Lehrmittel. Prinzipien der Wälzer oder die Kunst, dicke Bücher zu machen: Twilight Zones Edition Benjamin Walter TEI encoding von Roedern, Gero data modeling Scholger, Martina text compilation, text analysis Knaller, Susanne text compilation, text analysis Moebius, Stephan text editing, text correction Huber, Mario text editing, text correction Pachner, Marie-Therese digital implementation Stüger, Marie Twilight Zones Knaller, Susanne Moebius, Stephan Scholger, Martina Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2020 Graz o:liminal.benjamin.1928d context:liminal.texts <title type="main">Lehrmittel Prinzipien der Wälzer oder die Kunst, dicke Bücher zu machen Einbahnstraße Benjamin Walter 1928 Berlin Rowohlt Benjamin, Walter. “Lehrmittel. Prinzipien der Wälzer oder die Kunst, dicke Bücher zu machen.” In Einbahnstraße. Berlin: Rowohlt, 1928: 30-31. Domains literature Frame literature and art scene Genre proclamation Mode essayistic Transgression literature/essay German Initial TEI encoding TEI encoding Terms Genre advertising Tools writing material language plurimedial forms medial vehicle script Fields arts literat Techniques Styles aphoristic ironic polemic
LEHRMITTEL

PRINZIPIEN DER WÄLZER ODER DIE KUNST, DICKE BÜCHER ZU MACHEN

Die ganze Ausführung muß von der dauernden wortreichen Darlegung der Disposition durchwachsen sein. Termini für Begriffe sind einzuführen, die außer bei dieser Definition selbst im ganzen Buch nicht mehr vorkommen. Die im Text mühselig gewonnenen begrifflichen Distinktionen sind in den Anmerkungen zu den betreffenden Stellen wieder zu verwischen. Für Begriffe, über die nur in ihrer allgemeinen Bedeutung gehandelt wird, sind Beispiele zu geben: wo etwa von Maschinen die Rede ist, sind alle Arten derselben aufzuzählen. Alles, was a priori von einem Objekt feststeht, ist durch eine Fülle von Beispielen zu erhärten. Zusammenhänge, die graphisch darstellbar sind, müssen in Worten ausgeführt werden. Statt etwa einen Stammbaum zu zeichnen, sind alle Verwandtschaftsverhältnisse abzuschildern und zu beschreiben.

Von mehreren Gegnern, denen dieselbe Argumentation gemeinsam ist, ist jeder einzeln zu widerlegen. Das Durchschnittswerk des heutigen Gelehrten will wie ein Katalog gelesen sein. Wann aber wird man soweit sein, Bücher wie Kataloge zu schreiben? Ist das schlechte Innere dergestalt in das Äußere gedrungen, so entsteht ein vortreffliches Schriftwerk, in dem der Wert der Meinungen beziffert ist, ohne daß sie deswegen feilgeboten würden.

Die Schreibmaschine wird dem Federhalter die Hand des Literaten erst dann entfremden, wenn die Genauigkeit typographischer Formungen unmittelbar in die Konzeption seiner Bücher eingeht. Vermutlich wird man dann neue Systeme mit variablerer Schriftgestaltung benötigen. Sie werden die Innervation der befehlenden Finger an die Stelle der geläufigen Hand setzen.

Eine Periode, die, metrisch konzipiert, nachträglich an einer einzigen Stelle im Rhythmus gestört wird, macht den schönsten Prosasatz, der sich denken läßt. So fällt durch eine kleine Bresche in der Mauer ein Lichtstrahl in die Stube des Alchemisten und läßt Kristalle, Kugeln und Triangel aufblitzen.