosum in Ihrem Institute abgehalten werde. In diesem Falle hätten Sie die Gefälligkeit, einen Raum zu bestimmen, wo die Prüfung vorgenommen werden könnte.

Darf ich Sie bitten, mir hierüber Auskunft zu geben, damit ich morgen den etwa anfragenden Kandidaten eine bestimmte Antwort geben könnte?

Mit den besten Wünschen für Ihre völlige Herstellung bleibe ich,

Hochgeehrter Herr Regierungsrat, Ihr ergebenster

Hofmann

L.1255 *R.1045

1882 I 27, [Graz]

Hochgeehrter Herr College!

Nachdem in der gestrigen Professoren-Sitzung infolge Ihres Schreibens an den Dekan die Besetzungs-Angelegenheit der anatom[ischen] Lehrkanzel von der Tagesordnung abgesetzt wurde, so beehre ich mich, Ihnen das diesbezügliche Elaborat neuerdings zuzuschicken mit dem aufrichtigen Wunsche, dass Ihr Unwohlsein, das mir erst gestern bekannt wurde, recht bald behoben sein und Ihre Reconvalescenz den günstigsten Fortgang nehmen möge.

Zugleich ersuche ich höflichst, es mir [sic] gefälligst wissen zu lassen, wenn Ihre Wiedergenesung es Ihnen gestattet, an einer neuerlichen Besprechung dieser Angelegenheit teilzunehmen.

Mit besonderer Hochachtung und aufrichtigster Teilnahme ergebenster

Rzehaczek

[1882-1893] I 27, [Graz]

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Beiliegend sind die Akten, welche ich Ihnen mit großem Danke zurückstelle. Ich werde mir erlauben, Ihnen ein stenografisches Protokoll mit der von mir gehaltenen Rede einzusenden. Bisher sind von den Stenographen die Protokolle bei Leykam über die letzten Sitzungen des Landtages noch nicht eingelaufen. Mein Antrag lautete dahin, daß der L[andes-]A[usschuss] beauftragt wird, nach der Anfertigung der Baupläne mit der Stadtgemeinde wegen Auflassung des Städtischen Krankenhauses und wegen Übernahme der Kranken in das Allgemeine Krankenhaus in Verhandlung zu treten und dem Landtage Bericht hierüber zu erstatten. Es bestehen in der Frage der Vereinigung der beiden Krankenhäuser noch sehr viele irrtümliche Meinungen. Mit höflicher Empfehlung ergebenst

E. Lipp

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte ab Jahresanfang 1882 den Titel eines Regierungsrates, ab Anfang 1894 den eines Hofrats. Das Städtische Krankenhaus wurde erst 1912 mit der Eröffnung des Allgemeinen Landeskrankenhauses geschlossen.

L.1257 *R.1046

1882 II 11, Prag

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Wenn ich auch nicht die Ehre habe, Ihnen persönlich bekannt zu sein, so erlaube ich mir dennoch, mich an Sie mit einigen Zeilen zu wenden, und bitte ich gleich im Vorhinein, dieselben freundlichst aufnehmen zu wollen.

Durch die Berufung Prof. Kundrats an die Lehrkanzel der pathologischen Anatomie in Wien ist die gleiche Lehrkanzel in Graz vakant. Da mir nun sehr wohl bekannt ist, dass die Besetzung der Vakanz wesentlich von dem Vorschlage des Professorenkollegiums abhängt, so darf es mir verziehen werden, wenn ich mich an Sie,

Hochgeehrter Herr Regierungsrat, mit Zutrauen und der Bitte wende, nicht nur von meiner Kandidatur freundlichst Notiz zu nehmen, sondern auch dieselbe unterstützen zu wollen. Zu diesem Zutrauen und zu dieser letztgestellten Bitte ermutigen mich die Kenntnis Ihrer wissenschaftlichen Bedeutung und Ihr durch diese begründeter Einfluss in dem werten medizinischen Professoren-Kollegium zu Graz.

Ehe ich diesen Schritt, Sie, geehrter Herr Regierungrat, mit vorliegenden Zeilen zu behelligen, unternommen, habe ich mir wohl die Frage vorgelegt, ob meine Person die Eignung besitzt, um den Grazer Posten kandidieren zu können. Ich bin bereit das 14. Jahr Assistent am hiesigen patholog[isch]-anatom[ischen] Institute, an dem jährlich durchschnittsweise 12–1300 Sektionen gemacht werden. Im J[ahre] 1872 habe ich mich als Privatdozent der pathologischen Anatomie habilitiert – und war ich durch drei Semester (1872–1873) mit der Supplierung der Lehrkanzel nach dem Tode meines Lehrers, des Prof. Treitz, betraut worden. Danach übertrat ich zu Prof. Klebs und bin ich seit 1875 Extraordinarius der pathologischen Anatomie hier in Prag. Meine literarischen Arbeiten sind fast sämtlich in der „Prager Vierteljahresschrift für praktische Heilkunde“ (Bde 108., 112., 113., 114., 115., 116., 117., 118., 119., 120., 125., 126., 132.), dann in der Prager mediz[inischen] Wochenschrift J[ahr] 1876, S. 82–97–158–210–278, 725–741; J[ahr] 1877, S. 797, 817, 841; J[ahr] 1878, S. 83, 501; J[ahr] 1879, S. 17, 101, 353; J[ahr] 1880, S. 341, 354, 364; J[ahr] 1881, Nr. 51 und 52; Zeitschrift für praktische Heilkunde Bd I. Im J[ahr] 1880 erschien meine pathologische Anatomie des Larynx und der Trachea als VII. Lieferung des Klebsschen Handbuches – und in einigen Tagen werde ich mir die Ehre nehmen, Ihnen meine jüngsten Arbeiten „Magentuberculose“ und „Beiträge zu pathologischen Anatomie der menschlichen Vagina“ zu übersenden.

Nachdem ich mich hiemit Ihnen, hochverehrter Herr Regierungsrat, vorgestellt habe, so erlaube ich mir, nochmals an Sie die Bitte zu stellen, dass Sie die Güte hätten, sich meiner anzunehmen und dass Sie vermöge Ihres Einflusses meine Kandidatur begünstigen möchten. Ich weiß es wohl, dass es sich nicht schickt, bei dergleichen Angelegenheiten, wie es Besetzungsvorschläge für Professoren sind, sich anzupreisen; doch werden Sie mir diesen Schritt verzeihen, wenn ich Ihnen anvertraue, dass die Besetzungsfrage in Graz für mich ein Stück Lebensfrage ist. Nach 14jähriger Assistentendienstzeit werde ich das hiesige Institut verlassen müssen, um jüngeren Kräften nicht im Wege zu stehen und ein Extraordinarius ohne Material, aber mit Familie führt ein klägliches Dasein, und das wäre mein Schicksal nach so vieljährigem Ringen und Mühen.

Indem ich aber gleichzeitig versichere, dass es mein innigstes Streben wäre, mit Erfolg in Graz zu wirken, und indem ich auch die innere Überzeugung habe und die Kraft fühle, ein würdiges Mitglied der Grazer Fakultät werden zu können, bitte ich Sie nochmals um Ihre freundliche Unterstützung und zeichne ich mich als Ihr ganz ergebener

Prof. Dr. Hans Eppinger Salmgasse Nr. 498

L.1258 *R.1047

1882 II 12, Prag

Hochgeehrter Herr Kollege!

Wie ich vernommen, kandidiert Herr Prof. Dr. Eppinger für die nach Prof. Kundrat freigewordene Lehrkanzel. Da ich Dr. Eppinger persönlich kennen und schätzen gelernt, so nehmen Sie mir es vielleicht nicht übel, wenn ich in seinem Interesse diese Zeilen an Sie richte. Ich kann und brauche natürlich nicht über seine wissenschaftlichen und lehramtlichen Verdienste etwas zu erwähnen, wiewohl ich auch hierüber von Bekannten nur Günstiges vernommen. Wohl aber darf ich erwähnen, dass Dr. Eppinger ein trefflicher Charakter und äußerst liebenswürdiger Kollege ist, der jedenfalls hier eine harte Schule durchgemacht und unter sehr schwierigen Berufsverhältnissen dennnoch mit eisernem Fleiße zu arbeiten gewusst hat, und zwar aus wirklichem, regem wissenschaftlichen Interesse. Dass er sehnlichst wünschen muss, seiner Tätigkeit eine ersprießlichere und selbstständigere Richtung geben zu können, wird jeder begreifen, der seine jetzige Stellung näher zu beurteilen vermag.

Ich benütze die Gelegenheit, um Ihnen meine Dank für die freundliche Übersendung eines Separatabdruckes über Ihr Polarisations-Mikroskop auszusprechen. Ich habe das Instrument bei Haensch in Salzburg während der Naturforscher-Versammlung gesehen. Ich bin zwar kein Mikroskopiker, aber die Vorteile Ihrer Konstruktion springen sofort in die Augen, auch wenn man dies nicht ist. Für Mineralogen dürfte das Instrument ebenfalls ganz ausgezeichnete Dienste tun.

Mit freundlichem Gruße und dem Ausdrucke ausgezeichneter Hochachtung, bin ich Ihr ganz ergebener

F. Lippich

Lieber Onkel!

Du warst so gut, mir vor kurzem mitzuteilen, dass von Goethe im Leben nur zwei Gesichtsmasken abgenommen wurden. Eine von Weisser 1813 und eine für Schadow 1816. Ferner, dass eine nicht ganz lebensgroße Büste von Goethe aus dem Jahre 1826 von Posch in Berlin herrührt.

Ich bitte Dich nun recht sehr, mir zu schreiben, ob Du nichts dagegen hast, wenn ich in einem kleinen Artikel über das Zeitalter der Phrenologie, welchen ich nächstens einmal publizieren will, diese Daten anführe und mich dabei auf Deine Autorität berufe.

Rosa und die Knospen danken herzlich für die freundliche Erwähnung und die herzlichen Grüße in Deinem letzten Briefe. Ich und die Meinen senden Dir, Meta und Lina ebenfalls viele herzliche Grüße. Dein

Alexander

Anmerkung Dieser Brief erliegt im Stadtarchiv Baden im dortigen Nachlass Alexander Rollett.

[1882-1893] II 16, Graz

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich bin so abgespannt und leide so an Schlaflosigkeit, daß ich jeden Tag der Ruhe benötigen muß, wenn ich nicht unfähig für meine Obliegenheiten werden soll. Zudem bin ich mit einem Kehlkopfkatarrh behaftet, sodaß ich Sie bitten muß, nicht nur selbst mich für übermorgen zu entschuldigen, sondern auch gleich bei der Versammlung entschuldigen zu wollen. Mit ergebenster Hochachtung

E. Lipp

Die Einladungskarten sendete ich aus.

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte ab Jahresanfang 1882 den Titel eines Regierungsrates, ab Anfang 1894 den eines Hofrats.

[1882-1893] II 21, [Graz]

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Ich kann morgen den Vorsitz in der Hauptversammlung des Volksbildungsvereines nicht führen, da ich oft plötzlich (wegen eines noch restierenden Laryngeal- und Trachealkatarrhes) stärker und anhaltend husten muß und nicht in einer öffentlichen Vereinsversammlung präsidieren kann und darf, wenn ich – wie es geschehen ist – mich von allen offiziellen Besuchen und anderen dringenden Veranlassungen zu einer oder der anderen Aktion ferngehalten habe. Ich bitte Sie demnach höflich, morgen den Vorsitz zu führen und mich damit entschuldigen zu wollen, daß ich verhindert bin, den Vorsitz zu führen (wegen noch nicht ganz vollendeter Rekonvaleszenz). Ich bitte Sie auch dringend, dahin wirken zu wollen, daß ich nicht mehr in den Ausschuß gewählt werde wegen Überbürdung mit Geschäften. Es läßt sich auch – ich bitte darum – vermitteln, daß von meiner Verhinderung in der Zeitung gar nicht die Rede ist. Mit herzlichen Grüßen

E. Lipp21/2

Die mitfolgenden Verzeichnisse sah ich durch. Nur sehr wenige sind mir unter diesen vielen so bekannt, daß ich ein Stricherl machen könnte. E. L.

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte ab Jahresanfang 1882 den Titel eines Regierungsrates, ab Anfang 1894 den eines Hofrats.

Verehrtester Herr Regierungsrat,

In der Hitze des Gespräches habe ich gestern sowohl vormittags als auch bei der Sitzung vergessen, Ihnen mitzuteilen, daß ich meinen Buben impfen ließ. Es bot sich Gelegenheit, von dem Kinde von Verwandten abzuimpfen. Ich stelle es Ihrem Ermessen anheim, von meinem Buben den Ihrigen abimpfen zu lassen, Sie müßten dann so freundlich sein, mir baldigst, also bis morgen, die Nachricht zukommen zu lassen, da die Pusteln gerade morgen oder Sonntag florid sein dürften und dann die Zeit für die Abimpfung wäre.

Morgen kommt Dr. Tobeitz zu meinem Knaben nachsehen und dann könnte man die Sache besprechen.

Ihr ganz ergebener Schüler

Klemensiewicz

Anmerkung Zur Datierung: Auf Grund der Anrede fällt der Brief in die Zeit zwischen der Verleihung des Titels eines Regierungsrates und der Ernennung zum Hofrat. Adolf Tobeitz habilitierte sich im März 1891 für Kinderkrankheiten.

L.1263 *R.1049

1882 III 5, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Sehr freuen würde es mich, wenn Sie die Güte hätten, für einen Vierteljahresbericht der gesamten Wissenschaften, das ständige Referat über die wichtigsten Fortschritte, Fragen, Forschungen etc. der Physiologie zu übernehmen und hierfür alle Vierteljahre einen allgemein verständlichen Bericht im Umfange von 1 Bogen selbst zu verfassen oder durch andere bedeutende Fachgenossen abfassen zu lassen, Letzteres unter Ihrer Ägide.

Ihre gef[älligen] Mitteilungen erwartend, bin ich mit größter Hochachtung Ihr

Rich[ard] Fleischer Reich-Straße

L.1264 *R.1050

1882 III 8, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Ich beehre mich, Ihnen Korrekturen eines Vortrag[s] zu senden. Sind Sie, Hochgeehrter Herr, mit demselben einverstanden, so bitte ich, ihn gütigst und umgehend unterzeichnet zurückzusenden. Der erste Bericht ist bis 26. April oder 30. April nötig im Umfange von 1 Bogen. Sie brauchen nicht selbst immer die Berichte schreiben, sondern nur eventuell unter Ihrer Ägide schreiben lassen.

Bestens grüßt Ihr

Rich[ard] Fleischer Reich-Straße

L.1265 *R.1051

1882 III 8, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Besten Dank für Ihren schönen Artikel – Korrektur geht Ihnen zu. Dringend bitte ich im wissenschaftlichen Interesse, das ständige Referat über Physiologie (nicht Literaturbericht, sondern über neue Forschungen etc.) zu übernehmen. Sie brauchen nicht selbst die Berichte abfassen, sondern können sie unter Ihrer Ägide von anderen schreiben lassen, so oft sie wollen. Der erste Bericht ist im Umfange von 1 Bogen bis 24. April nötig. Ich bitte um eine gef[ällige] baldige Mitteilung. Bestens grüßt Ihr

Rich[ard] Fleischer Reich-Straße

L.1266 *R.1052

1882 III 12, Dresden

Anmerkung Telegramm

Quartalreferat akzeptiert? Erster Bericht 25. April? – Fleischer, Reich-Straße

Anmerkung Handschriftlicher Vermerk Rolletts:

Redakteur Fleischer, Dresden, Reich-Straße 2. Bitte Klemensiewicz zu verständigen

Rollett

L.1267 *R.1053

1882 III 13, Dresden

Anmerkung Telegramm

Klemensiewicz willkommen.

L.1268 *R.1054

1882 III 13, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Herzlichen Dank. Herr Prof. Klemensiewicz wird mir sehr lieb als ständiger Referent sein. Vierordt will auch zeitweise mitwirken und hoffentlich ist es Ihnen, Hochgeehrter Herr, möglich, auch hin und wieder einmal Prof. Klemensiewicz einen Bericht zu geben.

Bestens grüßt Ihr ergebener

Richard Fleischer Reich-Straße

L.1269 *R.1055

1882 III 22, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Die Literaturquellenangabe ist gesetzt und bedaure ich, dass die Druckerei nicht früher Ihnen auch […] Korrektur sandte. Für Ihre gütige Zusage dieser Unterstützung des Herrn Prof. Dr. Klemensiewicz danke ich verbindlichst.

Für diese Vierteljahresberichte wie für die Revue wird mir Ihre gütige Mitwirkung stets hoch willkommen sein.

Bestens grüßt Ihr ergebener

Richard Fleischer
Reich-Straße

L.1270 *R.1056

1882 III 27, Wien

Lieber Freund

Das Telegramm mit der Nachricht, dass Du einen zündenden Toast zur Goethe-Feier ausbrachtest, war sehr erfreulich. Es bewies, dass Deine Entzündung jedesfalls wieder gut ist. Ich habe sehr spät erst gehört, in welche Gefahr Du durch Deine Nase kamst. Und als ich Dir mein Bedauern ausdrücken wollte, kam auch jenes Telegramm.

Ja eigentlich wollte ich Dir schon viel früher zum Regierungsrattitel gratulieren, obwohl ich zweifle, dass Dir derselbe besonders imponiert. Ich bitte also nachträglich hiezu und vor allem zur Wiederherstellung meine herzlichsten Glückwünsche auch verspätet annehmen zu wollen. Von Deiner Familie hoffe ich auch, dass es ihr gut gehe.

Sonst musst Du ja in letzter Zeit einige Freude erlebt haben. Ich sage nichts vom Tode Planers, aber dass ihr Kundrat los seid, wird Dich gewiss froh machen. – Hier habe ich letzterer Zeit viel von Stricker reden gehört; es ist interessant, dass nun auch sein letzter Fachfreund Fleischl zu seinen Gegnern überzugehen gezwungen war. Die physikalischen Ansichten Strickers sind sehr erheiternd, leider tragen sie beim Rigorosum schon Früchte.

Wie gehts Pebal, sag’ ihm, er möchte nach Wien kommen, sonst muss ich ihm schreiben, da Březina gern als Prof[essor] der Min[eralogie] nach Graz kommen möchte. Auch hat er mir meine Pumpe noch immer nicht machen lassen.

Heute war Frau Ellen de Lendenfeld bei mir und wird, da sie meine Frau nicht traf, Freitag wieder kommen. Falls dies unsere einstige Bekannte aus Graz ist, weiß ich wirklich nicht, was sie will.

Meiner Frau geht es heuer bedeutend besser und meine Kinder sind wohl.

In der Hoffnung, Dich bald hier zu sehen, immer Dein

V. Lang

L.1271 *R.1057

1882 III 31, Graz

Schlussfeier zum Pfründner-Turnen im Studienjahre 1881/82

Am 31. März (Freitag) 1882 um 20:00 Uhr Abends findet in den festlich geschmückten Turnsälen des chemischen Institutes, Halbärthgasse 5, ein Preis-Turnen statt, wozu hiemit P. T. Herr Prof. Dr. A[lexander] Rollett geziemend eingeladen wird.

Programm

  1. Festzug der Pfründner in den Festsaal;
  2. Conturnen;
  3. Trinkturnen;
  4. Geradegehen;
  5. Preisverteilung.

Um pünktliches Erscheinen wird gebeten. Als Entschuldigung allfälligen Fernbleibens wird nur eine Todeskrankheit oder eine Kindstaufe anerkannt.

Gut Heil!

Pebal Turnwart

L.1272 *R.1058

1882 IV 1, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Besten Dank für die Korrektur, die ich an die Druckerei beförderte. Beifolgend den Korrekturabzug von den Literaturquellen; den ich gütigst direkt an die Buchdruckerei von C. H. Schulze in Gräfenhainichen, Station der Berlin-Anhalter Eisenbahn, zu senden bitte.

Hoffentlich ist Ihnen im Laufe des Sommers ein neuer Beitrag für die Revue möglich. Bestens grüßt Ihr Sie sehr verehrender

Rich[ard] Fleischer Reich-Straße

[1882-1893] IV 25, Graz

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Am Mittwoch 19:30 Uhr abends ist im Rittersaale die Jahresversammlung der Ortsgruppe des Deutschen Schulvereines, zu welcher Sie gebeten werden. Frühes Erscheinen nötig. Gestern war Heilsberg bei mir und hinterließ, da ich nicht zu Hause war, einige Zeilen dahingehend, daß nach seiner Meinung die Laboratorienfrage sehr gut stehe. Ferner ersuche ich – für meinen Vortrag über Lanolin – in einigen Tagen um Auskunft, ob im Physiologischen Institut eine Abhandlung über Resorption durch die Haut vorhanden ist oder etwa über Cholesterinfettbildung in der Haut (mit Adnexen) von Menschen oder Tieren. Im vorkommenden Falle bitte ich höflichst, mir das Buch zu leihen. Ich fand vor kurzem in Dioscorides einiges über unreines Lanolin genannt „Oesypum“, oder ist etwa etwas über Verbindungen von Fettsäuren mit Cholesterin (theoretisches) zu haben? Endlich erlaube ich mir noch, Sie zu ersuchen, für unseren letzten Vereinsabend im Juni vorzusorgen und eine diesbezügliche Mitteilung für die nächste Ausschußsitzung zu machen oder, wenn Sie etwa abwesend wären, eine solche von dem Pressestellvertreter gelangen zu lassen. In aufrichtiger Ergebenheit

E. Lipp

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte ab Jahresanfang 1882 den Titel eines Regierungsrates, ab Anfang 1894 den eines Hofrats.

L.1274 *R.1059

1882 IV 27, Wien

Lieber Bruder!

Wie ich aus der Zeitung erfahren habe, haben Dich die alten Schweden als den Ihrigen reklamiert und feierlich installiert. Ich gratuliere Dir zu dieser Auszeichnung. Wer weiß, ob man sich in ihrer Gesellschaft nicht besser befindet, als in mancher der unsrigen. Die Schweden sind ja, wie ich aus eigener Anschauung weiß, sehr propere und gentile Leute. Ich habe schon so lange von Dir und den Deinen nichts gehört, dass ich mich wirklich auf den künftigen Monat freue, wo Du wenigstens ein paar Tage bei uns verweilen wirst und uns einige Bruchstücke von den Erlebnissen und den Ereignissen des ganzen Jahres in Deiner Familie mitteilen kannst. Ist Octavie noch nicht groß genug, um sie nach Wien mitzunehmen? Vielleicht geht es doch. Hoffentlich wirst Du uns auch über Rosas Befinden befriedigende Mitteilungen machen.

Viele herzliche Grüße und Küsse an Dich, Rosa und die Kinder von Deinem

Emil

L.1275 *R.1060

1882 IV 28, Dresden

Sehr geehrter Herr

Besten Dank für Ihre gütige Mitteilung. Herr Janke hat sich bis auf weiteres der gerichtlichen Verfügung unterworfen.

Mit aufrichtigster Verehrung grüßt Sie herzlichst Ihr ergebener

Richard Fleischer Reich-Straße

L.1276 *R.1061

1882 IV 30, Sauerbrunn

Sehr geehrter Herr Professor!

Wie Ihnen vielleicht Dr. Drasch mitgeteilt hat, war ich vor einigen Tagen bei Ihnen, um mich zu verabschieden, bei welcher Gelegenheit ich die Absicht hatte, Sie um Ihre gütige Intervention im Professorenkollegium zu bitten. Leider fand ich Sie nicht zu Hause und so muss ich Ihnen mein Anliegen schriftlich mitteilen.

Wie Sie wissen, wurde mir vor 2 Jahren der Titel eines a[ußer]o[rdentlichen] Prof[essors] für Balneologie und Hydrotherapie verliehen. Mit dieser Ernennung ist nun meine akademische Karriere abgeschlossen, da für ein so untergeordnetes Fach wohl kaum mehr zu erreichen sein dürfte. Selbstverständlich möchte ich aber noch mehr anstreben und ich habe deshalb an das Professorenkollegium eine Eingabe gerichtet, in welcher ich um die Erweiterung meiner venia legendi auf das Gebiet der internen Medizin angesucht habe. Am liebsten wäre es mir, wenn ich den Titel und Charakter eines wirklichen, außerordentlichen, unbesoldeten Professors für interne Medizin erreichen könnte. Ich habe diesfalls mit dem Dekan, Herrn Prof. Hofmann, gesprochen, welcher mir versprach, das Nötige zu veranlassen. Meine Bitte geht nun dahin, dass Herr Professor sich bei den diesbezüglichen Verhandlungen im Kollegium meiner freundlichst annehmen wollen, da ich wohl als ehemaliger klinischer Assistent ein gewisses Anrecht auf die von mir angestrebte Erweiterung der venia legendi haben dürfte.

Herr Prof. Rembold, mit welchem ich selbstverständlich gesprochen habe, wird mir hoffentlich nichts in den Weg legen, da ich ihm ausdrücklich erklärt habe, dass ich kein Kollegium ohne seine vorherige Genehmigung ankündigen werde.

Mit den herzlichsten Grüßen Ihr ergebener

Dr. Glax

L.1277 *R.1062

1882 IV 30, North Brighton

Hochgeehrter Herr Professor.

Ich hoffe Sie entschuldigen, dass ich Sie mit einem Brief belästige, jedoch möchte ich so gerne wissenschaftliche Fragen besprechen und es findet sich hier niemand, mit dem man über irgendetwas anderes als über Soll und Haben reden könnte. Ich bin hier recht schmählich im Stich gelassen worden und bin ganz auf mich selbst angewiesen.

Glücklicherweise habe ich eine beträchtliche Bibliothek und die nötigen Instrumente mitgebracht, so dass ich trotz der ungünstigen Verhältnisse meine Arbeiten beginnen konnte, um meinen vorläufigen Lebenszweck, die Coelenteraten der Südsee zu studieren, zu erfüllen. Ich stehe hier gewissermaßen wie der Prediger in der Wüste allein und verlassen da und habe mit den wenigen Leuten, mit denen ich verkehre und die sehr orthodoxe, d. h. intolerante Christen sind, meine liebe Not; allein es erhöht die Schwierigkeit immer den Genuss, welchen der Erfolg bringt und so freut mich das bereits Erreichte doppelt, weil ich fühle, dass ich es nicht allein ohne Hilfe, sondern geradezu gegen den Willen meiner hiesigen Mitmenschen zustande gebracht habe.

Außer den zahlreichen Spongien, welche ich entdeckt und deren Entwicklung ich zum Teil verfolgt habe, und den zahlreichen anderen Typen angehörenden Formen, welche mein Dredgenetz geliefert hat, sind besonders die Medusen, deren feineren Bau ich an den hier vorkommenden studiere, für mich wichtig. Über eine neue sehr interessante Übergangsform habe ich letzthin im „Zoologischen Anzeiger“ berichtet, während die Arbeit über eine andere neue Meduse dank der Fülle des Materials in einigen Tagen vollendet sein dürfte. An dieser letzteren, einer Cyanea, habe ich eine Reihe von Strukturverhältnissen aufgefunden, die bisher noch nicht beschrieben waren und zum Teil vielleicht ein größeres histologisches Interesse beanspruchen dürften. Ich habe in ihnen unter anderem sehr feine Nervenfäden mit anliegenden Kernen gefunden, welche also den Remakschen Fasern aus dem Nervus vagus zu vergleichen sind, deren Kern jedoch noch eine zarte Plasmahülle besitzt und so gewissermaßen das ganze Gebilde eine Zwischenform zwischen Nerv- und Ganglienzelle mehr indifferenter Art darstellt. Einige der Ganglienzellen zeigen in der einen Hälfte faserigen, in der anderen Hälfte körnigen Bau und gehen durch Mittelformen in solche über, welche ausschließlich körnige Substanz enthalten. Durch das physiologische Experiment war ich auch imstande, die Erregbarkeit von Epithelmuskelzellen (Neuromuskelzellen Kleinenberg) durch leitende Nervenbahnen nachzuweisen, was die Neuromuskeltheorie Kleinenbergs sehr zweifelhaft erscheinen lässt. – Ich hoffe, Herr Professor befinden sich so wohl, als ich mich befinden würde, wenn ich eines unsrer heimischen Institute für meine Arbeiten benutzen könnte.

Mit der größten Hochachtung Ihr

Dr. R[obert Lendlmayer] v[on] Lendenfeld Kensington Cottage, Wilson Street
North Brighton by Melbourne

L.1278 *R.1063

1882 V 3, München

Hochgeehrter Herr Professor!

Die Teilnahme, die Sie mir so freundlich angedeihen ließen, ermutigt mich, Ihnen wieder einmal ein Lebenszeichen zu geben.

Je länger ich mir die Sachlage überlegte, umso fester wurde meine Überzeugung, dass Ihr Rat, nicht aufs Geratewohl mich in Graz zu habilitieren, der einzig richtige ist. Ich war deshalb im Jänner in Wien, um etwas zu sondieren, und fand die Umstände insoferne günstiger, als ich gedacht hatte, als ich Hofrat Langer überzeugen konnte, dass ich nicht ohne weiteres nach Graz gehen könne, und als Prof. E. Ludwig mich sehr freundlich aufnahm und mir seinen Hörsaal und einen Platz in seinem Laboratorium gewährte. Ich gehe also vorläufig nach Wien und habe bereits mein Habilitationsgesuch eingereicht. Ich bitte Sie aber, deshalb nicht außer Augen zu lassen, dass mein Ziel nach wie vor Graz bleibt. In Wien habe ich keine Aussicht, vorwärts zu kommen.

Im Winter werde ich keinesfalls lesen, da ich das Wintersemester in Leipzig zubringen will, um bei Ludwig mich in der Vivisektionsmethodik mehr als bisher auszubilden. Da möchte ich Sie auch darauf aufmerksam machen, dass meine Tätigkeit überhaupt überwiegend physiologisch-chemisch ist und dass mein sehnlichster Wunsch wäre, einmal eine Stelle für dieses Fach zu bekommen. Ich bitte Sie, sich auch daran vorkommenden Falles zu erinnern. Ich werde schon das Meinige tun, um Sie darauf nicht vergessen zu lassen. Ich habe während des vergangenen Jahres fleißig gearbeitet und hoffe, Ihnen bald einiges vorlegen zu können.

Hauptsächlich waren meine Versuche darauf gerichtet, die Bedeutung des Kochsalzes für die Ernährung aufzuklären und ich hoffe, dass es mir gelungen ist. Die Resultate sind in Kürze die folgenden:

Die älteren Versuche, welche ergaben, dass das Kochsalz die Eiweißzersetzung steigere, sind unrichtig. Wie eine Untersuchung der stündlichen Ausscheidung der Zersetzungsprodukte lehrt, mäßigt das Kochsalz die Eiweißzersetzung und verteilt sie gleichmäßiger über den ganzen Tag. Ferner bewirkt es, falls der Körper noch wachstumsfähig ist, Ansatz von Eiweiß und befördert die Schnelligkeit der Fleischmästung. Für den Erwachsenen dürfte die Hauptbedeutung des Kochsalzes in seinem Einfluss auf die Magenverdauung liegen. Obwohl meine Versuche in dieser Richtung noch lückenhaft sind, ist doch zweifellos sicher, dass ceteris paribus die Menge der gebildeten freien Salzsäure direkt der Kochsalzzufuhr proportional ist. Die Absonderung der Säure erfolgt so rasch und bei reichlichen Kochsalzgaben so massenhaft, dass, wie ich glaube, schon dadurch die Theorie der indirekten Salzsäurebildung durch Milchsäure sowie Malys Diffusionstheorie widerlegt ist und dass nichts übrig bleibt, als nach Brückes Vorgang eine direkte Zerlegung des Chlornatriums durch Nerveneinfluss nach Analogie des galvanischen Stromes anzunehmen, die ja auch schon nach den bisherigen Kenntnissen die größte Wahrscheinlichkeit für sich hatte. Dafür spricht auch, dass im Hunger diese Zerlegung des Chlornatriums auch bei reichlicher Kochsalzgabe nur im ganz geringfügigen Maße erfolgt. Auch die Verhältnisse der Ausscheidung des Chlors sind sehr interessant und ich werde diese Versuche noch fortsetzen. Vielleicht gelingt es mir, das Auftreten des Scorbutes nach längerer Aufnahme stark gesalzener Speisen (Schiffskost) zu erklären. Weiter habe ich ausgedehnte Untersuchungen über den Einfluss der Nahrung auf die Quantität des Gesamtstoffwechsels und über den Einfluss des Wassers auf die Eiweißzersetzung, welche, wie ich glaube, die Stoffwechseltheorien völlig umgestalten werden, [durchgeführt]. Ich hoffe, sie Ihnen bald in extenso vorlegen zu können.

Indem ich Sie bitte, Herrn Prof. von Ebner von mir Empfehlungen auszurichten, zeichne ich als Ihr ergebenster

Dr. Gruber München, Physiologisches Institut

L.1279 *R.1064

1882 V 8, Wien

Geehrtester Herr Kollege!

Ihren Brief habe ich erhalten und werde natürlich Ihren Vorschlag, so weit ich imstande bin, unterstützen. Es sollte mich recht freuen, wenn die Wahl meines vieljährigen Freundes Ebner durchginge. Aber ich kann mir nicht verhehlen, dass es mindestens zweifelhaft ist, denn ich weiß schon jetzt von einer sehr großen Anzahl Kandidaten und es dürften bis 16. Mai noch mehrere dazukommen. Indessen, wir können es ja versuchen, und wenn es diesmal nicht geht, so geht es dann vielleicht umso leichter ein anderesmal. Mit den besten Grüßen und in der Hoffnung, Sie bald hier zu sehen, bleibe ich hochachtungsvollst Ihr ganz ergebener

L. Barth

Bitte auch an Ebner viele Grüße.

Geehrter Herr Regierungsrat!

Dürfte ich Sie bitten, mir nur für kurze Zeit den 16. Band von Pflügers Archiv zu leihen, da ich eine darin enthaltene Arbeit nachsehen möchte? Ich würde dafür sehr dankbar sein und in kürzester Zeit den Band wieder zurückstellen. Entschuldigen Sie, dass ich nicht persönlich komme. Ihr ergebenster

Schroff

L.1281 *R.1066

1882 V 9, Wien

Verehrter Herr Kollege!

Für den Fall als Sie nicht schon davon unterrichtet sind, will ich Ihnen nur mitteilen, dass Linnemann und ich in der letzten Akademiesitzung die Wahl Pebals zum corr[espondierenden] Mitglied in Vorschlag gebracht haben. Auch Barth und Lang haben den Vorschlag unterschrieben, wodurch sie übrigens bekanntlich in der Abstimmung nicht gebunden sind.

Wenn Sie, wie ich voraussetzen darf, mit dem Vorschlag einverstanden sind, so möchte ich Sie im Interesse der Sache bitten, Ihren Einfluss zugunsten der Wahl Pebals aufzuwenden.

Dass Pebal die auf ihn fallende Wahl annehmen und nicht etwa wie Kolbe gegenüber der Berliner Akademie sich auf den Gekränkten spielen würde, darf doch wohl als feststehend angenommen werden?

Sollten Sie in dieser Beziehung einen Zweifel hegen, so würden Sie mich sehr verbinden, wenn Sie sich vergewissern wollten und eventuell mir eine Nachricht zugehen ließen.

Mit freundlichstem Gruß Ihr ganz ergebener

Ad. Lieben

L.1282 *R.1067

1882 V 11, Wien

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Gestatten Sie, Herr Regierungsrat, dass ich anlässlich der Bestätigung meines Habilitationsgesuches Ihnen für das warme Interesse, das Sie für meinen Eintritt in die akademische Laufbahn an den Tag legten, meinen verbindlichsten Dank abstatte.

Wie mir Herr Bibliothekar Dr. Müller mitteilt, haben Herr Regierungsrat den Wunsch geäußert, den Inhalt meines Dekretes kennen zu lernen. Der Wortlaut desselben ist folgender:

„Mit h. Ministerial-Erlass v. 29. April 1882, Z 5211, ist der Beschluss des Professorencollegiums auf Ihre Zulassung als Privatdocent für das Gebiet der Anomalien der Refraction und Accomodation des Auges bestätigt worden.

Hievon werden Euer Wohlgeboren unter gleichzeitiger Rückstellung des Diploms in Kenntnis gesetzt.“

Indem ich Ihnen, Herr Regierungsrat, nochmals auf das Verbindlichste danke, verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

E. Berger

Hochgeehrter Kollege!

Besten Dank für die Publikation über die Grazer Truhen. Sie hat mich in hohem Grade interessiert. Albini ist bereits von hier wieder abgereist, gedenkt aber auf der Rückreise auch wieder über Wien zu gehen. Den Vorschlag für Prof. v[on] Ebner habe ich am vorigen Donnerstag unterschrieben. Die ganze Reihe der Vorschläge lernen wir erst am Freitag kennen. Bis jetzt scheinen mir seine Aussichten nicht ungünstig. Ich schlage diesmal niemand vor, werbe aber für den alten Wöhler als auswärtiges Ehrenmitglied. Ihr

E. Brücke

Hochgeehrter Herr Kollege!

Eine Bitte, auf deren Erfüllung ich großes Gewicht legen würde, veranlasst diese Zeilen; die Bitte nämlich, mir bei den nächsten akademischen Wahlen Ihre Stimme nicht vorzuenthalten. Wie in den letzten Jahren wird auch diesmal Tschermak mich in Vorschlag bringen und dürfte heuer wohl in dem Umstande, dass die ungewöhnliche Zahl von drei Stellen zu besetzen ist, eine günstige Aussicht sich für mich eröffnen. Auch Hauer, Hochstetter und Lang werden wie früher für mich eintreten sowie meine Prager Kollegen. Es würde mich sehr freuen, wenn auch Sie, verehrter Herr Kollege, den Vorschlag freundlichst unterstützen, mich vielleicht auch anderen Mitgliedern, mit denen Sie mehr bekannt sind, empfehlen wollten. Sie werden es wohl begreiflich finden, dass es für mich von hohem Werte wäre, besonders unter den hiesigen Verhältnissen, in der Akademie, der ich seit 1865 als korresp[ondierendes] Mitglied angehöre, endlich einen Schritt vorwärts zu machen, und es hoffentlich nicht übel aufnehmen, wenn ich in Erinnerung an unsere früheren Beziehungen in Graz mir erlaube, mich mit meinem Anliegen direkt an Sie zu wenden.

Mit freundlichsten Grüßen Ihr aufrichtigst ergebener

Zepharovich

L.1285 *R.1070

1882 V 15, Graz

Lieber Bruder!

Ich danke Dir für Deine Gratulation zur Aufnahme unter die alten Schweden. Ich muss gestehen, dass mich dieses Diplom recht erfreut hat. Sicher ist das keine so erkünstelte Anerkennung wie die Medaillenprägung in Baden, für die man mich auch angezapft hat. Ich fand mich mit ein paar Gulden ab, da ich von Hermann sein Werk über die Goethebildnisse geschenkt erhielt, und wegen einer von Gall erwähnten Goethebüste mit Hermann in letzterer Zeit öfter korrespondierte.

Rosa befindet sich jetzt viel besser, aber gut noch immer nicht. Sie hat eine rätselhafte Neurose durchgemacht. Kopfschmerz, Zuckungen im Gebiet des linken Facialis, Ungleichheit der Temperatur auf beiden Seiten des Gesichts, einmal rechts einmal links kälter. Sie bekam auf Dr. Müllers, unseres Neuropathologen, Verordnung durch 8 Wochen kalte Abreibungen, Morgenspaziergänge darauf, innerlich Bromammonium und Eisen. Dr. Müller meint, Blutarmut sei die Ursache des Leidens. Rosa sieht aber dabei gar nicht etwa blass aus, im Gegenteile, das Gesicht ist oft sehr gerötet. Aber der Puls ist klein.

Wenn man nur wüsste, wie dieser ganzen Geschichte ordentlich beizukommen ist. Bei jeder Periode tritt eine kleine Recidive auf. Was ist es?

Rosa lebt doch in den günstigsten Verhältnissen, was Wohnung, Nahrung etc. betrifft. Sie hat keinen schlechten Appetit, Wein und Preblauer konsumiert sie auf meinen und des Dr. Müller Rat auch in ganz erklecklichen Quantitäten.

Den Kindern geht es gut. Nur mit ihren Därmen haben wir ab und zu kleine Schwierigkeiten, war von jeher so bei uns.

Nächsten Montagabend werde ich in Wien eintreffen und bitte um Aufnahme. Hättest Du nicht Lust, uns einige Pfingsttage hier in Graz zu schenken. Rosa und die Kinder würden jubeln, wenn ich Onkel Emil aus Wien mitbrächte. Ich bleibe bis 26. Mai in Wien.

Herzliche Grüße von uns allen an Dich, Auguste und Schurz samt Familie. Schurz mein innigstes Bedauern wegen der verlorenen Arbeit. Dein

Alexander

L.1286 *R.1071

1882 V 19, [Graz]

Geehrter Kollege!

Beiliegend sende ich die Rechnung zur gefälligen Unterfertigung. Ich sage Dir herzlichen Dank für Deine freundliche Übernahme der Arbeit und Deine gütigen Wünsche für mich, der ich diesmal doch [durch Krankheit?] mitgenommen wurde.

Mit bestem Gruße Dein

Schauenstein

L.1287 *R.1072

1882 V 22, [Wien]

Lieber Freund!

Morgen, Dienstag, findet eine Besprechung hinsichtlich der Wahlen in dem Professorenzimmer der philos[ophischen] Fakultät (Universität, 3 Stock) statt, wozu ich Dich geziemend einlade. Deinem Wunsche hinsichtlich E[Ebner] habe ich bestens entsprochen. Herzlichen Gruß von Deinem

K. Schenkl

Ich bitte Dich auch, unseren lieben Freund Prof. von Lang davon zu verständigen, vielleicht auch Herrn Prof. Lieben, wenn Du es für geeignet hältst.

Verehrtester Herr Regierungsrat!

Nachdem der Rektor den gestrigen Tag zur Senatssitzung festgestellt hatte, weil mehrere Senats[mit]glieder erklärten, heut nicht mehr anwesend zu sein, so hielt ich es für überflüssig, meinerseits heut eine Sitzung einzuberufen, die voraussichtlich ziemlich lang gedauert hätte. Es wird Ihnen gewiss angenehm sein, nach einer im Coupé verbrachten Nacht einige Ruhe sich gönnen zu können. Auch glaube ich, meinen Kollegen gegenüber die gleiche Rücksicht üben zu können, welche der Rektor einigen Senatsmitgliedern gegenüber übte. So wird Freitag unsere Sitzung stattfinden.

Mich Ihnen bestens empfehlend, bleibe ich, verehrtester Herr Regierungsrat, Ihr ergebener

K. B. Hofmann

L.1289 *R.1074

1882 VI 2, Graz

Geehrter Professor Rollett!

So sehr es mich freuen würde, in einer so hervorragenden Persönlichkeit meinen einstigen Tänzer! zu begrüßen, so war es wahrlich darauf nicht abgesehen, Ihnen die Zeit zu verkürzen, was mit einem Besuch, den Sie mir gütigst in Aussicht stellten – bei der Entfernung – mehr wie indiskret wäre – auch mir daran läge, Sie womöglich einmal wieder zu sehen und vielleicht das Vergnügen zu haben, Ihre Frau Gemahlin kennen zu lernen, was viel sicherer ist, wenn ich komme – als bei den so unsicheren Stunden, wo wir zu Hause anzutreffen sind, indem ich hier mit der ziemlich leidenden G[rä]fin Ferri lebend – die Tageseinteilung sehr ungleich, wir auch die schönen Stunden meist auswärts verbringen. Für die beruhigende Zusage meiner Bitte besten Dank von Ihrem achtungsvoll ergebenen

[NN]

L.1290 *R.1075

1882 VI 7, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Ihr Artikel ist in der Revue publiziert (Juni-Heft). Sehr freuen würde es mich, von Ihnen,

Hochgeehrter Herr, einen neuen Artikel im Laufe des Sommers zu erhalten.

Ihre gütigen Mitteilungen erwartend, grüßt Sie bestens Ihr ergebener

Richard Fleischer Deutsche Revue
Reich-Straße 2

L.1291 *R.1076

1882 VI 12, Triest

Euer Hochwohlgeboren! Sehr geehrter Herr Professor,

E[uer] W[ohlgeboren] werden mir entschuldigen, dass ich seit meiner Abreise von Graz nicht geschrieben habe, wie es gewiss meine Pflicht gewesen wäre.

Ich war aber bis vor kurzer Zeit im hiesigen Garnisonsspitale mit meinem Militärdienste sehr beschäftigt; später hatte ich das schwere Unglück, meine Schwester und meinen Stiefvater zu verlieren und infolge dessen hatte ich mit der Regelung der Familienverhältnisse zu tun.

Indem ich nun diese wenigen Zeilen an E[uer] W[ohlgeboren] zu richten mir erlaube, kann ich nicht umhin, E[uer] W[ohlgeboren] für die während der ganzen Zeit, wodurch ich bei Ihrer Lehrkanzel zu dienen die Ehre hatte, mir ausgewiesenen Güte und Wohlwollen meinen innigsten Dank auszusprechen.

Bei dieser Gelegenheit, da ich eine gute Stelle in Aussicht habe, bin ich so frei, E[uer] W[ohlgeboren] höflichst zu ersuchen, mir eine schriftliche Bestätigung des Inhaltes erlassen zu wollen, dass ich durch ein Jahr als Assistent bei dem von E[uer] W[ohlgeboren] geleiteten Physiologischen Institute tätig war, welche Bestätigung mit Ihrem hochverehrten Namen unterfertigt mir bei der Werbung gewiss des größten Nutzens sein wird.

Indem ich E[uer] W[ohlgeboren] für mein langes Schweigen wieder um Entschuldigung bitte, verharre mit dem Ausdrucke tiefster Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebener

Dr. Eduard d’Angeli

L.1292 *R.1077

1882 VI 20, Wien

Lieber Freund!

Nimm meinen herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief, der mir ein Zeugnis von Deiner mir so werten und so oft bewährten Freundschaft ablegt. Erhalte mir dieselbe auch fürderhin!

Du wirst mir glauben, dass mir die Sache ganz unerwartet kam. Ich hätte den Titel gerne einem oder dem anderem, der sich darnach sehnt, gegönnt und wäre gerne ihm gegenüber zurückgetreten.

Lebhaft trat mir in der letzten Zeit wieder das Bild unseres Freundes Tomaschek vor die Seele und die Erinnerung an jenen Tag, wo wir ihn, der sich dessen so freute, in der neuen Würde begrüßten.

Nimm also nochmals meinen herzlichsten Dank! Mit vielen Empfehlungen von den Meinen in unwandelbarer Ergebenheit Dein

Karl Schenkl

L.1293 *R.1078

1882 VI 28, Graz

Verehrter freund,

ich sende Ihnen zur dekanswahl meine herzlichsten glückwünsche, weil ich Sie vom standpunkte allgemeiner universitätsverhältnisse als ein überaus erfreuliches zeichen geschehenen umschwunges begrüße. hoffentlich bin ich nicht zu sanguinisch, wenn ich gerade an Ihre wahl aussichten knüpfe auf das verschwinden der jetzt bis zur unleidlichkeit gediehenen isolierung der fakultäten.

mit herzlichstem gruß Ihr ganz ergebener

Schönbach

[1882-1888] VII 17, [Graz]

Lieber Freund!

Herzlichsten Dank für Deine Mitteilung – ich bin heute ziemlich spät erst vom Institute weggekommen und dadurch verhindert gewesen, zu Dir zu kommen, wie ich beabsichtigt hatte, um Dir mitzuteilen, daß ich dann doch am 20. den Antrag wegen Kratter zu stellen beabsichtige, aber natürlich ausschließlich mit der Bitte, für denselben ein Komitee zu wählen.

Eppingers Antrag auf sofortige Beschlußfassung halte ich für unpassend – weil eine derartige Sache denn auch in der Form richtig und würdig sein soll – ich werde also jedenfalls den Antrag stellen, daß ein Komitee zur Berichterstattung eingesetzt werden soll – wahrhaftig nicht, um Kessels Sache zu verzögern – denn in den Ferien geschieht ja ohnehin in Wien nichts, sondern rein prinzipiell.

Erhält Eppingers Antrag trotzdem die Mehrheit, so mag dies die Majorität mit sich abmachen – mir verschlägt das weiter nichts – die Anschauungen sind eben verschieden.

Zu einer etwas hartnäckigen Opposition habe ich dennoch keine Veranlassung.

Nach dem, was Du mir neulich über Zuckerkandls Auffassung mitteiltest, ist es allerdings befremdend, daß er jetzt für die sofortige Abmachung ist.

Nochmals herzlichen Dank – vielleicht ist es uns morgen (ich habe an einem Gutachten für eine Sitzung zu arbeiten und weiß nicht, ob ich fertig werde) – komme ich morgen Vormittag zu Dir [sic].

Herzliche Grüße Dein

Schauenstein

Anmerkung Zur Datierung: Eppinger und Zuckerkandl sind erst im Frühjahr bzw. Frühsommer 1882 an die Fakultät gekommen, Zuckerkandl wurde zu Jahresende 1888 nach Wien berufen.

L.1295 *R.1079

1882 VII 19, Graz

Lieber Freund!

A. W. Hofmann aus Berlin wird heute abends (19:30 Uhr) bei uns sein. Möchtest Du uns vielleicht Gesellschaft leisten?

[Pebal]

L.1296 *R.1080

1882 VII 28, Graz

Hochgeehrter Herr Rat!

Erlaube mir die ergebenste Anzeige, dass meine Frau heute morgens, 5:00 Uhr, eines gesunden und kräftigen Knaben entbunden wurde. Mutter wie Kind wohl.

Achtungsvollst ergeben

[Anton Bleichsteiner]

1882 [VIII] 9, Hieflau

Anmerkung Telegramm

Komme morgen mittags mit Schnellzug

Emil

L.1298 *R.1081

1882 VIII 15, Klagenfurt

Hochgeehrter Herr Professor!

Indem ich Ihr liebes, mich herzlich freuendes Schreiben vom 12. VIII. beantworte, lege ich dem Briefe wieder einige Tiere bei. Agab. mac. wäre hier am Seeufer häufig zu haben, während es mir nicht gelingt, andere Schwimmkäfer aufzutreiben; sie sind in diesem Jahre schlecht geraten. Archom. Albis. wäre auch noch zu haben. Er hat wie Nebria durchscheinende Beine. Agelast. Alni ist wohl auch um Graz jetzt auf jeder Alm sehr gemein. Es hat mich wirklich sehr gefreut, dass einige von den Tieren gut zu brauchen waren. Die Todesursache der meisten Käfer der letzten Sendung dürfte wohl darin gelegen sein, dass ich die Tiere auf einer mehrere Tage dauernden Partie am Loibl fing und dieselben daher erst spät zur Verpackung gelangten.

So vorteilhaft anfangs die Luftveränderung auf meinen Bronchialkatarrh wirkte, so wenig ausreichend zeigte sie sich bis jetzt zur vollständigen Heilung. Ich muß den meisten meiner bisherigen Ferialvergnügungen als Bergsteigen, Schwimmen usw. entsagen oder sie bitter bereuen. Montag verlasse ich unsere bei der jetzigen Hitze an sanitären Übelständen Graz nicht viel nachgebende Stadt und gehe nach Oberkärnten auf das Land zu Verwandten, wo ich den Husten bald los zu werden hoffe. Im Villacher Bade weilt gegenwärtig Prof. Arlt aus Wien.

Vormittags bringe ich gewöhnlich 1 oder 2 Stunden bei dem hiesigen Augenarzte Dr. Purtscher, einem Schüler Prof. Mauthners, zu, und seiner Freundlichkeit verdanke ich es, immer bei seiner Ordination gegenwärtig sein zu dürfen und vieles zu lernen.

Herr Wallnöfer, der die Procerus besorgte, sagte mir, ich solle Ihnen, Herr Professor, mitteilen, dass es ihm ein Vergnügen gemacht habe, und dass er im Falle des Bedarfes noch welche senden würde.

Auf die neueren Arbeiten über Blut bin ich sehr begierig!

Sollten Sie von irgendeinem der gesendeten Käfer noch welche brauchen, so bitte ich es mir mitzuteilen.

Indem ich Ihnen, Herr Professor, recht angenehme Tage wünsche, zeichne ich mich hochachtungsvoll, Ihr ergebenster

K. Laker

L.1299 *R.1082

1882 VIII 20, Mürzzuschlag

Verehrter Kollege!

Beiliegend folgt das unterfertigte Protokoll. Ich danke herzlichst für die Übernahme der Arbeit und Deine freundlichen Wünsche für den Erfolg des Versuches, durch eine „Kaltwasserkur“ meine Abdominalnerven zur Raison zu bringen. An Wasser fehlt es leider nicht, denn seit ich Graz verlassen, sind nur wenige Tage zu zählen, an denen es nicht geregnet. Ich denke aber, trotzdem bis 12. oder 15. September auszuhalten, wo ich dann des Beginns des Gymnasiums halber zurückkehren muss.

Mit den besten Grüßen Dein

Schauenstein

L.1300 *R.1083

1882 VIII 22, Kammer

Geehrtester Herr Professor!

Ich beeile mich, Ihnen für die Übersendung der Arbeit zu danken. Heute habe ich dieselbe erhalten. Ich werde mich bemühen, dem Directive zu folgen.

Ich bin Ihnen sehr dankbar für die ausführliche Kritik, welche Sie geübt haben. Ihr ganz ergebener Schüler

Klemensiewicz

L.1301 *R.1084

1882 VIII 25, Graz

Hochgeehrter H[err] Professor!

Ich habe vergessen, dass wir heute bei meinem Onkel meinen Namenstag feiern werden und wir beim Tische etwas länger verweilen werden als sonst; darum bitte ich tausendmal um Entschuldigung, dass ich Sie, hochgeehrter H[err] Professor, nicht besuchen kann, zu meinem großen Bedauern, weil ich weiß, wie viel ich versäume.

Mich nochmals entschuldigend und für Ihre Güte dankend, verbleibe hochachtungsvoll Ihr ganz ergebener

Thanhoffer

L.1302 *R.1085

1882 VIII 27, Mürzzuschlag

Geehrter Kollege!

Beiliegend die Rechnung und das unterschriebene Gutachten – für erstere besorge ich, obwohl sie innerhalb der mindesten Ansätze sich bewegt, doch eine Abstreichung, denn es jetzt ein sehr starker Wind von Knauserei bei der Justizbehörde.

Ich danke sogleich für die bereitwillige Übernahme der Arbeiten und hoffe, nach meiner Rückkehr Gelegenheit zu haben, dann meinerseits durch die Durchführung solcher Untersuchungen meinen Dank faktisch abstatten zu können.

Mit den besten Grüßen Dein

Schauenstein

L.1303 *R.1086

1882 VIII 28, Graz

Lieber Bruder!

Rosa wird, von Deiner gütigen Einladung Gebrauch machend, morgen, Dienstag, den 29. abends gegen 22:00 Uhr mit dem Eilzuge in Wien eintreffen. Ich bitte Dich recht sehr, ihr auf den Bahnhof entgegenzukommen, da sie im Reisen nur wenig Erfahrung besitzt.

Möge ihr Wiener Aufenthalt ihr nur auch von Nutzen sein. Du sprachst gelegentlich Deines Hierseins von einer Krankengeschichte. Ich will nun versuchen, alles Bemerkenswerte hier mitzuteilen. Rosa hat 4mal, und zwar am 23. Mai 1877, am 21. August 1878, am 5. September 1879 und am 23. Dezember 1880, entbunden. Während der letzten Schwangerschaft traten Blutungen und Neigung zu Abortus schon im 7. Monat auf. Wehen wurden durch Morphininjektionen beruhigt und etwa 3 solche Anfälle dadurch bekämpft, so dass das Kind ausgetragen wurde und erfolgte die Geburt vollständig normal. Geboren wurde Erwin, ein kräftiger Knabe, wie Du weißt.

Bald nach der Entbindung zeigte sich aber das vordere Scheidengewölbe verstrichen, die Gebärmutter stand tief und hinter derselben gelangte man in einen vom hinteren Scheidengewölbe und der hinteren Scheidenwand gebildeten Hohlraum. Die Gebärmutter irrabrierte [?] sich langsam. Rosa musste 8 Wochen nach der Entbindung liegen, sie hatte fortwährend Bauch- und Kreuzschmerzen und das Gefühl eines Nach-unten-Ziehens. Sie bekam Priesnitzsche Umschläge um den Bauch. Nach dieser Zeit versuchte Zini Pessarien einzuführen, die aber nicht hielten und nicht vertragen wurden. Ja, Rosa bildet sich sogar ein, dass die Schmerzen, welche sie nun fortwährend, aber namentlich vor und nach jeder Periode quälen, von einem, und zwar dem größeren Pessarium, welches einzuführen versucht wurde, veranlasst wurden. Mama musste sich nun fort und fort sehr schonen, namentlich vor und nach jeder Periode, aber trotz alledem traten ab und zu intensive Schmerzen im Bauche und im Kreuze auf. Zini verordnete immer wieder Liegen und Priesnitzsche Umschläge, behauptete aber, dass die nach der Geburt vorhanden gewesene Abweichung der Gebärmutter wieder behoben sei.

Einen ganz besonderen Anfall neuer Leiden erlitt Rosa im Februar 1882.

Zu dem wieder mit größerer Energie auftretendem Leiden im Unterleibe gesellte sich eine Neurose im Gebiete des Facialis anfangs links und dann rechts. Zuckungen in den Muskeln, Temperaturverschiedenheit auf beiden Seiten, dazu kamen vehemente halbseitige Kopfschmerzen und amaurotische Erscheinungen an den Augen.

Unser Neuropathologe Müller, deshalb zu Rate gezogen, ließ durch 8 Wochen kalte Abreibungen, Morgenpromenaden vornehmen, verordnete Wein und Preblauer. Gegen den Kopfschmerz innerlich anfangs Bromammonium, dann Canabis indica. Endlich wurde das linke Auge mit dem konstanten Strom behandelt.

Unter der eingeleiteten Therapie besserten sich die neurotischen Erscheinungen und wurden endlich behoben. Nur der halbseitige Kopfschmerz kehrt namentlich mit den Perioden noch häufig wieder, sowie auch leichte Zuckungen im Gesicht und amaurotische Störungen sich bei Gelegenheit der Menstruation wieder einstellen.

Fortwährend aber sind die Schmerzen im Unterleibe vorhanden und manchmal steigern sich dieselben so sehr, dass Rosa ganz elend wird, nicht nur bei jeder Periode, sondern auch außer dieser Zeit kommen solche Exacerbationen. Müller meinte nun, alles sei eine Kette von Leiden, aber der Hauptsitz und Ursprung im Unterleibe. Darum wurde Mama im Anfange des Juli noch sehr eingehend von Zini untersucht, und zwar äußerlich und innerlich mit Uterussonde und Speculum. Das Resultat war: die Lage der Gebärmutter ist normal, keine Knickung derselben ist vorhanden, sie ist involviert und normal groß, in der Scheide keine Excoriationen. Im hinteren Scheidengewölbe die Berührung schmerzhaft, dort eine kaum merkliche stärkere Resistenz. Müller verordnete wegen Blutarmut, Zini wegen des Unterleibes Franzensbad, das weißt Du. Zur Vorbereitung nahm Mama Franzensbader Moorsalzbäder, bis jetzt 23. Die zwei letzten am vorigen Samstag und Donnerstag machten ihr in der Nacht und am darauffolgenden Tage die Empfindlichkeit des Unterleibes zu einer gesteigerten, so dass wir uns vorgenommen haben, die Bäder jetzt auszusetzen. Fieberhafte Erscheinungen waren während der ganzen Zeit der Bäder keine vorhanden.

Ich empfehle nun die gute Rosa Deiner Fürsorge, vielleicht erhalten wir eine Diagnose, welche die Grazer Kollegen niemals gemacht haben. Rosa hat bis gegen den 8. Sept[ember] Urlaub. Ich denke, sie sollte längstens am 7. Sept[ember] wieder zurückkehren, da sie zwischen 8. und 12. ihre Periode erwartet. Mama ist etwas sanguinisch, wenn Du ihr raten willst, so sorge dafür, dass sie sich in Wien nicht zu viel herumtut. Lust, überall dabei zu sein und alles Mögliche zu unternehmen, hat sie immer, sie muss aber dann immer dafür büßen.

Mutter ist noch bei uns, sie will bleiben, bis Rosa wiederkehrt, es ist ihr eigenster Entschluss. Ich fürchte nur, dass sie in Baden schwer vermisst wird, und habe darum meinerseits nichts getan, um sie zu halten, obwohl wir ihr dafür, dass sie hier bleibt, sehr dankbar sein müssen.

Ich küsse und grüße Dich und Auguste und empfehle Dir nochmals mein gutes Weibchen, Dein

Alexander

L.1304 *R.1087

1882 VIII 29, Graz

Lieber Bruder!

Als Nachtrag zu meinem gestrigen Schreiben teile ich Dir mit, dass Rosa sich vorgenommen hat, einmal nach Baden zu fahren und einmal ihre Verwandten in Rekawinkl zu besuchen. Ich glaube, man soll ihr die Erfüllung dieser Herzenswünsche gestatten, wenn sie gut von der Fahrt nach Wien ausgeruht ist.

Ich teile das mit im Bezug auf die Warnung, welche ich im gestrigen Briefe ausgesprochen habe, von welcher ich Dich bitte, Rosa nichts weiter zu sagen, da sie schon zwei Tage lang sehr melancholisch ist und sich dadurch vielleicht wieder verstimmen lässt. Und so eine Frau wollte man allein nach Franzensbad schicken.

Du wirst ja sehen, wie sie sich ihre Zeit einteilen will, und ihr gewiss guten Rat erteilen. Dein

Alexander

Hochverehrter Herr Professor!

Endlich ist es mir möglich, nach Graz zu kommen. Außer der zugleich einzuholenden Detailinformation in der Ihnen bekannten Angelegenheit, habe ich, bauend auf Ihre Güte, mehrere Fragen physiologisch-med[izinischer] Natur behufs Fortsetzung meiner Studien über die Heilung der Tuberculosis incipiens an Sie, verehrter Herr Professor, zu richten, sowie Ihre gütigen Ratschläge diesbezüglich zu erbitten. Die beifolgende Broschüre dürfte Herrn Professor orientieren über die Aufgabe, deren Lösung ich mir vornahm. Wenn ich vielleicht auch noch nicht das spezifische Heilmittel kenne, welches wie die Syphilis oder die Intermittens die Tuberculose heilt (da diese Krankheit bekanntlich eine Signatur für die Erkrankung des Gesamtorganismus abgibt, man somit von einem spez[iellen] Heilmittel im engeren Sinne nie sprechen wird können, wohl aber von einem System der Heilung der Tuberculose), so ist – ich habe die innerste Überzeugung in mir – „mein“ System der kombiniert richtige und rationelle Weg, auf welchem man das ersehnte Ziel erreichen wird. Amtliche Zeugnisse besitze ich, welche meine diesfälligen zahlreichen Erfolge, unter Kontrolle durchgeführt, bestätigen.

Auch bestätigt die jüngst von Dr. Krnecak in Brünn erschienene Broschüre über die „Heilung der Tuberculose“ meine diesfalls bereits 1879/80 veröffentlichten Prinzipien und Kardinal-Bedingungen für diese Heilung. Ich beabsichtige, in einem klimat[ischen] Kurorte, bauend auf die Unterstützung der resp. Herren Prof[essoren] und prakt[izierenden] Ärzte sowie der „Presse“ und durch meine Konnexionen – der respektiven Regierungen – praktisch dieses System zu verwerten.

Zu diesem Ende erlaube [ich] mir die freundliche Anfrage an Herrn Professor zu stellen, ob ich im kommenden September, gleichviel wann ich komme, den Herrn Professor in Graz werde sprechen können, oder ob dies auf eine bestimmte Zeit und auf welche beschränkt sei.

Indem ich mir eine baldige Antwort gütigst erbitte, habe ich die Ehre mich zu zeichnen Herr Professor hochachtungsvoll Ihr ergebener

Dr. Alexander Valćić-Petravić

L.1306 *R.1089

1882 IX 12, Mürzzuschlag

Geehrter Kollege!

Mit dem herzlichsten Danke sende ich das unterfertigte Gutachten und die Rechnung samt den Akten. So sehr ich den Ärger über das Eigentümliche des Falles begreife und teile, so denke ich doch, die Justiz müsse herzlich froh sein, wenigstens ein positives Resultat erhalten zu haben. Warum gerade nur die eine Stelle ein solches gab, kann ich mir allerdings nicht zweifellos erklären – ich bin sehr begierig über die Ergebnisse Deiner Versuche bez[üglich] des Austilgens von Blutflecken Näheres zu erfahren.

Bis längstens 24. September bin ich in Graz – da die Verzögerung des Beginns des Gymnasiums nun meine Ferien gegen alle Erwartung verlängert hat. Ich benütze diese Verlängerung zur Fortsetzung der Kur, welcher ich mich – zwar sehr zweifelnd und im Skeptizismus bestärkt [?] – aber widerstandslos unterziehe. Am 17. oder 18. denke ich von hier wegzugehen und mit einem kleinen Umwege über Mariazell, Weichselboden etc. nach Hause zu fahren – so dass ich nach dem 26. in Graz ankomme.

Meinen Dank wiederholend bin ich mit den herzlichsten Grüßen Dein

Schauenstein

Lieber Bruder!

Ich danke Dir noch vielmals für die vielen Rosa erwiesenen Freundlichkeiten. Es wird wohl richtig sein, was Rosa sagt, dass die Bepinselungen mit der Jodtinktur mittels eines ein Zoll weit eingeführten weichen Pinsels vorgenommen werden sollen.

Humbert hat sich vor einigen Tagen die rechte Hand etwas verdreht. Er saß allein beim Kindertischchen bei seinen Bausteinen. Ich selbst war im Nebenzimmer. Plötzlich fing Humbert zu jammern an und, als ich ihn fragte, was er sich getan habe und warum er weine, hielt er sich den rechten Vorderarm. Ich war sehr bestürzt, denn als ich ihn genauer untersuchte, ließ er den Arm wie gelähmt herunterhängen und schrie bei jeder Berührung. Bald hatte ich aber heraus, dass Schulter und Ellbogengelenk nichts passiert sein konnte. Die Hand ließ sich auch beugen und strecken, nur bei der Supination und Pronation gab er heftige Schmerzensäußerungen von sich.

Dr. Ipavic Primarchirurg des Kinderspitales, den ich konsultierte, legte einen Gipsverband an.

Heute bewegt Humbert Schulter und Ellbogen ganz frei, er fasst auch mit der Hand alles an, nur die Versuche der Drehung der Hand machen ihm auch jetzt noch Schmerzen. Der Verband muss noch einige Tage liegen bleiben.

Hoffentlich wird die Sache, die mich sehr gekränkt, doch bald wieder ganz in Ordnung sein. Humbert pflegt sich beim Bauen immer sehr zu giften, er packt dann eine Hand mit der andern und ringt die Hände im Zorn in der Luft, dabei muss er sich die Verdrehungen zugezogen haben. Wäre ich nicht selbst wenige Schritte von ihm im Nebenzimmer gewesen und hätte ich nicht selbst gesehen, dass niemand bei ihm im Tischchen saß, so hätte ich selbst nicht geglaubt, dass sich die Sache so zugetragen hat.

Ich selbst schreibe etwas schwer, weil ich auf beiden Händen einen Verband trage. Ich habe auf beiden Handrücken Akne-Eruptionen; wahrscheinlich, weil ich eine furchtbare Schweinearbeit mit der Leibwäsche eines Mörders für gerichtliche Zwecke durchführen musste. Der Ausbruch kam ganz plötzlich. Jetzt bin ich ungeheuer vorsichtig wegen der andern, übrigens heilt schon alles wieder ab.

Viele herzliche Grüße von Rosa und den Kindern, auch Auguste grüßen wir alle herzlich, Dein

Alexander

L.1308 *R.1090

1882 IX 19, Wien

Lieber Bruder!

Besten Dank für Dein Schreiben. Hoffentlich wird der Unfall mit Humbert bald wieder ohne Spur vorüber sein. Die von Dir mitgeteilten Symptome sind ganz ähnlich jenen, welche eintreten, wenn das Köpfchen des Radius abknickt, was einer der allergewöhnlichsten Brüche in der Nähe des Handgelenkes ist, der aber immer rasch und spurlos zur Heilung kommt. Der angelegte Gipsverband ist auch für diesen Fall ganz zweckmäßig. Freilich kann aber auch eine bloße Verstauchung zugegen sein. Was die Applikation der Jodtinktur bei Rosa anlangt, so soll die Vaginalpartion des Uterus mit dem Speculum eingestellt und dann außen mit dem Mittel gepinselt werden. Der Pinsel muss also selbstverständlich durch das Speculum so weit eingeführt werden, um die Außenfläche der Vaginalpartion zu erreichen.

Unlängst wollte uns Frau Prof. Pebal besuchen. Sie fragte um Auguste, die aber nicht zu Hause war. Wir bedauern, den freundlichen Besuch versäumt zu haben. Mit Rembold wechselte ich unlängst zufällig auf der Straße einige Worte.

Auf meiner Ferientour hat mich das kalte Wetter in Kärnten etwas verschnupft über die italienische Grenze bei Pontebba nach Udine, eine recht hübsche und sehenswerte Stadt, und von da trotz Bomben und Granaten nach Triest getrieben. Heute freue ich mich, dort bei sehr schönem und warmem Wetter das herrliche Meer, den belebten Hafen, die wundervoll situierte Ausstellung, das zauberische märchenhafte Miramare und anderes gesehen zu haben.

Die neue Saison kommt nun allmählich wieder in den gewohnten Gang. Die Familie Schurz ist zu Beginn derselben auch wieder in Wien eingerückt. Wir befinden uns Gott sei Dank alle recht wohl, bis auf Karl, zu dem ich heute wegen Halsentzündung und leichtem Fieber geholt wurde. Wenn es Rosa in Wien gefallen hat, so möge sie nur bald wiederkommen. Es gibt noch allerhand zu sehen und zu genießen.

Ich schließe mit vielen herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

L.1309 *R.1091

1882 IX 26, [Graz]

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Sie würden mich verbinden, wenn Sie um eine 1/2 Stunde später, als verabredet war (also etwa zwischen 9:30 und 9:45 Uhr), ins Dekanat kommen wollten, damit ich vorher für meinen Bruder eine schwer aufschiebbare Kommission besorgen kann. Entschuldigen Sie die Änderung!

Ergebenst

K. B. Hofmann

L.1310 *R.1092

1882 IX 28, Wien

Hochgeehrter Herr Kollege!

Es war meine Absicht gewesen, am 1. Oktober in Graz einzutreffen und mich bei Ihnen zu diesem Termin zu melden, um rechtzeitig mein Amt in Graz antreten zu können. Nun ist mir auf der Durchreise hier in Wien meine Frau erkrankt, so dass ich momentan darauf verzichten muss, zur richtigen und vorgehabten Zeit einzutreffen. Nichtsdesoweniger habe ich mir vorgenommen, ob allein oder mit der Familie, am 3. Oktober, d. h. Dienstag nächster Woche abends in Graz einzutreffen, so dass ich am 4. [Oktober] früh das Vergnügen haben kann, bei Ihnen vorzukommen und mit Ihnen weiteres in Bezug auf mein neues Dasein in Graz zu besprechen. Bis dahin grüßt Sie aufs kollegialste Ihr mit Achtung ergebener

Dr. Eppinger

L.1311 *R.1093

1882 X 5, Gleichenberg

Anmerkung Telegramm

Ich komme Montag 9. abends nach Graz.

Klemensiewicz

L.1312 *R.1094

1882 X 16, Berlin

Hochgeehrter Herr Kollege.

Herzlichen Dank für Ihre freundliche Übernahme des Artikels „Muskel (histologisch)“. Die Einsendung desselben an die Verlagshandlung hat bis ungefähr Mitte Januar Zeit. Würden Sie es nicht vielleicht für zweckmäßiger halten, den Artikel „Muskel (histologisch)“ einen Artikel mit der Bezeichnung „Muskel (physiologisch)“ folgen zu lassen, wobei sowohl der „Muskelsinn“ wie auch die „Muskelzuckung“ sinnvoll abgehandelt werden könnten? In vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst

A. Eulenburg

L.1313 *R.1095

1882 XI 12, Dresden

Hochgeehrter Herr.

Es würde mich sehr freuen, von Ihnen für die „Deutsche Revue“ vielleicht bis Anfang oder Ende Januar einen neuen Artikel zu erhalten.

Ihre gef[älligen] Mitteilungen erwartend bin ich mit größter Hochachtung Ihr ergebener Chefredakteur der Deutschen Revue

Richard Fleischer Reich-Straße

L.1314 *R.1096

1882 XI 16, [Mürzzuschlag]

Lieber Freund!

Ich sende Dir hier

1. Befund und Rechnung in der Sache Holzbauer,

2. diesen Befund und den Entwurf einer darauf bezüglichen Vorlage wegen „Entschädigung“ für uns – da, wenn ich Dich recht verstanden habe, der Untersuchungsrichter diesen Ausdruck brauchte. Die Summe habe ich unausgefüllt gelassen, um Deiner Meinung nicht vorzugreifen – mein Vorschlag wäre, in runder Summe 20 fl anzusetzen – ich habe die Sache berechnet und wir würden, wenn wir eine ordentliche Rechnung beilegen könnten, etwa 45 fl ansprechen – es ist demnach der Betrag von 20 fl vielleicht entsprechend. Bestimme dies übrigens ganz nach Deinem Ermessen und setze die Summe selbst hinein oder benachrichtige mich, ob Du überhaupt mit dieser Eingabe zufrieden bist und welchen Betrag ich einstellen soll.

Oswald könnte ja mit Dr. Holzbauers Befund auch diesen Befund zum L[andes]gericht befördern.

Mir hat es recht leid getan, an dem Universitätsfeste nicht teilnehmen zu können – da ich aber nun fast jeden Abend meine Anfälle von Enteralgie habe, hielt ich es doch für geraten, fernzubleiben.

Mit besten Grüßen Dein

Schauenstein

[1882-1893] XII 22, [Graz]

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich habe vergessen, Ihnen mitzuteilen, dass ich Mittwoch früh nach Wien zu meinem Bruder abreise. Da es doch möglich wäre, dass Sie mir irgendeine Nachricht oder einen Wink zukommen lassen wollten, so erlaube ich mir, Ihnen meine Wiener Adresse bekannt zu geben: IX. Lichtensteinstraße 13 1. Stock.

Ihnen freundliche Weihnachten im Kreise Ihrer Familie wünschend bleibe ich Ihr ergebenster

K.B. Hofmann 22/XII abends

Anmerkung Zur Datierung: Rollett führte von Jahresanfang 1882 bis Jahresende 1893 den Titel eines Regierungsrates.

L.1316 *R.1097

1882 XII 28, Wien

Lieber Bruder!

Ich sage meinen besten Dank für die übersendeten schönen Arbeiten von Octavie und Priska. Ich und Auguste sind sehr erfreut, dass die beiden Mädchen so geschickt und fleißig waren und uns mit so schönen Sachen überraschten. Gewiss wurden auch Octavie und Priska sowie Humbert und Erwin, da sie alle so brav und fleißig, so folgsam und artig waren, zu Weihnachten mit allerhand schönen Dingen beschenkt. Auch Stephie und Karl, die das ganze Jahr hindurch sehr brav waren, wurden mit vielen schönen Geschenken bedacht. Ich wünsche Dir, Rosa und allen ein recht glückliches neues Jahr. Ich hoffe, demnächst wieder etwas Näheres über Rosas Befinden zu hören und erwarte zugleich, dass ich in der Annahme, dass es ihr recht gut geht, nicht enttäuscht werde. Wir befinden uns Gott sei Dank alle wohl, Valerie ist bei mir, Hermine bei Schurz zu Gaste. Mit vielen herzlichen Grüßen und Küssen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Lieber Bruder!

Wir danken Dir alle für Deine Glückwünsche und erwidern dieselben auf das herzlichste. Möge das neue Jahr ein frohes und glückliches werden.

Von Humbert bin ich besonders beauftragt, Dir zu schreiben, dass er nicht mehr Onkel Ammui, sondern schon Onkel Emilemmm sagt.

Ich habe als Dekan sehr viel zu tun, nicht bloß die Amtsgeschäfte allein drücken mich; ich bin vom Senat und Professorenkollegium auch in diverse Komitees gewählt, welche so schwierige Aufgaben wie Vereinigung des städtischen und allgemeinen Krankenhauses zum Zwecke der Vermehrung des klinischen Materials, Neubau der Universität etc. zu lösen haben.

Von meinen Arbeiten bin ich dadurch sehr abgezogen, was mich oft tief kränkt. Jetzt glaubte ich, die Ferien ordentlich ausnutzen zu können, da haben mir die Patronessen des Grazer Mädchen-Lyzeums, welches mit allerlei Schwierigkeiten kämpft, einen populären Vortrag zu Gunsten desselben abgeschwindelt. Vorzüglich Frau von Karajan hat sich um diese Zeitrauberei verdient gemacht. So werde ich denn am 12. Jänner eine Causerie über: „Die Mechanik in den Erfindungen des Menschen und in den Schöpfungen der Natur“ loslassen, ich muss aber jetzt daran arbeiten.

Rosa befindet sich besser. Wir haben die Injektionen mit 35° R temperiertem Wasser täglich durch mehrere Minuten fleißig betrieben und sie haben gut gewirkt. Rosa sieht gut aus. Auch die Kreuzschmerzen sind geringer. Wenn ich Rosa nur auch bewegen könnte, die Einpinselungen ebenso methodisch zu betreiben, allein da gibt es immer Kampf, sie will nie daran. Die Nervenzufälle [sic] sind nicht wiedergekehrt, während der Menstruation, wo alles ausgesetzt wird, klagt sie aber noch immer über Schmerzen im Bauch.

Im Ganzen ist ein Fortschritt sicher nicht zu verkennen. Nur Rosa selbst will es nicht glauben, da sie eben ganz frei von Beschwerden sein möchte, wozu sie, wie ich glaube, alle Aussicht hat.

Ich bitte Dich, auch Auguste, Hermine und Valerie in meinem Namen zu beglückwünschen. Der dicke Dr. Mahr hat Dir gewiss meine ihm aufgegebenen Nachrichten überbracht.

Mit vielen Grüßen Dein

Alexander

Anmerkung Zur Datierung: Dieser Brief ist von Alexander Rollett klar und eindeutig auf den 30. Dezember 1883 datiert; dabei hat er allerdings irrig auf das folgende Jahr vorgegriffen, da der Brief inhaltlich eindeutig in das Jahresende 1882 fällt.

Hochverehrtester Herr Professor!

Ihr sehr geehrtes Schreiben vom September l[aufenden] J[ahres] habe ich richtig und mit großem Danke erhalten.

Eine schwere Krankheit (Laryngitis accedente Pneumonia catarrhalis), welche mich am 30. September befiel, verhinderte mich, meine Reisetour aufzunehmen sowie Ihre lieben Zeilen früher zu beantworten.

Meine Reise ist deshalb vertagt, bis ich mich restauriere, obzwar ich mich sehr bemühe, nach Graz bald zu kommen und Sie, hochverehrter Herr Professor, über Mehreres zu konsultieren.

Empfangen Herr Professor! gelegentlich des Jahreswechsels meine und meiner Familie beste Wünsche auch in der angenehmen Erwartung, Sie bald zu sehen und zu sprechen, zeichne mich hochachtungsvoll Herr Professor Ihr ergebenster

Dr. Alexander Valćić-Petravić

em. Spitals-Direktor

L.1319 *R.1099

1882 XII 31, Klagenfurt

Hochgeehrter Herr Professor!

Vor allem meinen besten Dank für die rasche Zusendung der 2. Korrektur, die ich sogleich in Angriff nahm und mit möglichster Sorgfalt korrigierte! Sie befindet sich heute wieder in Wien. Ich fand mehrere Fehler, die ich in der ersten Korrektur trotz mehrmaligem scheinbar genauen Durchsehens übersehen hatte.

Am Schlusse der ersten Korrektur fand ich eine Notiz, in welcher das Manuskript verlangt wurde; da dasselbe sich in Graz befindet, konnte ich diesem Wunsche nicht nachkommen. Hoffentlich wird es keine Verzögerungen hervorrufen, wenn ich dasselbe erst Donnerstag oder Freitag, wo ich wieder in Graz zu sein hoffe, abschicke.

Indem ich meine herzlichsten Glückwünsche zum neuen Jahre dem Schreiben beischließe, verbleibe ich hochachtungsvoll

K. Laker