Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (306-171)

von Hugo Schuchardt

an Georges Lacombe

Graz

13. 07. 1913

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basqueslanguage Baskisch Winkler, Heinrich Schuchardt, Hugo (1914)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Georges Lacombe (306-171). Graz, 13. 07. 1913. Hrsg. von Katrin Purgay (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5744, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5744.


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G. 13.7.13

Sehr geehrter Herr und Freund,

Eben empfange ich Ihre beiden Karten, für die ich bestens danke, und zugleich die Anzeige von der am 18. Juli stattfindenden Sitzung des CEE. Ich möchte mich gern in der bescheidensten Weise aus der Ferne daran beteiligen; vielleicht haben Sie die Güte mich zu vertreten. Nicht in meinem persönlichen Interesse, sondern in dem des Fortschrittes unserer Studien liegt es daß Winkler seine Auffassung von den verwandtschaftlichen Beziehungen des Baskischen ebenso präzisiere, wie ich es mit der meinigen S. 290 f. des auch Ihnen zuge|2|gangenen Korrekturbogen getan habe. Das Einfachste wäre wohl wenn Sie ihm das zu lesen gäben, damit er dann erklären könnte, in wieweit er mit mir übereinstimmt und nicht. Er mag mich nach Kräften bekämpfen, das verschlägt mir nichts. Das Schlimmste ist daß der Eine an dem Andern – wie ein neuer Ausdruck lautet – vorbei redet. Das kann mit Absicht oder ohne Absicht geschehen; ich habe gerade was das Baskische anlangt, darin mancherlei Erfahrungen gemacht. Der Titel la langue basque et les langues ouralaltaїques ist mir recht unklar; bedeutet das et Gegensatz oder Übereinstimmung?

In bezug auf das Einzelne, bitte ich den Korrekturbogen nicht als maßgebend zu betrachten, ich habe |3| da viel zu korrigieren gehabt und S. 298 auch wichtiges nachgetragen. Das orsi der Magier ist mir nicht mehr ganz rätselhaft; es bezieht sich gewiß auf den Gurzil der Berbern [sic], der noch im 11. Jhrh. als G(u)rzi (in arab. Schrift  ﺱ ﮄ ﻻ) in Gestalt eines bestimmten Idols verehrt wurde. Und die Magier entsprechen einem arab. maģūs Götzenanbeter. Nur Eines ist mir noch dunkel: wie und wann diese Angabe in den Calepinus hineingekommen ist; spätere Ausgaben haben sie nicht. Ich kann das hier nicht feststellen, man müßte die sämtlichen Ausgaben dieses Polyglottenwörterbuches vor sich haben: || Zu dem franz. brave und bask.(?) fragua äußere ich mich nicht; brave wird neuerdings von barbarus hergeleitet – daran ist ein Zweifel gestattet, aber span. fraguar|4| franz. forger usw. ist sicherfabricare.

Heute bekam ich auch Siret Questions de chronologie et d’ethnographie ibériques t. I, das ich bestellt hatte. Ich werde darüber einige Zeilen für die RB schreiben.

Mit herzlichem Gruß

Ihr ergebener

H. Schuchardt

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