»Eine Dirne der niedersten Sorte, die sich dem Täter unter einer Eisenbahnbrücke angetragen habe, habe er zu einem Sportplatz mitgenommen, in ein offenstehendes Kassenhäuschen, um sich dort ihrer auf abscheulichste Weise zu – bedienen, nein zu entledigen muß es heißen, ich habe sie doch, Messer oder Schere, das weiß ich nicht mehr [...]«

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Kommentar

Kofler paraphrasiert hier den Mord Moosbruggers an einer Prostituierten in Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften : „bei der eisernen Brücke sprach ihn das Mädchen an. Es war so ein Mädchen, wie sie sich unten in den Auen an Männer vermieten“. (Musil 1974, 73) Sie folgt ihm, er kann sie nicht abschütteln, und hat plötzlich eine Idee. „Hinter der Planke, längs der jetzt der Weg führte, lag ein Sportplatz; da war man ganz ungesehen, und er bog ein. In dem engen Kassenhäuschen legte er sich nieder […]; das weiche verfluchte zweite Ich legte sich neben ihn. […] Da fühlte er etwas Hartes in ihrer oder seiner Tasche; er zerrte es hervor. Er wußte nicht recht, war es ein Messer oder eine Schere; er stach damit zu.“ (Musil 1974, 74)

Textausschnitte

Hotel Mordschein, Werk 2, S. 174

[...] – Einzelne Stimmen hätten sich erhoben und wollten Wahrnehmungen gemacht haben, der Delinquent wäre wochenlang mit irrem Blick durch die Stadt gestreunt auf der Suche nach etwas Mordbarem, nach Objekten zur Befriedigung seiner Mordlust, auf der Suche nach einer Nachtschwester beim Betreten des Elisabethspitals, nach einem Korporal beim Verlassen der Fliegerkaserne – fehlt noch jemand, ein Bischof beim Betreten des Altars, eine Sprechstundenhilfe beim Verlassen der Zahnarztpraxis? – Eine Dirne der niedersten Sorte [...]


Zitiervorschlag:
„Eine Dirne der niedersten Sorte, die sich dem Täter unter einer Eisenbahnbrücke angetragen habe, habe er zu einem Sportplatz mitgenommen, in ein offenstehendes Kassenhäuschen, um sich dort ihrer auf abscheulichste Weise zu – bedienen, nein zu entledigen muß es heißen, ich habe sie doch, Messer oder Schere, das weiß ich nicht mehr [...]“. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.1616, 2019-02.