Briefe 1858

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.36Carl LudwigAlexander Rollett[1858-1863] [?] [?][Wien]
L.37Carl LudwigAlexander Rollett[1858-1863] [?] [?][Wien]
L.38M. HerrmannAlexander Rollett[1858-1863] [?] [?][Wien]
L.39Jacques Raphael LepineAlexander Rollett[1858-1863] [?] [?][?]
L.40 *R.31Emil RollettAlexander Rollett1858 I 31Baden
L.41 *R.32Karl BlodigAlexander Rollett1858 III 24Wien
L.42 *R.33Emil RollettAlexander Rollett1858 III 25Baden
L.43 *R.34Alexander RollettEmil Rollett1858 VII 20Wien
L.44 *R.35Emil RollettAlexander Rollett1858 VII 22Baden
L.45 *R.36Emil RollettAlexander Rollett1858 VIII 10Baden
L.46 *R.37Alexander RollettEmil Rollett1858 VIII 10Berlin
L.47 *R.38Emil RollettAlexander Rollett1858 VIII 13Baden
L.48 *R.39Alexander RollettEmil Rollett1858 VIII 22Heidelberg
L.49 *R.40Max von VintschgauAlexander Rollett1858 IX 17Venedig

[1858-1863] [?] [?], [Wien]

Lieber Rollett!

Professor Wetter aus Kiew will sich ein Tachystoskop und Ihren Apparat zum Beweis für den Einfluß der Achsenkonvergenz auf das Fernsehen anschaffen. Da Sie, wie ich glaube, beide Einrichtungen besitzen, so bitte ich Sie, dieselben an den Mechaniker Heinich [?] als Modelle abzulassen. Mit den besten Grüßen

C. Ludwig

Herrn Dr. Rollet [sic, wie immer bei Ludwig], Physiol[ogisches] Institut

[1858-1863] [?] [?], [Wien]

Lösliches Blutlaugensalz erbittet sich in einer kleinen Quantität das physiologische Institut der Josephs-Akademie. Es wird zu Gegendiensten bereit sein

C. Ludwig

[1858-1863] [?] [?], [Wien]

Geehrter Herr Doktor!

Haben Sie Zeit und Lust, gegen Abend mit Prof. Ludwig und mir einen Spaziergang zu machen, so bitte ich Sie, uns vor 7 Uhr aus dem Laboratorium abzuholen! Morgen reise ich ab.

Ergebenst

M. Herrmann

Anmerkung Zur Datierung: Auf Grund der Anrede ist der Brief in die Zeit zwischen Promotion und Professur zu datieren.

Monsieur et très honoré collègue

Je vous envoie par ce courrier le travail de M. Arloing et j’y joins le résumé de mes propres travaux – dans lesquels il y a un peu de physiologie – fort peu il est vrai, mais qui je vous envoie comme un hommage et comme souvenir de la matinée agrèable [sic] que j’ai passeè [sic] dans votre laboratoire.

Agreéz Monsieur et tres honore [sic] collègue, l´expression de ma haute considération

N. Lépine

Je vous fais egalement [sic] adresser un n[umer]o du Lyon-Medical où j´ai à propos du Congrès à Vienne, parlé de votre laboratoire (à la fin de l’article).

Anmerkung Zur Datierung: Der Inhalt bezieht sich eindeutig auf Rolletts Zeit in Wien am Laboratorium Brücke.

L.40 *R.31

1858 I 31, Baden

Lieber Bruder!

Ich sollte Dir zwar allerdings eben wohl nicht schreiben, nichts desto weniger schreibe ich Dir aber eben allerdings wohl gerade doch; zumal da ich eben auch Dir überdies noch einige andere Dinge zu sagen habe, außerdem, dass also eben Dienstag wirklich wohl ein Kränzchen sein wird, zu welchem Du daher, wie Du eben wohl allerdings schon eigentlich selbst weißt, geladen bist.

Ich soll Dir nämlich eben im Namen des Vaters berichten, Du mögest, wenn es Dir allerdings wohl freilich eben möglich ist, woran nun gerade eben nicht zu zweifeln ist, das neue Werk von Dr. Seegen eben: ‚Über Heilquellenlehre’, so viel nun allerdings wohl bisher eben bereits erschienen ist, nächsten Dienstag mitbringen.

Auch soll ich Dich zugleich eben aufmerksam machen, dass nun gerade eben vom ersten Februar an, wohl allerdings eine neue Bahnordnung oder, wie es zwar eben gerade freilich eigentlich besser heißen sollte, Fahrordnung erschienen ist.

Ich kann nun in der Tat wohl eben vor Frost kaum mehr schreiben und sage Dir daher eben schon lebe wohl, Dein treuer Bruder

Emil

L.41 *R.32

1858 III 24, Wien

Euer Wohlgeboren!

Wir haben die Ehre, Ihnen im Namen der Gesellschaft im Beischlusse das Diplom als ordentliches Mitglied, zu welchem Sie in der am 24. März laufenden Jahres stattgehabten Versammlung ernannt worden sind, zu übersenden.

Indem die Gesellschaft Ihnen hiedurch ein Zeichen ihrer besonderen Hochachtung darbringt, hofft sie zugleich, dass Euer Wohlgeboren ihre wissenschaftlichen Zwecke zu fördern geneigt sein möchten.

Euer Wohlgeboren ergebenste

Dr. Carl Blodig, d[ieses] J[ahr] erster Sekretär
Dr. Carl Friedinger, d[ieses] J[ahr] zweiter Sekretär
K. K. Gesellschaft der Ärzte in Wien

L.42 *R.33

1858 III 25, Baden

Lieber Bruder!

Im Namen des Vaters soll ich Dich ersuchen, Du mögest Samstag, bevor Du nach Baden fährst, die vierteljährige Pränumeration auf ‚Humorist & Presse’ besorgen. Da ich weiß, dass Du nicht viel Zeit zur Verfügung hast, so will ich schließen. Vale! Dein guter Bruder

Emil

L.43 *R.34

1858 VII 20, Wien

Bester Bruder!

Noch immer nicht absolviert! Gestern vertröstete ich mich auf heute. Heute erhielt ich abermals nichts und darum gehe ich morgen zum Dekan und werde die Sache betreiben. Verlasse Dich auf Deinen Sachwalter und studiere in Frieden pro rigoroso.

Ohnedies sind die Hundstage; und ein Mann wie Du kann auch die zweite Potenz derselben ertragen. Ein diplomierter Doktor ist am Ende doch des Pudels Kern.

Professor Brücke riet mir, im August zu reisen, wenn der Zweck meiner Reise sich möglichst realisieren soll; daher lasse ich unsern guten Vater bitten, mit dem Malheur von Baden der bewussten Angelegenheit halber zu sprechen. Es würde mir sehr zustatten kommen.

Lebe wohl und erwarte weitere Nachricht von Deinem Bruder

Alexander

L.44 *R.35

1858 VII 22, Baden

Lieber Bruder!

Obwohl ich Rigorosant bin, weiß ich dennoch, was sich schickt und will Dir, antwortend auf Dein gestern empfangenes Schreiben, mein Erstaunen über die ungewöhnliche Verzögerung meiner Absolution ausdrücken. Zugleich widme ich Dir für Deine Mühewaltung nebst meinem verbindlichsten Dank, da ich weiß, dass jedes Wort, jeder Schritt eines Sachwalters gehörig honoriert werden muss, anpickend drei Kreuzer Honorar. Da hast [Du] mein[en] Witz! Am Montag waren Hermine, Marie und ich mit der Tante Ida im Konzert des J. Strauss. Die Gesellschaft war sehr gewählt. Unter anderem habe ich mit der Familie Josef Perger viel gesprochen, zuerst bei der Mama, die äußerst liebenswürdig war, einige Scharten ausgewetzt, dann mich mit den Fräuleins sehr angenehm unterhalten. Das Weitere mündlich. Den kommenden Sonntag ist in der Schwimmschule Reunion, wozu wir eine Einladung bekommen haben. Die Mädchen werden zwar wegen Toiletteangelegenheiten nicht gehen, aber für mich und, wenn Du, was ich nicht weiß, allenfalls mit den nötigen Ingredienzien nach Baden kommst, auch für Dich dürfte es doch angezeigt sein.

Es grüßt Dich Dein Bruder

Emil

L.45 *R.36

1858 VIII 10, Baden

Liebster Bruder!

Ich soll Dir im Namen des Vaters, erwidernd auf Dein letztes Schreiben, von uns Nachricht geben. Du wirst begreifen, dass dies sehr kurz und schnell geschehen muss. In unserer Familie vor allem gibt es nichts Neues. Es ist alles gesund und lässt Dich grüßen. An dem Tage vor Deiner Abreise kam ganz Baden in Aufruhr, wegen eines durch einen wahnsinnigen Juristen verübten Mordes. Der Gemordete ist der ehemalige Diener des Dampfbades. Er bekam, als er den Tobsüchtigen bändigen wollte, mit einem Taschenmesser einen Stich ins Herz, lief noch aus dem Hirschhoferischen Hause über die Gasse und stürzte in Bauers Apotheke tot nieder. Seit diesem Vorfall zieht sich ein allgemeines Geklatsch durch alle Schichten: Warum Dr. Habel den Narren nicht längst unter polizeiliche Aufsicht stellte – und viele andere Fragen. Ich kenne die Umstände zu wenig genau, um mir ein bestimmtes Urteil bilden zu können.

Sonntag habe ich oder haben wir wieder die Reunion mitgeschwitzt, obwohl ich die vorhergehende Nacht durch ein heftiges Kopfweh vom Schlafen größtenteils gehindert war.

Ich schicke Dir diesen Brief poste restante nach Berlin, wenn ich ihn vielleicht anders adressieren soll, so sage es mir früher. Das ist ja leicht nach der bekannten Logik einer Frau, die an den Humoristen schrieb.

Nun muss ich aber schließen. Ich bin eben daran, den Oberschenkel meinem Gehirn einzupflanzen. Es wird vielleicht doch gehen, da ja auch schon ein Mensch sein Gehirn in den Magen verpflanzt hat, freilich wie aus Schroffs Pathologie hervorgeht durch einen in den Pharynx aufgebrochenen Gehirnabszess.

Mit herzlichem Gruße, lebe wohl! Dein Dich liebender Bruder

Emil

L.46 *R.37

1858 VIII 10, Berlin

Lieber Bruder!

Soeben komme ich wieder von der Post zurück. Gestern kein Brief hier, heute keiner und morgen ist’s zu spät, denn mit dem Frühesten reise ich nach Hamburg weiter. Ich bitte Dich, mir so bald als möglich zu schreiben, also gleich nach Empfang dieses Briefes, damit ich ja nicht noch einmal so viele Laufereien habe, wie hier in Berlin, mein ganzes Tagesprogramm wurde dadurch sehr erheblich gestört. Adressiere Deinen Brief nach Köln am Rhein.

Ohne Ausführlichkeit, welche der mündlichen Mitteilung überlassen bleibe, vernimm den weiteren Verlauf meiner Reise.

Was sich in der kurzen Zeit meines Prager Aufenthaltes tun ließ, habe ich getan. Die vorzüglichsten Straßen und Plätze, die berühmtesten Kirchen und Gebäude besehen, vom Hradschin aus über die turmreiche Stadt hingeschaut und zweimal die imposante Moldaubrücke passiert. Das Leben in Prag bietet schon viele norddeutsche Anklänge. Beim Abendessen traf ich mit vielen Fremden, Preußen, Sachsen, Franzosen und Engländern zusammen. Ein Berliner ließ einige Witze los, die allgemeines Lachen hervorriefen. Hör’ese mal Kellner! Dieser Kapaun schmeichelt sich wohl, in seiner Jugend eine alte Henne gewesen zu sein. Und wieder: Ich bin kein Sänger und auch nicht Musje Kalisch (musikalisch). Nach einer behaglich durchschlafenen Nacht brach ich wieder auf von Prag nach Dresden. Dresden ist eine herrliche Stadt. Zahlreiche Gebäude von der höchsten architektonischen Vollendung fesseln den Blick des erstaunten Beschauers.

Nicht durch blendendes, reinlich gefegtes Gemäuer; sondern allein durch die künstlerische Erhabenheit wirken jene Prachtbauten mächtig auf Geist und Gemüt.

Der Sandstein aus der sächsischen Schweiz, welcher zu allen öffentlichen Gebäuden verwendet ist, wird an der Luft dunkel schwarzgrau und selbst jüngere Bauten, wie z.B. das Theater, das neue Museum erhalten dadurch ein altersgraues Ansehen. Würde man den Schild des Achilles auffinden, welchen Homer besungen hat und wäre das wohlerhaltene Relief, die Zeichnung und Gruppierung der Figuren auch von der Missfarbe des Rostes überzogen, er würde uns zu Bewunderung und Erstaunen hinreißen, und so ist es auch mit Dresdens Baudenkmalen. Unter den Sammlungen und Kunstschätzen Dresdens beschäftigten mich die Gipsabgüsse und Gemäldegalerien durch zwei Tage.

Wie vieles könnte ich Dir noch schreiben, Anregung über Anregung genieße ich, mein Tagebuch wächst sichtlich an.

Wie wenig lässt sich in den engen Raum eines Briefes zwängen, wenn man so groß schreibt wie ich und gar so sehr mit der Zeit kargen muss.

Vergiss nicht, Deinen Bruder mit Nachrichten aus der Heimat zu beglücken, ihrer harret Dein

Alexander

Handküsse an Vater und Mutter. Grüße an alle.

L.47 *R.38

1858 VIII 13, Baden

Lieber Bruder!

Dein letzter Brief aus Dresden vom 5. d[ieses] M[onats] kam am 8. in unsere Hände. Ich konnte nicht wissen, dass ich eine rechtzeitige Antwort mit umgehender Post absenden musste, habe Dir also erst am folgenden Tage im Auftrage des Vaters geschrieben. Da Du, wie ich aus Deinem Briefe verwundert sehe, bereits am 11. früh Berlin verlassen willst, so fragt es sich, ob selbst eine also gleich abgeschickte Antwort Dich noch in Berlin getroffen hätte. Also mein Brief wird wohl in den mysteriösen Mauern des Berliner Posthauses einen langen Schlaf schlafen müssen.

In unserer Familie ist alles so ziemlich in status quo ante geblieben. Ich soll Dir von allen viele Grüße und Küsse an die grünen Ufer des Rheins entsenden. Während ich dies schreibe, treibt mir die Sehnsucht dahin einige Blutwellen mehr durch die Adern.

Einige Stadtneuigkeiten: von einem durch einen wahnsinnigen Juristen erstochenen Dampfbadediener, von einem neuerdings vom Blitz Erschlagenen, einem Ertrunkenen etc. à la Fremdenblatt sind eigentlich just schon mundtot.

Eines hätte mich interessiert aus Deinem Briefe zu erfahren, ob Du interessante Bekanntschaften gemacht hast mit du Bois, Virchow etc.? Soeben bin ich daran, die Gehirnnerven aus einem glücklicherweise von Tetzer ausgeliehenem Buche zu studieren, da sie in meinem eigenen fehlen. Mag sein, dass mir immer darum abends so dumm wird, als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum, weil mein Hyrtlsches Lehrbuch in der Tat so ganz hirnlos ist.

Mit vielen Grüßen, lebe wohl. Dein

Emil

L.48 *R.39

1858 VIII 22, Heidelberg

Liebster Bruder!

In aller Eile gebe ich Dir hiemit Nachricht von dem weiteren Verlauf meiner Reise. Der Tag meines Abganges von Berlin ist Dir bekannt. Vieles müsste ich schreiben, wollte ich Dir alles erzählen, was ich seither gesehen und erlebt; allein ich muss mit der Zeit kargen, ein Umstand, welcher Dir auch das lange Intervall zwischen meinem letzten Briefe und dem jetzigen erklären mag. Ich werde Dich ja sehr bald wiedersehen. Vorläufig nur, dass ich bei du Bois und Virchow weilte. Ersterer zeigte mir sein Aquarium mit lebenden Malapteruren und mehrere mikroskopische Präparate von den elektrischen Organen.

Letzterer, überaus liebenswürdig, unterhielt sich mit mir in einem lange dauernden Gespräch. Das prächtige pathologisch-anatomische Institut sah ich bis ins kleinste Detail, unter der Führung Dr. Grohes, bisher Virchows Assistent, jetzt Professor der pathologischen Anatomie in Greifswald.

Mit Grohe, Senftleben und Büffl, die zwei letzteren Langenbecks Assistenten, speiste ich täglich zu Mittag.

Außerdem machte ich nähere Bekanntschaft mit Virchows ehemaligem Assistenten, dem freundlichen Dr. F. Hoppe.

Brücke war leider bis zu meiner Abreise noch nicht in Berlin anwesend.

Von Berlin nach Hamburg reiste ich ebenfalls in angenehmer Gesellschaft. Abgesehen von G. Heine aus Wien, befanden sich mit mir in einem Wagen der Mathematiker Prof. Weierstrass aus Berlin, ein Freund Brückes, der Collegienrat von Holläufer aus Liegnitz und der Rittmeister von der Mark.

Mit dieser ganzen Gesellschaft verlebte ich in Hamburg einen lustigen Abend und am nächsten Tage gingen wir alle nach Helgoland, dort brachte ich vier der angenehmsten Tage zu.

Die schon angeführte Gesellschaft mehrte sich, indem Dr. Franke und J. Meier aus Berlin, der Mathematiker Kronecker aus Berlin mit Bruder und Vetter zu uns stießen, auf diese Weise wurde Helgoland in gesellschaftlicher Beziehung der Glanzpunkt meiner Reise.

Von Helgoland kehrte ich nach Hamburg zurück, dort begegnete ich am Alsterbassin Herrn Nowack und Frau und begleitete dieselben ins Theater. Nach Hamburg lernte ich die Residenzstadt Hannover kennen und ging dann weiter über Düsseldorf nach Köln.

Nachdem ich Köln vollkommen kennen gelernt hatte, machte ich teils auf dem Dampfschiffe, größtenteils aber auch zu Fuß die herrliche Rheinpartie von Köln nach Mainz. In Bonn, Königswinter, Koblenz und Mainz hielt ich mich längere Zeit auf. In Bonn eineinhalb Tage. Von Königswinter aus bestieg ich den Drachenfels, gelangte dann in das auf der anderen Seite desselben gelegene Ronndorf, schiffte von dort auf einen Nachen dicht an Nonnenwörth vorüber nach Rolandseck, dem Schauplatz der Toggenburg-Ballade, und an demselben Tage war ich noch in Koblenz und Ehrenbreitstein. Von Koblenz aus blieb ich auf dem Schiffe und fuhr durch das reizende Rheintal bis Mainz, besah die Stadt und ihre Merkwürdigkeiten, wozu jetzt auch der zerstörte Kästrich gehört, und übernachtete in Castel, um am nächsten Tage nach Frankfurt abzureisen. In Frankfurt sah ich die berühmte Ariadne in Bethmanns Museum, das Senckenbergsche Institut etc., besuchte Malvine Kifhaber, die gesund und munter aussieht und reiste dann nach Heidelberg, wo ich gestern Abend anlangte.

Alexander

L.49 *R.40

1858 IX 17, Venedig

Hochgeehrter Kollege!

Ich bin Ihnen äußerst dankbar für den gütigsten Brief des 14. Septembers, so auch für den gütigsten Antrag; nachdem also ich gegen Mitte Oktober in Wien sein werde, so muss ich Sie für Ihre Zuvorkommenheit bedanken. Ich ergreife diese Gelegenheit, um Ihnen schriftlich meine Dankbarkeit auszudrücken für die Güte, die Sie hatten, mir Ihre Arbeiten über die Muskel und Zellgewebe zu schicken und ich würde Sie ersuchen, auch künftighin mir wissenschaftliche Mitteilungen machen zu wollen. Ich bitte Sie, dem Herrn P[rofessor] Brücke meine innigsten Empfehlungen darzubieten und ihm anzumelden, dass ich Mitte Oktober in Wien sein werde.

Empfangen Sie die Zeichen der Hochachtung Ihres ergebensten

M. Ritter von Vintschgau