Briefe 1870

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.492A[leksandr I.] BabuchinAlexander Rollett[1870-1871] [?] [?]Wien
L.493Viktor von LangAlexander Rollett[1870-1878] [?] [?][Wien]
L.494Eduard LippAlexander Rollett[1870-1882] IX 1Graz
L.495 *R.415Emil RollettAlexander Rollett1870 I 19Wien
L.496 *R.416H. von LudwigAlexander Rollett1870 I 21Schönau bei Landeck
L.497 *R.417[Moritz] MeyersteinAlexander Rollett1870 I 21Göttingen
L.498 *R.418Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1870 I 27Leipzig
L.499 *R.419Alexander RollettEmil Rollett1870 I 29Graz
L.500 *R.420Alexander RollettEmil Rollett1870 II 2Graz
L.501 *R.421Emil RollettAlexander Rollett1870 II 3Wien
L.502 *R.422Karl SchenklAlexander Rollett1870 II 8Graz
L.503Karl SchenklAlexander Rollett1870 II 10Graz
L.504 *R.423Emil RollettAlexander Rollett1870 II 10Wien
L.505 *R.424[Konstantin] KutschinAlexander Rollett1870 II 10Leipzig
L.506Karl FolwarcznyAlexander Rollett[1870] [II] [11][Graz]
L.507 *R.425[Moritz] MeyersteinAlexander Rollett1870 II 11Göttingen
L.508Karl PetersAlexander Rollett[1870] [II] [v.12][Graz]
L.509 *R.426Emil RollettAlexander Rollett1870 II 12Wien
L.510 *R.427Alexander RollettEmil Rollett1870 II 13Graz
L.511 *R.428Viktor von LangAlexander Rollett1870 II 13Wien
L.512 *R.429Emil RollettAlexander Rollett1870 II 15Wien
L.513 *R.430[Moritz] MeyersteinAlexander Rollett1870 II 25Göttingen
L.514 *R.431Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1870 III 5Leipzig
L.515 *R.432K[onstantin] KutschinAlexander Rollett1870 IIILeipzig
L.516 *R.433Alexis DobroslavineAlexander Rollett1870 III 11Paris
L.517 *R.434Viktor von LangAlexander Rollett1870 III 13Wien
L.518 *R.435Alexander RollettEmil Rollett1870 III 23Graz
L.519 *R.436Alexis DobroslavineAlexander Rollett1870 III 31Paris
L.520 *R.437Viktor von EbnerAlexander Rollett1870 IV 29Innsbruck
L.521 *R.438M[athias] BoldyrewAlexander Rollett1870 V 3Berlin
L.522 *R.439Viktor von LangAlexander Rollett1870 V 5Florenz
L.523 *R.440Emil RollettAlexander Rollett1870 V 13Baden
L.524 *R.441Max von VintschgauAlexander Rollett1870 V 15Innsbruck
L.525 *R.442[Moritz] MeyersteinAlexander Rollett1870 V 16Göttingen
L.526 *R.443Alexander RollettEmil Rollett1870 V 22Graz
L.527 *R.444Emil RollettAlexander Rollett1870 V 27Baden
L.528 *R.445Eugen SchadekAlexander Rollett1870 VI 1Graz
L.529 *R.446H[einrich] GeißlerAlexander Rollett1870 VI 14Bonn
L.530 *R.447Viktor von LangAlexander Rollett1870 VI 18Wien
L.531 *R.448Alexander RollettEmil Rollett1870 VI 26Graz
L.532 *R.449Salomon StrickerAlexander Rollett1870 VII 4Wien
L.533 *R.450Salomon StrickerAlexander Rollett1870 VII 10Wien
L.534 *R.451[NN] PlazerAlexander Rollett1870 VII 14Graz
L.535 *R.452H[einrich] GeißlerAlexander Rollett1870 VII 16Bonn
L.536 *R.453Salomon StrickerAlexander Rollett1870 VII 19Köln
L.537 *R.454Salomon StrickerAlexander Rollett1870 VII 31London
L.538Salomon StrickerAlexander Rollett[1870?] VIII 14Wien
L.539 *R.455Gustav LottAlexander Rollett1870 VIII 21Graz
L.540 *R.456Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1870 IX 12Leipzig
L.541 *R.457Viktor von LangAlexander Rollett1870 IX 12Wien
L.542 *R.458Viktor von LangAlexander Rollett1870 IX 22Meidling
L.543 *R.459Julius GlaxAlexander Rollett1870 X 1Graz
L.544Otto RemboldAlexander Rollett[1870] X 4[Innsbruck]
L.545 *R.460[NN] SchreinerAlexander Rollett1870 X 4Graz
L.546 *R.461Max von VintschgauAlexander Rollett1870 X 14Graz
L.547 *R.462[NN] PlazerAlexander Rollett1870 X 29Graz
L.548 *R.463Viktor von EbnerAlexander Rollett1870 XI 2Innsbruck
L.549 *R.464Salomon StrickerAlexander Rollett1870 XI 4Wien
L.550 *R.465Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1870 XI 15Leipzig
L.551 *R.466Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1870 XI 23Leipzig
L.552Salomon StrickerAlexander Rollett[1870] XI 24Wien
L.553 *R.467Alexander RollettEmil Rollett1870 XI 24Graz
L.554 *R.468Viktor von EbnerAlexander Rollett1870 XI 27Graz
L.555 *R.469Viktor von EbnerAlexander Rollett1870 XII 27Innsbruck
L.556 *R.470Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1870 XII 29Leipzig
L.557 *R.471Max von VintschgauAlexander Rollett1870 XII 30Meran

Geehrter Herr Professor!

Heute hatte ich Gelegenheit, Ihre schöne Abhandlung über das Bindegewebe zu sehen. In dieser Abhandlung erwähnen Sie auch von meiner Beobachtung über die Bewegung einiger Gallertgewebszellen, aus welchen nach meiner Meinung erst von Ihnen mit Bestimmtheit nachgewiesene Bindegewebsfibrillen entstehen. Vom ersten Anblick auf Ihre Mitteilung könnte man glauben, dass ich den Bindegewebsfibrillen Kontraktionserscheinungen zuschreibe; aber es wäre ein Missverständnis: ich wollte nur sagen, dass das Protoplasma einiger Zellen Kontraktionserscheinungen darstellt, in dem es fibrilläres Ansehen hat und dass auch aus diesen Zellen nach meiner Meinung Bindegewebsfibrillen entstehen.

Es wäre für mich sehr angenehm, wenn Sie erlauben wollten, Ihre Mitteilung über meine Beobachtung aus Ihrer Abhandlung ganz wegzulassen.

In der Hoffnung, dass Sie mir eine möglichst baldige Antwort nicht versagen werden, verbleibe hochachtungsvoll

A[leksandr Ivanovic] Babuchin
Adresse: allgemeines Krankenhaus bei Professor Stricker

Anmerkung Zur Datierung: Babuchin bezieht sich offenbar auf Rolletts Arbeit „Von den Bindesubstanzen“, die bereits 1868 erschienen war und als Kapitel II in Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere“, das erst 1871/72 erschienen ist, eingegliedert wurde; darauf – auf diese Textfassung – dürfte sich Babuchins Wunsch nach Weglassung seiner Beobachtung beziehen. Wenn dem so sein sollte, dann wäre der Brief wohl auf 1870/71 zu datieren.

[1870-1878] [?] [?], [Wien]

Lieber Freund!

Kannst Du Dienstag zu uns zum Mittagessen kommen. Es würde mich und Ella sehr freuen. Nur bitte ich, es mir etwa morgen Vormittag nach der Universität sagen zu lassen, weil ich noch Tomaschek und Dr. Okoner einladen will. Dein

Viktor Lang

Anmerkung Zur Datierung: Der Germanist Karl Tomaschek, um den es sich hier handelt, war sowohl Lang als auch Rollett von Graz her (er war seinerseits sowohl an der Physik als auch an der Physiologie interessiert) vertraut und ist auf Grund seiner Berufung nach Wien im Frühjahr 1868 dorthin gezogen; Lang hat nach dem März 1870 Ella (Gabriele) von Littrow geheiratet. Da Tomaschek – nach längerer Krankheit – am 9. 9. 1878 verstorben ist, ist der Brief wohl in die Jahre 1870–1878 zu datieren. Jahreszeitlich könnte der Brief in den Mai, d.h. in die Zeit der feierlichen Akademiesitzung fallen. Vielleicht ist der Brief aber auch in Zusammenhang mit Langs Brief vom 22. 9. 1870 zu sehen. Alexander Rollett wohnte bei seinem Bruder, wie aus der Adresse hervorgeht, im Hause Tuchlauben Nr 6, 2. Stock.

[1870-1882] IX 1, Graz

Verehrter Herr Kollege!

Durch verschiedene Bemühungen [...] mit der Frage der Technischen Hochschule beschäftigt [...] interessieren sich einige Mitglieder des Landtages lebhafter für die Sache, und es wäre nicht unmöglich, daß doch noch eine Resolution zu Stande gebracht würde. Es wäre mir sehr willkommen, wenn Sie die Güte hätten, mir einen Entwurf einer Resolution, wie sie nach Ihrer Meinung am besten wäre, einzusenden. Ich mache auch einen. Mit kollegialen Grüßen

E. Lipp
Graz 9/1

Anmerkung Zur Datierung: Lipp war ab 1870 Landtagsabgeordneter; Rollett wurde Ende 1881 der Titel eines Regierungsrates verliehen, den Lipp stets verwendet hat.

L.495 *R.415

1870 I 19, Wien

Lieber Bruder!

Ich mache Dir hiermit bekannt, dass ich vorgestern die Summe von 66 fl 50 Kreuzer aus Interesse unserer Niederländer Zertifikate in klingender Münze aus den Händen des Herrn von Schmid in Empfang nahm. Was soll mit Deiner Hälfte geschehen? Soll ich das Geld in Papier umwechseln und Dir schicken oder was sonst? Auch Deine abgestürzten Innerberger finden sich in meiner Verwahrung. Wenn ich nicht irre, besitzest Du Generalbankaktien. Von diesen ist ja nun ebenfalls eine 20%ige Einzahlung ausgeschrieben, wie ich glaube. Es kommt Dir viel zusammen zum neuen Jahr, wenn Du etwas brauchst, ich habe gegenwärtig ein paar hundert Gulden disponibel.

Wie geht es in Graz? Haben sich die Rachegefühle eines gekränkten Mädchenherzens schon beschwichtigt? Ich komme jetzt fast täglich zu Schmids, da der Papa an einem Augenkatarrh erkrankt ist, und wir suchen ihm, so gut es geht, die Zeit zu vertreiben. Marie ist da, Auguste und Denhardt kommen auch oft und so erleben wir manchen recht vergnügten Abend. Unlängst war ich beim Charadenauflösen als Käthchen von Heilbronn in Funktion, Albertine als Ritter von Stahl. Dass Denhardt häufig aufsitzen muss, versteht sich von selbst. Bei aller Heiterkeit stehe ich aber oft große Qualen aus, und zwar wegen Albertine. Ich wurde von diesem gewiss feurig guten und liebenswürdigen Wesen und ebenso von Herrn von Schmid mit Aufmerksamkeit überhäuft, ich fühle mich auch angezogen und sympathisch berührt, und dennoch habe ich nicht den Mut, ernsthaft anzubinden. Bleibt mir nichts übrig als abzuwarten.

Es grüßt und küsst Dich Dein

Emil

L.496 *R.416

1870 I 21, Schönau bei Landeck

Euer Wohlgeboren!

Im März des Jahres 1868 war ich so frei, Ihnen durch J. Weber in Leipzig eine von mir verfasste Broschüre unter dem Titel ‚Warum lässt man die Frauen in der Rückenlage gebären?’ überreichen zu lassen. Ich bitte nunmehr ergebenst um gefällige Kundgebung Ihres Urteils über den Inhalt derselben.

Hochachtungsvoll ergebenst gez[eichnet]

H. von Ludwig
Rittergutsbesitzer
Schönau bei Landeck, Grafschaft Glatz

L.497 *R.417

1870 I 21, Göttingen

Herrn Professor Rollett in Graz.

Hiermit beehre ich mich, Ihnen die Anzeige zu machen, dass ich das von Ihnen in Auftrag gehabte Ophthalmometer nach Helmholtz heute als Eilgut an Sie abgeschickt habe. Ich hoffe, dass die Ausführung desselben und besonders der optische Teil Ihren Anforderungen entspricht. Es wird Ihnen lieb sein, die Brechungskoeffizienten der Glasplatten im Voraus zu kennen, welche ich Ihnen deshalb nachstehend mitteile.

  1. C = 1.52694
  2. D = 1.52961
  3. E = 1.53297
  4. F = 1.53590

Mit dem Wunsche, dass das Instrument gut in Ihre Hände gelangt, zeichnet hochachtungsvoll u[nd] ergebenst

Meyerstein

Beiliegend die Rechnung. Ich erlaube mir, einen kleinen Maßstab zur Entwerfung einer Tabelle hier einzulegen.

L.498 *R.418

1870 I 27, Leipzig

Hochgeehrtester Herr Professsor.

Indem ich das Vergnügen habe, Ihnen beifolgend die vier Tafeln zu Ihren ‚Untersuchungen’ zu gefälligen letzten Revision nebst den ersten Korrektur-Abdrücken und Originalen zu übersenden, hoffe ich, dass alle Verbesserungen nach Ihren Angaben erledigt sein werden und sehe ich Ihrem Auftrag zum Druck der Auflage entgegen. Bemerken möchte ich nur noch bezüglich der Figur 2/III, Tafel C, dass der grün-graue Ton durch die schon vorhandenen und notwendigen Platten erzeugt ist; sollte es so nicht genügen, so müsste freilich noch eine Platte für diesen Ton gemacht werden, was wir aber doch vielleicht vermeiden können. Teilen Sie mir gütigst Ihre Ansicht hierüber mit.

Die Tafeldrucke zu den Separat-Abdrücken werde ich, sobald ich die vorliegenden Revisionen oder Ihr Imprimatur empfangen, nach Ihren Bestimmungen machen lassen, wie ich Ihnen denn heute noch melde, dass Bogen 7 des Textes (Schluss) morgen, spätestens übermorgen, an Sie abgeht, wir somit der Druckvollendung sehr nahe stehen.

Ihre weiteren Mitteilungen erwartend, verharre [sic] hochachtungsvoll Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

L.499 *R.419

1870 I 29, Graz

Lieber Bruder!

Aus dem Inhalte dieses meines Schreibens wirst Du entnehmen, dass ich mir für die Antwort auf Deinen letzten Brief viel zu überlegen hatte und darum mögest Du entschuldigen, dass sie so spät kommt.

Meine Niederländer Silberzinsen bitte ich Dich umzuwechseln und das Geld zu verwenden, zu den im Nachfolgenden von Dir zu erbittenden Negoziationen. Du hast richtig erraten, dass ich von den Einzahlungen etwas hart getroffen bin.

Erstens die 5 Stück Ziegelaktien. Sie fordern bis 15. Feb[ruar] je Stück 40 fl, also 200 fl oder – da 4 fl pr Stück Abschlagszahlung geleistet werden – gegen diese Verrechnung 180 fl ö.W. als letzte Einzahlung. Gerade bei diesen Saupapieren verliere ich sehr viel.

Sie sind jetzt bei einer Einzahlung von 80% also 160 fl ö.W. per Stück zu einem Kurse von 34–35 verzeichnet. Ich bin überzeugt, dass sie nach der letzten Einzahlung den Kurs von 74–75 nicht erreichen werden und darum möchte ich lieber die fünf Stück nach Erhebung der Abschlagszahlung jetzt verkaufen, ohne die neue Einzahlung zu leisten. Freilich verliere ich damit augenblicklich viel, allein ich beabsichtige, mir 5 Stück wieder zurückzukaufen, wenn dieselben voll eingezahlt sein werden. Ich werde sie unter dem Kurs von 74 erhalten und dann doch noch damit, was zu retten ist, retten, nur werde ich mir so das Disagio der letzten Einzahlung ersparen.

Nach dieser Auseinandersetzung bitte ich Dich also recht sehr um die große Gefälligkeit, mir in der Gonzagastraße Nr 13, im Büro d[er] 1. Wiener Maschinziegel-Ges[ellschaft] die Abschlagszahlung zu erheben i.e. 20 fl ö.W., ohne jedoch die Einzahlung zu leisten, sondern vielmehr dann die 5 Stück zu ihrem Tageskurse zu verkaufen. 5 Stück wirst Du wahrscheinlich in einer Wechselstube zum Tageskurse oder gegen geringe Provision anbringen. Nur fort damit!

Sollte es indes nicht gelingen, sie zu verkaufen, dann allerdings möchte ich Dich bitten, die Einzahlung per 180 fl an dem obigen Orte zu leisten.

Kannst Du die Stücke, wie gesagt unter den obigen Bedingungen verkaufen, dann würde ich Dich, sobald ich die voll eingezahlten Ziegelaktien notiert fände, bitten, mir wieder 5 Stück zu kaufen. Das nur vorläufig erwähnt, auf den Auftrag in dieser Beziehung bitte ich Dich zu warten.

Ich werde Dir Montag die 5 Stücke in einem Briefe zuschicken, gleichzeitig damit meine 5 Stück Generalbankaktien, für welche in dem Büro auf dem Minoritenplatz bis 15. Feb[ruar] 20 fl per Stück, also 100, und dann wieder bis 15. März 20 fl per Stück, also 100, als zweite und dritte Einzahlung zu leisten sind. Ich bitte Dich recht sehr, auch das zu besorgen und dazu das für die Ziegelaktien eventuell bekommene Geld, die Ziegel- und Niederländerzinsen zu verwenden, oder aber ich würde Dir im Falle die Ziegelaktien nicht verkauft wurden, sämtliche für mich zu machende Auslagen bei meiner nächsten Anwesenheit in Wien entweder vergüten oder aber mit Dir die Modalitäten eines weiteren Darlehens, welches Du mir so gütig angeboten hast, besprechen.

Du musst aber ja nicht glauben, dass ich, nur um Deine Güte nicht in Anspruch nehmen zu müssen, die Ziegelaktien durchaus verkaufen will, sondern ich will sie verkaufen, weil es mir den obigen Erörterungen gemäß wirklich zweckmäßig erscheint.

Resumé:

  1. bis 15. Feb[ruar] 100 fl
    bis 15. März wieder 100 fl bei der Generalbank einzuzahlen.
  2. sogleich bei der Maschinziegel-Gesellschaft 20 fl als Abschlagszahlung erheben
    dann die 5 Stück zum Tageskurse verkaufen.

Nur wenn Letzteres nicht gelingt, bei derselben Gesellschaft 180 fl einzahlen.

Ich habe Dich um diese Gefälligkeiten ersucht, weil ich wirklich gezwungen bin, Dir die Geschichte in die Hand zu geben. Ich verkenne nicht die Belästigung, die Dir daraus erwächst, allein ich bitte Dich, die Geschäfte nur einzuleiten und anzuordnen. Du wirst selbst am Besten darüber entscheiden, wer die verschiedenen Gänge machen soll. Meine unmaßgeblichen Ratschläge sind: Denhardt, wenn es ihm möglich ist, darum zu ersuchen – oder noch besser, Du oder ich schreiben an Toni, der soll auf ein paar Stunden nach Wien gehen, ich werde ihm die Fahrt etc. vergüten.

Ich bitte Dich, mir bald zu schreiben, ob Du meinen Bitten willfahren wirst und ob Du an Toni selbst schreibst, dass er nach Wien kommen soll oder ob ich an ihn schreiben soll, dass er zu Dir kommt, um von Dir die Aufträge zu empfangen.

Meine Innerberger bitte ich Dich zu bewahren. Nun zu einem anderen Thema.

Was Du mir in Deinem letzten Briefe in Bezug auf Albertine geschrieben hast, hat mich zu vielem Nachdenken angeregt, und glaube mir, dass ich im Herzen fühle, was hier an Widerstreit des Wollens und Zagens, was an Verlangen die Gegenwart freudig zu erfassen und was an Bangen vor einer möglicherweise verhängnisvollen Zukunft alles in die Waagschale gelegt werden muss.

Ich weiß sehr wohl, dass Du mich nicht fragst, um durch einen gehörten Ratschlag mehr die Vorwürfe zu erleichtern, welche Du Dir vielleicht einst machen zu müssen fürchtest, wenn Du Dich jetzt binden würdest. Ich will Dir auch zu Deinem Handeln keinen Rat erteilen, hier musst Du mit Dir selber fertig werden.

Aber das will ich Dir sagen, was ich tun würde, wenn ich in Deiner Lage mich befände und glaube mir, dass ich mit all der brüderlichen Liebe, die ich im Herzen trage, mich in diese Lage hineindenken will. – Ich würde Albertinen freien, und zwar würde ich das gar nicht lange mehr aufschieben.

Ich würde mir sagen, dass es keinen anderen Grund gibt, diesen Schritt nicht tun, als den Grund, dass vermutet werden kann, das Albertine nicht gesund konstituiert ist.

Allein, worauf gründet sich diese Vermutung? Auf nichts weiter als auf ein einmaliges Kranksein dieses erregbaren Wesens, zur Zeit als ihre Mutter, nachdem sie zuvor von Albertinen gepflegt, in einem längeren und schmerzvollen Krankenlager gestorben war.

Die gemütlichen Affekte Albertines waren dabei gewiss sehr bedeutende. Albertine genas vollkommen wieder und wer sie in den letzteren Jahren und wer sie heute gesehen hat, wird der sie für krank oder kränkelnd erklären?

Ich verneine es.

Man wird sagen, Brustkrankheiten sind erblich, allein ich sage, nicht in dieser und jener Familie sind sie erblich, sondern sie sind erblich im Menschengeschlecht. Schau unsere Großmutter an. Sie hatte eine Reihe von Kindern, welche an Tuberkulose starben, sie ist rüstig im Alter. Der Großvater heißt es, starb an Luftröhrenschwindsucht, allein 64 Jahre alt. Unser guter Vater hat, wie Du weißt, mehrere Pneumonien durchgemacht und war nicht die Spur von tuberkulöser Anlage bei ihm vorhanden. Nimm Dir eine Frau, welche Du willst und woher Du willst, Du wirst Dir nimmer die Garantie verschaffen, ob nicht in ihrem Stammbaum auch Tuberkulöse vorkommen oder ob nicht sie noch einmal die fatale Krankheit bekommen könnte, oder ob sie Dir nicht Kinder gebären wird, welche tuberkulös sein werden.

Allerdings gibt es eklatante Fälle von Erblichkeit von Glied zu Glied. Vom Hinwelken solcher exquisiter Tuberkulosen in der Pubertät oder etwas später, allein das muss eben sehr erwogen werden, dass auch hier noch Vieles in einem pathologischen Topfe ruht, was höchstens in einer Reihe nahe beieinander stehender Töpfe gesammelt werden sollte.

Es ist ein Unterschied zwischen Tuberkulose und Tuberkulose. Frau von Schmid ist nicht in der Blüte ihrer Jahre jählings hingerafft worden, sie hat viele Kinder geboren und auch genug Leiden und Kämpfe durchzumachen gehabt.

Ich weiß nicht, ob sie Kinder verloren hat, aber das weiß ich, dass von den lebenden Kindern des Herrn Schmid zwar einige zart gebaut sind, ohne dass man deswegen sagen könnte, dass sie wirklich kränkeln. – Ferner bist Du Arzt, Du kannst und wirst eine zarte Frau, die Du Dir nimmst, schonen und hüten und nähmest Du Albertinen, dann glaube ich, würde Dir das Schonen und Hüten dieser Frau auch nicht größere materielle Sorgen auf den Hals laden.

Kurz ich würde mich entschließen zu freien, sei’s in Gottes Namen, denn schade wäre es, ein vortreffliches Wesen, von dem man sich angezogen und sympathisch berührt fühlt und von dem man voraussetzen muss, dass in ihrem Herzen ähnliche Empfindungen anklingen, einem unbefriedigten Leben zu überlassen, dadurch dass man sich demselben versagt, weil man sie einer ungesunden Konstitution bloß verdächtigt.

Ich habe Dir nun viel von meinen Gedanken über die Sache mitgeteilt, ich werde noch persönlich mit Dir sprechen können. Ich glaube aber nicht, dass ich, wenn ich, wie gesagt, mich in Deine Lage versetze wie heute, zu einem anderen Entschlusse kommen werde.

Ich lege diesem Schreiben noch zwei Fotografien bei. Sie sind gut ausgefallen. Behalte das Profil für Dich. Das andere Bild bitte ich Dich, in ein gleiches Rähmchen machen zu lassen, wie das Deine in Baden und es nach Baden zu bringen. Ich werde Dir die Kosten vergüten.

Heute erhielt ich einen Brief von Adelen, welcher die Jagdgeschichte von der Hermine enthält, die unser guter Nimrod Denhardt so wacker geglaubt hat. Sie hat mich ebenso gut unterhalten wie Deine Erzählung von der Käthchen-Charade.

Ich grüße Dich vielmals Dein aufrichtiger

Alexander

L.500 *R.420

1870 II 2, Graz

Lieber Bruder!

Die Zusendung der Beilage wurde leider etwas verzögert. Ich habe gerade gestern und vorgestern Text und Abbildungen meiner bei Engelmann demnächst erscheinenden Untersuchungen, deren Druck nun vollendet ist, zu korrigieren gehabt.

Mit vielen Grüßen und der Bitte, Dich meiner Angelegenheiten anzunehmen, Dein

Alexander

L.501 *R.421

1870 II 3, Wien

Lieber Bruder!

Vergebens warte ich bis heute auf das Eintreffen der Aktienscheine, und Du schreibst mir doch, dass Du dieselben Montag, den 31. Jänner, schicken würdest. Toni war zufällig Sonntag in Wien und blieb aus Anlass seines Briefes bis Dienstagabend hier. Ich frage also an, bis wann ich die Zusendung erhalten werde, um die Geschäfte einleiten zu können. Ja, eher zu lassen. Ich werde ganz genau nach Deiner Information vorgehen und Du brauchst Dich dann nicht weiter zu kümmern. Ob ich selbst oder Denhardt oder Toni die Gänge machen werden, weiß ich selber noch nicht. Ich danke Dir insbesondere auch für den zweiten Teil Deines Briefes, der eine Reihe von Gedanken enthält, die ich mir wohl selber auch in ähnlicher Weise zurechtlegen musste. Es drängt mich wirklich mächtig zur Entscheidung. Ich kann sagen, dass mir die Besetzung des Primariates durch einen anderen eigentlich kein Leid verursacht hat und der Gedanke, dass ich den Sommer wieder in Baden zubringen werde, gewährt mir eine große Befriedigung. Lebe glücklich. Es küsst Dich Dein

Emil

L.502 *R.422

1870 II 8, Graz

Lieber Freund!

Ich erlaube mir, Dich gemäß unserer Besprechung am Sonntage in Kenntnis zu setzen, dass ich an den für Donnerstag bestimmten Festfolgen nicht teilnehmen kann. Herzlich grüßend Dein ergebenster

K. Schenkl

Lieber Freund!

Blodig machte heute Karajan und mir ein wahres V... Spektakel auf der Gasse vor dem Krankenhause und drohte mit Gewaltmaßnahmen, weil er zum Vogt-Souper nicht eingeladen worden sei. Du kannst Dich nach seinen Worten auf einen heftigen Brief gefasst machen, da er glaubt, dass er absichtlich übergangen worden sei. Ich avisiere Dich hiermit davon, „dass es Dich nicht überrasche“. Ist noch Platz, so schicke ihm sogleich, bevor er schreiben kann, Deine Liste; ich sagte ihm ohnehin, dass er den Originalbogen zu sehen kriegen könne zum Beweise, dass es nur ein Versehen sei; übrigens hat er sich die ganze Zeit weder um uns noch Vogt gekümmert, daher ein zufälliges Übersehen wohl ganz begreiflich sei. Dies ist richtig. Schließlich kann ich mir nicht verhehlen, dass diverse Species aus der Steinzeit den Vogt interessieren, ob aber solche Exemplare der gegenwärtigen geologischen Epoche dies auch imstande sind, möchte ich doch dahingestellt sein lassen.

Herzliche Grüße von Deinem aufrichtigen Freund

Karl Schenkl

L.504 *R.423

1870 II 10, Wien

Lieber Bruder!

Ich berichte Dir in aller Eile über den Erfolg und Verlauf der in Deinem [Namen] von mir eingeleiteten Geschäfte. Die fünf Maschinziegelaktien habe ich nach Erhebung der Dividende der 20 fl in der Wechselstube der Frankobank, wo ich mich persönlich an Herrn Reisch, dem Bruder des Dr. Reisch, wandte, zu dem Kurse von 36 fl verkauft und dafür mit Zinsen die Summe von 200 fl 33 Kreuzer erzielt. Desgleichen habe ich die Februareinzahlung bei der Generalbank per 180 fl und 52 Kreuzer Zinsen geleistet. Das Silber von den Niederländern habe ich mit 20 ¾ Agio angebracht, also für jeden von uns 20 fl 14 ½ Kreuzer eingenommen. Es betragen also die für Dich erhobenen Gelder:

Erlös der Ziegelaktien200 fl33Kreuzer
Dividende20 fl
Niederländerzinsen40 fl14 ½Kreuzer
Summe260 fl47 ½Kreuzer
Hievon ab Einzahlung
zur Generalbank100 fl42Kreuzer
bleiben noch159 fl35 ½Kreuzer

Hievon habe ich die Märzeinzahlung bei der Generalbank per 100 fl zu leisten, es bleiben Dir also noch nach Abwicklung der ganzen Geschäfte 59 fl übrig. Schreibe mir, was ich mit dem Geld inzwischen anfangen soll und bewahre diesen Brief auf zur späteren Information.

Mit Herrn von Schmid habe ich ein vertrauliches Gespräch bezüglich Albertine geführt. Er versicherte mir, dass nicht nur er, [sondern] schon Albertines Mutter genau im Stillen an eine solche Eventualität gedacht hätte. Auf seine Zustimmung könne ich also unbedingt rechnen, doch wolle er die Entscheidung ganz seiner Tochter überlassen.

Ich werde also demnächst ernsthaft das Herz Albertines auf die Probe stellen müssen. Alea jacta est. Ich habe gewagt. Herr von Schmid sagte mir auch, er wolle sich von seinen Töchtern nicht trennen. Er könne in seinen alten Tagen ein gewohntes Familienleben nicht aufgeben. Es bleibe also nichts übrig, als dass, wenn eine seiner Töchter heiratet, eine passende größere Wohnung genommen und ein womöglich gemeinsamer Haushalt geführt werde. Ich glaube, das ist eine Bedingung, auf die man unbedingt eingehen kann. Du siehst, die Dinge reifen heran. Aber bis zu diesem Augenblicke habe ich Dir nur ein Geheimnis mitgeteilt, eine Sache, deren Realisierung noch in der Schwebe ist. Lebe recht wohl und schreibe bald Deinem

Emil

L.505 *R.424

1870 II 10, Leipzig

Hochgeehrter Herr Professor!

Gewiss haben Sie, geehrter Herr Professor, schon lange auf eine Nachricht von mir gewartet und ich muss um Entschuldigung bitten, dass ich mit derselben so lange gezögert habe; da es doch meine Pflicht war, Ihnen auch schriftlich noch einmal für die Güte und Freundlichkeit, mit welcher Sie mir jederzeit zuvorgekommen sind, meinen besten Dank abzustatten. Indem ich das nun hierdurch tue, kann ich Ihnen zugleich versichern, dass ich immer noch mit Vergnügen mich des Grazer Laboratoriums erinnern werde. Recht erfreuen würde es mich, wenn ich etwas Näheres über unsere damaligen Arbeiten erfahren würde. Da ich bis jetzt in keinem von den mir zugänglichen Journalen etwas darüber finden konnte, so glaube ich, dass Sie Ihre Absicht, die Arbeiten aus dem unter Ihrer Leitung stehenden Institute als selbstständige Sammlung selbst herauszugeben, bald verwirklichen werden, und ich hoffe, dann seinerzeit etwas Näheres darüber zu wissen zu bekommen. In Betreff meiner Arbeit über die Beziehungen des Knochengewebes zum polarisierten Lichtstrahl soll ich Ihnen mitteilen, dass ich dieselbe vor Ende April leider nicht beendigen kann. Sobald diese Arbeit fertig wird, werde ich dieselbe sogleich Ihnen übersenden. Indem ich zum Schlusse noch einmal meinen besten Dank für alle mir bewiesene Freundlichkeit sage, grüße ich Sie vielmals herzlich und bitte auch einen Gruß an Dr. Ebner zu bestellen.

Hochachtungsvoll

Kutschin

Hoffentlich haben Sie meinen Neujahrsgruß zur rechten Zeit erhalten.

[1870] [II] [11], [Graz]

Verehrter Herr Collega

Mein Katarrh hat solche Dimensionen angenommen, daß ich ein paar Tage das Zimmer hüten muss. Ich kann daher heute dem Banquet nicht beiwohnen und beeile mich daher umliegend mein Couvert zu berichtigen.

Mit freundlichstem Gruße

Folwarczny

Anmerkung Zur Datierung: Dieses Stück dürfte auf Grund der Anrede wie des Anlasses wohl im Zusammenhang mit dem Bankett anläßlich der Vogt-Vorträge zu sehen und darnach zu datieren sein.

L.507 *R.425

1870 II 11, Göttingen

Sehr geehrter Herr Professor!

Wie leid mir das Schicksal des Ophthalmometers tut und dass ich Ihnen durch die Zurücksendung desselben Mühe verursachen muss, brauche ich kaum zu sagen.

Wie es aber möglich war, dass die Gewichte aus den Lagern und Gewinden gerissen sind, begreife ich nicht; es würden allerdings, wenn man auf einen solchen Fall rechnet, geschlossene Lager besser sein, welche ich, obgleich mir noch niemals bei den weitesten Versendungen ein Unglück der Art passiert ist, künftighin anwenden werde.

Wenn Sie die Gefälligkeit haben wollen, die Gewichte, Kreis und Nonius mir per Post zu übersenden, so werde ich sofort alles wieder in Ordnung bringen.

Mit vorzüglicher Hochachtung zeichnet ergebenst

Meyerstein

[1870] [II] [v.12], [Graz]

Verehrter Herr Kollege!

Dr. Josef Czermak, unser neuer Narrenchef, ist gestern angekommen und möchte gerne den Vogt-Fraß mitmachen. Ich zweifle nicht daran, daß Sie noch ein Couvert unterbringen. Herzlich grüßend Ihr

Peters

Anmerkung Hiezu auch das Nachfolgende:

Circulare

Professor Dr. Carl Vogt wird sich hier in Graz nur während der kurzen Zeit aufhalten, während welcher er seine der Aufklärung dienenden Vorträge über die Urgeschichte des Menschen abhalten wird. Der geistreiche Naturforscher und Publizist, welcher vielfach praktisch, seiner markigen Persönlichkeit entsprechend, in die politische und soziale Bewegungen unserer Zeit eingegriffen hat, versteht es ebenso sehr, wie er von der Lehrkanzel herab auf seine Zuhörer zu wirken weiß, andererseits auch bedeutende Eindrücke im persönlichen Verkehr mit der Gesellschaft zu geben und Anregungen aus derselben zu empfangen. Es ist nun in Anbetracht des kurzen Aufenthaltes Vogts hier vielfach der Wunsch laut geworden, eine abendliche Zusammenkunft zu veranstalten, bei welcher es einem gewählten (und mit Rücksicht auf die hiesigen Gasthaus-Verhältnisse leider nur zu beschränkten) Kreise möglich wäre, die nähere Bekanntschaft Carl Vogts zu machen.

In Folge davon wurden die Unterzeichneten vom einem Kreise geachteter Männer aufgefordert, einen solchen Abend zu veranstalten, und Sie werden denn hiemit ersucht, in dem beifolgenden Bogen gefälligst zu erklären, ob Sie sich am Donnerstag, den 10. Februar um 8 Uhr abends im Hotel zum Elephanten bei einem zu Ehren Carl Vogts abzuhaltenden Abendessen beteiligen wollen. (Couvert à 3 fl ö[sterreichischer] W[ährung]. Getränke nach der Karte)

Das Comité
Dr. Altmann m.p.
Reininghaus m.p.
Prof. Dr. Rollett m.p.

Anmerkung Zur Datierung: Die Erwähnung der Ankunft des „neuen Narrrenchefs“ (Josef Czermak wurde 1869/70 aus Brünn nach Graz geholt, um hier die Anstalt am Feldhof aufzubauen, weiters wurde er Extraordniarius für Psychiatrie) im Schreiben von Peters weist auf 1870. Auf Grund der Datumsangaben in der Einladung kämen allerdings nur die Jahre 1874, 1880 und 1885 in Frage; zum 10. Februar 1874 finden sich in der Grazer Tagespresse zwar Meldungen und Beiträge, die ausführlich auf darwinistische Problematiken eingehen; tatsächlich hat Vogt aber im Februar 1870 in Graz eine Reihe von Vorträgen gehalten, ein Bericht zum „Vogt-Fraß“ findet sich in der Grazer Tagespost zum 12. 2. 1870. Es ist also bei der Konzipierung des Zirkulars offensichtlich ein Datierungsfehler unterlaufen. Man vgl. auch die auf das Bankett Bezug nehmenden Brief von Schenkl ddo 1870 II 8 und 1870 II 10 sowie von Lang ddo 1871 II 13.

L.509 *R.426

1870 II 12, Wien

Lieber Bruder!

Ich schreibe Dir schon heute wieder, damit Du nicht länger an den Traum glaubst, den ich Dir im zweiten Teile meines letzten Briefes mitgeteilt habe. Ein eigentümlicher Zwischenfall hat mich aus der bangen Zwangslage befreit, in der ich mich halb gern und halb ungern befunden habe. Ich habe Dir schon mitgeteilt, dass ich aus dem Munde des Herrn von Schmid selbst erfuhr, dass sein ganzer Plan und Wunsch dahin ging, mich als Schwiegersohn zu gewinnen. Darum wurde ich so oft und handgreiflich provoziert. Darum wurde mir, wie Auguste und Denhardt sich ausdrückten, so oft mit dem Schubkarren über die Nase gefahren. Und weil ich Frl. Albertine, dieses herzensgute, liebenswürdige, verständige und wirklich seltene Mädchen, auch von ganzem Herzen lieben und schätzen könnte, so habe ich mich nach Niederkämpfen aller Dir wohl bekannten Bedenken endlich entschlossen, die Angelegenheit zur Erörterung zu bringen, zunächst mit Herrn von Schmid, dem wir ja alle verpflichtet sind und der es gewiss als Umstand empfunden haben würde, wenn ich all seinen Provokationen gegenüber taub geblieben wäre. Nach dem Dir neulich mitgeteilten Resultate meiner Unterredung mit Herrn Schmid wirst Du ermessen können, dass ich mich in den Absichten des Herrn von Schmid nicht geirrt, dass ich mich in der Tat in einer Zwangslage befunden habe. Ich hatte seitdem nicht Gelegenheit, mit Frl. Albertine ein ernstes Wort zu sprechen. Da trat ein Zwischenfall ein, indem [sich] ein Monsieur Girault, den ich einmal bei Schmid beim Diner traf, [ein in] einer Fabrik sehr gut platzierter, ziemlich junger Mann von gefälligem Exterieur, direkt um Frl. Albertines Hand bewarb. Als ich nun gestern zu Schmid kam, zog mich dieser in ein Nebenzimmer und [sagte] mit beiläufig Folgendes: Er: Lieber Doktor! Haben Sie schon mit Albertine etwas von unserer Unterredung gesprochen? Ich: Kein Wort. Er: Umso besser. Ich gleichfalls nicht. Girault, den Sie kennen, hat um die Hand Albertines angehalten. Sie können überzeugt sein, dass ich Sie, lieber Doktor, jedem anderen Bewerber vorziehe. Da ich aber zwei Töchter besitze, so habe ich meinen beiden Töchtern von der Bewerbung des Herrn Girault Mitteilung gemacht. Nun hören Sie, was Albertine gesagt hat. Sie erklärte mit aller Entschiedenheit, dass sie gar nicht heiraten werde. Sie sei verständig genug, um zu wissen, dass, wer mit [sic] einer so schrecklichen Konstitution wie die ihrige [sic], nicht heiraten dürfe etc. Nun frug mich Herr von Schmid, ob sich die Sache wirklich so verhält, ob Albertine wirklich Gefahr laufe durch eine Verheiratung, ob man die Sache verantworten könne etc. etc. Kurz alle Bedenken und Zweifel waren nun auf seiner und Albertines Seite. Ich erklärte den dermaligen Zustand der Brustorgane Albertines nicht zu kennen, müsse aber nach jahrelangem Stillestehen aller bedrohlichen Symptome eine Heilung wohl annehmen. Übrigens schlage ich vor, das Urteil von ein paar medizinischen Sommitäten einzuholen. Ich versprach Herrn Schmid, vorläufig keinen weiteren Schritt zu tun. Er versicherte mich seiner fortdauernden Liebe und Freundschaft, tröstete mich damit, dass vielleicht alles noch nach Wunsch kommen wird, und ich schied mit dem Bewusstsein, dass ich mich ehrlich und mutig aus einer peinlichen Zwangslage befreit habe. Was auch die Zukunft bringen möge, Frl. Albertine, dieses, wenn man es näher kennt, mit den edelsten Geistes- und Herzensgaben geschmückte Mädchen, wird mir stets eine unendlich werte und liebe Freundin sein. Lebe wohl, Dein

Emil

L.510 *R.427

1870 II 13, Graz

Lieber Bruder!

Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr ich nach der Durchlesung Deines letzten Schreibens bedaure, dass ich nicht jetzt an Deiner Seite sein und mit Dir sprechen kann. Ich habe genug erfahren in Bezug auf das rätselvolle Menschenherz, um in psychologischen Prozessen, wie dem, welcher sich jetzt zwischen Dir und Schmids vollzieht, neue Seiten und Lichter aufzufinden, deren Betrachtung Dir vielleicht tröstend und beruhigend erscheinen wird. Ich will hier einmal anfangen, Dir eine Reihe von Gedanken zu entwickeln, um Deinen letzten Brief so rasch wie möglich zu beantworten. Zugleich bitte ich Dich, mir auch sogleich wieder zu antworten, denn meine Gedanken sind nun fortwährend bei Dir und ich bin sehr zufrieden, dass Du mich durch Deine Mitteilungen zum Genossen Deiner Freuden und Leiden gemacht hast, denn unsere Bruderherzen müssen sich aneinander halten.

Die Bewerbung des Herrn Girault um Albertines Hand und den Umstand, dass Du noch nicht mit Albertine gesprochen hattest, muss ich als für Dich günstige Zufälle betrachten.

Von der Meinung, dass Dein Herz für Albertine schlägt und das ihrige für Dich, gehe ich aus. Es ist mir schwer, etwas Anderes zu glauben und ich meine, Du musst das Letztere festhalten und musst dazu berechtigt sein, es zu tun.

Nun, Herr Girault hat einen Korb bekommen. So ist es doch? Was Albertine betrifft, so ist es bei ihrem Verstande nur ganz natürlich, dass sie sich die Tatsache, dass sie vielleicht ihrer schwächlichen Konstitution wegen zum Heiraten nicht tauge, auch im Stillen vorgelegt hat.

Wenn sie das aber getan hat, dann ist daraus offenbar in ihrem Innern ein Kampf zwischen Herz und Verstand entstanden. Diesen Kampf scheint sie aber noch nicht durchgekämpft zu haben. Ich halte es nun für etwas Günstiges, dass Du nicht unbewusst durch Deine Erklärungen diesen Prozess in Albertine gestört hast, Mädchenherzen sind leicht bewegt und von augenblicklichen Stimmungen beherrscht. Hättest Du Albertine zur Entscheidung gedrängt und nicht Herr Girault, hätte Albertine infolge Deiner Bewerbung mit Entschiedenheit ihr non possemus gesprochen, dann lieber Bruder würde ich die Versicherungen der fortdauernden Freundschaft und Liebe und den Trost, dass vielleicht alles noch nach Wunsch gehen werde, welche Dir unser guter Herr von Schmid gegeben hat, für etwas sehr Prekäres halten. Albertine hätte gesprochen, und ich halte sie für stolz genug, um konsequent zu sein.

Nun, wie die Dinge jetzt liegen, stehst Du Albertine gegenüber intakt da. Sie ist nicht in der Lage gewesen, Dir, wenn auch nur vorübergehend, Hoffnungen zu rauben, welche sie Dir früher gemacht, sie hält Dir gegenüber die Entscheidung noch in der Hand, es hat sich keine Verstimmung in euere Verhältnisse gedrängt. Ich möchte Dir raten, nach wie vor mit Albertine und mit der ganzen Familie zu verkehren, alle Erregungen niederzukämpfen, ganz Mann zu sein und der Zukunft ins Auge zu sehen, ob sie Erfüllung bringt oder Resignation fordert, selbst ist der Mann. Du bist noch in dem Alter, wo ein Jahr mehr des ledigen Standes nicht ein unwiederbringlicher Verlust ist und bis dahin kannst Du Dich ja läutern an Herz und Seele.

Eines drängt sich mir noch auf: Wie kommt es, dass Herr v[on] Schmid seinen Töchtern sogleich von der Bewerbung des Herrn Girault selbst die Mitteilung machte, während er Dir sagte, Du sollst ohne ihn mit Albertine ins Reine kommen. Es hat diese ganze Girault-Geschichte vielleicht ihren besonderen Hintergrund. Herr v[on] Schmid und Albertine haben ja sicher schon lange ein Auge auf Dich geworfen. Sage nun selbst, ob man nicht glauben könnte, dass die große Freundlichkeit Schmids gegen uns alle wenigstens ein Motiv in der ihrem Vater bekannten Neigung Albertines zu Dir gehabt habe?

Kann nicht in der stolzen Brust Albertines selbst der quälende Gedanke laut geworden sein, dass Du, was Du zu tun entschlossen warst, nur tatest, um einer Pflicht der Dankbarkeit gegen Schmid zu genügen. Kann sie auf diese Idee nicht noch leichter geführt worden sein, eben dadurch, dass sie bedachte, Du durchschautest ihre schwächliche Konstitution und hättest Dich nach langem Kampf erst entschlossen? Die besten Menschen sind oft Komödianten.

Vielleicht macht Albertine nur Schwierigkeiten, um eben Dich als den eigentlichen unabweislichen Werber erscheinen zu lassen, während sie mit dem ganzen Herzen bei Dir ist, aber sich von dem natürlich lächerlichen Vorwurf befreien will, als hätte sie Dich umgarnt.

Verzeihe meine Aufrichtigkeit und lese vor allem meine Zeilen mit Ruhe. Es werden Dich genug Grillen plagen, und ich mag sie nicht vermehren, allein gewisse Dinge wollen durchdacht sein und Du wirst Deinem Denkorgan schon durch Zerstreuungen jene Ruhe zu geben wissen, deren es bedarf. Ich komme vielleicht vom 25. Feb[ruar] bis 2. März nach Wien, sage noch niemandem etwas davon. Schreibe mir gleich wieder.

Dein

Alexander

L.511 *R.428

1870 II 13, Wien

Lieber Freund!

Vor kurzem ist mein alter Diener gestorben, ich möchte Dich daher gerne fragen, wie man es machen muss, um einen brauchbaren Menschen aus dem Arsenale zu erhalten. Die Sache ist übrigens gar nicht eilig, denn ich bin jetzt erst ein[ge]kommen, dass man dem nächsten Diener ein höheres Gehalt gibt (500 fl wie zwei Laboranten am Polytechnikum haben). Ich dachte mir, dass wenn er einmal angestellt ist, er gewiss nicht mehr bekommt, also will ich vorher arbeiten. Um 19 fl monatlich ist aber gewiss niemand Ordentlicher zu bekommen. Ein Schlosser, der sich mir neulich vorstellte, bekommt 16 fl per Woche.

Wie gehts Euch in Graz? Da Ihr keine Skandale mehr macht, so hört man in den Zeitungen gar nichts mehr von Euch. – Doch halt: Heute ist ja etwas in der Zeitung. Das Bankett zu Ehren Vogts. Ich hoffe, Ihr habt dabei nur „Affenthaler“ getrunken. Übrigens in [sic] Graz ein sehr passender Ort für Vogt. Denn wenn er dort auch nicht unter Affen ist, so befindet er sich wenigstens unter Schlaraffen, wobei ich freilich nicht Dich, sondern nur die jungen Ehemänner meine. Toepler ist ja auch ein solcher. Tschudi, der schweizerische Geschäftsträger hier, holte mich neulich mit wenig diplomatischer Feinheit über ihn aus. Ich sagte, dass ich glaube, Toepler gefiele es in Graz sehr gut. Wenn er also einen Ruf nach Zürich bekommt, so soll er seine Forderung hochspannen. Kundt musste das Kabinett mit Mousson teilen, was nicht ganz glatt abgegangen zu sein scheint.

Ich gehe nach Paris, wann weiß ich freilich noch nicht. Die Franzosen wollen einen Meter machen, was von einer Kommission aller Herren Länder besiegelt werden soll. Sollte meine Reise gegen Ostern fallen, so würde ich Dir auf das Angelegentlichste raten, mit mir zu gehen. Es ist das jedenfalls die beste Zeit, um Paris und die Pariser zu sehen. Außerdem würdest Du an mir einen sehr guten Lohnbedienten haben.

Was sagst Du zu Stremayr? Im Medizinischen könnte er sich wenigstens durch den mündlichen und schriftlichen Umgang mit Euch einige Kenntnisse erworben haben. Doch scheint mir, wird er das wohl auch nicht tun, was vor allem zur Reorganisation nötig wäre: nämlich alle Beamten, auch den jüngsten Hofrat, zu wechseln.

Aufrichtig Dein

V. Lang

Viele Grüße von allen Bekannten.

L.512 *R.429

1870 II 15, Wien

Lieber Bruder!

Ich komme Deinem Wunsche nach, indem ich Dir schon so bald wieder schreibe. Ich versichere Dir, dass ich ziemlich ruhig bin und die völlige Abklärung meiner aufgeregten Lage getrost der Zeit überlasse. Ich hätte manches in Deinen Anschauungen zu korrigieren und auch einige neu gewonnene Gesichtspunkte anzuführen, aber es wäre mir zu peinlich, alle diese wirren Gedanken und Widersprüche geordnet niederzuschreiben. So lange Marie in Wien ist, welche in meiner Geschichte auch eine Rolle spielt, und so lange Herr von Schmid an seinen Augen leidet, werde ich meinen häufigen Verkehr mit Schmid in der freundschaftlichsten Weise fortsetzen, als ob gar nichts vorgefallen wäre. Später denke ich meinen freundschaftlichen Verkehr nur etwas in der Häufigkeit einzuschränken. Da Du zu meiner Freude ohnehin bald nach Wien kommst, so werden wir Gelegenheit finden, die Sache genügend durchzusprechen. Inzwischen gehe ich nächstens mit Schmid auf den Hesperuskostümball. Mir steckt diese und jene Bemerkung in der Feder, aber ich will sie nicht niederschreiben, weil ich nicht alles mitteilen kann und aus halben Mitteilungen sich nicht wirkliche Anschauungen bilden.

Auf baldiges freudiges Wiedersehen, Dein

Emil

L.513 *R.430

1870 II 25, Göttingen

Geehrter Herr Professor!

Sie empfangen hierbei die verunglückten Teile des Ophthalmometers und bitte nochmals um Entschuldigung, dass ich Ihnen so viele Mühe verursachen muss.

So sehr ich auch das Unglück bedauere, so muss ich doch sehr dankbar sein, dass die Gewichte keine größere Verheerung angerichtet haben. Sollten Sie in irgendeiner Beziehung an dem Instrumente etwas zu wünschen haben, so bitte ich dringend, es nur mitzuteilen.

Mit vorzüglicher Hochachtung zeichnet ergebenst

Dr. Meyerstein

Da ich gerade dem Herrn Prof. Pebal ein Fernrohr zurückschicke, so habe ich mir erlaubt, das Kästchen, welches die oben erwähnten Teile enthält, mit beizupacken. Herr Prof. Pebal wird die Güte haben, Ihnen das Kistchen zu übersenden. M[eyerstein]

L.514 *R.431

1870 III 5, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Hierdurch möchte ich Sie nur unterrichten, dass heute noch die Frei-Exemplare Ihrer ‚Untersuchung’ als Eilgut per Bahn an Sie abgehen, und sende ich Ihnen laut früherer Bestimmung:

15 Exemplare des vollständigen Heftes und

25 Exemplare der einzelnen Abhandlungen II/VI.

Zu meinem Bedauern hat der Druck der Tafeln eine längere Zeit in Anspruch genommen, als ich erwartete, und wollen Sie daher die Verzögerung des Empfanges nachsichtig entschuldigen.

Bezüglich der den 6 Separatabdrucken beigegebenen Tafeln habe ich nur ad II und III zu bemerken, dass ich es nach dem Rate des Lithographen vorgezogen, die Tafel C den beiden Abhandlungen vollständig beizugeben und wird so der Leser sich sofort zurechtfinden können. Eine Trennung der Figuren bleibt zudem den Herrn Verfassern noch überlassen, ich aber glaubte so den Eindruck der Abbildungen besser gewahrt. Mit Tafel A ist ad II und VI nach Ihrer Angabe verfahren worden, und gebe ich mich der Hoffnung hin, dass die ganze Ausstattung Ihren wie allseitigen Beifall finden wird.

Es gereicht mir zu großen Beruhigung, die Exemplare in wenigen Tagen nun in Ihren Händen zu wissen, und begrüße ich Sie, mich Ihrem ferneren Wohlwollen empfehlend, mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

Geehrter Herr Professor.

Obgleich ich zu meinem größten Bedauern bis heute ohne jede Nachricht von Ihnen geblieben bin, so kann ich doch nicht umhin, Sie schon wieder mit einem Brief zu belästigen. Ich war nämlich heute bei Herrn Buchhändler Engelmann, welcher mir sagte, dass die Sammlung der Arbeiten des physiologischen Laboratoriums bereits im Drucke fertig sei und nach einigen Tagen veröffentlicht sein soll. Da nun die Separatabdrücke meiner Arbeit bereits von Herrn Engelmann abgeschickt und jedenfalls auch schon in Ihren Händen ist [sic], so möchte ich Sie nur bitten, mich zu benachrichtigen, wie Sie es mit der Versendung derselben zu halten gedenken, ob Sie dieselben an die betreffenden Herren Professoren selbst schicken wollen oder Letzteres mir zu überlassen gedenken, in welchem Falle ich Sie bitte, dann so viele Exemplare als Sie brauchen zu behalten und mir die anderen zu überschicken. Mit Vergnügen habe ich die elegante Ausstattung des Buches gesehen und macht es mir große Freude, meine Arbeit bei dieser Sammlung zu wissen.

Bestens grüßend verbleibt hochachtungsvoll

K. Kutschin
Adresse: Turnerstraße Nr 1 oder
Physiologisches Laboratorium von Prof. Ludwig

L.516 *R.433

1870 III 11, Paris

Monsieur le Professeur!

Je vous demande d’avance milles excuses, de ce que je me vois forcé de vous inquietter encore une fois avec cette lettre. Dans un mois et demie je quitte probablement Paris c’est pourquoi je vous prie de vouloire bien me donner quelques renseignements quant à mon travail fait dans votre laboratoire. M. Ebner, étant si aimable de m’ecrire qu’il sera imprimé pour le mois de Tevrier, je pense que je finis déjà avoir une reponse positive et que je n’abuse pas de votre aimabilité en vous priant de m’informer quand je puis recevoir les emprintes separés et ce que je dois faire pour en hâter l’envoie.

J’ai honneur, Monsieur, avec tout le respect que je vous parte d’être votre très devoué

Alexis Dobroslavine

L.517 *R.434

1870 III 13, Wien

Lieber Freund!

Ich habe mich einer großen Unterlassungssünde schuldig gemacht, dass ich Dir meine Verlobung mit Ella Littrow erst heute anzeige, wo Du sie wahrscheinlich schon von anderer Seite gehört hast.

Ich hoffe nur, dass Du diese Sünde nächstens durch eine gleiche vergiltst. Bitte, es auch Pebal, Helly und Toepler mitzuteilen, Letzerem besonders zu sagen, dass seine Ermahnungen auf so fruchtbaren Boden gefallen sind, dass ich gleich den zweiten Tag nach seiner Abreise mich verlobte.

Unter diesen Umständen entschuldigst Du wohl auch, dass ich schon schließe. Dein

Viktor Lang

L.518 *R.435

1870 III 23, Graz

Lieber Bruder!

Am 28. März d[ieses] J[ahres] ist die erste halbjährige Rate des 5%igen Interesses fällig für die von Schmid entlehnten 400 fl ö.W. Ich bitte Dich, dieselbe per 100 fl ö.W. zu begleichen gegen spätere Verrechnung mit mir. Stecke sie mit dem beiliegenden Brief in ein Kuvert und lasse Dir sie bescheinigen.

Heute habe ich mit Vergnügen gelesen, dass Unionbankaktien mit 26 fl Agio gehandelt werden. Da wir dieselben zum Parikurse für unsere Niederländer bekommen und noch überdies das durch die Reduktion entfallende Bargeld rückgezahlt bekommen, so werden wir uns, Dank sei dem Himmel, glänzend aus der Affäre ziehen.

Heute ist auch die Generalversammlung der Niederländerbank ausgeschrieben. Du musst mit Schmid darüber sprechen, wie die Geschichte mit dem Deponieren der Interimsscheine gemacht werden soll. Du musst jedenfalls an der Generalversammlung teilnehmen, denn unsere Aktive verleihen uns 10 Stimmen und wir wünschen, dass das Fusions- und Reduktionsgeschäft durchgeführt und die Niederländerbank aufgelöst wird. Lese in der heutigen Wienerzeitung oder in den übrigen Blättern morgen die Ausschreibung selbst. Sollte Schmid ein anderes Depot verlangen, so stehen meine Innerberger, 1200 fl zum jetzigen Kurse, ferner meine Generalbank, 480 fl zum jetzigen Kurse, zur Verfügung.

Ich komme am Anfang April nach Wien und hoffe, mir dann wieder etwas kaufen zu können.

Die Untersuchungen aus dem Laboratorium sind bei Engelmann erschienen. Ich werde Dir das Heft mitbringen.

Es geht mir gut, ich hoffe von Dir dasselbe, Dein

Alexander

L.519 *R.436

1870 III 31, Paris

Mon tres honorable Monsieur le Professeur!

Avant tous je me sens obligé de vous remercier pour Votre Photographie que j’ai eu tant de plaisir à recervoir et pour les emprintes separés que vous avez eu l’obligeance de m’envoyer.

Celles que vous m’avez chargées de ce mettre a Messieurs Robin, Milne-Edwards et Claude Bernard je les ai remises. Robin en vous remerciant sincerement et en vous envoyant milles compliments m’a prie en même temps de vous ecrire qu’il sera bien content de regarder en France les travaux des savants allemands et leurs idées qu’il partage parfaitement. Il lui serait encore plus agréable de recevoir dans son journal les travaux qui seront faits par vous et vos éléves, analysés par vous même. Avec cela il vous prie de ne pas vous gêner d’ecrire dans une langue que vous est etrangère et il prend sur lui de corriger les fautes de syntace qui pourront se rencontrer.

Messieurs Milne-Edwards et Claude Bernard se sentant agrêablemet surpris m’ont également chargé de vous remettre milles remerciments de leur part.

Jusqu’à présent je reste à Paris et je travaille au laboratoire de M. Wurtz, mais probablement dans peu de temps nous quitterons Paris pour nous instaler pendant l’hiver prochain à Vienne, ou j’espère avoir encore une fois le plaisir de vous voir.

Ma femme me charge de vous remettre mille chauses aimables de sa part.

J’ai l’honneur Monsieur avec tout le respect que je vous parte d’etre votre très dévoué

Alexis Dobroslavine

Je prend la liberté de vous prier de faire à Monsieur Ebner mes sinceres présentations.

L.520 *R.437

1870 IV 29, Innsbruck

Hochverehrter Herr Professor!

Sie waren so freundlich, mir zu erlauben, dass ich den 1. Mai noch in Innsbruck zubringe. Wenn ich auch ursprünglich die Absicht hatte, längstens bis 1. Mai in Graz zu sein, so sind doch jetzt Umstände eingetreten, in Folge davon ich von Ihrem Anerbieten Gebrauch mache. Meine Schwester drang in mich, dass ich den 1. Mai noch hier bleibe, um an einem Familienfeste teilzunehmen, zu dem auch mein Bruder früher kommen wird. Es handelt sich nämlich um die Feier des 80. Geburtstages meines Vaters, die eigentlich am 8. Mai stattfinden sollte und jetzt, um mir die Teilnahme zu ermöglichen, auf den 1. Mai verlegt wurde.

Ich werde daher, da es die unbequeme Einteilung der nach Wien abgehenden Züge nicht anders zulässt, erst Mittwoch früh [4. Mai] im physiologischen Institute erscheinen.

Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster

V. Ebner

L.521 *R.438

1870 V 3, Berlin

Hochgeehrter Professor!

Ich sende Ihnen meine fotografische Karte mit der Hoffnung, auch die Ihrige zu bekommen. Sie wird in mir stets die angenehme Erinnerung an den so sympathischen Menschen und hochgeehrten Professor wachrufen.

Bis August bleibe ich in Berlin und später soll ich mit größter Wahrscheinlichkeit nach meinem Vaterland gehen. Meine Adresse hier ist: Marienstraße Nr. II, 3. Treppe.

Nehmen Sie, Professor, meine beste Erinnerung, auch meine innige und hochgradige Achtung.

Dr. Boldyrew

Vorläufige Mitteilung habe ich schon in Medizinische Westnik geschickt.

L.522 *R.439

1870 V 5, Florenz

LieberFreund

Ich kann Dir nur in Eile berichten, dass wir, ich und meine Frau, Sonntagmorgen [8. Mai] von Triest in Graz einzutreffen gedenken, um bis Montagnachmittag [9. Mai] zu bleiben. Ich bitte Dich, mit Toepler eine Stunde festzusetzen, wo ich dessen Kabinett sehen kann. Vielleicht könnten wir sonntagabends irgendwo mit den disponiblen Frauen zusammenkommen?

Die offiziellen verwandtschaftlichen Besuche, die ich zu machen habe, sind natürlich Helly, Pfann und Perger.

Auf baldiges frohes Wiedersehen, Dein

Lang

L.523 *R.440

1870 V 13, Baden

Lieber Bruder!

Der Überbringer dieses Schreibens gedenkt in Graz zu rigorosieren und ersucht mich, da ich Einblick in seine Verhältnisse habe, einige Zeilen an Dich zu richten, welche Dich von seiner Nachsicht rechtfertigenden Situation unterrichten sollen. Webringer ist Familienvater und hat eine Frau, die an chronischem Morbus Brighti leidet und von mir behandelt wurde. Er selbst ist ein sehr tätiger und fleißiger Mann, der durch Arbeiten in der Kanzlei des Dr. Herzfeld seinen Lebensunterhalt sucht. Wie es mit seinen medizinischen Kenntnissen bestellt ist, weiß ich natürlich nicht. Wenn es aber möglich ist, Nachsicht zu üben, so trifft dies keinen Mann, der sich verbummelt hat, sondern einen mit dem Schicksal ringenden. Seine Frau ist eine sehr brave Frau und als Oberhebamme im Gebärhaus angestellt. Sie war bisher, wie es scheint, zum größten Teil die Ernährerin der Familie, ist aber an einer stetig fortschreitenden hoffnungslosen Krankheit leidend. Also tu mit Rücksicht auf das eben Mitgeteilte ganz nach Deinem Ermessen, was recht und billig ist.

Mit lieben Grüßen Dein

Emil

L.524 *R.441

1870 V 15, Innsbruck

Verehrtester Collega!

Für die an der Innsbrucker Universität erledigte Stelle eines Assistenten der physiologischen Lehrkanzel ist unter anderem auch ein gewisser Karl Lindermann, gebürtig aus Allentsteig in Niederösterreich, eingekommen. Nachdem derselbe bei Ihnen die Physiologie und Histologie gehört hat, und nachdem derselbe in der Zwischenzeit auch das I. Rigorosum abgelegt haben wird, so erlaube ich mir, Sie mit der Bitte zu belästigen, mir in der strengsten vertraulichen Weise über die Fähigkeiten des Petenten Auskunft geben zu wollen.

In der Hoffnung, dass Sie verehrtester Collega, meine Bitte gewähren werden, zeichne ich mich mit Hochachtung, ergebenster Collega

M. Vintschgau

L.525 *R.442

1870 V 16, Göttingen

Sehr geehrter Herr Professor!

Da ich augenblicklich nicht imstande bin, das zurückgeschickte Ophthalmometer gründlich zu prüfen, eventuell abzuändern, so freut es mich in der Lage zu sein, Ihnen ein ganz anderes Instrument, welches ich soeben berichtigt habe, schicken zu können, denn ich möchte Sie nicht gern noch länger warten lassen. – Sollte die Zurücksendung des Ophthalmometers nur aus dem Grunde erfolgt sein, weil bei der Drehung des einen Kreises nicht genau dieselbe Anzahl von Graden erfolgt wie an dem anderen, so bitte ich zu berücksichtigen, dass eine kaum messbare Größe in der Verschiedenheit der Durchmesser der Räder und Getriebe eine solche Abweichung hervorbringen kann und dass nur ein glücklicher Zufall es ist, wenn absolute Gleichheit stattfindet. Da man aber bei einer jeden genauen Messung beide Kreise abliest und aus diesen Ablesungen, welche keinesfalls sehr voneinander abweichen, das Mittel nimmt, so entsteht auch im Resultat kein Fehler. Bei dem Instrumente, welches ich Ihnen heute sende, werden Sie die Abweichung beider Kreise sehr gering finden. – Sind beide Kreise auf 0 Grad gestellt, so stehen die Glasplatten sehr nahe senkrecht gegen die opt[ische] Achse. Um aber die senkrechte Stellung der Glasplatten gegen die optische Achse mit Schärfe zu ermitteln, benütze ich den kleinen Maßstab, dessen Einteilung in einer Entfernung von circa 1 m scharf gesehen werden muss. Ich drehe nun die Spiegelplatten in dem einen Sinne so weit, bis dass die Einteilung so genau als möglich halbiert erscheint, und lese beide Kreise ab, hierauf drehe ich im entgegengesetzten Sinne, bis dass ebenfalls die Einteilung vollkommen halbiert erscheint und lese wieder die Kreise ab; das Mittel und je zwei Ablesungen an ein und demselben Kreis gibt dennoch für einen jeden Kreis den Punkt an, bei welchem die Platten in einer Ebene und senkrecht gegen die optische Achse stehen. Wäre es möglich, dass bei der Drehung der Glasplatten eine jede absolut denselben Angularwert hätte, so würde ein zweiter Kreis ganz überflüssig sein. Entschuldigen Sie, geehrter Herr Professor, dass ich so weitläufig geworden bin, ich glaubte, es mir selbst schuldig zu sein. – Es ist gewiss keine Fehlbitte, wenn ich Sie um eine recht baldige Nachricht ersuche, ob ich mit dieser Sendung glücklicher bin.

Mit vorzüglicher Hochachtung zeichnet ganz ergebenst

Dr. Meyerstein

L.526 *R.443

1870 V 22, Graz

Lieber Bruder!

Ich habe gestern von Adele einen Brief erhalten und ihn heute beantwortet, lass Dir den meinen zum Lesen geben.

Ich bitte Dich sehr, Dich ein wenig zu orientieren, wie die Sachen stehen. Die Mutter hüllt sich diesmal in einiges Dunkel.

Da, wie mir Adele schreibt, weder Wein noch Wagen verkauft wurden, noch auch von der Mutter eine Nachricht vorliegt, was ihr Lambert geantwortet hat, so weiß ich gar nicht, wie sie die Sache bestreiten. Sie sollen um Gottes Willen keine Verkehrtheiten als Ausleihen hinter unserem Rücken etc. machen. Geht es gar nicht anders, dann geben wir lieber, ich bitte Dich sehr darum oder würde es auch für meine Person allein tun, der Mutter einen Vorschuss auf die am August bei Lambert fälligen 500 fl ö.W., aber ja nicht um einen Kreuzer mehr, als dadurch gedeckt wird.

Hat die Großmutter der Mutter die 200 fl ö.W. gezahlt, auch das möchte ich wissen. Ich weiß zwar, dass Du sehr beschäftigt sein wirst, allein das kannst Du ja parlando in einer Stunde erfahren und damit der ganzen Familie einen großen Dienst erweisen.

Ich sehne mich darnach, dass diese Adele-Geschichte einmal vorüber ist, da ich darnach ernstlich beabsichtige, der Mutter die strengste Buchführung zur Pflicht zu machen.

Dieses weibische Geheimtue und Kritikfürchten kann ich nur in so lange dulden, als diese außerordentliche Fretterei mit der Hochzeitsvorbereitung für Adele noch andauert, dann aber muss Ernst mit der Bilanzierung von Ausgaben und Einnahmen gemacht werden, sonst geht es bei allen so unerwartet günstigen Konjunkturen noch schief, darum aber bitte ich Dich nochmals, erkundige Dich, wie die Angelegenheiten Adeles zu fördern sind, der Abschluss liegt in aller höchstem Interesse.

Was sagst Du denn zu meiner, Planers und Schauensteins Erklärung?

Wie sieht es in Baden aus, wie steht es mit Dir und Deiner Praxis, was tendiert unsere liebe Marie? Antworte bald Deinem

Alexander

Dieser Brief ist natürlich sehr vertraulich

L.527 *R.444

1870 V 27, Baden

Lieber Bruder!

Ich schreibe Dir noch heute, weil ich das Resultat einer Besprechung mit Schurz, die gestern stattfand, abwarten wollte. Meine Absicht bezüglich der Hochzeit Adeles ist folgende. Entweder muss dieselbe mindestens mit soviel Aufwand und Glanz abgehalten werden wie jene der Auguste. Wir sind es unserem bekannten Namen und dem Andenken des Vaters schuldig, uns nicht dem Gespötte und Gerede der Leute auszusetzen, oder die Hochzeit trägt den Charakter einer stillen Trauung an sich und die eigentliche Feier findet bloß im engsten Familienkreise statt. Das Letztere empfiehlt sich nicht bloß wegen des Kostenpunktes, sondern scheint auch angemessen mit Rücksicht auf den erst vor einem Jahre erfolgten Tod unseres Vaters. Es würden in diesem Falle nur die offiziellen Personen bei der Trauung erscheinen und dieselbe könnte nicht in Baden (Pfarr- oder Klosterkirche) abgehalten werden, sondern am zweckmäßigsten in St. Helena. Zwei bis drei Wägen würden genügen. Die nicht mitfahrenden Geschwister und Verwandten erwarten zu Hause die Rückkehr der offiziellen Hochzeitsfunktionäre und ein festlicher Hochzeitsschmaus würde die Heirat beenden. Dabei entfiele ein größerer Aufwand für Wägen, ebenso für die Toilette der Mädchen und jüngeren Brüder. Mutter, Adele und Schurz haben vorläufig diesem Plan zugestimmt, was ist Deine Ansicht hierüber? Ich glaube, es ist besser, der Hochzeit diesen bestimmten Charakter der stillen Trauung aufzuprägen, als daraus ein schofles Fest zu machen.

Über die Finanzen der Mutter kann ich auch nicht ins Klare kommen. Lambert hat die 500 fl nicht bezahlt, hingegen hat die Großmutter vor ein paar Tagen 220 fl an Mutter zugeschickt. Es wird wohl am Besten sein, vorausgesetzt, dass der letztmitgeteilte Plan allgemein akzeptiert wird, wenn ich selbst beim Treffen der nötigen Anordnungen mitwirke und die Gelder im Falle des Bedarfes vorstrecke. Wenn Verwandte der Schurz kommen, was leicht möglich ist, oder unsrige Verwandten und Bekannten teilnehmen, so muss man natürlich für ein anständiges Gouter oder Souper Sorge tragen. Ich habe große Eile und kann hier für heute nicht mehr schreiben, teile mir Deine Ansicht mit, so dass sie auch der Mutter und Adele zugängig ist. Lebe wohl, Dein

Emil

L.528 *R.445

1870 VI 1, Graz

Euer Hochwohlgeboren, geehrtester Herr Professor!

Nochmals für das gütige, teilnehmende Gehör innigst dankend, welches Sie der Exponierung meiner traurigen Personalverhältnisse geschenkt haben, teile ich höflichst mit, dass ich infolge einer mit Herrn Professor Planer gepflogenen, für meinen ohnehin ungemein irritierten und überängstlichen Zustand höchst deprimierenden, Untersuchung veranlasst gefunden habe, meine traurige Rigorosumsangelegenheit ganz fallen zu lassen und sich somit das Rigorosum am 3. d[ieses] M[onats] behebt.

Genehmigen den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung, mit welcher ich die Ehre habe, mich zu zeichnen Euer Wohlgeboren ergebenster Diener

Eugen Schadek

Hochgeehrter Herr Professor!

Bereits vor einem Monat habe ich Ihnen die längst bestellte Quecksilberluftpumpe nach Ludwig etc. gesandt und hoffe, Sie werden die Sendung in gutem Zustande erhalten haben. Die späte Absendung hat ihre Ursache darin, dass ich erst lange auf das dazu nötige Stativ warten musste, aber auch die Anfertigung der Glasteile war mit großen Schwierigkeiten verbunden, und habe manche Teile drei bis vier Mal machen müssen, so häufig verunglückten dieselben, so dass ich am Ende fast alle Lust verlor, diese Pumpe anzufertigen, und wenn ich es nicht für mich blamierend erachtet hätte, würde ich wirklich die Ausführung unterlassen haben und das teure Stativ selbst beiseite gestellt haben, so viel Unglück hatte ich mit den großen Kugeln und Glashähnen. Auch war mir anfangs der ganze Gebrauch nicht klar und habe mir darüber verschiedentlich Rat einholen müssen, sowohl von meinem Bruder in Berlin sowie auch aus Leipzig. Die Vorteile, welche die Ludwigsche Pumpe vor der Pflügerschen haben kann, kann doch nur in der schnelleren Evakuierung liegen, diese wäre wohl auch auf eine andere Weise zu erreichen gewesen ohne diese so schwer ausführbaren Glasapparate. Doch darüber will ich nicht urteilen und nur hoffen, dass Ihnen die gesamte Pumpe die gewünschten Vorteile gewähren wird.

Indem ich Ihnen hiermit die Rechnung beilege, sehe ich einer geneigten Antwort von Ihnen entgegen, wie Sie mit der gesandten Pumpe etc. zufrieden sind und empfehle mich Ihnen mit aller Hochachtung ergeben

Dr. H. Geißler

L.530 *R.447

1870 VI 18, Wien

Lieber Freund!

Dass Du in Baden warst und nicht nach Wien kamst, verdient, wie Du wohl einsehen wirst, Strafe. Letztere soll nun im Folgenden bestehen: Meine Frau hat für ihre Cousine Jenny Pfann eine Lampe gekauft aus Anlass ihrer Hochzeit – da ich nun ihre Adresse nicht weiß, so hat meine Frau die Lampe an Deine Adresse geschickt und ich bitte Dich daher bestens, die betreffende Kiste an meine Cousine schicken zu wollen. Ich glaube, sie wohnt Ecke der Ringstraße und Normalschulgasse? Auch bitte ich Dich, das Porto etc. zu berichtigen und mir den Betrag sagen zu wollen, damit ich ihn alsbald berichtigen kann. Ich bitte Dich also, darüber nicht gar zu ungehalten zu sein.

Wie geht es Euch in dem göttlichen Graz? Was wirst Du die Ferien machen? Mich haben sie neulich hier zum Dekan gewählt. Mein Schwiegervater ist auf O. Schmidt schlecht zu sprechen, welcher, nachdem er eine Untersuchung auf Kosten der Akademie ausführte, ein Manifest an alle Schiffskapitäne etc. geschickt haben soll, ihre Bemerkungen alsogleich an Petermann zu schicken.

Ich bitte Pebal und Toepler zu grüßen. Ersterer möchte gelegentlich so gut sein, mir etwas von seiner berühmten Kieselsäure zu schicken. Auch möchte ich gerne wissen, woher Pebal sein Galvanometer für Thermoströme hat.

Mit den besten Grüßen

Viktor Lang

Beiliegende Karte bitte ich, noch mit der Kiste an meine Cousine gelangen zu lassen.

L.531 *R.448

1870 VI 26, Graz

Lieber Bruder!

Ich will nun mein Versprechen zur Ausführung bringen und Hermine und Valerie hierher nach Graz einladen. F[rau] Pfefferkorn ist gestern wieder hierher zurückgekehrt und F[rau] v(on] Pebal, die gleichfalls in Neuhaus war, wird auch demnächst wiederkommen. Beide freuen sich aber, die Mädchen zu sehen. Planers und Kienzls sind auch im Juli noch da und ich glaube nun, wenn wir mit einer oder der anderen dieser Familien manchmal spazieren gehen, so wird neben dem sonstigen Zeitvertreib, für welchen ich sorgen werde, den Mädchen, trotzdem dass ich bis Mitte Juli noch Vorlesungen zu haben habe, doch die Zeit hier nicht zu lang werden.

Ich würde vorschlagen, dass sie am Samstag, den 2. Juli, mit dem Postzuge hierherkämen. Ich bitte Dich, diesen Brief der Mutter und den Mädchen mitzuteilen, damit die Mutter ihre Zustimmung erteilt, die Mädchen aber eingeladen sind. Die Letzteren sollen sich Schwimmkleider mitnehmen, wenn sie welche haben, ich gehe täglich schwimmen und hoffentlich werden Valerie und Hermine dasselbe tun, der Letzteren, glaube [ich], wird das nicht unzuträglich sein. Ich bitte Dich nun, wie wir ausgemacht haben, die Mädchen hierher zu instradieren. Wenn Du nicht Zeit hast, so kann sie ja Toni sicher zum Coupé begleiten. Sitzen sie einmal darinnen, dann sollen sie darin sitzen bleiben, also auch in Mürzzuschlag nicht aussteigen, sondern sich mit Essen verproviantieren, ich werde sie dann in Graz in der Bahnhofhalle, also direkt am Waggon in Empfang nehmen.

Nur eines wäre noch zu berücksichtigen, nämlich das fatale Umsteigen in Wiener Neustadt. Es gehen aber immer Wägen mit dem in Baden haltenden Postzuge, welche in Neustadt mit ihrem gesamten Inhalte an den Grazer Postzug angekoppelt werden. Kämen sie in einen solchen Wagen, dann können sie auch in Neustadt ruhig sitzen bleiben. Wenn nicht, dann müssten sie in den Grazer Postzug umsteigen, dazu ist immer hinreichend Zeit.

Vielleicht kann sie von Baden jemand begleiten und mit dem nächsten Zug von Neustadt wieder zurückfahren, wenn Toni das übernehmen würde, so würde ich ihm mit Vergnügen die Auslagen ersetzen.

Ich habe nun auf alles aufmerksam gemacht, was zu beachten ist und glaube, da noch die ganze nächste Woche Zeit ist, weder Dich noch die Mädchen zu sehr mit überraschenden Anträgen zu belästigen.

Schreibt mir aber, ob ihr meine Vorschläge für den Tag der Abreise akzeptiert, damit ich nicht umsonst hier warte. Wenn Gabriele von Prag allein nach Baden gereist ist, so werden doch die große Hermine und die pfiffige Valerie auch eine Reise nach Graz fertigbringen. Zeit wäre es, dass sie es einmal lernen würden. Der Mutter lasse ich die Hand küssen. Euch grüße ich alle. Adele und Schurz gleichfalls, die sollen einmal etwas von sich hören lassen.

Mit geht es gut, auch dem Richard, und wir beide freuen uns schon auf unsere lieben Gäste. Mit vielen Grüßen Dein

Alexander

L.532 *R.449

1870 VII 4, Wien

Geehrter Herr Professor!

Ich wende mich noch einmal an Sie mit der Bitte, mich bei der Herausgabe des Handbuches zu unterstützen. Ich werde jetzt die IV. Lieferung abschließen. Sie wird außer dem Schlusse zu „Geschlechtswerkzeugen“, Rückenmark, Gehirn, Sympathicus, Geschmacksorgan, Gehörorgan und vielleicht noch Geruchsorgan enthalten.

Es kommt dann noch eine letzte Lieferung, enthaltend: Auge – elektrisches Organ, Entwicklung der Wirbellosen im Allgemeinen und ebenso der Wirbeltiere. Von Ihnen wünschte ich nun Stroma von Chorioidea und Iris – die Blutgefäße hat Leber beschrieben und die Muskulatur Iwanoff. Dieser wälzt aber nun das Stroma von sich ab, weil Sie das besser verstünden.

Die weitere Bitte besteht darin, die Zusammenstellung des ganzen Kapitels Auge zu übernehmen. Ich gehe am 15. dieses [Monats] nach England und gedenke dort bis Oktober zu verbleiben. Sie könnten anfangs September mit der Redaktion beginnen.

Inzwischen wird ein Aufsatz „retina“ von Max Schultze eingeliefert und werden die Blöcke in Leipzig bereit sein.

In Händen habe ich: Konjunktiva, Blutgefäße des Auges, Lymphgefäße des Auges, Tränendrüse und Glaskörper. Babuchin ist in Triest und wird von dort die Linse einschicken. Iwanoff wird von Tübingen aus senden Zonula Zinii und Muskulatur. Cornea will ich schreiben, wenn Sie es nicht vorziehen, selbst zu schreiben, was mir lieber wäre. Wenn Sie die Aufgabe übernehmen, gebe ich Ihnen alles Material dazu in die Hand und ich bin ganz zufrieden, wenn Sie das bis Ende Oktober geordnet haben. Da Kowalewsky die Wirbellosen übernommen hat, könnte ich mich von nun ausschließlich dem Kapitel Entwicklungsgeschichte widmen.

Ich ersuche Sie höflichst, mir eine Antwort zu erteilen. Ihr ergebener

S. Stricker

L.533 *R.450

1870 VII 10, Wien

Geehrter Herr Professor!

Zunächst teile ich Ihnen mit, dass Sie mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie für alle Fälle Cornea schreiben. Mir ist es peinlich, heute gegen Schweigger-eidel zu polemisieren und im gleichen Grade in das Buch hinein irgendetwas zu stellen, was als eine Reklame zugunsten meiner Entzündungsstudie aussehen könnte. Schreiben Sie, wie es Ihnen gut dünkt und nach Ihrer Überzeugung.

Aus einem letzten Briefe Max Schultzes entnehme ich, dass er darauf besteht, seinen Aufsatz noch in der IV. Lieferung zu sehen. Ich muss daher die retina voranstellen: Mein Plan ginge nun dahin, am Schlusse dieser Lieferung zu setzen: Das Auge oder, wenn es Ihnen besser scheint, ‚Der Sehapparat’ redigiert von A. Rollett.

A. Retina von Max Schultze.

Was das Honorar betrifft, so versteht es sich ganz von selbst, dass ich Ihre kostbare Zeit nicht in Anspruch nehmen kann, ohne an ein Honorar zu denken. Über die Größe desselben kann ich mich kaum aussprechen. Ein bloßes Übertragen meines Honorars ginge nicht an, da ich bei der fünften Lieferung wahrscheinlich etwas hergeben, sicherlich aber nichts bekommen werde. Das soll Sie aber gar nicht beeinflussen. Indem ich meinen Interessen entsprechend in die Fremde gehe und ein so wichtiges Geschäft von mir wälzen will, so erfließt daraus die Notwendigkeit zu honorieren. An dem Aufsatze von Max Schultze werden Sie wohl kaum mehr tun als Korrektur lesen. Dieser Aufsatz erfordert außerdem gewisse Opfer von meiner Seite und ich möchte denn nicht in eine allgemeine Abmachung einbegreifen. Für den Rest erlaube ich mir, Ihnen das anzubieten, was ich ursprünglich für mich in Anspruch nahm. Das was Sie schreiben, wird mit 3 Talern pro Pagina und die Schriften anderer Autoren mit 12 Talern pro Bogen für Sie berechnet. Sie übernehmen dagegen die Verpflichtung, die Manuskripte zu ordnen und wenigstens eine Korrektur gründlich zu lesen.

Ich kam erst heute morgens von einem Ausfluge zurück, sonst hätte ich Ihnen sogleich geantwortet. Dies zur Entschuldigung dafür, dass ich Sie nun bitte, mir nicht zu vergelten und gleich zu antworten. Ich kann Ihnen dann noch einmal von hier aus schreiben.

Ihr ergebener

S. Stricker

Iwanoffs Adresse ist Tübingen an Nagel für Iwanoff. Über die Ausdehnung des Artikels ‚Hornhaut’ bitte ich erst um Ihren Antrag.

L.534 *R.451

1870 VII 14, Graz

Euer Hochwohlgeboren!

Ich erlaube mir, mit Beziehung auf die zwei heute erhaltenen Billetts, nur mitzuteilen, dass Samstag, 17. dieses Monats um 17:00 Uhr, eine Sitzung des Steiermärkischen Landessanitätsrates anberaumt ist, bei welcher auch 2 Kommunalangelegenheiten (die Rauchbelästigung durch die Zuckerraffinerie und die Auflassung der Badeanstalt nächst dem städtischen Spitale) zur Verhandlung kommen; ich mich daher nicht wohl absentieren kann. Sollten Herr Professor dennoch keinen ersichtlichen Wert auf den Sitzungstag legen, so würde ich, falls nicht wieder andererseits dagegen eine Einwendung erhoben wird, die Enquete-Kommission für Montag, 19. Juli, einberufen; sonst aber nach Zuschrift auf Samstag. Ich bitte, diesbezüglich bis morgen Mittag um gefällige Verständigung, damit ich die Einladungen noch dem Bezirksdiener zur Zustellung mitgeben kann.

Hochachtungsvoll Ihr ergebener

Dr. Plazer

L.535 *R.452

1870 VII 16, Bonn

Hochgeehrter Herr Professor!

Erst vor einigen Tagen von einer Reise zurückgekehrt, fand ich Ihr wertes Schreiben vom 26. v[ergangenen] M[onats] und da sich unterdessen eine Menge Dinge angehäuft hatten, die meine persönliche Tätigkeit erforderten, komme ich erst heute zur Beantwortung Ihres Briefes. Da ich nach der Zeichnung in dem Heft der Königl[ich]-Sächsischen etc. nicht hinreichende Angaben zur Anfertigung der Ludwigschen Pumpe fand, wandte ich mich an meinen Bruder in Berlin, der diese Pumpen angefertigt hat und erhielt von daher alle näheren Angaben, so auch, dass auf die spezielle Angabe von Herrn Prof. Ludwig sowohl die beiden großen Kugeln sowie auch der Blutrezipient nicht durch Schliffe, sondern durch Kautschuk verbunden werden sollen. Bei den großen Kugeln mag es auch sehr schwer sein, dieselben durch Schliffe vollkommen luftdicht verbunden zu erhalten bei der Zusammenstellung, weil beide Kugeln durch zwei Ringe unterstützt werden, welche man wohl nie so genau stellen kann, dass der Schliff und Unterstützung genau zusammenpassen und wäre auch dieses der Fall, so würde doch durch den ungleich wechselnden Drucke das Quecksilber verbunden mit der wenn auch geringen Biegsamkeit der Ringe oder Träger der Kugel, diese dadurch auseinander gehoben werden und, wäre dieses auch nur ein Minimum, wäre es doch hinreichend, dass die Kugeln nicht mehr luftdicht verbunden blieben.

Schliffe bei der geringen Entfernung der Kugeln und Glashähne gut zu machen, würde auch die schon schwierige Herstellung der Pumpe noch sehr erschweren. Warum der Blutrezipient nicht durch Schliff verbunden ist, weiß ich nicht, doch ist es mir so angegeben worden; Herr Professor Ludwig hat wohl die Güte, lhnen in wenigen Worten darüber Aufschluss zu geben, indem ich selbst nicht genau mit dessen ganzer Methode bekannt bin. Was nun den Schliff an dem oberen Teil der Pumpe angeht, so ist sicher hier auch die dazugehörige Gasleitungsröhre gemacht worden, und zwei meiner Leute, welche die Pumpe verpackt haben, versichern mir, sie hätten diese Röhre auch beigepackt. Alle Nachsuchung hier ist auch ohne Erfolg geblieben und [ich] weiß nun selbst nicht, was ich davon denken soll, und sollte sich nun diese Röhre auch nicht nachträglich vorgefunden haben, so könnten wir erst einige Versuche machen, dass ich Ihnen verschiedene in der Art geschliffene Röhren sendete, wo wohl die eine so passen würde, dass, wenn diese gut mit Wachs oder Fett beschmiert, wohl zum Gebrauch dienen würde, auch würde eine ungefähr passende Röhre mit Siegellack angekittet zum Gebrauch genügen, wollten Sie sich aber auf diese Weise nicht zu helfen suchen, so müssten Sie mir diese Kugel senden und [ich] würde diese Röhre dann wie früher einschleifen, nur müsste begreiflich diese Kugel gut verpackt werden und [es] wäre dennoch gefährlich und umständlich, und ich rate zuerst zum Versuch mit verschiedenen geschliffenen Röhren. Ich sehe nun Ihren nähern Anordnungen entgegen und empfehle mich Ihnen dienstwilligst mit Hochachtung Ihr

Dr. H. Geißler

Man hört und sieht und denkt gegenwärtig hier nichts anderes als von dem Unglück des Krieges seit der gestrigen Kriegserklärung.

L.536 *R.453

1870 VII 19, Köln

Geehrter Herr Professor!

Ich bin aus Furcht, dass mir der Weg versperrt werde, so rasch wie möglich von Wien abgereist. Ich habe von dort absenden lassen

Stieda – Konjunktiva

Boll – Tränendrüse

Leber – Blutgefäße

Iwanoff – Glaskörper

G. Schwaller – Lymphgefäße

Ich schreibe an Babuchin, dass er die Beschreibung so bald wie möglich absende. Max Schultze schrieb mir noch einmal, dass er sehr gerne noch in der IV. Lieferung Unterkommen finden würde. Ich will ihm aber noch einmal schreiben. Ich bin mit so vielen Hindernissen von Aschaffenburg hierher gekommen, dass ich mich beeile fortzukommen. Es ist gar nicht die Zeit darnach, um hier am Rhein mit einem Fachgenossen ruhig über wissenschaftliche Fragen zu unterhandeln. Ich gehe daher nicht nach Bonn. Von London aus schreibe ich Ihnen wieder.

Ihr ergebener

S. Stricker

L.537 *R.454

1870 VII 31, London

Geehrter Herr Professor!

Ich war nach meiner Ankunft hier ziemlich zerstreut und verschob daher mein Schreiben auf einen ruhigen Tag.

Der Krieg wird wohl auch Ihre Reisepläne gestört haben und Sie werden vielleicht mehr Zeit haben, als Sie vermuten konnten. Wir drucken außerdem so langsam vorwärts, dass Sie Ihre Sachen recht bequem ausarbeiten können. Sie arbeiten, wie ich annehmen darf, die Cornea und sehen gefälligst nach, wie der kleine Aufsatz von Stieda (Konjunktiva) hineinpasst. Für Augenlider habe ich gar nicht gesorgt, sollten Sie Präparate von solchen wünschen, so wird Ihnen Klein gerne welche schicken. Ich zweifle übrigens nicht, dass Sie selbst so viel besitzen, um Augenlider (minus Konjunktiva) beschreiben zu können. Mit Becker habe ich eine seit zwei Jahren stehende Vereinbarung getroffen über einen Aufsatz betreffend die Formation des Bulbus. Es scheint mir aber, dass er nicht gerne schreiben möchte. Mein letzter Brief ist wenigstens unbeantwortet geblieben. Sie werden von Wien aus sehr leicht erfahren, wann Becker da oder in Baden ist und können gelegentlich mit ihm verkehren. Wenn der Aufsatz kommt, wird er gewiss erwünscht sein, wenn nicht, so ist es für ein Buch über Histiologie gerade kein Unglück.

An Babuchin habe ich schon vor acht Tagen geschrieben. Mit Max Schultze habe ich aber nicht weiter verkehrt, da man jetzt in Bonn viel zu unruhig ist, als dass ich mich dahin mit einem Briefe über friedliche Angelegenheiten wagen könnte.

Es fällt mir bei, dass ich Abbildungen von Hornhautkörpern (Natur nach vierundzwanzigstündiger Züchtung, in Gold, in Silber (Räume) und Querschnitte (von Falten genommen) nach Leipzig gesendet habe. Wenn die Abdrücke kommen, werde ich Sie Ihnen zukommen lassen. Was Sie brauchen können, behalten Sie bei, was nicht, legen Sie ad acta.

Nun meine besten Grüße, Ihr

Stricker

Geehrter Herr Professor!

Ich warte von Tag zu Tag auf Nachricht respektive Geldsendung für Sie aus Leipzig. Ich schreibe Ihnen auch diese Zeilen nur, um Ihnen mitzuteilen, daß Ihre Exemplare hier liegen, und daß mir Engelmann die Rechnung für Sie bereits abverlangt hat. Sollten Sie im Laufe der Woche in Baden sein, so will ich Ihnen die Sendung, sobald sie eintrifft, dahin schicken oder bringen. Bestens grüßend Ihr ergebener

S. Stricker

Anmerkung [Zur Datierung: Die Einordnung dieses Stückes ist ohne spezielle Nachforschung kaum möglich; für 1870 spricht der Brief Strickers vom 3. 11. 1870 – der Brief könnte aber vielleicht auch in das Jahr 1872 gesetzt werden.]

L.539 *R.455

1870 VIII 21, Graz

Verehrtester Herr Professor!

Soeben bin ich mit meiner Mitteilung zum Schluss gelangt und hoffe, sie noch heute studieren zu können, obgleich ich nicht ganz sicher bin, da es schon spät ist.

Um die Sache nicht noch mehr aufzuhalten, ließ ich sie nicht mehr abschreiben. Ich bitte, damit zu schalten, wie es Ihnen beliebt. Die angefügte Notiz werden Sie vielleicht wegstreichen. Zum Schlusse fügte ich ein paar schematische Zeichnungen bei, doch nicht in der Absicht, dass sie zur Publikation verwertet würden, sondern nur damit Sie sehen, was ich schildern wollte und ob mir dies gelungen. Die zitierten Stellen habe ich alle im Originale gesehen, mit Ausnahme der Arbeit von Ercolani, die ich bis heute noch nicht bekommen konnte, auch nicht durch die Buchhandlung. Zum Zitate von Köllikers Abbildung der Uterindrüsen hatte ich vergessen, mir die Pag[ina] zu notieren und konnte sie deshalb auch nicht an den Platz schreiben, da mir die Gewebelehre nicht zur Hand ist.

Von hier wenig Neues, als dass Prof. Tomaschek seit gestern Abend in unseren Mauern weilt. Wendl ist fort, und ich bleibe wohl hier, um fortzuarbeiten, da ja jetzt erst die interessante Arbeit für mich beginnt. Ich habe mich zu dem Zweck in meinem Zimmer laboratorisch eingerichtet, so gut es eben geht.

Die politischen Verhältnisse wären wirklich herrlich, wenn Österreich nicht gar so unerquicklich wäre. Sie sind dem franzosenfreundlichen Lager jetzt nahe und dürften dies am besten fühlen.

In der Hoffnung, dass Sie mit meiner Sache keine Mühe haben, zeichne ich mit Verehrung Ihr ergebenster

G. Lott

L.540 *R.456

1870 IX 12, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Aus Ihrer gefälligen Anfrage vom 27. vorigen Monats möchte ich Ihnen heute nur mitteilen, dass ich nicht abgeneigt, den Verlag auch zweiten Heftes Ihrer ‚Untersuchungen aus dem Institut für Physiologie etc. in Graz’ unter den gleichen Bedingungen wie für das 1. Heft zu übernehmen und es möge Ihnen mein Entgegenkommen beweisen, dass mich die gegenwärtige Ungunst der Zeiten nicht abhält, nach wie vor meine Tätigkeit friedlichen Unternehmungen zu widmen, wenn dieselbe auch für jetzt nach so mancher Seite hin noch eine beschränkte bleiben muss.

Mit Rücksicht auf die bestehenden Verhältnisse nur möchte es sich wohl empfehlen, wenn wir den Druck noch nicht sofort beginnen, zunächst vielmehr die für das 2. Heft bestimmten drei Tafeln in Angriff nehmen ließen, ebenso auch die vier in Holzschnitt auszuführenden Figuren. Bezüglich Letzteren würde es mir allerdings sehr erwünscht sein, dieselben – wenn möglich – sogleich auf Holz gezeichnet zu erhalten, und würde ich sie gern mit dem etwa mangelnden Material versetzen, wenn eben die Zeichnungen nicht schon vollendet vorliegen und dann allerdings hier auf Holz übertragen werden müssen.

Ich ersuche Sie also zunächst um Einsendung der Originale für die Tafeln, im Fall auch für die Holzschnitte, und würde dann das Manuskript etwa vierzehn Tage später folgen können, in welcher Zeit Lithograph wie Holzschnitzer mit ihrer Arbeit schon ein gut Stück vorwärts gerückt sein werden.

Ob wir den Text im Anschluss an das erste Heft mit fortlaufender Pagina drucken, ebenso die Tafeln mit der fortlaufenden Nummernbezeichnung, darüber lassen Sie mich noch Ihre Ansicht hören, wie ich Sie auch bitte, mir etwaige besondere Wünsche mitzuteilen.

Von den Druckbogen übersende ich Ihnen später wieder eine 2. Korrektur in je 2 Abzügen und, doch wohl wie früher, unter Beifügung des Manuskripts?

Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen begrüße ich Sie hochachtungsvoll Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

L.541 *R.457

1870 IX 12, Wien

Lieber Freund!

Ich zeige Dir hiemit an, dass ich von Ischl zurückgekommen bin und Dich gerne sehen möchte. Ich werde wohl nächstens nach Baden kommen, da Du aber vielleicht ohnedem einmal Wien besuchen willst, so schreibe ich Dir dies. Vielleicht könnten wir noch eine kleine Exkursion wohin unternehmen, Dein

V. Lang

L.542 *R.458

1870 IX 22, Meidling

Lieber Freund!

Wolltest Du Montag, Dienstag oder Mittwoch [27.–29. September]bei uns um 15:00 Uhr essen? an welchen Tagen Du uns hier allen sehr willkommen sein wirst. Falls Du zuerst nach Wien kommst, so könnten wir uns dort treffen und zusammen heraus fahren.

Indem ich Dich um baldige Antwort bitte, Dein

Viktor Lang

L.543 *R.459

1870 X 1, Graz

Hochverehrter Herr Professor!

Ihrem freundlichen Auftrage zufolge war ich heute auf dem Dekanate und erfuhr dort, dass sich außer mir niemand für die Assistentenstelle gemeldet habe.

Da der Konkurs am Tage nach Ihrer Abreise ausgeschrieben wurde, so reichte ich mein Gesuch ein, und es dürfte nicht mehr nötig sein, mich vorzuschlagen. Ich werde jedenfalls am 10. Oktober im physiologischen Institute fragen, ob Herr Professor angekommen sind oder ob Wendl nähere Nachrichten hat.

Indem ich Herrn Professor nochmals für Ihre freundliche Verwendung danke, zeichne ich mich als Ihr dankbarer Schüler

J. Glax

[1870] X 4, [Innsbruck]

Lieber Freund!

Indem ich Dir für Deine in Graz mir erwiesene Gefälligkeit nochmals danke, benütze ich gleichzeitig die Gelegenheit, Dich nochmals in vorhinein zu quälen. Ich bin von einem der hiesigen Universitätsprofessoren – Glax – ersucht worden, seinen Sohn, Mediziner im 2. Jahre, welcher jetzt nach Graz geht, Dir zu empfehlen. Er geht über meine Veranlassung und hauptsächlich Deines Namens wegen an Eure Fakultät. Er hat ein bißchen im chemischen Laboratorium gearbeitet und ist in jeder Hinsicht etwas schwach. Ich habe den Vater gefragt, ob ich ihn Dir behufs eines mikroskopischen Kurses empfehlen soll; der Alte verstand es jedoch nicht, sondern glaubte nur bitten zu müssen, daß die Professoren ein etwas wachsames Auge auf ihn hätten und, wenn er schwänzt, ihn ermahnen möchten. Glax scheint mit Körner etwas näher bekannt zu sein. Ich glaube, daß Du den Jungen etwas zum Mikroskopieren etc. einspannen könntest, stark beschäftigen kann man ihn nicht, er studiert nur auf Ordre. – Meine Abfahrt von Graz war noch von Mißgeschick durchkreuzt. Ich kam um eine Viertelminute zu spät und wußte nichts Besseres zu tun, als nach Köflach zu fahren. In Voitsberg traf ich am Rückwege Lord Loftus-Eibensteiner, an den ich eben mich erinnert hatte. Sehr belehrende Gespräche – ultile cum dulci. – Deinen Bruder habe ich in Wien nicht gesehen, wo selbst ich nur 2 Tage mich aufhielt. 4 Tage war ich in der Brühl und fuhr dann nach Hause. Meinen Assistenten habe ich jetzt auf 14 Tage fortfliegen lassen, sodaß ich etwas mehr zu tun habe, und das Extra-Tiroliam vergessen kann. Mir war meine Reise höchst angenehm und freue mich, Graz akademisch genossen zu haben. Bitte Gruß an Schauenstein, Empfehlung und Dank an Heschl, Plazer, Helly, Pebal, Körner mein Bedauern ihn nicht getroffen zu haben. Bitte mich und Glax wegen Belästigung zu entschuldigen. D[ein] Fr[eun]d

Rembold
4/10

Anmerkung Zur Datierung: Julius Glax erlangte 1871 in Graz das Doktorat der Medizin und wurde dann Assistent Rolletts; Rembold war 1864–1876 an der Universität Innsbruck tätig, ehe er nach Graz berufen wurde.

L.545 *R.460

1870 X 4, Graz

P.T.

Am 16. Oktober d[ieses] J[ahres], 10:00 Uhr Mittags, wird eine statutenmäßig vorgeschriebene allgemeine Versammlung der Mitglieder des Lesevereins am Joanneum im Leselokale des Vereins hier stattfinden, zu welcher die höfliche Einladung hiermit ergeht.

Der Vorstand des Lesevereines am Joanneum

Schreiner

Geehrter Collega!

Es wäre mir angenehm, wenn Sie die Güte hätten, mir heute Vormittag von 9:30 Uhr angefangen eine Stunde anzugeben, zu welcher ich zu Ihnen kommen kann, da ich Sie über eine Angelegenheit befragen muss.

Ich reise noch heute abends nach Innsbruck und deshalb muss ich Sie mit dieser Frage belästigen.

Mit einem freundlichen Gruß Ihr Collega

Max v. Vintschgau

L.547 *R.462

1870 X 29, Graz

Euer Hochwohlgeborn!

Wenn nicht Jupiter pluvius – wie wohl möglich – sich wieder dazwischen legt, dürfte morgen, Samstag, 30. Oktober, ein nicht ungeeigneter Tag für die Exkursion nach Kainbach sein. Herr Dr. Sterz ist gleichfalls verfügbar, wie ich durch ihn selbst erfuhr.

Ich erlaube mir demnach, an Euer Hochwohlgeboren die Anfrage zu richten, ob, wenn es nicht regnet, Sie morgen vielleicht um 10:00 Uhr Zeit haben und geneigt sind? Bejahendenfalls bitte ich um 2 Zeilen in einem Billett, damit ich die übrigen Herren noch heute verständigen kann. Ich würde sodann zunächst Dr. Fürntratt im Siechenhause, dann Dr. Sterz, schließlich Sie, Herr Professor, abholen. Bis 16:00 – 17:00 Uhr dürften wir längstens zurück sein.

Sollte ich selbst durch Kranksein oder wie immer verhindert sein, so würde dies an dem Übereinkommen nichts ändern, sondern (bei guter Witterung) der Wagen jedenfalls kommen.

Es zeichnet sich hochachtungsvoll Ihr ergebenster

Dr. Plazer

L.548 *R.463

1870 XI 2, Innsbruck

Hochverehrter Herr Professor!

Wahrscheinlich sind Sie ungehalten über mich, dass ich seit meiner Abreise von Graz Ihnen noch nie geschrieben habe. Ich muss allerdings gestehen, dass ich einigermaßen Gewissensbisse wegen meiner Nachlässigkeit habe; doch tröste ich mich mit dem Bewusstsein, dass ich während der Ferien Ihnen wirklich nichts Wesentliches hätte mitteilen können. Wie es mir bei der Habilitation ergangen ist, haben Sie schon durch Dr. Lott erfahren. – Meine Lehrtätigkeit habe ich am 21. Oktober begonnen. Ich lese ein zweistündiges Kollegium über allgemeine Histologie. Der Besuch desselben ist über Erwarten gut. Ich habe sechs Zuhörer, darunter, incredibile dictu, zwei Franziskaner, Lehramtskandidaten für Naturgeschichte. Wenn man bedenkt, dass in diesem Semester 3, sage drei, Spezialkollegien über Histologie angekündigt sind, nämlich von Vintschgau, Öllacher und mir, so darf ich jedenfalls mit der Frequenz zufrieden sein. Ich hatte mich schon darauf gefasst gemacht, dass ich mir einige Packträger werde mieten müssen, die sich für ein billiges Honorar wöchentlich zwei Stunden von mir vorreden lassen. Von Vintschgau finde ich es übrigens mäßig liebenswürdig gegen uns Privatdozenten, dass er ein dreistündiges Kollegium über die Mikroskopie und Histologie liest. Vintschgau scheint überhaupt eine förmliche Vorlesungswut zu haben, die ich nicht recht begreife. Er liest nämlich wöchentlich nicht weniger als 14 Stunden: Physiologie, Deutsch und Italienisch 10 Stunden; Histologie 3 Stunden und Physiologie der Sinnesorgane 1 Stunde. Das physiologische Institut existiert sozusagen noch nicht. In den Lokalitäten, die Vintschgau beziehen soll, ist nämlich gegenwärtig das Katastral-Mappen-Archiv untergebracht, dasselbe soll in einem neu gebauten Annexe des Landhauses untergebracht werden, der noch nicht vollkommen fertig ist. Vorderhand hat Vintschgau erst zwei Zimmer zur Verfügung, seine Wohnung ist nicht im Institutsgebäude. Vintschgau ist als der unzufriedenste unter seinen Kollegen verschrien. Nichts will ihm genügen, so soll er erst neulich in einer Eingabe ans Ministerium erklärt haben, dass er um 300 fl keinen Diener bekomme, ein Diener, wie er ihn brauche, müsste mindestens 500 fl haben. Ich habe mich vorderhand im botanischen Kabinette notdürftig eingerichtet und lese im naturhistorischen Hörsaal. Außer meinem Mikroskope habe ich zwei kleine Hartnacks mit System 4 und 7 von meinem Schwager zur Disposition und bin also für die Demonstrationen genügend versorgt. Mein Viehstand beschränkt sich auf etliche dreißig Frösche und ein halbes Dutzend Tritonen. Arbeiten kann bei mir vorderhand natürlich niemand. Erst vor wenigen Tagen hat mir jedoch Professor Heller ein Zimmer des zoologischen Institutes mit drei Fenstern vollständig zur Verfügung gestellt und ich werde mich dort mit möglichster Beschleunigung einrichten, sodass ich noch in diesem Semester praktische Übungen abhalten kann. Dass die Anatomie, das physikalische Kabinett und das chemische Laboratorium im gleichen Hause sind, ist für mich sehr bequem. Etwas Zusammenhängendes zu arbeiten war mir bisher nicht möglich und ich glaube auch nicht, so bald dazu zu kommen. Summa summarum bin ich mit meiner Lage leidlich zufrieden, besser als ich erwartet hatte, wenn ich mir auch nicht verhehlen kann, dass es für meine Person vorteilhafter gewesen wäre, in Graz zu bleiben. Schließlich muss ich Sie noch mit einer Bitte belästigen. Beim Auspacken meiner Bücher fehlten mir die ‚Untersuchungen aus dem physiologischen Institut in Graz’. Ich vermute, dass das mir gehörige Exemplar im Institute liegenblieb und ich bitte Sie daher, falls meine Vermutung richtig ist, mir das Buch gelegentlich zukommen zu lassen. Dagegen habe ich einen Teil der Kokuvanschen Schriften, welche Ihnen gehören, aus Versehen eingepackt. Ich werde sie dieser Tage übersenden. Dr. Lott bitte ich bestens zu grüßen. Ich stecke bei ihm noch tief in Briefschulden, die mir schwer auf der Seele lasten. Glax wird das erste Rigorosum wohl schon glücklich hinter sich haben. Ich gratuliere dazu.

Mit dem Wunsche, dass es Ihnen gut gehe und dass Sie sich meiner freundlich erinnern mögen, bleibe ich Ihr ergebenster

V. Ebner

L.549 *R.464

1870 XI 4, Wien

Geehrter Herr Professor!

Ich bitte Sie, mir den Aufsatz von Stieda einzuschicken. Ein Schüler von mir arbeitet über Konjunktiva und ich werde es so einrichten, dass der Aufsatz durch mich ergänzt wird. Es wird das doch der kürzeste Weg sein.

Wie steht es mit der Cornea? Werden Sie bald [ein] druckfertiges Manuskript haben? Wir haben bis an das Ende des Kap[itels] „Gehörorgan“ gedruckt und brauchen also Material.

Ad vocem Cornea kann ich Ihnen mitteilen, dass wir in der letzten Zeit an Kaninchencornea gearbeitet haben. Ich bitte Sie, das Experiment mit dem Bindfaden durch die Cornea doch einmal am Kaninchen nachzumachen. Die Cornea nach 16–18 Stunden auszuschneiden, zu vergolden und Flachschnitte zu machen. Seitdem ich solche Präparate kenne, schäme ich mich eigentlich im Namen der Histologen, dass man heutzutage noch über die Umgestaltung der Hornhautkörper zu Eiterkörpern streiten muss. Ich habe vor meiner Abreise (im Juni d[ieses] J[ahres]) einige kleine Holzblöcke mit Abbildungen von Corneakörperchen, u[nd] z[war] „a) verästigte im frischen Zustande durch Züchtung sichtbar gemacht, b) verästigte durch Gold sichtbar gemacht, c) Silberbild und d) lebendiger Querschnitt (Falte mit vorderem Epitel)“ nach Leipzig gesendet. Die Abbildungen sind sehr schön ausgeführt und wahrscheinlich schon geschnitten. Sollten Sie dieselben verwerten wollen, bitte ich, mir zu schreiben. Überhaupt wird es nötig sein, die Abbildungen voranzuschicken. Ich bitte Sie daher, auch die Zeichnungen von Leber und Schwalbe abzuschicken.

Ich bitte Sie, mir gelegentlich zu antworten. Ihr ergebener

S. Stricker

L.550 *R.465

1870 XI 15, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Soeben erhalte ich vom Lithographen die Probedrucke der Tafeln E, F, G zum 2. Heft Ihrer ‚Untersuchungen’, die ich Ihnen anbei in je zwei Abdrücken zugleich mit den Originalen übersende. Ich habe dazu nur eines zu bemerken. Auf Tafel E, Fig. 2/VII sind die violettroten Zellen nicht ganz so tief in der Farbe wie es das Original ergibt. Ist die tiefere Trübung durchaus erforderlich, so dürfte sie nur durch Kolorit nachzutragen sein, da sonst noch eine Farbenplatte dazu gemacht werden müsste, deren bereits vier zu dieser Tafel notwendig waren. Sie teilen mir wohl Ihre Ansicht hierüber gütigst mit.

Im übrigen denke ich, wird die lithographische Ausführung Ihren Erwartungen entsprechen, und gereicht es mir zur Freude, Ihnen mit dieser Sendung auch Abdrücke der Holzschnittfiguren vorlegen zu können, denen ich ebenfalls die Originalzeichnungen wieder beifüge.

Ich darf nun wohl recht bald das Manuskript für das 2. Heft erwarten? Herr Dr. Boldyrew, welcher mir freundlichst Empfehlungen an Sie aufgetragen, erkundigte sich vor einigen Tagen angelegentlichst nach dem Hefte und scheint ihm sehr viel daran gelegen zu sein, bis Weihnachten in dem Besitze desselben und der Separat-Abdrücke seiner Arbeit zu gelangen. Ist das zu ermöglichen, so diene ich ihm natürlich gern.

Indem ich nun Ihren gefälligen weiteren Mitteilungen entgegensehe, verharre [sic] hochachtungsvoll Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

L.551 *R.466

1870 XI 23, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Mit bestem Danke habe ich – kurz nach Abgang meiner Tafelsendung vom 15. d[ieses Monats]. – Ihr Wertes vom gleichen Tag mit den fünf Zeichnungen zum Artikel „Auge“ in Strickers Handbuch der Lehre von den Geweben erhalten und hoffe ich, Ihnen Abdrücke dieser Holzschnittfiguren in möglich kurzer Zeit zugehen lassen zu können.

Was nun Ihre Anfrage über den Stand des Unternehmens und des Erscheinen der weiteren Hefte betrifft, so glaubte ich, Sie in der Tat durch Herrn Dr. Stricker bereits und bestens unterrichtet, als es meinerseits hätte geschehen können, und habe ich Letzteren auch ersucht, Ihnen weitere Mitteilungen zugehen zu lassen, da mir selbst nicht bekannt, welche Einzelarbeiten über das Auge Ihnen zur Redaktion vorliegen und in welcher Reihenfolge dieselben gedruckt werden sollen.

Für heute indes noch Folgendes: Die vierte Lieferung ist nun endlich, nach so manchem Aufenthalt während der letzten Monate, am 14. dieses Monats ausgegeben worden und geht der Druck der 5. (Schluss-)Lieferung ruhig weiter, so lange das vorrätige Manuskript ausreicht. Gedruckt für diese letzte Lieferung sind bereits die Arbeiten von Rüdinger (Ohrtrompete und häutiges Labyrinth), Waldeyer (Hammer und Schnecke). Im Satz befindet sich die von Babuchin (Geruchsorgan), an welche sich dann das Kapitel „Auge“, zunächst M[ax] Schultzes Arbeit über die Retina, wozu ich das Manuskript demnächst erwarte, anschließen würde. Die übrigen Arbeiten nun ruhen in Ihrer Hand und wird Herr Dr. Stricker die weitere Folge zu bestimmen haben.

Dass es mir äußerst erwünscht sein würde, recht bald in den Besitz aller Arbeiten zu gelangen, brauche ich Ihnen kaum zu versichern; jedenfalls möchte ich Sie zunächst wenigstens ersuchen, mir alle die für den Holzschnitt bestimmten Zeichnungen in kurzer Zeit zugehen zu lassen, damit wir deren Ausführung noch vor Eingang der Manuskripte ermöglichen können.

Und können Sie mir die Figuren nicht sogleich auf Holz gezeichnet senden? Ich bitte recht sehr darum und schicke Ihnen gern die nötigen Holzplatten dazu, wenn Ihnen solche dort nicht zugänglich sein sollten.

Im übrigen, mich auf meinen Brief vom 15. d[ieses Monats] beziehend, erwarte ich Ihre gefälligen Bestimmungen für den Druck des 2. Heftes der Untersuchungen und grüße Sie hochachtungsvoll und freundlichst Ihr ganz ergebener

pp. Wilh. Engelmann
Theod.
Engelmann

Geehrter Herr Professor!

Ich habe Ihnen vor mehreren Tagen die Abbildungen zu Cornea gesendet. Nun bitte ich Sie, mir anzuzeigen, wie etwa Ihr Aufsatz werden kann.

Babuchin hat mir geschrieben, dass er den Aufsatz Linse bald einschicken wird. An Iwanoff hingegen habe ich einen Mahnbrief gerichtet.

Es ist mir sehr viel daran gelegen, dass das Kapitel Auge nicht zu umfangreich werde, den die V. Lieferung droht riesig anzuwachsen.

Max Schultzes Aufsatz muss wohl schon in Leipzig sein, und von mir aus werden auch diese Woche Holzblöcke angefertigt und versendet werden.

Es wird mich sehr freuen, von Ihnen bald Nachricht zu erhalten. Wir müssen jetzt den Druck unterbrechen, da wir eben am Kapitel Auge sind und also kein Material vorrätig haben. Ihr ergebener

S. Stricker

Anmerkung Zur Datierung: Es handelt sich um die Vorarbeiten zu dem 1872 erschienenen zweiten Band von Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere“, zu dem Rollett den Artikel „Cornea“ beisteuerte, nachdem er zum ersten Band den Beitrag „Blut“ geliefert hatte.

L.553 *R.467

1870 XI 24, Graz

Lieber Bruder!

In der Anlage erhältst Du einige Dokumente und ich muss Dich recht sehr bitten, in der Angelegenheit zu intervenieren.

Herr von Schmid wünscht, die Anschreibung vollziehen lassen zu können und das ist in unserem beiderseitigen Interesse geboten. Die böse Welt könnte sich sonst die Köpfe darüber zerbrechen, dass wir verkauft und doch die Mutter noch immer angeschrieben ist etc. etc. und das könnte am Ende wegen vermuteter, beabsichtigter und hinauf verdächtigter Umgehung des Gebührengesetzes uns noch unangenehme Anfragen zuziehen.

Die Sache ist, wie Du sehen wirst, sehr einfach. Für die schuldigen 35000 fl deponiert uns Schmid Aktien (gerade so wie wir ihm für unsere 4000 fl, welche er uns geliehen, auch Aktien deponiert haben). Der Kauf rücks[ichtlich] Verkauf-Vertrag ist von der Mutter zu unterschreiben (nicht zu datieren). Der Brief von Schmid bleibt in Mutters (i.e. vorläufig in Deinen Händen).

Die Mutter hat ferner den zweiten Brief zu unterschreiben. Das Datum ist in alle 3 Schriftstücke übereinstimmend einzusetzen. Du hast ferner die Aktien von Schmid zu übernehmen und vorläufig bei Dir zu verwahren. Erst bei der Übergabe der Aktien folgst Du dem Herrn von Schmid den von der Mutter unterzeichneten Vertrag und den von der Mutter unterzeichneten Brief aus. Diesen letzteren Brief soll die Mutter auch mit Datum versehen. Sie braucht ihn nicht abzuschreiben wohl gemerkt, sondern nur den vorliegenden zu unterschreiben und datieren.

Ich bitte Dich also, der Mutter sogleich den Vertrag und den Brief, den sie zu unterschreiben hat, in einem rekommandierten Schreiben zuzuschicken und sie zu ersuchen, dass sie Dir den Vertrag unterschrieben (aber nicht datiert), den Brief unterschrieben und datiert gleich wieder zurückschickt. Dann bitte ich Dich, beides an Schmid zu übergeben, gleichzeitig die Aktien zu übernehmen und seinen Brief von ihm selbst datieren zu lassen.

Ich werde Mutter auch schreiben, aber ganz kurz, damit keine Konfusionen entstehen. Im November muss die Sache noch abgemacht werden. Ich hatte leider in den letzten 8 Tagen buchstäblich nicht 1 Minute Zeit. Ich bin durch 8 Tage täglich um 3:00 Uhr aufgestanden. Der Grund war, dass ich für das zweite Heft Untersuchungen noch einen Artikel schrieb, der gestern fertig werden musste und fertig wurde. Das Feuer brannte mir aber unter den Nägeln. Ich befinde mich dabei sehr wohl und bin sehr gut aufgelegt. Ernst und Richard sind beide wohl. Grüße mir Denhardt und Auguste. Dein

Alexander

[Für] von Schmid brauchen wir 4000 fl circa um Neujahr, wenn er fragen sollte. Ich schreibe heute oder morgen auch an ihn.

L.554 *R.468

1870 XI 27, Graz

Hochverehrter Herr Professor!

Vielen Dank für Ihre zwei Briefe und die übersendete Tafel, welche ich Ihnen heute wieder zurückschicke. Ich stimme vollkommen in das Lob ein, das Sie der Ausführung der Zeichnungen zollen und ich habe den Bemerkungen, die Sie bereits gemacht haben, nur wenig hinzuzufügen.

In Fig. I/IX müssen bei 1 die Buchstaben a, b, c, d angebracht werden. Im interstitiellen Gewebe sind die Gefäßquer- und Schrägschnitte undeutlich; wie weit dies Schuld des Originals ist, kann ich nicht beurteilen.

In Fig. 2/IV sind auf der rechten Seite die Kerne der tunica propria vergessen, vielleicht habe ich sie auch im Originale vergessen.

In Fig. 7 und 8/IX sollten die Spermatozoidenköpfe etwas schärfer markiert sein.

In Fig. 10/IX fehlen die Buchstaben a, b, c’, c. Fig. 17/IX: Der Kopf des Spermatozoids sollte wie in Fig. 18/IX am Rande etwas schattiert sein, um seinen Glanz anzudeuten. Links unten in der Ecke heißt es Ibner statt Ebner.

Da Engelmann das Buch nun in Bälde erscheinen lassen will, so scheint er auf die Einnahme von Paris und einen binnen weniger Tage mit Sicherheit bevorstehenden Friedensschluss zu rechnen. Nun, Gott gebe, dass die Franzosen endlich glauben, dass ihre Kraft vollständig gebrochen ist. Dieser Heldenmut ist wirklich zu dumm.

Vintschgau, der Ihre Grüße erwidern lässt, ist vollauf mit der Einrichtung des Laboratoriums beschäftigt. Zu allem Überflusse ist er nun auch noch Dekan der medizinischen Fakultät, da Professor Mayrhofen die Stelle wegen Kränklichkeit niederlegte. Als Assistenten hat Vintschgau den Stud[enten] Dietl, der mit ihm die Arbeit über den Magen machte. Bezüglich der nun in Bälde zu erwartenden Korrekturbögen wäre es vielleicht zweckmäßig, wenn Engelmann die erste Korrektur meiner Arbeit direkt an mich schicken würde; doch überlasse ich das ganz Ihrem Ermessen.

Herrn Dr. Lott und Glax, ferner Wendl bitte ich bestens zu grüßen. Ihr ergebenster

V. Ebner

L.555 *R.469

1870 XII 27, Innsbruck

Hochverehrter Herr Professor!

Bei dem bevorstehenden Jahreswechsel ziemt es mir wohl, Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche darzubringen und Sie zu bitten, mir auch ferner die freundschaftlichen Gesinnungen zu bewahren, welche Sie mir stets bewiesen haben. Immer werde ich mit dem Gefühle großer Dankbarkeit an die zweieinhalb Jahre zurückdenken, welche ich in Ihrem Institute zugebracht habe.

Die Zeit, welche ich bisher in Innsbruck zubrachte, war für mich noch nicht besonders fruchtbar. Die Anfertigung von Vorlesungspräparaten sowie die Vorbereitungen für die Vorlesungen nehmen mir unglaublich viel Zeit weg; außerdem besuche ich ein sechsstündiges Kollegium bei Pfaundler über Wärmelehre und Molekularphysik. So kommt es, dass ich zu keiner zusammenhängenden Arbeit komme, ganz abgesehen davon, dass mein Arbeitszimmer denn doch noch ziemlich mangelhaft eingerichtet ist und gegenwärtig noch den besonderen Übelstand hat, dass es sich bei der jetzt herrschenden großen Kälte fast gar nicht behaglich warm machen lässt. In letzter Zeit war auch noch mein Vater nicht unbedeutend an einem Gastrizismus erkrankt, der nun endlich wieder glücklich beseitigt ist. Während der jetzigen Ferien gehe ich ernstlich daran, meine Injektionspräparate der Speicheldrüsen ordentlich zu studieren. In Graz habe ich nur immer indiziert und nur sehr oberflächlich untersucht, da ich von der Hodenarbeit gänzlich absorbiert war. Der hiesige naturwissenschaftliche Verein hat alle 16 Tage (offenbar zu oft) Sitzung, wo wissenschaftliche Vorträge gehalten werden. Ich wurde nun gepresst, nolens volens, Mitte Jänner einen Vortrag zu halten, und ich versprach, über die neueren Untersuchungen der Drüsenstruktur, insbesondere der Speicheldrüsen, etwas zum Besten zu geben. Bei dieser Gelegenheit nun gedenke ich, einige Beobachtungen in den Vereinsschriften zu publizieren. Ich will besonders ein kleines Gewäsche über das Bollsche intraalveolare Bindegewebsnetz machen. An einigen injizierten Submaxillardrüsen des Hundes habe ich, wenn auch nie im Zusammenhange, doch an einigen Stellen diese feinen Streifen injiziert, die Boll als Bälkchen des Intraalveolarnetzes auffasst. Diese Bälkchen lassen sich an Zupfpräparaten so isolieren, dass sie frei über Zellen herausragen und manchmal sieht man sie in Form einer Rippe über eine isolierte Zelle hinlaufen. Ich glaube überhaupt, dass die Doppelkonturen, die man das Mosaik der Speichelalveolen bilden sieht, nichts anderes sind, als die Speichelkapillaren und dass man die eigentlichen Zellengrenzen an Schnitten, die mit Glyzerin, Nelkenöl etc. behandelt sind, gar nicht sieht. Diese Vorstellung hat doch gewiss mehr für sich als ein Bindegewebsnetz zwischen den einzelnen Drüsenzellen. Die Annahme der Speichelkapillaren scheint mir auch einigermaßen begreiflich zu machen, dass Sekretionszellen vorhanden sein können, die das Lumen des Alveolus gar nicht berühren, wie die Zellen des Halbmonds, von dessen Selbstständigkeit ich mich neuerdings besonders schön an der Submaxillaris der Katze überzeugte. Auch bei den Labdrüsen scheinen mir die Doppelkonturen zwischen den Zellen von ähnlicher Bedeutung zu sein und gerade hier machen die delomorphen vom Lumen entfernten Zellen die Anwesenheit von zwischen den Zellen liegenden Sekretionsröhrchen besonders wünschenswert. Leider habe ich von Labdrüsen nur in Dauerfirniss eingeschlossene Präparate. Die doppelkonturierten Netze der Speicheldrüsen sind besonders schön in Glyzerinpräparaten. Meine ganze Ansicht stützt sich, wie gesagt, darauf, dass ich an injizierten Submaxillardrüsen da und dort diese feinen Röhrchen injiziert finde. Doch kann ich die Möglichkeit einer Täuschung nicht völlig ausschließen; Sie erinnern sich, dass man mit dem verfluchten Berlinerblau auch Zeichnungen bekommen kann, die ganz wie Silberzeichnungen aussehen; freilich handelt es sich hier nicht um eine freie Oberfläche, sondern um gefärbte Striche, die allseitig von Zellen umgeben sind. Überhaupt wird es schwer sein, jemals direkt zu beweisen, ob die fraglichen Bollschen intraalveolaren Netze hohl sind, da es sich um Gebilde von ganz enormer Feinheit handelt. Der Farbstoff wird, mag er sich auf der Oberfläche dieser Bälkchen als Extravasat ausbreiten oder im Inneren der Bälkchen fortbewegen, ganz ähnliche mikroskopische Bilder bedingen. Vollständige regelmäßige Netze zu injizieren wie am Pankreas, gelang, wie gesagt, nie, indessen wollen Ewald und Pflüger dies erreicht haben; es gelang mir aber noch nicht, der Ewaldschen Dissertation habhaft zu werden.

Ferner gedenke ich noch die injizierten Zellen zu erwähnen, die ihr Analogon haben in den von MacGillavry injizierten Leberzellen, endlich der Extravasate, die genau die Form der Alveolen annehmen, mir unzweifelhaft die Existenz einer allseitigen Abschließung der Alveolen gegen das umgebende Bindegewebe zu beweisen scheinen. Viel Rares ist gerade bei diesen Untersuchungen nicht herausgekommen, wie Sie sehen, und ich entschließe mich zu dieser Veröffentlichung nur, weil ich glaube, dass ich sobald nicht dazukomme, die Injektionsversuche wieder aufzunehmen. Es wird deshalb auch kein Unglück sein, wenn die Arbeit in einer etwas obskuren Zeitschrift erscheint. Ich habe Ihnen diese vorläufigen Mitteilungen gemacht, weil ich glaube, dass gerade für die Labdrüsen in Bezug auf die Sekretionswege ganz ähnliche Verhältnisse existieren müssen wie in den Speicheldrüsen, und es wäre mir sehr interessant, Ihre Ansicht über die Bollschen intraalveolaren Netze zu hören. Die Existenz der Netze scheint mir völlig unleugbar, die Deutung aber, die ihnen Boll gibt, halte ich für ganz ungereimt.

Indem ich Sie schließlich alle meine Bekannten, besonders aber Herrn Glax, ferner Wendl bestens zu grüßen bitte, bleibe ich Ihr ergebenster

V. Ebner

L.556 *R.470

1870 XII 29, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Nach Ihrem Wunsche vom 27. d[ieses Monats] verfehlte ich nicht, Ihnen beifolgend die beiden Tafeln E und F zum 2. Heft Ihrer Untersuchungen nochmals in Revisionsabdrucken und unter Beifügung der 1. Korrektur mit dem Originale zu übersenden. Da Ihre Korrekturen nur die schwarze Platte betrafen, so wird wohl der Abdruck von dieser genügen; ersuchen möchte ich Sie aber doch, mir die Originaltafel E wieder zukommen zu lassen, da bei dem Druck eine nochmalige Vergleichung derselben leicht nötig oder wünschenswert werden dürfte.

Laut Ihrer Bestimmung sende ich nun bis zum 5. Januar die weiteren Korrekturen nach Wien, wo Sie nun wohl auch mit Dr. Stricker über die 5. Lieferung bez[üglich] Kapitel „Auge“ und dessen Anordnung des Nähern vereinbaren werden. Ich würde mich sehr freuen, recht bald im Besitze der betreffenden Manuskripte zu sein. Mit der Bitte, mich Herrn Dr. Stricker freundlichst empfehlen zu wollen, und Sie mit den besten Glückwünschen für das neue Jahr begrüßend, verharre hochachtungsvoll Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

L.557 *R.471

1870 XII 30, Meran

Geehrtester Collega!

Ich ersuche Sie freundlichst, mir etwas über die Direktionsverhältnisse des Grazer Krankenhauses mitteilen zu wollen. In diesem Jahr bin ich nämlich Dekan der mediz[inischen] Fakultät und deshalb bin ich genötigt, mich auch mit Spitalsangelegenheiten zu beschäftigen. Und dazu sind schon Verhandlungen im Zuge, um die Direktion des städtischen Innsbrucker Krankenhauses nach dem Muster des Grazer einzurichten. Es wäre mir höchst erwünscht, von einer ganz unparteiischen Seite zu erfahren, wie sich der in Graz eingeführte Modus der Direktionsleitung bewährt; welche Nachteile und Vorteile derselbe mit sich bringt, wie die Direktorsstelle des Krankenhauses von den klinischen Professoren abwechselnd versehen werde; unter welchen Bedingungen die klinischen Professoren die Versehung der Direktion übernommen haben; in welchem Abhängigkeitsverhältnisse der jeweilige Direktor mit der Gemeinde oder mit der Landschaft steht; auf welche Weise die Verwaltungsrechte der Gemeinde oder der Landschaft vermehrt werden.

Sie würden mich ungemein verbinden, wenn Sie die Freundlichkeit hätten, mich über alle Angelegenheiten der Spitalsdirektion genau und unparteiisch zu informieren, mir die wichtigsten Bestimmungen und Instruktionen, welche in den obengenannten Richtungen erflossen sind, bekanntzugeben.

Ich muss Sie noch mit einer zweiten Frage belästigen. Wollen Sie mir gütigst mitteilen, welcher Usus an der Grazer Universität besteht, um Doktoren der Medizin [zu] den strengen Prüfungen aus der Chirurgie zuzulassen; nämlich welcher Usus besteht in Hinsicht der Operationslehre, der Bandagelehre und des Operationskurs. Verzeihen Sie, dass ich Sie mit solchen Fragen belästigen muss, und es wäre mir höchst erwünscht, wenn ich Ihnen einige Gegendienste leisten könnte.

Wollen Sie freundlichst Ihre Antwort nach Innsbruck adressieren, wohin ich mich in wenigen Tagen begeben werde. Mit einem freundlichen Gruß und mit einem herzlichen Glückwunsch für das Neujahr verbleibe ich Ihr Collega

M. Vintschgau