KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Regestausgabe TEI Download PDF Download

Rieger, Lisa; lrieger@edu.aau.at

Der Begriff ‘Regesten’ stammt ursprünglich aus der Mediävistik und Geschichtswissenschaft; Regesten stellten dort „Auszüge von Urkunden (mit Inhaltsangabe, Datierung etc.) bzw. deren gedruckte Sammlungen“ (Best 1991, S. 416) dar. Von der Literaturwissenschaft wurden sie für die Edition von Briefen adaptiert, die aufgrund ihres Umfangs nicht vollständig abgedruckt werden können. Durch die Zusammenfassung der wesentlichen Informationen in Regestform können diese Briefe systematisch erschlossen werden, ohne in ihrer vollen Form abgedruckt zu werden. (Plachta 1997, S. 25 f.) Innerhalb einer Edition folgen Regesten stets demselben Muster: Der Regestkopf enthält Informationen über Briefschreiber, Ort, Entstehungsdatum sowie, wenn vorhanden, die Überlieferungslage und bisherigen Abdruck, während im eigentlichen Regest der Inhalt des Briefes zusammengefasst wird. Zusätzlich können Register der Briefschreiber, der erwähnten Personen und/oder Werke zur besseren Orientierung hinzugefügt werden. (Hagen 1988, S. 53 f.)

Zu den bekanntesten Regestausgaben zählen die der Briefe Thomas Manns sowie die der Briefe an Goethe (Hagen 1988, S. 53) – wobei bei letzterer geschätzt wird, dass ein Gesamtabdruck der ca. 20.000 überlieferten Briefe bis zu 80 Bände umfassen würde. (Werber 1986, S. 426) Als Nachteile der komprimierten Darstellung wird oft genannt, dass Sprache und Stil der Briefe, aber auch die besonderen Charakteristika eines Briefes, wie z. B. die Formulierung der Anrede, nicht erfasst werden. (Hagen 1988, S. 54; Plachta 1997, S. 26). Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass eine Regestausgabe in erster Linie dem Nachweis von Existenz und Standort eines Dokuments dient und dem Benutzer durch die inhaltliche Erschließung einen zusätzlichen Filter für seine weitere Recherche bietet. Die zielgerichtete Suche nach bestimmten Briefen wird dabei durch die Digitalisierung der Editionen weiter erleichtert. (Koltes 2013, S. 75–77)

Literatur:

  • Best, Otto. 1991. Handbuch literarischer Fachbegriffe. Definitionen und Beispiele. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe Handbuch literarischer Fachbegriffe. Frankfurt am Main.
  • Hagen, Waltraud. 1998. Von den Ausgabetypen. In: Vom Umgang mit Editionen. Eine Einführung in Verfahrensweisen und Methoden der Textologie. Hrsg. von Siegfried Scheibe. Berlin, S. 31–54.
  • Manfred Koltes. 2013. Probleme bei der Retro-Konversion. Die Regestausgabe der Briefe an Goethe. In: Brief-Edition im digitalen Zeitalter 34. Hrsg. von Anne Bohnekamp und Elke Richter, S. 75–86.
  • Plachta, Bodo. 1997. Editionswissenschaft. Eine Einführung in Methode und Praxis der Edition neuerer Texte Editionswissenschaft.
  • Werner, J. 1986. Regesten. In: Wörterbuch der Literaturwissenschaft 1. Hrsg. von Claus Träger. Leipzig, S. 426.

Zitiervorschlag:

Rieger, Lisa. 2021. Regestausgabe. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.162. PID: o:konde.162