Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (482-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

06. 12. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Euskaltzaindia - Real Academia de la Lengua Vasca - Académie de la Langue Basque Revue internationale des études basques Sprachwissenschaftlanguage Baskisch Lacombe, Georges Azkue y Aberasturi, Resurrección María de Niemeyer, Maximilian David Karras, Ehrhardt Urtel, Hermann Bähr, Gerhard Winkler, Heinrich Uhlenbeck, Christian Cornelius Saroïhandy, Jean-Joseph Graz Halle Schuchardt, Hugo (1923) Schuchardt, Hugo (1925) Uhlenbeck, Christian Cornelius (1905)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (482-s.n.). Graz, 06. 12. 1923. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3697, abgerufen am 16. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3697.


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Graz, 6 Dez. '23

Lieber Freund,

Haben Sie meinen wärmsten Dank für Ihren Brief vom 28. Nov. und alle Ihre vorausgegangenen Bemühungen durch die Klarheit in unsere Angelegenheit gebracht worden ist. Wenigstens in dem was das Wesentliche ist. Um mich jeder Schuld, auch im Nebensächlichen, in Ihren Augen zu entledigen, hatte ich vor eine Art|2| diplomatischer Geschichte des ganzen Handels zu schreiben: aber abgesehen von der praktischen Zwecklosigkeit, fehlten mir dazu einige Belege. Im Hochsommer erhielt ich auf meine Briefe, die ich aus Anlaß des großherzigen Angebotes der Akademie an Lacombe (den Übermittler) und an Azkue geschrieben hatte keine Antwort; der eine wenigstens scheint nicht zu Hände des Adressaten gekommen zu sein — die beiden Herren waren damals auf Reisen. Am 28. Juni hatte mir Lacombe den Beschluß der Akademie mitgeteilt, ich aber inzwischen an Niemeyer geschrieben, ob er den Verlag meiner der in Graz zu druckenden Prim. übernehmen wolle. Er antwortete|3| mir am 8. Juni, er sei bereit — wenn Karras in Halle den Druck besorgte — die ganze Sache auf seine Kosten zu übernehmen. Und ich ging darauf ein. Also, diese Abmachung war schon perfekt als ich die frohe Botschaft seitens der Akademie erhielt. Ich konnte das Anerbieten nur dankend ablehnen, zum mindesten in seinem Hauptteil; ob auch in seinem Zusatz, von den 100 Exemplar, weiß ich nicht mehr sicher. Jedenfalls erschienen diese später auf dem Plan. Nämlich durch die Wirren in Deutschland wurde Niemeyer genötigt seinen Antrag zurückzuziehen; ich aber drängte ihn — und dabei habe ich wohl auch die 100 Exemplare mit zu Hilfe gerufen — die Sache durchzuführen und so geschah es.

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An diese 100 hat sich nun aber doch ein Mißverständnis und damit auch eine kleine sachliche Verlegenheit angeknüpft. Ich hatte angenommen daß die Exemplare zum Teil an die Mitglieder vergeben würden und da ich selbst an viele davon zu solcher Gabe verpflichtet war, suchte ich, um Dubletten zu vermeiden, ein Verzeichnis der von der Akademie zu Beteilenden zu bekommen. Das wurde aber falsch ausgelegt. Nun hat Niemeyer die 100 Ex. (nach Empfang des Schecks) abgesendet, bittet mich aber um die Adressen von Urtel, Bähr und Winkler. Das macht mich ganz konfus, und ich lasse nun vorderhand den Karren laufen wie er läuft. Niemeyer gibt mir zehn Freiexemplare; eine andere ansehnliche Zahl kaufe ich ihm ab, die Akademiker sind dabei noch nicht in Rechnung gebracht.

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Von meinem Machwerk rede ich heute nicht viel; ich schäme mich daß wegen der ridiculus mus so vielerlei Umstände geschehen sind. Was den Preis betrifft, so bemerke ich nur noch daß die Kosten dadurch erhöht worden sind daß ich statt zwei Korrekturen drei benötigt habe, und die haben kaum gereicht. Z.B. ist das auch von mir verbesserte Leizarragus stehen geblieben.

Meine Absicht ist, wie ich Ihnen schon geschrieben habe — ein kleines (keinesfalls ein sehr umfangreiches) Beiwerk in die RBa zu bringen, einen an die Prim. anknüpfenden Aufsatz, der sich etwa betitelte: Das Baskische|6| in (oder innerhalb) der Sprachwissenschaft.1 Ich werde Ihnen dankbar sein, wenn Sie mir Winke darüber gäben, was ich nach Ihrer Ansicht nicht vergessen dürfte zu berücksichtigen. Selbstverständlich werde ich vor allem AzkuesSuffixe im Auge behalten; schade daß ihm Uhlenbecks Arbeit über den gleichen Stoff2 unbekannt geblieben zu sein scheint. Am 14. Mai d.J. schrieben Sie mir: Respecto a lo que dije decein cedin guiçon, me escribe Saroïhandy ... Ich habe Ihnen so gut ich konnte darauf geantwortet, aber die betreffende Stelle bei Ihnen (in der RBa) nicht finden können.

Herzlichst grüßend

Ihr

HSchuchardt

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1 H. S. publicará este trabajo con el título„Das Baskische und die Sprachwissenschaft“ en los Sitzungsberichte der Wiener Akad. d. Wiss. 202.4 (1925b): 1-34.

2 C. C. Uhlenbeck, De woordafleidende suffixen van het Baskisch. Verhandelingen der K. Ak. van Wetenschapen 6. Amsterdam 1905 (trad. franc. en RIEV 3 1909).

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)