Richard Riegler an Hugo Schuchardt (55-09642)

von Richard Riegler

an Hugo Schuchardt

Klagenfurt

02. 09. 1924

language Deutsch

Schlagwörter: Dankschreiben Sonderabdruck Rezension Wörter und Sachen [Zeitschrift] Mythologie Lexikologie Korrespondenzbeilagen Persönliche Treffen Gesundheitlanguage Baskisch Riegler, Theodor Riegler, Hermine Graz

Zitiervorschlag: Richard Riegler an Hugo Schuchardt (55-09642). Klagenfurt, 02. 09. 1924. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2016). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.4390, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.4390.


|1|

Klagenfurt, 2.9.1924.

Hochverehrter Herr Hofrat!

Vielen Dank für Sonderabdruck und Brief, die ich bei meiner Rückkehr aus Graz vorfand.

Durch Ihre Andeutung, ich möge mich irgendwo zu Ihrem Kreiselaufsatz äußern fühle ich mich sehr geehrt. Eine eigene Besprechung zu schreiben, wage ich jedoch als des Baskischen unkundig nicht, zumal ich seinerzeit in „Wörter und Sachen“ ausdrücklich meine Unkenntnis des Baskischen gestanden habe. Wohl aber werde ich vielleicht in einer meiner Vogelstudien Gelegenheit haben, auf Ihre so aufschlußreichen Ausführungen mit Nachdruck hinzuweisen. Ihre freundliche Mittei- |2| lung, daß inguma auf incubus zurückgeht, ist mir sehr interessant, um so mehr als ich in einem kleinen Artikel über den Schmetterling als Krankheitsdämon1 davon Gebrauch zu machen gedenke. – Der Sonderabdruck meines incubus – oder vielmehr marantega-Artikels2 hat überhaupt keinen Umschlag. Ich habe gerade noch ein Stück zur Verfügung, das ich Herrn Hofrat mitfolgend verehre. Falls Sie den ersten S.A. finden sollten, haben Sie wohl die große Güte, mir ein Exemplar zurückzuschicken.

Ihr plötzliches Stocken ist mir, verehrter Herr Hofrat, nicht weiter aufgefallen, da ich von meiner Studienzeit her wußte, daß Sie an derartigen Aphasiezuständen leiden. – Für die Teilnahme, die Sie in jeder Hinsicht meinem Theo bezeigen, bin ich Ihnen sehr dankbar. Sein Sprachfehler macht mir jetzt weniger Sorgen als früher, da ich sehe, wie er sich von Jahr zu Jahr bessert. Den Lehrberuf wird Theo wohl nicht ergreifen, damit werde ich mich abfinden müssen.

|3| Meine Frau hat sich sehr gewundert, daß sich Herr Hofrat Skrupeln machte über einen angeblich zu geringen Aufwand von Courtoisie ihr gegenüber. Sie war im Gegenteil von Ihrer gentilezza ganz entzückt und wies zu Hause triumphierend Ihre Rose vor. Der Aufenthalt in Graz brachte übrigens der Armen diesmal kein Glück. Ein Frauenleiden, das sich bei ihr vor 1½ Jahren zuerst bemerkbar gemacht, hat sich in Graz wieder gemeldet. Hermine ist sehr geängstigt und auch ich bin ganz niedergedrückt. Ich sehe mit wenig Vertrauen in die Zukunft. Diese plötzlich wieder auftauchende Sorge ist auch der Grund, warum sich meine Antwort ein klein wenig verzögert hat.

Ihre freundlichen Grüße hochachtungsvoll erwidernd

in aufrichtiger Verehrung

FamilieRiegler


1 Nicht nachgewiesen, vgl. jedoch seinen Beitrag „ Schmetterling “, HDA VII, 1237-54.

2 Vgl. Anm. 1 zu Lfd. Nr. 49-09363.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 09642)