Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (18-08407)

von Robert Oppenheim

an Hugo Schuchardt

Berlin

24. 06. 1886

language Deutsch

Schlagwörter: Wiener Allgemeine Zeitung National-Zeitung (Berlin) Universität Strassburg Universität Berlin (Friedrich-Wilhelms-Universität) Deutsche Rundschau Neue Freie Presse Scherer, Wilhelm Speidel, Ludwig Schuchardt, Hugo (1886)

Zitiervorschlag: Robert Oppenheim an Hugo Schuchardt (18-08407). Berlin, 24. 06. 1886. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2018). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.6413, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.6413.


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ROBERT OPPENHEIM
25. Matthäikirchstrasse 25.
Berlin, W., den 24 Juni 1886.
Herrn Prof. D r H. Schuchardt: Graz.

Sehr geehrter Herr,

Meine Postkarte v[on] gestern in Ihren Händen schätzend, beeile ich mich Ihre w. Zuschrift v. 22t zu beantworten –

Ihrer Verwunderung gegenüber, daß während ich von Hrn Prof Meyers Buch 54 Recensionsex versandt, ich von dem Ihren nicht gerne mehr als gegen 30 Ex verschenken möchte, könnte ich einfach darauf verweisen daß die Versendung einer so großen Zahl des M’schen Werkes sich eben als fruchtlos erwiesen hat.1 Aber das würde mich nicht abhalten auch von dem Ihren Freiexx so reichlich, wie Sie es nur wünschen könnten, zu versenden wenn ich nicht ohnehin für Ihr Buch schon so verhältniß viel größere Aufwendungen gemacht hätte, die ich durch entsprechende Preiserhöhung nicht einbringen kann. Das Papier zu Ihrem Werke kostet mich gegen ℳ 100,00 mehr als das zu dem |2| M’schen verwandte, der Antiqua-Satz kostet für den Bogen ℳ 2,80 mehr als der Fraktur-Satz von Prof M’s Werk. d.h. bei 28 Bogen ℳ 78,40 und diesem Mehr-Aufwande von etwa ℳ 180,00 entspricht die Preiserhöhung von 50 Pf für Ihr Buch gegenüber dem M’schen (angesichts des stärkeren Umfanges des Ihren) nicht, und doch glaubte ich für 28 Bgn in kl 8° nicht mehr als ℳ 7,50 fordern zu dürfen.

Ich würde all dies nicht erwähnt haben, wenn ich nicht aus Ihrem letzten werthen Schreiben die Empfindung heraus läse daß Sie mich für kleinlich knausernd halten; es ist das nicht gerade angenehm nachdem ich mich bemüht habe all Ihren Wünschen Rechnung zu tragen – Aber irgend wo müssen die Opfer doch ein Ende finden u. meinte ich geschähe es am besten an der Stelle wo einem dieselben am wenigsten gedankt werden d.h. von Seiten der Zeitungs-Redaktoren.2

Ich schlage die Besprechungen von Seiten der Politischen Zeitungen auch keineswegs gering an, wie Sie meinen, nur wünsche ich, wenn ich einer Zeitung ein oder gar 2 Ex eines Werkes sende |3| auch einiger Maßen sicher zu sein daß das Buch in die Hände eines zuständigen Beurtheilers gelangt, denn an der kurzen auch lobenden Anzeige im Bücherwinkel der Zeitung, wo sich oft genug dergl. zwischen e. längeren Beurtheilung eines Kochbuches u. der Anzeige des neuesten Fahrplanes eingeklemmt findet, liegt mir allerdings garnichts.

Ich bin daher auch sehr gerne bereit der Wr Allg Zeitung wie auch der Deutschen Zeitung3 ein Ex des Werkes zu senden, wenn Sie mir gütigst angeben wollen an wen das Ex zu schicken, ebenso würde ich mich freuen das Werk in der „National Ztg“4 beurtheilt zu sehen, da ich aber weiß daß wenn ich dass. einfach der Redaktion sende, es im günstigsten Falle, an oben bezeichneter Stelle in ein paar Zeilen abgelobt wird, so erbitte ich auch für diese Ztg die Namhaftmachung eines fachmännischen Beurtheilers. – An Herrn Geh. Rath Scherer5 werde ich „in Ihrem Auftrage“ ein Ex senden und |4| gerne für die Redaktion der Deutschen Rundschau (am Rand eingefügt: Ich muß um Entschuldigung bitten, daß ich Ihren ersten diesbezügl Auftrag nicht richtig aufgefaßt hatte) ein zweites Ex zur Verfügung stellen, falls Herr S. einen seiner Schüler zur Besprechung veranlassen will. So auch sende ich der N. Fr. Pr.6 in Wien ein zweites Ex, so bald etwa H. Speidel7 Ihnen diesbezgl Wunsch ausgesprochen –

Wochenschrift f. class. Phil8 hatte ein Ex Ihres Buches zur Besprechung erbeten u. ich wollte es senden, da ich der Meinung war daß mindestens die letzten beiden Aufsätze Ihres Bandes auch den klass. Philol. Interesse böten, streiche aber das Ex in Folge Ihres Einspruches. Ich hoffe daß Sie aus vorstehendem den Eindruck gewonnen haben, daß ich gerne bereit bin Ihren Wünschen in jeder Beziehung Rechnung zu tragen u. die bisher aufgezählte Zahl von Freiex gern zu überschreiten bereit bin, wenn Sie mir für Wr Allg. Ztg,9 Deutsche Ztg10 und Andere nach Ihrer Auswahl die Berichterstatter namhaft machen.

In vorzüglicher Hochachtung

ganz ergebenst

Robert Oppenheim


1 Zum Titel von Meyers Buch s. Brief 08394.

2 Der Eintrag im HSA weist für Romanisches und Keltisches die stolze Zahl von immerhin 18 Rezensionen nach!

3 Zu Wiener Allgemeine Zeitung und zu Deutsche Zeitung (Wien), s.u. u. Brief 08410.

4 National-Zeitung (Berlin), s. Brief 08410.

5 Wilhelm Scherer (1841-1886), deutsch-österreichischer Germanist, Professor in Straßburg und Berlin, am 6.8.1886 an einem Schlaganfall verstorben. Er war Mithrsg. der Zeitschrift für deutsches Alterthum . Zu Deutsche Rundschau s. Brief 08410.

6 Neue Freie Presse, von 1864-1939 überregionle österr. Tageszeitung.

7 Ludwig Speidel (1830-1904), führender Musik-, Theater- und Literaturkritiker Wiens.

8 Die Wochenschrift für classische Philologie ging aus der Philologischen Wochenschrift hervor und erschien von 1884 bis 1920 in Berlin.

9 Die Wiener Allgemeine Zeitung erschien als Tageszeitung vom 1.3.1880 bis zum 11.2.1934.

10 Die in Wien erscheinende Deutsche Zeitung erschien von 1871 bis 1907 als Tageszeitung.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 08407)