Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (450-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

18. 03. 1923

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basqueslanguage Spanischlanguage Deutsch Gómez, Manuel Humboldt, Wilhelm von Spanien Schuchardt, Hugo (1923)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (450-s.n.). Graz, 18. 03. 1923. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3679, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3679.


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Graz 18. III. 23

Lieber Freund,

Gestern habe ich meinen Aufsatz (Iberische Epigraphik Die Bleitafel von Alcoy — 5 Seiten Großquart) abgeschlossen;1 heute, am Sonntag kann ich ihn nicht aufgeben, das wird also erst morgen geschehen und zwar in aller Frühe, da es wiederum ein Feiertag ist, der des Landesheiligen St. Josef. Aber es droht ein neues Hindernis: die Postbeamten wollen morgen früh um 8 Uhr in die passive Resistenz treten. Qui vivra, verrá.

Die paar Seiten zu entwerfen und niederzuschreiben hat mir viel Mühe gemacht, ich habe manches weggelassen um den Aufsatz nicht allzusehr an-|2|schwellen zu lassen. Ich hatte mir vorgenommen ein kalligraphisches Meisterwerk zu liefern; aber Hand, Auge, Schreibmaterial haben versagt. Und dabei sind mir nun besondere Bedenken aufgestiegen. Aus dem Umstande daß Sie sogar die paar deutschen Worte die in meinem Artikelchen standen ins Spanische übertragen haben, habe ich schließen zu müssen geglaubt: daß jetzt nichts mehr ohne spanische Übersetzung in der RB veröffentlicht werden könnte. Aber das wäre ja eine außerordentliche Mühe den jetzigen Aufsatz zu übersetzen und würde die ganze Sache sehr verzögern. Ich weiß sehr wohl, daß ich kein sehr leichtes Deutsch schreibe: aber es ist mir nicht möglich anders zu |3|schreiben als ich schreibe... Ich bin nie ganz objektiv, farblos; ich habe eben meinen Stil. Was wird nun aus der Sache werden? Ginge es nicht an daß mein Aufsatz nur von einem ganz kurzen Resumé in spanischer Sprache begleitet würde? Vielleicht sind Sie statutenmäßig irgendwie gebunden? Nun, ich gebe die Sache ganz in Ihre Hand: es wird mir Alles recht sein und meinerseits wohl mit einer Korrektur von meiner Seite abgetan sein. Ich bin sehr zufrieden daß ich noch Zeit gefunden habe mein hitziges Impromptu zu vernichten: denn ich habe ja aus Spanien sonst nur Gutes empfangen und möchte mir dort niemanden zum Feind machen. Auf der andern Seite|4| konnte ich doch nicht jeden Einspruch gegen die Auslassungen des Herrn Gómez-Moreno unterdrücken, da sie ja nicht bloß mich sondern alle Nachfolger W. von Humboldts bekämpfen.

Mit herzlichstem Gruß

Ihr ergebener und

dankbarer

HSchuchardt

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1 H. S. en RIEV 14 (1923d): 507-511con traducción española de J. de U. „Epigrafía ibérica. El plomo de Alcoy“, ibid., 512-516 .

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)