Matres Octocannae
CF-GeI-84
1 MATRIBVS OCTOCANNIS
2 ÂḶBINIVS G̣RATÎNV ÂLBINIVS
3 [---]VḶVS · ÂḶBINIVS · VRSV̂LVS
4 [---]INIVS · PATERNVS MILIS
5 [.]C̣ỊẠ[---]NIVS · LVBAIN̂IV̂S · MI[.]
6 [.]C̣ỊẠ [---]NIVS · M̂ESSOR · MIḶ[---]
7 [---]ỊṢ[---]IVS · VERINVS
8 [---]O SE[---]ṢVIS · EX · IVSSV · IP̣
9 [---]RV[---]V · S · L · M
1 Matribus Octocannis
2 Albinius Gratinu(s) Albinius
3 [---]ulus Albinius Ursulus
4 [Alb]inius Paternus milis(!)
5 [.]CIA[---]nius Lubainius mi[l(is)]
6 [.]CIA[---]nius Messor mil[is]
7 [---]IS[---]ius Verinus
8 [pr]o se [et] suis ex iussu ip-
9 [sa]ru[m] v(ota) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)
Civitas | CCAA |
Apparatus criticus | Z. 2:
Gratînus – Rüger; Gratinus – AE, EDH; ohne Ligaturen – AE, EDH
Z. 3: Âlbulus – Rüger; Albulus – AE, Reichmann, EDH; ohne Ligaturen – AE, EDH Z. 4: Âlbinius – Rüger; Albinius – AE, EDH; [Al]binius – Reichmann Z. 5: Oglannius Lubainus mil(es) – Rüger, AE, EDH; Daci Albinius Lubainus mil(is), im Text des dazugehörigen Aufsatzes: Iubainus – Reichmann Z. 6: [O]glannius Messor milis(!) – Rüger, AE, EDH; Daci Albinius Messor milis – Reichmann Z. 7: [---]issinius – Rüger, AE, EDH; Daci Albinius Verinus – Reichmann Z. 8: pro se et – Rüger, AE, Reichmann, EDH Z. 9: sarum – Rüger, AE, EDH |
Übersetzung Deutsch |
Für die Matres Octocannae!
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Übersetzung Englisch |
To the Matres Octocannae!
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Autopsie | vidimus (21.5.2019) |
Editionen und Lesungen | Rüger 1981, 16 AE 1981, 686 Reichmann 1998, 129 |
Elektronische Ressourcen | HD005386
(Version vom 7. März 2019) (Epigraphische Datenbank
Heidelberg) EDCS-09001549 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby) www.trismegistos.org/text/208786 (zuletzt aufgerufen am 29. Juni 2021) (Trismegistos) |
Fundort antik | Gelduba |
Fundort modern | Krefeld |
Fundstelle | Hafen von Krefeld, im Bereich des Auxiliarlagers Gelduba |
Fundumstände | stammt aus der spätrömischen Befestigung des Auxiliarkastells von Gelduba |
Fundjahr | 1977 |
Verwahrung | Krefeld, Museum Burg Linn |
Inventarnummer | 1977/11 |
Inschriftträger | Aedicula-Altar |
Material | Sandstein |
Archäologische Klassifikation |
Architektur
Aufsatzschmuck Bank Frucht Götterbild Keule Lunula menschliche Figur männliche Figur Nadel Obstschale Opferdiener Opferdienerin Pilaster Ranke Reliefdekor Reliefschmuck Schild Schmuck weibliche Figur |
Beschreibung Objekt | Der einfache Sockel ist in der linken Ecke ein kleines bisschen, in der rechten Ecke zu einem größeren Stück abgebrochen. Der Altarkörper mit dem nicht gerahmten Inschriftenfeld ist durch einen vorspringenden Grat von der Aedicula getrennt, von der die unteren Reste der Pilaster zu beiden Seiten und das Götterbild mit den drei Matres erhalten ist. Die Pilaster stehen auf einer dreistufigen Basis. |
Zustand Objekt | größere Fehlstelle/n |
Maße | Höhe: 126,0 cm Breite: 74,5 cm Tiefe: 33,0 cm |
Ikonografie | Die drei sitzenden, in der Inschrift als Matres bezeichneten Frauen folgen dem Darstellungsschema der drei Matres. Die beiden äußeren tragen die voluminöse Haube, wenngleich sie etwas flacher und nicht so hoch gerundet auf ihrem Kopf sitzt. Auffällig ist das Vorhandensein von deutlich erkennbaren Nadeln, die die Haube an beiden Seiten festzuhalten scheinen. Die Gesichter sind in groben Zügen nachvollziehbar, z.B. sind die groß wirkenden Augen klar erkennbar. Die mittlere Matrone trägt das Haar offen; es fällt ihr in zwei dicken Strängen zu beiden Seiten auf die Schultern. Der weite, schwere Mantel wird in Brustmitte von einer Spange gehalten und wirft besonders bei den Knien auffallende Falten. Die langen Kleider der Matres reichen bis zu ihren Füßen, die leicht verwittert wirken. Auf dem Schoß halten alle drei vermutlich einen Korb, jedoch ist nichts Genaues erkennbar. Um den Hals tragen die Matres Ketten, die ein Lunula-Anhänger ziert. Der Halsschmuck wirkt ebenso wie die Gesichter grob und teigig. Die Sitzbank ist zwar durchgehend, besitzt aber keine sichtbare Lehne. Im Allgemeinen wirkt die Darstellung klobig und niedergedrückt. Dennoch sind die äußeren Matres der mittleren zugewandt, d.h. durch diese vorgetäuschte Rundung entsteht der Eindruck der Räumlichkeit. Die Nische und die Figuren sind nicht besonders tief in den Stein gearbeitet. Auf der rechten Seitansicht, laut Rüger (1981, 320-304), ist eine barhäuptige Opferdienerin zu sehen, mit langen Haaren und von ihren Händen herabhängenden Girlanden. Sie steht auf einem Kapitell bzw. Akanthusbaluster – ebenso ist der links zu sehende Opferdiener dargestellt. Unter der Dienerin ist des Weiteren eine diagonale Hasta (bzw. eher eine Lanze oder ein Speer) hinter einem Rundschild (parma) zu sehen, unter dem Diener ist eine Herkules-Keule erkennbar. Die Bildnisse von Opferdienerin und Opferdiener sind von zwei Pilastern ohne Dekor eingerahmt, während die Reliefregister darunter nur einen einfachen schmalen Rahmen aufweisen. |
Inschrift | Der Inschriftentext ist fast vollständig erhalten. Er ist stark abgerieben und am linken Rand von Z.3 bis 9 nicht mehr lesbar. Am Beginn von Z.5 und 6 sind nur eine nach links gebauchte Rundung und eine senkrechte Haste erkennbar; sie können als C bzw. I gelesen werden, aber auch andere Lesungen sind denkbar; in beiden Zeilen scheinen sich anschließend Reste eines A erhalten zu haben. Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: In Z.2 findet sich eine Ligatur von I und N mit Erhöhung der linken senkrechten Haste des N (H: 4,5 cm) und ein kleines V (H: 2,0 cm); in Z.5 eine Ligatur von N und I mit Erhöhung der rechten senkrechten Haste des N (H: 4,4 cm) |
Technik | gemeißelt |
Buchstabenhöhe (cm) | 3,8–4,0 cm |
Notabilia Varia | v.4 et 6: „milis“ pro „miles“ |
Kommentar Götternamen |
Octocannae: keltisch, die Etymologie weist auf Baumgottheiten hin: ‘die Fichtengöttinnen’ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141) Vorkommen in theonymischen Formularen:
Matres Octocannae:
Matronae Octocannae:
Octocannae: Alle Inschriften für Octocannae stammen aus dem Raum Krefeld. Alle bis auf eine (CF-GeI-84) wurden in Krefeld-Lank (Gripswald) gefunden. |
Kommentar allgemein |
Als Dedikanten treten in der Inschrift 7 männliche Personen mit Gentil- und Cognomen, aber ohne Praenomen, auf. 4 davon tragen gesichert das Gentile Albinius, bei den 3 restlichen könnten die Gentilnomina zumindest auf Albinius ergänzt werden. Albinius: italisches Gentilnomen oder einheimisches Pseudogentilnomen (Kakoschke 2006, GN 43) Gratinus: lateinisches Cognomen, Weiterbildung des Cognomens Gratus (Kakoschke 2007, CN 1462) Ursulus: lateinisches Cognomen, Weiterbildung (Diminutiv) der Cognomens Ursus, gängiger Name (Kakoschke 2007, CN 3178) Paternus: lateinisches Cognomen, überall gängiger Name, tritt verstärkt im Großraum Gallien, in Norditalien und in Hispanien auf (Kakoschke 2007, CN 2299)
Oglannius: Der Name wurde so von Rüger gelesen - einheimische Bildung (mit keltischer Basis?)? Der Name ist nur in dieser Inschrift belegt (Kakoschke 2006, GN 887). Messor: lateinisches Cognomen (Kakoschke 2007, CN 2035) Verinus: lateinisches Cognomen; Weiterbildung des Cognomens Verus (Kakoschke 2007, CN 3281) |
Zitiervorschlag | CF-GeI-84, hdl.handle.net/11471/504.50.84 |
Lizenz | Creative Commons BY-NC 4.0 |