Briefe 1861

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.60Carl LudwigAlexander Rollett[1861] II 25[Wien]
L.61 *R.50Friedrich D. von RecklinghausenAlexander Rollett1861 III 17Berlin
L.62 *R.51Alexander RollettEmil Rollett1861 VIII 11Venedig
L.63 *R.52Alexander RollettEmil Rollett1861 VIII 14Venedig
L.64 *R.53Alexander RollettEmil Rollett1861 VIII 15Bozen
L.65 *R.54Alexander RollettEmil Rollett1861 VIII 16Brixen
L.66 *R.55Alexander RollettEmil Rollett1861 VIII 17Lienz
L.67 *R.56Emil RollettAlexander Rollett1861 VIII 19Baden
L.68 *R.57Ernst Wilhelm BrückeAlexander Rollett1861 IX 11Unterach
L.69Karl HornsteinAlexander Rollett[1861] [v.X] 19[Wien]
L.70 *R.58Karl HornsteinAlexander Rollett1861 X 19Wien
L.71 *R.59Karl HornsteinAlexander Rollett1861 X 24Wien
L.72 *R.60Friedrich Moritz BrauerAlexander Rollett1861 XI 14Wien
L.73 *R.61[NN] RosenfeldAlexander Rollett1861 XI 29Wien
L.74 *R.62Karl HornsteinAlexander Rollett1861 XII 26Wien

[1861] II 25, [Wien]

Lieber Rollett!

Heute Abend wollten einige Verehrer der Schneiderei (Volk. Thm.g...) im Josephinum zusammenkommen, um die am Donnerstag und Freitag unterbrochenen Untersuchungen fortzusetzen; ich hoffe, dass Sie auch heute von der Partie sein werden. Die Zusammenkunft findet um halb acht oder etwas später statt. Ihr

C. Ludwig Montag 25. Feb[ruar]

Anmerkung Zur Datierung: Der Brief ist in die Assistentenzeit Rolletts bei Brücke zu datieren, als Ludwig noch am Josephinum in Wien tätig war; auf Grund der Datumsangaben kommt nur das Jahr 1861 in Frage.

Hochgeehrter Herr Kollege!

Herr Dr. Kühne hat mir Ihre Arbeit überreicht, welche Sie so gütig waren, mir zuzusenden. Ich glaube aus derselben zu ersehen, daß Sie geneigt sind, die Brückesche Theorie des stereoskopischen Sehens als die richtige zu betrachten. Da ich nun in neuerer Zeit einige darauf bezügliche Experimente gemacht habe, so glaube ich, Sie werden es mir nicht übel nehmen, wenn ich Sie mit der Mitteilung derselben belästige. Offen gesagt, würde ich Ihnen allerdings nebenbei zu großem Dank verpflichtet sein, wenn Sie mir Ihre Ansichten und Einwände sowie die des Herrn Prof. Brücke, der sich vielleicht meiner noch erinnern wird, gütigst mitteilen wollten.

Gleich nachdem Dove seinen niederschmetternden Artikel veröffentlicht hatte und mir erst daraus seine Experimente im Detail bekannt geworden waren, begann ich, sie in der festen Überzeugung von ihrer Unrichtigkeit zu wiederholen. Das einzige, welches mir zunächst einer genauen Untersuchung würdig schien, war das Experiment mit dem kreisförmig polierten Deckel. Trotz aller Mühe konnte ich nur doppelte Lichtstreifen wahrnehmen, ohne einen ausgesprochenen Effekt in der Tiefe. Ich suchte daher den Gegenstand von der entgegengesetzten Seite anzufassen und nachzuweisen, daß reell vorhandene Tiefendistanzen verschwinden bei der Funkenbeleuchtung, falls alle monokularen Hilfsmittel zum körperlichen Sehen aufgehoben waren. Alle Mühe, eine große Zahl von Experimenten führte nicht zu dem gewünschten Resultat. Endlich verfiel ich auf folgendes: Läßt man eine Lichtflamme auf den beiden Flächen einer bikonvexen Linse von etwa 1 1/2 bis 2 Zoll Radius Spiegelbilder entwerfen, so liegen bei der monokularen Betrachtung beide Bilder in einer Ebene, falls nicht erhebliche Größendifferenzen zwischen beiden vorhanden sind, bei der Betrachtung mit beiden Augen dagegen liegt das Bild der Hinterfläche weit vor, das der vorderen etwas hinter der Linse. Nimmt man statt der Flamme den elektrischen Funken, so genügt schon ein einziger, um einem jeden ganz denselben großen körperlichen Effekt zu produzieren; es gehört sogar eine große Übung in der Beobachtung von Doppelbildern dazu, um solche bei einem der Bilder wahrzunehmen. Erschien mir hiernach schon der Einwand Doves gegen die Brückesche Theorie gerechtfertigt, so mußte ich doch noch stereoskopische Figuren bei der elektrischen Funkenbeleuchtung untersuchen. Einfache Figuren, solche, welche bei der Betrachtung mit einem Auge keinen körperlichen Effekt geben (z. B. die Doveschen Druckproben, Kreise mit schräg gestellten Pfeilen) hatten früher weder bei mir, noch bei anderen den verlangten Erfolg gehabt, mochte das Tachistoskop oder der bei weitem vorzuziehende elektrische Funke angewandt werden. Die Schwierigkeit mußte darin liegen, daß die Vereinigung zweier Punkte der Bilder nicht bequem genug war. Nimmt man stattdessen zwei je 8 Zoll lange Röhren von 1 Zoll Durchmesser, schließt das eine Ende durch eine Pappscheibe, welche je zwei feine Löcher mit verschiedenem Abstande enthalten, und verklebt diese Löcher durch Öl getränktes Papier, so kann man bei Beleuchtung derselben die vier Lichtpunkte sehr bequem zu zweien mit einer scharfen Tiefendistanz vereinigen, wenn man während des Hineinschauens in das offene Ende die Achsen beide Röhren sich in einer Entfernung von etwa 12–15 Zoll schneiden lässt. Auch hier genügt häufig ein einziger elektrischer Funke, um die Tiefendistanz, höchstens ein wenig vermindert, erkennen zu lassen.

So wenig angenehm diese Resultate unter den obwaltenden Umständen für mich waren, so glaube ich doch, hiernach Dove zugeben zu müssen, dass eine Veränderung der Konvergenzwinkel, eine Vereinigung der Doppelbilder zum stereoskopischen Sehen nicht erforderlich ist. Warum dürfen dann aber die Doppelbilder nur horizontal verschoben sein? (ein Umstand, der mir früher wesentlich genug schien, um darin einen Beweis für die Brückesche Theorie zu finden). Gegenwärtig kann ich nur annehmen, dass wir gewohnt sind, von den uns umgebenden Körpern nur horizontal verschobene Doppelbilder zu bekommen, dass wir nur an solchen die Körperlichkeit beurteilen und schätzen lernen. Auf welche Weise schätzen wir dann aber die Tiefendistanz? Gekreuzte Doppelbilder rufen die Vorstellung von einem diesseits eines einfach gesehenen Punktes gelegenen Objekts hervor, gleichzeitige von einem solchen, welches jenseits desselben existiert. Die Größe der Tiefendistanzen wird geschätzt aus der Größe der Distanzen der Doppelbilder bei einem bestimmten Konvergenzwinkel. Mit dem letzteren muss dann die Tiefe sich etwas ändern, was allerdings bei der Beobachtung mit den oben erwähnten Röhren etwas der Fall ist. Ich bin mir wohl bewusst, mit diesen Erklärungen keine neue Theorie aufzustellen, sie enthalten nur die Zusammenstellung der Tatsachen, wie sie gegenwärtigen nach meiner Meinung liegen. Natürlich wird auch die Bedeutung des Konvergenzwinkels für das körperliche Sehen nicht dadurch vermindert, nur wird die Ursache des sogenannten stereoskopischen Sehens nicht in einer Schätzung mittels des Muskelgefühls, sondern in einer Größenschätzung (also ähnlich dem körperlichen Effekt des Gesichtswinkels) gesucht.

Ich sehe gegenwärtig keinen Weg, diese Ideen experimentell weiter zu verfolgen. Sollte Ihnen bei Ihren Untersuchungen diese Mitteilungen gelegen kommen, so würde es mich sehr freuen. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie die Güte haben wollten, dieselben den Herren Professoren Brücke und Ludwig zukommen lassen. Ich würde, wie ich Ihnen wohl nicht mitzuteilen brauche, gewiss hocherfreut sein, wenn Sie mich mit der Mitteilung von Einwänden und Zurechtweisungen beglücken wollten, glaube aber nicht, verschweigen zu dürfen, dass meine Pflicht gegen Dove es erheischt, mit der Veröffentlichung der obigen Resultate nicht allzu lange zu warten.

Darf ich Sie noch bitten, mich den Herren Brücke und Ludwig bestens empfehlen? Verzeihen Sie, wenn ich Sie unbekannterweise mit so vielen Bitten belästige! Schon im Voraus meinen innigsten Dank!

Ganz ergebenst

Dr. Recklinghausen

Für seinen ‚hochverehrten’ Freund Dr. A[lexander] Rollett sendet anbei die herzlichsten Grüße Dr. Kühne. – Ihren Bruder, Brücke, Ludwig, etc. natürlich auch nicht zu vergessen.

L.62 *R.51

1861 VIII 11, Venedig

Lieber Bruder!

Viele Grüße an Dich und alle. Ich kann Dir heute nur ganz im kurzen Nachricht geben von dem glücklichen Verlauf meiner Reise. Mehr zu schreiben fehlt mir heute die Zeit und gestern hatte ich Mangel an Schreibmaterial. Als ich vorigen Dienstag Baden verließ, hatte ich kaum eine Ahnung davon, dass ich auf meiner Reise so viele Bekannte und freundlich gesinnte Leute antreffen würde. In Graz erwies sich mir Dr. Brunn sehr freundlich, Dr. Petry nahm mich mit vieler Freude bei sich auf und zeigte mir alle medizinischen Anstalten von Graz und gab mir manchen nicht zu unterschätzenden Aufschluss in Universitätsangelegenheiten. In Triest wurde ich von Brettauer, seiner liebenswürdigen Schwester Frau Bernheimer und deren Gemahl mit Freundlichkeiten sozusagen überschüttet, ich dinierte bei Brettauer, bei seiner Schwester soupierte ich. Den ganzen Tag über begleitete ich entweder Brettauer auf seinen notwendigen Gängen oder er begleitete mich, um mir Interessantes und Bemerkenswertes zu zeigen. Nachmittags besuchten wir den Tübinger Baur, trafen [ihn] mit dem dem Aquarien Simon zusammen und gingen endlich vor dem Soupee noch ins Theater Mauroner.

In Venedig wohne ich bei Sg. Fior, der Apothekerswitwe, an welche mich Brücke empfohlen, und bin hier sehr gut verpflegt.

Nächstens mehr, Dein Bruder

Alexander

Ich bitte Dich um Nachricht von der Heimat – Bozen, poste restante.

L.63 *R.52

1861 VIII 14, Venedig

Lieber Bruder!

Meinem letzten kurzen Bericht lasse ich nun einen etwas ausführlicheren folgen.

In einer sternenhellen Nacht machten wir eine schaurige Fahrt bis Graz. In undeutlichen Umrissen machten sich die mir bekannten landschaftlichen Szenerien der schönen Semmeringpartie bemerkbar. Ich bedauerte oft, dass Luna ihr magisches Lämpchen nicht darüber ausgesteckt hatte, und war, da mir kein Schlaf kommen wollte, sehr erfreut, als endlich die Morgendämmerung eintrat, die mir die Aussicht in das romantische Murtal eröffnete. Ein enges Tal durch welches sich dicht neben der Eisenbahn der gleichnamige Fluss hindurch windet. Viele Quertäler schneiden in das Haupttal ein, und die zwischen denselben lagernden Bergformen scheinen in ihrer Mannigfaltigkeit wie zu einer ausgesuchten Sammlung hier zusammengelegt.

Schloss Pfannberg und der gegenüberliegende Rabenstein lauern an der Ausmündung des Murtales, wo der Weg in eine ausgebreitete grüne Ebene führt, in welcher die Hauptstadt der Steiermark mit dem mitten aus der Stadt emporragenden, isolierten Schlossberg liegt.

Dass ich sogleich nach der Ankunft in Graz auf den Schlossberg ging, habe ich Dir, wie ich glaube, schon geschrieben, ebenso dass der Anblick der Stadt vom Schlossberge aus zu den prachtvollsten Landschaftsbildern gehört, die man überhaupt haben kann. Die Ebene, in welcher Graz liegt, ist von den schönsten Gebirgsketten ummarkt, die Mur bewässert sie. Kornfelder, Wiesen und üppiges Gehölz bieten sich den Blicken ringsum dar und dazwischen, weit auseinander gebaut, die Häusergruppen der verschiedenen Stadtteile. Die Straßen der Stadt sind aber schlecht gepflastert, nicht übertrieben reinlich und das Treiben auf denselben ein seltsames Gemisch von städtischer und ländlicher Art.

Obst, Gemüse und andere Lebensmittel, die Milch in leichten, dünnen Blechgefäßen, werden meist von Weibern in flachen Strohkörben in die Stadt gebracht. Die runden, weiten Körbe werden immer auf den Köpfen mit Hilfe eines gepolsterten Kranzes oder auch ohne diesen letzteren mit großer Virtuosität balanciert. Merkwürdige Gebäude hat Graz sehr wenige, obwohl in den Reisebüchern obligater Weise deren eine ganze Anzahl angeführt wird.

Neben der Domkirche steht ein aus dem Jahre 59 stammendes Missionskreuz, und eine Tafel daran macht bekannt, wie man bei diesem Kreuz teilweise oder vollkommen Ablässe erlangen kann. Ich schreibe Dir diese für Graz keineswegs spezifische Erscheinung, weil die besagte Tafel in mir die Überzeugung befestigte, dass die jetzigen Päpste uns auf eine viel wohlfeilere Art unser Seelenheil garantieren, als dies in älteren, ja selbst in nicht sehr lang verflossener Zeit noch der Fall war. Eine Bulle von Clemens VII. 1841 schreibt ein bestimmtes Formelwesen von Gebeten an diesem Kreuz vor, zur Erlangung eines unvollkommenen Ablasses und gleich darunter ist zu lesen, dass Pius IX. 1859 für irgendein an diesem Kreuz andächtig gesprochenes Gebet einen vollkommenen Ablass gewährt. Ein paar ekelhafter Karmeliter gingen eben auf klappernden Sandalen vorüber und immer mehr stieg in mir der Verdacht auf, dass auch in der grünen Steiermark der Ultramontanismus noch nicht aus dem Neste gehoben.

Ich ging, nachdem ich noch die Universität besichtigte, weiter in die Stadt hinein, gelangte zum alten Ständehaus und begegnete Dr. Brunn.

Dieser ließ mir durch seinen Diener Kleider und Schuhe reinigen und ersparte mir so den Weg nach dem Bahnhof, wo ich beim Portier mein Gepäck abgelegt hatte und mich in einen fashionablen Zustand versetzen lassen wollte. Später frühstückte ich mit Dr. Brunn, erfuhr von ihm die Wohnung des Dr. Petry und verabschiedete mich von Dr. Brunn, ihm für seine Freundlichkeiten dankend. Leider habe ich ihn abends nicht mehr getroffen und ebenso muss ich bedauern, keine Zeit gefunden zu haben, um Louis Schwarz zu besuchen. Mit Dr. Petry speiste ich, wir sprachen viel über Dinge, die da kommen sollen.

Nach dem Speisen führte mich Dr. Petry nach dem Hilmerteich, einem beliebten Vergnügungsort der Grazer, zeigte mir den Rosenberg mit den reizenden Villen und begleitete mich endlich wieder nach der Stadt, wo wir die inneren Räumlichkeiten der Universität, Sammlungen, Laboratorien, Auditorium etc. in Augenschein nahmen. Ebenso sah ich die Kliniken von Riegler, Rzehaczek usw. Im Grazer Spitale herrscht musterhafte Ordnung trotz der Schwestern, welche die Ökonomie des Spitales leiten.

Es ist eine äußerst intelligente Oberin, wie man mir sagt, gegenwärtig an der Spitze der Kongregation, die Ärzte sind zufrieden, haben sich aber nichts desto weniger gegen die Schwestern, wenigstens der Mehrzahl nach, erklärt, weil sie, und zwar mit Recht nicht zugeben können, dass das Gedeihen einer Humanitätsanstalt von der Zufälligkeit einer guten oder schlechten Oberin abhängig sein solle. Zuletzt machte ich noch einen Besuch im Spitale der Barmherzigen, dem Dr. Petry als Primararzt vorsteht. Daselbst sah ich eine sehr praktische Einrichtung. Über jedes Bett läuft nämlich ein von zwei senkrechten an der Kopf- und Fußwand angebrachten Säulen gestützter Balken, an diesem letzteren aber ist ein Riemen befestigt, den der Kranke anfasst, um sich aufzurichten behufs der Auskultation und Percussion am Rücken oder um sich die Leibschüssel unterschieben zu lassen etc. Leider verfolgte uns auch hier ein Pfaffentross und erfüllte zuletzt beim Suppensegnen die Lokalitäten mit einem rauhen Geheul. Dr. Petry von mir über das üppige Wuchern des Ultramontanismus in der grünen Steiermark befragt, gab an, dass unter dem jetzigen Bischof G[raf] v[on] Attems, der ein sehr vertrauter Freund des kalvinistischen Bürgermeisters von Graz, Ritter von Frank, sein soll, schon eine bedeutende Purifikation und Bekehrung zu den liberaleren Ansichten der Jetztzeit eingetreten sei. Möchte die Wahrheit seine Worte krönen. Jedenfalls ist Steiermark weit vor Tirol.

So viel über Graz. Von Graz bis Marburg ändert sich der landschaftliche Charakter wenig. Man sieht wieder von fernen Bergen besäumte Täler bald enger, bald weiter, in welchen aber fast nur die verschiedenen Tinten der verschiedenen Getreidefelder dem Reisenden die Fruchtbarkeit des Landes offenbaren, während der bei Graz so üppige Baumwuchs der Ebene hinaus an die umsäumenden Berge gerückt ist. Von Marburg bis Adelsberg Nacht.

Es erfüllte mich mit großem Leid, dass ich an der interessanten Adelsberger Grotte nicht haltmachen konnte, sondern sofort den Weg über den Karst nach Triest nehmen musste.

Davon werde ich Dir, wenn ich wieder Zeit finde, mehr schreiben.

Heute reise ich von Venedig ab, übersättigt von dem unausgesetzten Anstaunen historischer und Kunst- und Naturmerkwürdigkeiten, deren erdrückender Reichtum einen schnell dahineilenden Touristen schmerzlich seufzen lässt, warum ist’s mir nicht gegönnt, monatelang hier zu verweilen?

Über das Leben und Treiben in dieser einzigen Stadt habe ich mir gar Manches, aufgezeichnet, davon später. Grüße an alle, Handküsse an die Eltern. Lebe wohl!

Alexander

L.64 *R.53

1861 VIII 15, Bozen

Lieber Bruder!

Das Nichteintreffen des von Dir erbetenen Briefes in Bozen hat eine alte Reiseerinnerung in mir wachgerufen. Wie einst in Berlin, so laufe ich auch hier heute schon zweimal fruchtlos auf die Post. Heute Abend reise ich von hier wieder fort und Dein Brief muss ohne Gnade liegen bleiben.

Gerne hörte ich von Baden, was es Neues gibt, denn außer dem Prozess Tillmetz–Maler, den ich aus dem Fremdenblatt unter den Arkaden des Markusplatzes mit Dir nicht unbekannten Gefühlen meinem Bewusstsein einverleibte, habe ich seit meiner Abreise nichts von Baden gehört.

Wenn ich nicht irre, habe ich Dir meine Reise bis Adelsberg in schwachen Umrissen gezeichnet.

Vernimm das Weitere: Bei Adelsberg sieht man zu beiden Seiten der Eisenbahn merkwürdige Felsenformationen. Wie plötzlich erstarrte schäumende Gesteinsmassen sind die Kalkfelsen ausgegossen, am Eingang zu dem unwirtlichen Karst. Dieser selbst ist ein vielbehügeltes Hochplateau oft mit ansehnlichen Bergen besetzt. Darauf bemerkt man einen verkümmerten Baumwuchs, aus dem sich nur hie und da etwas ansehnlichere Stämme, der Bahn zunächst unterschied ich meist Birken und Nadelhölzer, hervorheben.

Die Birken besitzen aber ein eigentümlich hageres und wenig verzweigtes Ansehen und passen in ihrer Verkommenheit zu dem ein wahres Steinmeer darstellenden Boden. Die Orte im Karst, deren es in dieser Steinwüste unerwartet viele gibt, tragen neben der italienischen Unsauberkeit das Gepräge großer Armut an sich. Sie sind meist aus unbehauenen aus der nächsten Umgebung aufgelesenen Steinen zusammengebaut, ungetüncht, die Häuser stehen enge und entbehren schwellender Gärten, die man hier im Gegensatz zur Steiermark besonders empfindlich vermisst.

So wie man dieser Äußerlichkeit zufolge keine besonders blühenden Bewohner voraussetzen kann, so sieht man auch nur hie und da mit groben Wollstoffen bekleidete Hirten oder Straßen- und Eisenbahnarbeiter heraustreten. Ihre Gesichtszüge sind slavisch. Ihre Gesichtsfarbe fahl oder sonngebräunt. Die Backenknochen vorstehend, die Nase platt, der Körperbau hoch, aber hager.

Auffallend sind im Karst die niederen Steinwälle, welche das ganze Terrain in kleine unregelmäßige bald mehr bald weniger weit ausgedehnte Felder einteilen. Ich fragte nach dem Grund dieser Erscheinung, konnte aber von niemandem Aufschluss erhalten. In mancher dieser Einfriedungen sah ich allerdings eine geringe Anzahl von Kühen weiden, in andere war fruchtbare Erde sichtlich hineingeschleppt. Ich erinnere mich, daselbst Kartoffel, Weinreben und Mais im Vorbeifahren erkannt zu haben.

Diese kleinen steinumfangenen Abteilungen sind im Vergleich zu den die wenigen Häuser der Karstorte voraussichtlich bewohnenden Menschen ungemein zahlreich, so dass man nicht annehmen kann, dass durch jene Steinwälle das Besitztum einzelner voneinander geschieden wird. Es scheint vielmehr die Baulust der Menschen, durch die große Menge der herumliegenden Steine verlockt, diese Mauern aufgeworfen zu haben, um Besitz und Besitzteile voneinander abzumarken und auf dem öden und gleichförmigen Boden in den mannigfach geformten und wallumzogenen Feldern ein Orientierungsmittel zu gewinnen. Gewiss schützen aber einige jener niederen Wälle auch die hinter ihnen geborgenen, spärlichen Anflüge lockeren Bodens gegen die so oft mit großer Gewalt über den Karst nach dem adriatischen Meere wehende Bora. Von Nabresina aus eröffnet sich die Aussicht auf das adriatische Meer in bekannter Großartigkeit. Miramare verleiht mit seiner Ritterburg ähnlichen Zinnen [sic] dieser Partie einen besonderen Schmuck.

Die Bahn selbst bildet einen weiten Bogen dicht an der Küste; in den Abhängen, welche sich bis zum Wasserspiegel erstrecken, bemerkte ich auf kolossalen gezimmerten Dreifüßen hoch über das dort wachsende Gehölz emporragend verbräunte mit grobem Leinen bekleidete und mit Strohhüten bedeckte Männer. Sie saßen mit majestätischer Ruhe, den Blick nach dem Ozean gerichtet. Ich fragte nach ihrem Beginnen und erhielt die Auskunft, dass sie den in der See befindlichen Fischern den Fang begünstigende Deutungen geben sollen. Woher sie aber selbst ihre Weisheit nehmen, konnte man mir nicht sagen, vielleicht finde ich später noch irgendeine Erklärung.

Ich habe Dir hier nur einiges von dem geschrieben, was mir auf der Reise nach Triest aufgestoßen. Ich werde Dir noch vieles erzählen. Als ich in Triest ankam, fuhr ich sogleich nach d[em] Molo San Carlo.

Der mastbewaldete Triester Hafen mit einigen der größeren Kauffahrer lag vor meinen Augen. Für die nächste Fahrt nach Venedig setzte sich eben der Lloyddampfer Croatia in Stand. An Bord des Schiffes wies man mich ins Tergesteum, behufs der Kartenlösung. Da es aber erst wenig über 7:00 Uhr war und die Karten erst von 9:00 Uhr an ausgegeben werden, so benutzte ich die Zeit, um zu frühstücken.

Im Börsencafè von den versammelten Herren Börsianern ob meines Reisegepäckes, welches ich stets wachsam an der Seite hielt, wie ich glaube, neugierig angelugt, las ich, während es ringsherum in allen Sprachen durcheinander ging, mit stoischer Ruhe einige Zeitungen. Dies schien einem ungarischen Juden so zu imponieren, dass er mich fragte, ob ich nicht aus Ungarn käme? Ob ich nicht an seinem Tisch Platz nehmen möchte? u.s.w. Da ich ihn mit einiger Bitterkeit abfertigte, entschuldigte er sich höflichst, mich verkannt zu haben, und so war auch ich zufrieden. Die verschiedenen Trachten, zahlreiche orientalische darunter, fesselten meine Aufmerksamkeit in hohem Grade. Alle Nationalitäten waren sozusagen hier vertreten und alle bedienten sich bei ihren Geschäften der italienischen Sprache, und dieses ihnen gemeinschaftliche Idiom musste auch ich jetzt zum ersten Male in einigen bei meiner geringen Kunde zusammengesuchten Sätzen in Anwendung bringen, um von dem Kellner italienischer Zunge die meinem hungrigen Magen schon äußerst erwünschte Zufuhr mir verabreichen zu lassen. Ich habe nun die Karte nach Venedig erhalten, und meinen Reisesack, der Ehrlichkeit des Kajütenkellners auf gut Glück trauend, an Bord der Croatia gebracht.

Dann besteige ich eine Barke (Omnibus), um in einer im Triester Hafen befindliche Schwimmschule ein Bad zu nehmen. Nachdem ich meinen Körper in den salzigen Fluten des adriatischen Meeres erfrischt, gehe ich in die Stadt zu Dr. Brettauer. – Freundliche Begrüßung. – Nachdem wir die ersten Freuden des Wiedersehens mit einem Gespräch über Wien und Wiener Freunde durchwürzt hatten, machte Brettauer sogleich einen Plan für den Tag.

Er hatte vorerst noch einen Brief zu schreiben, dann gingen wir in eine Apotheke, wo Brettauer einen Brief abzulegen und einen Triester Kollegen zu erwarten hatte. Nachdem der letztere, ein windiges italienisches Bürschchen, dessen Name mir entfallen, abgefertigt und Brettauers übrigen Geschäfte bestellt waren, gingen wir in Brettauers Wohnung zurück, wo ich mit einem köstlichen Male bewirtet wurde.

Die Zeit wird mir zu kurz, ich muss hier abbrechen, ohnedies stören mich die Glocken, welche der Probst von Bozen heute in einer Anwandlung von guter Laune, so scheint es, aus allen Tonarten lärmen lässt; selbst Eingeborene wissen sich an eine so lärmende Feier der unbefleckten Empfängnis nicht zu erinnern. Der Turm, von welchem dieses demonstrative, metallische Klingen die Lüfte erschütternd in die Weite dringt, liegt nur etwa sechzig Schritte von dem Tisch, an welchem ich schreibe, daraus kannst Du entnehmen, von welcher Intensität mein Trommelfell getroffen wird.

Grüße an alle. Handküsse an die Eltern. Lebe (Gott, dieses Geläute!) Lebe wohl! (wollte ich sagen), Dein

Alexander

L.65 *R.54

1861 VIII 16, Brixen

Lieber Bruder!

Nachdem ich also mit Brettauer gespeist hatte, machte ich seine Ambulanz mit. Es erschien eine große Menge von Augenkranken. Darunter auch einige operative. Ich glaube, Dir schon Andeutungen darüber gegeben zu haben, dass die älteren Ärzte Triest’s keine besonders guten Ophthalmologen sind. Brettauer kommt dies zustatten, denn er wird nach und nach die ganze ophthalmologische Praxis innehaben. Für die Patienten hat es aber oft seine großen Nachteile, so präsentierte sich bei Brettauer eben ein junges Mädchen, die im Gefolge einer einfachen, aber verkannten und schlecht behandelten Ophthalmia scrophulosa schauderhafterweise auf beiden Augen erblindet war. Brettauer will nach Ablauf der Entzündung eine Pupillenbildung versuchen.

Nach vollendeter Ordination fuhr ich mit Brettauer nach St. Andraea, der Weg dahin führt längs der Meeresküste an dem sehenswerten Lloydarsenal vorüber und wird in den Abendstunden von den Triestinern ähnlich wie von den Wienern der Prater zu Corsofahrten benützt. In St. Andraea wollten wir Baur besuchen, der sich schon lange dort aufhält, um die merkwürdige Synapta digitata, Joh[annes] Müllers Schnecken erzeugende Holothurie, zu untersuchen. Wir fanden Baur krank, und zwar hatte er sich einen leichten Grad von Insolation zugezogen, indem er zu lange auf offener See während des brennendsten Sonnenscheines verweilte.

Meine Hoffnung, mit Baur einige histologische Kapitel durchsprechen zu können und mir einiges über seine nun abgeschlossenen Beobachtungen über Synapta sagen zu lassen, konnte nicht in Erfüllung gehen, da wir den Kranken in Ruhe lassen mussten.

Wir fuhren auch bald wieder in die Stadt zurück und gingen schließlich für einige Zeit ins Theatro Mauroner. Gegeben wurde "La Sonnambula", die bekannte italienische Oper. Das Theater ist eine geräumige Rotunde. Auf dem Parterre sind nur ein paar Reihen von Sitzplätzen, der größte Teil dient dem stehenden Publikum, im Übrigen existieren nur noch amphitheatralisch angeordnete Galeriesitze. Letztere waren von Damen dicht besetzt, die ausnahmslos durch ein unermüdet Fächerschwenken das ganze Theater förmlich ventilierten.

Die Damen reden und schäkern auf ihren Sitzen ganz laut miteinander. Die Herren auf dem Parterre ergehen sich auf- und abwandelnd in den lautesten Gesprächen, niemand entblößt sein Haupt. Und während dieses Treibens auf dem äußern Schauplatz wird auf der Bühne geschrien, gesungen, gelärmt. Kurz, ein Theater nach italienischer Art, welches aber für den Deutschen nicht lange erträglich ist, lernte ich hier zum ersten Male kennen. Wir gingen auch bald wieder weg, nachdem wir einige Zeit mit deutscher Zunge wacker mitgelärmt und Musterung auf der Galerie der Damen gehalten hatten.

Brettauer hatte mich inzwischen zu seiner Schwester geladen. Ich wurde dort mit sehr viel Zuvorkommenheit aufgenommen. Den feinen Takt und die liebenswürdige Unbefangenheit dieser Dame, die mich sozusagen wie in einem Kreis längst bekannter Freunde in ihr Haus einführte, wünschte ich gar vielen Hausfrauen. Herr Bernheimer, Brettauers Schwager, steht an Liebenswürdigkeit seiner Frau nicht nach. Unter heiteren Gesprächen eilte die Zeit leider zu rasch dahin. Ich musste scheiden. Brettauer begleitete mich noch ein Stück, dann ging auch er zurück, und ich blieb allein, um mit dem befriedigenden Gefühl einer so trefflichen Aufnahme in Triest meine Reise weiter fortzusetzen.

Ich ging 23:30 Uhr an Bord der Croatia. Das Schiff bemannte sich bald. Und zwar war eine Menge von Deutschen unter den Reisenden. Alle frohlockten ob der ruhigen See. An eine Seekrankheit war nicht zu denken. Das Wasser war so ruhig und spiegelglatt, wie dies nur selten der Fall ist. Diese merkwürdige Ruhe dauerte auch schon durch lange Zeit an und man erzählte mir in Triest, dass kurz zuvor ein armer Firscher einen unlängst bei Miramare mit Korn und Geld gesunkenen griechischen Kauffahrer auf sehr leichte Weise auffand. Der dritte Teil der Ladung war als Preis für die Wiederauffindung ausgesetzt, weil man aus Erfahrung weiß, dass diese gewöhnlich nur nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten gelingt. Unser glücklicher Fischer hatte es leicht, ohne darauf auszugehen, sicher zufällig beim Fischen, den Gegenstand jener Preisausschreibung auf dem Grund der ruhigen und spiegelglatten See [zu finden].

Beim Grauen des Morgens befand ich mich auf dem Deck. Leider verdeckten ferne Wolken die aufgehende Sonne und brachten uns so um ein herrliches Schauspiel. Begierig wandten sich aller Blicke nach der Seite, wo Venedig zuerst in Sicht kommen sollte. Die Fahrt ist unmittelbar vor Venedig sehr langweilig, da man der vielen Windungen halber, die das Fahrwasser macht, sozusagen nicht vom Flecke kommt.

Zuerst sieht man den Turm von San Giorgio maggiore und Campanella von San Marco. Nächstens von Venedig, lebe wohl!

Alexander

Grüße, Handküsse etc.

L.66 *R.55

1861 VIII 17, Lienz

Lieber Bruder!

Je mehr man sich Venedig nähert, desto mehr Türme dieser kirchenreichen Stadt werden sichtbar. Im Ganzen bietet aber der Anblick Venedigs, wenn man mit dem Dampfer anlangt, nicht jene Großartigkeit dar, die der Reisende gewöhnlich voraussetzt. Man übersieht eben nur die nächsten Häuserreihen und darüber hervorragende Türme. Die ganze großartige Anlage der Inselstadt übersieht man erst, wenn man den Glockenturm von San Marco besteigt. Nichts desto weniger bieten sich dem Reisenden, wenn das Schiff einmal ganz nahe an die Stadt kommt, schon der Anblick des Dogenpalastes, der Säulen der Piazetta, die Einfahrt in den Canale Grande mit der Dogana di Mare mit der auf einer kolossalen vergoldeten von Atlanten getragenen Kuppel stehenden Fortuna und der prachtvollen Kirche Madonna della Salute, Bilder, welche in hundertfältiger Abbildung durch die ganze Welt verbreitet sind, die aber in ihrer großartigen Wirklichkeit etwas unbeschreiblich Ergreifendes auf den Ankömmling ausüben. Sobald der Dampfer anlangt, wird er von zahlreichen Gondeln und Barken umschwärmt, nichts desto weniger hält es schwer, sich einer derselben zu bedienen, da unverschämte Gondoliere zuerst die Geduld der Ankommenden durch einen Wettkampf um das Gepäck der Reisenden auf eine harte Probe stellen. Niemand, außer der eingeborenen Venetianer, langt dort an, wo er eigentlich ankommen will, da er sich demjenigen Gondoliere schließlich anvertrauen muss, der sich seines Gepäckes bemächtigt hat. Gewöhnlich kommen aber dann auf eine Gondel Passagiere für die verschiedensten Stadtteile zusammen und man muss eine Reihe von Fahrten mitmachen, um endlich an den Ort seiner Bestimmung oder wenigstens nahe davon anzukommen.

Das Schlimme bei der ganzen Sache ist, dass jene Gondoliere meist von den Wirten nach der Anzahl der Gäste, die sie ihnen bringen, belohnt werden. Sie suchen daher dem Reisenden ein bestimmtes Gasthaus aufzudrängen und derjenige, der sich damit nicht zufrieden gibt, sondern in ein Privathaus will, hat seine schwere Not mit diesem miserablen Gesindel. Ich wollte nach der Piazetta, wo der bekannte Löwe von San Marco mit nach Osten, dem Schauplatz ruhmvoller Kriege der einstigen Republik, gewendetem Gesicht seine Flügel entfaltet, gelangte aber zum Hotel Luna und musste zu Fuß nach dem Marcusplatz wandern. Ein dienstwilliger Stiefelputzer nahm mir dort meinen Reisesack ab und führte mich nach Campo San Fantin zu Sg. Fior. Die Dame spricht deutsch; ich sagte ihr, dass mir ihr Haus von Professor Brücke empfohlen wurde, und sie nahm mich mit großer Liebenswürdigkeit auf.

Bald befand ich mich in einem echten venetianischen Gemach mit marmornem Fußboden und dicken leicht geöffneten Fensterläden, um die Hitze des Tages möglichst abzuhalten. Wirklich hatte der Eintritt in diese kühle Dunkelkammer anfangs etwas Erquickendes, ich erhielt auch frisches Wasser, in Venedig etwas besonders Erwähnenswertes. Nach kurzer Rast begab ich mich, den Plan der Stadt in der Hand, wieder auf die Gasse, allein ich machte viele Umwege in den meist nur ein paar Schuh breiten, labyrinthartig verzweigten Gassen der Stadt, um endlich auf den Marcusplatz zu gelangen. Ich nahm meinen ‚Führer von Vendig’ von Münster zur Hand und studierte nun zuerst den Markusplatz und seine Umgebungen durch. Ich müsste ganze Bogen anschreiben, wollte ich Dir die Fülle der Sehenswürdigkeiten dieses Platzes schildern. Jeder Blick belehrt hier auf die einstige Größe der Venetianischen Republik. Es hat vielleicht kein Volk in dem hohen Grade als die Venetianer verstanden, seine Geschichte durch die erhabendsten Kunstwerke zu verewigen. Was die siegreichen Dogen und Feldherren aus dem fernen Osten als stolze Trophäen heimgeschleppt, ist hier in der glücklichsten Anordnung in die Wesenheit jener Kunstwerke hineingesetzt, welche den Intentionen der größten Geister entsprungen und mit einer Pracht und einem Reichtum, die beim ersten Anblick förmlich blendend wirken, ausgestattet sind. Wie weit die Macht Venedigs sich erstreckte, wo es seine Kriege geführt, wo es gesiegt, was es erbeutet, wie es selber die größten Künstler erzeugt, gebildet und mit stolzem Bewusstsein zur Verherrlichung seiner Macht für kommende Jahrhunderte tätig sein ließ, das alles verkünden uns Bauten, Skulpturen und Gemälde mit der gewaltigsten Eindringlichkeit. Ich kann Dir so wie vom Marcusplatz auch von den übrigen Teilen Venedigs vorläufig nur ganz allgemeine Eindrücke wiedergeben. Das Spezielle werde ich Dir später erzählen.

Ich hielt mich sechs Tage in Venedig auf. Besah mir der Reihe nach die verschiedenen Kirchen, den Dogenpalast, die Paläste am Canale Grande, meist nur das Äußere, machte Gondelfahrten nach den umliegenden Inseln, bestieg den Glockenturm von San Marco, besuchte die Akademie der Künste, den Palast Giovanelli u.a.m. Eines Nachmittags machte ich einen Ausflug nach Padua und besuchte Professor Vintschgau. Er lässt Dich grüßen und Dir zu Deiner neuen Stelle gratulieren.

In Padua sah ich die Universität, den reichen Promotionssaal, die verschiedenen Sammlungen, darunter die physikalische, wegen ihrer alten Apparate, deren einige von Galileo Galilei herstammen sollen, besonders interessant, den botanischen Garten, der ein Muster von Eleganz, die berühmte Palma di Goethe, enthält und für welchen nach Vintschgaus Aussage, die Regierung jährlich mehr auslegt, als für die ganze übrige Universität. Mit Vintschgau speiste ich um 17:00 Uhr bei Pedrovecchi, in dem durch ganz Italien berühmten Kaffee- und Gasthause. Nach Tisch besah ich mir noch die Antoniuskirche und Vintschgaus Laboratorium. Dasselbe befindet sich in einem aufgehobenen Kloster und besteht aus großen, luftigen, mit Marmor gepflasterten Sälen, drei an [der] Zahl, sie haben herrliches Licht und ich möchte Vintschgau fast um diese schönen Arbeitszimmer beneiden.

Er zeigte mir auch seine Tierställe. Einige optische Versuche, die er eben anstellte, ferner ein Huhn, bei dem nach Verwundung des kleinen Gehirns die von Felourens nach dieser Operation beschriebenen, unsteten und regelwidrigen Bewegungen eingetreten waren. Dieses Tier zu sehen, machte mir viel Freude, da mir selbst die Operation schon wiederholte Male misslang.

Ich teilte Vintschgau dagegen einiges Neues mit, was er noch nicht zu erfahren Gelegenheit hatte, und wir stellten sogar einige Versuche miteinander an. So verlief der Tag angenehm bis ich [am] Abend wieder nach Venedig zurückkehrte.

Ich breche hier ab, um Dir nächstens wieder andere Wahrnehmungen über Venedig und Italien überhaupt mitzuteilen.

Von Brixen durchwanderte ich das schöne Pustertal bis Lienz, dort machte ich kurze Rast und brach am 18. früh um 3:30 Uhr wieder auf. Es war der schönste Morgen, als ich von einem Tiroler Bäuerlein begleitet den Iselsberg an der Grenze zwischen Tirol und Kärnten überschritt, ihr habt euch wohl noch alle im süßen Schlummer gewiegt. Um 6:30 Uhr traf ich in Winklern, dem ersten kärntnerischen Orte, ein. Von hier ging es durch das Mölltal, mit einer ganzen Reihe schöner Einzelheiten, nach Obervellach. Bald nachdem meine Ankunft daselbst erfolgt war, begegnete mir Lontsch, er fasste mich bei der Hand und zog mich sozusagen in seine Wohnung, die ich erst nachmittags zu gelegener Zeit aufsuchen wollte. Ich kann Euch nicht beschreiben, was in diesem Hause für eine Freude herrschte über meine Ankunft. Ich könnte mir fast etwas darauf einbilden, wenn ich nicht wüsste, dass jeder Bekannte diesen im engen Mölltale sich so einsam fühlenden Freunden ein wahrer Augentrost ist. Sie überschütten mich mit Liebenswürdigkeiten und wollen mich fast nicht fortlassen. Ich soll Euch tausend und tausend Grüße von ihnen übersenden.

Heute habe ich schon das Schloss von Obervellach, den imposanten Fall der Raufen, die Ragabacher Eisenhütte in Begleitung von Lontsch besucht. Sie wenden alles auf, um mir die Zeit nicht lange werden zu lassen. Dem Großpapa sollst Du insbesondere ihre besten Grüße ausrichten.

Du sollst ihn erinnern an alle oben genannten Objekte, die er bei Gelegenheit seines hiesigen Aufenthaltes auch besuchte. Mit den Zelebritäten von Obervellach wurde ich gestern und heute auf feierliche Weise bekannt gemacht. Ich lernte den Gewerksbesitzer Augustin, den Schlossbesitzer von Obervellach, einen wahren Pavian, den Direktor des Ragabacher Eisenwerkes, Ullepitsch, kennen. Letzterer machte mir die ausgezeichneten Stahlsorten zum Geschenk, damit ich mir daraus anatom[ische] Instrumente machen lassen sollte. Er besitzt am Eisenwerk einen Garten, in welchem er die Alpenflora kultiviert, eine äußerst interessante Anlage. Mit dem Chirurgen von Obervellach machte ich heute eine Spazierfahrt.

Nächstens mehr. Lebe wohl, Dein

Alexander

L.67 *R.56

1861 VIII 19, Baden

Lieber Bruder!

Zu meiner großen Verwunderung erfahre ich aus Deinem Brief aus Bozen vom 15. d[ieses Monats], dass du mein dahin gerichtetes Schreiben vom 13. d[ieses] M[onats] nicht erhalten hast. Schneller kann Blitz und Knall der Flinte nicht aufeinander folgen, als mein Brief nach Empfang des Deinen abgesendet wurde. Am 13. früh empfing ich Deinen Brief und am selben Vormittag war meine Antwort bereits auf der Post. Also der Termin scheint jedenfalls zu kurz gestellt worden zu sein. Übrigens muss ich bemerken, dass ich Deinen Brief aus Brixen vom 16. d[ieses Monats] um einen Tag früher in Händen hatte, als Deinen Brief aus Bozen vom 15. d[ieses] M[onats]. In Bozen scheint also die Post nicht aufs eifrigste bedient zu sein. So erfahre denn aus diesem Schreiben, dass wir uns alle recht wohl befinden und Dich herzlich grüßen. – Einige lokale Neuigkeiten, die ich Dir in meinem letzten Briefe geschrieben, sind nun schon veraltet. – Ich muss mich sehr beeilen, weil ich jeden Augenblick den Vater erwarte, um mich zur Operation bei Fräulein Emilie Janzuly abzuholen. – Gestern war Parkfest, in welchem ich mir einen derben Schnupfen aquirierte. Ein recht drolliges Amusement das!

Vorgestern wurde der Jäger des Prinzen Rohani, ein kräftiger junger Mann, seziert, der sich bei einem Kopfsprunge im Doblhof-Teich durch Aufstoßen auf dem Grund die Symphyse zwischen 4. und 5. Halswirbel zerriss und das Rückenmark quetschte. Er war augenblicklich gelähmt, wurde aus dem Wasser gezogen, kam später zu vollem Bewusstsein und starb am folgenden Tage im Militärspitale. Ich habe Dir auch geschrieben, dass Prof. Ludwig bei uns war und, da ich nicht zu Hause war, dem Oskar seine Karte hinterließ mit dem Bemerken, dass er in Vöslau wohne und einen Besuch von Dir erwarte. Oskar sagte ihm nicht, dass Du verreist seiest. Lebe wohl, Dein

Emil

L.68 *R.57

1861 IX 11, Unterach

Geehrter Herr Doktor!

Ich danke Ihnen für Ihren Brief. Bruckner soll, wenn er einen Gang in die Stadt zu machen hat, der Hedwig die Schlüssel hinterlassen, damit diese aufsperren kann, wenn es vom Dekanate aus verlangt wird. Er soll sich überhaupt, namentlich in den Tagesstunden, von Morgens 8:00 bis Nachmittags 16:00 Uhr, wo am ehesten Fremdenbesuch zu erwarten ist, so viel als tunlich zu Hause halten und die Ärzte und Gelehrten, die ihm vom Dekanate zugewiesen werden oder die sich direkt an ihn wenden, überall herumführen, aber nicht von ihrer Seite weichen und sich unter keinerlei Vorwand fortschicken lassen. Das Übrige werde ich schon besorgen, wenn ich nach Hause komme, was, wie ich denke, am 27. oder 28. der Fall sein wird. Es freut mich, dass Sie Ihren Vorsatz, nach Venedig und Padua zu reisen, ausgeführt haben und gesund heimgekehrt sind. Von Vintschgau habe ich einen Brief erhalten. Er ist jetzt auf einer Reise durch Deutschland begriffen.

Mit bestem Gruße Ihr

E. Brücke

[1861] [v.X] 19, [Wien]

Geehrter Herr Doktor

Die Geschäftsführer des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse erlauben sich, Sie im Namen des Ausschusses einzuladen, demselben beizutreten und sich, wenn es Ihnen genehm ist, zur Abhaltung eines Vortrages vielleicht noch im Verlaufe dieses Winters zu entscheiden.

Für den Fall, als dass Sie dies tun, sind wir so frei, Ihnen eine Liste jener Abende beizuschließen, welche noch vollständig frei sind. Es wären dies: 23. Dezember, 27. Jänner, 3. und 17. Februar, 31. März und vielleicht auch 11. November.

Sollte Ihnen keiner dieser Tage zusagen, so bitten wir selbstverständlich, den Ihnen angenehmsten zu bestimmen, da wir gerne bereit sind, nach Möglichkeit eine passende Abänderung des jetzt festgelegten Programmes zu treffen.

Ihre gütige Entscheidung sowie den Titel des etwa abzuhaltenden Vortrages bitten wir schriftlich Herrn Dr. Hornstein auf die k.k. Sternwarte zukommen zu lassen.

Die Geschäftsführer des Vereines

Reissek Hornstein

Da die Ausschusse zugleich Vereinsmitglieder sein müssen, werden Euer Hochwohlgeboren unter einem ersucht, dem Vereine als Mitglied beitreten zu wollen.

L.70 *R.58

1861 X 19, Wien

Geehrtester Herr Doktor.

Für Ihren freundlichen Brief bestens dankend, übersende ich Ihnen die vorläufigen Statuten unseres Vereines. Den Vortrag, zu dessen Abhaltung Sie sich bereit erklärt haben, konnte ich leider nicht mehr an dem von Ihnen gewünschten Abend ansetzen, weil für diesen Prof. Ludwig schon einen Vortrag angesagt hat. Ich habe daher den Ihrigen auf den 28. April übertragen. In einigen Tagen werde ich ohnedies eine Ausschusssitzung zusammen berufen, wo sich Gelegenheit bieten wird, die definitive Vereinbarung bezüglich des Programmes zu treffen.

Hochachtungsvoll Ihr ergebener

K. Hornstein

L.71 *R.59

1861 X 24, Wien

Geehrtester Herr Doktor.

Ich erlaube mir, Sie hiermit zu unserer nächsten Ausschusssitzung einzuladen, welche Sonntag (27. Oktober) um 10:00 Uhr Vormittag im Akademiegebäude (Sternwarte-Bibliothek) stattfinden wird. Die definitive Feststellung des Programmes u.a. ist auf der Tagesordnung.

Ihr ganz ergebener

K. Hornstein

Wertester Herr Doktor!

Das überbrachte Tier ist die Larve eines Zweiflüglers (Ordo Diptera). Die Fliege gehört ganz in die Nähe der G. Corethra und ist ein Chironomus, wahrscheinlich Ch. plumosus Linné. Der Name Chironomus ist aus Cheiro nomos entstanden und bedeutet ‚Einer, der die Hände bewegt’. Bei Linné hieß das Insekt Tipula plumosa. Da die Gattung Tipula später in mehrere Gattungen gespalten wurde, wurde es von Fabricius als Chironomus plumosus aufgeführt. Letzteres Genus ist sehr artenreich und die Larven leben bei den einzelnen Arten sehr verschieden. Mehrere sehr verwandte Arten haben solche roten Larven, die nicht speziell beschrieben sind, daher nur sicher durch Erlangung des Imago bestimmbar sind. Bei Ihren Untersuchungen können Sie indes ruhig den Namen Chironomus plumosus L. gebrauchen; denn die beigefügte Beschreibung stimmt so gut dazu, dass die Imago nur unbedeutend differieren dürfte. – Ich weidete mich schon als Knabe von 7 Jahren an diesen Tieren, über die mir aber damals meine ganze Umgebung keine Aufklärung geben konnte. Sie müssen in den angegebenen Schriften sowie in den Berichten über Leistungen in der Entomologie von Erichson etc. (im kaiserlichen Museum) jedenfalls nachsehen. Kommt mir noch etwas vor, so werde ich es anzeigen. – Das Insekt gehört also in die Ordo Diptera, Familie Tipularia, Genus Chironomus Fabr., Species plumosus Linn.

In Betreff der Basch-Angelegenheit versichere ich Sie mit meinem Ehrenworte, dass sowohl ich als auch das kais[erlich] zool[ogische] Museum und die k. k. zool[ogisch]-bot[anische] Gesellschaft alle Bücher, die Herr Basch entlieh, richtig zurückerhalten hat. Ich habe noch ein Recipisse in Händen, welches ich aus Mangel seiner Adresse nicht an ihn senden kann. Ergebenst

Dr. Brauer

Nach Kollar ist die verwandte Culex-Larve (Gelsen) ein Raubtier, über die Nahrung ihrer Larve habe ich nichts bemerkt gefunden, vielleicht enthält es die Schrift von Ellenberger.

Linné. Fauna suec. sp. 1758 Tipula plumosa. Die Larve lebt in Wasser, ist hellrot, zwölfringlig, mit gespaltenem Schwanze, vorne und hinten je mit zwei Füßen und am vorletzten Ringe mit vier Fleischfäden versehen.

Réaumur, Tom. IV pl. 14. fig 11, 12 und Tom. V pl 5. (Chironomus plumosus Westwood, ist eine andere, aber sehr verwandte Art, die Fliegen mit 3 Punkten auf den Flügeln.) Larven ganz wurmförmig und von roter Farbe, daher sie Blutwürmer genannt werden. Sie werden in stehendem Wasser gefunden und sind sehr tätig, indem sie sich in allen Richtungen herumschnellen. Der Kopf hat zwei punktaugenartige Flecke und zwei zweigliedrige Palpen (nach Macquart); unter dem ersten Thoraxsegment sind zwei kurze fußförmige Tentakeln; das Körperende hat auch zwei breitere und vier schmale ovale Anhänge; jedes der zwei vorhergehenden Segmente ist ausgerüstet mit einem Paare langer Fleischfäden. Diese Larven kommen in Menge zusammen und bilden krumme Röhren, welche, gebildet aus Stücken zerfetzter Blätter, am Grunde des Wassers zusammen eine unregelmäßige Masse bilden (Vol. III pl 14 fig 11–16). Die Abgebildeten scheinen größtenteils gesponnen. Die Nymphe hat 5 lange, haarige Fäden an jeder Seite des Thorax und das Abdomen endet mit einem dicken Haarbüschl.

Degeer. Ins. VI 146. Wieder eine andere Art?

Ellenberger, Jak. Die Entwicklung der Dipteren Gattung Chironomus God. In: Lotos, 2. Jahrg. 1852. p. 89–92.

Tijdschr v. Entomol. nitgeg.d.d. nederl. entom. Vereenig. D. 2. St. 1.2.1858. p. 3–11. Wulp F. M. van der, Over het geslacht Chironomus (mit 2 Taf.)

Löw H. Beitrag etc.: Germars Zeitschrift f. Entomol. Bd 3, 1841 p 386–406.

Siebold. Vergl. Anatomie, p. 572, Anmerkung 11.

Dto p. 599 Anmerkung 28 (Sieh die Zitate)

Dto p. 639 Anmerkung 4. Germar. Z. Bde II, III.

Löw Horae anatomicae.

Bouché Naturgeschichte.

Anmerkung Wohl vom Briefempfänger mit Bleistift notiert:

Χέίφονόμος (πάντομιμος)

pantomimos

Gaukler

blood-worm

Cecidomyiae

L.73 *R.61

1861 XI 29, Wien

Euer Wohlgeboren!

Sie werden entschuldigen, dass ich Sie mit diesem Schreiben belästige, aber ich bin gezwungen. Ich bin in Ihrem Kurs eingeschrieben, habe auch schon gezahlt, da ich aber seit 5 Wochen jetzt krank war und auch später kam, so dass ich im Ganzen nur viermal gegenwärtig war, so werde ich Sie bitten, da ich jetzt rekonvaleszent bin und das Geld sehr benötige, mir es mit Überbringer dieses zu übersenden, den nächsten Kurs werde ich wieder Ihr Zuhörer.

Auf Ihre Güte rechnend und hoffend, zeichnet mit Achtung

Rosenfeld […]

Anmerkung Antwortkonzept Rolletts:

Ich leiste Ihrer Bitte Folge. Reden Sie weiter nichts davon, damit keine Präzedenzfälle erwachsen für Unschlüssige, die nicht durch Krankheit, sondern durch anderweitige Umstände sich abhalten lassen, einen einmal begonnenen Kurs auch nicht zu vollenden. In solchem Falle würde ich mich nie zu einer Rückgabe des Honorares entschließen, Ihr

Dr. A. Rollett

L.74 *R.62

1861 XII 26, Wien

Geehrtester Herr Doktor.

Nächsten Montag findet nach dem Vortrage die schon besprochene Zusammenkunft im Gasthause (nächst Daums Kaffeehause) statt, welche zugleich als Ausschusssitzung benutzt werden wird. Ich erlaube mir, Sie hierzu nochmals freundlichst einzuladen.

Hochachtungsvoll

Dr. Hornstein