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Kirchliche Gewaltenteilungslehre

Beschreibung:Die Illustration zum Decretum Gratiani bietet eine eigene Variante der kirchlichen Gewaltenteilungslehre, die vor allem im Bereich der verwendeten Symbolik vom üblichen Schema abweicht. Gott, der rote Kleidung trägt, thront erhöht. Ein Engel hält eine schwer erkennbare Bügelkrone über seinem Kopf schwebend, während zwei andere Buch und Schwert, Gott sozusagen bei der Machtpräsentation unterstützend, zur rechten beziehungsweise linken Hand halten. Damit repräsentiert Gott geistliche (Buch) und weltliche (Schwert) Gewalt in einem. Zu ebener Erde werden diese Gewalten den kirchlichen und weltlichen Repräsentanten, dem Papst und dem Kaiser, durch Engel weitergegeben. Zugleich setzt ihnen jeweils ein Engel die Tiara beziehungsweise die Krone auf. Das zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt unterscheidende Bildkonzept wird auch in den übrigen Bereichen durchgehalten: Nicht nur die Gebäude auf der jeweiligen Seite lassen sakrale beziehungsweise weltliche Bestimmung erkennen, auch das anwesende Volk gehört auf der Seite der kirchlichen Gewalt dem Klerus an, auf der weltlichen Seite sind es Krieger und männliche Figuren (Gelehrte ?) in weltlicher Kleidung. Diese Form der koordinierenden Zweischwerterlehre teilt die Herrschaftsgewalten konsequent nach Rechtsunterworfenen weltlichen und geistlichen Standes auf.
Datierung:14. Jahrhundert
Topographie:Frankreich
Quelle:Buchmalerei (französisch): Decretum Gratiani zu C.1
Quellenart:Rechtsquelle
Kategorie:Verfassungsrecht
Stichworte:Staatslehre, Zweischwerterlehre, Gott, Papst, König, Krone, Tiara, Schwert, Bibel
Herausgeber: Gernot Kocher, Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen
Permalink:http://gams.uni-graz.at/o:rehi.13506