Heidnische Kirche
Kommentar
Mit diesem Oxymoron werden im Alpenraum entweder einzelne auffällige große Felsblöcke, die sich als kultische Orte eignen (neben dem Stausee Mooserboden in Kaprun; im Amertal bei Mittersill) oder kleinere Höhlen (beim Ziegöllerkogel, Köflach, Steiermark) bezeichnet.
Textausschnitte
Der Hirt auf dem Felsen, Werk 2, S. 257[...] In einer anderen Version haben Sie – ich habe Ihren Namen schon wieder vergessen, wie? Ja, mag sein, ich bin oft zerstreut, so schrecklich zerstreut, der Schnee, wissen Sie, der Schnee im Kopf, der Schnee von gestern –, in einer anderen Version also haben Sie geschildert, es sei möglicherweise gar kein Witz gewesen, der Ihren Begleiter in den Abgrund habe stürzen lassen, sondern eine Irritation, hervorgerufen durch eine Sinnestäuschung: Sie haben angegeben, daß der Dozent, nach dem Ausstieg aus dem sogenannten Kamin und dem Queren jenes kleinen Plateaus, der sogenannten Heidnischen Kirche – Einer Heidnischen Kirche eigentlich, denn Heidnische Kirche [...]
Der Hirt auf dem Felsen, Werk 2, S. 353[...] Waren Sie dem Postenkommandanten gegenüber auch so frech? Es gibt also überhaupt keinen Bergspiegel, das wollen Sie doch sagen, nicht nur, daß ich keinen besäße, es gibt so etwas überhaupt nicht, ja? Sowenig wie es eine Heidnische Kirche gibt, wie es eine Cannes-Rolle gibt, ein Tauernfenster, den Himmlischen Frieden, die Totalen Ferien, ja? Wie, das andere gibt es schon, nur den Bergspiegel nicht? Die Kultstätten haben Sie ja selbst aufsuchen wollen? Ach was, das kann ich gar nicht glauben [...]
Der Hirt auf dem Felsen, Werk 2, S. 362[...] Daß diese Idioten aus dem Reich es nicht lassen können, ihr privates Gerümpel hier abzustellen, die Heidnische Kirche ist keine Rumpelkammer [...]
Heidnische Kirche. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.1115, 2019-02.