Hugo Schuchardt an Friedrich Kluge (70-HSFK_12)

von Hugo Schuchardt

an Friedrich Kluge

Unbekannt

Unbekannt

language Deutsch

Schlagwörter: Komposition Etymologie Garnwindelanguage Nordostkaukasische Sprachen (nacho-dagestanische Sprachen)language Spanisch (Puerto Rico) Weise, Oscar Meyer, Gustav

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Friedrich Kluge (70-HSFK_12). Unbekannt. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2017). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.5671, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.5671.


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Schuchardt an Kluge, Brief 121

Schurrimurri

Unter den deutschen Doppelwörtern, die nur O. Weise in so stattlicher Zahl vorgeführt hat (Zschr. II, 16ff.) gibt es nicht wenige internationale. Die Lautsymbolik die bei der Doppelung die dominierende Rolle spielt, erzeugt leicht Ähnliches in ganz verschiedenen Sprachen und befördert zwischen solchen die Ausbreitung von einmal Geschaffenem. Die Lokalisierung des Ursprungs ist aber dann ungemein schwer. Wir können z.B. portug. chold(r)abold(r)a „Tumult“ „Wirrwarr“ mit ziemlicher Gewissheit aus dem Norden herleiten, aber wo ist es hier zuerst aufgetaucht? Wegen eines Doppelwortes, welches Weise freilich als drei verschiedene Wörter verzeichnet: Schurlemurle, Schurrimurri, Schurrmurr möchte ich, da es den Germanisten ganz entgangen zu sein scheint, auf das verweisen, was ich Slawo-d. u. Slawo-it. S. 68 und in den Nachträgen dazu Ztschr. für öst. Gymn. 1884 S. 901 und 1886 S. 337f. zu den deutschen Formen zusammengetragen habe: pers. šurimuri mal. |2| tjerai-berai, türk. šurmur, magy. csuri-muri, csiri-biri, russ. šarybary, tschech. šury-mury, šurymury, šury-bury, slow. čuri-murí, serb. šuri-buri, šuru-muru, rum. čiri-miri (hierzu hat G. Meyer in seinem Et. Wtb. d. alb. Spr. S. 406 noch angemerkt: βούρδουμούρδου, βάρακαὶμάρα, türk. kareš muruš) holl. schorremorrie, span. zurriburri, franz. charivari. Dieser letzte erklärt das Dict. gén. unglaublicher Weise als „composé de la particule [!] chari et de vari, tumulte, emprunté à l’all. wirren“. Der mundartlichen Nebenform scheint das von Weise aus Fischart angeführte carymary zu entsprechen.

HSchuchardt


1 Original Freiburg, UB NL 25/260, Nr. 12. Es handelt sich vermutlich um einen Brief, von dem Anfang und Ende verloren sind. Seine Datierung ist nicht leicht, doch dürfte er der ersten Jahreshälfte 1891 zuzuordnen sein, als in der ZfdWf 2, 8-24 von O. Weise der Artikel „Wortdoppelung“ erschien. Darin wurden ausschließlich deutsche Beispiele behandelt. Es wäre also möglich, dass Schuchardt, der sich für dieses Thema interessierte, Kluge eine Liste anderer Doppelwörter zusandte.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universitäts-Bibliothek Freiburg i.Br. (NL 25/260). (Sig. HSFK_12)