Karl Friedrich Christian Brugmann an Hugo Schuchardt (02-01412) Karl Friedrich Christian Brugmann Pierre Swiggers Herman Seldeslachts Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.1766 02-01412 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 01412 Karl Friedrich Christian Brugmann Papier Brief 5 Seiten Leipzig 1894-07-15 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Pierre Swiggers Herman Seldeslachts 1995 "Ein so alberner Wicht ... bin ich gottlob nicht!": Das schwierige Verhältnis zwischen Karl Brugmann und Hugo Schuchardt Orbis 38 197-214 Pierre Swiggers Herman Seldeslachts 2014 Die Korrespondenz zwischen Karl Friedrich Christian Brugmann und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Karl Friedrich Christian Brugmann Leipzig 1894-07-15 Hugo Schuchardt Germany Leipzig Leipzig 12.37129,51.33962 Korrespondenz Karl Friedrich Christian Brugmann - Hugo Schuchardt Korrespondenz Weiterleitung von Korrespondenz Reflexion über Korrespondenz Festschrift Lautgesetze Polemik Junggrammatiker Rezension Indogermanische Forschungen Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Leipzig, 15. Juli 1894 Sehr geehrter Herr College.

Ich habe mit der Beantwortung des Briefes, den Sie am 5. d.M. an mich gerichtet haben, gezögert, um zu sehen, ob es mir möglich wäre, zu der fatalen Angelegenheit innerlich eine andere Haltung zu gewinnen, als ich gleich nach Empfang Ihres Festgrußes eingenommenBrugmann schreibt eingenomen. habe. Mittlerweile hat mir Streitberg Ihre Briefe an ihn zugesandt, und da ich aus diesen sehe, dass Sie auf eine Antwort von mir warten, so will ich nicht länger zögern.

Sie haben die Empfindung, als sei es meine Pflicht, die „Formlosigkeit“ meines ersten Briefes an Sie baldigst wieder gut zu machen. Da möchte ich mir die Frage erlauben, auf wessen Seite die größte „Formlosigkeit“ gewesen ist: auf der meinigen oder auf der Seite dessen, der sich den Festtag eines gemeinsamen Freundes dazu aussuchte, um seinen Unmut über uns ans Licht zu bringen? Daß die Anklage in eine witzige Form gekleidet ist, nimmt ihr von ihrer Bitterkeit wohl nichts erkleckliches. Und daß meine „Entrüstung“ nicht gerade einen höflichen Ausdruck bekommen hat, mindert nicht ihre Berechtigung.

Sie bitten, daß wir uns in Ihre Lage versetzen müßten. Ich habe das gethan und kann nur sagen: an Ihrer Stelle würde ich nie und nimmer einen solchen Vorwurf erhoben haben, ehe ich mich nicht davon überzeugt hätte, ob nicht irgend welcher Zufall im Spiel wäre.

Wollen Sie sich nun auch einmal in unsere Lage versetzen! Ihre bisherige Polemik gegen die Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze war durchaus sachlich gehalten. Sie haben meines Entsinnens nie etwas gegen mich oder solcheHinter solche wurden die Anfangsbuchstaben (de) einer Form des Relativpronomens getilgt., mit denen ich an einem Strange ziehe, vorgebracht, wodurch sich einer von uns hätte irgendwie persönlich getroffen undVerkürzt als u. geschrieben. verletztDie Wörter u. verletzt wurden über der Zeile eingefügt. fühlen können und dürfen. Meinem großen Respekt vor Ihren wissenschaftlichen Arbeiten, insonderheit auch vor denDie Wörter auch vor wurden über der Zeile eingefügt. die Principienfragen betreffenden, habe ich stets, wo ich von Ihnen zu reden hatte, z.B. in meinen Vorlesungen über die Elemente der Sprachwissenschaft, Ausdruck gegeben. Wenn wir nun trotz der sachlichen Haltung Ihrer Polemik, trotz dem wissenschaftlichen Ernste, der aus Ihren mit diesen Dingen sich beschäftigenden Schriften undIm Brief steht u. Recensionen überallDas Wort überall steht über der Zeile geschrieben. hervorleuchtet, Sie durch Ausschluß von der Festschrift zu strafen versucht und uns als Bekenner des Satzes bekundet hätten, „daß man zwischen derDas Wort der steht über der Zeile geschrieben. wissenschaftlichen Unabhängigkeit und dem freundschaftlichen Verkehr mit Fachgenossen wählen müsse“, so müßten wir doch äußerst kleinliche Seelen sein. Es hat ja solche immer gegeben und gibt deren auch heute, aber was berechtigt Sie, uns diesen Creaturen zuzuzählen? Ich für mein Theil habe immer meinen Stolz darein gesetzt, sachliche Gegnerschaft ruhig hinzunehmen. Ich darf Sie z.B. darauf hinweisen, daß in den bisher erschienenen Bänden der Indogermanischen Forschungen vielleicht gegen niemanden häufiger polemisiert wird als gegen mich. Mehr als einmal habe ich mit Behagen gelesen, wenn jemand einen Hypothesenbau von mir mit sicherer Hand niederriß.

Hiernach können Sie ermessen, in welcher Stimmung ich mich Ihrem öffentlichen Vorwurf gegenüber befunden habe. Ich beklage es jetzt, daß ich, als ich im Frühjahr des vorigen Jahres über Graz nach Triest (und weiter nach Griechenland) fuhr, in Graz nicht Station gemacht habe, wie ich zuerst vorhatte. Sie hätten dann nicht nur erfahren, daß Sie zur Festschrift aufgefordert worden waren, sondern wohl auch Gelegenheit gehabt zu sehen, daß eine Verstimmung gegen Sie bei mir absolut nicht existiere. Ich habe mich weder in Wien noch in Graz (beide Städte hatte ich bis dahin noch nicht gesehen) aufgehalten, um die ganze ReisezeitDer Wortteil Reise wurde über der Zeile vor zeit (verbessert aus Zeit) eingefügt. auf Griechenland selbst verwenden zu können; ich kam zum ersten Male hin undIm Brief steht u. werde es auch kaum wiedersehen.

Lassen wir nun die Sache begraben sein! Eine kurze „Erklärung“ von Streitberg undIm Brief steht u. mir, in höflichem Tone gehalten, wird im nächsten Heft des AnzeigersDie Wörter im nächsten Heft des Anzeigers wurden über der Zeile eingefügt. die Thatsache mittheilen, daß die Aufforderung seinerzeit an Sie abgegangen ist, und unserm Bedauern darüber Ausdruck geben, daß Ihnen der Gedanke an absichtliche Übergehung eher gekommen sei als der, daß irgend ein Im Brief steht eine mit durchgestrichenem e. Zufall im Spiel sein möge. Damit ist dann für uns beide der Zwischenfall erledigt.

Sie schreiben an Streitberg Im Brief verkürzt geschrieben als Str. , daß Sie hofften, daß aus dem Bösen Gutes hervorgehen werde. Diese Hoffnung hege auch ich, wenn Ihnen vielleicht auch jetzt noch meine Beurtheilung des Einganges Ihres Festgrußes als eine zu schroffe erscheinen sollte. Diese Beurtheilung wird sich schwerlich ändern, aber ich trage nicht nach.

Mit bestem Gruß, auch an Ihren Herrn Zimmernachbar, Ihr ergebener K Brugmann.