Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (305-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

22. 12. 1913

language Deutsch

Schlagwörter: language Baskisch Saroïhandy, Jean-Joseph Vinson, Julien Schuchardt, Hugo (1907)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (305-s.n.). Graz, 22. 12. 1913. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.3402, abgerufen am 16. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.3402.


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G. 22. 12. '13

Lieber Freund.

Ich verstehe Herrn Saroïhandy (von dem ich übrigens die beste Meinung hege) nicht wenn er als eine persönliche Rücksicht auffaßt, was im Grunde eine wissenschaftliche Pflicht ist. Dieser habe ich selbst von jeher zu genügen mich bemüht; mit allen Opfern an Kraft, Zeit und Geld habe ich mich über die Arbeiten aller unterrichtet, die denselben Gegenstand behandelt hatten, den ich zu behandeln gedachte. Und ich habe mich stets über die Vernach|2|lässigung der Quellen mißbilligend geäußert, mochte es sich um andere, oder um mich selbst handeln. Im ersteren Falle weit nachdrücklicher und als Beleg davon schicke ich Ihnen eine Abhandlung oder vielmehr eine Besprechung, die eben erschienen ist; sie wird sie sonst kaum interessieren.

Wenn S(aroïhandy) in einer Anmerkung von der iberischen Frage spricht, so doch offenbar ohne sich tiefer darauf einzulassen, und so konnte er ganz leicht mich erwähnen ohne meine Iber. Dekl. gelesen zu haben. Es genügte daß er um sie wußte und als Romanist war er doch darüber nicht im Unklaren daß |3| ich mich nicht bloß in dieser Arbeit mit der bewußten Frage beschäftigt habe. Und er mußte mich erwähnen, nicht meinetwegen, sondern im Interesse der Wissenschaft. Wozu schreibt man denn über das oder jenes? Doch nur um den Lesern eine klare und ausreichende Vorstellung zu geben. Will nun aber S(aroïhandy) etwa Vinson und Philipon nennen, mich aber nicht, so läßt er die Leser im Dunkeln über die Sachlage.

Qui vivra, verra! Sie werden mir doch erlauben, Bemerkungen zu Saroïhandys Aufsatz zu machen, auf den ich überhaupt sehr gespannt bin? Wie kann er nur mit einem solchen Thema |4|sich befassen, ohne ein Wort Baskisch zu kennen!

Glauben sie nur nicht, daß das Persönliche bei mir die Dominante bildet; ich beklage mich da wirklich nicht, man schätzt meine Person sehr — aber man ignoriert auch meine Schriften sehr.

Mit herzlichem Gruß

Ihr

HSchuchardt

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Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)