Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (418-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

15. 12. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: language Deutschlanguage Griechisch Lacombe, Georges Gavel, Henri Trombetti, Alfredo

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (418-s.n.). Graz, 15. 12. 1921. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3660, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3660.


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Graz, 15. 12. '21

Lieber Freund,

Ich drücke Ihnen, anläßlich des in Ihrer Familie erfolgten Todesfalles, mein aufrichtiges Beileid aus. Zugleich danke ich Ihnen daß Sie, obwohl dadurch sehr in Anspruch genommen, doch es ermöglicht haben, meinem Aufsatze Ihre Sorge zu widmen.

Die Korrektur (die Ihnen zugleich mit der Urschrift zugeht — eingeschrieben) würde auch wenn sie einer deutschen Druckerei entstammte, nicht viel anders |2|aussehen als sie sich Ihren Augen zeigt. Das will sagen, sie läßt mich die Bemühungen die Sie und Lacombe der Reinigung des deutschen Textes geschenkt haben, deutlich erkennen.Vieles Verbessernswerte wurzelt schon in meiner Handschrift. Es fällt mir eben beim Schreiben schwer den nötigen Überblick zu behalten. Ich habe mir nun die größte Mühe gegeben den Text druckfertig zu machen, und bin in meiner Besorgnis vor Mißverständnis so weit gegangen daß ich meistens (nicht immer) am Rand die richtige Schreibung wiederholt habe. Ich erlaube mir nun einige allgemeineren Bemerkungen.

Erstens in bezug auf das Griechische. Ich bin Ihnen sehr verbunden für die Beschaffung griechischer Typen; sie werden |3|auch für andere Fälle sehr erwünscht kommen. Es handelt sich um bombulioz bombulion (70), und tis to oros, eis oros (75)## , sodann um einzelne Buchstaben: eng, mac (81).

Zweitens: in bezug auf die “diakritischen” Zeichen. Schon die Lektüre von Gavels Buch hatte mich an die hoch über ihren Buchstaben schwebenden Zeichen gewöhnt: lerts˜un usw. Aber daß die Druckerei keine Quantitätszeichen besitzt (ohne die nicht einmal eine lateinische Elementargrammatik gedruckt werden kann: po?pulus Volk po¯pulus Pappel) das hat mich überrascht, und ich bin nun ratlos, was an Stelle von ori?lu? (71) gesetzt werden könnte; der Winkelhaken geht nicht [ori?lu?]. Und noch fremdartiger ist -Œ÷, mei-Œ˜, für -a¯ mei-a¯  (der Haken unter dem — ist entbehrlich) nar£˜ka 81,21 für naru¯ka. Ebenso setzt mich der Punkt |4|in Verlegenheit, der sich in ede0´, ide0´ (78) findet; edeg´, ideg´ ist das Richtige. Ich bin auch auf andere rätselhafte Beizeichen gestoßen, z.B. k¯.

Nicht selten ist der Gebrauch kleiner Buchstaben z.B. nicht statt nicht, Aufklären statt Aufkl. Sie sind immer über ihre Umgebung gestellt.

Ich mache noch auf eines aufmerksam, aber mit der ausdrücklichen Bitte, ihnen für die vorliegende Gelegenheitkeine Berücksichtigung zu schenken. Die Interpunktionen pflegen — in Gavels Buch ist das anders — an die benachbarten Wörter möglichst nahe angerückt zu werden: mendian: statt mendian :, “es statt “ es usw.

S. 69 steht I, II, 53 statt I, II, 53. Wie ist dem abzuhelfen? allerdings druckt ja die Akademie selbst: I kourtea, |5|II n zenbakia mit gleich großen Ziffern. Vielleicht I 2 53 oder I, 2, 53? [es muß irgendein Unterschied zwischen Jahreszahl und Heftnummer gemacht werden, besonders da die Hefte eigene Paginierung haben.]

Die Erledigung der Korrektur würde einen Tag früher erfolgt sein, wenn ich nicht durch Besuche gestört worden wäre; bei Nacht konnte ich nicht korrigieren, selbst nicht mit der Lupe.

Darf ich Sie für später bitten, mir eine Anzahl von Separaten zukommen zu lassen, aber in möglichst billiger Ausstattung, nicht so wie einst die Leizarragana usw. Ich muß diesmal auch den Dr.[…] bedenken und diejenige halbamtliche Stelle die mich um ein Urteil über ihn ersuchte. Ebenso Trombetti der meine Äußerungen über ihn vielleicht noch während des Druckes seines großen Werkes benutzen könnte.

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Ich weiß wohl daß ich noch undeutlicher als sonst geschrieben habe: das liegt allerdings zum Teil an der Feder — die hätte ich ja wechseln können — aber in der Hauptsache an mir, und mich kann ich leider nicht austauschen.

Herzlichst Ihr dankbarer
HSchuchardt

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Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)