Der Admonter Bartholomäus ist eine Medizinhandschrift aus dem 15. Jh., die in bairisch-österreichischen Varietät des Frühneuhochdeutschen im Stift Admont überliefert ist. Der Text vereinigt mittelalterliches Arzneiwissen um Behandlungsmethoden für unterschiedlichste Gebrechen, Diagnose von Krankheiten mithilfe von Blut und Urin, Herstellung von Salben und Tränken sowie um die Wirkungsweisen von Kräutern, tierischen Produkten und Pflanzen in sich. Auch magische Rezepte, kosmetische Mittel sowie einige Rossarzneien finden sich in der Sammlung, die Teil der Bartholomäus-Tradition ist, die von 1200 bis um 1400 die europäische Medizinliteratur prägte. Der Titel weist vermutlich auf den Salerner Arzt Bartholomäus Salernitanus hin. Insgesamt gibt es mehr als 300 Handschriften mit „Bartholomäus“-Textstellen, die der Forschung bis heute vielerlei Rätsel aufgeben.
Admont, Stiftsbibl., Cod. 329, fol. 1r-36v und fol.178 (Abbildung: Ausschnitt von fol.1r)
Wolfgang Holanik, Ylva Schwinghammer: Lernerorientierte Teiledition und Übersetzung des ‚Admonter Bartholomäus‘ auf Basis der dynamischen Lesefassung von Anna Tesch. Unter Mitwirkung von Lisa Glänzer, Stefan Hofbauer Philipp Pfeifer, Magdalena Laura Halb, Johanna Damberger, Sabrina Bamberger sowie den Schüler/innen des BG/BRG Knittelfeld. Graz 2018.
Anna TESCH: Der „Admonter Bartholomäus“ (Cod. 329): Teiledition mit elektronischer Basistransliteration und ‚dynamisch’ abgeleiteter Lesefassung. Graz, Dipl.-Arb. 2007.
Beginn der althochdeutschen Literaturperiode (bis ca. 1050)
Der "Abrogans", das erste deutsche Buch (ein Glossar zum Alten Testament), entsteht im oberdeutschen Sprachraum.
Beginn der Herrschaft der Karolinger im Frankenreich (bis 911)
Geburt Karls des Großen (gestorben 814), König und Kaiser, Förderer der volkssprachl. Schriftlichkeit
Karl der Große gliedert das Herzogtum Bayern (und damit das Gebiet der späteren Steiermark) in das Frankenreich ein.
Am 20.04.798 wird das Bistum Salzburg zum Erzbistum erhoben, die Bistümer Regensburg, Passau, Freising und Säben werden Erzbischof Arneo unterstellt.
Am Weihnachtsabend krönt der Papst Karl den Großen zum Kaiser. Damit wird die Tradition des (west-)römischen Reichs im Frankenreich fortgesetzt (translatio imperii ad francos)
Geburt Otfrids von Weißenburg
Tod Karls des Großen. Unter seinem Nachfolger Ludwig dem Frommen sinkt das Interesse an volkssprachlicher Schriftlichkeit.
Entstehung des altsächsischen "Heliand", erste eigenständige Bibeldichtung in deutscher Sprache (bis ca. 840 abgeschlossen)
Verschriftlichung des "Hildebrandslieds", des einzigen (fragmentarisch) erhaltenen Heldenlieds
Entstehung des "Althochdeutschen Tatian" in Fulda unter Abt Hrabanus Maurus: Bedeutende Übersetzung des lateinischen Originals als Bilingue (aber Primat des Lateinischen)
Vertrag von Verdun: Teilung des Frankenreichs in ein West-, Mittel- und Ostfrankenreich
Bruck an der Mur wird erstmals urkundlich als Prukka erwähnt
Otfrid von Weißenburg beginnt die Arbeit an seinem Evangelienbuch (Fertigstellung um 870 vermutet)
Fortlaufend Ungarneinfälle in der späteren Steiermark: Fast alle Städte östlich der Mur werden zerstört
Bildung der Stammesherzogtümer im Reich (Bayern, Sachsen, Franken, Schwaben, Thüringen, Lothringen)
Erste urkundliche Nennung der Grafschaft Leoben
Beginn der Herrschaft der Ottonen im Reich (bis 1024)
Beginn der sogenannten "Lateinischen Lücke" (bis ca. 1050): In diesen hundert Jahren werden (fast) keine deutschen Texte geschrieben.
Notker III. von St. Gallen wird geboren. Er ist in der Zeit der "Lateinischen Lücke" (ca. 950-1050) einer der ganz wenigen, die Übersetzungen ins Deutsche anfertigen
König Otto I. besiegt die Ungarn in der Schlacht am Lechfeld bei Augsburg: Ende der Ungarneinfälle in der Steiermark
Im Bereich von Graz wird ein Kastell errichtet, das der Stadt vermutlich den Namen gab: slow. "gradec" bedeutet 'kleine Burg'
Otto I. wird vom Papst zum Kaiser gekrönt. Damit ist die kaiserliche Macht von den Franken endgültig auf das "Heilige Römische Reich deutscher Nation" übergegangen.
Erste urkundliche Nennung der "Mark an der mittleren Mur" (Gebiet um das heutige Frohnleiten), ursprünglich als Schutzmark für Kärnten gegründet
Der Traungauer Graf Ottokar III. erbaut an der Mündung der Steyr in die Enns die Stiraburg, von der später der Name "Steiermark" abgeleitet wird.
Erste urkundliche Nennung Österreichs in einer Stiftungsurkunde des Bistums Freising
Erste urkundliche Nennung der Grafschaft Ennstal
Erste urkundliche Nennung der Grafschaft Judenburg
Tod Notkers III. von St. Gallen, eines der wenigen, die während der "Lateinischen Lücke" (ca. 950-1050) Übersetzungen ins Deutsche anfertigten
Erste urkundliche Nennung der Grafschaft Mürztal
Beginn der Herrschaft der Salier im Reich (bis 1125)
Ende der sog. "Lateinischen Lücke" (seit ca. 950) -> Beginn der mittelhochdeutschen Literaturperiode (bis ca. 1350)
Gründung des Benediktinerklosters Admont
Erste urkundliche Nennung der Stadt Judenburg (als Judinburch) in einer Admonter Urkunde
Gründung des Benediktinerklosters St. Lambrecht in der Obersteiermark
Im Mai beginnt der erste Kreuzzug, allerdings ohne die Teilnahme deutschsprachiger Ritter
Gründung des Zisterzienserordens
Das obersteirische Herrschergeschlecht der Eppensteiner stirbt aus: Die obersteirischen Grafschaften und die "Mark an der mittleren Mur" werden vereint.
Frau Ava, die älteste bekannte deutschsprachige Dichterin, stirbt in Melk. Ihre Lebensgeschichte Jesu ist u.a. in der "Vorauer Sammelhandschrift" (um 1180) überliefert.
Beginn der Herrschaft der Staufer im Reich (bis 1250/54)
Gründung des Augustiner-Chorherren-Stiftes Seckau (später Benediktinerkloster) ursprünglich in Feistritz bei Knittelfeld (1142 nach Seckau verlegt)
Erste Tendenzen zur Übernahme der höfischen Kultur aus Frankreich in den deutschsprachigen Raum (Minnekonzepte, Ritterbild, Lebensweisen)
Entstehung der "Kaiserchronik" in Regensburg, die wenig später in der "Voraue Sammelhandschrift" (um 1180) überliefert wird
Entstehung des "Frühen donauländischen Minnesangs", im bayerisch-österreichischen Raum. Bekannte Dichter dieser (noch ungezwungen werbenden) Texte sind z.B. Dietmar von Aist, der Kürnberger oder der Burggraf von Regensburg.
Ein Großbrand vernichtet das Münster und Kloster des Stifts Admont
Österreich wird zum eigenständigen Herzogtum erhoben (Privilegium Minus)
Erste urkundliche Nennung der Stadt Leoben (Liuben)
Geburt Hartmanns von Aue
Gründung der Kartause Seitz/Žiče
Gründung des Augustiner-Chorherren-Stiftes Vorau
Geburt Walthers von der Vogelweide
Erste deutsche Bearbeitung des Tristanstoffes durch Eilhart von Oberge
Übernahme der Idee der "Hohen Minne" aus dem französischen/provenzalischen Kulturraum. Die meisten Dichter dieser Zeit stammen aus dem Rheinland oder dem Südwesten, bekannte Namen sind z.B. Friedrich von Hausen, Heinrich von Veldeke oder Rudolf von Fenis.
Im April 1180 wird die Steiermark (bisher an Bayern angeschlossen) ein eigenständige Herzogtum, dem auch der Traungau angeschlossen wird. Markgraf Otokar IV. wird zum steirischen Herzog.
Hartmann von Aue verfasst mit dem "Erec" den ersten Artus-Roman in deutscher Sprache. Er orientiert sich dabei am französischen Dichter Chrétiens de Troyes.
Entstehung der Vorauer Sammelhandschrift, die einige der bedeutendsten deutschsprachigen Texte der Zeit überliefert (ca. 1180-1200)
Heinrich von Veldeke vollendet "Eneit", seine Bearbeitung des Äneas-Stoffs
Unterzeichnung der "Georgenberger Handfeste" am 17. August: Erbvertrag, wonach Steiermark bei kinderlosem Ableben des Herzogs an Österreich fallen soll (-> 1192)
Vereinigung der Herzogtümer Steiermark und Österreich gemäß der "Georgenberger Handfeste" (-> 1186) unter dem Babenbergerherzog Leopold V.
Entstehung der "Seckauer Monatsregeln" (Aufzeichnung um 1250)
Entstehung des "Reiner Musterbuchs" im Stift Rein bei Graz
Geburt Ulrichs von Liechtenstein
Wolfram von Eschenbach verfasst seinen "Parzival" ca. zwischen 1200 und 1220.
Entstehung des "Nibelungenliedes" vermutlich am Hof des Passauer Bischofs Wolfger von Erla
In einer Reiseabrechnung des Passauer Bischofs Wolfger von Erla vom 12.11.1203 findet sich die einzige urkundliche Erwähnung Walthers von der Vogelweide.
Hartmann von Aue vollendet seinen "Iwein
Gründung des Franzsikanerordens durch Franz von Assisi
Entstehung der "Vorauer Novelle" im alemannischen Raum
Gottfried von Straßburg verfasst "Tristan und Isolde
Tod Gottfrieds von Straßburg
Gründung des Dominikanerordens durch Dominik von Caluerga
Tod Hartmanns von Aue
Erzbischof Eberhard II. von Salzburg errichtet das (Suffragan-)Bistum Seckau
Tod Wolframs von Eschenbach
Eike von Repgow verfasst den "Sachsenspiegel" und hält damit gewohnheitsmäßiges Landes- und Lehensrecht schriftlich fest. Sein Werk ist Vorbild für weitere Gesetzes-"Spiegel".
Erste urkundliche Bezeugung Ulrichs von Liechtenstein
Erste urkundliche Bezeugung Rudolfs von Stadeck
Tod Walthers von der Vogelweide
Kaiser Friedrich II. verhängt die Reichsacht über Herzog Friedrich II., der steirische Adel unterstellt sich direkt dem König und wird zur Reichsministerialität erhoben
Kaiser Friedrich II. verbringt Weihnachten in Graz, um seinen Anspruch auf die Herzogtümer Steiermark und Österreich zu unterstreichen
Kaiser Friedrich II. wird exkommuniziert und versöhnt sich mit Herzog Friedrich II., der seine Herrschaft über Steiermark und Österreich zurückgewinnt
Ulrich von Liechtenstein ist Truchsess der Steiermark
Herzog Friedrich II. stribt in der Schlacht ohne männlichen Erben: Beginn des "Steirischen Interregnums
Erste urkundliche Bezeugung Herrands von Wildon
Aufzeichnung der "Seckauer Monatsregeln" im Stift Seckau (Entstehung Ende 12. Jh.)
Kaiser Friedrich II. stirbt: Beginn des Interregnums im Reich (bis 1273): Vorerst kein neuer Landesherr für Steiermark/Österreich bestimmt
Friede von Ofen: Teilung der Steiermark zwischen Ottokar II. von Böhmen (Traungau, Pettau) und Bela IV. von Ungarn (restliche Steiermark)
Rudolf von Ems, Ministeriale im Dienst der Montforter, stirbt vermutlich in Bruck an der Mur. Er verfasste v.a. höfische Epik, z.B. Willehalm von Orleans und eine Weltchronik.
Ulrich von Liechtenstein vollendet seinen "Frauendienst
Herrand von Wildon verfasst seine Versnovellen
Ulrich von Liechtenstein vollendet das "Frauenbuch
Vertreibung der Ungarn aus beinahe allen steirischen Städten und Burgen, Verhandlungen des Adels mit Ottokar II. von Böhmen
Geburt Ottokars aus der Gaal (Verfasser der "Österreichischen Reimchronik")
Die steirischen Adeligen erkennen Ottokar II. von Böhmen als Landesherren an
Letzte urkundliche Bezeugung Rudolfs von Stadeck
Ulrich von Liechtenstein ist Marschall der Steiermark (bis 1272)
Wahl Rudolfs von Habsburg zum König (Ende des Interregnums im Reich)
Reichsacht gegen Ottokar II. von Böhmen, der König Rudolf die Huldigung verweigert
Letzte urkundliche Bezeugung Ulrichs von Liechtenstein
Ulrich von Liechtenstein stirbt am 26. Jänner.
Herrand von Wildon empört sich im Frühjahr gegen den Landesherren Ottokar II. und muss das Land zeitweilig verlassen
Aufstand der Adeligen gegen Ottokar II. -> "Reiner Schwur" (12.09.1276): Steirische Adelige unterstellen sich direkt König Rudolf von Habsburg
Letzte urkundliche Bezeugung Herrands von Wildon
Rudolf I. besiegt Ottokar II. in der Schlacht bei Dürnkrut: Rudolf nimmt Steiermark und Österreich endgültig in seinen Besitz
König Rudolf I. belehnt seine Söhne mit Österreich und Steiermark (Beginn der habsburgischen Hausmacht)
Entstehung der Manesseschen Liederhandschrift in Zürich, in der u.a. Ulrich v. Liechtenstein, Herrand v. Wildon und Rudolf v. Stadeck überliefert sind
Hugo von Trimberg verfasst den "Renner", in dem er u.a. in einer Rundschau zur Literatur der Zeit Herrand von Wildon lobend erwähnt (bis 1313 laufend erweitert)
Geburt Konrads von Megenberg, der mit dem "Buch der Natur" die erste systematische Naturkunde des Deutschen schreibt
Tod Ottokars aus der Gaal
Gründung des Zisterzienser-Stifts Neuberg an der Mürz
Konrad von Megenberg übernimmt die Leitung der Domschule St. Stephan in Wien (bis 1341)
Gründung der ersten deutschsprachigen Universität in Prag durch König Karl IV. am 07.04.1348
Beginn der großen Pestepidemien; fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung Europas stirbt innerhalb weniger Jahre
Beginn der frühneuhochdeutschen Literaturperiode (bis ca. 1650)
Geburt Hugos von Montfort in Bregenz
Herzog Rudolf IV. lässt das "Privilegium Maius" fälschen, um Österreichs Stand im Reich zu erhöhen. Die Fälschung wird erkannt, erhält jedoch 1421 durch König Sigismund als Dank für Herzog Albrechts Hilfe im Kampf gegen die Hussiten Anerkennung und etabliert somit den Titel "Erzherzog".
Gründung der Universität Wien durch Herzog Rudolf IV. am 12.03.1365
Tod Konrads von Megenberg, des Verfassers des "Buchs der Natur
Geburt Oswalds von Wolkenstein
Der Vertrag von Neuberg an der Mürz (25.09.1379) verfügt die Teilung der habsburgischen Länder in eine albertinische und eine leopoldinische Linie. Die Folge sind geschwächte Finanzen und insgesamt ein Machtverlust der Habsburger.
Andreas Kurzmann tritt in das Stift Neuberg an der Mürz ein
Entstehung des "Admonter Bartholomäus
Johannes von Tepl verfasst den "Ackermann aus Böhmen
Hugo von Montfort übersiedelt auf die steirische Burg Pfannberg
Hugo von Montfort wird Landeshauptmann der Steiermark (bis 1415)
Hugo von Montfort lässt seine Lieder, Briefe und Reden in einem Prachtcodex (heute in Heidelberg) aufzeichnen
Tod Johannes' von Tepl
Tod Hugos von Montfort am 4. Mai 1423
Tod Andreas Kurzmanns
Tod Oswalds von Wolkenstein im August
Johannes Gutenberg druckt in Mainz erstmals einen Kalender mit beweglichen Lettern. Der Buchdruck löste eine Medienrevolution - vergleichbar mit der Erfindung des Internets - aus.
Die Türken erobern Konstantinopel, wodurch der Untergang des Oströmischen Reichs besiegelt ist.
Die Burg in Graz, welche sich Friedrich III. als Residenz errichten ließ, wird vollendet.
Im Herbst erhebt sich der steirische Adel gegen Kaiser Friedrich III. Der Anführer des Aufstandes, Andreas Baumkirchner, wird am 23.04.1471 in Graz hingerichtet.
Fortlaufend Türkeneinfälle in der Steiermark
Beginn der Regierungszeit Kaiser Maximilians I.: Förderer der Sammeltätigkeit mittelalterlicher Literatur (bis 1519)
Kolumbus erreicht den amerikanischen Kontinent
Geburt Hans Sachs' in Nürnberg
König Maximilan bewilligt die Ausweisung der Juden aus Kärnten, Steiermark und Krain. Für diese Bewilligung wurden von den Steiren 38.000 Gulden an den König bezahlt.
Errichtung der Doppelwendeltreppe in der Grazer Burg
Das Ambraser Heldenbuch entsteht auf Weisung Maximilians I., darin sind u.a. Ulrichs v. Liechtenstein "Frauenbuch" und Herrands v. Wildon Mären überliefert (bis 1515)
Das Ambraser Heldenbuch wird vollendet.
Martin Luther veröffentlicht am 31.10.1517 seine 95 Thesen, die zur Reformation führen
Nikolaus Kopernikus veröffentlicht die Ergebnisse seiner astronomischen Studien -> führt zum heliozentrischen Weltbild