Hermann Soyaux an Hugo Schuchardt (02-10728) Hermann Soyaux Silvio Moreira de Sousa Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.2165 02-10728 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 10728 Hermann Soyaux Papier Brief 3 Seiten Libreville 1882-09-01 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Silvio Moreira de Sousa 2015 Die Korrespondenz zwischen Hermann Soyaux und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

Die Datenmodellierung orientiert sich am DTA-Basisformat, ediarum und der CorrespDesc-SIG.

Das auf DTABf-Modellierungsschema wurde für die Zwecke des Projektes angepasst und befindet sich unter

Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

Rollen-Taxonomie

Datumstaxonomie

Thesaurustaxonomie

Hermann Soyaux Libreville 1882-09-01 Hugo Schuchardt Gabon Libreville Libreville 9.45356,0.39241 Korrespondenz Hermann Soyaux - Hugo Schuchardt Korrespondenz Sprachwissenschaft (Methoden) Phonetik Portugiesischbasierte Kreolsprachen (São Tomé) Englisch außerhalb Europas Vai Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Sibange Farm, Gabun W. Afrika 1.IX.82. Sehr geehrter Herr!

Schon vor einiger Zeit erhielt ich Ihre Zeilen vom April. a. c, aber es war mir nicht gut eher möglich, dieselben zu beantworten, da einmal die „dry season“ gleichzeitig die „work season“ des Farmers ist u. anderntheils meine Arbeit noch durch Veränderungen in meinem Personal bedeutend verwehrt wurde. - Ich kann vorläufig nur wiederholen, dass ich zur Vervielfältigung der Täuschungen, betreffs der Versprechen von Sprachproben etc, nichts beitragen werde u. betone nur noch einmal, dass Sie mit mir Geduld haben müssen. „Paciencia, senhor! Paciencia; á manhã“ sagt der Portugiese Angola’s wohl hundertmal des Tags: Ich bin eben immer noch mit den grundlegenden Arbeiten meines Farmunternehmens beschäftigt u. so muss ich alles Andre aufschieben.

Ich hoffe im Lauf dieses Monats noch nach Principe hinuber zu kommen (zur Besichtigung einer verkäuflichen Cacaofarm). Sollte der eigentliche Zweck der Reise erreicht werden, so würde ich ofter Gelegenheit zu längerem Aufenthalt auf jener Insel haben u. könnte dort dann Ihren Interessen dienen. - Ich weiss nicht, ob es rathsam ist, meinen Ndualu als Quelle für das Patois von S. Thomé zu benutzen, da er ein Vaineger (von Liberia) ist u. nur mehrere Jahre in S. Th. lebte. Ich weiss nicht, will ich damit sagen, ob er genügende Garantie bietet, dass sein Portugiesisch genau identisch sei mit dem in S. Thomé gesprochene. Sonst wäre er, da er ein ziemlich intelligenter Junge, wohl gut zu brauchen. - Das Englisch der Krooneger - ich rechne dazu auch die Vai & Bassaleute - ist für uns Weiße hier um deßwillen von Bedeutung, weil wir in richtigem Englisch mit diesen Leuten gar nicht verständlich machen können u. ihren Jargon erlernen müssen, - besonders wir Farmer, die wir viel mehr als die Kaufleute auf den persönlichen, täglichen Verkehr mit unsern Arbeitern angewiesen sind.

Ich weiß nicht, ob es für Sie auch interessant wäre, Proben von der Aussprache engl. Worte im Munde dieser Neger zu haben u. nicht  nur die Bildung der Satzform etc. So sagt z. B. der Krooneger, um das engl. „bird“ (Vogel) auszusprechen „boi“, genau als ob er einen „boy“ einen Jungen damit meine; ebenso z. B. „klof“, wenn er englisch „cloth“ (Zeug), „fo“ statt „four“ (vier), tori statt „three“ (drei), wobei das o zwischen t und r verschwindend kurz gesprochen wird. Vielfach höre ich „poik“ statt „pipe“ (Pfeife), „sěpun“ statt „spoon“ (Löffel) etc. -

Ich habe übrigens schon seit längerer Zeit einen ziemlich großen, mühsam erarbeiteten Wort u. Satzschatz der Vaisprache, an dessen Vermehrung ich noch hin u. wieder arbeite (nach Steinthals Angaben in „Neumayer’s Anleitung etc“). Gemeint wird Steinthal (1875). Könnten Sie von diesen Aufzeichnungen Gebrauch machen? Ich selbst kann es ja nicht, habe keine Verbindungen mit Linguisten u. mag mich Niemandem aufdrängen.-

Ihre Frage, ob die verschiedenen Negervölker das Englisch nicht verschieden auffassen, glaube ich bejahen zu dürfen, wenn ich auch momentan keine Beweise anführen kann. Jedenfalls werde ich aber Material zur definitiven Beantwortung dieser Frage herbeischaffen.

Nun aber, überhäuft mit Correspondenz, schliesse ich mit hochachtungsvollem Gruß HSoyaux c/o Consul E. Schulze, Gaboon W-A.