Herbert Steiner an Hugo Schuchardt (38-11261)

von Herbert Steiner

an Hugo Schuchardt

Zürich

12. 07. 1922

language Deutsch

Schlagwörter: language Französischlanguage Deutschlanguage Spanisch Spitzer, Leo Jud, Jakob Gauchat, Louis Apraiz Buesa, Odón de Urtel, Hermann Hubschmied, Johannes Ulrich Urquijo Ybarra, Julio de Friedwagner, Matthias Zauner, Adolf Schuchardt, Hugo (1923) Urtel, Hermann (1922)

Zitiervorschlag: Herbert Steiner an Hugo Schuchardt (38-11261). Zürich, 12. 07. 1922. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4686, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4686.


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Zürich 7 Schönleinstr. 22 bei Krebs
12-7-22

Hochverehrter Herr Hofrat!

Bitte legen Sie es nicht übel aus, wenn ich die Zeilen sofortigen herzlichen Danks für Ihren so gütigen Brief über Götzis sende, um die unerschwinglichen helvetischen Porti zu umgehen. Ich lege dafür ein zweites Exemplar der kleinen Anzeige bei – vielleicht macht es einem Ihrer Freunde Spass. Ich kann nicht mehr beilegen, da ich noch keine Belegexemplare habe. Von Spitzer hatte ich heute ein paar sehr freundliche Zeilen darüber – ich fürchtete, er würde nicht zufrieden sein damit.1 – Ich bin wohl noch bis Mitte August hier.

Ich habe heute die Berliner Adresse zu Ihrem Doktorjubiläum gelesen2 und gesehen, dass ich in meinem Festartikel, ohne es zu wissen, einige jener Sätze fast kopierte. Ich erwähne das, um mich zu exkulpieren.

Ich freue mich sehr auf Ihre neue Schrift.3 Übrigens müsste ich in einem Excurs den Terminologen Schuchardt behandeln – wie in einem anderen, mehr peripheren, den Mathematiker –; wie Ihre Sorgfalt um die scheinbare Etikette Sie dann immer in’s Zentrum des Problems führt usw. usw.

Jud schreibt Ihnen nächster Tage – sein Artikel war längst fort, als Ihr Brief kam. Er und Gauchat waren herzlich erfreut über Ihre Nachrichten.

Die Basken habe ich gestern bei Gauchat getroffen, er zeigte uns das Glossaire. Mit Apraiz4, der wenigstens geläufig Französisch spricht, gab es ein lebhaftes Gespräch. Wir hörten von einem grossen baskischen Kongress, der im Herbst in S. Sebastian stattfinden soll.5Apraiz will daran teilnehmen. Er verlässt Zürich bald, während der Geistliche6 – ich verstand seinen Namen nicht – wohl noch bleibt – er wohnt bei den Kapuzinern in Zug. Doch hoffe ich, Apraiz noch zu sehen und mehr zu berichten. Ob er von den Vorlesungen hier Nutzen hatte? Sein Deutsch ist wohl noch in den ersten Anfängen und hier sprach alles mit ihm Spanisch und Französisch und er war als seltener Vogel viel begehrt.

Schrieb ich schon, wie schön ich Urtels Festartikel fand?7 Ich habe Hubschmied gebeten, seinen Artikel an De Urquijo, der mir einen freundlichen Brief schrieb, zu schicken und will Urquijo auch auf Urtel hinweisen – während Friedwagner und Zauner mir nicht so erwähnenswert scheinen.

Das Papier fliesst, so muss ich abbrechen, um nicht auf der Rückseite ganz unleserlich zu werden. Entschuldigen Sie, sehr verehrter Herr Hofrat, bitte die kleine Schrift und seien Sie mit vielen Grüssen und Wünschen für Ihr Ergehen, nochmals und vielmals bedankt

von Ihrem herzlich und sehr ergebenen
Herbert Steiner.

beiligend zwei Ausschnitte

Ich lege auch einen Ausschnitt über Abegg8 bei.


1 Vermutlich hat Steiner Recht, denn Spitzer schreibt am 10.6.1922 an Schuchardt (Lfd.Nr. 344-11105, ed. Hurch, 257) lakonisch: „Steiners Artikel enthält leider viele Druckfehler“.

2 „Adresse an Hrn. HUGO SCHUCHARDT zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 21. Mai 1914“, SB Preuß. Akad. d. Wiss. 1914, Halbband 1, 694-695.

3 Möglicherweise sind die Primitiae linguae Vasconum, Halle a. S 1923, gemeint.

4 Odón de Apraiz Buesa (1896-1984), spanischer Baskologe; auf Rat Schuchardts ging er nach Zürich, um bei Jud und Gauchat zu hören und zu lernen. Letzterer machte ihn mit dem Glossaire des patois de la Suisse romande vertraut, dessen erster Faszikel allerdings erst 1924 erschien.

5 „III Congreso de Estudios Vascos: Gernika 1922. Lengua y enseñza“. Der Kongress dauerte vom 9.-17. September; vgl. den Bericht und den Abdruck der Vorträge in Donostia: Eusko Ikaskuntza 3, 1922 (online).

6 Resurrección Maria de Azkue y Aberasturi (1864-1951), geweihter Priester und anerkannter Baskologe.

7 GRM 10, 1922, 1-3.

8 Vgl. Anm. 5 zu Lfd. Nr. 37-11260.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11261)