»Trugdt a mor oder Truta mora«

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Kommentar

Truta mora: Figur der kärntnerisch-slowenischen Sagenwelt, seit dem Mittelhochdeutschen bezeugt. (vgl. Spamer 1958, 99) „Die Trut ist ein nächtliches Gespenst, das sich schlafenden Leuten auf die Brust setzt, wodurch diese an heftigen Atembeschwerden und Lähmung des Körpers leiden.“ (Graber 1944, 140) Die „Truta mora“ stellt eine Korrespondenz zu Christine Lavants Literatur her: In der Erzählung Das Krüglein etwa ist von Träumen die Rede, „die schlimmer waren als die Truta mora“. (Lavant 2015, 721)

Textausschnitte

Der Hirt auf dem Felsen, Werk 2, S. 284

[...] Komm, ich muß dir etwas zeigen, dort drüben, auf dem Felsen, sieh genau hin, ist es nicht der vermißte Hirt? Nein? Was könnte es dann sein, komm näher heran, deinem ethnologisch geschulten Blick wird es sicher nicht entgehen, siehst du nicht, in der Ferne, was ich sehe? Und plötzlich – Nein, nicht!, höre ich eine entsetzte Stimme, ein Wort wie Trugdt a mor oder Truta mora ruft sie, und dann nichts mehr, nichts, Stille; vollkommene Stille, himmlischer Frieden [...]

Der Hirt auf dem Felsen, Werk 2, S. 288

[...] Sie behaupten, Ihre Frau sei vor Ihnen an der bezeichneten Stelle gewesen, einige Schritte vor Ihnen, sie habe plötzlich innegehalten, statt die Steilwand hinauf in den Abgrund gestarrt und, wie zu Tode erschrocken, einen Namen gerufen – Sie hätten Trugdt a mor oder Truta mora verstanden –, sodann sei sie, um ihr Gleichgewicht bemüht, mit den Händen in der Luft herumgefahren und, ohne Ihre zur Rettung entgegengestreckte Hand noch ergreifen zu können – nein, wie fürsorglich Sie sind! – in der Tiefe verschwunden [...]


Zitiervorschlag:
„Trugdt a mor oder Truta mora“. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.1077, 2019-02.