Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


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Gesachenae

CF-GeI-53

MAT̂RONIS

ETTT̂RA

HEN̂IS

ET

  5 G̣ESA

HEN̂IS

M IVL AMAN̂ḌVS

Matronis

Etttra-

henis

et

  5 Gesa-

henis

M(arcus) Iul(ius) Amandus

CivitasCCAA
Apparatus criticusZ. 1: ohne Ligatur – ILS, Espérandieu, Alföldy
Z. 2: ohne Ligatur – ILS; Ettra – Espérandieu; Etttrra – Alföldy
Z. 3: ohne Ligatur – ILS, Espérandieu, Alföldy
Z. 6: ohne Ligatur – IlS, Espérandieu, Alföldy
Z. 7: Amanus – ILS; Aman[.]us, möglw. Amandus – CIL; Aman[d]us – Espérandieu, Lehner; noch eine zusätzliche Z.8 mit [ex imp(erio) ips(arum) l(ibens) m(erito) ?] – Alföldy
Übersetzung Deutsch

Für die Matronae Etttrahenae und Gesahenae!
Marcus Iulius Amandus.

Übersetzung Englisch

To the Matronae Etttrahenae and Gesahenae!
Marcus Iulius Amandus.

Autopsievidimus (26.9.2018)
Editionen und LesungenILS 4802
CIL XIII 7895
Lehner 1918, Nr.326
Espérandieu VIII 6349
Alföldy 1967, 2 Nr.3
Biller 2010, 91
Elektronische RessourcenEDCS-11100120 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/414958 (zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021) (Trismegistos)
Fundort modern Bettenhoven
Fundstellein einem Grab
Fundumständegemeinsam mit CF-GeI-270
VerwahrungBonn, Rheinisches Landesmuseum
InventarnummerU 50
InschriftträgerWeihealtar mit Aediculadarstellung in Relief
MaterialSandstein
Archäologische Klassifikation Architektur
Aufsatzschmuck
Bank
Baum
Blattdekor
Frucht
Götterbild
Laubbaum
Libation
menschliche Figur
Metallklammer
männliche Figur
Obstschale
Opferschale
Opferszene
Reliefdekor
Reliefschmuck
Rosette
Stifter
weibliche Figur
Beschreibung Objekt

Der Weihealtar ist unter dem Relieffeld abgebrochen, daher ist die Gestaltung des Sockels bzw. des weiteren Altarkörpers unklar. Über dem eingetieften Relieffeld mit Opferszene schließt das nicht gerahmte Inschriftenfeld an. Inmitten der Inschrift ist eine Aediculadarstellung nachempfunden worden. Die Darstellung wird von einem vorspringenden doppelbogigen Wulst umrahmt. Die Bögen wölben und treffen sich spitz zulaufend genau über dem Haupt der mittleren Matrone. Der Altarkörper wird durch ein glattes Gesims vom Aufsatz getrennt, der verwitterte Pulvini und die Reste eines Giebels trägt.

Zustand Objekt vollständig
MaßeHöhe: 110,0 cm
Breite: 65,0 cm
Tiefe: 20,0 cm
IkonografieDas Reliefdekor ist nur schlecht erhalten. An den Seiten der Pulvini ist jedoch geschupptes Blattdekor erkennbar, sowie der Rest einer Rosette im Giebelfeld. Laut Lehner befindet sich am Aufsatz ein halb erhaltener Teller mit Früchten (Lehner 1918, 148f.). Es handelt sich dabei um sehr kleine, aber viele Früchte, vermutlich Nüsse o. Ä. Die Matronendarstellung wurde in diesem Fall besonders umgesetzt. Die Aedicula ist nur als Relief inmitten des Inschriftenfeldes erhalten und in Form eines Doppelbogens angelegt. Die drei Frauen sitzen gerade nebeneinander und sind frontal dargestellt. Charakteristisch sind die Matronenhauben für die äußeren beiden Frauen. Die mittlere Göttin hat einen sehr schmalen, obendrein beschädigten, Kopf und vermutlich offenes Haar. Auf Schulterhöhe ist die Rückenlehne der gemeinsamen Sitzbank zu erkennen. Da die Matronen stark bestoßen sind, ist nicht klar, was sie mit ihren Händen auf ihrem Schoß gehalten haben. Von ihrer Kleidung ist nur unterhalb der Knie ein Ansatz an Falten und Form erhalten. Das Relieffeld unterhalb des Inschriftenfeldes ist eingetieft und hat so einen glatten Rahmen erhalten. Vier Personen stehen in Paaren um einen zentrierten Altar, eine davon eine Frau mit langem Gewand, vermutlich einem auf der Brust zusammengehaltenem Mantel, und der charakteristischen Matronenhaube am Kopf. Sie steht links vom Altar und scheint etwas in der Hand zu halten (Feuer?) und zum Altar zu reichen, auf dem ihr nächstes Gegenüber rechts vom Altar eben eine Trankspende aus einer Schale darbringt. Die männliche Gestalt trägt eine Toga. Da der Kopf bestoßen ist, kann nicht klar gesagt werden, ob er den Ritus mit ‚capite velato‘ vollzieht, er trägt jedoch das dafür vorgesehene Gewand. Die Gestalt links von der Frau in Matronentracht dürfte ebenfalls eine weibliche Gestalt sein, erkennbar ist eine Gewandung ähnlich dem langen Mantel. Der Kopf ist zwar beschädigt, sie trug jedoch keine Haube. Sie streckt ihren Arm zu der Frau vor ihr aus und scheint deren angewinkelten Arm zu berühren. Die Gestalt rechts außen neben dem Mann ist vermutlich ein weiterer Mann in Toga. Auf den Schmalseiten sind kaum erkennbare Reste von Blättern im oberen Teil des Relieffeldes erkennbar; es dürfte sich eventuell um Laubbäume gehandelt haben. Auf der linken Schmalseite ist im unteren Bereich eine längsrechteckige Metallklammer erkennbar. Da sie von Beton umgeben ist, dürfte sie einer modernen Stabilisierung dienen. Auch auf der rechten Seite ist im unteren Bereich eine solche Klammer deutlich erkennbar.
Inschrift

Der Inschriftentext ist vollständig erhalten. Z.1 weist deutlich größere Lettern auf als die folgenden. Alle Zeilen unter der ersten sind stark abgerieben aber lesbar. In Z.2 überschreibt der letzte Buchstabe in der Zeile A ein R.
Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: Z.3 eine Ligatur von N und I mit erhöhter rechter vertikaler Haste (H: 6,0 cm); Z.6 eine Ligatur von N und I mit erhöhter rechter vertikaler Haste (H: 5,6 cm)

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)5,0–8,3 cm
Kommentar Götternamen

Gesahenae: Variante von Gesachenae: keltischer Zugehörigkeitsbeiname: ‚die zum Stamme der keltisch benannten Gesates (die mit dem Speer Bewaffneten) Gehörigen‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 143)
So auch Gesationum: keltischer genetivischer Zugehörigkeitsbeiname: ‚die zum Stamm der keltisch benannten Gesates („die mit dem Speer Bewaffneten“) Gehörigen‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 143); anders Alföldy (1967, in BJB 167, 438), der eine germanische Sippe vermutet

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Gesachenae:
- Germania Inferior: insgesamt 3x belegt (CF-GeI-16, CF-GeI-53 und CF-GeI-54), wobei sich jedoch in der hier besprochenen Inschrift das weiter vorne genannte Matronae möglicherweise auch auf die Gesachenae bezieht - außerhalb der Germania Inferior: -

Matronae Gesachenae:
- Germania Inferior: 2x belegt (CF-GeI-52 und CF-GeI-55) - außerhalb der Germania Inferior: -

Matronae Gesationum:
- Germania Inferior: nur in CF-GeI-56 bezeugt - außerhalb der Germania Inferior: -

***

Nicht keltische Götternamen:

Matronae Etrahenae:
germanische Wassergottheiten (Spickermann/de Bernardo Stempel 2005, 145)

***

Die gemeinsame Nennung von Gesahenae und Ettrahenae in dieser Inschrift findet eine Parallele in CF-GeI-16.

Kommentar allgemein

Marcus Iulius Amandus: tria nomina
Iulius: lateinisches kaiserliches Gentilnomen, überall äußerst gängig (Kakoschke 2006, GN 621) Amandus: lateinisches Cognomen, überall gängiger Name (Kakoschke 2007, CN 146)

ZitiervorschlagCF-GeI-53, hdl.handle.net/11471/504.50.53
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, CIL XIII Projekt, CC BY-NC
Bild 2: , Rechte vorbehalten
Bild 3: oben, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC
Bild 4: links, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC
Bild 5: rechts, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC